05.11.2011, 20:04
Hallo ihr Lieben,
überraschend habe ich heute Nacht diesen Teil getippt.
Ich mag ihn recht gerne, aber entscheidet selbst!
Vielen dank für euer FB!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
9. Easy come, easy go
Rory stand vor ihren offenen Kleiderschrank, bemüht etwas Passendes für das Freitagsdinner bei den GroÃeltern auszuwählen. Aufgrund des Zeitmangels entschied sie sich für einen grauen Pullover und einen immer passenden schwarzen Rock.
Die Tage nach Tom Greenwich tragischen Selbstmord, waren für sie eine doppelte Belastung gewesen. Einerseits gab es da den Stress in der Arbeit, der sie täglich bis 9 Uhr abends im Büro festgehalten hatte, andererseits war sie dabei gewesen, wie sich jemand das Leben genommen hatte.
Erschöpft lieà sie sich für einen Moment auf ihr Bett fallen, prüfend geleitete ihr Blick durch das Zimmer, alles war an seinem Platz. Ihre Bücher standen ordentlich geordnet in den Regalen, inständig wünschte sie sich wieder mehr Zeit für diese zu haben. Lächelnd erhob sie sich und strich mit den Fingern über die Einbände ihrer Lieblingswerke, amüsiert stellte sie fest, dass sich auf ihren Fingerspitzen Staub bildete. Kein Wunder, schlieÃlich war sie beinahe zwei Jahre nicht zu Hause gewesen. Unbewusst fiel ihr ein kleines weiÃes Buch mit schwarzen Rand ins Auge, vorsichtig zog sie es zwischen James Joyce „Ulysses“ und Charles Bukowskis „Ham on Rye“ hervor.
Seit Ewigkeiten hatte sie dieses Buch nicht mehr in ihren Händen gehalten, wie zerlesen es doch war. Neugierig schlug sie die erste Seite auf, und nur den Bruchteil einer Sekunde später wieder zu. Oh mein Gott, wie hatte sie das nur vergessen können? Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Unweigerlich sah sie ihn vor sich, die Hände in der Hosentasche vergraben, das Gesicht zu einen schiefen Lächeln verzogen, das seine warmem, braunen Augen strahlen lies. Noch heute, hörte sie seine Stimme, fast so als würde er neben ihr stehen. „Oliver Twist“ klang es in ihren Ohren.
Erneut schlug sie das Buch auf, wie in Trance strich sie über Jess Bemerkungen die er für sie vor über einen halben Jahrzehnt mit Bleistift notiert hatte. Sie konnte noch immer spüren an welchen Stellen er fester aufgedrückt hatte, schmunzelnd überflog sie die Zeilen.
„Hey, Rory! Wir sind gleich fertig, Luke braucht wie immer ewig, wahrscheinlich steckt seine Krawatte schon wieder im Reisverschluss seiner Hose fest“ schrie ihre Mutter aus der Küche.
„Lorelai, hör auf damit“ hallte Lukes entsetzte Stimme aus dem Wohnzimmer.
Sie zuckte erschrocken zusammen, schon sehr bald würde sie ihrer Mum alles erzählen müssen, es gab am Wochenende keine Arbeit mehr in die sie flüchten konnte. Tief in ihr drin wusste sie, dass sie sich nach einen Gespräch mit ihrer Mutter besser fühlen würde, nichtsdestotrotz hatte Angst vor ihrer Reaktion.
„Rory, das mit der Krawatte ist nur ein einziges Mal passiert, und auch nur weil mich deine Mutter abgelenkt hat“ erklärte Luke und warf dabei seiner Frau vom Beifahrersitz aus böse Blicke zu.
„Klar, und die anderen drei zerrissenen Krawatten haben wir so gekauft“ kicherte Lorelai.
„Ich hab dir gesagt, dass das dein komischer Hund war!“
„Paul Anka hat Angst vor Krawatten, er hält sie für Hundeleinen, und von denen hat er noch immer ein Trauma“
„Sehr normal, und vergessen wir nicht, dass er auch Angst vor meinen Socken hat! Die ich jetzt immer oben in die Schubladen legen muss“
„Ihr seid schon ein Richtiges Ehepaar“ warf Rory vom Rücksitz aus ein.
„Wir sind zwar noch nicht so gut wie Al & Peggy Bundy, aber wir arbeiten daran“ konterte Lorelai, und Luke schüttelte nur den Kopf.
„WeiÃt du was Luke gesagt hat? Er würde sich lieber 3-mal Casablanca mit mir ansehen, als jeden Freitag hier anzutanzen“ erzählte Lorelai ihrer Tochter als sie vor der Haustür der GroÃeltern standen.
„Weil mich dein Dad sicher wieder dazu überreden will Aktien und Fonds oder auch gleich die ganze Welt zu kaufen, und ich absolut keine Ahnung davon habe“
„Ihr könnt euch aber beide nicht drücken“ erinnerte sie Rory, und drückte auf den Knopf für die Türklingel.
Wenige Sekunden später wurden sie auch schon von einem ihnen unbekannten Dienstmädchen hereingebeten.
„Rory! Lorelai“ begrüÃte Emily die beiden überschwänglich „Guten Tag Luke“ fügte sie mit einem spitzen Lächeln hinzu.
„Gibt Sienna eure Mäntel“ forderte sie die drei auf.
Sie taten wie ihnen geheiÃen wurden, und folgten Emily im Gänsemarsch in Richtung Wohnzimmer.
„Sienna kommt aus Neuseeland“ erzählte Emily.
„Isst sie denn viele Kiwis?“ feixte Lorelai in Richtung ihrer Mutter.
„Das weià ich nicht“
„Vielleicht hortet sie oben Kiwi Bäume in ihren Zimmer die bis unter die Decke wachsen! Einestages öffnest du dann die Tür zu ihrem Zimmer und darin befindet sich ein Urwald bestehend aus lauter Kiwis“
„Das ist dann aber ein gesunder Urwald“ warf Rory ein, und setzte sich zwischen ihre Mutter und Luke auf das Sofa.
„Richard! Kommst du bitte! Lorelai braucht ganz dringend was zu trinken“ rief Emily.
„Ich komme schon, ich komme schon! Lorelai was möchtest du denn?“ fragte Richard der soeben im Wohnzimmer erschienen war, an seine Tochter gewandt.
„Einmal Kiwisaft“ kicherte Lorelai woraufhin Rory auflachte und ihrer Mum mit dem Ellbogen einen Stoà in die Rippen versetzte.
„Ach sehr gut, Witze über das Neuseeländische Dienstmädchen!“ schmunzelte er und machte sich auf dem Weg um die Drinks zu mixen.
„Richard!“ ermahnte Emily ihren Gatten mit einem strengen Blick.
„Schon gut, was darf es denn nun für euch nun wirklich zum Trinken sein?“ wollte Richard wissen.
„Gin Tonic und einen Gin Tonic“ kam es von Lorelai wie es aus der Pistole geschossen.
„Ein Wasser“ fügte Rory hinzu.
„Und Luke, möchtest du ein Bier?“ fragte Emily höflich.
„Ja, das wäre sehr nett, danke“ antwortete Luke lächelnd, und fummelte dabei an seiner Krawatte herum.
Lorelai blickte an die Decke und verdrehte dabei genervt die Augen, ihre Mutter konnte es einfach nicht lassen.
Richard reichte ihnen die Drinks, und setzte sich dann auf den bequemen Sofasessel neben seine Frau.
„Hach Rory, dein GroÃvater und ich sind so stolz auf dich“ säuselte Emily und hob sie Montagsausgabe der New York Times vom Couchtisch.
„Was warum seid ihr Stolz auf sie?“ wollte Lorelai wissen und blickte abwechselnd ihre Mutter und ihre Tochter an.
„Danke, Mum“ bemerkte Rory.
„Nein, Schatz so meinte ich das nicht! Ich bin schon stolz auf dich seit du mit 4 wolltest. dass ich dir ´´Krieg und Frieden´´ vorlese, und ich dachte es sei ein Märchenbuch! Also Mum, warum seid ihr stolz?“
„Weil Rorys Name auf Seite drei der Times abgedruckt wurde! Das würdest du wissen wenn du sie gründlicher lesen würdest“ belehrte Emily ihre Tochter und warf ihr dabei einen ihrer vernichtenden Blicke zu.
„Dein Name war in der Zeitung? Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten den Artikel ausgeschnitten und ihn hinter Panzerglas eingerahmt und ihn zwischen die Kinderfotos von dir im Hasenkostüm gestellt“
„Mum, ich-“
„Sehen wir es uns doch einmal an“ strahle Emily, packte die Zeitung und breitete sie über den Wohnzimmertisch aus. Richard rückte seine Brille zurecht und zeigte auf jene Stelle an der Rorys Namen erwähnt wurde.
„Das ist doch so winzig! Man sollte zur Zeitung auch eine Lupe bekommen“ beschwerte sich Lorelai.
„Recherchiert von Lorelai Gilmore“ las Richard voller Stolz vor.
„Hörst du Luke, ich hab was für die Times geschrieben“ gluckste Lorelai.
„Das ist doch toll, Rory“ beglückwünschte Luke seine Stieftochter ohne auf die Anspielung seiner Frau einzugehen.
„Warum hast du uns nichts gesagt?“ fragte Lorelai erneut.
„Nun ja, es war der Tag an dem sich Tom Greenwich umgebracht hat, und ich war so aufgewühlt … ich wollte das alles nur vergessen“ entgegnete Rory.
„Hach, Schätzchen“ flüsterte Lorelai und drückte ihre Tochter kurz an sich.
„Das ist uns doch egal, dass sich dieser verrückte Wichtigtuer umgebracht hat! Rorys Name steht in der Zeitung, das ist ein Grund zu feiern! Wer will ein Glas Champagner?“ lächelte Emily.
„Darf ich vorstellen? Meine Eltern: Emily und Richard Gilmore, die pietätlosesten Menschen von ganz Connecticut“
„Servieren Sie bitte den nächsten Gang, Sienna“
„Sehr wohl, Mrs. Gilmore“
„Was gibt es denn als Hauptgang?“ erkundigte sich Lorelai, die nach der Kürbissuppe und dem Rote Beete Salat mit Ziegenkäse auf etwas Essbares hoffte.
„Lachs mit Meerrettich Kruste“
„Schon wieder Fisch?“ seufzte Lorelai und zog dabei einen Schmollmund.
„Dein Vater soll viel Lachs Essen, Doktor Parker hat gesagt das ist genau das richtige für ihn“
„Dr. Parker?“
„Er ist einer der besten Diätlogen des Landes, er betreut auch einige Berühmtheiten in Hollywood“ erzählte Emily stolz.
„Wahrscheinlich sieht Linday Lohan neuerdings so abgemagert aus, weil ihr von dem vielen Lachs immer schlecht wird“ stänkerte Lorelai munter weiter.
„Das könnte ich mir durchaus vorstellen“ räusperte sich ihr Vater.
„Richard!“ rief Emily schockiert, verstummte aber sofort, da das Dienstmädchen im Esszimmer erschienen war, um den Hauptgang zu servieren.
„Das sieht köstlich aus, Emily“ lächelte Luke um die Wogen etwas zu glätten. Unauffällig musterte er das mickrige Stückchen Lachs auf seinen Teller, er würde nachher wohl noch etwas zu Essen brauchen.
„Dankeschön, Luke“ flötete Emily.
„Argh!“ raunte Lorelai.
„Geht es dir gut, Lorelai? Brauchst du deine Tabletten?“ fragte ihre Mutter, doch Lorelai schüttelte den Kopf und wandte sich wieder den Teller zu.
„Und deiner Tochter geht es gut?“ setzte Emily an Luke gewandt nach.
„Ãhm, ja … sie die Klassenbeste in der Schule … und vor ein paar Wochen hat sie einen Naturwissenschaftlichen Preis gewonnen … weil sie herausgefunden hat, wie lange Sandflöhe bei geänderten Bedingungen überleben können“ stotterte Luke, wenn es um April ging wurde er immer noch sichtlich nervös.
„Interessant, nun da ihr beide verheiratet seid, frage ich mich natürlich wann wir die Kleine auch einmal kennenlernen werden! Ich meine, bei der Hochzeit hat sie uns einmal kurz die Hand geschüttelt, aber ich denke nicht dass sie weià wer wir sind“ erläuterte Emily die Situation aus ihrer Sicht.
„Nun, es waren ja auch viele Leute auf der Hochzeit“ erinnerte sie Luke.
„Nicht so viele wie es hätten sein sollen, Lorelais Cousine Sarah ist noch immer empört“
„Mum, Sarah ist nicht einmal meine richtige Cousine, sondern die Tochter deiner Cousine, was bedeutet dass sie und ich nicht verwandt sind“ warf Lorelai ein.
„Wie auch immer, da ihr jetzt eine Familie seid, wollen wir das Kind richtig kennen lernen“
„Okay“ antwortete Luke zaghaft, und warf seiner Frau hilfesuchende Blicke zu.
„Irgendwann mal klappt das bestimmt“ versuchte es Lorelai, sie durften sich jetzt ja nicht in die Ecke drängen lassen.
„Wann?“ hakte Emily nach.
„Keine Ahnung, Mum“ antwortete Lorelai mit zusammengepressten Zähnen.
„Wann kommt sie denn das nächste Mal her?“ lies Emily nicht locker.
„Ahm, übernächstes Wochenende“ beantwortete Luke die Frage, was Lorelais und Rorys Reaktion nach falsch gewesen zu sein schien.
„Wunderbar, dann könnt ihr sie freitags mitnehmen zum Dinner“ strahlte Emily.
„Das ist wie bei Titanic, entweder du springst ins Eiskalte Wasser und erfrierst oder du wirst mit dem Schiff nach unten gezogen und zerquetscht – im Grunde gibt es keinen Ausweg“ raunte Lorelai gerade so laut, dass es ihre Tochter hören konnte.
„WeiÃt du, April wird wahrscheinlich erschöpft sein, nach dem langen Flug! Es wäre vielleicht besser wenn wir alleine kommen und-“
„Ich erwarte euch um Punkt Sieben, Lorelai“ sagte Emily in einen Ton der keine Widerrede duldete.
„Das habt ihr zwei echt gut hingekriegt“ grinste Rory nachdem ihre GroÃmutter die Türe hinter ihnen geschlossen hatte, und klopfte den beiden aufmunternd auf die Schultern.
„Wie macht sie das bloÃ?“ seufzte Luke und warf dabei die Hände in die Luft.
„Keine Ahnung, komm las uns fahren, ich hab Hunger“ resignierte Lorelai genervt.
„Das muss aber noch ein Stück breiter werden“ schrie Lorelai von der Veranda aus Kirk zu, den sie damit beauftragt hatte, die Auffahrt neu zu betonieren.
„Ja, wenn der Beton reicht!“ erwiderte Kirk und blickte verunsichert in die Mischmaschine die nur mehr zu einen Drittel voll war.
„Kirk, verdammt! Die Auffahrt muss breiter sein, sonst passt Luke mit seinen Pick-up nicht durch“
„Dann müsst ihr euch halt Motorräder kaufen! Ich wollte schon immer eines haben, aber meine Mutter hat es mir nie erlaubt! Einmal da hatte ich ein ferngesteuertes Motorrad aber irgendwann hat es Mrs. Lychfields fetter Hund zerbissen“
„Geh an die Arbeit, Kirk“ fauchte Lorelai.
„Sei nicht so fies zu ihm“ gluckste Rory, die auf der blauen Korb Bank neben ihrer Mum auf der Veranda saÃ.
„Pink steht mir ausgezeichnet“ stellte Lorelai fest und wedelte mit ihren frischlackierten Fingern durch die Luft.
Es war Samstagsvormittag, Luke arbeitete im Cafe und Lorelai hatte es geschafft sich frei zu nehmen. Wenn auch unter Michels heftigen Protest, bei denen mehrere Französische Wörter gefallen waren, von denen sie stark vermutete, dass sie nicht jugendfrei waren.
„Stimmt, man merkt gar nicht, dass er aus der Kinderabteilung ist, und ein Hellokitty Gesicht auf der Verpackung war“
„Tja, jeder ist eben nicht so Stilsicher wie du und entscheidet sich für farblosen Nagellack“
„Das ist Nagelhärter und keine Nagellack“
„Wie auch immer! Was hast du denn heute noch vor?“ fragte Lorelai.
„Hm, ich muss ein paar Sachen recherchieren, einen Artikel abtippen, aber ansonsten möchte ich mich einfach nur entspannen“ lächelte ihre Tochter
„Zieh die Decke nicht immer mehr auf deine Seite, meine Zehen fallen noch ab“
Obwohl die Sonne vom Himmel strahlte hatte es auch Ende Februar nicht mehr als 5 Grad über Null. Rory seufzte und breitete die Stoffdecke so aus, dass ihre Mutter zufrieden war.
„Rory, ich mach es jetzt kurz und schmerzlos, sag mir bitte was mit dir los ist? Es ist doch nicht nur die Sache wegen dem Unglück diese Woche! Irgendetwas ist davor schon passiert … ich hab nur keine Ahnung was“
Rory zog die kalte Winterluft ein und atmete langsam aus, sie hatte gewusst dass dieser Moment unweigerlich kommen würde, genauso wie Montage, man versuchte sie zu verdrängen aber sie kamen trotzdem.
„Du hast Recht Mum, es ist etwas passiert“
Zögernd fischte sie das dünne weiÃe Buch mit dem schwarzen Rand, dass sie seit gestern in ihrer Jackentaschetrug, hervor.
„Du hast dir ein Buch gekauft? Das ist alles? “
Mit groÃen Augen starrte sie das weiÃe etwas in ihren Händen an, unschlüssig schlug sie es auf der ersten Seite auf und reichte es ihrer Mutter, die sie nur verständnislos anblickte.
„Soll ich es dir vorlesen? Ich glaube das kannst du schon selber“
„Nein“ antwortete Rory mit tonloser Stimme und starrte auf ihre frisch lackierten Zehen.
Lorelai blickte verwirrt zu ihrer Tochter hinüber, wandte sich dann aber wieder den Buch in ihrer Hand zu.
„Ich sollte dir vertrauen obwohl ich dich nicht kenne, jetzt musst du unfreiwillig mir vertrauen, denn ich habe dein Buch entwendet. Wenn du das je liest, dann hast du es zurückbekommen, ich hoffe du kannst meine Notizen lesen“ las Lorelai laut vor und wurde daraus nicht schlauer.
„Ich hatte es völlig vergessen, und plötzlich ist es mir gestern wieder in die Hände gefallen“
„Rory, was hast du vergessen? Ich verstehe das alles nicht!“
„Er hat das für mich damals geschrieben, als er nach Stars Hollow kam“
„Wer? Wer hat das für dich geschrieben?“ schrie Lorelai nun schon beinahe, ihre Stimme war viel höher als sonst.
Rory schnaubte verächtlich, langsam drehte sie sich zur Seite und blickte ihrer Mutter in die blauen Augen, die ihren so sehr glichen.
„Jess“ flüsterte sie.
„Wann hat er das geschrieben? Als er bei der Hochzeit war?“
„Nein, als er damals hierhergezogen ist“ schüttelte Rory den Kopf, sie spürte einen groÃen Klos im Hals, Tränen stiegen in ihr hoch.
„Rory, Schatz! Bitte erzähl es mir endlich, warum nimmt dich etwas so sehr mit was Jess vor Jahren geschrieben hat?“
„Weil wir uns geküsst haben“
Lorelai klappte die Kinnlade hinunter, mit offenem Mund starrte sie ihre Tochter an, damit hatte sie nicht gerechnet! Ebenso gut hätte sie ihr erzählen können, dass Elvis noch lebte und ein Diner in Dallas betrieb.
„Wann?“ stammelte Lorelai.
„Am Abend nach der Hochzeit, wir haben uns zufällig bei Luke im Cafe getroffen, weil drinnen noch Licht brannte und ich nachsehen wollte“
„Aber er hat doch eine Freundin?“
„Keine Ahnung, sie war oben, wahrscheinlich hat sie schon geschlafen, es war ziemlich spät“ brachte Rory mühsam hervor und Tränen liefen ihr über die Wangen.
„Ihr habt euch nur geküsst? Mehr nicht?“
„Nein, es ist nicht mehr passiert! Nach all dem was damals in Philadelphia passiert ist, es war einfach so komisch ihn wiederzusehen“
„Was ist in Philadelphia passiert, Rory?“ sagte ihre Mum auf einmal ganz ruhig.
„Damals haben wir uns auch geküsst, aber ich war verletzt wegen Logan und den Brautjungfern, ich hab den keine Bedeutung beigemessen. Oh mein Gott“ schluchzte sie und ihre Mum legte schützend den Arm um ihre Schultern.
„Ist schon gut, Schatz“ hauchte Lorelai und drückte ihre Tochter an sich.
„Nein, ist es nicht! Ich weià nicht weiter! Jedes Mal wenn ich Jess begegne sind da diese Gefühle, und ich kann mich nicht dagegen wehren“
„Sch! Schatz! Beruhig dich doch einmal! Eure Geschichte wurde damals so abrupt beendet, es ist wahrscheinlich völlig normal dass deine Gefühle verrücktspielen“
„Ich hab keine Ahnung was ich jetzt tun soll“ jammerte Rory und setzte sich wieder aufrecht hin.
„Vielleicht solltest du einfach abwarten, ob er sich meldet oder-“
„Das wird er nicht tun, er hat mir eine Nachricht geschrieben, dass wir das geschehene vergessen sollen und es keinen Sinn mehr macht für ihn“
„Macht es denn Sinn für dich, Rory?“
„Keine Ahnung“
„Wir sollten jetzt reingehen, wir holen uns sonst hier drauÃen noch den Tod! Und Kirk guckt auch schon so komisch rüber“
„Was ist denn mit Rory los? Hat sie schon geschlafen als ich nach Hause kam?“ fragte Luke leise an Lorelai gewandt, die auf seiner Brust lag und kleine Kreise darauf malte.
„Es geht ihr nicht besonders gut, aber das wird schon wieder“
„Das kitzelt Lorelai! Ist es wegen der Selbstmord – Geschichte?“
„Hm, nicht nur. Sie und Jess haben sich auf der Hochzeit geküsst“ platzte es aus Lorelai heraus, sie musste es einfach jemanden erzählen. Sie hatte erwartet dass Luke aufspringen würde, oder zumindest einhundert Fragen stellen würde, von denen sie auf keine die Antwort wusste, doch das Gegenteil war der Fall – er lag ganz still da und bewegte sich keinen Millimeter.
„Luke?“
„Hm?“
„Ich habe dir so eben die Neuigkeit des Jahrtausends erzählt und du bist weder schockiert, noch flippst du aus oder schreist herum! Warum?“ wunderte sich Lorelai und rappelte sich hoch um ihren Ehemann in die Augen zu blicken.
„Starr mich nicht so an! Na gut, ich wusste es schon“
„Was du wusstest es? Verdammt noch einmal, woher?“ brüllte sie.
Luke blieb ganz ruhig, und betrachtete Lorelai zwei Sekunden lang bevor er antwortete.
„Von Jess“
„Was er hat es dir erzählt? Wann?“
„Sonntag nach der Hochzeit, er war total niedergeschlagen, ich hab ihm im Cafe gefunden, er brauchte jemanden zum reden“ rechtfertigte sich Luke.
„Aber warum hast du mir nichts gesagt? Er ist der Grund warum es meiner Tochter so schlecht geht“ funkelte sie ihn böse an, sprang aus dem Bett und lief im Zimmer unruhig auf und ab.
„Ich habe Jess versprochen nichts zu sagen, auÃerdem wollte ich warten bis es dir Rory von selber sagt“
„Das ist unglaublich!“
„Lorelai, komm wieder ins Bett!“ bat sie Luke.
„Nein, wir sind verheiratet Luke, du musst mir alles sagen! Zwischen uns darf es einfach keine Geheimnisse geben, sonst funktioniert das nicht“ schüttelte sie den Kopf, blieb ohne Vorwarnung stehen und starrte ihren Ehemann der völlig perplex im Bett lag an.
„Okay, Lorelai! Ich schwöre dir, keine Geheimnisse mehr!“ beteuerte er mit ernster Miene.
Zögerlich legte sie sich zurück ins Bett und zog die Decke bis zu ihrem Kinn hinauf, dann schaltete sie ihre Nachttischlampe aus.
„Was denkst du Lorelai?“ fragte er in die Dunkelheit hinein und ergriff ihre Hand.
„Ich weià es nicht! Wir geben ihnen Zeit, mehr können wir nicht tun“ wisperte sie.
„Dich bedrückt doch noch was?“
„Er sieht Rory so an wie du mich ansiehst, Luke! Schon damals als sie zusammen waren“
Luke sagte nichts, denn darauf gab es keine Antwort.
überraschend habe ich heute Nacht diesen Teil getippt.
Ich mag ihn recht gerne, aber entscheidet selbst!
Vielen dank für euer FB!
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9. Easy come, easy go
Rory stand vor ihren offenen Kleiderschrank, bemüht etwas Passendes für das Freitagsdinner bei den GroÃeltern auszuwählen. Aufgrund des Zeitmangels entschied sie sich für einen grauen Pullover und einen immer passenden schwarzen Rock.
Die Tage nach Tom Greenwich tragischen Selbstmord, waren für sie eine doppelte Belastung gewesen. Einerseits gab es da den Stress in der Arbeit, der sie täglich bis 9 Uhr abends im Büro festgehalten hatte, andererseits war sie dabei gewesen, wie sich jemand das Leben genommen hatte.
Erschöpft lieà sie sich für einen Moment auf ihr Bett fallen, prüfend geleitete ihr Blick durch das Zimmer, alles war an seinem Platz. Ihre Bücher standen ordentlich geordnet in den Regalen, inständig wünschte sie sich wieder mehr Zeit für diese zu haben. Lächelnd erhob sie sich und strich mit den Fingern über die Einbände ihrer Lieblingswerke, amüsiert stellte sie fest, dass sich auf ihren Fingerspitzen Staub bildete. Kein Wunder, schlieÃlich war sie beinahe zwei Jahre nicht zu Hause gewesen. Unbewusst fiel ihr ein kleines weiÃes Buch mit schwarzen Rand ins Auge, vorsichtig zog sie es zwischen James Joyce „Ulysses“ und Charles Bukowskis „Ham on Rye“ hervor.
Seit Ewigkeiten hatte sie dieses Buch nicht mehr in ihren Händen gehalten, wie zerlesen es doch war. Neugierig schlug sie die erste Seite auf, und nur den Bruchteil einer Sekunde später wieder zu. Oh mein Gott, wie hatte sie das nur vergessen können? Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Unweigerlich sah sie ihn vor sich, die Hände in der Hosentasche vergraben, das Gesicht zu einen schiefen Lächeln verzogen, das seine warmem, braunen Augen strahlen lies. Noch heute, hörte sie seine Stimme, fast so als würde er neben ihr stehen. „Oliver Twist“ klang es in ihren Ohren.
Erneut schlug sie das Buch auf, wie in Trance strich sie über Jess Bemerkungen die er für sie vor über einen halben Jahrzehnt mit Bleistift notiert hatte. Sie konnte noch immer spüren an welchen Stellen er fester aufgedrückt hatte, schmunzelnd überflog sie die Zeilen.
„Hey, Rory! Wir sind gleich fertig, Luke braucht wie immer ewig, wahrscheinlich steckt seine Krawatte schon wieder im Reisverschluss seiner Hose fest“ schrie ihre Mutter aus der Küche.
„Lorelai, hör auf damit“ hallte Lukes entsetzte Stimme aus dem Wohnzimmer.
Sie zuckte erschrocken zusammen, schon sehr bald würde sie ihrer Mum alles erzählen müssen, es gab am Wochenende keine Arbeit mehr in die sie flüchten konnte. Tief in ihr drin wusste sie, dass sie sich nach einen Gespräch mit ihrer Mutter besser fühlen würde, nichtsdestotrotz hatte Angst vor ihrer Reaktion.
„Rory, das mit der Krawatte ist nur ein einziges Mal passiert, und auch nur weil mich deine Mutter abgelenkt hat“ erklärte Luke und warf dabei seiner Frau vom Beifahrersitz aus böse Blicke zu.
„Klar, und die anderen drei zerrissenen Krawatten haben wir so gekauft“ kicherte Lorelai.
„Ich hab dir gesagt, dass das dein komischer Hund war!“
„Paul Anka hat Angst vor Krawatten, er hält sie für Hundeleinen, und von denen hat er noch immer ein Trauma“
„Sehr normal, und vergessen wir nicht, dass er auch Angst vor meinen Socken hat! Die ich jetzt immer oben in die Schubladen legen muss“
„Ihr seid schon ein Richtiges Ehepaar“ warf Rory vom Rücksitz aus ein.
„Wir sind zwar noch nicht so gut wie Al & Peggy Bundy, aber wir arbeiten daran“ konterte Lorelai, und Luke schüttelte nur den Kopf.
„WeiÃt du was Luke gesagt hat? Er würde sich lieber 3-mal Casablanca mit mir ansehen, als jeden Freitag hier anzutanzen“ erzählte Lorelai ihrer Tochter als sie vor der Haustür der GroÃeltern standen.
„Weil mich dein Dad sicher wieder dazu überreden will Aktien und Fonds oder auch gleich die ganze Welt zu kaufen, und ich absolut keine Ahnung davon habe“
„Ihr könnt euch aber beide nicht drücken“ erinnerte sie Rory, und drückte auf den Knopf für die Türklingel.
Wenige Sekunden später wurden sie auch schon von einem ihnen unbekannten Dienstmädchen hereingebeten.
„Rory! Lorelai“ begrüÃte Emily die beiden überschwänglich „Guten Tag Luke“ fügte sie mit einem spitzen Lächeln hinzu.
„Gibt Sienna eure Mäntel“ forderte sie die drei auf.
Sie taten wie ihnen geheiÃen wurden, und folgten Emily im Gänsemarsch in Richtung Wohnzimmer.
„Sienna kommt aus Neuseeland“ erzählte Emily.
„Isst sie denn viele Kiwis?“ feixte Lorelai in Richtung ihrer Mutter.
„Das weià ich nicht“
„Vielleicht hortet sie oben Kiwi Bäume in ihren Zimmer die bis unter die Decke wachsen! Einestages öffnest du dann die Tür zu ihrem Zimmer und darin befindet sich ein Urwald bestehend aus lauter Kiwis“
„Das ist dann aber ein gesunder Urwald“ warf Rory ein, und setzte sich zwischen ihre Mutter und Luke auf das Sofa.
„Richard! Kommst du bitte! Lorelai braucht ganz dringend was zu trinken“ rief Emily.
„Ich komme schon, ich komme schon! Lorelai was möchtest du denn?“ fragte Richard der soeben im Wohnzimmer erschienen war, an seine Tochter gewandt.
„Einmal Kiwisaft“ kicherte Lorelai woraufhin Rory auflachte und ihrer Mum mit dem Ellbogen einen Stoà in die Rippen versetzte.
„Ach sehr gut, Witze über das Neuseeländische Dienstmädchen!“ schmunzelte er und machte sich auf dem Weg um die Drinks zu mixen.
„Richard!“ ermahnte Emily ihren Gatten mit einem strengen Blick.
„Schon gut, was darf es denn nun für euch nun wirklich zum Trinken sein?“ wollte Richard wissen.
„Gin Tonic und einen Gin Tonic“ kam es von Lorelai wie es aus der Pistole geschossen.
„Ein Wasser“ fügte Rory hinzu.
„Und Luke, möchtest du ein Bier?“ fragte Emily höflich.
„Ja, das wäre sehr nett, danke“ antwortete Luke lächelnd, und fummelte dabei an seiner Krawatte herum.
Lorelai blickte an die Decke und verdrehte dabei genervt die Augen, ihre Mutter konnte es einfach nicht lassen.
Richard reichte ihnen die Drinks, und setzte sich dann auf den bequemen Sofasessel neben seine Frau.
„Hach Rory, dein GroÃvater und ich sind so stolz auf dich“ säuselte Emily und hob sie Montagsausgabe der New York Times vom Couchtisch.
„Was warum seid ihr Stolz auf sie?“ wollte Lorelai wissen und blickte abwechselnd ihre Mutter und ihre Tochter an.
„Danke, Mum“ bemerkte Rory.
„Nein, Schatz so meinte ich das nicht! Ich bin schon stolz auf dich seit du mit 4 wolltest. dass ich dir ´´Krieg und Frieden´´ vorlese, und ich dachte es sei ein Märchenbuch! Also Mum, warum seid ihr stolz?“
„Weil Rorys Name auf Seite drei der Times abgedruckt wurde! Das würdest du wissen wenn du sie gründlicher lesen würdest“ belehrte Emily ihre Tochter und warf ihr dabei einen ihrer vernichtenden Blicke zu.
„Dein Name war in der Zeitung? Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten den Artikel ausgeschnitten und ihn hinter Panzerglas eingerahmt und ihn zwischen die Kinderfotos von dir im Hasenkostüm gestellt“
„Mum, ich-“
„Sehen wir es uns doch einmal an“ strahle Emily, packte die Zeitung und breitete sie über den Wohnzimmertisch aus. Richard rückte seine Brille zurecht und zeigte auf jene Stelle an der Rorys Namen erwähnt wurde.
„Das ist doch so winzig! Man sollte zur Zeitung auch eine Lupe bekommen“ beschwerte sich Lorelai.
„Recherchiert von Lorelai Gilmore“ las Richard voller Stolz vor.
„Hörst du Luke, ich hab was für die Times geschrieben“ gluckste Lorelai.
„Das ist doch toll, Rory“ beglückwünschte Luke seine Stieftochter ohne auf die Anspielung seiner Frau einzugehen.
„Warum hast du uns nichts gesagt?“ fragte Lorelai erneut.
„Nun ja, es war der Tag an dem sich Tom Greenwich umgebracht hat, und ich war so aufgewühlt … ich wollte das alles nur vergessen“ entgegnete Rory.
„Hach, Schätzchen“ flüsterte Lorelai und drückte ihre Tochter kurz an sich.
„Das ist uns doch egal, dass sich dieser verrückte Wichtigtuer umgebracht hat! Rorys Name steht in der Zeitung, das ist ein Grund zu feiern! Wer will ein Glas Champagner?“ lächelte Emily.
„Darf ich vorstellen? Meine Eltern: Emily und Richard Gilmore, die pietätlosesten Menschen von ganz Connecticut“
„Servieren Sie bitte den nächsten Gang, Sienna“
„Sehr wohl, Mrs. Gilmore“
„Was gibt es denn als Hauptgang?“ erkundigte sich Lorelai, die nach der Kürbissuppe und dem Rote Beete Salat mit Ziegenkäse auf etwas Essbares hoffte.
„Lachs mit Meerrettich Kruste“
„Schon wieder Fisch?“ seufzte Lorelai und zog dabei einen Schmollmund.
„Dein Vater soll viel Lachs Essen, Doktor Parker hat gesagt das ist genau das richtige für ihn“
„Dr. Parker?“
„Er ist einer der besten Diätlogen des Landes, er betreut auch einige Berühmtheiten in Hollywood“ erzählte Emily stolz.
„Wahrscheinlich sieht Linday Lohan neuerdings so abgemagert aus, weil ihr von dem vielen Lachs immer schlecht wird“ stänkerte Lorelai munter weiter.
„Das könnte ich mir durchaus vorstellen“ räusperte sich ihr Vater.
„Richard!“ rief Emily schockiert, verstummte aber sofort, da das Dienstmädchen im Esszimmer erschienen war, um den Hauptgang zu servieren.
„Das sieht köstlich aus, Emily“ lächelte Luke um die Wogen etwas zu glätten. Unauffällig musterte er das mickrige Stückchen Lachs auf seinen Teller, er würde nachher wohl noch etwas zu Essen brauchen.
„Dankeschön, Luke“ flötete Emily.
„Argh!“ raunte Lorelai.
„Geht es dir gut, Lorelai? Brauchst du deine Tabletten?“ fragte ihre Mutter, doch Lorelai schüttelte den Kopf und wandte sich wieder den Teller zu.
„Und deiner Tochter geht es gut?“ setzte Emily an Luke gewandt nach.
„Ãhm, ja … sie die Klassenbeste in der Schule … und vor ein paar Wochen hat sie einen Naturwissenschaftlichen Preis gewonnen … weil sie herausgefunden hat, wie lange Sandflöhe bei geänderten Bedingungen überleben können“ stotterte Luke, wenn es um April ging wurde er immer noch sichtlich nervös.
„Interessant, nun da ihr beide verheiratet seid, frage ich mich natürlich wann wir die Kleine auch einmal kennenlernen werden! Ich meine, bei der Hochzeit hat sie uns einmal kurz die Hand geschüttelt, aber ich denke nicht dass sie weià wer wir sind“ erläuterte Emily die Situation aus ihrer Sicht.
„Nun, es waren ja auch viele Leute auf der Hochzeit“ erinnerte sie Luke.
„Nicht so viele wie es hätten sein sollen, Lorelais Cousine Sarah ist noch immer empört“
„Mum, Sarah ist nicht einmal meine richtige Cousine, sondern die Tochter deiner Cousine, was bedeutet dass sie und ich nicht verwandt sind“ warf Lorelai ein.
„Wie auch immer, da ihr jetzt eine Familie seid, wollen wir das Kind richtig kennen lernen“
„Okay“ antwortete Luke zaghaft, und warf seiner Frau hilfesuchende Blicke zu.
„Irgendwann mal klappt das bestimmt“ versuchte es Lorelai, sie durften sich jetzt ja nicht in die Ecke drängen lassen.
„Wann?“ hakte Emily nach.
„Keine Ahnung, Mum“ antwortete Lorelai mit zusammengepressten Zähnen.
„Wann kommt sie denn das nächste Mal her?“ lies Emily nicht locker.
„Ahm, übernächstes Wochenende“ beantwortete Luke die Frage, was Lorelais und Rorys Reaktion nach falsch gewesen zu sein schien.
„Wunderbar, dann könnt ihr sie freitags mitnehmen zum Dinner“ strahlte Emily.
„Das ist wie bei Titanic, entweder du springst ins Eiskalte Wasser und erfrierst oder du wirst mit dem Schiff nach unten gezogen und zerquetscht – im Grunde gibt es keinen Ausweg“ raunte Lorelai gerade so laut, dass es ihre Tochter hören konnte.
„WeiÃt du, April wird wahrscheinlich erschöpft sein, nach dem langen Flug! Es wäre vielleicht besser wenn wir alleine kommen und-“
„Ich erwarte euch um Punkt Sieben, Lorelai“ sagte Emily in einen Ton der keine Widerrede duldete.
„Das habt ihr zwei echt gut hingekriegt“ grinste Rory nachdem ihre GroÃmutter die Türe hinter ihnen geschlossen hatte, und klopfte den beiden aufmunternd auf die Schultern.
„Wie macht sie das bloÃ?“ seufzte Luke und warf dabei die Hände in die Luft.
„Keine Ahnung, komm las uns fahren, ich hab Hunger“ resignierte Lorelai genervt.
„Das muss aber noch ein Stück breiter werden“ schrie Lorelai von der Veranda aus Kirk zu, den sie damit beauftragt hatte, die Auffahrt neu zu betonieren.
„Ja, wenn der Beton reicht!“ erwiderte Kirk und blickte verunsichert in die Mischmaschine die nur mehr zu einen Drittel voll war.
„Kirk, verdammt! Die Auffahrt muss breiter sein, sonst passt Luke mit seinen Pick-up nicht durch“
„Dann müsst ihr euch halt Motorräder kaufen! Ich wollte schon immer eines haben, aber meine Mutter hat es mir nie erlaubt! Einmal da hatte ich ein ferngesteuertes Motorrad aber irgendwann hat es Mrs. Lychfields fetter Hund zerbissen“
„Geh an die Arbeit, Kirk“ fauchte Lorelai.
„Sei nicht so fies zu ihm“ gluckste Rory, die auf der blauen Korb Bank neben ihrer Mum auf der Veranda saÃ.
„Pink steht mir ausgezeichnet“ stellte Lorelai fest und wedelte mit ihren frischlackierten Fingern durch die Luft.
Es war Samstagsvormittag, Luke arbeitete im Cafe und Lorelai hatte es geschafft sich frei zu nehmen. Wenn auch unter Michels heftigen Protest, bei denen mehrere Französische Wörter gefallen waren, von denen sie stark vermutete, dass sie nicht jugendfrei waren.
„Stimmt, man merkt gar nicht, dass er aus der Kinderabteilung ist, und ein Hellokitty Gesicht auf der Verpackung war“
„Tja, jeder ist eben nicht so Stilsicher wie du und entscheidet sich für farblosen Nagellack“
„Das ist Nagelhärter und keine Nagellack“
„Wie auch immer! Was hast du denn heute noch vor?“ fragte Lorelai.
„Hm, ich muss ein paar Sachen recherchieren, einen Artikel abtippen, aber ansonsten möchte ich mich einfach nur entspannen“ lächelte ihre Tochter
„Zieh die Decke nicht immer mehr auf deine Seite, meine Zehen fallen noch ab“
Obwohl die Sonne vom Himmel strahlte hatte es auch Ende Februar nicht mehr als 5 Grad über Null. Rory seufzte und breitete die Stoffdecke so aus, dass ihre Mutter zufrieden war.
„Rory, ich mach es jetzt kurz und schmerzlos, sag mir bitte was mit dir los ist? Es ist doch nicht nur die Sache wegen dem Unglück diese Woche! Irgendetwas ist davor schon passiert … ich hab nur keine Ahnung was“
Rory zog die kalte Winterluft ein und atmete langsam aus, sie hatte gewusst dass dieser Moment unweigerlich kommen würde, genauso wie Montage, man versuchte sie zu verdrängen aber sie kamen trotzdem.
„Du hast Recht Mum, es ist etwas passiert“
Zögernd fischte sie das dünne weiÃe Buch mit dem schwarzen Rand, dass sie seit gestern in ihrer Jackentaschetrug, hervor.
„Du hast dir ein Buch gekauft? Das ist alles? “
Mit groÃen Augen starrte sie das weiÃe etwas in ihren Händen an, unschlüssig schlug sie es auf der ersten Seite auf und reichte es ihrer Mutter, die sie nur verständnislos anblickte.
„Soll ich es dir vorlesen? Ich glaube das kannst du schon selber“
„Nein“ antwortete Rory mit tonloser Stimme und starrte auf ihre frisch lackierten Zehen.
Lorelai blickte verwirrt zu ihrer Tochter hinüber, wandte sich dann aber wieder den Buch in ihrer Hand zu.
„Ich sollte dir vertrauen obwohl ich dich nicht kenne, jetzt musst du unfreiwillig mir vertrauen, denn ich habe dein Buch entwendet. Wenn du das je liest, dann hast du es zurückbekommen, ich hoffe du kannst meine Notizen lesen“ las Lorelai laut vor und wurde daraus nicht schlauer.
„Ich hatte es völlig vergessen, und plötzlich ist es mir gestern wieder in die Hände gefallen“
„Rory, was hast du vergessen? Ich verstehe das alles nicht!“
„Er hat das für mich damals geschrieben, als er nach Stars Hollow kam“
„Wer? Wer hat das für dich geschrieben?“ schrie Lorelai nun schon beinahe, ihre Stimme war viel höher als sonst.
Rory schnaubte verächtlich, langsam drehte sie sich zur Seite und blickte ihrer Mutter in die blauen Augen, die ihren so sehr glichen.
„Jess“ flüsterte sie.
„Wann hat er das geschrieben? Als er bei der Hochzeit war?“
„Nein, als er damals hierhergezogen ist“ schüttelte Rory den Kopf, sie spürte einen groÃen Klos im Hals, Tränen stiegen in ihr hoch.
„Rory, Schatz! Bitte erzähl es mir endlich, warum nimmt dich etwas so sehr mit was Jess vor Jahren geschrieben hat?“
„Weil wir uns geküsst haben“
Lorelai klappte die Kinnlade hinunter, mit offenem Mund starrte sie ihre Tochter an, damit hatte sie nicht gerechnet! Ebenso gut hätte sie ihr erzählen können, dass Elvis noch lebte und ein Diner in Dallas betrieb.
„Wann?“ stammelte Lorelai.
„Am Abend nach der Hochzeit, wir haben uns zufällig bei Luke im Cafe getroffen, weil drinnen noch Licht brannte und ich nachsehen wollte“
„Aber er hat doch eine Freundin?“
„Keine Ahnung, sie war oben, wahrscheinlich hat sie schon geschlafen, es war ziemlich spät“ brachte Rory mühsam hervor und Tränen liefen ihr über die Wangen.
„Ihr habt euch nur geküsst? Mehr nicht?“
„Nein, es ist nicht mehr passiert! Nach all dem was damals in Philadelphia passiert ist, es war einfach so komisch ihn wiederzusehen“
„Was ist in Philadelphia passiert, Rory?“ sagte ihre Mum auf einmal ganz ruhig.
„Damals haben wir uns auch geküsst, aber ich war verletzt wegen Logan und den Brautjungfern, ich hab den keine Bedeutung beigemessen. Oh mein Gott“ schluchzte sie und ihre Mum legte schützend den Arm um ihre Schultern.
„Ist schon gut, Schatz“ hauchte Lorelai und drückte ihre Tochter an sich.
„Nein, ist es nicht! Ich weià nicht weiter! Jedes Mal wenn ich Jess begegne sind da diese Gefühle, und ich kann mich nicht dagegen wehren“
„Sch! Schatz! Beruhig dich doch einmal! Eure Geschichte wurde damals so abrupt beendet, es ist wahrscheinlich völlig normal dass deine Gefühle verrücktspielen“
„Ich hab keine Ahnung was ich jetzt tun soll“ jammerte Rory und setzte sich wieder aufrecht hin.
„Vielleicht solltest du einfach abwarten, ob er sich meldet oder-“
„Das wird er nicht tun, er hat mir eine Nachricht geschrieben, dass wir das geschehene vergessen sollen und es keinen Sinn mehr macht für ihn“
„Macht es denn Sinn für dich, Rory?“
„Keine Ahnung“
„Wir sollten jetzt reingehen, wir holen uns sonst hier drauÃen noch den Tod! Und Kirk guckt auch schon so komisch rüber“
„Was ist denn mit Rory los? Hat sie schon geschlafen als ich nach Hause kam?“ fragte Luke leise an Lorelai gewandt, die auf seiner Brust lag und kleine Kreise darauf malte.
„Es geht ihr nicht besonders gut, aber das wird schon wieder“
„Das kitzelt Lorelai! Ist es wegen der Selbstmord – Geschichte?“
„Hm, nicht nur. Sie und Jess haben sich auf der Hochzeit geküsst“ platzte es aus Lorelai heraus, sie musste es einfach jemanden erzählen. Sie hatte erwartet dass Luke aufspringen würde, oder zumindest einhundert Fragen stellen würde, von denen sie auf keine die Antwort wusste, doch das Gegenteil war der Fall – er lag ganz still da und bewegte sich keinen Millimeter.
„Luke?“
„Hm?“
„Ich habe dir so eben die Neuigkeit des Jahrtausends erzählt und du bist weder schockiert, noch flippst du aus oder schreist herum! Warum?“ wunderte sich Lorelai und rappelte sich hoch um ihren Ehemann in die Augen zu blicken.
„Starr mich nicht so an! Na gut, ich wusste es schon“
„Was du wusstest es? Verdammt noch einmal, woher?“ brüllte sie.
Luke blieb ganz ruhig, und betrachtete Lorelai zwei Sekunden lang bevor er antwortete.
„Von Jess“
„Was er hat es dir erzählt? Wann?“
„Sonntag nach der Hochzeit, er war total niedergeschlagen, ich hab ihm im Cafe gefunden, er brauchte jemanden zum reden“ rechtfertigte sich Luke.
„Aber warum hast du mir nichts gesagt? Er ist der Grund warum es meiner Tochter so schlecht geht“ funkelte sie ihn böse an, sprang aus dem Bett und lief im Zimmer unruhig auf und ab.
„Ich habe Jess versprochen nichts zu sagen, auÃerdem wollte ich warten bis es dir Rory von selber sagt“
„Das ist unglaublich!“
„Lorelai, komm wieder ins Bett!“ bat sie Luke.
„Nein, wir sind verheiratet Luke, du musst mir alles sagen! Zwischen uns darf es einfach keine Geheimnisse geben, sonst funktioniert das nicht“ schüttelte sie den Kopf, blieb ohne Vorwarnung stehen und starrte ihren Ehemann der völlig perplex im Bett lag an.
„Okay, Lorelai! Ich schwöre dir, keine Geheimnisse mehr!“ beteuerte er mit ernster Miene.
Zögerlich legte sie sich zurück ins Bett und zog die Decke bis zu ihrem Kinn hinauf, dann schaltete sie ihre Nachttischlampe aus.
„Was denkst du Lorelai?“ fragte er in die Dunkelheit hinein und ergriff ihre Hand.
„Ich weià es nicht! Wir geben ihnen Zeit, mehr können wir nicht tun“ wisperte sie.
„Dich bedrückt doch noch was?“
„Er sieht Rory so an wie du mich ansiehst, Luke! Schon damals als sie zusammen waren“
Luke sagte nichts, denn darauf gab es keine Antwort.
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only god can judge me
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