24.11.2011, 17:15
So, es geht weiter .. FB freut mich wie immer.
12. Goodbye, my best friend
Rory und April spazierten gemütlich in Gleichschritt Richtung Diner. Es war Samstagvormittag, ihre Mutter arbeitete seit den frühen Morgenstunden im Dragonfly Inn, und Luke würden sie wie immer im Cafe antreffen.
Noch etwas verschlafen blickte sich Rory in der Stadt um, Babette, Patty, Taylor und noch ein Haufen weiterer Bewohner waren damit beschäftigt mit bunten Girlanden und Lichterketten den Pavillon zu dekorieren. Verunsichert stellte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr fest, dass heute bereits der 1. März war, das Frühlingsfest stand also unmittelbar vor der Tür. Die Zeit verging einfach so rasend schnell! Eine Weile verharrten die beiden amüsiert in der Sonne und sahen Taylor zu wie er ungeschickt versuchte auf eine wacklige Leiter zu steigen um auch die Baumkronen zu verschönern. Schmunzelnd überquerten die zwei die StraÃe, um endlich ein ordentliches Frühstück zu sich zu nehmen, schon von einiger Entfernung erkannten sie, dass im Diner irgendetwas nicht stimmte. Aus dem inneren hallten aufgeregte Stimmen nach drauÃen.
Neugierig betraten die beiden jungen Frauen den Laden. Wären sie sich nicht sicher gewesen, so eben die Eingangstür zu Lukes Diner geöffnet zu haben, hätten sie wohl geschworen in einen Blumenladen zu sein. In einem ziemlich chaotischen Blumenladen.
Auf jeden einzelnen der Tische waren riesige Blumen, Gestecke jeder nur erdenklichen Art und Dekorationsmaterial in diversen Farben verteilt. Zwischen all den Blüten und Grünzeug erkannten sie Luke und Kirk die in einen heftigen Streit verwickelt waren.
„Kirk, wenn das Zeug nicht innerhalb von einer halben Stunde verschwunden ist, bring ich dich um! Dich oder Taylor, je nachdem wer mir zuerst in die Finger kommt“ brüllte Luke und räumte währenddessen Blumenvasen von seinem Tresen.
„Das kann ich nicht! Taylor hat gesagt ich muss die Pflanzen im warmen unterbringen weil es drauÃen noch zu kalt ist und sie sonst kaputt werden! Wir brauchen sie doch für das Frühjahrsfest“ antwortete Kirk mit verzweifelten Blick.
„Das ist mir sowas von egal, Kirk! Mich interessieren diese Blumen nicht, mich interessiert dieses dämliche Fest nicht und schon gar nicht interessiert mich Taylor“ schrie Luke und gestikulierte dabei wild mit den Händen.
„Aber Taylor hat gesagt ich muss sie an einen Ort unterbringen wo es mindestens 18 Grad hat! Und meine Mutter hat es mir nicht erlaubt, sie ist nämlich allergisch gegen Blütenstaub! Und unsere neue Katze Talluhlah Belle will die ganze Zeit die Blumen fressen“
„Talluhlah Belle ist der Name der Katze?“ fragte Luke mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ja, benannt nach Demi Moores dritter Tochter“ nickte Kirk als wäre dies die logischste Sache der Welt.
„Das ist einfach unglaublich“ schüttelte Luke fassungslos den Kopf. Diese Stadt bewies ihm jeden Tag aufs Neue, dass hier nur durchgedrehte Menschen wohnten.
„Zuerst wollten wir sie Princess Tiaamii nennen, nach Katie Price Tochter aber-“
„Kirk, halt den Mund! Schaff das Grünzeug hier raus! Oder willst du dass ich dich zuerst rausschmeiÃe und das Zeug gleich hinterher?“ wurde er von Luke unterbrochen der ihn mit seinen dunklen Augen böse anfunkelte.
„Aber Taylor hat gesagt, dass ein Gesetz aus dem Jahre 1889 besagt, dass der Stadtrat in Notsituationen schützenswerte Gegenständen vor drohenden Angriffen bei Bürgern der Stadt unterbringen darf“ versuchte Kirk sich zu verteidigen.
„Aha, und von was bitteschön wird dieses hässliche Grünzeug bedroht?“
„Na, von der kalten Luft da drauÃen!“
„Alles klar, hol Taylor her, Kirk“ zischte Luke und riss das Blatt einer Pflanze ab.
„Taylor, hat gesagt ich muss das alleine regeln, er wird mich umbringen“ schauderte Kirk und blickte Luke hilflos an.
„Nur wenn ich ihm nicht zuvorkomme“
„Bin schon weg!“ sagte Kirk leise und rannte an April und Rory vorbei aus dem Laden.
„Na, das war ja mal eine Szene“ grinste April und räumte ein paar Gestecke zur Seite um an einen der Tische am Fenster platzzunehmen.
„Das kann doch nicht wahr sein!“ brüllte Luke und rannte wenige Sekunden später ebenfalls aus dem Laden.
„Sieht so aus als würde Taylor Kirk darzubringen wollen noch mehr Sachen hier unterzubringen“ schmunzelte Rory angesichts der Tatsache, dass Kirk erneut mit zwei Händen voller Pflanzen auf das Diner zulief, und nun von einem mehr als aufgebrachten Luke gestoppt wurde.
„Und ich bin doch schon sowas von hungrig“ jammerte April.
„Ich schenk uns Mal Kaffe ein“ seufzte Rory, deren Magen ebenfalls nach etwas essbaren verlangte.
Natürlich war ihr Lukes Verbot, dass niemand auÃer ihm und Cesar hinter die Theke durfte noch in Erinnerung, doch ein Blick aus dem Fenster sagte ihr, dass Luke wohl noch länger nicht zurückkommen würde. Hastig nahm sie zwei Becher aus dem blauen Regal, stellte sie auf den Tresen und hob die randvolle Kaffekanne aus der Maschine. Zufällig fiel ihr Blick auf Lukes schwarzes Kassenbuch, an der Vorderseite waren kleine gelbe Post-its angebracht. Rory war keiner von der Sorte Mensch welche die Privatsphäre anderer Personen nicht achtete, doch einer dieser kleinen knallgelben Zettel erregte ihre Aufmerksamkeit, oder vielmehr die Handschrift darauf.
„Meine neue Nummer: 0215 …“ war darauf mit schwarzen Stift geschrieben worden.
„Es nützt nichts wenn du deine Augen vor der Realität verschlieÃt, das ist Jess Handschrift“ flüsterte sie gerade so laut, dass sie es selbst hören konnte.
Musste sie dauernd mit ihm konfrontiert werden, wo sie doch versuchte eine Mauer um sich herum aufzubauen an der alles abprallte?
Endlich verlief ihr Leben wieder in eine absehbare Richtung, Jess Nachricht auf ihrem Mobiltelefon hatte sie nur zwei Tage danach gelöscht, um nicht jedes Mal an ihm erinnert werden zu müssen.
„Sprich mit ihm“ hallten Paris Worte in ihrem Kopf wieder, ohne weiter nachzudenken steckte sie mit einer schnellen Handbewegung Jess Telefonnummer in ihre Manteltasche. Ein Gefühl in ihrem tiefsten Inneren sagte ihr, dass sie mit ihm reden musste, auch wenn sie glaubte es nicht zu wollen oder zu können.
„Hey April, ich muss schnell zu Doose´s ein paar Sachen besorgen, ich bin gleich wieder da“ lächelte Rory und stellte die zwei Tassen Kaffee vor April auf den Tisch.
„Klar, lass die nur Zeit! Das da drauÃen ist sowie gerade spannend“ winkte diese ab, mit einem leichten Grinsen im Gesicht verfolgte sie die Streiterei zwischen Taylor und Luke, die mittlerweile die halbe Stadt angezogen hatte.
Mit schnellen Schritten verlieà Rory den Laden, lief ein Stückchen nach rechts und holte, als sie sich unbeobachtet fühlte, den kleinen Zettel und ihr Handy aus der Jackentasche. Mit zittrigen Fingern drehte sie ihr Handy auf, nervös trat sie von einem Bein auf das andere. Würde er mit ihr sprechen? Oder überhaupt abheben wenn er ihre Nummer erkannte? Ihr Handy begrüÃte sie mit der üblichen Melodie, gerade als sie begonnen hatte die Ziffern von Jess Telefonnummer einzutippen, fing es an zu klingeln. Rory erschrak dabei so sehr, dass es ihr aus den Händen glitt und auf dem Gehsteig landete, verärgert hob sie das vibrierende Ding auf und drückte die Grüne Taste.
„Hallo?“ fragte sie völlig überrumpelt ohne auf den Namen am Display zu achten.
„Rory? Oh mein Gott na endlich, ich bin es Lane! Kennst du mich noch? Deine beste Freundin! Ich hab dich bestimmt schon hundert Mal versucht anzurufen, aber dein Handy war aus, ich es auch bei deiner Mum im Hotel versucht, und bei Luke, aber da ging keiner ran und-“
„Lane, was ist überhaupt los?“ unterbrach Rory ihre aufgeregte Freundin.
„Wo bist du?“ wollte Lane mit schriller Stimme wissen, es klang als würde sie die ganze Zeit wie wild herumspringen.
„Auf dem Weg zu Doose´s“ log Rory.
„Wie schnell kannst du bei mir sein?“ kreischte Lane erneut in das Telefon, so dass Rory es ein Stück von ihrem Ohr weghalten musste.
„In 5 Minuten“ antwortete diese verwirrt.
„Dann beeil dich“ plärrte Lane, noch bevor Rory etwas erwidern konnte hatte sie schon aufgelegt.
Völlig perplex schob sie ihr Mobiltelefon zurück in die Tasche, verstaute den kleinen gelben Zettl in ihrer Hosentasche und beschleunigte ihre Schritte in Richtung Lanes Apartment.
Allmählich machte sich eine trügerische Erleichterung in ihrem Körper breit, jenes Gespräch dass sie so fürchtete war durch Zufall verschoben worden, auf unbestimmte Zeit. Natürlich war das keine Lösung des Problems, sie rannte mal wieder davon und benutzte Lanes Anruf als Vorwand für ihre Feigheit.
„Rory“ quietschte ihre beste Freundin aufgeregt, und Riss die Haustür auf.
„Lane! Was ist denn los? Geht’s dir gut? Ist etwas passiert? Mit Steve und Kwan?“ wollte Rory wissen, denn die beiden Jungs waren nirgends zu sehen.
„Zach ist mit ihnen einkaufen gefahren! Oh mein Gott es gibt so tolle Neuigkeiten“ freute sich Lane und hatte dabei augenscheinlich alle Mühe ruhig zu stehen, begeistert klatschte sie in die Hände.
„Was für Neuigkeiten, Lane?“ hakte Rory nach und packte dabei Lanes Hände, damit diese für einen Moment stillstand.
Lane holte einmal tief Luft und sah Rory mit einem leichten Grinsen durch ihre schwarze Brille an.
„Zach hat einen Plattenvertrag bei Sony Music bekommen“ platzte es aus ihr heraus.
„Oh mein Gott, Lane! Das ist doch groÃartig! Ich meine wow! Ich meine … wie? Wann?“ freute sich Rory, während sich die beiden Frauen überschwänglich umarmten.
„Der Chef des Independent Labels wo Zach vorher unter Vertrag war, hat sein Demo zu Jonny Angelo einen Kontaktmann in Kalifornien geschickt, und irgendwann ist es dann am Tisch von Clive Davis den obersten Gott bei Sony Music gelandet, und er fand es toll“
„Das ist doch Wahnsinn, Lane! Ihr werdet noch berühmt, dann wohnt ihr in einen riesigen Haus mit Pools, Putzfrauen, Butler und Köchinnen … und du musst dir einen Spitznamen wie Bunny oder Honeybunny zulegen … Lane Honeybunny das klingt cool“
„Oh mein Gott, ich hoffe nicht! Der Vertrag ist auch erst mal nur auf ein Jahr beschränkt, und selbst die bei Sony Music bezahlen heute nicht mehr ein Vermögen, aber ich denke so eine Chance kommt nie wieder“
„Auf jeden Fall, ihr schafft das schon“ versicherte ihr Rory, die beiden machten es sich für den Rest des Gesprächs auf der Couch bequem.
„Aber einen Haken hat die Sache“ sagte Lane leise und ihr Gesichtsausdruck wurde plötzlich ernst, ihre Haltung beinahe steif.
„Einen groÃen Haken?“
„Einen groÃen, dicken, zweihundert Kilo schweren Beton Haken“ flüsterte Lane.
„Was ist es denn?“ fragte Rory mit betont ruhiger Stimme und sah ihre Freundin aufmunternd an.
„Wir werden für einige Zeit nach Kalifornien gehen“ lieà Lane die Bombe platzen, für Rory fühlte es sich an als hätte sie jemand mit eiskaltem Wasser übergossen, fassungslos starrte sie an die gegenüberliegende Wand mit Lanes Familienfotos.
„Ich weiÃ, dass ich mitgehen muss … aber ganz tief in meinen inneren habe ich eine scheià Angst davor, Rory. Ich kenne doch nur Stars Hollow, ich habe noch nie wo anders gelebt, eigentlich möchte ich das auch nicht. Aber ich kann Zach nicht alleine gehen lassen, die Jungs brauchen ihn, sie leiden jetzt schon wenn er oft nur am Wochenende nach Hause kommt. Ich denke es ist an der Zeit, dass ich mal ein Opfer bringen muss … nur kann ich meine Mum, dich, Lorelai, und alle anderen doch nicht zurücklassen“ stotterte Lane und eine Träne lief ihr über die Wange, die sie hastig mit dem Ãrmel ihrer schwarzen Weste wegwischte.
„Lane! Sch! Sch! Komm her“ wisperte Rory sanft und nahm ihre beste Freundin den Arm.
In diesem Moment war ihr selbst nach weinen zu Mute, doch sie musste jetzt stark sein – für Lane.
In absehbarer Zeit würde diese mehrere tausende Kilometer weit weg wohnen, und ein neues Leben beginnen. Spontane Besuche, stundenlange Unterhaltungen auf Lanes Veranda und alberne Witzeleien, das alles würde der Vergangenheit angehören, die jetzt noch die Gegenwart war. Seit ihrer Kindheit war Lane immer ein fester Bestandteil ihres Lebens, wahrscheinlich sogar von ihr selbst gewesen, jemand auf den sie sich immer verlassen konnte, egal was auch passieren mochte. So viel hatten sie schon erlebt und gemeinsam alles durchgestanden, die erste groÃe Liebe, die erste groÃe Trennung, Liebeskummer und jede Menge glückliche Momente.
Selbst als Rory für knappe 2 Jahre durch das Land gereist war, war Lane ebenso wie Lorelai, Luke und ihre GroÃeltern eine verlässliche Konstante gewesen, etwas dass immer da war und immer da sein würde, so hatte sie zumindest gedacht. Alleine der Gedanke daran eine der wichtigsten Personen in ihrem Leben ziehen lassen zu müssen, versetzte ihr einen Stich ins Herz, doch sie wusste, dass es für Lane, Zach und die Jungs eine einmalige Chance war.
„Wir müssen den Schritt jetzt einfach wagen. Ich werde dich so vermissen, Rory“ schniefte Lane und die beiden Frauen lösten sich voneinander.
„Ich werde dich auch vermissen, Lane! Aber ihr seid doch nicht aus der Welt, du wirst uns doch sicher besuchen kommen, und ich wollte schon immer mal sehen was alle an diesem sonnigen Kalifornien finden“
„Wahrscheinlich die durch geknallten Menschen die sich an jede nur Erdenkliche Stelle Silikon spritzen lassen, die abgefahrene Plattenläden und Baywatch wurde dort gedreht – womit wir wieder beim ersten wären“
„Hm, David Hasselhoff möchte ich aber heute nicht mehr in roten Badeshorts begegnen“
„Wem sagst du das“ stimme ihr Lane mit einem leichten Grinsen zu.
„Geht’s wieder?“
„Ja, klar … Alles ist wieder in Ordnung“
„Und, hast du es schon deiner Mum gesagt?“ fragte Rory nach, sie konnte sich Mrs. Kim Reaktion darauf ihre einzige Tochter zu verlieren gar nicht ausmalen.
„Noch nicht, aber wir hätten gerne dass meine Mutter mitkommt, damit sie nicht alleine ist und um auf die Jungs aufzupassen“
„Deine Mum soll mit nach Kalifornien?“
„Verrückt nicht?“ entgegnete Lane.
„Total“
„Ich weià noch gar nicht ob daraus was wird, heute Abend haben Zach und ich sie zum Essen eingeladen um sie zu fragen. Ich bin noch immer skeptisch, immerhin hat sie mir als Kind erzählt dass die Schauspieler bei Baywatch einen Pakt mit dem Satan geschlossen hätten, weil sie diese aufreizenden Badesachen tragen! Zach meint, dass Kalifornien für sie das geringere Ãbel ist, als alleine hierzubleiben aber da bin ich mir nicht so sicher“
„Du musst mir dann unbedingt erzählen wie es gelaufen ist! Wisst ihr schon wo ihr wohnen werdet?“
„Wahrscheinlich in Culver City wir bekommen dort ein 3 Schlafzimmer Appartement vom Label zur Verfügung gestellt. Zach würde lieber nach Santa Monica zum Strand, er meint das wäre für die Jungs toll, mal schauen was er bei der nächsten Vertragsverhandlung herausholen kann“
„Oh, stell dir dann vor … dann kann ich sagen: Sieht alle her! Das ist meine beste Freundin Lane die mit ihren Mann Zach – einen erfolgreichen Musiker – in Santa Monica lebt“ schmunzelte Rory.
„Na – erfolgreich, das wissen wir ja noch nicht“
Den gesamten Nachmittag verbrachten die beiden mit dem schmieden von Zukunftsplänen, zwar war die Situation noch immer neu, aber so lernten sie Schritt für Schritt mit ihr umzugehen. Erst als Zach gegen 5 Uhr mit den Jungs und einen Stapel neuen Spielzeug nach Hause kam, beschloss Rory sich auf den Heimweg zu machen.
Die Dämmerung war bereits angebrochen, der Himmel beinahe stuckdunkel, nur die StraÃenlaternen spendeten schützendes Licht. Auch wenn bereits die erste Märzwoche angebrochen war, hatte es noch immer winterliche Temperaturen, Rory fröstelte. Ihre Fingerkuppen waren rotgefärbt, Handschuhe hatte sie nicht dabei, so beschloss sie bei Luke einen Zwischenstopp auf dem Nachhauseweg einzulegen, um sich an einer heiÃen Tasse Kaffee die Hände zu wärmen.
Zu ihrer Ãberraschung waren die Blumen aus dem Diner verschwunden, alles ging seinen gewohnten Lauf. April saà noch immer am selben Tisch wie vor einigen Stunden, jedoch hatte sie ihre Lernsachen vor sich ausgebreitet. Rory musste schmunzeln, in einigen Punkten war ihr April unglaublich ähnlich.
„Na, bist du am lernen?“ begrüÃte Rory ihre Stiefschwester.
„Wie immer, jede Menge Hausaufgaben“ seufzte diese, frustriert klappte sie ihr Algebra Buch zu.
„Und was hast du am Nachmittag gemacht?“
„Ich war bei Lane, sie zieht um nach Kalifornien“ erzählte Rory, als auch schon Luke auf zukam um ihr eine Tasse von ihrem Lieblingsgetränk einzuschenken.
„Hey, Rory weiÃt du vielleicht, ob deine Mum nach der Arbeit herkommt?“ fragte Luke.
„Keine Ahnung, warum?“ antwortete diese und trank gierig einen Schluck des dampfenheiÃen Kaffee.
„Naja, als ich heute um halb 5 aufgestanden bin und sie gefragt habe ob wir uns zu Hause treffen hat sie einen Polster nach mir geworfen“ versuchte Luke die Situation zu erklären.
„Du hast Mum echt um halb 5 in der Früh angesprochen? Bist du Lebensmüde?“ bohrte Rory amüsiert nach, die nur allzu gut wusste, dass man eine Lorelai Gilmore nicht mitten in der Nacht ansprechen konnte.
„Ja, nur ganz kurz um-“
„Das würde ich in Zukunft nur wagen wenn das Haus brennen sollte“
„Danke für den Tipp“ nickte Luke und verschwand wieder in Richtung Tresen.
„Männer“ seufzte April und widmete sich ihren Französisch Buch zu.
„Wo sind eigentlich die ganzen Pflanzen hin?“ wandte sich Rory mit fragendem Blick an April.
„In Taylors Eisdiele“ kicherte diese während sie suchend in ihr Wörterbuch blickte.
„Wie sind sie-“ setzte Rory an, verstummte aber angesichts eines wütend dreinblickenden Luke der sich wieder auf ihren Tisch zu bewegte.
„April, wie oft hab ich dir schon gesagt du sollst mein Büromaterial nicht für die Schule verwenden! Du kannst dir gerne was aus dem Lager holen, aber alles was hinter der Theke liegt ist tabu“ erklärte Luke in einen, von dem er glaubte, elterlich strengen Tonfall.
„Dad, ich habe nichts genommen okay? Nur das eine Mal etwas Klebstoff, du kannst doch nicht so nachtragend sein“ rechtfertigte sich April kopfschüttelnd.
Rory grinste innerlich, Luke wuchs immer mehr in seine Vaterrolle hinein, sogar Sorgenfalten hatte er auf seiner Stirn bekommen.
„Es fehlt aber ein Post-it Zettel von meinem Kassenbuch!“ lieà dieser nicht locker.
Schlagartig wich sämtliche Heiterkeit aus ihren Körper, ihre Muskulatur verspannte sich, oh nein das konnte doch nicht sein! Auf einmal hatte sie das Gefühl der zusammengeknüllte Zettel in ihrer Hosentasche würde 10 Kilo wiegen und schälmisch lachen.
„Vielleicht hat ihn Kirk genommen! Du kennst ihn doch!“ funkelte April ihren Dad missmutig an.
Sie konnte nicht weiterzusehen wie Luke April verdächtigte, ihr Unrechtsbewusstsein war einfach stärker.
„Ahm, Luke kann ich dich für einen Moment sprechen! Nur ganz kurz“ unterbrach Rory die Diskussion zwischen Vater und Tochter, mit rasendem Herz schob sie Luke in Richtung Tresen, so dass April sie nicht hören konnte.
„Hey, Rory was ist denn los? War ich etwa zu hart zu April?“ fragte er verwirrt und stellte die Kaffekanne zurück in die Maschine.
Mit gesenktem Kopf nahm sie auf einen der Hocker Platz und stützte ihren Kopf in die Hände.
„Ich hab den Zettel genommen“ flüstertet sie.
Luke war wie erstarrt, jetzt ergab das Ganze auch einen Sinn!
„Oh! Oh …“ stotterte er verlegen.
„Es tut mir leid, ich hab ihn zufällig entdeckt als du heute Morgen drauÃen mit Taylor gestritten hast und ich uns schnell Kaffee einschenken wollte, es war eine Kurzschlussreaktion keine Ahnung was da in mich gefahren ist und ich habe seine Handschrift erkannt und-“
„Rory, komm mit nach hinten, wir brauchen hier keine neugierigen Zuhörer“ sagte Luke mit besorgten Gesichtsausdruck und führte sie vorbei an einer neugierigen Babette nach hinten ins Lager, dort lieà sie sich auf einen braunen Karton voller Konserven fallen.
„Es tut mir leid, Luke. Ich hätte dich nach seiner Nummer fragen sollen, aber als ich seine Handschrift gesehen habe … ich weià auch nicht“ schluchzte Rory und ihr ganzer Körper zitterte.
Luke starrte wie gebannt auf seine Stieftochter die zusammengekauert auf seiner Thunfisch Lieferung saÃ, irgendetwas musste er doch tun. Langsam ging er in die Hocke, so dass er mit Rory auf Augenhöhe war, der dicke Tränen von den Wangen tropften.
„Ist doch schon gut, Rory! Nichts ist passiert“ versuchte Luke die junge Frau zu beruhigen.
„Nein, gar nichts ist gut. Ich war so schrecklich zu ihm, das hat er nicht verdient“
„Beruhig dich einmal Rory“ redete er auf sie ein und reichte ihr ein Stück Klopapier das zufällig im Regal hinter ihnen gelagert wurde.
„Luke, ich bin mir sicher dass du weiÃt was bei der Hochzeit passiert ist und auch schon alles was davor war. Er hat es dir erzählt, nicht? Manchmal siehst du mich so an als würdest du mir etwas sagen wollen, doch dann wendest du dich ab!“ wimmerte sie mit erstickter Stimme.
Luke schwieg, doch es wunderte ihn nicht, dass Rory ihn durchschaut hatte, schlieÃlich war sie Lorelais Tochter.
„Ich werde ihn anrufen und mit ihm reden“ flüsterte sie entschlossen, allmählich versiegten die Tränen und sie war wieder Herr ihrer Sinne.
Noch etwas wackelig auf den Beinen erhob sie sich und umarmte Luke für einen kurzen Augenblick.
„Danke, ich werde ihn anrufen“ flüsterte sie leise.
„Warte nur nicht zu lang“ erwiderte Luke und Lächelte Rory aufmunternd an.
Sie war nun entschlossener denn je, sie musste mit ihm reden, über ihre Gefühle, den Kuss, die Vergangenheit aber auch über die Zukunft. Voller Enthusiasmus stürmte sie aus den Laden, fischte den Zettel aus ihrer Hosentasche und wählte Jess Nummer. Während sie auf das Freizeichen wartete schlug ihr Herz wie verrückt. Endlich läutete es am anderen Ende …
„Hey, das ist der Anschluss von Jess Mariano, wenn es wichtig ist sprecht was drauf – PIEP“ völlig überrumpelt legte Rory auf. Alleine der Klang seiner Stimme hatte ihr das Blut in den Adern gefrieren lassen. Das konnte doch nicht wahr sein, endlich hatte sie sich überwunden ihn anzurufen und dann so etwas …
Plötzlich beschleunigte ihr Körper seine Schritte ohne dass ihr Kopf wusste warum. Laufend erreichte sie ihren Toyota der in der Einfahrt vor ihrem Haus parkte, das Auto ihrer Mutter war nirgends zu sehen, ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden stieg sie ein.
Zitternd gab sie die Adresse in das kleine graue Navigationssystem ein.
„Die Fahrzeit beträgt 4 Stunden und 2 Minuten“ sagte die völlig monotone Frauenstimme.
Genug Zeit um über alles nachzudenken.
12. Goodbye, my best friend
Rory und April spazierten gemütlich in Gleichschritt Richtung Diner. Es war Samstagvormittag, ihre Mutter arbeitete seit den frühen Morgenstunden im Dragonfly Inn, und Luke würden sie wie immer im Cafe antreffen.
Noch etwas verschlafen blickte sich Rory in der Stadt um, Babette, Patty, Taylor und noch ein Haufen weiterer Bewohner waren damit beschäftigt mit bunten Girlanden und Lichterketten den Pavillon zu dekorieren. Verunsichert stellte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr fest, dass heute bereits der 1. März war, das Frühlingsfest stand also unmittelbar vor der Tür. Die Zeit verging einfach so rasend schnell! Eine Weile verharrten die beiden amüsiert in der Sonne und sahen Taylor zu wie er ungeschickt versuchte auf eine wacklige Leiter zu steigen um auch die Baumkronen zu verschönern. Schmunzelnd überquerten die zwei die StraÃe, um endlich ein ordentliches Frühstück zu sich zu nehmen, schon von einiger Entfernung erkannten sie, dass im Diner irgendetwas nicht stimmte. Aus dem inneren hallten aufgeregte Stimmen nach drauÃen.
Neugierig betraten die beiden jungen Frauen den Laden. Wären sie sich nicht sicher gewesen, so eben die Eingangstür zu Lukes Diner geöffnet zu haben, hätten sie wohl geschworen in einen Blumenladen zu sein. In einem ziemlich chaotischen Blumenladen.
Auf jeden einzelnen der Tische waren riesige Blumen, Gestecke jeder nur erdenklichen Art und Dekorationsmaterial in diversen Farben verteilt. Zwischen all den Blüten und Grünzeug erkannten sie Luke und Kirk die in einen heftigen Streit verwickelt waren.
„Kirk, wenn das Zeug nicht innerhalb von einer halben Stunde verschwunden ist, bring ich dich um! Dich oder Taylor, je nachdem wer mir zuerst in die Finger kommt“ brüllte Luke und räumte währenddessen Blumenvasen von seinem Tresen.
„Das kann ich nicht! Taylor hat gesagt ich muss die Pflanzen im warmen unterbringen weil es drauÃen noch zu kalt ist und sie sonst kaputt werden! Wir brauchen sie doch für das Frühjahrsfest“ antwortete Kirk mit verzweifelten Blick.
„Das ist mir sowas von egal, Kirk! Mich interessieren diese Blumen nicht, mich interessiert dieses dämliche Fest nicht und schon gar nicht interessiert mich Taylor“ schrie Luke und gestikulierte dabei wild mit den Händen.
„Aber Taylor hat gesagt ich muss sie an einen Ort unterbringen wo es mindestens 18 Grad hat! Und meine Mutter hat es mir nicht erlaubt, sie ist nämlich allergisch gegen Blütenstaub! Und unsere neue Katze Talluhlah Belle will die ganze Zeit die Blumen fressen“
„Talluhlah Belle ist der Name der Katze?“ fragte Luke mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ja, benannt nach Demi Moores dritter Tochter“ nickte Kirk als wäre dies die logischste Sache der Welt.
„Das ist einfach unglaublich“ schüttelte Luke fassungslos den Kopf. Diese Stadt bewies ihm jeden Tag aufs Neue, dass hier nur durchgedrehte Menschen wohnten.
„Zuerst wollten wir sie Princess Tiaamii nennen, nach Katie Price Tochter aber-“
„Kirk, halt den Mund! Schaff das Grünzeug hier raus! Oder willst du dass ich dich zuerst rausschmeiÃe und das Zeug gleich hinterher?“ wurde er von Luke unterbrochen der ihn mit seinen dunklen Augen böse anfunkelte.
„Aber Taylor hat gesagt, dass ein Gesetz aus dem Jahre 1889 besagt, dass der Stadtrat in Notsituationen schützenswerte Gegenständen vor drohenden Angriffen bei Bürgern der Stadt unterbringen darf“ versuchte Kirk sich zu verteidigen.
„Aha, und von was bitteschön wird dieses hässliche Grünzeug bedroht?“
„Na, von der kalten Luft da drauÃen!“
„Alles klar, hol Taylor her, Kirk“ zischte Luke und riss das Blatt einer Pflanze ab.
„Taylor, hat gesagt ich muss das alleine regeln, er wird mich umbringen“ schauderte Kirk und blickte Luke hilflos an.
„Nur wenn ich ihm nicht zuvorkomme“
„Bin schon weg!“ sagte Kirk leise und rannte an April und Rory vorbei aus dem Laden.
„Na, das war ja mal eine Szene“ grinste April und räumte ein paar Gestecke zur Seite um an einen der Tische am Fenster platzzunehmen.
„Das kann doch nicht wahr sein!“ brüllte Luke und rannte wenige Sekunden später ebenfalls aus dem Laden.
„Sieht so aus als würde Taylor Kirk darzubringen wollen noch mehr Sachen hier unterzubringen“ schmunzelte Rory angesichts der Tatsache, dass Kirk erneut mit zwei Händen voller Pflanzen auf das Diner zulief, und nun von einem mehr als aufgebrachten Luke gestoppt wurde.
„Und ich bin doch schon sowas von hungrig“ jammerte April.
„Ich schenk uns Mal Kaffe ein“ seufzte Rory, deren Magen ebenfalls nach etwas essbaren verlangte.
Natürlich war ihr Lukes Verbot, dass niemand auÃer ihm und Cesar hinter die Theke durfte noch in Erinnerung, doch ein Blick aus dem Fenster sagte ihr, dass Luke wohl noch länger nicht zurückkommen würde. Hastig nahm sie zwei Becher aus dem blauen Regal, stellte sie auf den Tresen und hob die randvolle Kaffekanne aus der Maschine. Zufällig fiel ihr Blick auf Lukes schwarzes Kassenbuch, an der Vorderseite waren kleine gelbe Post-its angebracht. Rory war keiner von der Sorte Mensch welche die Privatsphäre anderer Personen nicht achtete, doch einer dieser kleinen knallgelben Zettel erregte ihre Aufmerksamkeit, oder vielmehr die Handschrift darauf.
„Meine neue Nummer: 0215 …“ war darauf mit schwarzen Stift geschrieben worden.
„Es nützt nichts wenn du deine Augen vor der Realität verschlieÃt, das ist Jess Handschrift“ flüsterte sie gerade so laut, dass sie es selbst hören konnte.
Musste sie dauernd mit ihm konfrontiert werden, wo sie doch versuchte eine Mauer um sich herum aufzubauen an der alles abprallte?
Endlich verlief ihr Leben wieder in eine absehbare Richtung, Jess Nachricht auf ihrem Mobiltelefon hatte sie nur zwei Tage danach gelöscht, um nicht jedes Mal an ihm erinnert werden zu müssen.
„Sprich mit ihm“ hallten Paris Worte in ihrem Kopf wieder, ohne weiter nachzudenken steckte sie mit einer schnellen Handbewegung Jess Telefonnummer in ihre Manteltasche. Ein Gefühl in ihrem tiefsten Inneren sagte ihr, dass sie mit ihm reden musste, auch wenn sie glaubte es nicht zu wollen oder zu können.
„Hey April, ich muss schnell zu Doose´s ein paar Sachen besorgen, ich bin gleich wieder da“ lächelte Rory und stellte die zwei Tassen Kaffee vor April auf den Tisch.
„Klar, lass die nur Zeit! Das da drauÃen ist sowie gerade spannend“ winkte diese ab, mit einem leichten Grinsen im Gesicht verfolgte sie die Streiterei zwischen Taylor und Luke, die mittlerweile die halbe Stadt angezogen hatte.
Mit schnellen Schritten verlieà Rory den Laden, lief ein Stückchen nach rechts und holte, als sie sich unbeobachtet fühlte, den kleinen Zettel und ihr Handy aus der Jackentasche. Mit zittrigen Fingern drehte sie ihr Handy auf, nervös trat sie von einem Bein auf das andere. Würde er mit ihr sprechen? Oder überhaupt abheben wenn er ihre Nummer erkannte? Ihr Handy begrüÃte sie mit der üblichen Melodie, gerade als sie begonnen hatte die Ziffern von Jess Telefonnummer einzutippen, fing es an zu klingeln. Rory erschrak dabei so sehr, dass es ihr aus den Händen glitt und auf dem Gehsteig landete, verärgert hob sie das vibrierende Ding auf und drückte die Grüne Taste.
„Hallo?“ fragte sie völlig überrumpelt ohne auf den Namen am Display zu achten.
„Rory? Oh mein Gott na endlich, ich bin es Lane! Kennst du mich noch? Deine beste Freundin! Ich hab dich bestimmt schon hundert Mal versucht anzurufen, aber dein Handy war aus, ich es auch bei deiner Mum im Hotel versucht, und bei Luke, aber da ging keiner ran und-“
„Lane, was ist überhaupt los?“ unterbrach Rory ihre aufgeregte Freundin.
„Wo bist du?“ wollte Lane mit schriller Stimme wissen, es klang als würde sie die ganze Zeit wie wild herumspringen.
„Auf dem Weg zu Doose´s“ log Rory.
„Wie schnell kannst du bei mir sein?“ kreischte Lane erneut in das Telefon, so dass Rory es ein Stück von ihrem Ohr weghalten musste.
„In 5 Minuten“ antwortete diese verwirrt.
„Dann beeil dich“ plärrte Lane, noch bevor Rory etwas erwidern konnte hatte sie schon aufgelegt.
Völlig perplex schob sie ihr Mobiltelefon zurück in die Tasche, verstaute den kleinen gelben Zettl in ihrer Hosentasche und beschleunigte ihre Schritte in Richtung Lanes Apartment.
Allmählich machte sich eine trügerische Erleichterung in ihrem Körper breit, jenes Gespräch dass sie so fürchtete war durch Zufall verschoben worden, auf unbestimmte Zeit. Natürlich war das keine Lösung des Problems, sie rannte mal wieder davon und benutzte Lanes Anruf als Vorwand für ihre Feigheit.
„Rory“ quietschte ihre beste Freundin aufgeregt, und Riss die Haustür auf.
„Lane! Was ist denn los? Geht’s dir gut? Ist etwas passiert? Mit Steve und Kwan?“ wollte Rory wissen, denn die beiden Jungs waren nirgends zu sehen.
„Zach ist mit ihnen einkaufen gefahren! Oh mein Gott es gibt so tolle Neuigkeiten“ freute sich Lane und hatte dabei augenscheinlich alle Mühe ruhig zu stehen, begeistert klatschte sie in die Hände.
„Was für Neuigkeiten, Lane?“ hakte Rory nach und packte dabei Lanes Hände, damit diese für einen Moment stillstand.
Lane holte einmal tief Luft und sah Rory mit einem leichten Grinsen durch ihre schwarze Brille an.
„Zach hat einen Plattenvertrag bei Sony Music bekommen“ platzte es aus ihr heraus.
„Oh mein Gott, Lane! Das ist doch groÃartig! Ich meine wow! Ich meine … wie? Wann?“ freute sich Rory, während sich die beiden Frauen überschwänglich umarmten.
„Der Chef des Independent Labels wo Zach vorher unter Vertrag war, hat sein Demo zu Jonny Angelo einen Kontaktmann in Kalifornien geschickt, und irgendwann ist es dann am Tisch von Clive Davis den obersten Gott bei Sony Music gelandet, und er fand es toll“
„Das ist doch Wahnsinn, Lane! Ihr werdet noch berühmt, dann wohnt ihr in einen riesigen Haus mit Pools, Putzfrauen, Butler und Köchinnen … und du musst dir einen Spitznamen wie Bunny oder Honeybunny zulegen … Lane Honeybunny das klingt cool“
„Oh mein Gott, ich hoffe nicht! Der Vertrag ist auch erst mal nur auf ein Jahr beschränkt, und selbst die bei Sony Music bezahlen heute nicht mehr ein Vermögen, aber ich denke so eine Chance kommt nie wieder“
„Auf jeden Fall, ihr schafft das schon“ versicherte ihr Rory, die beiden machten es sich für den Rest des Gesprächs auf der Couch bequem.
„Aber einen Haken hat die Sache“ sagte Lane leise und ihr Gesichtsausdruck wurde plötzlich ernst, ihre Haltung beinahe steif.
„Einen groÃen Haken?“
„Einen groÃen, dicken, zweihundert Kilo schweren Beton Haken“ flüsterte Lane.
„Was ist es denn?“ fragte Rory mit betont ruhiger Stimme und sah ihre Freundin aufmunternd an.
„Wir werden für einige Zeit nach Kalifornien gehen“ lieà Lane die Bombe platzen, für Rory fühlte es sich an als hätte sie jemand mit eiskaltem Wasser übergossen, fassungslos starrte sie an die gegenüberliegende Wand mit Lanes Familienfotos.
„Ich weiÃ, dass ich mitgehen muss … aber ganz tief in meinen inneren habe ich eine scheià Angst davor, Rory. Ich kenne doch nur Stars Hollow, ich habe noch nie wo anders gelebt, eigentlich möchte ich das auch nicht. Aber ich kann Zach nicht alleine gehen lassen, die Jungs brauchen ihn, sie leiden jetzt schon wenn er oft nur am Wochenende nach Hause kommt. Ich denke es ist an der Zeit, dass ich mal ein Opfer bringen muss … nur kann ich meine Mum, dich, Lorelai, und alle anderen doch nicht zurücklassen“ stotterte Lane und eine Träne lief ihr über die Wange, die sie hastig mit dem Ãrmel ihrer schwarzen Weste wegwischte.
„Lane! Sch! Sch! Komm her“ wisperte Rory sanft und nahm ihre beste Freundin den Arm.
In diesem Moment war ihr selbst nach weinen zu Mute, doch sie musste jetzt stark sein – für Lane.
In absehbarer Zeit würde diese mehrere tausende Kilometer weit weg wohnen, und ein neues Leben beginnen. Spontane Besuche, stundenlange Unterhaltungen auf Lanes Veranda und alberne Witzeleien, das alles würde der Vergangenheit angehören, die jetzt noch die Gegenwart war. Seit ihrer Kindheit war Lane immer ein fester Bestandteil ihres Lebens, wahrscheinlich sogar von ihr selbst gewesen, jemand auf den sie sich immer verlassen konnte, egal was auch passieren mochte. So viel hatten sie schon erlebt und gemeinsam alles durchgestanden, die erste groÃe Liebe, die erste groÃe Trennung, Liebeskummer und jede Menge glückliche Momente.
Selbst als Rory für knappe 2 Jahre durch das Land gereist war, war Lane ebenso wie Lorelai, Luke und ihre GroÃeltern eine verlässliche Konstante gewesen, etwas dass immer da war und immer da sein würde, so hatte sie zumindest gedacht. Alleine der Gedanke daran eine der wichtigsten Personen in ihrem Leben ziehen lassen zu müssen, versetzte ihr einen Stich ins Herz, doch sie wusste, dass es für Lane, Zach und die Jungs eine einmalige Chance war.
„Wir müssen den Schritt jetzt einfach wagen. Ich werde dich so vermissen, Rory“ schniefte Lane und die beiden Frauen lösten sich voneinander.
„Ich werde dich auch vermissen, Lane! Aber ihr seid doch nicht aus der Welt, du wirst uns doch sicher besuchen kommen, und ich wollte schon immer mal sehen was alle an diesem sonnigen Kalifornien finden“
„Wahrscheinlich die durch geknallten Menschen die sich an jede nur Erdenkliche Stelle Silikon spritzen lassen, die abgefahrene Plattenläden und Baywatch wurde dort gedreht – womit wir wieder beim ersten wären“
„Hm, David Hasselhoff möchte ich aber heute nicht mehr in roten Badeshorts begegnen“
„Wem sagst du das“ stimme ihr Lane mit einem leichten Grinsen zu.
„Geht’s wieder?“
„Ja, klar … Alles ist wieder in Ordnung“
„Und, hast du es schon deiner Mum gesagt?“ fragte Rory nach, sie konnte sich Mrs. Kim Reaktion darauf ihre einzige Tochter zu verlieren gar nicht ausmalen.
„Noch nicht, aber wir hätten gerne dass meine Mutter mitkommt, damit sie nicht alleine ist und um auf die Jungs aufzupassen“
„Deine Mum soll mit nach Kalifornien?“
„Verrückt nicht?“ entgegnete Lane.
„Total“
„Ich weià noch gar nicht ob daraus was wird, heute Abend haben Zach und ich sie zum Essen eingeladen um sie zu fragen. Ich bin noch immer skeptisch, immerhin hat sie mir als Kind erzählt dass die Schauspieler bei Baywatch einen Pakt mit dem Satan geschlossen hätten, weil sie diese aufreizenden Badesachen tragen! Zach meint, dass Kalifornien für sie das geringere Ãbel ist, als alleine hierzubleiben aber da bin ich mir nicht so sicher“
„Du musst mir dann unbedingt erzählen wie es gelaufen ist! Wisst ihr schon wo ihr wohnen werdet?“
„Wahrscheinlich in Culver City wir bekommen dort ein 3 Schlafzimmer Appartement vom Label zur Verfügung gestellt. Zach würde lieber nach Santa Monica zum Strand, er meint das wäre für die Jungs toll, mal schauen was er bei der nächsten Vertragsverhandlung herausholen kann“
„Oh, stell dir dann vor … dann kann ich sagen: Sieht alle her! Das ist meine beste Freundin Lane die mit ihren Mann Zach – einen erfolgreichen Musiker – in Santa Monica lebt“ schmunzelte Rory.
„Na – erfolgreich, das wissen wir ja noch nicht“
Den gesamten Nachmittag verbrachten die beiden mit dem schmieden von Zukunftsplänen, zwar war die Situation noch immer neu, aber so lernten sie Schritt für Schritt mit ihr umzugehen. Erst als Zach gegen 5 Uhr mit den Jungs und einen Stapel neuen Spielzeug nach Hause kam, beschloss Rory sich auf den Heimweg zu machen.
Die Dämmerung war bereits angebrochen, der Himmel beinahe stuckdunkel, nur die StraÃenlaternen spendeten schützendes Licht. Auch wenn bereits die erste Märzwoche angebrochen war, hatte es noch immer winterliche Temperaturen, Rory fröstelte. Ihre Fingerkuppen waren rotgefärbt, Handschuhe hatte sie nicht dabei, so beschloss sie bei Luke einen Zwischenstopp auf dem Nachhauseweg einzulegen, um sich an einer heiÃen Tasse Kaffee die Hände zu wärmen.
Zu ihrer Ãberraschung waren die Blumen aus dem Diner verschwunden, alles ging seinen gewohnten Lauf. April saà noch immer am selben Tisch wie vor einigen Stunden, jedoch hatte sie ihre Lernsachen vor sich ausgebreitet. Rory musste schmunzeln, in einigen Punkten war ihr April unglaublich ähnlich.
„Na, bist du am lernen?“ begrüÃte Rory ihre Stiefschwester.
„Wie immer, jede Menge Hausaufgaben“ seufzte diese, frustriert klappte sie ihr Algebra Buch zu.
„Und was hast du am Nachmittag gemacht?“
„Ich war bei Lane, sie zieht um nach Kalifornien“ erzählte Rory, als auch schon Luke auf zukam um ihr eine Tasse von ihrem Lieblingsgetränk einzuschenken.
„Hey, Rory weiÃt du vielleicht, ob deine Mum nach der Arbeit herkommt?“ fragte Luke.
„Keine Ahnung, warum?“ antwortete diese und trank gierig einen Schluck des dampfenheiÃen Kaffee.
„Naja, als ich heute um halb 5 aufgestanden bin und sie gefragt habe ob wir uns zu Hause treffen hat sie einen Polster nach mir geworfen“ versuchte Luke die Situation zu erklären.
„Du hast Mum echt um halb 5 in der Früh angesprochen? Bist du Lebensmüde?“ bohrte Rory amüsiert nach, die nur allzu gut wusste, dass man eine Lorelai Gilmore nicht mitten in der Nacht ansprechen konnte.
„Ja, nur ganz kurz um-“
„Das würde ich in Zukunft nur wagen wenn das Haus brennen sollte“
„Danke für den Tipp“ nickte Luke und verschwand wieder in Richtung Tresen.
„Männer“ seufzte April und widmete sich ihren Französisch Buch zu.
„Wo sind eigentlich die ganzen Pflanzen hin?“ wandte sich Rory mit fragendem Blick an April.
„In Taylors Eisdiele“ kicherte diese während sie suchend in ihr Wörterbuch blickte.
„Wie sind sie-“ setzte Rory an, verstummte aber angesichts eines wütend dreinblickenden Luke der sich wieder auf ihren Tisch zu bewegte.
„April, wie oft hab ich dir schon gesagt du sollst mein Büromaterial nicht für die Schule verwenden! Du kannst dir gerne was aus dem Lager holen, aber alles was hinter der Theke liegt ist tabu“ erklärte Luke in einen, von dem er glaubte, elterlich strengen Tonfall.
„Dad, ich habe nichts genommen okay? Nur das eine Mal etwas Klebstoff, du kannst doch nicht so nachtragend sein“ rechtfertigte sich April kopfschüttelnd.
Rory grinste innerlich, Luke wuchs immer mehr in seine Vaterrolle hinein, sogar Sorgenfalten hatte er auf seiner Stirn bekommen.
„Es fehlt aber ein Post-it Zettel von meinem Kassenbuch!“ lieà dieser nicht locker.
Schlagartig wich sämtliche Heiterkeit aus ihren Körper, ihre Muskulatur verspannte sich, oh nein das konnte doch nicht sein! Auf einmal hatte sie das Gefühl der zusammengeknüllte Zettel in ihrer Hosentasche würde 10 Kilo wiegen und schälmisch lachen.
„Vielleicht hat ihn Kirk genommen! Du kennst ihn doch!“ funkelte April ihren Dad missmutig an.
Sie konnte nicht weiterzusehen wie Luke April verdächtigte, ihr Unrechtsbewusstsein war einfach stärker.
„Ahm, Luke kann ich dich für einen Moment sprechen! Nur ganz kurz“ unterbrach Rory die Diskussion zwischen Vater und Tochter, mit rasendem Herz schob sie Luke in Richtung Tresen, so dass April sie nicht hören konnte.
„Hey, Rory was ist denn los? War ich etwa zu hart zu April?“ fragte er verwirrt und stellte die Kaffekanne zurück in die Maschine.
Mit gesenktem Kopf nahm sie auf einen der Hocker Platz und stützte ihren Kopf in die Hände.
„Ich hab den Zettel genommen“ flüstertet sie.
Luke war wie erstarrt, jetzt ergab das Ganze auch einen Sinn!
„Oh! Oh …“ stotterte er verlegen.
„Es tut mir leid, ich hab ihn zufällig entdeckt als du heute Morgen drauÃen mit Taylor gestritten hast und ich uns schnell Kaffee einschenken wollte, es war eine Kurzschlussreaktion keine Ahnung was da in mich gefahren ist und ich habe seine Handschrift erkannt und-“
„Rory, komm mit nach hinten, wir brauchen hier keine neugierigen Zuhörer“ sagte Luke mit besorgten Gesichtsausdruck und führte sie vorbei an einer neugierigen Babette nach hinten ins Lager, dort lieà sie sich auf einen braunen Karton voller Konserven fallen.
„Es tut mir leid, Luke. Ich hätte dich nach seiner Nummer fragen sollen, aber als ich seine Handschrift gesehen habe … ich weià auch nicht“ schluchzte Rory und ihr ganzer Körper zitterte.
Luke starrte wie gebannt auf seine Stieftochter die zusammengekauert auf seiner Thunfisch Lieferung saÃ, irgendetwas musste er doch tun. Langsam ging er in die Hocke, so dass er mit Rory auf Augenhöhe war, der dicke Tränen von den Wangen tropften.
„Ist doch schon gut, Rory! Nichts ist passiert“ versuchte Luke die junge Frau zu beruhigen.
„Nein, gar nichts ist gut. Ich war so schrecklich zu ihm, das hat er nicht verdient“
„Beruhig dich einmal Rory“ redete er auf sie ein und reichte ihr ein Stück Klopapier das zufällig im Regal hinter ihnen gelagert wurde.
„Luke, ich bin mir sicher dass du weiÃt was bei der Hochzeit passiert ist und auch schon alles was davor war. Er hat es dir erzählt, nicht? Manchmal siehst du mich so an als würdest du mir etwas sagen wollen, doch dann wendest du dich ab!“ wimmerte sie mit erstickter Stimme.
Luke schwieg, doch es wunderte ihn nicht, dass Rory ihn durchschaut hatte, schlieÃlich war sie Lorelais Tochter.
„Ich werde ihn anrufen und mit ihm reden“ flüsterte sie entschlossen, allmählich versiegten die Tränen und sie war wieder Herr ihrer Sinne.
Noch etwas wackelig auf den Beinen erhob sie sich und umarmte Luke für einen kurzen Augenblick.
„Danke, ich werde ihn anrufen“ flüsterte sie leise.
„Warte nur nicht zu lang“ erwiderte Luke und Lächelte Rory aufmunternd an.
Sie war nun entschlossener denn je, sie musste mit ihm reden, über ihre Gefühle, den Kuss, die Vergangenheit aber auch über die Zukunft. Voller Enthusiasmus stürmte sie aus den Laden, fischte den Zettel aus ihrer Hosentasche und wählte Jess Nummer. Während sie auf das Freizeichen wartete schlug ihr Herz wie verrückt. Endlich läutete es am anderen Ende …
„Hey, das ist der Anschluss von Jess Mariano, wenn es wichtig ist sprecht was drauf – PIEP“ völlig überrumpelt legte Rory auf. Alleine der Klang seiner Stimme hatte ihr das Blut in den Adern gefrieren lassen. Das konnte doch nicht wahr sein, endlich hatte sie sich überwunden ihn anzurufen und dann so etwas …
Plötzlich beschleunigte ihr Körper seine Schritte ohne dass ihr Kopf wusste warum. Laufend erreichte sie ihren Toyota der in der Einfahrt vor ihrem Haus parkte, das Auto ihrer Mutter war nirgends zu sehen, ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden stieg sie ein.
Zitternd gab sie die Adresse in das kleine graue Navigationssystem ein.
„Die Fahrzeit beträgt 4 Stunden und 2 Minuten“ sagte die völlig monotone Frauenstimme.
Genug Zeit um über alles nachzudenken.
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only god can judge me
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