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Titel: Der Eiskrieg
Autor : ich
Genre : Dramedy
Fandom: GG
Pairing : -
Rating : jugendfrei ab 2-99
Disclaimer : Ich habe keine Rechte an GG usw.
Sonstige Bemerkungen: -
Es war Sommer in Stars Hollow.
Der Himmel strahlte in diesem fast unnatürlich aussehenden Blau, wo man sich fragt, ob da oben vielleicht doch jemand sitzt und eine Kulisse angemalt hat.
Die staubige Hitze ließ den Asphalt flirren und der leichte Wind schubste trockene Blätter über den Rasenplatz an der Pagode.
Genau der richtige Moment für ein leckeres Eis, das jedenfalls dachten Lorelai und Rory, als sie bepackt mit den Ergebnissen eines ausgiebigen Trips durch die Geschäfte und beinahe mit heraushängenden Zungen stehenblieben und sich umsahen.
Eigentlich – ja, eigentlich müssten sie jetzt ins Auto steigen und ins „Dragonfly Inn“ fahren, wo Sookie schon angekündigt hatte, ihnen ihre neuesten Kreationen zum Probieren zu geben. Sie war fraglos in diesem Sommer die Eis-Queen der Stadt, seitdem sie von einem Eishersteller-Seminar in Boston zurückgekommen war und nun ihre Gäste mit zartschmelzenden, fruchtigen oder schokoladigen Köstlichkeiten aus ihrem Supermegaprofieisreiter verwöhnte.
Und natürlich hatte sie die Gilmore Girls dazu verpflichtet, alle neuen Ideen zu testen – und wehe, wenn sie irgendwo in einer profanen Eisdiele ihre Eistesterzungen verdarben! Sookie wäre zutiefst verletzt gewesen!
Doch das Hotel war weit vom Stadtzentrum entfernt. Lorelai und Rory wollten jetzt ein Eis – jetzt, sofort, bevor sie in der Wüste der aufgeheizten Hauptstraße dem Vertrocknungstod anheimfielen!
Und da gab es doch neuerdings...
„Mum, ich schaffe es nicht mehr bis zum Auto, meine Zunge hängt schon auf dem Asphalt und ich werde drüber fallen und die Teerdecke der Straße wird mich wie Treibsand verschlingen. Meine Schuhsohlen haben schon Feuer gefangen!“
„Ich weiß, Schatz! Aber Sookie wird uns dem Feuertod in ihrem Herd ausliefern, wenn wir unser Eis beim Erzfeind essen!“
„Mum, siehst du da drüben das Schild vor Taylors Eisdiele?“
„Ja, ich sehe es....“ Lorelai seufzte tief. „Mango-Aprikosen-Sorbet, Limonen-Nougattraum, Applepie-Crumble-Peanutbutter-Eis...“
„Nur zehn Schritte über die Straße, die schaffe ich gerade noch.“
„Das Auto hat mindestens 120 Grad im Schatten... okay, ich gebe auf! Heißer kann es in Sookies Herd auch nicht sein!“
Entschlossen packte Lorelai die Einkaufstüten mit einer Hand und Rorys Arm mit der anderen und steuerte auf Taylor Dooses Eisdiele zu.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Es waren nicht nur die leckeren Eissorten, die die beiden Ladies dorthin zogen, auch nicht die kürzere Wegstrecke. Es gab da noch einen weiteren Grund. Und dieser war die Person, die seit Kurzem bei Taylor arbeitete und dieses absolut fantastische, super authentische italienische Eis herstellte: Nevio.
Nevio war ein waschechter Italiener, der auf seiner Backpackertour durch die Staaten rein zufällig in Stars Hollow gestrandet war, als ihm das Reisegeld ausging.
Kurz entschlossen hatte er Taylor nach einem Job gefragt, und als dieser hörte, dass Nevio ein richtiger Gelatiere war und seine Familie schon in der 5. Generation Eis machte, hatte er ihn eingestellt.
Weil Nevio außerdem mit seinen dunklen Wuschellocken und seinem braungebrannten Body, der immer in engen Jeans und Muscleshirt steckte, den strahlend blauen Augen und dem charmanten Lächeln auch noch unverschämt attraktiv war, rannte die vorwiegend weibliche Kundschaft Taylor seitdem den Laden ein. Vergessen waren die Kalorien, das drohende Hüftgold, schlechte Zuckerwerte oder Magenverstimmungen.
Stars Hollow hatte nur noch ein Thema – Nevio und seine Gelati!
„Hach, das zergeht einem doch auf der Zunge!“ schwärmte Babette. „Meinst du den Kerl oder sein Eis?“ fragte Miss Patty süffisant.
„Beides, Schätzchen!“ grinste Babette.
Sookie tobte, als ihr zu Ohren kam, warum ihre hinreißenden und edlen Kreationen immer weniger Kunden fanden.
„Da kommt so ein Kerl daher und behauptet, er kann Eis machen? Einfach so? Lächerlich! Das ist eine Kunst!!“, schimpfte sie.
„Schau her, Lorelai! Meine neueste Kreation: Tonkabohnensahneis mit gerösteten Makadamiastücken und Waldhonig-Marzipansauce! DAS ist Eis – und nicht dieses süße Zeug, was dieser Amateur zusammenpanscht! Wehe, du und Rory, ihr leckt auch nur eine Eiskugel von diesem Kerl an, dann kündige ich!“
Nevio in seiner Unbekümmertheit und Taylor mit seiner sardonischen Art, die Einwohner von Stars Hollow mit Regeln und Gesetzen zu quälen, waren eigentlich ein sehr ungleiches Paar, aber für sein Geschäft machte Taylor wie immer eine Ausnahme. Dass Nevio keine Arbeitsgenehmigung hatte und sich um keine Hygienevorschrift scherte, störte Taylor nicht – solange der charmante Italiener nur die Kundschaft mit strahlendem Lächeln und einschmeichelnder Stimme zum Kauf von immer mehr Eiskugeln verführte.
„Signora Patrizia, ich habe so Freude, sie zu begegnen – schauen Sie, da habe ich köstliche neue Gelato mit Banani und Choccolatta! Mamma Mia, ich schmelzen bei Ihre Anblick wie Eisse in die Sonne!“ rief er zum Beispiel, und Miss Patty wurde rot wie ein Schulmädchen. Und natürlich probierte sie gleich 5 Kugeln der neuen Sorte, die sie vor Ort schleckte, um möglichst lange in Nevios kornbumenblauen Augen zu versinken.
Schnell drohte Stars Hollow in 2 Lager zu zerfallen: das Lager Sookie und das Lager – nein, nicht Taylor, sondern Nevio!
Mit anderen Worten: Es tobte ein regelrechter Eiskrieg zwischen den loyalen Sookie-Anhängern, allen voran natürlich Jackson, aber auch Luke, der gar kein Eis mochte, aber schon aus Prinzip gegen Taylor war.
Tja, und eigentlich waren natürlich auch Lorelai und Rory treue Sookie-Anhänger, aber heute, geplagt von Hitze, Staub und Trockenheit eines sehr heißen Sommernachmittags...
Die beiden hatten sich fast bis zur Eisdiele geschleppt, als etwas Seltsames geschah:
Zunächst zwängte sich ein riesiger Rucksack durch die Tür und daran hing ein braungebrannter Italiener mit schwarzen Wuschellocken. Mit strahlendem Lächeln und zwinkernden blauen Augen winkte er in den Laden und hüppfte dann erstaunlich leichtfüßig davon in Richtung Highway. Lorelai und Rory sahen mit großen Augen dem tanzenden Rucksack samt angeschnalltem Gelatiere hinterher, der nun begann, einen Ausschnitt aus dem “Figaro” zu trällern, selbstverständlich auf Italienisch. Sie bleiben verunsichert stehen und sahen sich an.
Rory wollte gerade etwas sagen, da schwang die Tür wieder auf und die Glöckchen darüber schepperten wie verrückt.
Taylor trat aus dem Laden und begann wutentbrannt die verlockenden Schilder vom Bürgersteig zu räumen, die Plakate mit den Listen der Eissorten „kreiert von einem echten italienischen Gelatiere“ von den Scheiben der Eisdiele zu reißen und alles in den Laden zu tragen.
Dabei führte er wütende Selbstgespräche, aus denen man nur einzelne Worte heraushören konnte, die er durch die zusammengebissenen Zähne knurrte: “Casanova... Kalifornien... HA! So ein... verd... unerhört!!”
Als er die nächsten Plakate abreißen wollte, bemerkte er Rory und Lorelai, die verblüfft stehengeblieben waren und den schäumenden Taylor mit den zerwühlten Haaren mit einer Mischung aus Besorgnis und Faszination anstarrten.
„Was starrt ihr mich so an?“, schnauzte Taylor. „Was habt ihr überhaupt hier verloren? Eis werdet ihr ja wohl nicht wollen, schließlich esst ihr ausschließlich Sookie-Edeleis mit Meisterprädikat, nicht wahr?“
Ohne die Antwort der beiden abzuwarten, schimpfte er weiter: „Und selbst wenn, hier gibt es kein Gelato mehr! Vorbei, finito, basta! Der Casanova-Gondoliere-Wasweißich-Nevio ...“
Er konnte nicht aussprechen. Nach und nach hatten sich immer mehr Bewohner Stars Hollows um ihn versammelt und schauten ratlos auf die zerrissenen Plakate in Taylors Händen.
Kirk wagte es ihn zu unterbrechen und die Frage zu stellen, die allen auf der Seele brannte: „Wo ist Nevio? Ich wollte sein Kirsch-Marzipan-Sorbet probieren! Lulu sagt...“
„Lulu sagt, soso, Lulu sagt!“ unterbrach ihn Taylor wütend. „Mir ist sowas von gleichgültig, was Lulu sagt oder Lulu tut! Tatsache ist, dass...“
„Wie kannst du sagen, es ist egal, was Lulu sagt!“ rief Kirk empört. „Lulu ist die klügste und...“
„Kirk, halt doch mal den Mund und lass Taylor ausreden!“, schnitt ihm Babette das Wort ab. „Ich will jetzt wissen, wo unser schnuckeliger Gelatiere ist! Taylor, hast du ihn vergrault? Das würde dir ähnlich sehen, wahrscheinlich hast du ihm nicht genug gezahlt und...“
„Vergrault? Ha! Abgehauen ist er, verschwunden, in Luft aufgelöst, weggeschmolzen wie sein Eis! So ist das! Hat einfach seinen Rucksack gepackt und sich vor mich hingestellt und gesagt: 'Signore Boss, ich haben genug Geld verdient, ich jetzt reisen nach San Francisco, dort Gelato machen! Will Golden Gate und Hippies sehen!' Und weg war er.“
Ohne ein weiteres Wort stampfte Taylor in seine Eisdiele zurück, knallte die Tür scheppernd hinter sich zu und ließ den Rollo herunter.
Die flirrende Hitze wurde von keinem Laut unterbrochen.
Sprachlos stand der kleine Menschenauflauf in der Sonne und drohte zu überbacken, weil das kühlende Eis fehlte.
Schließlich stieß Miss Patty einen tiefen Seufzer aus, drehte sich zu den anderen um und sagte: „Tja, das war's wohl. Ciao, Bambino!“ Und damit rauschte sie davon.
Babette seufzte mit melodramatischem Augenaufschlag und deklamierte: “Oh, du mein Romeo! Du hast mich schmählich verlassen! Nun muss ich... ach, was!” unterbrach sie sich selber. “Ich bring mich nicht um, ich geh jetzt ins Hotel!” Und weg war auch sie.
Kirk starrte auf die geschlossene Ladentür und murmelte: „Lulu wird sehr unglücklich sein, sie liebte Kirsch-Marzipan-Sorbet...“ Endlich schlurfte er davon, mit hängendem Kopf und schlenkernden Armen.
Der Menschenauflauf zerfiel und löste sich auf.
Zuletzt standen nur noch Lorelai und Rory vor der Eisdiele.
„Kein Eis auf kurzem Weg“, seufzte Lorelai.
„Kein leckerer Italiener mit blauen Schmelzaugen“, seufzte Rory.
„Jetzt hat das Auto bestimmt schon 150 Grad“, stöhnte Lorelai.
Beide schwiegen einen Moment nachdenklich.
Dann hob Rory langsam den Kopf und lächelte ihre Mutter an.
„Was gibt es da zu lächeln, hast du einen Sonnenstich?“ fragte Lorelai und fühlte besorgt Rorys Stirn. „Autsch, mindestens... wenn nicht noch mehr!“, rief sie erschrocken und pustete sich auf ihre Finger.
„Mir ist nur grad etwas eingefallen! Das Schicksal hat es gut mit uns gemeint!“ rief Rory.
„Äh, was? Wir stehen hier in der Wüste Stars Hollow, ohne auch nur eine kühlende Eiskugel in Sicht, und du sagst, das Schcksal hat es gut mit uns gemeint? Das kann nur ein Sonnenstich sein!“ Lorelai zog Rory unter einen Baum in den Schatten.
„Mum, verstehst du denn nicht? Wir waren in großer Gefahr und das Schicksal hat uns gerettet! Wir wollten Sookie verraten, unser Versprechen brechen, nur weil wir schwach waren, weil unsere trockenen Kehlen uns verführt haben! Aber nun können wir mit reinem Gewissen zu Sookie fahren und bei ihr soviel Eis essen, wie wir wollen! UND wir können ihr sagen, dass der Eiskrieg beendet ist! Ist das nicht wunderbar?“
Lorelais Miene hellte sich nach und nach auf.
„Meine kluge Tochter, sieht doch immer das Gute, selbst wenn sie kurz vor dem Austrocknen und Gebratenwerden ist!“
„Und hatten wir das Auto nicht im Schatten geparkt?“ fiel Rory noch ein.
„Jaaa! Das hatten wir wirklich, wie herrlich!“ strahlte Lorelai.
„Auf zu Sookie! Bestimmt hat sie wieder etwas Neues kreiert. Vielleicht Popcorn-Himbeer-Haselnuss oder Limetten-Mandarinensorbet mit Kokosmark oder...“
Die wilden Spekulationen über mögliche neue Eiskreationen der Meisterköchin verwehten in der flirrenden Hitze, und bald lag die Straße still in der Nachmittagssonne, während die halbe Stadt dem „Dragonfly Inn“ zustrebte, auf der Suche nach einer eiskalten Erfrischung.
Der Eiskrieg war beendet!