30.12.2008, 06:20
Titel: Als uns Flügel wuchsen
Disclaimer: mir gehört nichts, ncihts, gar nichts ^^
Spoiler: keine
Genre: Drama/Tragedy
Rating: ab 16
Wörter: 729
Spoiler: keine
Genre: Drama/Tragedy
Rating: ab 16
Wörter: 729
Als uns Flügel wuchsen
âFrau Nitka, hiermit verhafte ich Sie wegen Mordes an Christian Storm.â
Wie einer Art Trance gefangen tat sie stumm, was die Polizisten von ihr verlangten, wehrte sich nicht gegen die groben StöÃe, die ihr versetzt wurden. War das alles wirklich real? Wie sehr sie sich doch wünschte, das alles nur träumen, innerhalb weniger Minuten erwachen zu können...
Sie zitterte am ganzen Leib, sank langsam zu Boden, als der Leichnam ihres einst besten Freundes von einem Tuch verdeckt an ihr vorbeigetragen wurde. Tränen liefen ihre Wangen hinab. âEs tut mir so Leid, Chris...â, flüsterte sie kaum hörbar. âEs tut mir so unglaublich Leid...â
âVerdammt nochmal, schweigen hilft ihnen auch nicht!â Wütend knallte Kommissar Weber mehrere Akten auf den Eisentisch im Vernehmungsraum. Sandra reagierte nicht. Wie lange saà sie nun schon hier, ohne ein Wort von sich zu geben... Unzählige Polizisten hatten stundenlang auf sie eingeredet, sie beschworen, endlich zu geschehen, doch sie schwieg. Selbst ihr Vorgesetzter war beim Versuch, sie zum sprechen zu bringen gescheitert.
âHaben Sie Christian Storm getötet?!â, fragte der Kommissar scharf, konnte jedoch ein Seufzen nicht unterdrücken, als er sich erneut auf seinem Stuhl niederlieÃ. Noch immer würdigte sie ihn keines Blickes, starrte an an die ihr gegenüberliegende Wand. Doch endlich... Endlich gab sie Antwort. âJa.â
âSandra... Sandra, um Himmels Willen, was tust du da?!â Unglaublich blass lieà sich Ingo LenÃen neben seine Ermittlerin auf einen der für Besucher bereitgstellten Sessel sinken. âWarum nimmst du die ganze Schuld auf dich?â, fragte er leise. Sie sah auf, blickte ihm tief in die Augen. âDas tu ich nicht, Ingo...â, erwiderte sie mit matter, erstickter Stimme. âDas... das tu ich nicht....â
âUm Himmels Willen, was ist geschehen?!â Unzählige Männer eilten in ihre Zelle, hoben die Frau vorsichtig auf ihr Bett, tätschelten unsanft ihre Wange. âAufwachen!â, fuhr einer der Wärter sie an. âVerdammt nochmal, aufwachen!â
Ingo musste schlucken. âEs... es ist zu spät...â, murmelte er, trat nun ebenfalls in den winzigen Raum, kniete sich vorsichtig zu ihr, in ein Scherbenmeer. Behutsam nahm er ihre leblose Hand in die seine. Sie war eiskalt geworden. Sanft streichelte er darüber, Blut tropfte auf das Laken, seine Knie, den Boden... So sehr, so verzweifelt er sich auch bemühte, etwas zu spüren, er hatte keine Chance. Ihr Puls hatte längst aufgehört zu schlagen.âWarum haben Sie sie nicht beobachtet?!â, fuhr er den Gefängniswärter an. Dieser seufzte leise. âHerr LenÃen, das haben wir... Aber... solche Zwischenfälle sind einfach nicht vorhersehbar... Es tut mir Leid.â
âZwischenfall...â Müde erhob er sich, nur um gleich darauf auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Erst spät fiel ihm der blütenweiÃe Umschlag auf, der vor ihm auf dem Tisch lag. In zittriger Schrift stand âIngoâ darauf geschrieben. Ohne den Kommissar und seine Kollegen eines weiteren Blickes zu würdigen, öffnete er das Couvert. Und begann zu lesen.
Ingo,
ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit nun neben dir zu sitzen, dir unter vier Augen alles erklären zu können, versuchen zu verstehen... Aber nein... Nein, das Privileg der Freiheit, der Wahrung der Privatsphäre bleibt mir von nun an verwährt, für immer. Nun... Natürlich hätte ich es verdient, das alles, was auf mich wäre zugekommen, ich hatte keine Angst... Niemals hätte ich mich meiner gerechen Strafe widersetzt.
Ich wusste genau was geschah, als ich Christian erschoss, mein Verstand war völlig klar... Erst, als ich meine Tat begriff, begann ich, mich in diesen tauben, unantastbaren Trancezustand zu versetzen, in dem ich mich bis zum Ende meines Lebens befand... Ja, Ingo. Ja, ich bin schuldig, ich habe ihn getötet, meinen besten Freund. Meine groÃe Liebe. Ob ich es bereue? Mehr als alles andere. Auch, wenn ich weiÃ, dass es richtig war. Warum... Warum hab ich es getan? Christian hatte Krebs. Ingo, er war todkrank, die Ãrzte gaben ihm weniger als ein halbes Jahr zu leben. Ingo... Er hat mich gebeten, ihn zu töten... Niemals... Ich schwöre dir, niemals hätte ich es gewagt, es über das Herz gebracht, es zu tun, doch es war sein gröÃter Wunsch, zu sterben. Wir sollten ihn stets in guter Erinnerung behalten... Als Christian. Den Mann, den wir alle liebten.
Ich kann mit der Schuld nicht weiter leben, selbst wenn ich wollte, niemals wäre ich fähig, ihn zu vergessen. Der wichtigste Mensch in meinem Leben ist nun fort, wird nie wieder kommen. Und für mich ist es Zeit, ihm zu folgen. Es tut mir Leid... Es tut mir unglaublich Leid. Vergib mir.
In ewiger Liebe,
Sandra
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