I´m with you- Das Buch aus der Fanfiction
#21

Wow,
mich hat ehrlich noch nie eine Geschichte so faszieniert..
Es einfach wunderbar.
Die Beiden sidn echt süß zusammen.
Und die Kinder..
Ich hatte ja von Anfang an den Verdacht dass sei seine
Kinder sind und ich hatte Recht.
Ich hoffe das Rana nicht stirbt, das wäre echt schrecklich

Weiter schnell
Gruß Loorie

[SIGPIC][/SIGPIC]
Sig von Falling
Mitglied im Rory und Logan Club
#22

[Bild: withyoubn.jpg]
Als sie am nächsten Morgen aufwachte, lag sie mit dem Kopf auf Saids Brust, der noch schlief. Sie schaute auf den Wecker, der auf dem Nachttisch stand und stellte fest, dass sie gehen musste, denn sie wollte vorher noch nach Hause sich umziehen. Sie überlegte kurz, ob sie ihn wecken sollte, entschied sich dann aber dafür ihn schlafen zu lassen, sie hätte nicht gewusst was sie sagen sollte.
Sie schlich sich aus dem Schlafzimmer, den Gang entlang indem überall Fotografien hingen. An einer blieb sie kurz stehen. Sie zeigte Athina im Alter von etwa fünf Jahren. Sie trug einen rosa Schlafanzug mit Rüschen und saß auf einem Krankenhausbett. Sie inhalierte gerade und Said saß neben ihr und zeigte mit dem Finger Richtung Kamera. Trotz des Mundstücks war ein Lächeln auf ihrem Gesicht erkennbar.
Sie ging weiter eine Wendeltreppe hinunter. Sie stand nun in einer Art Wohnzimmer, indem aber richtige Sofas standen. Während sie sich in diesem Raum schnell fertig anzog fragte sie, sich wie viele Zimmer dieses Haus wohl hatte.
Irgendwie fand sie dann durch eine Bibliothek und ein Arbeitszimmer in die Küche, von dort aus ins Esszimmer und dann in den Eingangsbereich. Gestern Abend war ihr der Weg ins Schlafzimmer kürzer vorgekommen, aber sie wusste nicht mehr welchen Said gewählt hatte.
Bevor sie ging, drehte sie sich noch einmal zu der Bildergalerie um. Als sie Athinas Portrait ansah, hatte sie den Eindruck sie schien ihr zuzulachen. Dann schloss sie leise die Tür hinter sich und wartete auf das Taxi, das sie gerade noch bestellt hatte.




Zuhause angekommen duschte sie und zog sich um. Sie zweifelte immer mehr daran, dass die letzte Nacht richtig gewesen war. Es hätte nie soweit kommen dürfen. Wenn ihre Kollegen davon erfahren würden, würde sie niemand mehr ernst nehmen. Jeder würde denken, dass sie nur noch da wäre weil sie mit dem Chef ins Bett gegangen war.
Natürlich war das Blödsinn, Said hätte sie auch so nicht entlassen, hatte er gesagt. Oder hatte er gelogen?
Als sie ins Geschäft fuhr war sie kaum noch fähig sich auf die Straße zu konzentrieren. Wie sollte sie sich verhalten, wenn sie ihn sah? Ihn vor allen Kollegen küssen? Nein, niemals! So tun als sei nichts passiert? Das war albern und außerdem würde es ihr nicht gelingen.
Encarna trat plötzlich auf die Bremse, denn fast hätte sie einen Fußgänger übersehen der die Straße überquerte.
Als sie ankam, wusste sie immer noch nicht was sie tun sollte.
Wie immer ging sie zuerst in ihr Büro und legte ihre Tasche ab. Dann ging sie die Post durch und erledigte den täglichen Papierkram, für den sie heute viel mehr Zeit benötigte als sonst. Anschließend ging sie in den Speisesaal. Auf dem Weg dorthin kam ihr ein ganz anderer Gedanke: Was, wenn es Said nur um eine Nacht gegangen war? Sie stand bereits mitten im Saal als sie abrupt stehen blieb. Sie war nur eine weitere Affäre in seiner Sammlung. Er hatte sie gewarnt, sie hatte es nicht verstanden. Sie stand da und starrte ins Leere. Innerhalb von Sekundenbruchteilen beschloss sie dann, dass sie zurückgehen würde in ihr Büro und dort bleiben würde. Sie wollte ihn nicht sehen, auf keinen Fall.
Sie wollte gerade umkehren, als er plötzlich vor ihr stand. Zu spät!
Guten Morgen Encarna“ rief er ihr fröhlich zu und machte einen weiteren Schritt auf sie zu, Felipe direkt neben ihm. „Guten Morgen“ antwortete sie kalt und machte einen Schritt zurück. Said hörte auf zu grinsen. Er hat mich also verstanden, dachte sie erleichtert.
Said versuchte ihr in die Augen zu schauen, doch sie wich seinem Blick aus. „Ihr entschuldigt mich bitte, ich habe zu tun“ presste sie noch hervor, ehe sie in der Küche verschwand.
Sie lief an allen vorbei, grüsste nur kurz. Es interessierte sie nicht, wie die Küche aussah, oder ob das Gemüse richtig geschnitten war, sie wollte nur ganz schnell weg. So lief sie am Herd vorbei, zwischen den Küchenhilfen hindurch zum Kücheneingang. Als sie draußen war ließ sie erleichtert die Tür ins Schloss fallen und lehnte sich dagegen.
Sie griff in die Tasche ihres Jacketts und zog eine Schachtel Zigaretten hervor, die sie immer bei sich trug, für den Notfall. Sie hatte schon lange nicht mehr geraucht, aber dieses war einer. Das letzte Mal als sie eine Zigarette hätte gebrauchen können, war Athina abgereist. Athina, Saids Tochter. „Womit wir wieder beim Thema wären“ sagte sie halblaut vor sich hin und nahm den ersten Zug.
Ihre Zigarette war gerade ausgedrückt worden, als sie spürte wie jemand die Tür öffnen wollte, vor der sie stand. Sie trat einen Schritt zur Seite und wollte gerade die nächste Zigarette anzünden, als sie sah, dass es Said war. Ihr fiel alles aus der Hand und Said bückte sich langsam und sammelte die Zigaretten und das Feuerzeug auf.
Bitte“ sagte er und übergab ihr was sie verloren hatte. „Ich wusste gar nicht, dass du rauchst“ sagte er nach einer kurzen Pause, in der sie beide gegen die Mauer gestarrt hatten, die gegenüber der Tür lag. Sie sagte nichts. „Ich hab gedacht ich lass dir nen kleinen Vorsprung, anscheinend bin ich immer noch zu früh…“ startete er einen weiteren Versuch. Dieses Mal reagierte sie. „Was willst du?“ „Was ich will?“ fragte er als, hätte sie einen schlechten Scherz gemacht. „Was soll diese Frage? Encarna! Was soll dieser ganze Aufstand? Ich versteh dich nicht! Was geht in deinem Kopf vor?“ Das willst du nicht wissen, sagte sie in Gedanken und zerriss ihn vor ihrem inneren Auge in ganz kleine Fetzen. Er spielte hier mit ihr und sie sollte das noch toll finden? Erneut versuchte sie sich eine zweite Zigarette anzuzünden, doch er nahm sie ihr aus der Hand. „Hör auf zu rauchen und rede mit mir! Wenn du mich nicht willst, dann sag es doch, aber spiel nicht die Beleidigte. Diese Nummer kenne ich nur zu gut. Meine Exfrau hat mich jahrelang manipuliert, je nach Lust und Laune. Ich hasse das. Wenn es für dich nur ein Abendteuer war, gut, schön, vergessen wir das Ganze. Aber mach den Mund auf!“ Er wurde immer lauter, zum Schluss schrie er sie an. „Es fragt sich doch hier wohl für wen das ganze nur ein Abendteuer war“ antwortete sie ihm. Sie schrie nicht, aber ihre Stimme bebte dabei bedrohlich. Endlich hatte sie es auch geschafft sich eine weitere Zigarette anzuzünden. Doch als sie ihn nun ansah war er nicht mehr wütend. Er grinste. Dann begann er plötzlich schallend zu lachen. Sie warf wütend ihre Zigarette auf den Boden und drehte sich um zum Gehen. Doch er packte sie am Arm und hielt sie fest. Immer noch lachend drehte er sie zu sich um. „Encarna, Habibi, für mich war das nicht nur eine Affäre. Ich hab mich in dich verliebt!“ Er lachte immer noch und langsam begriff sie auch warum. Jeder hatte vom jeweils anderen angenommen ihm egal zu sein. Sie musste nun auch lachen und überlegte was sie ihm antworten sollte. Sie entschied sich nichts zu sagen, sie küsste ihn einfach.
TBC
#23

Zitat:. Sie entschied sich nichts zu sagen, sie küsste ihn einfach.
Guuuuuuuut!!!
Gott, dass sie sich aber auch wie kleine Kinder benehmen müssen ^^
Wer weiß, was als nächstes passiert, bin schon ganz gespannt!
Wie immer toll geschrieben.
Fantastisch.
Phänomenal.
Umwerfend.
Einfach genial.
Faszinierend wie du/ihr das geschrieben habt.
Sry, ich würd ein längeres FB geben aber ich bin totmüde und geh deswegen jetzt auch offline.

GLG, Isabell

Wenn mich jeder mögen würde, dann wäre ich Käsekuchen!
#24

Hey,

Da hast du dir wirklich eine super Story erdacht. Definitiv mit Suchtfaktor, dabei wollte ich gestern nur ein par Seiten lesen. Nix war. Die Teile haben mich so gefesselt, dass ich unbedingt bis zum vorläufigen Ende durchlesen musste. Es ging nicht anders.

Ganz am Anfang habe ich ja dedacht Encarna gehört zu den Mädchen, aber jetzt, kann nicht sein. Wäre ja auch zu einfach gewesen Wink .
Jetzt wünsch ich mir, dass sich sie und Said noch näher kommen und es auch noch Hoffnung für Rana gibt. Bin auf jeden Fall gespannt wie es weitergeht.:biggrin:

LG Emerson Rose
#25

Emerson Rose schrieb:Hey,

Da hast du dir wirklich eine super Story erdacht. Definitiv mit Suchtfaktor, dabei wollte ich gestern nur ein par Seiten lesen. Nix war. Die Teile haben mich so gefesselt, dass ich unbedingt bis zum vorläufigen Ende durchlesen musste. Es ging nicht anders.


LG Emerson Rose

Ich kann nicht behaupten, dass mir das Leid tutWink Ich hoffe du bleibst dran.

Das gilt natürlich auch für euch andere, ich hoffe ihr bleibt dran und lasst Fb da!
#26

[Bild: withyoubn.jpg]

Mallorca, September 2001


Keine Mutter


Als die Hauptsaison vorbei war, war Said noch immer auf Mallorca. Er hatte alle anderen Termine abgesagt und war geblieben. Natürlich wegen Encarna. Felipe wurde schon etwas ungeduldig, da Said der Chef war, solange er da war, was ihm nicht passte. Er wusste aber nicht, dass er es Encarna zu verdanken hatte, dass er überhaupt noch Leiter des Hotels war, denn sie hatte ihn bei Said in Schutz genommen. Said und Encarna war es gelungen ihre Beziehung geheim zu halten, was manchmal sehr schwierig war. Doch Encarna wollte nicht, dass es bekannt wurde und Said akzeptierte es. Die beiden waren rund um die Uhr zusammen und konnten trotzdem nicht behaupten, dass sie sich auf die Nerven gingen.


Als morgens bei Encarna im Büro das Telefon klingelte, war Said jedoch nicht bei ihr, sondern in seinem eigenen Büro, das im ersten Stock, innerhalb des Privattraktes lag. Als sie abhob hörte sie im ersten Moment nur großen Lärm und wollte fast schon wieder auflegen, als sie Athinas Stimme hörte. „Encarana, sind Sie das? Hier ist Athina!“ Encarna freute sich Athinas Stimme zu hören, hatte sie doch seit vier Monaten immer nur von Said gehört wie es ihr ging. „Athina, wie geht es dir?“ fragte sie und bereute die Frage im gleichen Augenblick. „Gut, danke und ihnen?“ sagte Athina aber unbefangen. „Sagen Sie, ist mein Vater bei ihnen? Die an der Rezeption haben mich zu Ihnen weiter verbunden.“ „Nein, der ist nicht hier. Der sitzt in seinem Büro. Soll ich dich verbinden?“ fragte sie etwas enttäuscht, dass Athina so kurz angebunden war. „Nein, nein nicht nötig. Da hab ich es schon versucht, da geht er nicht ran. Könnten Sie ihm vielleicht sagen, dass er mich in drei Stunden vom Flughafen abholen soll?! Das wäre sehr nett!“ „Wie? Von welchem?“ Encarna war verwirrt, was Athina bemerkte und lachte. „Na, von dem hier in Palma, wie viele gibt es denn hier? Ich freu mich übrigens Sie wieder zu sehen!“ sagte sie und hatte auch schon aufgelegt. Athina würde kommen. Sara bestimmt auch, sie verreiste nie alleine, hatte Said erzählt. Er durfte ihnen nichts erzählen, schoss es ihr durch den Kopf.
Dieser Gedanke wiederholte sich und wurde immer lauter während sie über die Empore zu Saids Büro lief, das ganz am Ende des Ganges lag. Ohne zu klopfen riss sie einfach die Tür auf und stürmte hinein. Said schaute überrascht aus seinen Akten hoch, lächelte dann aber, als er sah, dass es Encarna war. „Habibi, was gibt es denn?“ fragte er und wandte sich wieder seinen Akten zu. „Athina kommt!“ platze sie heraus. „Wann? heute?“ sie nickte. „In drei Stunden sollst du sie vom Flughafen abholen!“ „Wunderbar!“ Said freute sich und strahlte über das ganze Gesicht. Dann sah er Encarna an, die alles andere als strahlte. „ Liebling komm her!“ sagte er und rollte mit dem Stuhl ein Stück vom Schreibtisch weg und streckte die Hand nach ihr aus. Sie ergriff sie und er zog sie zu sich, sie setzte sich auf seinen Schoß. „Was passt dir denn daran nicht? Nach allem was du über sie wissen wolltest, dachte ich immer du magst Rana“ sagte er und lehnte seinen Kopf gegen ihre Schulter. „Said, sie ist krank, sie ist deine Tochter und wir, wir… sie weiß nichts, ich weiß nicht wie…“ sie wusste eigentlich selbst nicht, was sie so panisch machte. Sie freute sich Athina wieder zu sehen, aber wenn sie daran dachte, dass Athina von Said und ihr erfahren könnte wurde ihr ganz flau. „Du hast Angst, dass sie was dagegen haben könnte!“ brachte er es auf den Punkt. „Nein! Ja! Ach, ich weiß auch nicht“. „Schatz entspann dich. Rana ist bestimmt nicht einfach, aber kein Unmensch. Und wenn sie was dagegen hat, sie wird sich wieder abregen. Außerdem glaube ich das nicht. Sie mag dich!“ „Woher willst du das wissen?“, sie klang fast flehentlich. „Weil sie es mir gesagt hat, deshalb.“ „Wie sie weiß von uns?“ Encarna sprang auf. „Nein, aber sie musste mir doch zusammen mit Sara einen Bericht abliefern über so viele Mitarbeiter wie möglich. Deshalb waren die beiden doch hier.“ Jetzt grinste er verlegen. „Du hast uns also ausspionieren lassen!“ sagte sie und lief dabei rückwärts in Richtung einer Sitzecke. Dann nahm sie ein Kissen vom Sofa und warf es ihm ins Gesicht. „Mistkerl!“ rief sie und lachte, bevor sie sich mit einer Kusshand von ihm verabschiedete.


Pünktlich um halb vier stand Said also am Flughafen und wartete auf seine jüngste Tochter. Encarna hatte ihn kurz bevor er losgefahren war noch einmal kurz angerufen und unterstrichen, dass sie nicht wollte, dass Rana etwas erfuhr. Er konnte das nicht verstehen und vor allem nicht umsetzten, denn Rana würde mit einem Blick sehen was los war. Sie kannte ihn zu gut und ihr Gespür war in der ganzen Familie berühmt berüchtigt. Niemand konnte etwas vor ihr verbergen und sie war wahrscheinlich die Einzige die jedes noch so kleine Familiengeheimnis kannte.
Das hatte er Encarna auch so gesagt. Daraufhin hatte sie die Beziehung für beendet erklärt.
Deshalb stand er jetzt, immer noch perplex, am Flughafen und wartete. Er versuchte schlau aus dem zu werden, was da passiert war, aber es gelang ihm nicht.
Kurze Zeit später fiel ihm seine Tochter um den Hals und redete die komplette Fahrt vom Flughafen in sein Haus auf ihn ein. „Baba? Baba! Du hörst mir ja gar nicht zu!“ fuhr sie ihn plötzlich auf Arabisch an und riss ihn aus seinen Gedanken. „Entschuldige bitte Prinzessin. Was?“ Er versuchte ein Lächeln, es misslang. „Baba, was ist eigentlich los mit dir?“ „Nichts, Liebling. Gar nichts“ sagte er und fuhr die Auffahrt zum Haus hoch. Athina saß neben ihm und zog sie Augenbrauen hoch. Sie wusste, dass sie in spätestens einer Stunde alles wissen würde und sagte deshalb erst einmal nichts mehr.
Als Said die Tür aufmachte kam ihnen der Duft von Parfüm in die Nase, Frauenparfüm, Encarnas Parfüm. Athina begann zu schmunzeln, doch Said merkte es nicht. Er trug die Koffer in ihr Zimmer im ersten Stock und kam dann etwas außer Atem die Treppen wieder runter. „Baba?“ „Ja, was ist denn?“ „Willst du mir nicht sagen was los ist!“ grinste Athina und folgte ihrem Vater ins Wohnzimmer, wo er sich ein Glas Wasser eingoss und sich aufs Sofa fallen lies. „Nichts, Rana. Ich weiß gar nicht was du willst. Ich bin müde, habe viel gearbeitet. Was sonst?“ Er schaute seiner Tochter ins Gesicht und bemerkte zum ersten Mal, dass sie über das ganze Gesicht grinste. Es amüsierte sie, dass er sie anlog. Und er wusste, dass sie wusste, dass er log.
Du Baba, ich nehme dein Auto, ich will noch wen besuchen. Ich glaube nicht, dass du heute noch mal ins Hotel fährst, wo du doch sooo erledigt bist, oder?“ er schaute wieder auf den Boden und nuschelte ein „Nein, schon okay“ vor sich hin. Sie griff einfach in seine rechte Jackett Tasche und holte sich den Autoschlüssel. Dann ging sie nach draußen und fuhr los. Sie wusste wo sie die Informationen herbekommen würde, die sie wollte, obwohl sie in ihrem Kopf schon so ein gewisses Bild von dem hatte, was wohl passiert war. Die endgültige Bestätigung wollte sie aber nicht von ihrem Vater.


Als es bei ihr an der Tür klingelte hatte Encarna eigentlich überhaupt keine Lust auf zu machen. Sie war nicht früher vom Geschäft nach Hause gegangen um sich jetzt mit irgendwelchen Besuchern auseinander zu setzten. Sie wollte ihr Ruhe, sonst nichts.
Doch wer auch immer klingelte war verdammt hartnäckig und so blieb ihr nichts anderes übrig als doch zu öffnen. Sie hatte die Tür gerade einen Spalt breit geöffnet als sich Athina an ihr vorbei in die Wohnung drängte. Encarna blieb der Mund offen stehen und sie machte einfach die Tür wieder zu und starrte Athina an. Diese kam auf sie zu und umarmte sie kurz zur Begrüßung, was Encarna einfach geschehen ließ.
Hallo! Ich wollte Sie was fragen. Meine Güte, ich bin doch kein Gespenst, gucken Sie doch nicht so!“ lachte Athina und erst da wurde Encarna bewusst, dass sie sie wirklich anstarrte. Wirklich gesehen hatte sie sie dabei jedoch nicht. Ihr war die ganze Zeit immer nur durch den Kopf gegangen, dass Said sie verraten hatte. Das würde sie ihm nie verzeihen.
Jetzt aber fiel ihr auf dass Athina schlecht aussah. Sie war blass und extrem dünn. Ihr Gesicht wirkte aufgedunsen. Insgesamt sah sie einfach nur krank aus. Das hatte sie beim ersten Mal nicht so empfunden, obwohl sie damals die ganze Zeit gehustet hatte.
Entschuldige bitte, setzten wir uns doch. Um was geht es denn?“ fragte sie verkrampft, setzte sich auf das Sofa im Wohnzimmer und wartete darauf ob Athina die Bombe platzen lassen würde. Sie tat es. „Warum hast du mit Baba Schluss gemacht?“ Encarna hatte mit dieser Frage gerechnet und sich schon eine Antwort zurecht gelegt, auf die Schnelle. „Weil wir nicht zusammen passen“. „So ein Blödsinn!“ lachte Athina. „Ihr passt perfekt zusammen und ich denke das weißt du.“ Encarna begann etwas unruhig auf dem Sofa hin und her zu rutschen und war sich durchaus bewusst, dass Athina sie genau beobachtete. „Hat dir das dein Vater erzählt?“ „Nein, der hat mir genau genommen gar nichts erzählt. Und zwar überhaupt nichts. Aber du hast mir ja gerade bestätigt, dass es so war wie ich mir gedacht hatte.“ Nun konnte Encarna sie nur noch ungläubig anstarren. Athina hatte sie reingelegt. Said hatte nichts gesagt. Aber anscheinend hatte er Recht gehabt mit dem, was er am Telefon gesagt hatte, sie konnte so was wie Gedanken lesen. Als Athina Encarnas Blick sah fing sie an zu lachen. Man merkte, dass Encarna sie noch nicht so gut kannte, sonst hätte sie gewusst dass Athina immer alles wusste, unabhängig davon ob man es ihr gesagt hatte oder nicht.
Said hat nichts gesagt?“ fragte Encarna dann immer noch ungläubig. „Nein, hat er nicht. Aber das ist doch eigentlich egal. Die Frage ist doch wohl eher warum du Schluss gemacht hast.“ Encarna fiel wieder der Akzent auf mit dem Athina Französisch sprach, doch dieses Mal konnte sie ihn zuordnen. Athina sprach das typische Maghreb Französisch, dass eindeutig den arabischen Akzent erkennen ließ, wenn man es wusste.
Doch Encarna wusste nicht, was sie ihr antworten sollte. Wenn sie log, würde sie es merken, aber eigentlich wusste sie selbst nicht weshalb sie die Beziehung beendet hatte. Sie hatte plötzlich einfach Angst gehabt. „Aha, alles klar“ sagte Athina plötzlich. Encarna wusste dass Athina die Antwort auf ihre Frage an ihren Augen abgelesen hatte. Es war unheimlich.
Aber wenn du dich jetzt von ihm trennst, hast du ihn auch verloren“ war Athinas nächster Einwurf. „Ja, aber nur ihn!“ antwortete Encarna ehrlich, es hatte keinen Sinn sich rauszureden. „Jetzt komm ich nicht mehr mit. Erklärs mir!“ sagte Athina erstaunt, auch über die plötzliche Offenheit und wartete auf eine Antwort. Encarna erklärte es ihr, ehrlich und ohne den Versuch ihr etwas vor zu machen. „ Ich bin jetzt 45 Jahre alt und solange ich denken kann habe ich davon geträumt eine große Familie und einen Mann zu haben, der mich liebt. Es sollte nicht sein und ich hab es akzeptiert, irgendwann. Und jetzt kommt Said mit euch. Bis jetzt kenne ich nur Sara und dich, aber ich hab mir immer solche Töchter gewünscht. Mit einem Mal hätte ich alles, einen Mann, eine Familie und einen guten Job. Aber ich weiß auch, dass es nicht lange gut gehen würde, dafür sind wir zu verschieden. Ich passe nicht zu euch und das spüre ich immer wenn er von euch erzählt. Es würde eine Zeit lang gut gehen und dann wäre alles vorbei und ich wäre wieder genau da wo ich war bevor ihr aufgetaucht seid. Und ich glaube das könnte ich dann nicht mehr ertragen.“
Athina hatte aufmerksam zugehört und verstand langsam, dass Encarna noch viel ängstlicher und misstrauischer war als sie angenommen hatte. Sie hätte gerne gewusst warum, aber sie fand das war genug an Geständnissen für heute und entschied sich deshalb erst einmal wieder alles in Ordnung zu bringen, bevor sie die Ursachen behob.
Schau, Encarna, du denkst wir sind eine große glückliche Familie. Baba ist glücklich, dass er uns hat, wir freuen uns dass er da ist und alles in Ordnung. Aber ich kann dir versichern, dass es nicht so ist. Ich weiß nicht was oder wie viel dir Baba erzählt hat, aber du warst ehrlich, jetzt werde ich es auch sein. Ich bin krank und obwohl es alle so schön verdrängen ist eigentlich klar, dass ich meine Geschwister nicht überleben werde, genauso wenig wie meinen Vater. Die Hälfte meiner Geschwister ist traumatisiert, seit ihr Mutter in einer Nacht und Nebelaktion abgehauen ist und sich nie wieder hat blicken lassen. Der eine wurde aggressiv, die andere immer stiller, die nächsten trauen nur noch sich selbst. Baba ist selten zuhause und wenn er da ist wird er von allen Seiten mit Problemen überhäuft. Ich warte seit ich vier bin darauf dass endlich eine Frau erscheint die ihm hilft und die uns mag. Die mir und meinen Geschwistern die Mutter ersetzt, denn meine eigene kümmert sich auch nicht um mich und die sich um Baba kümmert wenn ich es nicht mehr kann. Du wärst also nicht die einzige die es nicht ertragen würde wenn es wieder vorbei wäre. Wenn meine Geschwister dich akzeptieren, und das werden sie irgendwann, wird es für uns alle schwer. Deshalb glaub ja nicht, dass wir dich wieder gehen lassen würden.“ Beim letzten Satz lächelte sie, Encarna war den Tränen nahe.
Dann stand Athina auf. „Ich fahre jetzt ins Hotel. Wenn du mitkommst freue ich mich. Aber überleg es dir. Ich will dich nicht bitten, denn ich will nicht, dass du mir Vorwürfe machst. Ich weiß Baba macht sich darüber keine Gedanken, aber ich kann dir versprechen dass es nicht einfach wird wenn du jetzt mitkommst. Und deine Arbeitskollegen werden dein kleinstes Problem. Du kennst meine Familie nicht!“
Für eine Sekunde zögerte Encarna noch, dann nahm sie ihren Wohnungsschlüssel. Jetzt würde es also ernst werden, wenn Said sie noch wollte. „Meinst du dein Vater will mich überhaupt noch?“ „Da du die Frage überhaupt noch stellst, merke ich, dass du mir nicht gut genug zugehört hast. Dann wird es schwer“, sagte sie und die beiden gingen zum Auto. „Aber ich werde dir helfen, und Sara auch!“ grinste Athina und schloss die Autotür auf, während sich Encarna sich noch wunderte dass Said solch ein Auto seiner Tochter anvertraute.
Sie fuhren am Meer entlang und Encarna erkannte, dass Athina ins Hotel fuhr. Plötzlich drehte sie den Radio sehr laut und schrie Encarna zu „Kennst du das? Achte mal auf den Text! Das ist wunderschön!“ Sie nickte nur, denn sie kannte das Lied, musste aber gestehen dass sie noch auf den Text geachtet hatte. Jetzt hörte sie aber genau hin, wusste Athinas Blicke die sie ihr immer wieder zuwarf aber nicht zu deuten. Es war das Lied „A new day has come“ von Celine Dion und Encarna fand das Lied schön, aber die Besonderheit des Textes verstand sie genauso wenig wie die Blicke.


A new day has come


I was waiting for so long, for a miracle to come
Everyone told me to be strong
Hold on and don’t shed a tear
So through darkness and good times I knew I’d make it through
And the world thought I had it all, but I was waiting for you


Hush now, I see a light in the sky
Oh, it’s almost blinding me
I can’t believe I’ve been touched by an angel with love
Let the rain come down and wash away my tears
Let it fill my soul and drown my fears
Let it shatter the walls for a new sun
A new day has come


Mitten im Lied unterbrach plötzlich der Radiosprecher, aber es machte auch nichts, denn sie waren da. Mit zitternden Knien stieg Encarna aus dem Auto, denn sie wusste dass Said hier war, da Athina sonst niemals hierher gefahren wäre. Die lächelte ihr aber aufmunternd zu und hakte sich dann bei ihr unter. So betraten sie das Hotel.
Athina wusste genau wo das Büro ihres Vaters lag und sie schleifte Encarna schon fast hinter sich her, die Treppen hoch. Sie liefen über die Empore und wollten gerade den Gang durchlaufen als Said aus Felipes Büro trat. Felipe und einige andere Angestellte folgten ihm. „Mensch Encarna da bist du ja!“ rief Felipe als er sie sah. Doch der interessierte sie im Moment nicht wirklich. Viel wichtiger war ihr wie sie Said alles erklären sollte. Sie sah aus dem Augenwinkel, dass Rana ihrem Vater still zunickte, daraufhin kam Said einfach zu ihr und küsste sie, vor allen anderen. Aber es war ihr egal, Said anscheinend auch.
Dann sagte er nur „Gehen wir!“ und obwohl sie nicht wusste wohin lief sie einfach mit. Die anderen standen immer noch mit offenen Mündern in der Tür, Rana lächelnd daneben.
Sie waren fast an der Treppe als sich Said noch mal zu Rana umdrehte. Sie schien zu wissen was er wollte, denn sie antwortete bevor er etwas gesagt hatte „ Ist in Ordnung, mache ich!“ und winkte dann.
Said legte den Arm um Encarna und sie gingen zusammen die Treppen runter und verließen das Hotel.
TBC
#27

Yay, was macht sie denn? *neugierig bin*

Einfach toll wie du das mal wieder geschrieben hast.
Der Song den du ausgesucht hast... himmlisch, wie er da rein passt.
Sie küssen sich vor allen anderen... wurde ja auch mal Zeit.
Athina ist wieder da! *vor Freude an die Decke spring*
Die arme scheint immer kranker (kranker? kränker?) zu werden.
Tja da kommt bestimmt bald das nächste Unglück auf uns zu...
Ooooooh ja, ich find die Idee mit der Mutter so gut.
Und wie Athina Encarna erst mal zugetextet hat.
Richtig so, dass ihr mal jemand sagt was los ist.
Ich war schon voll geschockt als ich "Beziehung" und "beendet" gelesen hab.

Haha, ich glaub ich hab ein neues Lieblingswort...
Zitat:Unmensch
Das kam so geil in dem Teil :biggrin:
Ich freu mich schon auf den nächsten Teil ^^

Wenn mich jeder mögen würde, dann wäre ich Käsekuchen!
#28

Hä, wo stehtn das? Das ist so lange her, das ich das geschrueben habe, da hab ich echt keine Ahnung mehr! (mittlerweile 3 Jahre)
#29

Zitat:Rana ist bestimmt nicht einfach, aber kein Unmensch.
Sagt Said irgendwann in der Mitte und ich find das Wort so geil. Überhaupt, weil sowas gibt es ja eigentlich nicht.
Unkraut schon aber ja nicht 'Unbaum', 'Ungras' oder eben 'Unmensch'.
Ich stell mir grad vor wie ein 'Unmensch' wohl aussieht ^^

Wenn mich jeder mögen würde, dann wäre ich Käsekuchen!
#30

Das Wort Unmensch gibt es aber. Laut Duden: Ungeheuer, Scheusal Wink


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste