Tja, da bin ich wieder. Ich sag nur Abschlussklasse - bin leider nicht eher zum Weiterschreiben gekommen. Ein verspätetes Dankeschön an diejenigen, die mir für den letzten Teil FB gegeben habe:herz:. Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse. Ich hatte keinen Plan, wie der FF weitergehen soll. Das Ende der Gilmore-Folge vom letzten Freitag hat mir aber neue Ideen verschafft und hier ist der nächste Teil. Ich hoffe, der ein oder andere liest ihn und über ein FB würde ich mich sehr freuen..
4. Kapitel
Das war er also. Der Moment, dem sie wochenlang entgegengefiebert hatte. Jeden Tag die Post durchwühlt. Und jedes mal die Enttäuschung und die Ungeduld. Am liebsten hätte sie die ganzen Wochen neben dem Briefkasten geschlafen, damit sie sofort zur Stelle war, wenn der Brief kam. Und damit auch endlich die Gewissheit und hoffentlich Zufriedenheit. Natürlich hatte Rory es sich vor Augen gehalten. Hatte sich immer wieder selbst dazu ermahnt, nicht zu sehr auf die Zusage zu hoffen und sich viel eher mit der Vorstellung auseinander zu setzten, was wäre, wenn nicht... Aber nun saà sie da, den langersehnten Brief auf dem Tisch vor Augen und konnte es nicht fassen. Nicht begreifen. Ihr Traum. Ihre Hoffnung. War sie von sich selbst zu sehr überzeugt gewesen? War sie zu selbstsicher? Was hatte sie falsch gemacht? Irgendwas musste es sein, irgendein Fehler war ihr unterlaufen. Sonst würde sie doch keine Absage erhalten. Ein beklemmendes Gefühl. Sie hörte Paris im Zimmer nebenan laut mit Doyle diskutieren und fühlte sich gleich noch mieser. Nun konnte sie Paris` Verzweiflung über die etlichen Zusagen der Universitäten noch weniger nachvollziehen. Traurig faltete sie den Brief wieder zusammen, steckte ihn zurück in das Kouvert und drehte ihn in den Händen. Ihr Blick glitt über den Absender, ihren Namen, den Stempel. So sah er also aus. Der Brief, der ihren Traum zerstört hatte. Natürlich, das war nicht das endgültige Aus. Es gab so viel andere Möglichkeiten. Sie wollten ihr nur spontan nicht einfallen. Niedergeschlagen stand sie auf, ging in Richtung Papierkorb und blickte wieder auf das Kouvert in ihren Händen. Sie erinnerte sich an die Aufregung und Vorfreude, die sie eben noch verspürt hatte, als sie ihn geöffnet hatte. Und nun? Wütend zerriss sie ihn in der Mitte und lieà die beiden Hälften des Briefes in den Papierkorb fallen. Dann wand sie sich ab und griff nach den Hausschlüsseln. Sie wusste nicht, wohin. Sie wollte einfach nur weg.
Es ist so leicht, ein Held zu sein
und so schwer, ein Mensch im Alltag
(E. Cassierer)
Wieder ärgert sich Rory über die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster in ihr weiÃes Zimmer sich stehlen. Aber die Vorhänge zuziehen will sie auch nicht, dann wäre es zu düster und beklemmend. Langsam öffnet sie ihren Schrank und zieht ein Kleid von dem Bügel. Faltet es zusammen. Legt es in ihren Koffer. Lange ist es her, da hat sie ihn hier reingetragen und ausgepackt. Lange ist es her, da stand ihre Mutter in der Tür, unschlüssig, ob sie beim Auspacken helfen sollte. Am Ende ging sie und Rory hat es das Herz zerrissen. Sie hätte sie gerne aufgehalten und ihr klar gemacht, wie leid es ihr tat und wie sehr sie es bereute. Doch die Angst vor dem, was sie in Lorelai`s Augen gesehen hätte, was sie in ihrer Stimme gehört hätte war zu groÃ, um sie zu ignorieren. Es ist lange her. Rory besinnt sich, hastig weiter zu packen. Sie versucht an etwas anderes zu denken. Sie entscheidet sich für Jess. Er hat nach seinem ersten Besuch immer wieder mal vorbeigeschaut, ihr teilnahmsloses Schweigen ertragen müssen, auf sie eingeredet und schlieÃlich mitgeschwiegen. Wenn er ging, glaubte Rory jedesmal, er würde nicht wieder kommen und jedesmal irrte sie sich. Aus irgendeinem Grund gab er die Hoffnung nicht auf und tatsächlich tat er gut daran. Rory machte Fortschritte. Sie begann zu reden. Nahm an den Gesprächen mit ihrer Therapeutin mehr und mehr aktiv teil. Sie gestand sich selbst ein, krank zu sein. Nach dieser wichtigen Einsicht ging es aufwärts und nun hat Rory sich schon seit einem Monat nicht mehr selbst verletzt. Sie ist selber ein klein wenig stolz auf sich, auch wenn eine sehr schwere Zeit hinter ihr liegt und es auch weiterhin schwer sein wird. Auch hat sie wieder ein klein wenig an Gewicht zugenommen. Und nun ist der Moment da. Der Tag, an dem ihre Zeit in der Klinik, weggesperrt vom Leben zu Ende ist. Sie würde zurückkehren. Zurück nach Stars Hollow, zurück zu Mom. Sie denkt an Luke, der ihr ab und zu ein Lunchpaket vom Diner in die Klinik geschickt hatte. Die dicke Verpackung hatte auch nichts geholfen, die Doughnuts darin waren jedes Mal zerquetscht gewesen und Rory hatte bei dem Anblick in der Tüte nur noch weniger Appetit verspürt. Selber vorbeizuschauen und ihr das Lunchpaket zu überreichen, dazu hatte Luke wohl der Mut gefehlt. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Sie faltet erneut ein Kleid zusammen und verstaut es in ihrem Koffer. Denkt an Lane, die ihr eine CD von Hep Alien und einen Brief geschickt hatte, auf den sie nicht geantwortet hat. Sie denkt an ihre GroÃeltern, die ein einziges Mal zu Besuch kamen und dann nie wieder. Es war schrecklich gewesen. Sie hatte Grandma und Grandpa fürchterlich enttäuscht und schämte sich dafür. Sie denkt an Logan und vertreibt den Gedanken hastig. Erinnerungen an Logan verbindet sie mit einem groÃen Schmerz, der ihr das Herz erschwert. Und auch an ihre Mutter möchte sie nicht denken. Dieser Schmerz ist noch viel gröÃer. Das Klopfen an der Tür vertreibt die Tränen, die sie nun gerne geweint hätte. Jess steht im Rahmen, blickt sie aufmunternd an. Er hat sich dazu bereit erklärt, Rory von der Klinik abzuholen. Rory ist ihm dankbar dafür. Seit drei Monaten hat sie ihre Mutter nicht mehr gesehen, keinen Kontakt mit ihr gehabt. Sie fühlt sich noch nicht dazu bereit, sie wieder zu sehen.
„Und?“, fragt Jess sanft. „Wie fühlst du dich?“
„Mir ist schlecht!“, bringt Rory mühsam hervor und lehnt sich an den Schrank. Sie greift sich an den Kopf und schlieÃt die Augen.
Jess geht kurzerhand zum Bett und schlieÃt den fertig gepackten Koffer.
„Wenn du mir mein Auto vollkotzt, gehst du zu FuÃ!“ Mit diesen Worten hebt er den Koffer hoch und trägt ihn aus dem Zimmer. Rory öffnet die Augen und lächelt leicht. Dann verlässt sie ebenfalls das Zimmer und folgt Jess aus der Klinik, ohne sich ein einziges Mal umzublicken.
Nicht viel, tut mir leid.
LG, Aki
Life is to express, not to impress.
