Fanfiction CHallenge 2016 #4
#17

Titel: French Affair
Autor : Abendstern
Genre : Komödie
Fandom: GG
Pairing : ---
Raiting : ---
Disclaimer : Die Figuren und Schauplätze entstammen nicht meiner Fantasie, nur die Geschichte
Sonstige Bemerkungen: bla Big Grin

"Guten Morgen!", flötete Lorelai beim Betreten der Eingangshalle des Dragonfly Inn. 
Sie lächelte ein junges Pärchen, das bereits mit geschulterten Rucksäcken etwas ratlos vor den Broschüren über Sehenswertes in der Umgebung stand, an. Sie drückte ihnen im vorbeigehen eine hellblaue Broschüre mit einem idyllischen See und der Aufschrift "romantischer Entensee" in die Hand und meinte lächelnd: "Das perfekte Ziel für einen Tag wie heute. Und falls sie morgen wieder eine Empfehlung brauchen, wenden Sie sich vertrauensvoll an Michel." Die Hotelführerin drehte den Oberkörper Richtung Rezeption und deutete mit der Hand auf ihren Mitarbeiter. Der hatte scheinbar kein Wort mitbekommen und starrte weiterhin  versunken auf den Computerbildschirm vor ihm.

"Nicht wahr Michel?!", wiederholte Lorelai deshalb, woraufhin dieser irritiert aufsah, ein paar mal hektisch mit der Maus klickte und "Aber natürlisch" antwortete. Überrascht darüber, von Michel keine herablassende Antwort erhalten zu haben, runzelte Lorelai, nachdem sie das Paar verabschiedet hatte, die Stirn. Sich geschäftig den Unterlagen vor ihm widmend, schenkte der Concierge ihr nun wieder die gewohnte Gleichgültigkeit und Lorelai machte sich achselzuckend auf den Weg in die Küche. Schon während sie sich ihre Tasse Kaffee einschenkte und mit Sookie plapperte, vergaß sie den Vorfall.
Michel jedoch hatte Lorelai aus den Augenwinkeln beobachtet und sich, kaum dass diese durch die Küchentür verschwunden war, sofort wieder dem Bildschirm des Computers zugewandt. Eifrig klickte er sich durch verschiedene Seiten des Internets.
+++
Der Vormittag verlief ereignislos. Lorelai begrüßte oder verabschiedete Gäste, kontrollierte Zimmer, telefonierte mit Geschäftspartnern. Dabei fiel ihr auch nicht auf, dass Michel immer, sobald sie in die Nähe der Rezeption kam, zum Startbildschirm des Computers zurückkehrte und wieder und wieder die selben Buchungen in dem dicken ledernen Belegungsplan eintrug.
Erst als sie am Nachmittag Michel darum bat, die Brettspiele auf Vollständigkeit zu überprüfen (sie beherbergten gerade ein ziemlich aufgedrehtes Geschwisterpaar und deren Eltern) und dieser sich ohne zu murren oder abschätzige Bemerkungen zu machen an die Arbeit machte, wurde sie misstrauisch.
"Mit Michel stimmt etwas nicht. Entweder haben sich bei ihm Gehirnschnecken eingenistet oder er wurde entführt und ausgetauscht", verkündete sie sogleich ihrer Freundin Sookie in der Küche. Diese belegte gerade einen Tortenboden mit herrlich leuchtenden Beeren für den Nachmittagskaffee und fragte ohne aufzuschauen: "Wie kommst du denn darauf?" "Er widerspricht nicht, er ist freundlich zu den Gästen und jetzt räumt er das Chaos der Petersen Kinder auf." Sookie blickte überrascht auf und ließ dabei versehentlich die dicke Blaubeere zwischen ihren Fingern platzen, sodass der Saft in alle Richtungen spritzte. "Huch", machte sie, bevor sie hektisch die Finger an ihrer Schütze abwischte und kontrollierte, ob ihre Torte versaut war. "Du machst doch Witze", sagte Sookie bestimmt, nachdem sie festgestellt hatte, dass mit ihrer Torte alles in Ordnung war. Sie wuselte zu einem der großen Backofen, während sich eine der Küchenhilfen daran machte, den Kuchen weiter zu belegen. Und während sie den aus dem Ofen steigenden Dampf vor ihrem Gesicht wegwedelte und den Braten fürs Abendessen einpinselte, ergänzte sie: "Gestern noch hat er verkündet, dass er 'nischts anfassen wird, was diese Rotznasen mit ihren klebrischen 'änden angetatscht 'aben'." Sie warf die Backofentür zu und widmete sich einem großen Topf, in dem eine Suppe vor sich hin köchelte.
"Eben!", sagte Lorelai und lugte durch einen Spalt in der Tür nach ihrem Mitarbeiter. "Und jetzt schau dir das an!" Auffordernd winkte sie Sookie zu sich und beide quetschten sich aneinander, um einen möglichst guten Blick auf Michel zu erhaschen. Der saß konzentriert mit der Anleitung eines Spieles in der Hand an einem Tisch und kontrollierte zügig dessen Inhalt. "Schau! Er trödelt nichtmal, er macht keine Leidensmiene und auch keine spitzen Finger!" Sookie stellte sich wieder aufrecht hin, stemmte eine Hand in die Hüfte und schüttelte den Kopf.  "Er sieht genauso aus wie Davey, wenn er etwas aufräumen muss, bevor er weiterspielen darf..."
"Jetzt ist er fertig", verkündete Lorelai, die Michel immer noch beobachtete. "Aber...er geht einfach nur zurück an seinen Platz." Da sie ihn nun nicht mehr sehen konnte, schloss sie die Tür. "Na ganz einfach! Dann kann er -was auch immer er tun will- von seinem Platz aus tun. Vielleicht hat er eine Romanze und sie schreiben sich süße Nachrichten", meinte die Köchin neben ihr kichernd.
Lorelai grinste verschmitzt bei der Vorstellung. "Das werd ich rausfinden!" Sie verließ auf Zehenspitzen die Küche, um mit den Absätzen ihrer Schuhe kein Klappern auf dem Holzboden zu verursachen. So tastete sie sich langsam vor und schaute gerade so weit um der Ecke, um Michel sehen zu können, aber für ihn nicht sichtbar zu werden.
 Doch was sie sah, war erschreckend unspektakulär: Michel blickte auf den Bildschirm des Computers, er schien einfach zu arbeiten. Wenn sie doch nur sehen könnte, was er ansah... Schritt für Schritt schlich sie weiter, in der Hoffnung einen Blick darauf zu erhaschen... Nur noch ein kleines Stück - "Hallo Miss Gilmore!!!!", donnerte es zweistimmig durch die Eingangstür. Michel schreckte sofort hoch und starrte Lorelai an, die nur wenige Schritte von ihm entfernt in gekrümmter Haltung stand. Ertappt versuchte sie durch eine sich streckende Bewegung möglichst unauffällig zu wirken, da war sie auch schon umzingelt von den beiden Petersen Kindern, die ihr begeistert von ihrem Ausflug erzählten und sie aufforderten, mit Ihnen zu spielen. Sie schaute hinüber zu Michel, der nun wirklich arbeitete. Diese Chance war also erstmal vertan, da konnte sie den Kindern auch den Gefallen tun. Schließlich standen - trotz aller Neugier- die Gäste immer an erster Stelle.
+++
Obwohl sie es immer wieder versucht hatte, war es Lorelai an diesem Tag nicht mehr gelungen, herauszufinden, was mit Michel los war. Fest davon überzeugt, es heute zu schaffen, betrat sie am nächsten Morgen das Hotel und war überrascht dort den gewohnten Michel zu erleben. Mit hochnäsigem Blick redete er auf zwei ältere Damen ein, die daraufhin kopfschüttelnd zum Frühstück gingen. Sie stellte sich neben ihn und versuchte herauszufinden, ob mit ihm etwas nicht stimmte. Er schien jedoch wie immer, außer dass Lorelai das Gefühl hatte, sein Hemd habe die selbe Farbe wie das vom Tag zuvor. Vielleicht war gestern einfach einer seiner guten Tage gewesen. Jedenfalls zeigte der Computer lediglich den Email-Posteingang des Dragonfly und auch sonst war nichts zu entdeckten.
So verdrängte die Arbeit diese Gedanken aus ihrem Kopf, bis kurz vor Mittag die Post gebracht wurde. Lorelai stand gerade mit dem Gärtner auf der Veranda und besprach die Gartengestaltung, als sie den Postboten dabei sah, wie er schwer schnaufend mit drei verschieden großen Paketen im Arm das Hotel betrat. Neugierig, was wohl darin ist, sah sie sich wenige Minuten später im Eingangsbereich um, fand jedoch nur den üblichen Stapel Briefe auf dem Tresen. "Wo sind sie?" "Wer?", fragte Michel ohne aufzublicken. "Die Pakete!" "'ier sind keine Pakete!" Diese Antwort kam zu schnell. "Grinch!", rief Lorelai und trat um den Tresen herum. So sah sie nun, dass Michel versuchte, die Pakete im untersten Fach hinter seinen Beinen zu verstecken. "Diese Pakete!" "Non!", sagte Michel mit jammervoller  Stimme. "Die ge'ören mir!" Doch Lorelai hatte die Fährte wieder gewittert und zog einen der Kartons hinter ihm hervor. Heraus blitzte lilane Seide. Sie zog daran und hielt ein Hemd in Händen. Genau das selbe, wie Michel es gerade trug. "Geben Sie das 'er", keifte Michel und versuchte das Hemd zu greifen, doch Lorelai drehte sich weg. "Sie wissen, dass sie nicht bei Pizza Hut arbeiten? Sie müssen nicht jeden Tag das selbe tragen... Und warum verstecken Sie es da unten?"
"Isch weiß! Außerdem geht Sie das garnischts an!" Als Michel sich nach dem Hemd streckte, war plötzlich ein Klappern zu hören. Lorelai drehte den Kopf nach der Ursache... Und entdeckte einen sich noch drehenden dunklen Knopf auf dem Holzboden.
"Sehen Sie, was Sie getan 'aben!", japste Michel, riss das Hemd an sich und hielt es vor seinen Bauch. Lorelai verkniff sich ein Lachen und bückte sich nach dem Knopf. "Kommt der von Ihnen, Michel?" "Mais non!", entgegnete dieser, selbst nicht von seiner Antwort überzeugt. "Zeigen Sie mal!", neckte ihn Lorelai und versuchte das Hemd, das Michel schützend vor sich hielt, wegzuziehen. Da er keine Hand frei und hatte, um sich zu verteidigen, blieb ihm nur die Flucht und so verschwand er Richtung Küche. Dadurch ließ er jedoch die anderen Pakete unbewacht zurück. Lorelai zog sie hervor und erkannte die Absender als bekannte Händler für Herrenbekleidung. Das hatte Michel also die ganze Zeit getan: online shopping! Aber warum versuchte er so verzweifelt, dies zu verheimlichen? Üblicherweise war Michel stolz auf seinen erlesenen Geschmack und sein Stilbewusstsein... Und vor einer Rüge von ihr, weil er während der Arbeitszeit shoppte, hatte der Michel, den sie kannte, keine Angst. Was also war hier los? Sie drehte nachdenklich den Knopf zwischen ihren Fingern. Warum war der Knopf überhaupt abgegangen? Auch das passte nicht zu Michel. Er achtete so penibel darauf, dass alles ordentlich aussah - Ein loser Knopf wäre ihm sicherlich nicht entgangen!
Schließlich seufzte Lorelai. Sie sollte nach Michel sehen, dann würde sie vielleicht auch eine Antwort finden.
"Was hast du denn mit Michel gemacht?", fragte sie Sookie, sobald sie die Küche betreten hatte. Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die Vorratskammer. "Er ist über dich fluchend da rein verschwunden und beschimpft seitdem jeden, der versucht hineinzugehen." Lorelai seufzte und zuckte mit den Schultern. "Ich habe entdeckt, dass er jede Menge Klamotten online geshoppt hat..." "Seien Sie ru'isch!", tönte Michel aus der Vorratskammer. "Michel, Seien Sie nicht albern!" "Albern?", er steckte den Kopf durch die Tür. "Sie sind doch Schuld an diesem Schlamassel! Sie beide!" Sookie zog irritiert die Augenbrauen zusammen: "Was habe ich denn nun damit zu tun?" Böse schaute Michel von ihr auf die Arbeitsfläche, auf der gerade wieder eine opulente Sahnetorte entstand. "Seit Sie mich verführen und auch noch jeden Tag diese Torten zum Kaffee anbieten, ist mein Bäuschlein immer größer und größer geworden. Es ist eine Katastrophe! Nischts passt mir mehr!" Nun fiel es Lorelai wie Schuppen von den Augen. Der Knopf, er war abgeplatzt, weil Michels Hemd zu eng geworden war! Und deshalb hatte er auch genau die selben Hemden nochmals bestellt. Niemandem hatte die größere Kleidergröße auffallen sollen. Sie kicherte, doch als sie in Michels verletztes Gesicht sah, unterdrückte sie es schnell wieder.
Sookie war wesentlich unsensibeler: "Was kann denn ich dafür, wenn Sie die Finger nicht von den Kuchen, die ich wohlgemerkt für die Gäste mache, lassen können?!" Sie wedelte mit dem Küchentuch in seine Richtung und stemmte dann die Hände in die Hüften. Michel jaulte auf und verschwand hinter der Tür. "Sie 'aben ja Rescht. Isch bin einfach schwach geworden, immer und immer wieder", hörte man ihn durch die Tür. Lorelai blickte Sookie etwas vorwurfsvoll an, doch die zuckte mit den Achseln. "Sie sind einfach zu 'immlisch,..." Sookies Gesicht wurde versöhnlicher. "Nie 'Abe isch so etwas köstlisches gegessen..." Sie legte gerührt die Hand auf die Brust. "War das ein Kompliment? Von Michel?", fragte die Köchin ihre Freundin so leise, dass Michel es in der Kammer nicht hören konnte. "Ich glaube, ich habe eine Idee."
Sookie ging zur Tür der Vorratskammer und klopfte sachte dagegen. "Michel? Was halten Sie davon, wenn ich noch eine weitere Torte backe? Eine kalorienarme ohne Schokolade und fette Sahne. Vielleicht mit einem leichten Quark..." Michel in der Kammer seufzte und öffnete leicht die Tür. "Das würden Sie für misch tun?" Sookie nickte und Lorelai antwortete: "Wir können es doch nicht verantworten, dass unser liebster Mitarbeiter jeden Monat sein Gehalt beim Shoppen einer neuen Garderobe ausgibt, weil die alte nicht mehr passt!" Michel kam etwas verschämt heraus und bliebt unschlüssig an der Wand stehen. "Nun, dann...", stammelte er. "Dann ist es jetzt wohl Zeit für eine Modenschau!", beendete Lorelai seinen Satz grinsend. Michel schaute sie entsetzt an. "Non! Niemals! Isch ge'e an meine Arbeit zurück! Modenschau! Isch bin doch kein Püppschen!", energisch mit dem Kopf schüttelnd verließ Michel die Küche. Durch die Tür hörten die beiden Frauen, wie er die Gästekinder anfauchte. Lorelai nahm einen großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse, lächelte ihrer Freundin zu und war froh, dass offensichtlich alles beim Alten war.

I need Money for a Unicorn.
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Fanfiction CHallenge 2016 #4 - von Irina-J - 07.08.2016, 22:03
RE: Fanfiction CHallenge 2016 #4 - von Abendstern - 08.08.2016, 10:05
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RE: Fanfiction CHallenge 2016 #4 - von Meffi - 10.09.2016, 14:15
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