~*Damals und heute*~

Ich erledige den Job Gewissenhaft.

Nur zögernd betrat Luke Loreleis Krankenzimmer, seine Zweifel verschwanden
jedoch sofort, als er sie auf dem Bett liegen sah. Es erschien ihm immer
noch so unwirklich - plötzlich war er Vater. Und die Frau in die er
jahrelang hoffnungslos verliebt gewesen war - es immer noch war, war die
Mutter dieses Kindes. Sie war seine Ehefrau. Diese umwerfende, bildschöne
Frau hatte ihn tatsächlich geheiratet.
"Hey", begrüßte er sie und Lorelei grinste.
"Hey Daddy", immer noch erschöpft, streckte sie die Hand nach ihm aus und er
nahm sie lächelnd, während er sich auf die Kante des Bettes setzte. "Hast du
sie gesehen?", fragte Lorelei und er nickte stolz. "Mom sagt, sie sei ein
echter Feger, eine kleine Naomi Campbell, nur in weiß und ohne Starallüren."

"Ich musste die anderen Babys von ihrem Bett wegzerren. Ein paar der kleinen
Knilche wollen ihre Heiratsanträge jetzt allerdings schriftlich einreichen."
"Und die anderen Mädels grämen sich, grämen sich, grämen sich."
"Es gab tatsächlich viele Tränen auf der Säuglingsstation", bestätigte Luke
und küsste seine Frau zärtlich. "Danke."
Lorelei schob schmollend die Unterlippe vor. "Danke? Das ist alles? Wie
wär's mit: Du bist dir größte, tapferste und schönste Frau von allen!"
"Das auch", er starrte auf ihre Hand in seiner und drückte sie fest. "Das
mit dem Streit..."
"..war schwachsinnig, unüberlegt und kindisch", gab Lorelei zerknirscht zu.
"Wir haben uns aufgeführt wie Laurel und Hardy. Nur ohne Torte und
Untertitel. Wenn du mich fragst, haben wir damit nicht gerade einen Kinohit
gelandet. Der Streifen wird in den Videoregalen dieser Welt Staub ansetzen
und man wird uns nie wieder gute Rollenangebote machen. Ein echter Reinfall,
Baby."
"Ein Reinfall mit Happy End", sagte Luke versöhnlich. "Außerdem ist uns mit
der Kleinen eine ziemlich gute Produktion gelungen."
"So was nennt man wohl ausgleichende Gerechtigkeit", entgegnete sie mit
einem breiten Grinsen. "Was uns jetzt noch fehlt ist der passende Titel.
Frodo steht ja leider nicht mehr zur Debatte."
Luke kramte einen Zettel aus seiner Hosentasche hervor. "Aber wir haben ja
noch die Liste."
"Die Liste?", stirnrunzelnd nahm sie ihm das zerknitterte Stück Papier aus
der Hand und begann es mit großer Aufmerksamkeit zu studieren. "Wäh....
Pamela? Mandy? Bist du wahnsinnig? Perpetua? Nur über meine Leiche. Kirka?
Sicher doch. Kirka. Willst du etwa Unglück über unsere Tochter bringen?
Pennilyn. Sehr witzig. Das hat was, Mom würde tot umfallen....ohhhhh...",
sie schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. "Das ist eine Falle. Du
willst mich mit diesen ätzenden Vorschlägen dazu bringen, jedes andere
halbwegs vernünftige Angebot dankend anzunehmen. Angebote wie, sagen wir,
Ruth oder Emily. Keine Chance. Vergiss es", sie zerknüllte den Zettel und
warf ihn gekonnt in das Waschbecken am anderen Ende des Raumes.
Luke zuckte nur mit den Schultern. "Dann eben nicht."
"So schnell gibst du auf?", sie sah ihn mit offenem Mund an und machte ein
gespielt schockiertes Gesicht dazu. Luke legte einen Finger unter ihr Kinn,
schob es sanft nach oben, beugte sich zu Lorelei herunter und begann sie zu
küssen. "Ich bin nicht bestechlich", murmelte sie und Luke intensivierte den
Kuss. "Nicht bestechlich", seufzte sie erneut und zog ihn noch näher an
sich. "Nicht...", setzte sie an, beschloss jedoch ihre Zunge lieber für
andere Dinge als das Sprechen zu benützen. Als sie sich schließlich erhitzt
und atemlos voneinander lösten, seufzte Lorelei glücklich. "Wenn du
allerdings versprichst, mir das Bestechungsgeld weiterhin in Naturalien
auszuzahlen, dann können wir über einen Kompromiß sprechen."
"Kompromiß?", erkundigte Luke sich.
"Emilia", sie zog den letzten Buchstaben in die Länge. "Ruth Emilia Luca
Danes, die Erste. Das hat Klasse, das hat Stil", sie schob sich die Haare
hinter die Ohren und richtete sich ein kleines Stück auf. "Und jetzt, mein
lieber, toller, süßer, einfach umwerfender Luke, kannst gleich damit
anfangen, deine Schulden bei mir abzuzahlen", mit funkelnden Augen packte
sie Luke am Hemdkragen, zog ihn an sich heran und er kam ihrer Aufforderung
nur zu gerne nach.

~*~*~*~

Verzückt standen Richard und Emily vor der Glasscheibe zum Säuglingszimmer
und betrachteten ihre Enkeltochter mit deutlichem Stolz.
"Wir sind alt geworden, Richard", brach Emily das nahezu andächtige
Schweigen und er sah sie erstaunt an. "Lorelei war auch mal so klein. Ich
kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass es tatsächlich schon
siebenunddreißig Jahre her ist, seit sie geboren wurde.
Siebenundreißig......", gedankenverloren schüttelte sie den Kopf. "Gott, ich
habe es immer gehaßt, wenn andere Menschen nostalgisch ihren Erinnerungen
nachgehangen sind, und jetzt sieh mich an."
"Ich sehe eine bezaubernde Frau, der die Zeit scheinbar nichts anzuhaben
scheint", entgegnete er mit einem schelmischen Lächeln. Emily belohnte sein
Kompliment allerdings mit einem lauten Seufzer und einem vorwurfsvollen
Blick.
"Bei dir scheint die Zeit sich auf dein Augenlicht ausgewirkt zu haben,
Richard Gilmore."
Er schob seine Brille zurecht. "Ich sehe außergewöhnlich klar, Mrs. Heywood.
Außerdem fände ich es furchtbar, wen du noch genauso aussehen würdest wie
vor vierzig Jahren. Ich hätte dann nicht die leiseste Chance gehabt, dein
Interesse an mir erneut zu wecken."
Emily lachte leise, wurde jedoch sofort wieder ernst. "Das musstest du nicht
neu wecken, da es immer da war", sie sah ihm fest in die Augen und ihr wurde
die seltsame Spannung zwischen ihnen bewusst. Eine Spannung, die so dicht
war, das man beinahe nach ihr greifen konnte. Ein erwartungsvolles Prickeln
breitete sich von ihrer Magengegend bis in ihre Fingerspitzen aus, ebenso
wie sie unwillkürlich den Atem anhielt, als Richard vorsichtig ihre Hand
nahm.
"Du hast ganz ja kalte Hände", er strich über ihre Wange und ein
erwartungsvoller Schauer durchlief seinen Körper. "Kein Wunder, hier drin
ist es ja auch eisig. Ich, ich werde einer der Schwestern sagen, sie soll
die Heizung etwas höher drehen." Schlagartige wurde ihm die Nähe zu ihr
bewusst, eine Nähe die mit jedem seiner Worte wachsen zu schien. "Wäre das,
wäre das - hättest du etwas dagegen?"
Emily schüttelte langsam den Kopf "Nein, ich denke nicht. Es wäre, es wäre
nett, sehr nett sogar."
"Sicher? Denn, wenn nicht.."
"Doch, ich denke schon."
"Gut, also dann", sein Mund näherte sich ihrem, er zögerte allerdings im
letzten Augenblick. "Wenn du nicht willst.ich meine, ich könnte auch."
"Nein, bitte, ich würde wirklich gerne.", entgegnete Emily und presste ihre
Stirn gegen seine.
"Also, also wäre es wirklich in Ordnung?"
"Ja, das wäre es." Sanft berührten sich ihre Lippen und verschmolzen zu
einem Kuss. Ein Kuss der zunächst geradezu fragend und zaghaft war. Es war
einerseits ein so vertrautes Gefühl und dennoch war es wie die erste
schüchterne Annäherung zweier frisch Verliebter. Dieses unerklärliche
Empfinden von Magie, das die Welt um einen versinken lässt und einem das
Gefühl gibt, Teil von etwas Außergewöhnlichem, Besonderen zu sein, das mit
jeder weiteren Sekunde wächst, sich langsam wie ein Blütenblatt entfaltet,
letztendlich so durchgreifend, umfassend wird, dass man glaubt sich nicht
mehr auf den Beinen halten zu können und unter der Intensität
zusammenbrechen zu müssen.
"Ich habe dich vermisst. Ich habe uns vermisst", flüsterte Richard in ihr
Ohr und seine Worte, das Gefühl seines warmen Atems auf ihrer Haut, lies
jede ihrer Nerven vibrieren. Langsam löste sie sich von ihm und deutete auf
ihre Enkeltochter.
"Was soll die Kleine jetzt bloß von ihren Großeltern denken?", sagte sie mit
leicht geröteten Wangen.
"Das sie sehr glücklich sind", entgegnete er mit einem Zwinkern.
"Grandma? Grandpa?", schnelle Schritte auf dem Linoleumboden und der Klang
von Rorys Stimme lies sie auseinander fahren. "Ich -", verwundert
betrachtete sie ihre Großeltern und konnte sich ein Grinsen nicht
verkneifen, verzichtete jedoch auf einen verbalen Kommentar. "Ich bin so
schnell gekommen wie ich konnte", fuhr sie schließlich fort. "Wo ist sie?"
Richard deutete auf den Brutkasten hinter der Scheibe, in der Rorys kleine
Schwester friedlich schlafend lag. "Oh mein Gott, wie süß!", jauchzte Rory.
"Das ist wirklich das süßeste, kleinste, hübscheste Baby das ich jemals
gesehen habe", aufgeregt klatschte sie in die Hände und fiel anschließend
zunächst ihrer Großmutter und dann ihrem Großvater um den Hals. "Das ist so
toll."
"Allerdings", bestätigte Richard und warf Emily einen vielsagenden Blick zu.
Diese räusperte sich leicht verlegen.
"Wenn ihr mich einen Augenblick entschuldigen würdet. In der Aufnahme bin
ich einige Fragen bezüglich Loreleis Versicherung schuldig geblieben", sagte
sie und machte sich eilig daran die Beiden alleine zu lassen. Einerseits
weil es ihr äußerst unangenehm war, das Rory sie gesehen hatte, andererseits
weil sie den Schwestern tatsächlich auf äußerst barsche Weise Antworten
schuldig geblieben war. Zudem hatte sie das dringende Bedürfnis für einen
Moment alleine zu sein. Alleine zu sein, um zu begreifen was in den letzten
Stunden geschehen war. Das es tatsächlich geschehen war.
Sobald Emily um die Ecke des Flures gebogen war, sah Rory ihren Großvater
durchdringend an. "Ganz schön viel passiert, heute Nacht, was?"
"Das kann man wohl sagen", erwiderte Richard undurchsichtig, doch Rory
dachte gar nicht daran ihn so leicht davon kommen zu lassen.
"Schwangere wurden hier eingeliefert, Kinder wurden geboren, Eltern waren
glücklich, Großeltern haben ihre Enkeltöchter bestaunt und dabei -"
Er fiel ihr ins Wort. "Dein Taktgefühl lässt zu wünschen übrig, Rory. In
diesem Punkt wirst deiner Mutter immer ähnlicher."
"Danke", strahlend sah sie ihn an. "Wo wir schon beim Takt sind, können wir
auch gleich zum Dreivierteltakt überwechseln. Besser gesagt zu zwei Herzen
im Dreivierteltakt. Ein außergewöhnlich schöner Walzer, findest du nicht
auch?"
"Er hat seine Vorzüge, ja, da gebe ich dir durchaus Recht. Und wenn wir
schon bei Musikgeschichte sind, können wir auch gleich zu einem Klassiker
derselben überwechseln: Silence is golden."
"...but my eyes still see...saw?", erwiderte Rory mit hochgezogenen
Augenbrauen. Der Gesichtsausdruck ihres Großvaters war ihr Antwort genug und
so klopfte sie ihm anerkennend auf die Schulter. "Na endlich, Gilmore."
Lachend legte Richard einem Arm um Rorys Schultern und die beiden
betrachteten die jüngste Gilmore, die, ahnungslos von den seltsamen
Beziehungen und Begebenheiten in ihrer Familie, zufrieden im Land der Träume
weilte.

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Gott is das schön!!!! Geradezu Traumhaft!!!
Endlich der Kuss....und sooo schüchtern...Süß. Wub
Das ist es, wie ich es mir gewünscht habe!!!!!!!!! Wowi, und sowas durfte ich posten....*glücklich bin* Ich fühle mich geschmeichelt!!!!
Das Ende, der hamma...genauer geh ich in meiner seitenlangen ausführung darauf ein. Wink

Wann geht das Kapiel weiter????

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Wow...

Ich habe immernoch Gänsehaut. Das ist ja wahnsinn! (Big Grin)

Super geschrieben. Einfach truamhaft. Und wie rory am schluss mit Richard redet Big Grin

Einfach geil.

Immer schön weiter so Wink

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Never give up on a miracle
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Einfach der Hammer!!! Ich bin völlig sprachlos und das bin ich wirklich nur sehr selten (im Regelfall nur, wenn ich schlafe Wink).

Emily und Richard sind einfach DAS Paar, du hast das einfach super geschrieben. Wub

Freue mich schon auf Fortsetzung!
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mon dieu!!


:ohmy: da ist man mal halbwegs mit seiner eigenproduktion zufrieden und dann? Dann lieferst du einem SO einen Teil!! Ich zittere, ich krieg mich gar nicht mehr ein! Ich hab ja schon ab dem ersten Kapitel gwusst dass du der genialste schreiber bist den ich je erleben werd, aber du übertriffst dich selbst immer wieder! ein wahnsinn!!!!! ich kann echt nicht in worte fassen, was ich grad denk, und normalerweise bring ich das schon einigermaßen zusammen!!! Was machst du? Wer bist du? Woher kommst du? Du kannst ja nicht von dieser Welt sein, und falls doch, dann bereicher sie bitte so schnell wie möglich mit einem weiterem Werk von dir, die Verlage würden sich um dich reißen!!!!!!! :ohmy:


So, mehr kann ich im moment nicht sagen! ~Marie~
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Wowhi, danke für das viel Lob. Bin ja echt sprachlos.... und geschmeichelt, geschmeichelt, geschmeichelt, LOL. Aber wie war das mit dem Honig, Marie? Wink

Nächster Teil.... mal schauen, so schnell wie ich schreiben kann???? Big Grin

Riska
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Dann hau in die Tasten Schatzi!!!! Wir brauchen Stoff.....und ich bin gaaanz Nacht hier. Big Grin

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ich auch, also schreib!!!!!!!! Big Grin
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Her damit!!!!!

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Immer langsam mit die Fische Big Grin Heut wird es nix mehr werden... zudem, ich sag's nur ungern...also eigetnlich gehört an das Ende ein TBC. Denn Kapitel 24 ist zu Ende. Was folgt ist der EPILOG. Den ich ja eigentlich schon geschrieben hatte, der aber friedlich auf einer Festplatte fünfzig Kilometer entfernt von hier schlummert...und jetzt verscuh ich ihn wieder zusammenzukratzen, LOL.

However: Ich hatte ja eigentlich vorgehabt das ganze nach Loreleis Hochzeit enden zu lassen..und was ich damals von wegen Überraschung für euch angekündigt habe... seht ihr dann ja selber ::Big GrinUCK:::

Riska
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