es geht weiter ...
Teil 5
Ich betrete hinter ihr das Haus. Wie sich herausgestellt hat, ist sie Rory, die Tochter von Lorelai. Also irgendwie meine Stiefcousine. Ziemlich verwirrend. Und sie ist nicht in meinem Alter, sondern zwei Jahre älter als ich. Mann, habe ich tolle Menschenkenntnisse ...
"Mum! Luke!", ruft sie die Treppe hoch.
"Sofort! Luke kann nicht aufstehen!", kommt die Antwort. "Wer ist denn da?"
Rory dreht sich zu mir. "Wie heiÃt du nochmal?"
"Jay. Jay Clifford." Nie im Leben werde ich freiwillig zugeben, dass ich Jeremy heiÃe ...
"Jay ist da!", ruft sie wieder hoch.
Eine Frau, die ziemlich jung aussieht, erscheint an der Treppe. Logischerweise Lorelai. Dafür dass sie jetzt etwa 35 sein müsste, sieht sie ganz schön jung aus.
"Seit wann hast du einen Freund?", fragt sie.
"Ich bin nicht ihr Freund.", stelle ich klar. "Ich will zu Luke."
Lorelai kommt die Treppe heruntergeschlendert. "Hast du einen seiner tollen Flanellhemden geklaut?"
"Niemand hat mir meine Flanellhemden geklaut, Lorelai! Ich sitze schon seit einer Woche in diesem Haus fest und darf nicht meinen Laden führen!", kam plötzlich eine mürrische Erwiderung. Dann schlurft ein Mann auf Krücken zur Treppe. Das muss wohl Luke sein. Ein toller Onkel ... läuft auf Krücken und ist ein Miesepeter ... meine Verwandtschaft ... beeindruckend ...
Als er mich sieht, runzelt er die Stirn. "Wer ist das? Rory, hast du einen Freund?"
Lorelai fängt an zu kichern und Rory wird puterrot.
"Ich bin nicht ihr Freund.", stelle ich das zweite Mal klar.
"Und wer bist du dann?"
"Ãhm ... ich bin Liz' Sohn. Mein Dad ..." Ich unterbreche mich, weil ich die verblüfften Gesichter sehe. "Was ist?"
"Du bist Liz' Sohn?", fragt Luke fassungslos. "Wie heiÃt du?"
"Jay Clifford."
"Clifford?"
"Ich kann's dir buchstabieren, wenn du nicht weiÃt, wie das geschrieben wird. C-L-I ..."
Er fasst sich an die Stirn. "Oh Gott. Ein zweiter Jess."
Verwundert bekomme ich mit, wie Rorys Gesicht kalkweià wird, sie sich mit einem "Ich muss lernen." verabschiedet und wegrennt.
"Jess? Wer ist Jess?" Den Namen habe ich noch nie gehört ... Jedenfalls fällt mir keiner ein, der Jess heiÃt.
DA LÃUFT WAS!, sagt mir etwas in meinem Hirn, als sich Lorelai und Luke Blicke zuwerfen.
"Nun ja ... hat dir dein Vater nichts erzählt?"
"Mein Vater? Mein Vater hat mir vor einer Woche gesagt, dass ich in dieses Mistloch ziehe."
"Hey, das ist kein Mistloch. Soll ich dir mal sagen, was du hier alles machen kannst?", fragt Lorelai fröhlicher Stimme. Gott. Ich habe ja eigentlich nichts gegen Fröhlichkeit (ich selbst bin die Fröhlichkeit in Person), aber so viel Fröhlichkeit auf einmal ...
"Hier kann man in einer Woche verrecken, das weià ich.", antworte ich.
Sie setzt gerade zu einer Antwort an, als plötzlich irgendjemand anfängt, laut rumzukreischen. Ich kenne das ja von meinen alten Schulen, die Mädels dort (allein, wenn ich schon an ihnen vorbeigegangen bin ... nein, Spaà beiseite), können einem das Trommelfell wegschieÃen.
"Oh, ist unser kleiner Schatz aufgewacht?", flötet sie und eilt auf die Wiege zu, die ich erst jetzt bemerke. Als ich das Baby sehe, muss ich gegen einen Lachkrampf ankämpfen (ich weiÃ, das ist unhöflich ...)
"Was ist das denn für eine Kreatur? Wo habt ihr die her? Vom Mars?" Jaja, ich bin unhöflich, aber ... ihr müsst das Baby selbst sehen. Dagegen ist sogar Chucky's Baby (ihr kennt doch sicher dieses widerliche Etwas mit dem zusammengeflickten Gesicht, oder?) die reinste Schönheit. Schön, ich war (den Fotos von Dad nach) auch nicht gerade das schönste Baby, aber, hey,
gegen dieses Baby hätte ich bei einem Schönheitswettbewerb haushoch gewonnen. Naja, aber Dad hat auch gemeint, diejenigen, die als Babys hässlich waren, werden später gutaussehender, als diejenigen, die ein Engelsgesicht haben (ich bin das beste lebende Beweisstück für diese bizarre Theorie). Also muss das Baby hier später 'ne Augenweide werden.
Als Luke mir einen warnenden Blick zuwirft, hebe ich entschuldigend die Hände. "Bin ja schon ruhig."
Ich sehe zu, wie Lorelai das Baby durch die Luft schwingt, und es fröhlich quiekt. Und plötzlich tue ich etwas ganz Uncooles. Ich denke an meine eigene Kindheit. Ich hatte keine Mutter die mich durch die Luft geschleudert oder mit mir gespielt hat. Mein Dad ist mit mir weggezogen, hat mich durch ganz Amerika geschleift.
"Willst du auch mal?", reiÃt Lorelai mich aus meinen uncoolen Gedanken und hält mir Chucky 2 hin.
"Nein. Das ist uncool."
"Hey, immerhin ist das deine kleine Cousine."
"Von mir aus könnte es auch meine Schwester sein, ich würde nicht mit ihr spielen."
Lorelai verdreht die Augen. "Schau mal, Elli, was du für einen netten Cousin hast.", flüstert sie dem Baby ins Ohr.
"Für was steht Elli? Elaine?" Ist jedenfalls der einzige Name, bei dem Elli eine sinnvolle Abkürzung wäre.
"Nein. Arielle." Oh, du liebe Güte. Arielle. Wie kommt man bloà auf solche Namen?
"Sie hat gerade mit Rory ihren 'Videoabend à la Gilmore' veranstaltet und 'Arielle, die Meerjungfrau' gesehen, als die Wehen angefangen haben.", erklärt mir Luke, als ich meine Frage äuÃere.
Ihr denkt auch, was ich gerade denke? Ja, meine Familie ist wirklich verrückt. Mein Dad zieht durchs ganze Land, meine Mum bastelt Krimskrams, mein Onkel ist eine SpaÃbremse, meine Tante ist verrückt ... und Rory ist irgendwie verklemmt.
"Wollt ihr sie etwa ihr Leben lang schänden? Fehlt nur noch, dass ihr zweiter Name 'Hepatitis' oder so ist. Wer weiÃ, wenn zu der Zeit, als du deine Wehen gehabt hast, nicht eine Hepatitis-Epidemie ausgebrochen wäre ...", sage ich zu Lorelai.
Und ... sie denkt darüber nach! "Stimmt. Hepatitis klingt interessant."
Dann fällt mir ein, warum ich überhaupt hier bin (jedenfalls nicht, um über 'interessante' Namen zu diskutieren ...).
"Ãhm ... eigentlich wollte ich ja nur wissen, wann Liz wiederkommt."
"Oh, das dauert noch. Sie ist vor einer Woche losgefahren, und die Ausstellung dauert wahrscheinlich noch ein paar Tage. Dann muss sie noch zurückfahren ... kann schon noch eine Woche dauern."
Na toll. Mum beschlieÃt zusammen mit meinem Dad, dass ich zu ihr ziehe, und dann zischt sie ab, um ihr Zeug zu verkaufen, obwohl sie weiÃ, dass ich komme ... Wenn das nicht merkwürdig ist.
"Tja ... das heiÃt wohl, ich bin eine Woche lang obdachlos ..."
"Wenn du willst, kannst du in meinem Apartment über dem Diner wohnen.", bietet Luke mir plötzlich an. "Ich wohne ja jetzt hier."
Ich will schon ablehnen, aber da fällt mir erst ein, was ein (vorübergehend) eigenes Apartment überhaupt bedeutet: Freiheit, Luxus, Unabhängigkeit, Coolsein!
"Wenn's dir keine Umstände macht." Immer schön nett sein, damit man keinen Verdacht erregt.
"Aber nicht doch. Du kannst gleich hingehen. Ich würde dich ja begleiten, aber ..." Er wirft Lorelai einen bösen Blick zu. "Lorelai hat mich
ja unbedingt zum Skifahren mitschleppen müssen, und ..."
"Ich kann doch nichts dafür, dass du nicht Ski fahren kannst!", protestiert sie mit einem sadistischen Grinsen auf dem Gesicht und lässt Wasserkrötchen (Arielle) hoch und runter hüpfen.
"Ich kann fahren! Du warst diejenige, die sich an mich geklammert und mich zum Umfallen gebracht hat!"
Während die beiden weiterstreiten, ob Lorelai ihn nun zum Fallen gebracht hat, oder ob er einfach nur zu blöd zum Fahren ist, sehe ich mich im Wohnzimmer um. Es ist ziemlich unordentlich. Auf dem Fernseher stapeln sich etwa zehn Videos, überall liegen Zeitschriften und Klamotten rum und unter dem Sofa sehe ich Babyspielzeug und Müll. Die sind noch schlimmer als ich ...
"Ich will ja nicht stören, aber ich bräuchte den Schlüssel, sonst müsste ich in die Wohnung einbrechen.", unterbreche ich sie schlieÃich, da die Befürchtung sehr nahe liegt, dass Luke Lorelai gleich seine Krücken über den Schädel zieht (obwohl er nicht so aussieht, als würde er Frauen verprügeln ...)
"Oh, ja, na klar." Luke humpelt zum Tisch und kramt unter Notizen, einer leeren Chipstüte und dem Telefon den Schlüssel hervor und erklärt mir, wie ich in die Wohnung komme (also wirklich. Ich kann schon eine Tür von einer Wand unterscheiden).
Mit dieser bescheuerten Tasche im Schlepptau mache ich mich auf den Weg zu meinem (juchu ...) neuen Apartment. Kaum zu glauben. Ich bin sage und schreibe eine Stunde (oder weniger) hier, und kenne mich schon bestens aus ...
Die nächsten Wochen würden die turbulentesten Wochen meines Lebens werden. Und sie sollten mein Leben verändern ...
wie immer: fb erwünscht!
okay, der nächste teil. hier kommt auch kayleen vor (tut mir leid. bin ein bisschen durcheinander gewesen. hab gerade am nächsten teil geschrieben, als ich nach den bildern gesucht habe :o).
hoffe, er gefällt euch...
Teil 6
"Füllen Sie bitte diese Formulare aus und legen Sie sie mir wieder hier hin.", erklärt mir die Sekräterin, als ich zu meinem ersten Schultag in der neuen Schule erscheine. Stars Hollow High School. Klingt richtig spieÃig.
"Danke."
Ich setze mich auf einen der fünf unbequemen Stühle (wahrscheinlich ein Sonderangebot vom Sperrmüll) und sehe mir die Formulare an. Was die alles wissen wollen. Familienstand. Als ob man mit sechzehn oder achtzehn schon verheiratet oder geschieden sein würde. Haben sie sich wahrscheinlich von irgendeiner Schicki-Micki-Firma geholt. Krankheiten. Allergien. Und sonst noch was für Schwachsinn. Ich hole mir einen Kugelschreiber aus meiner Tasche und fange an.
Name. Möglichst klein kritzele ich Jeremy hin und dafür umso gröÃer Jay (damit auch der letzte Idiot versteht, dass ich Jay genannt werden will).
Wer heiÃt schon gerne Jeremy? Ich kenne keinen anderen Jeremy. Nur zwei. Der eine ist Jeremy Irons, ein Schauspieler und der sieht ziemlich schwul aus. Der andere ist Jeremy Monny. Der Name allein klingt schon schwachsinnig. Er hat ne kilometerdicke Brille und ist ein verdammter Streber.
Aber Jay, das klingt cool. Ihr kennt doch auch alle Jay-Z. Okay, so heiÃe ich jetzt nicht, aber immerhin Jay. AuÃerdem hieà Will Smith in 'Men in Black I und II' auch Jay. Und es gibt ja auch noch andere coole Jays (obwohl die bestimmt nicht halbwegs so cool sind wie ich).
Geburtsdatum. Geburtsort. Hey, wo war ich eigentlich geboren? Mein erster Umzug war schon, als ich zwei Monate alt war. Oh, ja. Phoenix.
Dabei fällt mir ein, mein Dad hat mir mal, als ich fünfzehn war, erzählt, er hatte mich Phoenix nennen wollen (angeblich, weil der Name so 'schön' klingt und weil das mein Geburtsort ist (wenn ich in Cincinnati geboren worden wäre, würde ich dann Cincinnati heiÃen?!)). Gott, wie müsste ich
mich dann vorstellen? 'Hi, ich bin Phoenix und komme aus Phoenix.' oder wie?
Was soll's. Wohnhaft in ... ich quetsche noch ein 'zurzeit' zwischen die beiden Wörter. Wer weiÃ, wie lange ich hier wohnen werde.
Nach einer halben Stunde habe ich jede noch so irre Frage beantwortet und gebe meine Anmeldung ab.
"Sie sind eingeteilt in den Kurs der Klasse 11-3. Klassenlehrer Mr. Lawrence. Raum 08A."
Was bringt mir das? Ich kenne mich hier nicht aus, Miss. Mann, ist die hilfreich ...
Zehn Minuten später klopfe ich an die Tür. "Herein!"
Mr. Lawrence hat eine ganz schön hohe Stimme. Wahrscheinlich hat er vergeblich versucht, sexy zu klingen und hat massenweise Kreide verschluckt (ich frage mich, wie man nur Kreide essen kann. Schmeckt doch widerlich).
Tja, das Problem ist: Mr. Lawrence ist gar kein Mann (nein, auch kein Zwither). Mr. Lawrence ist Mrs. Lawrence. Die Sekretärin sollte mal ihre
Hausaufgaben ordentlich machen ...
"Oh, lass mich raten, du bist der neue Schüler, nicht wahr?", fragt sie mich freundlich. Ha, eine nette Lehrerin. Und hübsch obendrein. Wird bestimmt
ein aufregendes Schuljahr. Ein paar Schülerinnen fangen an zu flüstern und zu kichern. Ja, das kenne ich schon. Ich bin einfach umwerfend. Da kann
ich nichts dafür.
Mrs. Lawrence schlägt in ihrem Buch nach. "Jeremy Clifford?"
Verdammt. Ich habe Jeremy wohl zu groà geschrieben. "Nein, Jay."
"Gut, Jay. Dann komm mal her." Als ich brav hingetrottet komme, wendet sie sich wieder den Schülern zu.
"Wie ihr seht, bekommt ihr heute einen neuen Mitschüler. Das ist Jay Clifford aus Chesapeake."
"Kommst du wirklich aus Chesapeake?", fragt mich irgendein eingebildeter Lackaffe von der letzten Reihe.
"Nein, ich tue nur so.", antworte ich, was seinerseits von Gekicher beantwortet wird.
"Wo hast du vorher gelebt?" Diesmal ein Mädchen.
Ich lehne mich gegen den Tisch (könnt ihr etwa eine halbe Ewigkeit steif wie ein Brett auf der selben Stelle stehen? AuÃerdem sieht das uncool aus).
"Nun. Seattle, Boise, Sacramento, San Fransisco, Las Vegas, Los Angeles, Phoenix, Minneapolis, Kansas City, St. Louis, Houston, Detroit, Boston ...
Wartet, das waren nur dreizehn. Hmm ... Providence, New York, Philadelphia, Atlanta, Miami, Raleigh. Und Chesapeake."
Als ich ihre fassungslosen Blicke sehe, füge ich hinzu: "Mein Dad hat einen Umziehtick." Ja. Das erklärt alles.
"Gut, Jay. Du kannst dich nach hinten zu Kayleen setzen."
Mann, die Lehrerin setzt mich einfach so nach ganz hinten! Was habe ich bloà für ein Glück!
"Wir haben gerade das Thema Kommunikation.", klärt sie mich noch einmal auf, aber ich höre zur halb zu, da mein Blick auf ein hübsches Ding in der
ersten Reihe fällt. Meterlanges blondes Haar, ein Engelsgesicht, und noch längere Beine. Sie trägt einen Minirock (jedenfalls sehe ich kein Hosenbein, das andeutet, dass sie eine Jeans trägt) und hochhackige Schuhe, bei deren Anblick ich mich frage, wie man nur auf solchen Mordsdingern rumlaufen kann.
Ich hätte wahrscheinlich was mit ihr angefangen, aber dann bemerkte ich ihre Augen. Wäre ich nicht Jay, hätte ich Angst bekommen. Sie sind Grau. So grau, wie die Augen von Toten ... Gruselig. Wahrscheinlich kann sie mit ihrem Stahlblick unhöfliche Leute einfrieren ...
"Oh, gut. Ich kommuniziere gerne.", sage ich, während ich nach hinten schlendere - und mich einem Klon von Stahlblick gegenüber sehe. Jedenfalls hat man versucht, einen Klon aus ihr zu machen. Denn dieses Exemplar ist zwar auch irgendwie hübsch, allerdings trägt sie eine ganz schön hässliche Brille und auch noch lumpige Sachen. Also, nicht direkt lumpig, aber eben diese Schlabberdinger, die Schwangere meinstens anziehen ... Oh, Gott! Die ist doch wohl nicht schwanger, oder?!
Als ich mich mit einem unwohlen Gefühl neben sie setze, lächelt sie mir freundlich zu und dabei bemerke ich ihre Augen. Anders als bei ihrem Klon sind sie grün. Richtig grün.
"Also. Wir waren bei Missverständnissen beim Kommunizieren stehen geblieben. Welche Sätze fallen euch ein, die zweideutig sind, und die man missverstehen könnte?"
Ich melde mich. Muss schlieÃlich einen netten ersten Eindruck hinterlassen. "Ja, Jay?"
"Ich bin Jungfrau." Ein eindeutig zweideutiger Satz. Und dieser tolle Beitrag reicht für etwa drei Jahre. So lange muss ich mich nicht mehr melden. Muss schlieÃlich auf meine Gesundheit achten.
Die Klasse bricht in fröhliches Gelächter aus und Mrs. Lawrence lächelt mich nachsichtig an. Mann, die ist schön cool. Groggy (zu meinem Leidwesen war er auch mein Englischlehrer) hätte mich erst zum Direx geschickt und mich dann eigenhändig umgebracht. Oder vielleicht auch umgekehrt.
"Das war ein gutes Beispiel, Jay. Noch andere Vorschläge?"
Erstaunlicherweise höre ich die ganze Stunde (mehr oder weniger) aufmerksam zu. Um ehrlich zu sein macht sie mir sogar SpaÃ.
Aber meine gute Laune verdünnisiert sich, als Mrs. Lawrence Kayleen und mich noch dabehält. Nicht, dass ich was getan hätte. Ich war ein Juwel.
"Kayleen, könntest du Jay bitte helfen und ihm den Einstieg hier an unserer Schule etwas erleichtern?"
Wie bitte? Ich kann auch noch ohne Babysitter umherlaufen! Also, wirklich!
"Natürlich, Mrs. Lawrence. Sehr gerne." Damit hat es sich mit meinem winzigen Interesse an ihr. Sie ist verrückt und eine kleine Schleimerin. Verdammt.
Als nächstes: Geschichte. Das schlimmste Fach, das ich mir vostellen kann. Neben dem Computerkurs, wohlgemerkt. Ich bekomme einen gehörigen Schreck, denn kaum betrete ich den Raum, stehe ich einem weiblichen Groggy gegenüber. Meine Vergangenheit verfolgt mich ...
"Du bist der Neue?" Sogar ihre Stimme klingt genauso 'nett' wie die von Groggy.
Also ist es auch kein Wunder, dass ich im Unterricht wieder in Tagträume abdrifte. Wer wollte schon was über Napoleon wissen. Der kam schlieÃlich von einem ganz anderen Kontinent wie ich, uns trennten ein ganzer Ozean und mindestens zweihundert Jahre, er war schon lange tot.
"Jeremy Clifford!" Oh, nein! Sie ist wirklich wie Groggy! "Könntest du mir bitte meine Frage beantworten?" Es klingt nicht wie eine Frage, sondern wie ein Befehl.
Ich hasse sie jetzt schon aus tiefstem Herzen. "Hab nicht zugehört."
"Soso. WeiÃt du überhaupt, was ich gerade gefragt habe?"
"Nein. Interessiert mich nicht." Tja, und genauso wie Groggy wird sie rot vor Wut. "Aber wenn Sie unbedingt darauf bestehen, dass ich Ihnen eine Antwort auf Ihre Frage gebe, dann wiederholen Sie sie bitte. Es sei denn, Sie verzichten doch auf meine Antwort."
Ich höre gedämpftes Kichern und muss mir selbst das Grinsen verkneifen. Einfach zu schön, Lehrer in den Wahnsinn zu treiben.
"Na schön, junger Mann. Gegen wen hat Napoleon die Kontinentalsperre erlassen?"
Kontinentalsperre? Was ist das? Woher sollte ich das denn wissen?
"Ãh, Frankreich?"
Sie stemmt ihre wurstigen Arme in die Hüften. "Du meinst also, er hat eine Kontinentalsperre gegen sein eigenes Land erlassen?"
Oh. Dann vielleicht England? "England?"
"Erraten. Du solltest wirklich mehr lernen."
"Ich bin erst seit vier Tagen hier, Miss. AuÃerdem: England, Frankreich. Was gibt's da schon für einen Unterschied? Ist beides Europa und sie machen beide schlechte Musik."
Ehe ich mich versehe, schmeiÃt sie mich raus und schickt mich zum Rektor. Na toll. Am ersten Tag schon ein Tadel. Ich bin ein Naturtalent ...
Und es kommt noch dicker: Gleich nach Geschichte habe ich Biologie! Schlimmer kann's ja wohl kaum kommen. Tja, aber der liebe Gott meint es nicht gut mit mir (tut er eh nie). Die Lehrerin ist ne alte Schrulle und zickt mich die ganze Zeit an. Ich war ja immer der Ansicht, dass gestresste Lehrer nur so unfreundlich sind, weil sie Probleme zu Hause haben (jeder weiÃ, wie es mit einer Ehefrau ist), aber ich glaube kaum, dass die einen Mann hat. Wahrscheinlich ist sie deshalb so mies drauf.
Ich bin zu einem wirklich günstigen Zeitpunkt hierhergezogen. Sie nehmen gerade das Thema Vererbung durch. Ich starre Mrs. Wie-auch-immer genervt an und frage mich, während sie runterleiert, wie die Blutgruppen vererbt werden, ob auch Charaktereigenschaften, wie zum Beispiel Langeweile oder Uncoolness vererbt werden könnten. Wenn ja, mussten ihre Eltern erstens ganz schön eintönig gewesen sein, und zweitens hinterm Mond gelebt haben. Vielleicht hatte sie ja als Kind auf einem Bauernhof gelebt, und war mit achtzehn oder so in eine GroÃstadt gezogen, weil sie sich ein besseres Leben erhoffte ...
Die reinste Folter, bei der Unterricht zu haben. Und auch noch in jeder Stunde neben Kayleen zu sitzen, die wirklich jede einzelne Frage beantworten kann.
Geschafft schleppe ich mich nach der Schule in Luke's Diner. Kaum betrete ich es, wird es schlagartig still. Tja, Luke hat mich später aufgeklärt, dass
Mrs. Patty eine ziemliche Klatschtante ist, und er hatte Recht behalten. Binnen zehn Stunden hatte ganz Stars Hollow von dem Neuen gehört, der jetzt über dem Diner wohnte.
"Wie war's in der Schule?", begrüÃt Luke mich.
"Beschissen." Ich gehen an ihm vorbei zur Tür (vorher war da nur ein Vorhang, aber ich habe mir eine Tür einbauen lassen, schlieÃlich brauche ich meine Privatsphäre). An sie habe ich mit meiner wunderschönen Schrift ein Plakat aufgehängt: NO ENTRY! ONLY FOR GOD. Ihr wisst, was ich damit meine? Gut.
Diese blöde Biolehrerin. Gibt mir fünf Seiten Extrahausaufgaben auf. Nur weil sie so langweilig ist. Als ob das meine Schuld wäre und ich was dafür
könnte.
"Jay!" Oh, Mann. Nicht mal Hausaufgaben kann ich in Ruhe machen, wenn ich schon vorhabe, sie zu tun ...
"Was ist?", brülle ich hinunter. Natürlich könnte ich auch gleich gegen die Wand schreien, schlieÃlich ist die Tür unten da. Also stapfe ich die Treppen wieder runter. Wenn ich so weitermache, werde ich in etwa drei Tagen dünn wie eine Flunder sein. Sport ist Mord.
"Deine Sachen sind da." Tatsächlich. Mein Leben ist da. Ganze zehn riesige Kisten voller Kram.
"Oh, yeah, ich bin gerettet." Mein Tag ist gerettet.
"Wo soll das hin?", fragen die drei Möbelpacker.
"Nach oben."
Ich muss mich wirklich zusammenreiÃen. Sonst würde ich jetzt durch das Diner hüpfen und rumschreien.
Etwa zwanzig Minuten später bin ich eifrig am Auspacken. Doch beim zweiten Karton halte ich inne. Dad hat mir meine geliebte Stereoanlage und meinen Laptop geschickt. Er will mich wirklich loswerden. Er hat an alles gedacht, alles, was ich brauche, um mich wohl zu fühlen ...
Nach drei Stunden habe ich die Hälfte meiner Sachen eingeräumt. Der Rest liegt schön verteilt auf dem Boden rum. Es geht doch nichts über eine eigene Wohnung, bei der niemand mir sagen kann, dass ich aufräumen soll.
Die nächsten zwei Tage lang verläuft mein Leben so kurvig und ereignisreich wie ein Brett. Hab zwar ein paar neue Freunde gefunden, unter anderem Matt Vender, ein netter Typ, der neben mir sitzt, aber die können mir auch nicht bei meiner Langeweile helfen.
Aber dann telefoniere ich mit Zack (mal wieder (auÃerdem ist er jetzt mit Miss Prüde zusammen)).
"Mann, Jay, wir vermissen dich alle.", jammert er gerade ins Telefon.
"Tzz. Mir dagegen gehts blendend. Soll ich dir sagen, wie mein Tag verläuft? Aufstehen, Essen, Schule, Nachsitzen, Hausaufgaben, Essen, Schlafen. Und das schon seit zwei Tagen. Echt keine Action hier. So ein langweiliges Kaff."
"Hey, weiÃt du was?", unterbricht er mich. "Wir haben diese Woche Projektwoche, allerdings keine Projekte, deshalb machen wir keine Schule. Wie wär's, wenn Roxy und ich mal bei dir vorbeischauen?"
Roxy? Wer ist Roxy? "Ãh ... klar."
"Und, hast du schon eine gefunden, mit der du dich amüsieren kannst?"
Oh, da gab's viele. Seit ich hier wohne, laufen mir ständig mindestens zehn Mädchen (nein, ich übertreibe wirklich nicht) nach. Die einzigen, die halbwegs in Ordnung sind, haben alle schon jemanden (nicht, das ich was dagegen hätte, mit jemandem was anzufangen, die schon vergeben ist, aber ich habe die Typen gesehen, und vor denen habe ich wirklich Angst). Und sonst bleiben nur Kayleen und ihre Zwillingsschwester (das erklärt meine Klontheorie) Chrystal.
In letzter Zeit war ich nicht so oft bei Luke und Lorelai. Hab mich davor gedrückt. Ich kann euch ein paar Gründe erläutern:
1. Ich habe keine Lust auf die kleine Wasserkröte,
2. Babette, die Nachbarin der beiden, hat mir brühwarm von Rorys und Lorelais Leben erzählt, unter anderem auch von Rorys kleinem Missgeschick mit Jess
(ich weià immer noch nicht, wer das ist) und Dean, oder so,
3. Bei ihnen wird man nur mit Essen zugestopft (nicht, dass ich was gegen Essen hätte, aber von soviel wird selbst mir schlecht) und zugelabert und
4. Ich habe eigene Probleme.
Eines dieser Probleme ist Kayleen. Weià nicht, was mit mir los ist. Angefangen hat es eigentlich gestern. Als sie ihre Brille kurz ausgezogen hat, um sie zu säubern (ich frage mich immer noch, warum sie eine Brille trägt, weil sie mir gestern gesagt hat, dass sie weder weitsichtig noch kurzsichtig ist). Tja, jedenfalls ... wie soll ich das erklären? Ich habe heute nacht von ihr geträumt ... Gott, diese Stadt macht mich uncool ... Nun, ich träume nie von Mädchen, Frauen, was auch immer. AuÃer einmal. Da habe ich von Julia Price (ich war zwei Wochen mit ihr zusammen, aber mein Dad musste ja wieder mal umziehen) geträumt. Aber das ist was anderes. Ich meine, ich bin ja nicht mit Kayleen zusammen. Und in sie verschossen bin ich auch ganz bestimmt nicht. Nicht in sie ...
Do you believe in love at first sight
Tell me does that book that you're reading
Tell the story of you life
Do you believe in love at first sight
Should I walk on by, turn a blind eye to love,
Love at first sight
bitte um fb!!
silbernerschatz