19.11.2006, 16:08
E
s war erst halb drei, als Rory schon fast vor langer Weile platzte. Ihre Mutter und sie waren zur Hochzeit von Sookie, Lorelais bester Freundin, eingeladen worden und mussten auÃerdem als Brautjungfern herhalten. Natürlich waren die zwei wirklich erfreut darüber gewesen, dass gerade sie die Auserwählten waren, obwohl das eigentlich klar war.
Sie sah sich um und entdeckte hier und da bekannte Gesichter. Da war Miss Patty, die gerade auf Taylor einredete, Babette, die mit Murray am Klavier saà und schlieÃlich Dean, der neben seiner Mutter stand und an seinem Glas nippte. Er sah zu ihr auf und winkte ihr lächelnd, aber Rory hatte keine Zeit um zurückzugrüÃen. Sie wandte sich wieder ab und sah nun in die Richtung ihrer Mom. Sie stand auf der Brücke hinter dem Hotel und unterhielt sich angeregt mit Rorys Vater.
Wenn Rory genauer hinsah, konnte sie sehen, dass Lorelai nicht besonders glücklich war. Aber dabei haben die Zwei doch eben erst wieder zueinander gefunden. Wann werden die Zwei jemals glücklich miteinander?, dachte Rory seufzend und führte den Vorgang des Drehens weiter, bis sie plötzlich mitten in der Bewegung stecken blieb.
Sie hatte etwas entdeckt, besser gesagt jemanden. Er stand neben einer alten Weide und sah ihr aufmerksam entgegen. Er war kaum zu erkennen, aber Rory wusste, wer er war. Seine Jeans und das heraushängende Hemd verrieten ihn, die schüchtern, freche Haltung und das süÃe Grinsen, das er immer aufsetzte, wenn er sie sah. Warum nur? Rory wusste es nicht, aber sie wusste auch nicht, ob sie zu ihm gehen sollte und ihn einfach so begrüÃen konnte.
Luke hatte ihn damals nach Hause geschickt und wollte nicht, dass er wiederkam, aber wie es aussah gab es da noch eine andere Regelung, eine neue Regelung, die alles andere von früher, die ganzen Schandtaten, die er damals in der Stadt verbreitet hatte, vergessen lieÃ.
Rory entschied sich doch zu ihm hinüber zu gehen und wurde dann, je näher sie kam, langsamer. SchlieÃlich stand sie in einem Abstand von zwei Metern vor ihm und sah ihn neugierig an. Ja das war er, seine braunen Augen, sein süÃes Lächeln, seine strubbeligen Haare. Plötzlich war die alte Zeit, die sie zusammen verbracht hatten wieder da, aber Rory wollte sie nicht noch mal erleben, sie wollte mehr.
Nur wie sollte sie ihm das denn bloà erklären?
Das war geradezu unmöglich und schien aussichtslos. Er würde sie vermutlich auslachen und dann wieder gehen und seinen Kumpels davon erzählen. War er wirklich so? War er in den letzten Monaten so ein Arschloch geworden? Das konnte sie einfach nicht glauben, aber trotzdem konnte sie ihm einfach nicht ins Gesicht sagen, was sie dachte oder gar fühlte.
âWas machst du denn hier?!â, fragte sie stattdessen etwas zu schroff für ihren Geschmack.
âNette BegrüÃung!â Jess Gesichtsausdruck verblasste ein wenig und ein leichtes Stirnrunzeln kam zum Vorschein.
âAlles klar bei dir?!â, fragte Rory und sog die Luft tief ein. Sie ging ein Stück näher zu ihm heran und spielte nervös mit ihren Fingern. Gott, warum war sie in diesen Momenten immer so verdammt abwesend und konnte sich nicht auf das wesentliche Konzentrieren? Warum war das, was man sich kurz zuvor vorgenommen hatte so schwierig auszuführen?
âDu siehst gut aus!â, warf Jess ein und bekam auf einmal diesen verklärten Blick. Gott, hoffentlich merkt sie nichts davon! Man is es hier wirklich so heià oder kommt mir das nur so vor?, dachte Jess, zeigte aber keine Regung, er achtete nicht wirklich darauf, was Rory von ihm wollte, aber wusste, was er wollte und das war weit mehr als das, was er von Rory erwarten konnte. Sie war einfach so niedlich, wenn sie schüchtern war und keinen richtigen Ton herausbekam.
âDanke... Was willst du hier?!â, fragte Rory noch nervöser als vorher. Er starrte sie so komisch an und das gefiel ihr gar nicht. Hatte sie etwa einen Pickel im Gesicht? Wenn das so war, dann hatte sie wirkliche ein Problem.
âIch wohne wieder hier!â, entgegnete Jess gelassen. Seine Hände gruben in den Jeanstaschen nach irgendetwas imaginärem, dass er am Ende aber doch nicht fand und die Hände einfach stecken lieÃ. Heilige ScheiÃe färbt Nervosität etwa ab?, fuhr es ihm durch den Kopf und er sah Rory abwartend an, als diese plötzlich ebenfalls die Stirn runzelte und noch einen Schritt näher kam.
Wow macht die verfluchte Heizung aus, Leute wir haben Sommer!
âWas? Wieso? Bist du in New York verrückt geworden?!â, fragte sie etwas zu laut, wie er fand, doch das war ihm egal, er war ja nicht sie und so antwortete er eben so gelassen wie immer.
âIch weià nicht... anscheinend schon!â Wahrscheinlich löste die Antwort irgendeinen Mechanismus in Rory aus, denn diese schoss jetzt auf ihn zu und küsste ihn. Jess war so erschrocken, dass er nicht einmal die Hände aus den Hosentaschen nehmen konnte, um sie in den Arm zu nehmen, aber da löste sich Rory auch schon von ihm und starrte ihn ungläubig an, bevor er sie in seine Arme zog und sie leidenschaftlich küsste.
Der Kuss war so anders, nicht so wie wenn Dean sie flüchtig küsste oder wenn er mit ihr im Wohnzimmer der Gilmorschen Hauses rumknutschten. Er war immer so sanft und zurückhaltend, dieser Kuss war ganz anders, er war stürmisch und fordernd und... eben Jess. Es war der wundervollste Kuss, den Rory je bekommen hatte.
Bis ihr allerdings bewusst wurde, dass sie nicht allein hier war. Sie war mit Dean hier. Mit Dean Forester, ihrem Freund und das war für sie von Bedeutung, von sehr groÃer sogar, sie würde am nächsten Tag mit dem Flugzeug nach Washington fliegen und ihn dann sechs Wochen nicht mehr sehen. Irgendwie tat es ihr noch nicht einmal leid Dean so lange nicht zu sehen. Er war komischer weise nicht mehr so bedeutsam wie jemand anderes es gerade in ihrem Leben geworden war.
Was mache ich hier? Wieso tu ich das? Das ist nicht richtig, ganz und gar nicht richtig... DEAN!, dachte Rory plötzlich erschrocken und sprang zurück.
âOh mein Gott... oh mein Gott!â, entfuhr es ihr, während sie rückwärts ging.
âRory ich...â
âNein...!â Rory drehte sich um und rannte unter Tränen nach vorn zu ihrer Mom, während sie im laufen Jess noch ein âWillkommen in Stars Hollow!â zuwarf.
âDanke!â, dachte er laut und sah ihr noch lange nach, bis sie dann hinter den Bäumen verschwand.
Als Rory bei ihrer Mutter ankam, stand diese bereits auf dem Podest, der den Brautjungfernauftritt einleiten sollte und hatte zwei BlumensträuÃe in der Hand. Jeder konnte ihr ansehen, dass sie Tränen in den Augen hatte und anscheinend nicht darüber reden wollte.
âKannâs losgehen?!â, fragte Lorelai und atmete tief durch. Rory nickte, während sie den Kloà in ihrem Hals herunterschluckte und den Blumenstrauà aus der Hand ihrer Mutter nahm. Das musste sie jetzt durchziehen, ob mit dem Gedanken an Jess oder ohne ihn.
Sie hatte ja keine andere Wahl und mit ihrer Mutter würde sie sowieso nicht darüber reden, was sie gerade getan hatte. Lorelai würde Jess wahrscheinlich für diesen Kuss umbringen.
Diesen wundervollen Kuss, der alles durcheinander geworfen hatte, der Rory an ihren Gefühlen zu Dean zweifeln lieà und ihr die Tränen in die Augen trieb. Was hatte sie da nur angerichtet? Warum hatte sie sich nicht zurückhalten können? Warum hatte sie nicht wenigstens bis nach der Hochzeit warten können oder gar nicht erst damit angefangen.
Am liebsten hätte sie geschrieen und damit ihrem Ãrger Luft gemacht, aber das konnte sie schlecht machen. Sie konnte nicht Sookies Hochzeit über den Haufen werfen und dann alles für geklärt halten. Das war und blieb unmöglich.
Letztendlich fraà sie den Kummer in sich hinein und machte das, was man von einer starken Frau verlangte: sie versuchte zu vergessen. Aber das war gar nicht so einfach wie es aussah, Jess schwirrte noch stundenlang in ihrem Kopf herum.
s war erst halb drei, als Rory schon fast vor langer Weile platzte. Ihre Mutter und sie waren zur Hochzeit von Sookie, Lorelais bester Freundin, eingeladen worden und mussten auÃerdem als Brautjungfern herhalten. Natürlich waren die zwei wirklich erfreut darüber gewesen, dass gerade sie die Auserwählten waren, obwohl das eigentlich klar war.
Sie sah sich um und entdeckte hier und da bekannte Gesichter. Da war Miss Patty, die gerade auf Taylor einredete, Babette, die mit Murray am Klavier saà und schlieÃlich Dean, der neben seiner Mutter stand und an seinem Glas nippte. Er sah zu ihr auf und winkte ihr lächelnd, aber Rory hatte keine Zeit um zurückzugrüÃen. Sie wandte sich wieder ab und sah nun in die Richtung ihrer Mom. Sie stand auf der Brücke hinter dem Hotel und unterhielt sich angeregt mit Rorys Vater.
Wenn Rory genauer hinsah, konnte sie sehen, dass Lorelai nicht besonders glücklich war. Aber dabei haben die Zwei doch eben erst wieder zueinander gefunden. Wann werden die Zwei jemals glücklich miteinander?, dachte Rory seufzend und führte den Vorgang des Drehens weiter, bis sie plötzlich mitten in der Bewegung stecken blieb.
Sie hatte etwas entdeckt, besser gesagt jemanden. Er stand neben einer alten Weide und sah ihr aufmerksam entgegen. Er war kaum zu erkennen, aber Rory wusste, wer er war. Seine Jeans und das heraushängende Hemd verrieten ihn, die schüchtern, freche Haltung und das süÃe Grinsen, das er immer aufsetzte, wenn er sie sah. Warum nur? Rory wusste es nicht, aber sie wusste auch nicht, ob sie zu ihm gehen sollte und ihn einfach so begrüÃen konnte.
Luke hatte ihn damals nach Hause geschickt und wollte nicht, dass er wiederkam, aber wie es aussah gab es da noch eine andere Regelung, eine neue Regelung, die alles andere von früher, die ganzen Schandtaten, die er damals in der Stadt verbreitet hatte, vergessen lieÃ.
Rory entschied sich doch zu ihm hinüber zu gehen und wurde dann, je näher sie kam, langsamer. SchlieÃlich stand sie in einem Abstand von zwei Metern vor ihm und sah ihn neugierig an. Ja das war er, seine braunen Augen, sein süÃes Lächeln, seine strubbeligen Haare. Plötzlich war die alte Zeit, die sie zusammen verbracht hatten wieder da, aber Rory wollte sie nicht noch mal erleben, sie wollte mehr.
Nur wie sollte sie ihm das denn bloà erklären?
Das war geradezu unmöglich und schien aussichtslos. Er würde sie vermutlich auslachen und dann wieder gehen und seinen Kumpels davon erzählen. War er wirklich so? War er in den letzten Monaten so ein Arschloch geworden? Das konnte sie einfach nicht glauben, aber trotzdem konnte sie ihm einfach nicht ins Gesicht sagen, was sie dachte oder gar fühlte.
âWas machst du denn hier?!â, fragte sie stattdessen etwas zu schroff für ihren Geschmack.
âNette BegrüÃung!â Jess Gesichtsausdruck verblasste ein wenig und ein leichtes Stirnrunzeln kam zum Vorschein.
âAlles klar bei dir?!â, fragte Rory und sog die Luft tief ein. Sie ging ein Stück näher zu ihm heran und spielte nervös mit ihren Fingern. Gott, warum war sie in diesen Momenten immer so verdammt abwesend und konnte sich nicht auf das wesentliche Konzentrieren? Warum war das, was man sich kurz zuvor vorgenommen hatte so schwierig auszuführen?
âDu siehst gut aus!â, warf Jess ein und bekam auf einmal diesen verklärten Blick. Gott, hoffentlich merkt sie nichts davon! Man is es hier wirklich so heià oder kommt mir das nur so vor?, dachte Jess, zeigte aber keine Regung, er achtete nicht wirklich darauf, was Rory von ihm wollte, aber wusste, was er wollte und das war weit mehr als das, was er von Rory erwarten konnte. Sie war einfach so niedlich, wenn sie schüchtern war und keinen richtigen Ton herausbekam.
âDanke... Was willst du hier?!â, fragte Rory noch nervöser als vorher. Er starrte sie so komisch an und das gefiel ihr gar nicht. Hatte sie etwa einen Pickel im Gesicht? Wenn das so war, dann hatte sie wirkliche ein Problem.
âIch wohne wieder hier!â, entgegnete Jess gelassen. Seine Hände gruben in den Jeanstaschen nach irgendetwas imaginärem, dass er am Ende aber doch nicht fand und die Hände einfach stecken lieÃ. Heilige ScheiÃe färbt Nervosität etwa ab?, fuhr es ihm durch den Kopf und er sah Rory abwartend an, als diese plötzlich ebenfalls die Stirn runzelte und noch einen Schritt näher kam.
Wow macht die verfluchte Heizung aus, Leute wir haben Sommer!
âWas? Wieso? Bist du in New York verrückt geworden?!â, fragte sie etwas zu laut, wie er fand, doch das war ihm egal, er war ja nicht sie und so antwortete er eben so gelassen wie immer.
âIch weià nicht... anscheinend schon!â Wahrscheinlich löste die Antwort irgendeinen Mechanismus in Rory aus, denn diese schoss jetzt auf ihn zu und küsste ihn. Jess war so erschrocken, dass er nicht einmal die Hände aus den Hosentaschen nehmen konnte, um sie in den Arm zu nehmen, aber da löste sich Rory auch schon von ihm und starrte ihn ungläubig an, bevor er sie in seine Arme zog und sie leidenschaftlich küsste.
Der Kuss war so anders, nicht so wie wenn Dean sie flüchtig küsste oder wenn er mit ihr im Wohnzimmer der Gilmorschen Hauses rumknutschten. Er war immer so sanft und zurückhaltend, dieser Kuss war ganz anders, er war stürmisch und fordernd und... eben Jess. Es war der wundervollste Kuss, den Rory je bekommen hatte.
Bis ihr allerdings bewusst wurde, dass sie nicht allein hier war. Sie war mit Dean hier. Mit Dean Forester, ihrem Freund und das war für sie von Bedeutung, von sehr groÃer sogar, sie würde am nächsten Tag mit dem Flugzeug nach Washington fliegen und ihn dann sechs Wochen nicht mehr sehen. Irgendwie tat es ihr noch nicht einmal leid Dean so lange nicht zu sehen. Er war komischer weise nicht mehr so bedeutsam wie jemand anderes es gerade in ihrem Leben geworden war.
Was mache ich hier? Wieso tu ich das? Das ist nicht richtig, ganz und gar nicht richtig... DEAN!, dachte Rory plötzlich erschrocken und sprang zurück.
âOh mein Gott... oh mein Gott!â, entfuhr es ihr, während sie rückwärts ging.
âRory ich...â
âNein...!â Rory drehte sich um und rannte unter Tränen nach vorn zu ihrer Mom, während sie im laufen Jess noch ein âWillkommen in Stars Hollow!â zuwarf.
âDanke!â, dachte er laut und sah ihr noch lange nach, bis sie dann hinter den Bäumen verschwand.
Als Rory bei ihrer Mutter ankam, stand diese bereits auf dem Podest, der den Brautjungfernauftritt einleiten sollte und hatte zwei BlumensträuÃe in der Hand. Jeder konnte ihr ansehen, dass sie Tränen in den Augen hatte und anscheinend nicht darüber reden wollte.
âKannâs losgehen?!â, fragte Lorelai und atmete tief durch. Rory nickte, während sie den Kloà in ihrem Hals herunterschluckte und den Blumenstrauà aus der Hand ihrer Mutter nahm. Das musste sie jetzt durchziehen, ob mit dem Gedanken an Jess oder ohne ihn.
Sie hatte ja keine andere Wahl und mit ihrer Mutter würde sie sowieso nicht darüber reden, was sie gerade getan hatte. Lorelai würde Jess wahrscheinlich für diesen Kuss umbringen.
Diesen wundervollen Kuss, der alles durcheinander geworfen hatte, der Rory an ihren Gefühlen zu Dean zweifeln lieà und ihr die Tränen in die Augen trieb. Was hatte sie da nur angerichtet? Warum hatte sie sich nicht zurückhalten können? Warum hatte sie nicht wenigstens bis nach der Hochzeit warten können oder gar nicht erst damit angefangen.
Am liebsten hätte sie geschrieen und damit ihrem Ãrger Luft gemacht, aber das konnte sie schlecht machen. Sie konnte nicht Sookies Hochzeit über den Haufen werfen und dann alles für geklärt halten. Das war und blieb unmöglich.
Letztendlich fraà sie den Kummer in sich hinein und machte das, was man von einer starken Frau verlangte: sie versuchte zu vergessen. Aber das war gar nicht so einfach wie es aussah, Jess schwirrte noch stundenlang in ihrem Kopf herum.