09.11.2005, 09:04
Nachdem sie das Geschirr abgespült und ihre Wohnung einigermaÃen auf Vordermann gebracht hat, nimmt Emily ein langes Bad und wäscht sich die Haare. Sie ertappt sich dabei, wie sie summt und unterdrückt diesen Anflug viel zu guter Laune zunächst. Es ist vielleicht eine nette Abwechslung den Donnerstag zum ersten Mal seit langem wieder auÃerhalb des Bettes zu verbringen, aber Richard veranstaltet diese Aktion nicht aus reiner Selbstlosigkeit. Na und?, tadelt sie sich, seine Gründe können dir völlig egal sein, du solltest den Tag und was auch immer er mit sich bringt schlichtweg genieÃen. Es spricht schlieÃlich nichts dagegen, zumal auch sie ein Anrecht auf Spaà hat, der sich nicht nur auf das monotone Quietschen von Bettfedern zurückführen lässt. Sie steigt aus der Wanne und trocknet sich ab, gestattet es sich wieder zu summen, während sie sich die Haare kämmt und föhnt, schlieÃlich zwei dicke Zöpfe flicht und sie aufsteckt. Das Ergebnis gefällt ihr gar nicht, es lässt sie jünger aussehen, als sie tatsächlich ist. Deshalb öffnet sie ihr Haar wieder und spielt einen Moment lang mit dem Gedanken, es so zu lassen. Emily verwirft ihn wieder, wie sie den Buchhalter kennt, wie sie sich selbst kennt, werden sie heute früher oder später miteinander vögeln und Jeffersons obskurer Vorlieben haben sie gelehrt, ihre Haare beim Sex geschlossen zu tragen. Deshalb kämmt sie es vielleicht etwas zu streng zurück, ehe sie sich einen schlichten Dutt macht. Mit der richtigen Schicht Make-Up wirkt sie letztendlich so, wie sie wirken will. Zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen, genehmigt sie sich einen Gin und eine Zigarette, durchstöbert dabei ihren Kleiderschrank. Etwas zuviel Aufwand, denkt sie sich, stopft deshalb den roten Samtrock zurück und zieht stattdessen ein schlichtes Paar Jeans heraus. Der Buchhalter soll bloà nicht glauben, sie würde sich für ihn aufbrezeln, auch wenn sie es beinahe getan hätte. Sie vollendet ihr Outfit mit einem schwarzen Rollkragenpullover, der ihr zwar auÃergewöhnlich schmeichelt, aber gleichzeitig nicht so wirkt, als habe sie eben das beabsichtigt. Hat sie ja auch nicht. Ein wenig, vielleicht, zugegeben. Aber soll sie wie ein Landstreicher herumlaufen, nur um Richard in seine Schranken zu weisen? Sicherlich nicht, schlieÃlich hat auch sie ein gewisses Maà an Eitelkeit zu befriedigen. Sie tritt einen Schritt zurück, dreht sich nach rechts und links, dreht sich um die eigene Achse. Sie kann wirklich zufrieden sein, nichts erinnert mehr an das verschlafene Etwas, das sie heute Morgen aus dem Spiegel angeblickt hat. Emily geht zum Couchtisch, will gerade ihr Buch in die Hand nehmen, als ihr Blick auf die schmale Tablettenpackung auf dem FuÃboden fällt. Sie zögert einen Moment, wippt ein paar Mal mit den FuÃ, dann hebt sie sie auf. Bitte, wird sie eben anstelle des Millers, einen Beipackzettel lesen. Sie lässt sich in den Sessel fallen und öffnet die Packung, zieht die Gebrauchsanweisung hervor und studiert sie aufmerksam. Bei den Nebenwirkungen angekommen stutzt sie, einige der medizinischen Fachbegriffe sind schwach mit Bleistift unterstrichen, fast so, als wäre sie nicht die Erste, die ihn liest. Fast so, als habe Richard. Nein, wer weià wo er das Zeug herhat, er wird wohl kaum zum Gynäkologen marschiert sein und ihm gesagt haben, entschuldigen sie, ich würde meine kleine Geliebte gerne ohne Gummi vögeln, hätten sie da was? Sie gibt ein amüsiertes Schnauben von sich und zerknüllt den Zettel, wirft ihn quer durchs Zimmer. Er verfehlt den Mülleimer um Weiten. Dann drückt sie vorsichtig eine der Tabletten aus der Zellophanhülle und spült sie mit ihrem Gin hinunter. Sie kann förmlich spüren, wie das Ding in ihrem Magen aufschlägt und dort schwer liegen bleibt. Du tust es nicht für ihn, ruft sie sich erneut in Erinnerung, sondern für dich. Sollte dir in Zukunft jemand ungewollt zu Nahe treten, dann musst du dir wenigstens keine Sorgen machen, dass du dir abgesehen von Syphilis oder Gonorrhöe auch noch eine Schwangerschaft eingefangen hast, denn ein Kind wirst du nicht so schnell wieder los. Obwohl sie sich das Gewicht der Tablette in ihrem Magen vermutlich nur einbildet, leert sie ihr Glas und hofft, dass sie sich dank des Alkohols etwas schneller auflöst. Hofft, dass der Alkohol, den Gedanken an ein Kind vertreibt. Denn wenn Emily Miller etwas mit absoluter Sicherheit weiÃ, dann, dass sie niemals Mutter werden will und wird. Und wie gesagt, bisher hatte sie Glück, sie ist nicht schwanger geworden, wird es jetzt erst Recht nicht mehr werden. Trotzdem, ihre Laune ist dank dieser Ãberlegungen an einem Tiefpunkt angekommen und das nur, wegen Richards, dieses elenden - Sie bringt den Gedanken nicht zu Ende. Es ist nicht seine Schuld. Zumindest nicht alles. Sie steht auf und verstaut die Tablettenpackung im Badezimmerschrank, dann schenkt sie sich einen weiteren Gin ein und verbringt den Rest des Vormittages damit zu lesen.
Ein dumpfes Poltern, als Richard durch das Fenster springt und seine Schuhe auf dem HolzfuÃboden landen. Emily blickt von ihrem Buch auf und klappt es zusammen, ringt sich ein Lächeln ab. "Hey", sagt sie.
"Hey", antwortet Richard und kommt zu ihr. "Hübscher Pullover", erklärt er. "Aber leider etwas unpraktisch", er schiebt den Kragen nach unten und küsst ihren Hals, es kitzelt.
"Lass das", kichernd schiebt sie ihn zu Seite und er geht vor ihr in die Knie, legt seine Hände um ihre Hüften.
"Dann wollen wir Mal sehen."
"Dann wollen wir Mal sehen?"
Anstelle einer Antwort hebt er den Saum ihres Pullovers an und schiebt seinen Kopf unter ihn. "Richard", tadelt sie ihn, obwohl sie eigentlich nichts dagegen hat.
"Mmmh", ertönt seine Stimme dumpf unter dem Wollstoff. "Schwarze Spitze. Hast du heute noch etwas Besonderes vor?"
"Schon möglich", antwortet sie, während er die Spitze nach unten schiebt. Seine Lippen und Hände auf ihrer Haut, lehnt sie sich zurück und schlieÃt die Augen. Nach einer viel zu kurzen Weile taucht er wieder auf und sieht sie an.
"Bist du bereit?"
"Kommt ganz darauf an", entgegnet sie, ein flüchtiger Kuss bei dem er sie nach oben zieht.
"Für unseren kleinen Strandausflug", erklärt er beschwingt und sie runzelt die Stirn.
"Wenn ich nicht gerade drei Monate durchgeschlafen habe, dann haben wir noch immer März."
"Und?"
"März, Richard."
"Und?"
"März."
"Und?"
Lächelnd schüttelt sie den Kopf. "Bitte", erklärt sie. "Machen wir eben einen Strandausflug. Falls du allerdings denkst, du würdest mich ins Wasser bekommen, hast du dich geschnitten."
"Wir werden sehen."
"Ich werde höchstens dir dabei zusehen."
"Andersrum wird ein Schuh daraus."
"Wir werden sehen", sagt jetzt sie und hebt die Augenbrauen, ein weiterer Kuss. "Wir können auch einfach hier bleiben", schlägt sie vor, es erscheint ihr doch besser so. So nett und lieb sein Vorhaben ist, so unwohl fühlt sie sich bei dem Gedanken einen ganzen Tag auÃerhalb ihrer vier Wände mit ihm zu verbringen. Sie werden reden müssen, sich über irgendetwas unterhalten und weià der Himmel, was sie einander schon groà zu sagen haben, denn soweit sie das abschätzen kann, besteht ihr einziges gemeinsames Interesse aus Sex.
Richard scheint das allerdings anders zu sehen, er beharrt auf seiner hirnverbrannten Ausflugsidee. Obwohl er ihr nicht sagt, wohin die Reise geht, erkennt sie schnell, dass sie wohl Long Island ansteuern. Und obwohl es Richard nichts auszumachen scheint, haben sie tatsächlich keine Gesprächsthemen. Sie hasst diese Art zwanghafter Stille, deshalb dreht sie das Radio seines Chevy an. Rosemary Clooney, beide verziehen das Gesicht und Richard dreht hastig am Regler, eine Arie erklingt.
"Magst du Opern?", erkundigt er sich.
"Ich weià nicht, ich war noch nie in einer", gibt sie zu und beiÃt sich auf die Zunge. Hervorragend, Emily, warum sagst du ihm nicht gleich, dass du noch nie eine High School von innen gesehen hast!?! Einerseits ist sie froh, dass Richard nichts darauf erwidert, sondern einen neuen Sender sucht. Andererseits ärgert es sie maÃlos, dass er davon auszugehen scheint, dass sie, nur weil sie noch nie eine Oper gesehen hat, nicht in der Lage ist, sie vielleicht doch zu mögen. Sie schlägt die Beine übereinander, grollt leise vor sich hin, während das Radio ein unangenehmes Piepsen und Rauschen von sich gibt.
"Chuck Berry", ruft er plötzlich erfreut aus und sie wirft ihm einen erstaunten Seitenblick zu, die Oper ist vergessen.
"Chuck Berry?!", sie hat Mühe sich ein Lachen zu verkneifen. Richard und Rock 'n Roll, eine unvorstellbare Kombination.
"Ein groÃartiger Mann", erklärt er. "GroÃartige Musik."
Vor ihrem inneren Auge, sieht Emily den Buchhalter auf einer Tanzfläche, seine langen Arme und Beine die im Rhythmus zu Berrys Musik durch die Luft fliegen. Jetzt kann sie doch nicht anders, prustet laut los.
"Weshalb lachst du?"
"Ich, es tut mir leid", der Versuch das Lachen zu unterdrücken, macht es nur noch schlimmer. "Aber du und Chuck Berry", keucht sie nach einer Weile und wischt sich Tränen aus den Augenwinkeln. "Es passt irgendwie überhaupt nicht zusammen."
"Du scheinst ein vollkommen falsches Bild von mir zu haben."
"Was für ein Bild soll man denn von jemandem haben, der sich wie ein Buchhalter anzieht?"
"Du unterschätzt mich", sagt er beleidigt.
Richard hasst es, wenn sie ihn so nennt. So gemein es ist, manchmal tut sie es gerade aus diesem Grund, denn mit dieser beleidigte Miene wirkt er geradezu goldig. Ein kleiner Junge, dem man verboten hat die frischgebackenen Kekse zu probieren. "Tue ich das?", hakt sie so gefasst wie möglich nach, man soll es schlieÃlich nicht übertreiben.
"Allerdings", entgegnet er und sieht sie an. "Letztes Jahr habe ich zum Beispiel einen Monat gegen die Kleiderordnung in Yale demonstriert."
"Wie unglaublich verwegen."
"Nackt."
Sie lacht. "Nicht doch!"
"Und ob."
"Vollkommen nackt?"
"Nun, ich habe eine Krawatte getragen."
"Und wie lang war diese Krawatte?"
"Lang genug, um es mir nicht bei meinen Kommilitoneninnen zu verscherzen, kurz genug um ihre Phantasien zu wecken."
"Na dann hoffe ich für dich, dass du gesessen bist, Buchhalter", sagt sie grinsend. "Du hast zwar einen ganz netten Hintern für einen Mann, aber Preise gewinnst du für ihn auch nicht."
"Nicht jeder kann einen so schönen Hintern wie du haben."
"Oh, bitte", stöhnt sie und verdreht die Augen. "Haben wir das nicht schon gestern hinter uns gebracht?"
"Man kann es nicht oft genug sagen, finde ich."
Sie gibt ein belustigtes Zischen von sich, ein kurzer Blickkontakt. "Und?", fragt sie. "Hast du die Schlacht um die Kleiderordnung gewonnen?"
"Sehe ich etwa wie jemand aus, der sich umsonst seinen ganz netten, wenn auch nicht preisverdächtigen Hintern abfriert?"
"Ein echter Gewinner, hm?"
"Ein echter Gewinner", bestätigt er und sie fragt sich leise, ob es irgendetwas gibt, das er nicht bekommt, wenn er es will. Einer der Menschen, denen von Geburt an alles in den Schoà fällt. "Was ist mit dir?", reiÃt er sie aus ihren Gedanken.
"Was denkst du?", weicht sie der Frage aus.
"Ich denke", sagt er, ein Lächeln. "Das du und ich, dass wir uns gar nicht so unähnlich sind."
"Du stehst auf Erol Flynn?"
"Du stehst auf Schnurrbärte?", erwidert er und sie ist froh, dass er so schnell bereit ist das ursprüngliche Thema zu vergessen. Ebenso, wie sie froh ist, dass sie ein neues Thema haben. Vielleicht wird der Tag doch nicht so übel. Sie ist sich sogar ganz sicher, dass er das nicht wird, als Richard in einer kleinen Ortschaft plötzlich auf die Bremse tritt und den Wagen rückwärts setzt. "Du willst einen Mann mit Schnurrbart?", sagt er und deutet auf ein ziemlich heruntergekommenes Kino. Der Seefalke, sie kann es nicht glauben, sie hat diesen Film nicht mehr gesehen, seit sie acht oder neun war. "Den kannst du haben."
"Und was machst du solange ich Erol bewundere?", fragt sie ihn mit einem breiten Grinsen.
"Ich denke, ich werde mich an deinem Rollkragen zu schaffen machen", erklärt er mit einem Zwinkern und sie beugt sich zu ihm.
"Solange du meine Sicht nicht behinderst, bitte."
"Eine Frau mit Prioritäten."
"Allerdings", flüstert sie und küsst den Buchhalter. Ebenfalls eine ihrer Prioritäten.
Ein dumpfes Poltern, als Richard durch das Fenster springt und seine Schuhe auf dem HolzfuÃboden landen. Emily blickt von ihrem Buch auf und klappt es zusammen, ringt sich ein Lächeln ab. "Hey", sagt sie.
"Hey", antwortet Richard und kommt zu ihr. "Hübscher Pullover", erklärt er. "Aber leider etwas unpraktisch", er schiebt den Kragen nach unten und küsst ihren Hals, es kitzelt.
"Lass das", kichernd schiebt sie ihn zu Seite und er geht vor ihr in die Knie, legt seine Hände um ihre Hüften.
"Dann wollen wir Mal sehen."
"Dann wollen wir Mal sehen?"
Anstelle einer Antwort hebt er den Saum ihres Pullovers an und schiebt seinen Kopf unter ihn. "Richard", tadelt sie ihn, obwohl sie eigentlich nichts dagegen hat.
"Mmmh", ertönt seine Stimme dumpf unter dem Wollstoff. "Schwarze Spitze. Hast du heute noch etwas Besonderes vor?"
"Schon möglich", antwortet sie, während er die Spitze nach unten schiebt. Seine Lippen und Hände auf ihrer Haut, lehnt sie sich zurück und schlieÃt die Augen. Nach einer viel zu kurzen Weile taucht er wieder auf und sieht sie an.
"Bist du bereit?"
"Kommt ganz darauf an", entgegnet sie, ein flüchtiger Kuss bei dem er sie nach oben zieht.
"Für unseren kleinen Strandausflug", erklärt er beschwingt und sie runzelt die Stirn.
"Wenn ich nicht gerade drei Monate durchgeschlafen habe, dann haben wir noch immer März."
"Und?"
"März, Richard."
"Und?"
"März."
"Und?"
Lächelnd schüttelt sie den Kopf. "Bitte", erklärt sie. "Machen wir eben einen Strandausflug. Falls du allerdings denkst, du würdest mich ins Wasser bekommen, hast du dich geschnitten."
"Wir werden sehen."
"Ich werde höchstens dir dabei zusehen."
"Andersrum wird ein Schuh daraus."
"Wir werden sehen", sagt jetzt sie und hebt die Augenbrauen, ein weiterer Kuss. "Wir können auch einfach hier bleiben", schlägt sie vor, es erscheint ihr doch besser so. So nett und lieb sein Vorhaben ist, so unwohl fühlt sie sich bei dem Gedanken einen ganzen Tag auÃerhalb ihrer vier Wände mit ihm zu verbringen. Sie werden reden müssen, sich über irgendetwas unterhalten und weià der Himmel, was sie einander schon groà zu sagen haben, denn soweit sie das abschätzen kann, besteht ihr einziges gemeinsames Interesse aus Sex.
Richard scheint das allerdings anders zu sehen, er beharrt auf seiner hirnverbrannten Ausflugsidee. Obwohl er ihr nicht sagt, wohin die Reise geht, erkennt sie schnell, dass sie wohl Long Island ansteuern. Und obwohl es Richard nichts auszumachen scheint, haben sie tatsächlich keine Gesprächsthemen. Sie hasst diese Art zwanghafter Stille, deshalb dreht sie das Radio seines Chevy an. Rosemary Clooney, beide verziehen das Gesicht und Richard dreht hastig am Regler, eine Arie erklingt.
"Magst du Opern?", erkundigt er sich.
"Ich weià nicht, ich war noch nie in einer", gibt sie zu und beiÃt sich auf die Zunge. Hervorragend, Emily, warum sagst du ihm nicht gleich, dass du noch nie eine High School von innen gesehen hast!?! Einerseits ist sie froh, dass Richard nichts darauf erwidert, sondern einen neuen Sender sucht. Andererseits ärgert es sie maÃlos, dass er davon auszugehen scheint, dass sie, nur weil sie noch nie eine Oper gesehen hat, nicht in der Lage ist, sie vielleicht doch zu mögen. Sie schlägt die Beine übereinander, grollt leise vor sich hin, während das Radio ein unangenehmes Piepsen und Rauschen von sich gibt.
"Chuck Berry", ruft er plötzlich erfreut aus und sie wirft ihm einen erstaunten Seitenblick zu, die Oper ist vergessen.
"Chuck Berry?!", sie hat Mühe sich ein Lachen zu verkneifen. Richard und Rock 'n Roll, eine unvorstellbare Kombination.
"Ein groÃartiger Mann", erklärt er. "GroÃartige Musik."
Vor ihrem inneren Auge, sieht Emily den Buchhalter auf einer Tanzfläche, seine langen Arme und Beine die im Rhythmus zu Berrys Musik durch die Luft fliegen. Jetzt kann sie doch nicht anders, prustet laut los.
"Weshalb lachst du?"
"Ich, es tut mir leid", der Versuch das Lachen zu unterdrücken, macht es nur noch schlimmer. "Aber du und Chuck Berry", keucht sie nach einer Weile und wischt sich Tränen aus den Augenwinkeln. "Es passt irgendwie überhaupt nicht zusammen."
"Du scheinst ein vollkommen falsches Bild von mir zu haben."
"Was für ein Bild soll man denn von jemandem haben, der sich wie ein Buchhalter anzieht?"
"Du unterschätzt mich", sagt er beleidigt.
Richard hasst es, wenn sie ihn so nennt. So gemein es ist, manchmal tut sie es gerade aus diesem Grund, denn mit dieser beleidigte Miene wirkt er geradezu goldig. Ein kleiner Junge, dem man verboten hat die frischgebackenen Kekse zu probieren. "Tue ich das?", hakt sie so gefasst wie möglich nach, man soll es schlieÃlich nicht übertreiben.
"Allerdings", entgegnet er und sieht sie an. "Letztes Jahr habe ich zum Beispiel einen Monat gegen die Kleiderordnung in Yale demonstriert."
"Wie unglaublich verwegen."
"Nackt."
Sie lacht. "Nicht doch!"
"Und ob."
"Vollkommen nackt?"
"Nun, ich habe eine Krawatte getragen."
"Und wie lang war diese Krawatte?"
"Lang genug, um es mir nicht bei meinen Kommilitoneninnen zu verscherzen, kurz genug um ihre Phantasien zu wecken."
"Na dann hoffe ich für dich, dass du gesessen bist, Buchhalter", sagt sie grinsend. "Du hast zwar einen ganz netten Hintern für einen Mann, aber Preise gewinnst du für ihn auch nicht."
"Nicht jeder kann einen so schönen Hintern wie du haben."
"Oh, bitte", stöhnt sie und verdreht die Augen. "Haben wir das nicht schon gestern hinter uns gebracht?"
"Man kann es nicht oft genug sagen, finde ich."
Sie gibt ein belustigtes Zischen von sich, ein kurzer Blickkontakt. "Und?", fragt sie. "Hast du die Schlacht um die Kleiderordnung gewonnen?"
"Sehe ich etwa wie jemand aus, der sich umsonst seinen ganz netten, wenn auch nicht preisverdächtigen Hintern abfriert?"
"Ein echter Gewinner, hm?"
"Ein echter Gewinner", bestätigt er und sie fragt sich leise, ob es irgendetwas gibt, das er nicht bekommt, wenn er es will. Einer der Menschen, denen von Geburt an alles in den Schoà fällt. "Was ist mit dir?", reiÃt er sie aus ihren Gedanken.
"Was denkst du?", weicht sie der Frage aus.
"Ich denke", sagt er, ein Lächeln. "Das du und ich, dass wir uns gar nicht so unähnlich sind."
"Du stehst auf Erol Flynn?"
"Du stehst auf Schnurrbärte?", erwidert er und sie ist froh, dass er so schnell bereit ist das ursprüngliche Thema zu vergessen. Ebenso, wie sie froh ist, dass sie ein neues Thema haben. Vielleicht wird der Tag doch nicht so übel. Sie ist sich sogar ganz sicher, dass er das nicht wird, als Richard in einer kleinen Ortschaft plötzlich auf die Bremse tritt und den Wagen rückwärts setzt. "Du willst einen Mann mit Schnurrbart?", sagt er und deutet auf ein ziemlich heruntergekommenes Kino. Der Seefalke, sie kann es nicht glauben, sie hat diesen Film nicht mehr gesehen, seit sie acht oder neun war. "Den kannst du haben."
"Und was machst du solange ich Erol bewundere?", fragt sie ihn mit einem breiten Grinsen.
"Ich denke, ich werde mich an deinem Rollkragen zu schaffen machen", erklärt er mit einem Zwinkern und sie beugt sich zu ihm.
"Solange du meine Sicht nicht behinderst, bitte."
"Eine Frau mit Prioritäten."
"Allerdings", flüstert sie und küsst den Buchhalter. Ebenfalls eine ihrer Prioritäten.