14.11.2005, 21:36
Nichts auÃer Sex. Dem Besten ihres Lebens vielleicht, zugegeben. Aber ob eine gute Nummer eine Lungenentzündung rechtfertigt, das wagt sie zu bezweifeln. AuÃerdem fragt sie sich, wie sie so leichtsinnig sein konnte, die eigenen Regeln zu vergessen. Nicht den Bruchteil einer Sekunde hat sie an 4b gedacht, alles woran sie gedacht hat, war ihn zu vögeln. Billig und dumm. So macht man sich selbst zum Flittchen.
"Hast du hier irgendwo Zigaretten?", fragt sie den Buchhalter.
"Im Handschuhfach müssten welche liegen."
Emily löst sich von ihm und öffnet das Handschuhfach, ein gelbes Tuch fällt ihr entgegen, eine Schachtel Camel liegt zwischen Handschuhen und einer Dose Himbeerbonbons. Sie greift nach den Zigaretten und bückt sich, hebt das Tuch auf. Es riecht nach einem echten Menschen, es riecht nach teurem Parfum. Wenigstens weiÃt du jetzt, denkt sie sich, stopft das Tuch zurück und schlieÃt die Klappe, dass sie ihr nicht dasselbe Parfum benützt. Du riechst also von alleine gut und nicht dank ihr. Sie zündet sich die Zigarette an und lehnt sich gegen die Beifahrertür, streckt ihre nackten FüÃe aus und bohrt ihre Zehen in Richards Schenkel. Ein Ring aus Feuer, Johnny Cash. Ringe aus Rauch, sie bläst sie in den Wagen, beobachtet Richards Profil durch die weiÃen Kreise, einer zerplatzt an seiner Wange.
"Kannst du den Rauch nicht in eine andere Richtung blasen?", sagt er und fährt sich unwirsch über die Wange.
"Soll ich dir einen blasen?", fragt sie ihn und er bedenkt sie mit einem seltsamen Blick. "Schon gut", sagt sie deshalb. "Ich dachte nur, du hättest vielleicht Lust. Hier im Wagen, 80 Meilen die Stunde. Es wäre doch Mal was anderes."
"Ich finde, wir hatten heute schon genug Abwechslung."
"Du magst Abwechslungen nicht sonderlich, oder?" Mich hast du bisher wenigstens noch nicht ausgewechselt.
"Wie kommst du darauf?"
"Nichts, ich dachte nur so."
"Hast du Hunger? Da vorne kommt ein Imbiss, ich könnte anhalten."
"Nein", lehnt sie den Vorschlag ab. "Es sei denn du bist hungrig."
"Nicht wirklich."
Sie nickt im Takt der Musik, ihre Augen brennen vom Rauch und Salzwasser, von der Müdigkeit. "Würdest du auch so gerne ein Bad nehmen?"
"Ich kann dich gerne noch Mal ins Meer werfen, aber ich selbst verzichte. Danke."
Sie grinst leise in sich hinein, bohrt ihren groÃen Zeh noch tiefer in seinen rechten Oberschenkel. "Ich meinte ein richtiges Bad."
"Ein Bad im Meer ist deiner Ansicht nach ein falsches Bad?"
"Im Moment wäre es garantiert das falsche Bad. Ich will eines in der Wanne, warmes Wasser und Schaum."
"Ich werde dir eines einlassen, sobald wir bei dir sind."
Sie zieht an ihrer Zigarette, ein tiefer Zug. Das Nikotin tut gut. "Richard?"
"Ja?"
"Ich glaube, ich habe doch Hunger."
"Wir sind an dem Imbiss vorbei."
"Mmh."
"Aber im Handschuhfach sind Bonbons."
"Im Handschuhfach ist auch ein gelbes Tuch."
"Es gehört Pennilyn."
"Pennilyn?", sie kann nicht anders, beginnt zu kichern. "So heiÃt sie? Pennilyn?"
"Was ist so komisch daran?"
"Ich weià nicht", lachend schüttelt sie den Kopf und drückt ihre Zigarette im Aschenbecher aus. Eigentlich ist es nicht der Name, so seltsam er klingt, sondern die Situation. "Es klingt irgendwie. Keine Ahnung - ist ihr Vater Bänker und ihre Mutter Chinesin?"
"Wie kommst du denn darauf?"
"Penni. Lyn", betont sie die einzeln Silben kichernd, so fühlt sich Wahnsinn an.
"Ihr Vater ist zwar Bänker", setzt er an und sie muss nur noch lauter Lachen. "Aber ihre Mutter ist Amerikanerin", auch er lacht jetzt, nimmt eine Hand vom Lenkrad und streicht ihr das Bein entlang, kommt auf ihrem Knie zum ruhen. "Soll ich vom Highway runter? Im nächsten Ort gibt es sicher ein Cafe oder ein Restaurant, das noch geöffnet hat."
"Du liebst sie sehr, oder?", hört sie sich selbst fragen.
"Sie ist mein Leben", er lacht leise. "Das klingt sicher verrückt", fügt er hinzu, legt wieder beide Hände auf das Lenkrad.
"Ãberhaupt nicht", sagt sie. "Ich hatte auch Mal eines."
Dann öffnet sie das Handschuhfach und holt die Bonbondose heraus, ihr Blick bleibt wieder an dem Tuch hängen. Gelb. Sie hofft nur, dass Pennilyn nicht blond ist. Blondinen in Gelb sehen aus, wie Wasserleichen. Fremde in der Nacht. Sinatra.
Sie spürt heiÃes Wasser in ihrer Nase und ihrem Rachen, drückt sich vom Grund ihrer Badewanne ab, ringt nach Luft. "Willst du mich umbringen?", ruft sie, das heiÃe Wasser sticht sie wie tausend Nadeln in die Haut. Sie will aufstehen, doch er drückt sie zurück.
"Im Gegenteil", brummt er. "Ich will verhindern, dass du eine Lungenentzündung bekommst und mich verklagst. In deinen Haaren hatten sich schon Eiskristalle gebildet."
Obwohl sie groÃe Lust hat Richard zu sagen, er soll sich zum Teufel scheren, lässt sie es. Na schön, vielleicht hat er sie beinahe ertränkt, aber er hatte immerhin gute Absichten. Scheint sie noch immer zu haben, denn er beginnt sie mit einem Schwamm abzureiben. "Richard", sagt sie und wischt sich dabei Schaum und Wasser aus dem Gesicht und sieht ihn an.
"Was?"
"Du hast selbst ganz blaue Lippen", erklärt sie und streicht zärtlich mit einem Finger über seinen Mund, anstatt ihm wie geplant zu sagen, er soll aufhören.
"Ich werde nachher eine Dusche nehmen", erklärt er, der Schwamm gleitet zwischen ihre Beine, ein höllisches Brennen, sie gibt ein Zischen von sich.
"ScheiÃe", stöÃt sie aus und reiÃt ihm den Schwamm aus den Händen. "Mach das nie wieder", fährt sie ihn an und er sieht sie ebenso gekränkt wie verdutzt an. "Zumindest nicht bis ich meine Beine wieder übereinander schlagen kann", fügt sie also hinzu. "Falls ich es jemals wieder kann."
"Dir konnte es ja nicht tief genug sein", ätzt er und sie wirft den Schwamm nach ihm.
"Seit wann tust du, was ich dir sage?", giftet sie zurück, hat groÃe Lust ihn in der Luft zu zerfetzen.
"Wann tue ich es nicht?"
"Heirate mich", fordert sie ihn auf, hebt dabei herausfordernd ihre Augenbrauen und seine Gesichtzüge entgleiten ihm. Er sieht sogar entsetzter aus, wie gestern, als sie ihn gefragt hat, ob er sie mag.
"Das ist nicht komisch", erklärt er kühl und steht auf, trocknet sich erst seine nassen Hände, dann sein Gesicht an einem Handtuch ab. "Ich werde jetzt besser gehen, Emily"
"Tu das ruhig", stimmt sie zu. "Deine Aufgabe hier hast du schlieÃlich mehr als nur erfüllt. Ich bin lange nicht mehr so gevögelt worden."
Darauf erwidert er nichts mehr, sondern geht und Emily legt ihren Kopf auf ihre Knie. Sie schämt sich für ihre Worte. Es war ein schöner Tag, es war nett. Er war nett. Viel zu nett. Denn was nützt es schon nett zu sein? Sie schläft ja auch so mit ihm, verdammt, also soll er sich seine Scheià Höflichkeit für seine Verlobte aufsparen. Sie atmet tief durch und steigt aus der Wanne, trocknet sich vorsichtig ab. Eigentlich müsste sie pinkeln, beschlieÃt es jedoch zu lassen, so sadomasochistisch ist sie nun auch wieder veranlagt. Stattdessen schluckt sie zwei Paracetamol und spült sie mit einem übervollen Glas Gin hinunter. Nimmt vorsichtshalber noch eine Dritte, ein weiterer Gin, dann kriecht sie in ihr Bett und fällt in einen traumlosen Schlaf an dessen Eisengittern selbst die Geister der Vergangenheit vergebens rütteln.
Unsanft wird sie wachgerüttelt, schlägt müde die Augen auf. Ein fetter Knoten in ihrem Magen, unendliche Ãbelkeit. Hastig springt sie auf und rennt ins Badezimmer, presst ihre Stirn gegen das kühle Porzellan und übergibt sich.
"Wenn du dich dann anziehen könntest", ertönt Roses Stimme. "Abe ist verdammt wütend auf dich."
"Soll er doch", keucht sie, ihr ist noch immer schlecht. Tabletten und Gin, was hat sie sich dabei nur gedacht?
"Soll er doch was? Dich feuern?", Rose reicht ihr etwas Toilettenpapier und sie wischt sich damit den Mund ab.
"Das kann er nicht", sagt sie, lehnt sich über die Toilettenschüssel und schlieÃt die Augen.
Rose tippt ihr sanft aufs Knie. "Was ist los mit dir? Es ist doch sonst nicht deine Art einfach so eine Vorstellung sausen zu lassen."
"Ich war müde."
"Hat der Buchhalter dich so hart rangenommen?"
Emily weià nicht, ob sie lachen oder heulen soll, ein unentschlossenes Schluchzen, während sie sich ein weiters Mal übergibt, schlingt und würgt bis sie nur noch Galle schmeckt, sich schlieÃlich kraftlos gegen die Badezimmerwand lehnt.
"Das ist gar nicht gut", erklärt Rose und fährt ihr über die Stirn. "Gar nicht gut, Kleines. Du solltest ihn nicht mehr sehen. Er ist nicht gut für dich."
"Ãberlass mir wer oder was gut für mich ist", sagt sie in einem trotzigen Tonfall.
Rose schüttelt den Kopf, reiÃt wieder ein Stück Toilettenpapier ab und hält es unter den Wasserhahn bevor sie Emily damit das Gesicht abtupft, ihr Blick fällt dabei auf das orangefarbene Tablettenröhrchen. "Wie viele hast du genommen?"
"Drei", gibt sie monoton zu.
"Du bist zu jung für solche ScheiÃe, Emily."
"Ich hatte Schmerzen, das ist alles, okay?"
"Okay", Rose streicht ihr noch mal über die Stirn und will sie in den Arm nehmen, doch Emily entwindet sich ihr und steht auf.
"Ich sollte mich wirklich besser anziehen", erklärt sie und geht aus dem Badezimmer, zieht frische Kleider aus dem Schrank. Sie spürt Roses missbilligenden Blick auf sich, während sie sich anzieht, beschlieÃt jedoch nichts mehr zu diesem Thema zu sagen. Zu ihrem Glück macht auch Rose keine weiteren Versuche, sie gehen schweigend ins Chagall und tanzen die Vorstellung. Hinterher erweist sie sich noch Abe gefällig, auch wenn es keine sonderlich gute Idee war, ihr tut noch immer alles weh und obwohl er ein guter Liebhaber ist, ist sie froh, als es vorbei ist. Ein voreiliges Urteil, denn auf den Blick den Rose im Flur zuwirft, hätte sie gut und gerne verzichten können.
"Hast du hier irgendwo Zigaretten?", fragt sie den Buchhalter.
"Im Handschuhfach müssten welche liegen."
Emily löst sich von ihm und öffnet das Handschuhfach, ein gelbes Tuch fällt ihr entgegen, eine Schachtel Camel liegt zwischen Handschuhen und einer Dose Himbeerbonbons. Sie greift nach den Zigaretten und bückt sich, hebt das Tuch auf. Es riecht nach einem echten Menschen, es riecht nach teurem Parfum. Wenigstens weiÃt du jetzt, denkt sie sich, stopft das Tuch zurück und schlieÃt die Klappe, dass sie ihr nicht dasselbe Parfum benützt. Du riechst also von alleine gut und nicht dank ihr. Sie zündet sich die Zigarette an und lehnt sich gegen die Beifahrertür, streckt ihre nackten FüÃe aus und bohrt ihre Zehen in Richards Schenkel. Ein Ring aus Feuer, Johnny Cash. Ringe aus Rauch, sie bläst sie in den Wagen, beobachtet Richards Profil durch die weiÃen Kreise, einer zerplatzt an seiner Wange.
"Kannst du den Rauch nicht in eine andere Richtung blasen?", sagt er und fährt sich unwirsch über die Wange.
"Soll ich dir einen blasen?", fragt sie ihn und er bedenkt sie mit einem seltsamen Blick. "Schon gut", sagt sie deshalb. "Ich dachte nur, du hättest vielleicht Lust. Hier im Wagen, 80 Meilen die Stunde. Es wäre doch Mal was anderes."
"Ich finde, wir hatten heute schon genug Abwechslung."
"Du magst Abwechslungen nicht sonderlich, oder?" Mich hast du bisher wenigstens noch nicht ausgewechselt.
"Wie kommst du darauf?"
"Nichts, ich dachte nur so."
"Hast du Hunger? Da vorne kommt ein Imbiss, ich könnte anhalten."
"Nein", lehnt sie den Vorschlag ab. "Es sei denn du bist hungrig."
"Nicht wirklich."
Sie nickt im Takt der Musik, ihre Augen brennen vom Rauch und Salzwasser, von der Müdigkeit. "Würdest du auch so gerne ein Bad nehmen?"
"Ich kann dich gerne noch Mal ins Meer werfen, aber ich selbst verzichte. Danke."
Sie grinst leise in sich hinein, bohrt ihren groÃen Zeh noch tiefer in seinen rechten Oberschenkel. "Ich meinte ein richtiges Bad."
"Ein Bad im Meer ist deiner Ansicht nach ein falsches Bad?"
"Im Moment wäre es garantiert das falsche Bad. Ich will eines in der Wanne, warmes Wasser und Schaum."
"Ich werde dir eines einlassen, sobald wir bei dir sind."
Sie zieht an ihrer Zigarette, ein tiefer Zug. Das Nikotin tut gut. "Richard?"
"Ja?"
"Ich glaube, ich habe doch Hunger."
"Wir sind an dem Imbiss vorbei."
"Mmh."
"Aber im Handschuhfach sind Bonbons."
"Im Handschuhfach ist auch ein gelbes Tuch."
"Es gehört Pennilyn."
"Pennilyn?", sie kann nicht anders, beginnt zu kichern. "So heiÃt sie? Pennilyn?"
"Was ist so komisch daran?"
"Ich weià nicht", lachend schüttelt sie den Kopf und drückt ihre Zigarette im Aschenbecher aus. Eigentlich ist es nicht der Name, so seltsam er klingt, sondern die Situation. "Es klingt irgendwie. Keine Ahnung - ist ihr Vater Bänker und ihre Mutter Chinesin?"
"Wie kommst du denn darauf?"
"Penni. Lyn", betont sie die einzeln Silben kichernd, so fühlt sich Wahnsinn an.
"Ihr Vater ist zwar Bänker", setzt er an und sie muss nur noch lauter Lachen. "Aber ihre Mutter ist Amerikanerin", auch er lacht jetzt, nimmt eine Hand vom Lenkrad und streicht ihr das Bein entlang, kommt auf ihrem Knie zum ruhen. "Soll ich vom Highway runter? Im nächsten Ort gibt es sicher ein Cafe oder ein Restaurant, das noch geöffnet hat."
"Du liebst sie sehr, oder?", hört sie sich selbst fragen.
"Sie ist mein Leben", er lacht leise. "Das klingt sicher verrückt", fügt er hinzu, legt wieder beide Hände auf das Lenkrad.
"Ãberhaupt nicht", sagt sie. "Ich hatte auch Mal eines."
Dann öffnet sie das Handschuhfach und holt die Bonbondose heraus, ihr Blick bleibt wieder an dem Tuch hängen. Gelb. Sie hofft nur, dass Pennilyn nicht blond ist. Blondinen in Gelb sehen aus, wie Wasserleichen. Fremde in der Nacht. Sinatra.
Sie spürt heiÃes Wasser in ihrer Nase und ihrem Rachen, drückt sich vom Grund ihrer Badewanne ab, ringt nach Luft. "Willst du mich umbringen?", ruft sie, das heiÃe Wasser sticht sie wie tausend Nadeln in die Haut. Sie will aufstehen, doch er drückt sie zurück.
"Im Gegenteil", brummt er. "Ich will verhindern, dass du eine Lungenentzündung bekommst und mich verklagst. In deinen Haaren hatten sich schon Eiskristalle gebildet."
Obwohl sie groÃe Lust hat Richard zu sagen, er soll sich zum Teufel scheren, lässt sie es. Na schön, vielleicht hat er sie beinahe ertränkt, aber er hatte immerhin gute Absichten. Scheint sie noch immer zu haben, denn er beginnt sie mit einem Schwamm abzureiben. "Richard", sagt sie und wischt sich dabei Schaum und Wasser aus dem Gesicht und sieht ihn an.
"Was?"
"Du hast selbst ganz blaue Lippen", erklärt sie und streicht zärtlich mit einem Finger über seinen Mund, anstatt ihm wie geplant zu sagen, er soll aufhören.
"Ich werde nachher eine Dusche nehmen", erklärt er, der Schwamm gleitet zwischen ihre Beine, ein höllisches Brennen, sie gibt ein Zischen von sich.
"ScheiÃe", stöÃt sie aus und reiÃt ihm den Schwamm aus den Händen. "Mach das nie wieder", fährt sie ihn an und er sieht sie ebenso gekränkt wie verdutzt an. "Zumindest nicht bis ich meine Beine wieder übereinander schlagen kann", fügt sie also hinzu. "Falls ich es jemals wieder kann."
"Dir konnte es ja nicht tief genug sein", ätzt er und sie wirft den Schwamm nach ihm.
"Seit wann tust du, was ich dir sage?", giftet sie zurück, hat groÃe Lust ihn in der Luft zu zerfetzen.
"Wann tue ich es nicht?"
"Heirate mich", fordert sie ihn auf, hebt dabei herausfordernd ihre Augenbrauen und seine Gesichtzüge entgleiten ihm. Er sieht sogar entsetzter aus, wie gestern, als sie ihn gefragt hat, ob er sie mag.
"Das ist nicht komisch", erklärt er kühl und steht auf, trocknet sich erst seine nassen Hände, dann sein Gesicht an einem Handtuch ab. "Ich werde jetzt besser gehen, Emily"
"Tu das ruhig", stimmt sie zu. "Deine Aufgabe hier hast du schlieÃlich mehr als nur erfüllt. Ich bin lange nicht mehr so gevögelt worden."
Darauf erwidert er nichts mehr, sondern geht und Emily legt ihren Kopf auf ihre Knie. Sie schämt sich für ihre Worte. Es war ein schöner Tag, es war nett. Er war nett. Viel zu nett. Denn was nützt es schon nett zu sein? Sie schläft ja auch so mit ihm, verdammt, also soll er sich seine Scheià Höflichkeit für seine Verlobte aufsparen. Sie atmet tief durch und steigt aus der Wanne, trocknet sich vorsichtig ab. Eigentlich müsste sie pinkeln, beschlieÃt es jedoch zu lassen, so sadomasochistisch ist sie nun auch wieder veranlagt. Stattdessen schluckt sie zwei Paracetamol und spült sie mit einem übervollen Glas Gin hinunter. Nimmt vorsichtshalber noch eine Dritte, ein weiterer Gin, dann kriecht sie in ihr Bett und fällt in einen traumlosen Schlaf an dessen Eisengittern selbst die Geister der Vergangenheit vergebens rütteln.
Unsanft wird sie wachgerüttelt, schlägt müde die Augen auf. Ein fetter Knoten in ihrem Magen, unendliche Ãbelkeit. Hastig springt sie auf und rennt ins Badezimmer, presst ihre Stirn gegen das kühle Porzellan und übergibt sich.
"Wenn du dich dann anziehen könntest", ertönt Roses Stimme. "Abe ist verdammt wütend auf dich."
"Soll er doch", keucht sie, ihr ist noch immer schlecht. Tabletten und Gin, was hat sie sich dabei nur gedacht?
"Soll er doch was? Dich feuern?", Rose reicht ihr etwas Toilettenpapier und sie wischt sich damit den Mund ab.
"Das kann er nicht", sagt sie, lehnt sich über die Toilettenschüssel und schlieÃt die Augen.
Rose tippt ihr sanft aufs Knie. "Was ist los mit dir? Es ist doch sonst nicht deine Art einfach so eine Vorstellung sausen zu lassen."
"Ich war müde."
"Hat der Buchhalter dich so hart rangenommen?"
Emily weià nicht, ob sie lachen oder heulen soll, ein unentschlossenes Schluchzen, während sie sich ein weiters Mal übergibt, schlingt und würgt bis sie nur noch Galle schmeckt, sich schlieÃlich kraftlos gegen die Badezimmerwand lehnt.
"Das ist gar nicht gut", erklärt Rose und fährt ihr über die Stirn. "Gar nicht gut, Kleines. Du solltest ihn nicht mehr sehen. Er ist nicht gut für dich."
"Ãberlass mir wer oder was gut für mich ist", sagt sie in einem trotzigen Tonfall.
Rose schüttelt den Kopf, reiÃt wieder ein Stück Toilettenpapier ab und hält es unter den Wasserhahn bevor sie Emily damit das Gesicht abtupft, ihr Blick fällt dabei auf das orangefarbene Tablettenröhrchen. "Wie viele hast du genommen?"
"Drei", gibt sie monoton zu.
"Du bist zu jung für solche ScheiÃe, Emily."
"Ich hatte Schmerzen, das ist alles, okay?"
"Okay", Rose streicht ihr noch mal über die Stirn und will sie in den Arm nehmen, doch Emily entwindet sich ihr und steht auf.
"Ich sollte mich wirklich besser anziehen", erklärt sie und geht aus dem Badezimmer, zieht frische Kleider aus dem Schrank. Sie spürt Roses missbilligenden Blick auf sich, während sie sich anzieht, beschlieÃt jedoch nichts mehr zu diesem Thema zu sagen. Zu ihrem Glück macht auch Rose keine weiteren Versuche, sie gehen schweigend ins Chagall und tanzen die Vorstellung. Hinterher erweist sie sich noch Abe gefällig, auch wenn es keine sonderlich gute Idee war, ihr tut noch immer alles weh und obwohl er ein guter Liebhaber ist, ist sie froh, als es vorbei ist. Ein voreiliges Urteil, denn auf den Blick den Rose im Flur zuwirft, hätte sie gut und gerne verzichten können.