20.11.2005, 20:07
Biene der Scherzkeks hat mitten ins Kapitel gepostet... ignorieren^^^
"Komm", fordert er Emily auf und geleitet sie in ihre Longe, wartet bis sie sitzt, ehe er loslegt. "Ich hoffe dir ist klar, dass dein Verhalten eben mich beinahe Kopf und Kragen gekostet hat."
"Ich habe dir Kopf und Kragen gerettet", entgegnet sie kühl.
"Indem du von Lynnie anfangen musstest?"
"Natürlich musste ich von ihr anfangen, hätte ich es nicht getan, wäre es auffällig gewesen."
"Es -", er hält inne, muss ihr irgendwie Recht geben. "Es war trotzdem gefährlich."
"Ich finde es war amüsant", sagt sie und die beiden sehen sich lächelnd an.
"Also?", fragt er.
"Also was?"
"Wie sind die Huntingtons so, geben sie nette Partys?"
"Allerdings, sehr gepflegt", bestätigt sie. "Sie können es sich ja auch leisten, immerhin besitzen sie eine der gröÃten Banken Amerikas."
"Ganz zu schweigen von ihren Aktienanleihen."
"Vier Millionen im Jahr sagt man."
"Woher weiÃt du soviel über sie?"
"Einer ihrer Söhne hat mich entjungfert."
Beinahe wäre Richard von seinem Stuhl gefallen, ist sich absolut nicht mehr sicher, ob es ein Scherz war oder nicht. "Welcher?", hakt er dennoch mit trockenem Gaumen nach.
"Das tut nichts zur Sache", erwidert sie und er weiÃ, dass es kein Scherz war. Herrgott, keiner der drei Huntingtons ist unter 40, keiner von ihnen ist nicht wenigstens 15 Jahre verheiratet.
"Aber", stammelt er also perplex. "Wie und wo, und, verdammt, wie alt warst du?"
"Das tut auch nichts zur Sache", sagt sie wieder, wenn auch weniger kühl. Dann rückt sie ihren Stuhl an die Brüstung und lehnt ihre Hände auf das Geländer, starrt in den schwach beleuchteten Publikumsraum.
"Emily?"
"Mmh?"
"Du weiÃt es, oder?", hört er sich in einem Anfall des Wahnsinns selbst sagen, dabei wollte er doch noch warten.
"Was?"
"Das ich", setzt er an, bringt es allerdings nicht über sich, es auszusprechen. "Das ich sobald, sobald Pennilyn und ich verheiratet sind. Das esâ¦", er kann nicht.
"Das es dann vorbei ist?", beendet sie den Satz.
"Ja", bestätigt er leise.
"Ja", sagt auch sie, sagt es im Gegensatz zu ihm mit fester Stimme. "Natürlich. Wir wollen dich schlieÃlich nicht zum Ehebrecher machen."
"Ich liebe meine Verlobte."
"Und sie ist dein Leben. Auch das weià ich."
"Was ist mit dir?", fragt er leise und sie sieht ihn an.
"Was soll mit mir sein, Richard?"
"Ich meine, nachdem es", er kann es noch immer nicht, dabei ist es doch schon gesagt worden. Aber die Worte "Es ist aus", wollen einfach nicht über seine Lippen.
"Nachdem es aus ist?", ergänzt sie den Satz ungerührt. "Was soll schon sein? Ich werde weitermachen wie bisher. Nur ohne dich eben."
Ihre Gleichgültigkeit ärgert ihn, deshalb geht er nicht weiter auf dieses Thema ein, sondern beginnt die Unterschiede europäischer und amerikanischer Opernhäuser zu erörtern.
Er mochte Opern nie sonderlich, doch heute ist es ihm wenigstens erträglich, die Verzückung in ihrem Gesicht entschädigt ihn für das schmachtende Gewimmer auf der Bühne und er konzentriert sich während der ersten zwei Akte auf ihre Reaktionen, ihre Konzentration. Sie scheint nicht zu bemerken, dass er sie anstarrt, so gebannt ist sie. Manchmal beugt sie sich zu ihm, erkundigt sich was dies oder jenes bedeutet und er übersetzt es ihr bereitwillig. Als schlieÃlich der Gong die Pause verkündet ist Richard mehr als froh, dass Emily keinerlei Anstalten macht aufzustehen. Er hat keine Lust einem weitern Bekannten über den Weg zu laufen.
"Warum hat sie ihn verlassen, wenn sie doch wieder zu ihm zurückkehrt?", fragt sie, sobald sich ihre Loge geleert hat.
"Sie liebt ihn, aber sie kann auch nicht aus ihrer Haut", versucht er zu erklären ohne den weiteren Verlauf des Stückes preiszugeben und sie runzelt die Stirn, scheint ernsthaft über seine Worte nachzudenken.
"Ich glaube, sie ist einfach nur klüger als er."
"Wie kommst du denn auf diese absurde Idee, Emily?", er kann sich ein Lachen nicht verkneifen, doch sie bleibt ernst.
"Er ist ein armer Schlucker, wovon sollten sie denn leben?"
"Das ist doch vollkommen egal, sie lieben sich."
"Er liebt die Vorstellung, dass sie ihn liebt und nicht sie. Sonst hätte er sich einfach einen Job gesucht und das Geldproblem aus der Welt geschafft."
"Einen Job?", er lacht noch immer leise. "Des Grieux hat Ideale. Im Gegensatz zu Manon glaubt er an mehr als den schnöden Mammon, er glaubt an die bedingungslose Liebe."
Jetzt ist sie es die lacht. "Ich wusste es doch", erklärt sie und verschränkt siegessicher die Arme. "Sie ist klüger als er."
Ein wenig verblüfft über diese Antwort, sagt er nichts, versucht ihre Worte zu deuten, unschlüssig darüber, ob sie etwas furchtbar Dummes oder Intelligentes gesagt hat, grübelt er vor sich hin. Er tut es vermutlich etwas zu lange, denn sie beugt sich nach vorne und legt ihre Hand vorsichtig auf seine Wange, beginnt ihn zärtlich zu küssen. Froh darüber, dass sie ihre Androhung vom Mittag tatsächlich nicht allzu ernst gemeint zu haben scheint, erwidert er den Kuss und schon bald umkreisen ihre Zungen sich suchend. Ein Umstand der ihn noch mehr erfreut, sie haben sich noch nie geküsst ohne früher oder später im Bett zu landen. Deshalb registriert er den Gong, der das Ende der Pause einläutet auch alles andere als erfreut und löst sich von Emily. Zum Glück, denn keine Sekunde später betritt das ältere Ehepaar mit dem sie sich die Loge teilen dieselbe. Er kennt sie zwar nicht, aber sicher ist sicher. Emily scheint seine Gedanken zu erraten, denn sie schüttelt mit einem belustigten Grinsen den Kopf und wendet sich wieder der Bühne zu.
Das Stück ist beinahe zu Ende. Manon liegt sterbend in den Armen Grieuxs. Emily neigt sich zu Richard ohne den Blick dabei von der Bühne zu nehmen.
"Was sagt sie?", flüstert sie so leise, dass er Mühe hat es zu verstehen.
"Sie bekennt ihre Schuld", erklärt er und Emily sieht ihn an. Es ist derselbe Blick den sie ihm am Vorabend durch das Fenster zugeworfen hat, dann sieht sie wieder auf die Bühne. Richard betrachtet ihr Profil, ihre Lider die sich langsam schlieÃen und wieder öffnen, die leicht geöffneten Lippen, während sie das Ende der Oper betrachtet. Ein Tod auf der Bühne, eine vereinzelte Träne glitzert ihrem Augenwinkel, löst sich schlieÃlich und hinterlässt eine feuchte Spur auf ihrer Wange. Unwirsch wischt sie sie zur Seite und er fängt ihre Hand in der Bewegung ab. "Ich will dich", haucht er in ihr Ohr und legt ihre Hand in seinen SchoÃ, eine schmerzliche SüÃe durchströmt seinen Körper. Ihre Gesichtszüge zeigen keinerlei Regung, aber sie zieht ihre Hand auch nicht weg, keine Rührung ehe der letzte Ton der Oper verklungen ist, sie scheint nicht einmal mehr zu atmen. Applaus erklingt, die Reihen leeren sich nach und nach, begeistertes Stimmengemurmel, das leiser und leiser wird bis der Konzertsaal leer ist, nur noch sie beide übrig sind, schlieÃlich Bewegung in ihrem Körper kommt. Sie sieht ihn an und rutscht dabei von ihrem Stuhl auf die Knie, das Rascheln ihres Seidenkleides, das das Geräusch eines sich öffnenden ReiÃverschlusses übertönt. Er schlieÃt die Augen und fährt ihr durchs Haar, es dauert nicht lange, da gibt er ein zufriedenes Stöhnen von sich, das längst überfällig war. Eine Minute länger noch und er hätte vermutlich Verstand und Takt verloren.
Hand in Hand gehen sie den Broadway entlang, arbeiten sich ihren Weg von der 39th hoch in die 51th. Eigentlich hatte er ein Taxi bestellen wollen, doch irgendwie hat es sich so ergeben, also laufen sie schweigend den Broadway entlang, haben die glitzernde Welt der Theater schon lange hinter sich gelassen, als er sich räuspert.
"Hat es dir gefallen?"
"Hat es dir gefallen?", wiederholt sie seine Frage und sieht ihn an, ein schelmisches Lächeln huscht über ihr Gesicht.
"Allerdings", antwortet er, weiÃ, dass sie keineswegs den Opernbesuch meint. Er bleibt stehen, sieht sie an. "Obwohl ich dir weitaus lieber ins Gesicht sehe, wenn ich komme."
"Das lässt sich bei dieser Praxis nur schwer bewerkstelligen", entgegnet sie mit hochgezogenen Augenbrauen und anstelle einer weiteren Antwort beugt er sich nach unten und küsst sie zärtlich, legt dabei seine Hand auf ihren Rücken, er vergas und sie zuckt zusammen.
"Tut mir leid", murmelt er verlegen.
"Was tut dir leid?"
Ihre Art die Dinge beim Namen zu nennen ohne sie wirklich auszusprechen, überrumpelt ihn einmal mehr. Kurz windet er sich, brütet über möglichen Antworten und Ausflüchten, ihr herausfordernder Blick bringt ihn beinahe dazu, das zu sagen, was sie vermutlich hören will. Nur beinahe. "Das ich dich deshalb heute nicht mehr werde vögeln können", sagt er stattdessen und sie schüttelt langsam den Kopf.
"Nicht nur deshalb", erklärt sie mit rauer Stimme und macht sich daran das Collier zu öffnen, reicht es ihm zusammen mit dem Ring. "Wir sehen uns", fügt sie hinzu und winkt sich ein Taxi herbei. Bevor er etwas sagen kann, verschwindet sie darin und er steht alleine da, kommt sich reichlich dämlich vor. "Gern geschehen", zischt er ungehalten, während er den Schmuck in seinen Taschen verstaut.
"Komm", fordert er Emily auf und geleitet sie in ihre Longe, wartet bis sie sitzt, ehe er loslegt. "Ich hoffe dir ist klar, dass dein Verhalten eben mich beinahe Kopf und Kragen gekostet hat."
"Ich habe dir Kopf und Kragen gerettet", entgegnet sie kühl.
"Indem du von Lynnie anfangen musstest?"
"Natürlich musste ich von ihr anfangen, hätte ich es nicht getan, wäre es auffällig gewesen."
"Es -", er hält inne, muss ihr irgendwie Recht geben. "Es war trotzdem gefährlich."
"Ich finde es war amüsant", sagt sie und die beiden sehen sich lächelnd an.
"Also?", fragt er.
"Also was?"
"Wie sind die Huntingtons so, geben sie nette Partys?"
"Allerdings, sehr gepflegt", bestätigt sie. "Sie können es sich ja auch leisten, immerhin besitzen sie eine der gröÃten Banken Amerikas."
"Ganz zu schweigen von ihren Aktienanleihen."
"Vier Millionen im Jahr sagt man."
"Woher weiÃt du soviel über sie?"
"Einer ihrer Söhne hat mich entjungfert."
Beinahe wäre Richard von seinem Stuhl gefallen, ist sich absolut nicht mehr sicher, ob es ein Scherz war oder nicht. "Welcher?", hakt er dennoch mit trockenem Gaumen nach.
"Das tut nichts zur Sache", erwidert sie und er weiÃ, dass es kein Scherz war. Herrgott, keiner der drei Huntingtons ist unter 40, keiner von ihnen ist nicht wenigstens 15 Jahre verheiratet.
"Aber", stammelt er also perplex. "Wie und wo, und, verdammt, wie alt warst du?"
"Das tut auch nichts zur Sache", sagt sie wieder, wenn auch weniger kühl. Dann rückt sie ihren Stuhl an die Brüstung und lehnt ihre Hände auf das Geländer, starrt in den schwach beleuchteten Publikumsraum.
"Emily?"
"Mmh?"
"Du weiÃt es, oder?", hört er sich in einem Anfall des Wahnsinns selbst sagen, dabei wollte er doch noch warten.
"Was?"
"Das ich", setzt er an, bringt es allerdings nicht über sich, es auszusprechen. "Das ich sobald, sobald Pennilyn und ich verheiratet sind. Das esâ¦", er kann nicht.
"Das es dann vorbei ist?", beendet sie den Satz.
"Ja", bestätigt er leise.
"Ja", sagt auch sie, sagt es im Gegensatz zu ihm mit fester Stimme. "Natürlich. Wir wollen dich schlieÃlich nicht zum Ehebrecher machen."
"Ich liebe meine Verlobte."
"Und sie ist dein Leben. Auch das weià ich."
"Was ist mit dir?", fragt er leise und sie sieht ihn an.
"Was soll mit mir sein, Richard?"
"Ich meine, nachdem es", er kann es noch immer nicht, dabei ist es doch schon gesagt worden. Aber die Worte "Es ist aus", wollen einfach nicht über seine Lippen.
"Nachdem es aus ist?", ergänzt sie den Satz ungerührt. "Was soll schon sein? Ich werde weitermachen wie bisher. Nur ohne dich eben."
Ihre Gleichgültigkeit ärgert ihn, deshalb geht er nicht weiter auf dieses Thema ein, sondern beginnt die Unterschiede europäischer und amerikanischer Opernhäuser zu erörtern.
Er mochte Opern nie sonderlich, doch heute ist es ihm wenigstens erträglich, die Verzückung in ihrem Gesicht entschädigt ihn für das schmachtende Gewimmer auf der Bühne und er konzentriert sich während der ersten zwei Akte auf ihre Reaktionen, ihre Konzentration. Sie scheint nicht zu bemerken, dass er sie anstarrt, so gebannt ist sie. Manchmal beugt sie sich zu ihm, erkundigt sich was dies oder jenes bedeutet und er übersetzt es ihr bereitwillig. Als schlieÃlich der Gong die Pause verkündet ist Richard mehr als froh, dass Emily keinerlei Anstalten macht aufzustehen. Er hat keine Lust einem weitern Bekannten über den Weg zu laufen.
"Warum hat sie ihn verlassen, wenn sie doch wieder zu ihm zurückkehrt?", fragt sie, sobald sich ihre Loge geleert hat.
"Sie liebt ihn, aber sie kann auch nicht aus ihrer Haut", versucht er zu erklären ohne den weiteren Verlauf des Stückes preiszugeben und sie runzelt die Stirn, scheint ernsthaft über seine Worte nachzudenken.
"Ich glaube, sie ist einfach nur klüger als er."
"Wie kommst du denn auf diese absurde Idee, Emily?", er kann sich ein Lachen nicht verkneifen, doch sie bleibt ernst.
"Er ist ein armer Schlucker, wovon sollten sie denn leben?"
"Das ist doch vollkommen egal, sie lieben sich."
"Er liebt die Vorstellung, dass sie ihn liebt und nicht sie. Sonst hätte er sich einfach einen Job gesucht und das Geldproblem aus der Welt geschafft."
"Einen Job?", er lacht noch immer leise. "Des Grieux hat Ideale. Im Gegensatz zu Manon glaubt er an mehr als den schnöden Mammon, er glaubt an die bedingungslose Liebe."
Jetzt ist sie es die lacht. "Ich wusste es doch", erklärt sie und verschränkt siegessicher die Arme. "Sie ist klüger als er."
Ein wenig verblüfft über diese Antwort, sagt er nichts, versucht ihre Worte zu deuten, unschlüssig darüber, ob sie etwas furchtbar Dummes oder Intelligentes gesagt hat, grübelt er vor sich hin. Er tut es vermutlich etwas zu lange, denn sie beugt sich nach vorne und legt ihre Hand vorsichtig auf seine Wange, beginnt ihn zärtlich zu küssen. Froh darüber, dass sie ihre Androhung vom Mittag tatsächlich nicht allzu ernst gemeint zu haben scheint, erwidert er den Kuss und schon bald umkreisen ihre Zungen sich suchend. Ein Umstand der ihn noch mehr erfreut, sie haben sich noch nie geküsst ohne früher oder später im Bett zu landen. Deshalb registriert er den Gong, der das Ende der Pause einläutet auch alles andere als erfreut und löst sich von Emily. Zum Glück, denn keine Sekunde später betritt das ältere Ehepaar mit dem sie sich die Loge teilen dieselbe. Er kennt sie zwar nicht, aber sicher ist sicher. Emily scheint seine Gedanken zu erraten, denn sie schüttelt mit einem belustigten Grinsen den Kopf und wendet sich wieder der Bühne zu.
Das Stück ist beinahe zu Ende. Manon liegt sterbend in den Armen Grieuxs. Emily neigt sich zu Richard ohne den Blick dabei von der Bühne zu nehmen.
"Was sagt sie?", flüstert sie so leise, dass er Mühe hat es zu verstehen.
"Sie bekennt ihre Schuld", erklärt er und Emily sieht ihn an. Es ist derselbe Blick den sie ihm am Vorabend durch das Fenster zugeworfen hat, dann sieht sie wieder auf die Bühne. Richard betrachtet ihr Profil, ihre Lider die sich langsam schlieÃen und wieder öffnen, die leicht geöffneten Lippen, während sie das Ende der Oper betrachtet. Ein Tod auf der Bühne, eine vereinzelte Träne glitzert ihrem Augenwinkel, löst sich schlieÃlich und hinterlässt eine feuchte Spur auf ihrer Wange. Unwirsch wischt sie sie zur Seite und er fängt ihre Hand in der Bewegung ab. "Ich will dich", haucht er in ihr Ohr und legt ihre Hand in seinen SchoÃ, eine schmerzliche SüÃe durchströmt seinen Körper. Ihre Gesichtszüge zeigen keinerlei Regung, aber sie zieht ihre Hand auch nicht weg, keine Rührung ehe der letzte Ton der Oper verklungen ist, sie scheint nicht einmal mehr zu atmen. Applaus erklingt, die Reihen leeren sich nach und nach, begeistertes Stimmengemurmel, das leiser und leiser wird bis der Konzertsaal leer ist, nur noch sie beide übrig sind, schlieÃlich Bewegung in ihrem Körper kommt. Sie sieht ihn an und rutscht dabei von ihrem Stuhl auf die Knie, das Rascheln ihres Seidenkleides, das das Geräusch eines sich öffnenden ReiÃverschlusses übertönt. Er schlieÃt die Augen und fährt ihr durchs Haar, es dauert nicht lange, da gibt er ein zufriedenes Stöhnen von sich, das längst überfällig war. Eine Minute länger noch und er hätte vermutlich Verstand und Takt verloren.
Hand in Hand gehen sie den Broadway entlang, arbeiten sich ihren Weg von der 39th hoch in die 51th. Eigentlich hatte er ein Taxi bestellen wollen, doch irgendwie hat es sich so ergeben, also laufen sie schweigend den Broadway entlang, haben die glitzernde Welt der Theater schon lange hinter sich gelassen, als er sich räuspert.
"Hat es dir gefallen?"
"Hat es dir gefallen?", wiederholt sie seine Frage und sieht ihn an, ein schelmisches Lächeln huscht über ihr Gesicht.
"Allerdings", antwortet er, weiÃ, dass sie keineswegs den Opernbesuch meint. Er bleibt stehen, sieht sie an. "Obwohl ich dir weitaus lieber ins Gesicht sehe, wenn ich komme."
"Das lässt sich bei dieser Praxis nur schwer bewerkstelligen", entgegnet sie mit hochgezogenen Augenbrauen und anstelle einer weiteren Antwort beugt er sich nach unten und küsst sie zärtlich, legt dabei seine Hand auf ihren Rücken, er vergas und sie zuckt zusammen.
"Tut mir leid", murmelt er verlegen.
"Was tut dir leid?"
Ihre Art die Dinge beim Namen zu nennen ohne sie wirklich auszusprechen, überrumpelt ihn einmal mehr. Kurz windet er sich, brütet über möglichen Antworten und Ausflüchten, ihr herausfordernder Blick bringt ihn beinahe dazu, das zu sagen, was sie vermutlich hören will. Nur beinahe. "Das ich dich deshalb heute nicht mehr werde vögeln können", sagt er stattdessen und sie schüttelt langsam den Kopf.
"Nicht nur deshalb", erklärt sie mit rauer Stimme und macht sich daran das Collier zu öffnen, reicht es ihm zusammen mit dem Ring. "Wir sehen uns", fügt sie hinzu und winkt sich ein Taxi herbei. Bevor er etwas sagen kann, verschwindet sie darin und er steht alleine da, kommt sich reichlich dämlich vor. "Gern geschehen", zischt er ungehalten, während er den Schmuck in seinen Taschen verstaut.