29.11.2005, 22:32
Eine hochgewachsene Blondine steht vor ihr, schön ist sie und der Kleidung nach zu urteilen aus gutem Hause, verströmt mit jeder Pore Reichtum und Eleganz. "Pennilyn", sagt Emily ohne abzuwarten, dass ihr Gegenüber sich vorstellt, merkt im selben Augenblick, dass es ein grober Fehler war, denn das freundliche Lächeln ihres Gegenübers erstarrt. Sie kennt diese Frau nicht, kennt sie nur aus Richards vagen Bemerkungen. Hat ihr somit unmissverständlich deutlich gemacht, dass sie Richard kennt. Ihn gut genug kennt, um sie zu erkennen.
"Ganz Recht", erwidert Pennilyn. "Und sie dürften wohl die kleine Gespielin meines Verlobten sein."
Gegen ihren Willen nickt sie, tritt sogar einen Schritt zur Seite, um Pennilyn in ihre Wohnung zu bitten, doch diese macht keinerlei Anstalten der stummen Aufforderung nachzukommen. "Hören sie, Emily - ihr Name ist doch Emily?"
"Ja", erwidert sie knapp, fragt sich fieberhaft, was sie hier will.
"Gut, Emily. Richard und ich werden am 13. Oktober heiraten. Danach wird er ihre Dienste nicht mehr benötigen", sie hat ihr zuckersüÃes Lächeln wieder gefunden. "Für eventuelle finanzielle Ausfälle werden wir natürlich aufkommen."
"Das wird nicht nötig sein", presst sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, umklammert den Türrahmen, ihre Knöchel treten weià hervor. Wir.
"Nur keine falsche Scheu, meine Liebe."
"Das ist wohl eher ihre Spezialität", zischt sie, ein Dröhnen in ihrem Schädel. "Und jetzt sollten sie besser gehen."
"Und sie sollten daran denken nach unserer Hochzeit die Finger von meinem Mann zu lassen. Ich billige es vielleicht, dass er vor unsere Ehe herumhurt, aber danach ist Schluss. Ich habe nämlich keine Lust zum Gespött der Leute zu werden. Sie werden also ihre Finger von Richard lassen, ich hoffe wir haben uns da verstanden?"
Sie schnappt unwillkürlich nach Luft, reiÃt sich im letzten Moment zusammen. "Und ich hoffe", sagt sie mit fester Stimme. "Sie werden in ihrer Hochzeitsnacht an mich denken. Daran denken, vom wem Richard all das gelernt hat."
Ihrem Gegenüber weicht die Farbe aus dem Gesicht, doch Emily kann keinen Triumph verspüren, im Gegenteil, sie schämt sich für ihre Bemerkung, bestätigt sie doch nur, was Pennilyn von ihr denkt. "Es tut mir leid", sagt sie daher umgehend. "Und es tut mir auch leid, dass sie zu denken scheinen, Richard würde mich bezahlen."
"Er hat es mir selbst gesagt, es besteht kein Grund die Unschuldige zu spielen."
"Oh", entschlüpft es Emily überrascht, sie sammelt sich jedoch rasch wieder. Sie wird sich vor der Blondine keinerlei BlöÃe geben. Es ist ohnehin eine Sache zwischen Richard und ihr, geht Pennilyn nicht das Geringste an. "Dann besteht wohl kein Grund mehr zu lügen", sagt sie leise, noch nie in ihrem Leben hat sie sich derart gedemütigt gefühlt, derart wütend und mordlustig. "Ebenso wie ihnen klar sein sollte, dass es nicht an mir, sondern an Richard liegt dieses", sie holt tief Luft ehe sie es ausspricht. "Geschäftsverhältnis zu beenden." Mit einem letzten Nicken schlieÃt sie die Tür mit einer hastigen Handbewegung und lehnt ihre Stirn gegen das Holz. Ist froh, dass Pennilyn ihren Besuch ebenfalls als beendet betrachtet und mit klappernden Absätzen die Treppe hinunter geht. Er hat seiner Verlobten tatsächlich erzählt, er würde sie bezahlen. Und obwohl sie nie auch nur ein Geschenk von Richard angenommen hat, kommt sie sich in diesem Moment tatsächlich wie eine Hure vor und wünscht sich sehnlichst, sie hätte ihn nie getroffen, denn dann wäre ihr diese Demütigung sicherlich erspart geblieben. Andererseits ist sie selbst Schuld, sie hätte ihre Prinzipien nicht vergessen sollen. Männer aus der feinen Gesellschaft bringen einem nur Ãrger, daran hat sich nichts und wird sich nichts ändern. Wenigstens ist sie jetzt ein für alle Mal geheilt. Wenigstens war sie dieses Mal nicht dumm genug sich falsche Hoffnungen zu machen.
Das weitläufige Universitätsgelände flöÃt ihr Respekt und Ehrfurcht ein, auÃerdem fühlt sie sich reichlich verloren. Sie weià ja nicht einmal, ob er überhaupt noch in Yale ist, seine Prüfung war vor zwei Tagen. Falls es überhaupt nur eine war, sie hat nicht den blassesten Schimmer. Nachdem sie zwanzig Minuten ziellos über den Campus gewandert ist, kommt sie sich nicht nur mehr verloren, sondern auch dämlich vor. AuÃerdem hat sie das ungute Gefühl, dass alle sie anstarren. In einem Anflug von Verzweiflung hält sie einen der Studenten an. "Entschuldige", sagt sie. "Ich suche jemanden. Richard."
"Richard?", wiederholt er.
"Richard", bestätigt sie und er zuckt erwartungsvoll mit den Schultern.
"Und weiter�"
"Ich", ein nervöses Lächeln. "Ich kenne seinen Nachnamen nicht", gesteht sie und ihr schieÃt Blut in die Wangen. "Aber er ist ungefähr 1.90 groà und hat braune Haare. Manchmal trägt er eine Brille, wenn er liest", zählt sie auf, was sie weiÃ. Der Student sieht nicht so aus, als wüsste er von wem sie redet und Emily zieht eine unglückliche Grimasse. "Meistens trägt er eine Fliege. Eigentlich immer - das heiÃt, er hat mir erzählt, dass er hier Mal mit einer Krawatte protestiert hat. Nackt."
"Oh", das Gesicht ihres Gegenübers erhellt sich. "Der. Den dürftest du um diese Zeit in der Mensa finden."
Ehe Emily die Gelegenheit hat sich zu erkundigen, wo die Mensa ist, setzt der Student seinen Weg fort. Seufzend hält sie den Nächsten an und findet dank seiner Erklärung und mit zwei weiteren Wegauskünften schlieÃlich das rote Backsteingebäude. Vor der Tür angekommen zögert sie, fragt sich, was sie hier will. Pennilyn, ruft sie sich in Erinnerung. Seine nette kleine Geschichte über dich. Sie atmet tief durch und ballt die Fäuste, betritt die Mensa mit entschlossenem Schritt. Keine Sekunde später macht sie Richard in der Menge aus und steuert auf seinen Tisch zu. Er streift ihren Blick, erkennt sie zunächst nicht, sieht ein zweites Mal hin und erhebt sich hastig. In der Mitte des Gangs fängt er sie ab.
"Du hast hier nichts zu suchen, Emily. Was wenn uns jemand zusammen sieht?", erkundigt er sich mit gesenkter Stimme. "Verflucht, was willst du überhaupt hier?"
"Das habe ich mich auch gefragt als deine Verlobte vor meiner Tür stand", entgegnet sie. Seine BegrüÃung hat ihr den Rest gegeben, die Wut erlangt langsam aber stetig wieder den Siedepunkt.
"Lynnie hat was?"
"Sie war bei mir, Richard. Sie hat mir eine finanzielle Entschädigung angeboten, wenn ich nach eurer Heirat Abstand von unserem Geschäftsverhältnis nehme", sie schüttelt den Kopf. "Wie konntest du das nur tun? Wie konntest du ihr nur sagen, dass du mich bezahlst? Mir wie irgendeiner billigen Nutte Geld in den Ausschnitt stopfst, bevor du mich vögelst!?!" Sie hat Mühe ihre Stimme leise zu halten, ebenso wie sie Mühe hat nicht in Tränen auszubrechen.
"Sie ist wollte am Abend vor meiner Prüfung zu mir. Sie hat mich gesehen, sie ist mir bis zu dir nachgefahren, verdammt. Pennilyn wusste, dass ich bei dir war", antwortet er leise und beherrscht. "Was hätte ich ihr denn sonst sagen sollen? Das ich eine Affäre habe?"
"Aber die hast du", zischt sie. "Und alles was ich im Gegenzug von dir verlangt habe, ist wenigstens ein bisschen Respekt. Aber scheinbar war dir diese Bezahlung dann doch zu hoch."
"Verdammt, Emily, begreif doch: alles andere hätte Pennilyn mir niemals verziehen!"
"Alles andere hätte ich dir vielleicht verzeihen können."
"Soll das heiÃen du machst Schluss?"
"Ich glaube kaum, dass man mit einem Freier Schluss machen kann. Kann man das? Sag du es mir, schlieÃlich bist du derjenige der Erfahrung in diesem Metier hat."
"Du bist ungerecht, zumal du genau weiÃt, dass ich unsere Beziehung keineswegs so sehe."
Zu gerne würde sie ihn fragen, wie er sie dann sieht, aber sie lässt es, es würde doch zu nichts führen. "Ich muss zurück in die Stadt, wir haben Proben", lügt sie.
"Sehen wir uns?", erkundigt er sich zu ihrer endgültigen Verblüffung.
"Wie du willst", sagt sie, völlig leer ist ihr Kopf mittlerweile, bleierne Müdigkeit. Alles was sie noch will, ist nach Hause zu gehen und zu schlafen.
"Ganz Recht", erwidert Pennilyn. "Und sie dürften wohl die kleine Gespielin meines Verlobten sein."
Gegen ihren Willen nickt sie, tritt sogar einen Schritt zur Seite, um Pennilyn in ihre Wohnung zu bitten, doch diese macht keinerlei Anstalten der stummen Aufforderung nachzukommen. "Hören sie, Emily - ihr Name ist doch Emily?"
"Ja", erwidert sie knapp, fragt sich fieberhaft, was sie hier will.
"Gut, Emily. Richard und ich werden am 13. Oktober heiraten. Danach wird er ihre Dienste nicht mehr benötigen", sie hat ihr zuckersüÃes Lächeln wieder gefunden. "Für eventuelle finanzielle Ausfälle werden wir natürlich aufkommen."
"Das wird nicht nötig sein", presst sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, umklammert den Türrahmen, ihre Knöchel treten weià hervor. Wir.
"Nur keine falsche Scheu, meine Liebe."
"Das ist wohl eher ihre Spezialität", zischt sie, ein Dröhnen in ihrem Schädel. "Und jetzt sollten sie besser gehen."
"Und sie sollten daran denken nach unserer Hochzeit die Finger von meinem Mann zu lassen. Ich billige es vielleicht, dass er vor unsere Ehe herumhurt, aber danach ist Schluss. Ich habe nämlich keine Lust zum Gespött der Leute zu werden. Sie werden also ihre Finger von Richard lassen, ich hoffe wir haben uns da verstanden?"
Sie schnappt unwillkürlich nach Luft, reiÃt sich im letzten Moment zusammen. "Und ich hoffe", sagt sie mit fester Stimme. "Sie werden in ihrer Hochzeitsnacht an mich denken. Daran denken, vom wem Richard all das gelernt hat."
Ihrem Gegenüber weicht die Farbe aus dem Gesicht, doch Emily kann keinen Triumph verspüren, im Gegenteil, sie schämt sich für ihre Bemerkung, bestätigt sie doch nur, was Pennilyn von ihr denkt. "Es tut mir leid", sagt sie daher umgehend. "Und es tut mir auch leid, dass sie zu denken scheinen, Richard würde mich bezahlen."
"Er hat es mir selbst gesagt, es besteht kein Grund die Unschuldige zu spielen."
"Oh", entschlüpft es Emily überrascht, sie sammelt sich jedoch rasch wieder. Sie wird sich vor der Blondine keinerlei BlöÃe geben. Es ist ohnehin eine Sache zwischen Richard und ihr, geht Pennilyn nicht das Geringste an. "Dann besteht wohl kein Grund mehr zu lügen", sagt sie leise, noch nie in ihrem Leben hat sie sich derart gedemütigt gefühlt, derart wütend und mordlustig. "Ebenso wie ihnen klar sein sollte, dass es nicht an mir, sondern an Richard liegt dieses", sie holt tief Luft ehe sie es ausspricht. "Geschäftsverhältnis zu beenden." Mit einem letzten Nicken schlieÃt sie die Tür mit einer hastigen Handbewegung und lehnt ihre Stirn gegen das Holz. Ist froh, dass Pennilyn ihren Besuch ebenfalls als beendet betrachtet und mit klappernden Absätzen die Treppe hinunter geht. Er hat seiner Verlobten tatsächlich erzählt, er würde sie bezahlen. Und obwohl sie nie auch nur ein Geschenk von Richard angenommen hat, kommt sie sich in diesem Moment tatsächlich wie eine Hure vor und wünscht sich sehnlichst, sie hätte ihn nie getroffen, denn dann wäre ihr diese Demütigung sicherlich erspart geblieben. Andererseits ist sie selbst Schuld, sie hätte ihre Prinzipien nicht vergessen sollen. Männer aus der feinen Gesellschaft bringen einem nur Ãrger, daran hat sich nichts und wird sich nichts ändern. Wenigstens ist sie jetzt ein für alle Mal geheilt. Wenigstens war sie dieses Mal nicht dumm genug sich falsche Hoffnungen zu machen.
Das weitläufige Universitätsgelände flöÃt ihr Respekt und Ehrfurcht ein, auÃerdem fühlt sie sich reichlich verloren. Sie weià ja nicht einmal, ob er überhaupt noch in Yale ist, seine Prüfung war vor zwei Tagen. Falls es überhaupt nur eine war, sie hat nicht den blassesten Schimmer. Nachdem sie zwanzig Minuten ziellos über den Campus gewandert ist, kommt sie sich nicht nur mehr verloren, sondern auch dämlich vor. AuÃerdem hat sie das ungute Gefühl, dass alle sie anstarren. In einem Anflug von Verzweiflung hält sie einen der Studenten an. "Entschuldige", sagt sie. "Ich suche jemanden. Richard."
"Richard?", wiederholt er.
"Richard", bestätigt sie und er zuckt erwartungsvoll mit den Schultern.
"Und weiter�"
"Ich", ein nervöses Lächeln. "Ich kenne seinen Nachnamen nicht", gesteht sie und ihr schieÃt Blut in die Wangen. "Aber er ist ungefähr 1.90 groà und hat braune Haare. Manchmal trägt er eine Brille, wenn er liest", zählt sie auf, was sie weiÃ. Der Student sieht nicht so aus, als wüsste er von wem sie redet und Emily zieht eine unglückliche Grimasse. "Meistens trägt er eine Fliege. Eigentlich immer - das heiÃt, er hat mir erzählt, dass er hier Mal mit einer Krawatte protestiert hat. Nackt."
"Oh", das Gesicht ihres Gegenübers erhellt sich. "Der. Den dürftest du um diese Zeit in der Mensa finden."
Ehe Emily die Gelegenheit hat sich zu erkundigen, wo die Mensa ist, setzt der Student seinen Weg fort. Seufzend hält sie den Nächsten an und findet dank seiner Erklärung und mit zwei weiteren Wegauskünften schlieÃlich das rote Backsteingebäude. Vor der Tür angekommen zögert sie, fragt sich, was sie hier will. Pennilyn, ruft sie sich in Erinnerung. Seine nette kleine Geschichte über dich. Sie atmet tief durch und ballt die Fäuste, betritt die Mensa mit entschlossenem Schritt. Keine Sekunde später macht sie Richard in der Menge aus und steuert auf seinen Tisch zu. Er streift ihren Blick, erkennt sie zunächst nicht, sieht ein zweites Mal hin und erhebt sich hastig. In der Mitte des Gangs fängt er sie ab.
"Du hast hier nichts zu suchen, Emily. Was wenn uns jemand zusammen sieht?", erkundigt er sich mit gesenkter Stimme. "Verflucht, was willst du überhaupt hier?"
"Das habe ich mich auch gefragt als deine Verlobte vor meiner Tür stand", entgegnet sie. Seine BegrüÃung hat ihr den Rest gegeben, die Wut erlangt langsam aber stetig wieder den Siedepunkt.
"Lynnie hat was?"
"Sie war bei mir, Richard. Sie hat mir eine finanzielle Entschädigung angeboten, wenn ich nach eurer Heirat Abstand von unserem Geschäftsverhältnis nehme", sie schüttelt den Kopf. "Wie konntest du das nur tun? Wie konntest du ihr nur sagen, dass du mich bezahlst? Mir wie irgendeiner billigen Nutte Geld in den Ausschnitt stopfst, bevor du mich vögelst!?!" Sie hat Mühe ihre Stimme leise zu halten, ebenso wie sie Mühe hat nicht in Tränen auszubrechen.
"Sie ist wollte am Abend vor meiner Prüfung zu mir. Sie hat mich gesehen, sie ist mir bis zu dir nachgefahren, verdammt. Pennilyn wusste, dass ich bei dir war", antwortet er leise und beherrscht. "Was hätte ich ihr denn sonst sagen sollen? Das ich eine Affäre habe?"
"Aber die hast du", zischt sie. "Und alles was ich im Gegenzug von dir verlangt habe, ist wenigstens ein bisschen Respekt. Aber scheinbar war dir diese Bezahlung dann doch zu hoch."
"Verdammt, Emily, begreif doch: alles andere hätte Pennilyn mir niemals verziehen!"
"Alles andere hätte ich dir vielleicht verzeihen können."
"Soll das heiÃen du machst Schluss?"
"Ich glaube kaum, dass man mit einem Freier Schluss machen kann. Kann man das? Sag du es mir, schlieÃlich bist du derjenige der Erfahrung in diesem Metier hat."
"Du bist ungerecht, zumal du genau weiÃt, dass ich unsere Beziehung keineswegs so sehe."
Zu gerne würde sie ihn fragen, wie er sie dann sieht, aber sie lässt es, es würde doch zu nichts führen. "Ich muss zurück in die Stadt, wir haben Proben", lügt sie.
"Sehen wir uns?", erkundigt er sich zu ihrer endgültigen Verblüffung.
"Wie du willst", sagt sie, völlig leer ist ihr Kopf mittlerweile, bleierne Müdigkeit. Alles was sie noch will, ist nach Hause zu gehen und zu schlafen.