Things, I'll never say
#5

Hi! Hat ezwas gedauert, tut mir Leid, aber hier ist ein neuer teil!
Vielen Dank für euer Fb!!! :dance:

Ich wache schon sehr früh auf, aber das ist immer so. Ich ertrage es nicht, länger zu schlafen, ertrage die Träume die mich Nacht für Nacht quälen nicht mehr.
Langsam stehe ich auf, mein Kopf tut so entsetzlich weh. Aber das bin ich schon gewohnt. Ich gieße Wasser in ein Glas und spüle es mit einer Tablette hinunter. Dann mache ich mich auf den Weg in die Küche. Das Frühstück steht schon bereit, aber ich habe keinen Hunger. Ich scheuche das Hausmädchen etwas herum, gehe dann ins Wohnzimmer und schenke mir einen Martini ein. In einem Schluck trinke ich ihn, dann den nächsten. Langsam verschwinden die Kopfschmerzen, doch ich weiß, morgen werden sie wiederkommen.
Eine ganze Weile betrachte ich mich im Spiegel. Wie sehe ich bloß wieder aus. Früher hätte ich mich nie so in der Öffentlichkeit, nicht einmal in meinem eigenen Haus, gezeigt. Ich gehe wieder nach oben ins Schlafzimmer. Es fällt mir, nach dem vierten Glas Martini nicht mehr so leicht, gerade zu gehen. Im Schlafzimmer angekommen gönne ich mir zuerst einen Schluck Wodka. Ja- das tut gut. Dann suche ich mir etwas zum Anziehen heraus, ich kann schließlich nicht den ganzen Tag im Morgenmantel herumlaufen. Nachdem ich etwas Passendes gefunden habe, versuche ich mich mit dem Make-up, aber es will mir nicht sonderlich gelingen. Ich sehe eher aus wie eine Vogelscheuche. Bei dem Gedanken muss ich laut auflachen – wer hätte gedacht dass Emily Gilmore jemals wie eine Vogelscheuche herumläuft. Nein das ist nicht zum Lachen, das ist zum Weinen – aber ich lache trotzdem weiter.
Mein Lachen erstirbt, als ich die Türglocke höre. Wer mag das sein?
„Heidi!“ rufe ich dem Hausmädchen zu, „machen Sie die Tür auf, na los!“ Ich gehe ins Badezimmer und betrachte mich von allen Seiten.
„Besser kriege ich es einfach nicht hin!“ murmle ich zu mir selbst und gehe schwankend in den Flur und die Treppen hinunter. Auf der vorletzten Stufe bleibe ich erstarrt stehen, als ich den Besuch erkenne.
„Was machst du hier?“ frage ich nach einigen Schrecksekunden mit zittriger Stimme.
„Ich wollte nur sehen, wie es dir geht.“
„Blödsinn!“ denke ich. Er sieht mich beleidigt an. Habe ich das gerade laut gesagt?
„Was willst du wirklich hier, Richard?“ frage ich, bemüht ruhig.
„Ich will, dass du endlich die Scheidungspapiere unterschreibst.“ sagt er unvermittelt. Ich stehe nur da, wie eine Salzsäule. Unfähig einen Laut über meine Lippen zu bringen starre ich ihn an.
„Was hast du gesagt?“ frage ich ihn noch einmal, da ich mir sicher bin, ich hätte mich verhört.
„Ich will mich endlich von dir scheiden lassen.“
„Warum? Warum gerade jetzt?“
Er antwortet nicht sofort auf meine Frage – kein gutes Zeichen!
In den letzten Wochen und Monaten habe ich immer gehofft, dass wir uns doch noch versöhnen würden, anscheinend war ich mit diesem Gedanken allein.
Richard macht noch immer keine Anstalten mir etwas zu erzählen.
„Gehen wir doch ins Wohnzimmer.“ schlage ich deshalb vor und stolpere die letzten beiden Stufen hinunter.
„Möchtest du einen Drink?“ frage ich so freundlich wie ich nur kann.
„Findest du nicht, es ist etwas früh für so etwas?“ fragt er erstaunt.
„Für einen guten Gin ist es nie zu früh.“ antworte ich und schenke ein.
Nachdem ich ihm ein Glas überreicht habe und wir uns gesetzt haben, fahre ich fort.
„Willst du mir nun erzählen, warum du mich verlassen willst?“ frage ich, mit versteinerter Miene.
„Ich weiß nicht, ob das gut wäre.“
„Ich glaube, nach so vielen Ehejahren habe ich wenigstens die Wahrheit verdient, oder?“
„Na gut, aber sie wird dir nicht gefallen. Ich bin wieder mit Pennelin Lot zusammen. Wir haben vor im Frühjahr zu heiraten." sagt er, und das Schlimmste ist dabei, dass seine Agen anfangen zu funkeln.
Ich sehe ihn an, ausdruckslos, ohne irgendeine Gefühlsregung. Ich kann nicht glauben, dass er das eben gesagt hat.
„Ist das dein Ernst?“ frage ich nach etlichen Minuten des Schweigens.
„Ja! Trix hatte von Anfang an Recht.“ Das war zuviel. Ich schütte mir meinen Gin über das ganze Kleid, als ich aufspringe, Zorn funkelnd.
„Das kann nicht dein Ernst sein!“
„Sieh uns doch an, Emily. Wie haben uns ständig gegenseitig fertig gemacht. Wir sind nie richtig glücklich gewesen, genau wie es meine Mutter prophezeit hat.“
„Ja, deine Mutter war ja so unglaublich.“ antworte ich sarkastisch.
„Sie war eine Heilige!“ ruft Richard außer sich. „Wage es ja nicht, schlecht über sie zu reden.“
„Ich sage was ich will, über jeden! Jahrelang versuchte ich genau so zu sein, wie sie es wollte. Doch nie war ich gut genug für ihre Ansprüche. Immer wieder musste ich mir anhören, wie Pennelin Lot das gemacht hätte, wie perfekt ihr beide doch zusammen gepasst hättet, und dass ich nur im Weg wäre. Jahrelang habe ich immer weitergekämpft, und für was? Um mir jetzt anzuhören, dass sie Recht hatte? Nein, das ist wirklich unglaublich.“ mein Atem rasselt, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen.
„Wenn das alles ist, was du zu sagen hast, dann werde ich gehen. Ich werde nämlich nicht mit anhören, wie du über meine tote Mutter sprichst.“ antwortet Richard mit ruhiger Stimme. Doch ich kann sogar Verachtung aus dem Ton dieses Satzes heraushören.
„Gut, dann geh doch!“ schreie ich, laufe zur Tür und öffne sie. „Geh, und lass dich nie wieder hier blicken!“
Richard steht jetzt vor mir, schaut mir in die Augen, schreitet dann an mir vorbei und sieht nicht mehr zurück. Was ein Glück ist, denn in meinen Augen stehen so viele Tränen, die langsam über meine Wangen laufen.
Ich schlage die Tür hinter mir zu und lehne mich dagegen, schluchze laut und falle auf den kalten Marmorboden. Weinend liege ich da, ich weiß nicht wie lange schon. Dann, ganz plötzlich höre ich auf, zu weinen. Ich stehe auf, straffe die Schultern, gehe mit hoch erhobenem Kopf ins Wohnzimmer und gieße mir Gin in ein Glas.
„Auf dich, Pennelin Lot! Auf dass du immer besser sein wirst, als ich es bin!“ sage ich und trinke das Glas in einem Zug leer.

Liebe ist ein Geschenk
verschwende keine Zeit
irgendwann ist es vielleicht zu spät!


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Things, I'll never say - von Coco - 21.11.2005, 13:22
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Things, I'll never say - von Coco - 19.02.2006, 19:56
Things, I'll never say - von Katrin - 19.02.2006, 20:58

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