08.06.2006, 23:04
Dieser Teil erhält eine besondere Widmung ...
Vorsicht nicht lesen, wenn ihr den Inhalt des Teiles noch nicht wissen wollt
Widmung
24.00h-01.00h
„Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte sie, während sie immer noch aus dem Fenster starrte.
„Etwas mehr als eine Stunde.“
„Danke für das Kissen.“ Seine Jacke lag immer noch zusammengerollt neben ihr. Ihre Hand lag darauf und sie spürte das weiche Leder.
„Kein Problem. Eine Schwangere sollte nicht mit Rückenschmerzen aufwachen oder?“ Er lächelte leicht. Sie schüttelte langsam und bedächtig den Kopf. Eine Schwangere sollte nicht mit Rückenschmerzen aufwachen. Eine Schwangere sollte nicht jeden morgen alleine in ihrem Bett aufwachen. Ihren Arm ausstrecken und merken, dass sie alleine war. Jeden Morgen auf immer dieselbe schmerzliche Weise erfahren, dass er nicht mehr da war.
Seit vier Monaten wachte sie so auf. Tastete noch halb im Schlaf die andere Betthälfte nach ihm mit ihrer Hand ab. Dann öffnete sie die Augen als ihr klar wurde, dass er nicht neben ihr lag. Dass sein Laken neben ihr unbenutzt war und nur Kälte ausstrahlte.
„Ich hatte Zweifel.“, begann sie. „ Ich machte mir Vorwürfe die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ist das nicht falsch? Sich solche Fragen zu stellen?“ Sie nahm ihren Blick von dem Fenster weg und starrte ins Leere.
„Es ist niemals falsch Fragen zu stellen.“, antwortete er.
„Ich bin wegen ihm nach New York gekommen. Der Job war nur ein weiterer Grund. Er war der eigentliche.“ Sie atmete tief ein. „Er hat mich darum gebeten also habe ich es getan. Ich habe ihm vertraut.“ Sie konnte sich an die Pro und Kontra Liste erinnern, die sie gemacht hatte. Zwei Tage hatte sie davor gesessen und nicht gewusst was sie als Pro schreiben sollte. Dort standen nur zwei Punkte. Er hatte sie gefragt und sie hatte ein Jobangebot dort. Kontra hatte überwogen. Sie würde von ihrer Mutter getrennt sein. Sie würde Lane seltener sehen. Die Stadt war ihr fremd. Sie hasste GroÃstädte. Der weite Weg nach Stars Hollow.
Kontra hatte überwogen und doch war sie mit ihm gegangen. Weil sie ihm vertraute. Weil er sagte dort wäre alles leichter. Er hatte recht. Es wurde alles leichter. Zu leicht.
„Ich glaube ich habe ihm das nie gesagt.“
„Vielleicht war es gar nicht nötig. Ich bin sicher er hat es auch so gewusst.“
„Ich hätte es ihm sagen sollen.“, murmelte sie und nickte leicht mit dem Kopf. Vielleicht hätte das alles geändert. Ihn dazu gebracht seine Handlungen zu überdenken. Vielleicht hätte er dann gesehen, dass es ihr schlecht ging.
Der Geruch von Alkohol in der Wohnung verfolgte sie auch heute noch. Der beiÃende Gestank von Zigaretten hatte sich in den Stoff der Couch eingebrannt. Erinnerte sie jeden Tag an ihn.
„Vier Monate.“ Es klang wie eine Feststellung. Vier Monate alleine. Vier Monate in sich zurückgezogen. Vier Monate seit seinem Tod.
„Hat er...“, fing Jess an und stockte kurz. „Hat er von dem Baby gewusst?“
Rory biss sich leicht auf ihre Unterlippe und nickte langsam. Sie hatte es ihm gesagt. Stunden davor. Sie hatte ihn angeschrieen. Ihm gesagt, dass sie schwanger ist und dass es so nicht weitergehen konnte. Sein Blick damals war undefinierbar gewesen. Was hatte er in diesem Moment gedacht? Sie wusste es nicht. Sekunden danach war er aus der Tür gestürmt. Hatte sie alleine gelassen.
Sie hätte ihn aufhalten müssen. Ihm sagen müssen, dass es ihr leid tut. Warum hatte er es auch so erfahren müssen? Sie wollte es ihm n einen ruhigen Moment sagen. Hatte sich tausend Möglichkeiten ausgedacht wie sie es ihm sagt und wie er reagieren könnte. Und ein einziger Anruf hatte alles zu Nichte gemacht.
ER hatte schon immer ein perfektes Timing gehabt. Schon in ihrer Jugend. ER kreuzte immer dann auf, wenn alles perfekt lief und richtete dann alles zu Grunde. Und genau an diesem Abend hatte ER angerufen.
Sie konnte sich erinnern, wie sie die Wohnung an diesem Tag betreten hatte. Eisige Stille hatte sich durch die Räume gezogen. Ein paar Mal hatte sie nach ihm gerufen und ihm schlieÃlich im Wohnzimmer vorgefunden. Er hatte auf der Couch neben der Kommode, auf der das Telefon stand, gesessen. Seine Schuhe hatte er noch an und starrte auf den Anrufbeantworter neben dem Telefon. Sie konnte immer noch SEINE Stimme auf dem Anrufbeantworter hören. Erinnerte sich an jedes Wort was ER gesagt hatte.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht war kalt gewesen und hatte ihr Angst gemacht. Noch heute erinnerte sie sich, wie seine eisigen Augen sie angestarrt hatten. Voller Hass und Enttäuschung.
„Wir haben gestritten.“, hauchte sie leise und unterdrückte den KloÃ, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. „Das letzte Mal als ich ihn sah haben wir gestritten.“
Eine Träne ran ihre Wange herunter und sie ignorierte den salzigen Geschmack an ihren Lippen, als die Träne diese erreichte. Er drückte ihre Hand fester. Wollte ihr das Reden erleichtern.
„Mein Exfreund hatte angerufen. Er hatte auf den Anrufbeantworter gesprochen und er hatte es natürlich gehört. Vor mir.“
Sie erinnerte sich wie er da gesessen hatte, mit ausdruckslosem Gesicht auf den Knopf gedrückt hatte und ihre Reaktion abwartete. Als sie SEINE Stimme gehört hatte, fiel ihr Schlüssel scheppernd auf den Holzboden des Wohnzimmers. Sie hätte es ihm sagen müssen, war das Erste was ihr damals durch den Kopf ging als sie die Nachricht hörte. Hätte ihm erzählen sollen, dass sie ihren Exfreund getroffen hatte. Sie hätte es besser wissen müssen. Die Erinnerung an den Fehler von damals hatte sie verdrängt. Hinter sich gelassen. Und auf einmal war alles mit diesem einem Anruf wieder da.
„Tristan hatte nie das perfekte Timing. Er ist immer dann aufgetaucht wenn ich es am wenigsten gebrauchen konnte.“ Sie musste kurz auflachen bei der Erinnerung an ihn. Ja er war immer dann auf der Bildfläche erschienen, wenn sie meinte alles unter Kontrolle zu haben. Ihre Mutter hatte Christopher. Sie hatte Tristan.
„Ich hatte ihn ein paar Tage zuvor zufällig getroffen. In einem Cafe.“ Sie konnte sich noch erinnern. Sie hatte sich gefreut ihn zu sehen. Ihn umarmt. Einen Kuss auf die Wange gedrückt. Zusammen hatten sie einen Kaffee getrunken und sich unterhalten. Ãber das was sie erreicht hatten, was sie noch erreichen wollten. Sie hatte es Tristan vor ihm erzählt. Er wusste vor ihm, dass sie schwanger war. Sollte es nicht eigentlich anders laufen? Sollte nicht der Freund als erstes erfahren, dass man schwanger ist und nicht der Exfreund, dem man zufällig in einem Cafe begegnet? Tristan war zuerst erstaunt gewesen hatte sich aber dann für sie gefreut. Ihr und dem Vater alles Gute gewünscht. Sie hatte gelächelt und ihm gesagt das brauche er nicht. Sie wusste nur zu gut, dass die Glückwünsche für den Vater nicht ernst gemeint gewesen waren. Er hatte gelächelt und es wiederholt. Sie hatte geschmunzelt. Sie konnte sich an den Moment erinnern. Minuten später hatten sie ihre Telefonnummern ausgetauscht und versprochen sich ab jetzt öfters beim Anderem zu melden. Sie hatte die Telefonnummer in ihre Geldbörse getan und vergessen. Er nicht. Er hatte es getan. Er hatte sich gemeldet.
„Ich habe es ihm erzählt. Können sie sich das vorstellen? Ich habe meinem Exfreund erzählt, dass ich schwanger bin bevor mein Freund oder irgendwer anders davon wusste.“
Er hatte sie angeschrieen. Ihr Vorwürfe gemacht. War aufgesprungen und im Wohnzimmer hin und her gerannt, mit den Händen in der Luft herumwirbelnd. Sie hatte ihn bis dahin noch nie so laut fluchen hören. Noch nicht einmal als er abends nach Hause gekommen war, betrunken und nach Zigaretten stinkend hatte er so geflucht. Immer wieder hatte er sie gefragt was das sollte. Warum Tristan anrief und sich nach ihrem Gesundheitszustand erkundete. Warum er sie überhaupt anrief. Was das alles zu bedeuten hätte.
Sie hatte nur mit dem Kopf geschüttelt und es immer noch nicht fassen können, dass er so darauf reagierte. Er war noch nie gut auf Tristan zu sprechen gewesen, aber dass er wegen einem einzelnem Anruf so ausrastete. Kurz nach diesem Gedanken machte sie sich Vorwürfe. Sie hätte ihm sagen sollen, das sie ihn getroffen hatte. Hätte es nicht vor ihm verschweigen dürfen. Aber was hatte er alles vor ihr verschwiegen? Wusste er überhaupt welchen Schmerz sie wegen ihm hatte? Hatte er seine Handlungen jemals überdacht?
„Und dann hat Tristan angerufen und er hatte es natürlich vor mir gehört.“ Sie atmete tief durch und versuchte das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. „Es war....Es war ein harmloser Anruf gewesen. Er hat sich erkundigt wie es mir so geht, meinen Umständen entsprechend. Wollte fragen ob wir wieder mal zusammen einen Kaffee trinken gehen könnten.“ Er hatte gelacht als er das Wort Umstände ausgesprochen hatte. Er hatte sich wirklich für sie gefreut.
Tränen rannen ihr nun über ihr Gesicht und sie begann zu zittern. Verzweifelt klammerte sie sich an seine Hand um mehr Halt zu finden. Ihre Schultern zuckten bei jedem Schluchzer. Ihre Kehle brannte vor Schmerz und den erstickten Schreien, die sie versuchte zu unterdrücken.
„Er hat mich angeschrieen.“, brachte sie unter Tränen heraus und Jess fiel es schwer ihre erstickte Stimme zu hören. „Ich stand einfach nur da. Er ist hin und hergelaufen, hat mich an den Schultern genommen und mich geschüttelt. Es tat weh.“ Sie spürte heute noch nachts seinen festen Griff an ihrer Schulter. Wachte schweiÃgebadet auf, wenn sie sich in ihren Träumen an ihr Schwindelgefühl erinnerte. Sie hatte geschrieen er solle aufhören. Es tut ihr Leid. Er tut ihr weh. Aber er hatte nicht aufgehört. Er hatte immer weiter gebrüllt. Sie hatte versucht sich gegen ihn zu wehren. Mit der Hand gegen seinen Brustkorb gedrückt und versucht sich aus seinem Griff zu befreien. Vergeblich. Dann hatte sie angefangen zu brüllen. Hatte ihm gegen den Kopf geworfen, dass sie schwanger war. Danach war Stille gewesen.
„Er hätte es nicht so erfahren sollen.“ Ihr Gesicht war nass von den Tränen, die unentwegt über ihre Wangen liefen. Sie lehnte sich gegen Jess. Suchte Halt an seiner Schulter. Krallte sich mit der anderen Hand in sein Shirt. Er legte einen Arm um ihre Schulter. Hielt sie fest. Gab ihr Sicherheit. Und unter ihrem Schluchzen vernahm sie seine leise Stimme gegen ihr Haar, aber sie konnte nur ahnen was er sagte.
„Ich bin hier.“
TBC
Vorschau
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Widmung
24.00h-01.00h
„Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte sie, während sie immer noch aus dem Fenster starrte.
„Etwas mehr als eine Stunde.“
„Danke für das Kissen.“ Seine Jacke lag immer noch zusammengerollt neben ihr. Ihre Hand lag darauf und sie spürte das weiche Leder.
„Kein Problem. Eine Schwangere sollte nicht mit Rückenschmerzen aufwachen oder?“ Er lächelte leicht. Sie schüttelte langsam und bedächtig den Kopf. Eine Schwangere sollte nicht mit Rückenschmerzen aufwachen. Eine Schwangere sollte nicht jeden morgen alleine in ihrem Bett aufwachen. Ihren Arm ausstrecken und merken, dass sie alleine war. Jeden Morgen auf immer dieselbe schmerzliche Weise erfahren, dass er nicht mehr da war.
Seit vier Monaten wachte sie so auf. Tastete noch halb im Schlaf die andere Betthälfte nach ihm mit ihrer Hand ab. Dann öffnete sie die Augen als ihr klar wurde, dass er nicht neben ihr lag. Dass sein Laken neben ihr unbenutzt war und nur Kälte ausstrahlte.
„Ich hatte Zweifel.“, begann sie. „ Ich machte mir Vorwürfe die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ist das nicht falsch? Sich solche Fragen zu stellen?“ Sie nahm ihren Blick von dem Fenster weg und starrte ins Leere.
„Es ist niemals falsch Fragen zu stellen.“, antwortete er.
„Ich bin wegen ihm nach New York gekommen. Der Job war nur ein weiterer Grund. Er war der eigentliche.“ Sie atmete tief ein. „Er hat mich darum gebeten also habe ich es getan. Ich habe ihm vertraut.“ Sie konnte sich an die Pro und Kontra Liste erinnern, die sie gemacht hatte. Zwei Tage hatte sie davor gesessen und nicht gewusst was sie als Pro schreiben sollte. Dort standen nur zwei Punkte. Er hatte sie gefragt und sie hatte ein Jobangebot dort. Kontra hatte überwogen. Sie würde von ihrer Mutter getrennt sein. Sie würde Lane seltener sehen. Die Stadt war ihr fremd. Sie hasste GroÃstädte. Der weite Weg nach Stars Hollow.
Kontra hatte überwogen und doch war sie mit ihm gegangen. Weil sie ihm vertraute. Weil er sagte dort wäre alles leichter. Er hatte recht. Es wurde alles leichter. Zu leicht.
„Ich glaube ich habe ihm das nie gesagt.“
„Vielleicht war es gar nicht nötig. Ich bin sicher er hat es auch so gewusst.“
„Ich hätte es ihm sagen sollen.“, murmelte sie und nickte leicht mit dem Kopf. Vielleicht hätte das alles geändert. Ihn dazu gebracht seine Handlungen zu überdenken. Vielleicht hätte er dann gesehen, dass es ihr schlecht ging.
Der Geruch von Alkohol in der Wohnung verfolgte sie auch heute noch. Der beiÃende Gestank von Zigaretten hatte sich in den Stoff der Couch eingebrannt. Erinnerte sie jeden Tag an ihn.
„Vier Monate.“ Es klang wie eine Feststellung. Vier Monate alleine. Vier Monate in sich zurückgezogen. Vier Monate seit seinem Tod.
„Hat er...“, fing Jess an und stockte kurz. „Hat er von dem Baby gewusst?“
Rory biss sich leicht auf ihre Unterlippe und nickte langsam. Sie hatte es ihm gesagt. Stunden davor. Sie hatte ihn angeschrieen. Ihm gesagt, dass sie schwanger ist und dass es so nicht weitergehen konnte. Sein Blick damals war undefinierbar gewesen. Was hatte er in diesem Moment gedacht? Sie wusste es nicht. Sekunden danach war er aus der Tür gestürmt. Hatte sie alleine gelassen.
Sie hätte ihn aufhalten müssen. Ihm sagen müssen, dass es ihr leid tut. Warum hatte er es auch so erfahren müssen? Sie wollte es ihm n einen ruhigen Moment sagen. Hatte sich tausend Möglichkeiten ausgedacht wie sie es ihm sagt und wie er reagieren könnte. Und ein einziger Anruf hatte alles zu Nichte gemacht.
ER hatte schon immer ein perfektes Timing gehabt. Schon in ihrer Jugend. ER kreuzte immer dann auf, wenn alles perfekt lief und richtete dann alles zu Grunde. Und genau an diesem Abend hatte ER angerufen.
Sie konnte sich erinnern, wie sie die Wohnung an diesem Tag betreten hatte. Eisige Stille hatte sich durch die Räume gezogen. Ein paar Mal hatte sie nach ihm gerufen und ihm schlieÃlich im Wohnzimmer vorgefunden. Er hatte auf der Couch neben der Kommode, auf der das Telefon stand, gesessen. Seine Schuhe hatte er noch an und starrte auf den Anrufbeantworter neben dem Telefon. Sie konnte immer noch SEINE Stimme auf dem Anrufbeantworter hören. Erinnerte sich an jedes Wort was ER gesagt hatte.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht war kalt gewesen und hatte ihr Angst gemacht. Noch heute erinnerte sie sich, wie seine eisigen Augen sie angestarrt hatten. Voller Hass und Enttäuschung.
„Wir haben gestritten.“, hauchte sie leise und unterdrückte den KloÃ, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. „Das letzte Mal als ich ihn sah haben wir gestritten.“
Eine Träne ran ihre Wange herunter und sie ignorierte den salzigen Geschmack an ihren Lippen, als die Träne diese erreichte. Er drückte ihre Hand fester. Wollte ihr das Reden erleichtern.
„Mein Exfreund hatte angerufen. Er hatte auf den Anrufbeantworter gesprochen und er hatte es natürlich gehört. Vor mir.“
Sie erinnerte sich wie er da gesessen hatte, mit ausdruckslosem Gesicht auf den Knopf gedrückt hatte und ihre Reaktion abwartete. Als sie SEINE Stimme gehört hatte, fiel ihr Schlüssel scheppernd auf den Holzboden des Wohnzimmers. Sie hätte es ihm sagen müssen, war das Erste was ihr damals durch den Kopf ging als sie die Nachricht hörte. Hätte ihm erzählen sollen, dass sie ihren Exfreund getroffen hatte. Sie hätte es besser wissen müssen. Die Erinnerung an den Fehler von damals hatte sie verdrängt. Hinter sich gelassen. Und auf einmal war alles mit diesem einem Anruf wieder da.
„Tristan hatte nie das perfekte Timing. Er ist immer dann aufgetaucht wenn ich es am wenigsten gebrauchen konnte.“ Sie musste kurz auflachen bei der Erinnerung an ihn. Ja er war immer dann auf der Bildfläche erschienen, wenn sie meinte alles unter Kontrolle zu haben. Ihre Mutter hatte Christopher. Sie hatte Tristan.
„Ich hatte ihn ein paar Tage zuvor zufällig getroffen. In einem Cafe.“ Sie konnte sich noch erinnern. Sie hatte sich gefreut ihn zu sehen. Ihn umarmt. Einen Kuss auf die Wange gedrückt. Zusammen hatten sie einen Kaffee getrunken und sich unterhalten. Ãber das was sie erreicht hatten, was sie noch erreichen wollten. Sie hatte es Tristan vor ihm erzählt. Er wusste vor ihm, dass sie schwanger war. Sollte es nicht eigentlich anders laufen? Sollte nicht der Freund als erstes erfahren, dass man schwanger ist und nicht der Exfreund, dem man zufällig in einem Cafe begegnet? Tristan war zuerst erstaunt gewesen hatte sich aber dann für sie gefreut. Ihr und dem Vater alles Gute gewünscht. Sie hatte gelächelt und ihm gesagt das brauche er nicht. Sie wusste nur zu gut, dass die Glückwünsche für den Vater nicht ernst gemeint gewesen waren. Er hatte gelächelt und es wiederholt. Sie hatte geschmunzelt. Sie konnte sich an den Moment erinnern. Minuten später hatten sie ihre Telefonnummern ausgetauscht und versprochen sich ab jetzt öfters beim Anderem zu melden. Sie hatte die Telefonnummer in ihre Geldbörse getan und vergessen. Er nicht. Er hatte es getan. Er hatte sich gemeldet.
„Ich habe es ihm erzählt. Können sie sich das vorstellen? Ich habe meinem Exfreund erzählt, dass ich schwanger bin bevor mein Freund oder irgendwer anders davon wusste.“
Er hatte sie angeschrieen. Ihr Vorwürfe gemacht. War aufgesprungen und im Wohnzimmer hin und her gerannt, mit den Händen in der Luft herumwirbelnd. Sie hatte ihn bis dahin noch nie so laut fluchen hören. Noch nicht einmal als er abends nach Hause gekommen war, betrunken und nach Zigaretten stinkend hatte er so geflucht. Immer wieder hatte er sie gefragt was das sollte. Warum Tristan anrief und sich nach ihrem Gesundheitszustand erkundete. Warum er sie überhaupt anrief. Was das alles zu bedeuten hätte.
Sie hatte nur mit dem Kopf geschüttelt und es immer noch nicht fassen können, dass er so darauf reagierte. Er war noch nie gut auf Tristan zu sprechen gewesen, aber dass er wegen einem einzelnem Anruf so ausrastete. Kurz nach diesem Gedanken machte sie sich Vorwürfe. Sie hätte ihm sagen sollen, das sie ihn getroffen hatte. Hätte es nicht vor ihm verschweigen dürfen. Aber was hatte er alles vor ihr verschwiegen? Wusste er überhaupt welchen Schmerz sie wegen ihm hatte? Hatte er seine Handlungen jemals überdacht?
„Und dann hat Tristan angerufen und er hatte es natürlich vor mir gehört.“ Sie atmete tief durch und versuchte das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. „Es war....Es war ein harmloser Anruf gewesen. Er hat sich erkundigt wie es mir so geht, meinen Umständen entsprechend. Wollte fragen ob wir wieder mal zusammen einen Kaffee trinken gehen könnten.“ Er hatte gelacht als er das Wort Umstände ausgesprochen hatte. Er hatte sich wirklich für sie gefreut.
Tränen rannen ihr nun über ihr Gesicht und sie begann zu zittern. Verzweifelt klammerte sie sich an seine Hand um mehr Halt zu finden. Ihre Schultern zuckten bei jedem Schluchzer. Ihre Kehle brannte vor Schmerz und den erstickten Schreien, die sie versuchte zu unterdrücken.
„Er hat mich angeschrieen.“, brachte sie unter Tränen heraus und Jess fiel es schwer ihre erstickte Stimme zu hören. „Ich stand einfach nur da. Er ist hin und hergelaufen, hat mich an den Schultern genommen und mich geschüttelt. Es tat weh.“ Sie spürte heute noch nachts seinen festen Griff an ihrer Schulter. Wachte schweiÃgebadet auf, wenn sie sich in ihren Träumen an ihr Schwindelgefühl erinnerte. Sie hatte geschrieen er solle aufhören. Es tut ihr Leid. Er tut ihr weh. Aber er hatte nicht aufgehört. Er hatte immer weiter gebrüllt. Sie hatte versucht sich gegen ihn zu wehren. Mit der Hand gegen seinen Brustkorb gedrückt und versucht sich aus seinem Griff zu befreien. Vergeblich. Dann hatte sie angefangen zu brüllen. Hatte ihm gegen den Kopf geworfen, dass sie schwanger war. Danach war Stille gewesen.
„Er hätte es nicht so erfahren sollen.“ Ihr Gesicht war nass von den Tränen, die unentwegt über ihre Wangen liefen. Sie lehnte sich gegen Jess. Suchte Halt an seiner Schulter. Krallte sich mit der anderen Hand in sein Shirt. Er legte einen Arm um ihre Schulter. Hielt sie fest. Gab ihr Sicherheit. Und unter ihrem Schluchzen vernahm sie seine leise Stimme gegen ihr Haar, aber sie konnte nur ahnen was er sagte.
„Ich bin hier.“
TBC
Vorschau
Zitat:Sie spürte, wie er mit seiner Hand sanft ihren Rücken auf und ab fuhr. Entfernt hörte sie die tröstenden Worte, die er ihr zuflüsterte, aber darauf konzentrieren konnte sie sich nicht. Zu sehr war sie in ihren Gedanken vertieft. Zu sehr damit beschäftigt sich diese Fragen immer und immer wieder zu stellen und keine Antwort darauf zu finden.
Was wäre gewesen, wenn er die Bahn verpasst hätte und sie nun hier alleine sitzen würde?