20.06.2006, 22:09
Dieses mal ohne Widmung *muhaha* :lach:
01.00h – 01.30h
Sie wusste nicht, wie lange sie sich an seiner Schulter ausgeweint hatte. Es konnten nur Minuten gewesen sein, aber ihr kam es vor wie eine Ewigkeit. Er hatte sie an sich gedrückt und gab ihr den Halt, den sie seit Monaten benötigt hatte. Den ihr keiner hatte geben können. Warum konnte es ein Fremder? Jemand, den sie kaum kannte, der fremd für sie war. Sie kannte nur seinen Namen, ein paar Details aus seinem Leben und trotzdem fühlte sie sich in diesem Moment mehr mit ihm verbunden als mit irgendjemand anderem in ihrem Leben. Noch nicht einmal ihre Mutter hatte ihr diese Geborgenheit geben können, die sie gerade in seiner Umarmung spürte. Es war als würde sie ihn schon ewig kennen. Als wäre es ein alter Freund, der ihr Trost spendete. Es war ein fremdes Gefühl für sie so schnell jemandem zu vertrauen. Er hatte gesagt, dass es Schicksal war und mittlerweile begann sie es zu glauben. Vielleicht war es Schicksal, dass sie ihn getroffen hatte. Jemanden in dessen Nähe sie sich wohler fühlte als in den letzten Jahren bei irgendjemand anderem.
Warum hatte sie ihn dann erst jetzt getroffen? Jetzt, wo alles kompliziert war. Wo sie jeden Tag die Furcht und Verzweiflung überkam. Was wäre passiert wenn sie ihn früher getroffen hätte? Wenn alles anders verlaufen wäre? So sehr sie auch wollte sie konnte sich diese Fragen nicht beantworten.
Sie spürte, wie er mit seiner Hand sanft ihren Rücken auf und ab fuhr. Entfernt hörte sie die tröstenden Worte, die er ihr zuflüsterte, aber darauf konzentrieren konnte sie sich nicht. Zu sehr war sie in ihren Gedanken vertieft. Zu sehr damit beschäftigt sich diese Fragen immer und immer wieder zu stellen und keine Antwort darauf zu finden.
Was wäre gewesen, wenn er die Bahn verpasst hätte und sie nun hier alleine sitzen würde? Sie hätte ewig so weitergelebt, sich niemandem anvertraut und alles nur noch tiefer in sich hineingefressen. Ob sie es für immer hätte verkraften können wusste sie nicht. Früher oder später hätte es sie überkommen. Wie damals in ihrem Wohnzimmer. Die Wucht der Realität hätte sie erschlagen. Es ihr unmöglich gemacht klar zu denken. Der Schmerz hätte sie auf brutalste Weise eingeholt und sie hätte sich nicht mehr davor verstecken können. Sie war geflohen. Vier Monate lang war sie auf der Flucht vor der Realität gewesen. Hatte sich hinter einer Fassade von Verdrängung und Vergessen versteckt. Niemand hatte zu ihr durchdringen können. Und nun schaffte es ein Fremder innerhalb von wenigen Stunden. Jemand, dem sie auf der Strasse aus Furcht aus dem Weg gegangen wäre, hörte ihr nun zu, verstand sie, tröstete sie. Und sie würde ihn danach wahrscheinlich nie wieder sehen.
„Geht es ihnen besser?“, fragte er vorsichtig und sie merkte wie er den Kopf leicht zu Seite neigte, um sie besser sehen zu können. Diesmal hatte sie ihn gehört und schaute langsam auf. Ihre Wimpern waren von den vielen vergossenen Tränen verklebt und ihre Augen waren rot.
„Ja.“, hauchte sie leise und setzte sich ein wenig auf. Er lockerte den Griff um ihre Schultern und sah sie besorgt an. Wieder diese kaffeebraunen Augen.
„Vielleicht sollten sie sich noch ein wenig ausruhen.“, meinte er vorsichtig. „Ich könnte währenddessen auch wieder nach vorne gehen und den Zugführer fragen wie lange das hier noch dauert.“
Sie nickte stumm. Langsam löste er seine Umarmung und stand auf. Starr beobachtete sie ihn dabei und lehnte sich langsam gegen die Sitzbank zurück. Mit einer Hand fuhr sie sich über das Gesicht und spürte die getrockneten Tränen darauf. Sie musste schrecklich aussehen.
„Ruhen sie sich etwas aus.“ Er hatte sich umgedreht und blickte zu ihr herab. Wieder nickte sie nur und sah sich auf der Sitzbank nach seiner Lederjacke um, die immer noch zusammengerollt an der Wand lag.
„Ich bin gleich zurück.“
„Okay“, hauchte sie nur und sah im schlieÃlich nach, wie er den Gang hinunter ging. Seine Hände hatte er wieder in seinen Hosentaschen vergraben und sie erinnerte sich daran wie er Stunden zuvor genau auf dieselbe Weise zurückgekommen war. Ein leichtes Lächeln zog sich nun über ihre Lippen, während sie die Lederjacke etwas zurechtdrückte und schlieÃlich ihren Kopf darauf legte. Die Beine zog sie wieder an und eine Hand ruhte auf ihrem Bauch, während sie ein wenig umherrückte, um eine angenehme Position zu finden. Um sie herum war nur Stille und dadurch dass sie so lange geweint hatte, begann nun ihr Kopf zu dröhnen. Sie schloss die Augen und genoss die Dunkelheit, die sich dadurch umgab. Und für die nächsten Minuten konnte sie all ihren Schmerz für kurze Augenblicke hinter sich lassen.
TBC
Vorschau :
01.00h – 01.30h
Sie wusste nicht, wie lange sie sich an seiner Schulter ausgeweint hatte. Es konnten nur Minuten gewesen sein, aber ihr kam es vor wie eine Ewigkeit. Er hatte sie an sich gedrückt und gab ihr den Halt, den sie seit Monaten benötigt hatte. Den ihr keiner hatte geben können. Warum konnte es ein Fremder? Jemand, den sie kaum kannte, der fremd für sie war. Sie kannte nur seinen Namen, ein paar Details aus seinem Leben und trotzdem fühlte sie sich in diesem Moment mehr mit ihm verbunden als mit irgendjemand anderem in ihrem Leben. Noch nicht einmal ihre Mutter hatte ihr diese Geborgenheit geben können, die sie gerade in seiner Umarmung spürte. Es war als würde sie ihn schon ewig kennen. Als wäre es ein alter Freund, der ihr Trost spendete. Es war ein fremdes Gefühl für sie so schnell jemandem zu vertrauen. Er hatte gesagt, dass es Schicksal war und mittlerweile begann sie es zu glauben. Vielleicht war es Schicksal, dass sie ihn getroffen hatte. Jemanden in dessen Nähe sie sich wohler fühlte als in den letzten Jahren bei irgendjemand anderem.
Warum hatte sie ihn dann erst jetzt getroffen? Jetzt, wo alles kompliziert war. Wo sie jeden Tag die Furcht und Verzweiflung überkam. Was wäre passiert wenn sie ihn früher getroffen hätte? Wenn alles anders verlaufen wäre? So sehr sie auch wollte sie konnte sich diese Fragen nicht beantworten.
Sie spürte, wie er mit seiner Hand sanft ihren Rücken auf und ab fuhr. Entfernt hörte sie die tröstenden Worte, die er ihr zuflüsterte, aber darauf konzentrieren konnte sie sich nicht. Zu sehr war sie in ihren Gedanken vertieft. Zu sehr damit beschäftigt sich diese Fragen immer und immer wieder zu stellen und keine Antwort darauf zu finden.
Was wäre gewesen, wenn er die Bahn verpasst hätte und sie nun hier alleine sitzen würde? Sie hätte ewig so weitergelebt, sich niemandem anvertraut und alles nur noch tiefer in sich hineingefressen. Ob sie es für immer hätte verkraften können wusste sie nicht. Früher oder später hätte es sie überkommen. Wie damals in ihrem Wohnzimmer. Die Wucht der Realität hätte sie erschlagen. Es ihr unmöglich gemacht klar zu denken. Der Schmerz hätte sie auf brutalste Weise eingeholt und sie hätte sich nicht mehr davor verstecken können. Sie war geflohen. Vier Monate lang war sie auf der Flucht vor der Realität gewesen. Hatte sich hinter einer Fassade von Verdrängung und Vergessen versteckt. Niemand hatte zu ihr durchdringen können. Und nun schaffte es ein Fremder innerhalb von wenigen Stunden. Jemand, dem sie auf der Strasse aus Furcht aus dem Weg gegangen wäre, hörte ihr nun zu, verstand sie, tröstete sie. Und sie würde ihn danach wahrscheinlich nie wieder sehen.
„Geht es ihnen besser?“, fragte er vorsichtig und sie merkte wie er den Kopf leicht zu Seite neigte, um sie besser sehen zu können. Diesmal hatte sie ihn gehört und schaute langsam auf. Ihre Wimpern waren von den vielen vergossenen Tränen verklebt und ihre Augen waren rot.
„Ja.“, hauchte sie leise und setzte sich ein wenig auf. Er lockerte den Griff um ihre Schultern und sah sie besorgt an. Wieder diese kaffeebraunen Augen.
„Vielleicht sollten sie sich noch ein wenig ausruhen.“, meinte er vorsichtig. „Ich könnte währenddessen auch wieder nach vorne gehen und den Zugführer fragen wie lange das hier noch dauert.“
Sie nickte stumm. Langsam löste er seine Umarmung und stand auf. Starr beobachtete sie ihn dabei und lehnte sich langsam gegen die Sitzbank zurück. Mit einer Hand fuhr sie sich über das Gesicht und spürte die getrockneten Tränen darauf. Sie musste schrecklich aussehen.
„Ruhen sie sich etwas aus.“ Er hatte sich umgedreht und blickte zu ihr herab. Wieder nickte sie nur und sah sich auf der Sitzbank nach seiner Lederjacke um, die immer noch zusammengerollt an der Wand lag.
„Ich bin gleich zurück.“
„Okay“, hauchte sie nur und sah im schlieÃlich nach, wie er den Gang hinunter ging. Seine Hände hatte er wieder in seinen Hosentaschen vergraben und sie erinnerte sich daran wie er Stunden zuvor genau auf dieselbe Weise zurückgekommen war. Ein leichtes Lächeln zog sich nun über ihre Lippen, während sie die Lederjacke etwas zurechtdrückte und schlieÃlich ihren Kopf darauf legte. Die Beine zog sie wieder an und eine Hand ruhte auf ihrem Bauch, während sie ein wenig umherrückte, um eine angenehme Position zu finden. Um sie herum war nur Stille und dadurch dass sie so lange geweint hatte, begann nun ihr Kopf zu dröhnen. Sie schloss die Augen und genoss die Dunkelheit, die sich dadurch umgab. Und für die nächsten Minuten konnte sie all ihren Schmerz für kurze Augenblicke hinter sich lassen.
TBC
Vorschau :
Zitat:„Lassen sie mich zufrieden.“, schrie sie ihn wieder an. „Gehen sie weg. Lassen sie mich in Ruhe.“ „Aber...“, versuchte es Jess und trat vorsichtig ein paar Schritte auf sie zu. „Nein.“, brüllte Rory und ballte ihre Hände, die nun lose an ihren Seiten hing, zu Fäusten. „Lassen sie mich in Ruhe. Haben sie verstanden?“ Jess konnte nicht anders, als sie verwundert anzustarren. Rory atmete schwer. Dicke Tränen rannen über ihre Wangen und ihre Augen waren gerötet.
„Können...“, begann sie nun leiser, ruhiger. „Können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?“