24.06.2006, 00:09
Diesen Teil widme ich der lieben Liz, weil sie endlich wieder da ist und ausserdem der FF Shivery, weil ohne diese FF der Begriff dark nicht definiert werden könnte
01.30h-03.00h
Langsam öffnete sie ihre Augen und streckte ihre Beine aus. Ihr Kopf dröhnte immer noch, doch sie fühlte sich besser. Der Schlaf hatte ihr gut getan. Und dieses Mal war sie nicht von Albträumen geplagt worden, dachte sie noch bei sich als sie sich langsam aufrichtete und ihre Beine vor sich auf der Couch ausstreckte. Mit einer Hand fuhr sie sich über ihr Gesicht und rieb sich den Schlaf aus den Augen, während sie sich mit der anderen auf der Couch abstütze. Es war kalt. Als sie sich im Zimmer umsah sah sie das sämtliche Fenster weit aufgerissen waren. Auf ihren Armen zeichnete sich Gänsehaut ab und sie begann zu zittern. In dem Kamin rechts neben der Couch prasselte ein Feuer, jedoch konnte sie die Wärme daraus nicht spüren. Rory zog die Beine wieder an und lehnte sich zurück in die Couch. Mit ihren Augen suchte sie nach der Decke, die sonst immer über der Lehne der Couch hing, doch diese war nicht da. Sie fragte sich wo sie diese hingetan hatte. Mit einem lauten Krachen fiel ein Fenster zu, nachdem eine Windböe es erfasst hatte. Rory schrak bei diesem Geräusch auf und drehte sich in dessen Richtung.
„Er ist noch nicht da.“ Ihre Mutter stand neben dem zugefallenen Fenster, die Arme vor der Brust verschränkt und blickte sie an.
„Ja ich weiÃ.“, erwiderte Rory. „Ich wollte warten bis er kommt. Ich bin wohl eingeschlafen.“ Sie gähnte kurz und verschränkte nun auch die Arme vor ihrer Brust um sich zu wärmen. Das Prasseln des Feuers dröhnte in ihren Ohren und sie musste sich konzentrieren um die Worte ihrer Mutter zu verstehen.
„Er wird später kommen.“, sprach Lorelai leise, rührte sich dabei aber nicht vom Fleck.
„Dachte ich mir schon. Er arbeitet in letzter Zeit immer länger.“
„Er freut sich bestimmt.“
Rory schrak auf und schaute ihre Mutter verblüfft an. „Was?“, stammelte sie und riss die Augen weit auf.
„Er wird sich freuen, wenn du es ihm sagst.“ Lorelai starrte ihre Tochter an, aber ihr Gesicht zeigte keinerlei Regung. Ihr Blick lieà Rory sich noch tiefer die Couch zurückpressen. Ihre Mutter hatte sie durchschaut.
„Ich weià nicht.“, brachte sie schlieÃlich heraus und wand den Blick von ihrer Mutter ab. Es bereitet ihr Unbehagen. Es gab nicht viele Momente, in denen sie sich in Gegenwart ihrer Mutter unwohl fühlte, aber dieser hier machte ihr Angst. Sie hatte ihre Mutter noch nie so kühl erlebt. So ohne Gefühl.
„Er kommt später.“, sagte Lorelai noch einmal.
„Ich weiÃ.“ Rory wand sich unter dem intensiven Blick ihrer Mutter und starrte aus einem der Fenster.
„Er wird wütend sein.“, sprach Lorelai weiter und lehnte sich an die Wand hinter ihr.
„Wieso sollte er?“, fragte Rory ungläubig, traute sich dennoch nicht dem Blick ihrer Mutter standzuhalten und schaute weiterhin aus dem Fenster.
„Du hast es ihm nicht gesagt.“
„Es gab nie den richtigen Zeitpunkt.“
„Du hast es Tristan gesagt.“ Mit einem Ruck drehte sich Rory wieder ihrer Mutter zu.
„Woher...woher weiÃt du das?“, stotterte sie.
„Jeder weià es. Es ist nicht so, dass du es verheimlichen könntest.“ Lorelai atmete tief ein. „Er weià es auch.“
Rory riss die Augen weit auf und versuchte ihre Stimme wiederzufinden. „Das glaube ich dir nicht.“
„Wieso sollte ich lügen? Er weià es. Er wird es wissen, wenn er nach Hause kommt.“
Rory schaute auf die Uhr an der Wand ihr gegenüber. Es war neunzehn Uhr. Er würde jeden Moment nach Hause kommen, da war sie sich sicher. Mit einer schnellen Bewegung erhob sie sich von der Couch und fasste sich mit einer Hand an ihre Stirn.
„Ich...ich.. so hatte ich das nicht geplant.“
„Pläne gehen zu Grunde. Man kann nicht alles planen.“, erwiderte ihre Mutter gelassen drauf.
„Aber...aber...“, stammelte Rory und ging vor der Couch auf und ab. „Ich habe mir das Alles so anders vorgestellt. Ich wollte es ihm beim Essen sagen oder wenn wir Fernsehen, meinetwegen auch, wenn wir uns im Bad die Zähne putzen, aber nicht so.“
„Er wird wütend sein.“, wiederholte Lorelai. „Du hättest nicht darüber reden dürfen.“
„Was sag ich ihm nur?“
„Die Wahrheit?“
„Was soll ich ihm nur sagen?“
„Du bist schwanger.“, stellte ihre Mutter trocken fest.
„Ja ...ich ...ich bin schwanger.“, sagte Rory und schaute auf. „Mum wieso...wieso trägst du einen Pyjama?“
„Du wirst daran Schuld sein.“
„Was?“
„Du wirst daran Schuld sein, wenn es passiert.“
Rory schaute ihre Mutter verwundert an. „Was soll passieren?“
„Er ist tot.“
Mit einem lauten Krachen fiel ein weiteres Fenster zu. Rorys Augen weiteten sich und sie zog scharf die Luft ein. Tot.
„Das glaube ich dir nicht.“, schrie sie schon fast und wich einige Schritte zurück. „Das glaube ich nicht.“ In ihren Augenwinkeln bildeten sich Tränen, sie schaffte es aber nicht ihre Hände zu heben um diese fortzuwischen, da diese wie Blei an ihren Seiten hingen. Er war nicht tot.
„Er ist tot.“, wiederholte ihre Mutter und starrte ihr dabei starr in die Augen.
„Nein.“ Mittlerweile liefen dicke Tränen über Rorys Wange, doch sie konnte sich immer noch nicht rühren. „Ich... er... er kann nicht tot sein. Er... er...“
„Rory er ist tot.“, seufzte ihre Mutter und senkte kurz ihren Blick, bevor sie ihr wieder in die Augen starrte. „Und es ist deine Schuld.“
„Nein.“, brüllte Rory aus voller Kehle und schaffte es endlich ihre Hände zu heben. Sie bedeckte damit ihre Augen und versuchte das Zittern zu unterdrücken. „Nein...“, flüsterte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Du...“, fuhr Lorelai mit kalter Stimme fort und kam einige Schritte auf Rory zu. „Du hast ihn umgebracht.“
„Nein.“, schrie Rory ein weiteres Mal und ballte die Hände an ihren Seiten zu Fäusten. Sie war nicht schuld. Nicht schuld. Unschuldig.
„Du hast ihn in den Tod geschickt.“ Lorelais Stimme zeigte keinerlei Emotionen. Es war als würde sie belanglose Fakten aufzählen. „Du hättest ihn aufhalten sollen.“
„Ich habe es versucht.“, murmelte Rory mehr zu sich selbst, bevor sie dann die Stimme ihrer Mutter zuwandte. „Ich habe es versucht.“, schrie sie und weitere dicke Tränen bahnten sich einen Weg über ihr Gesicht.
„Es war nicht genug.“, seufzte ihre Mutter und schüttelte den Kopf. „Hättest du ihn aufgehalten, wäre das nie passiert.“
„Ich konnte doch nicht ahnen...“, begann Rory doch ihre Stimme versagte und alles was sie zu Stande brachte, war ein harter Schluchzer, der in ihrer Kehle stecken zu bleiben schien. „Ich habe es versucht.“, murmelte sie wieder leise und tat weitere Schritte zurück, weg von Lorelai.
„Sei nicht so eine Heuchlerin.“ Lorelais harte Worte lieÃen Rory aufschrecken und wieder ballten sich ihre Hände zu Fäusten. „Du wusstest genau was passieren wird. Du hast es darauf angelegt.“
„Nein.“, flüsterte Rory.
„Du hast es ihm nicht gesagt. Du hättest es ihm sagen sollen. Du wusstest, wie sehr er Tristan hasst. Du wusstest, wie er auf ihn reagieren würde.“
„Hör auf, bitte...“
„Du hast es auch bei Dean und Logan gewusst und schon damals hast du nichts getan.“
„Bitte hör auf...“, flehte Rory ihre Mutter an, doch diese ignorierte die Worte ihrer Tochter einfach.
„Er hat dich geliebt. Er hat dich geliebt und du hintergehst ihn. Du hast ihn in den Tod geschickt.“
„Ich habe ihn nicht hintergangen.“
„Es wird dich auf immer verfolgen. Du wirst bis an dein Lebensende mit den Schuldgefühlen leben müssen.“ Inzwischen war Lorelais Stimme lauter geworden. „Und jeden Tag wirst du in das Gesicht deines Kindes blicken und seines sehen. Du wirst leiden.“
„Bitte hör auf..., bitte.“, flehte Rory und fiel auf ihre Knie. Mit ihren Händen bedeckte sie wieder ihr Gesicht und durch ihre heftige Schluchzer, begannen ihre Schultern zu beben.
„Er hat dich geliebt.“, wiederholte ihre Mutter wieder und kam auf Rory zu. Kurz vor ihr blieb sie stehen und starrte mit einem kühlen Blick, ohne jegliche Emotionen, herab. „Es ist deine Schuld.“
„Nein.“ Rory schüttelte ihren Kopf und umfasste mit ihren Armen ihren Oberkörper. „Nein.“, flüsterte sie nochmals und hob den Blick zu ihrer Mutter. Diese nickte jedoch nur bestimmt. „Nein.“, schrie Rory nun. Doch Lorelai nickte nur bestätigend weiter, während Rory sie voller Verzweiflung ansah. „Nein. Nein. Nein. Nein. Nein.“, brüllte sie und schüttelte wie wild den Kopf. Lorelai seufzte nur.
„Nein.“, brüllte Rory und schlug ihre Augen auf. Mit einer raschen Bewegung setzte sie sich auf. Jess, der mit einem Buch in der Hand auf der gegenüberliegenden Sitzbank gesessen hatte, war durch ihren plötzlichen Aufschrei aufgeschreckt und hatte das Buch fallen gelassen. Ohne lange zu zögern, stand er auf und kniete vor ihr. „Hey alles...“, begann er wurde jedoch sofort von ihr unterbrochen. „Gehen sie weg.“, schrie sie aus voller Kehle und stieà ihn mit beiden Händen an die Schultern, so dass er zurücktaumelte und sich mit einer Hand auf dem Boden abfangen musste. Rory nutzte diesen Moment und erhob sich von der Sitzbank um auf den Gang zu stürzen. Nur kurze Augenblicke später hatte sich Jess wieder erhoben und war ihr gefolgt. Sie sah sich suchend nach rechts und links um und schien ihn hinter sich gar nicht zu bemerken, bis er ihr mit einer Hand an die Schulter fasste. Abrupt drehte sie sich um und schlug seine Hand weg. „Fassen sie mich nicht an!“, fauchte sie und starrte ihm dabei in die Augen. Jess schien überrumpelt von ihrer Reaktion und bevor er wirklich reagieren konnte, hatte sie sich schon wieder abgewandt und stürmte den Gang hinauf. Suchend sah sie sich nach irgendeiner Möglichkeit um aus der bahn zu kommen. Rüttelte an einer der Türen. Jess, der immer noch geschockt von Rorys Reaktion an genau derselben Stelle stand, wo sie seien Hand abgeschüttelt hatte, erwachte nun langsam aus seiner Trance und eilte Rory schnellen Schrittes hinterher. Kaum hatte Rory bemerkt, dass er sich ihr wieder näherte drehte sie sich ruckartig um und streckte schützend eine Hand vor sich aus.
„Lassen sie mich zufrieden.“, schrie sie ihn wieder an. „Gehen sie weg. Lassen sie mich in Ruhe.“ „Aber...“, versuchte es Jess und trat vorsichtig ein paar Schritte auf sie zu. „Nein.“, brüllte Rory und ballte ihre Hände, die nun lose an ihren Seiten hing, zu Fäusten. „Lassen sie mich in Ruhe. Haben sie verstanden?“ Jess konnte nicht anders, als sie verwundert anzustarren. Rory atmete schwer. Dicke Tränen rannen über ihre Wangen und ihre Augen waren gerötet.
„Können...“, begann sie nun leiser, ruhiger. „Können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ Ihre Augen fanden seine und sie schaffte es tatsächlich diesem Blick standzuhalten. „Bitte?“, flehte sie ihn schon fast an und ihre Gesichtszüge wurden weicher. Jess atmete tief durch und schloss seine Augen. Er wollte, er könnte es. Mit einem Seufzen öffnete er seine Augen wieder und blickte sie starr an.
„Warum?“, fragte er leise und seine Stimme begann zu zittern. Entsetzt starrte sie ihn an. Ihre Augen waren riesig. Eisernes Blau strahlte ihm entgegen und vermischte sich mit seinem warmen Braun. Es war als ob Feuer und Eis aufeinander trafen. Schwarz auf WeiÃ. Heià auf Kalt.
„Sie machen mir Angst.“, flüsterte sie kaum hörbar und senkte ihren Blick, so dass Jess seinen Gedanken aufschreckte.
„Das will ich nicht.“
„Aber sie tun es.“ So als würde es ihre Aussage unterstützen hob sie ihre Arme und verschränkte sie schützend vor ihrer Brust. Jess seufzte nur, senkte seinen Blick und fuhr sich mit einer Hand durch sein zerzaustes Haar. Langsam atmete er tief ein und versuchte sich zu konzentrieren. Vorsichtig hob er seinen Blick wieder, nur um zu sehen, dass sie noch immer mit gesenktem Blick und verschränkten Armen etwa fünf Meter vor ihm stand. Schwer atmend.
„Ist es, weil sie schlecht geträumt haben?“, fragte er zögernd und versuchte ihr in die Augen zu schauen. Vergeblich. Sie rührte sich nicht, erwiderte nichts. Ihre einzige Bewegung war das Zucken ihre Schultern bei jede einzelnen ihrer Schluchzer und er verspürte einen unheimlichen Drang sie einfach zu umarmen und ihr Halt zu geben. Sie wissen zu lassen, dass sie nicht alleine war. Aber er wusste nur zu gut, dass er das nicht konnte. Nicht jetzt.
Und dann hob sie den Kopf. Ihre Augen trafen auf seine und für einen winzigen Moment stockte ihm der Atem. Die Luft schien mit Elektrizität gefüllt, die Spannung unerträglich. Er schluckte schwer.
„Erzählen sie mir etwas von ihnen.“, forderte sie ihn auf und lieà ihre Arme wieder zu ihren Seiten fallen. Jess starrte sie fassungslos an und nur langsam drangen die Worte zu ihm durch.
„Wie bitte?“
TBC
Vorschau
01.30h-03.00h
Langsam öffnete sie ihre Augen und streckte ihre Beine aus. Ihr Kopf dröhnte immer noch, doch sie fühlte sich besser. Der Schlaf hatte ihr gut getan. Und dieses Mal war sie nicht von Albträumen geplagt worden, dachte sie noch bei sich als sie sich langsam aufrichtete und ihre Beine vor sich auf der Couch ausstreckte. Mit einer Hand fuhr sie sich über ihr Gesicht und rieb sich den Schlaf aus den Augen, während sie sich mit der anderen auf der Couch abstütze. Es war kalt. Als sie sich im Zimmer umsah sah sie das sämtliche Fenster weit aufgerissen waren. Auf ihren Armen zeichnete sich Gänsehaut ab und sie begann zu zittern. In dem Kamin rechts neben der Couch prasselte ein Feuer, jedoch konnte sie die Wärme daraus nicht spüren. Rory zog die Beine wieder an und lehnte sich zurück in die Couch. Mit ihren Augen suchte sie nach der Decke, die sonst immer über der Lehne der Couch hing, doch diese war nicht da. Sie fragte sich wo sie diese hingetan hatte. Mit einem lauten Krachen fiel ein Fenster zu, nachdem eine Windböe es erfasst hatte. Rory schrak bei diesem Geräusch auf und drehte sich in dessen Richtung.
„Er ist noch nicht da.“ Ihre Mutter stand neben dem zugefallenen Fenster, die Arme vor der Brust verschränkt und blickte sie an.
„Ja ich weiÃ.“, erwiderte Rory. „Ich wollte warten bis er kommt. Ich bin wohl eingeschlafen.“ Sie gähnte kurz und verschränkte nun auch die Arme vor ihrer Brust um sich zu wärmen. Das Prasseln des Feuers dröhnte in ihren Ohren und sie musste sich konzentrieren um die Worte ihrer Mutter zu verstehen.
„Er wird später kommen.“, sprach Lorelai leise, rührte sich dabei aber nicht vom Fleck.
„Dachte ich mir schon. Er arbeitet in letzter Zeit immer länger.“
„Er freut sich bestimmt.“
Rory schrak auf und schaute ihre Mutter verblüfft an. „Was?“, stammelte sie und riss die Augen weit auf.
„Er wird sich freuen, wenn du es ihm sagst.“ Lorelai starrte ihre Tochter an, aber ihr Gesicht zeigte keinerlei Regung. Ihr Blick lieà Rory sich noch tiefer die Couch zurückpressen. Ihre Mutter hatte sie durchschaut.
„Ich weià nicht.“, brachte sie schlieÃlich heraus und wand den Blick von ihrer Mutter ab. Es bereitet ihr Unbehagen. Es gab nicht viele Momente, in denen sie sich in Gegenwart ihrer Mutter unwohl fühlte, aber dieser hier machte ihr Angst. Sie hatte ihre Mutter noch nie so kühl erlebt. So ohne Gefühl.
„Er kommt später.“, sagte Lorelai noch einmal.
„Ich weiÃ.“ Rory wand sich unter dem intensiven Blick ihrer Mutter und starrte aus einem der Fenster.
„Er wird wütend sein.“, sprach Lorelai weiter und lehnte sich an die Wand hinter ihr.
„Wieso sollte er?“, fragte Rory ungläubig, traute sich dennoch nicht dem Blick ihrer Mutter standzuhalten und schaute weiterhin aus dem Fenster.
„Du hast es ihm nicht gesagt.“
„Es gab nie den richtigen Zeitpunkt.“
„Du hast es Tristan gesagt.“ Mit einem Ruck drehte sich Rory wieder ihrer Mutter zu.
„Woher...woher weiÃt du das?“, stotterte sie.
„Jeder weià es. Es ist nicht so, dass du es verheimlichen könntest.“ Lorelai atmete tief ein. „Er weià es auch.“
Rory riss die Augen weit auf und versuchte ihre Stimme wiederzufinden. „Das glaube ich dir nicht.“
„Wieso sollte ich lügen? Er weià es. Er wird es wissen, wenn er nach Hause kommt.“
Rory schaute auf die Uhr an der Wand ihr gegenüber. Es war neunzehn Uhr. Er würde jeden Moment nach Hause kommen, da war sie sich sicher. Mit einer schnellen Bewegung erhob sie sich von der Couch und fasste sich mit einer Hand an ihre Stirn.
„Ich...ich.. so hatte ich das nicht geplant.“
„Pläne gehen zu Grunde. Man kann nicht alles planen.“, erwiderte ihre Mutter gelassen drauf.
„Aber...aber...“, stammelte Rory und ging vor der Couch auf und ab. „Ich habe mir das Alles so anders vorgestellt. Ich wollte es ihm beim Essen sagen oder wenn wir Fernsehen, meinetwegen auch, wenn wir uns im Bad die Zähne putzen, aber nicht so.“
„Er wird wütend sein.“, wiederholte Lorelai. „Du hättest nicht darüber reden dürfen.“
„Was sag ich ihm nur?“
„Die Wahrheit?“
„Was soll ich ihm nur sagen?“
„Du bist schwanger.“, stellte ihre Mutter trocken fest.
„Ja ...ich ...ich bin schwanger.“, sagte Rory und schaute auf. „Mum wieso...wieso trägst du einen Pyjama?“
„Du wirst daran Schuld sein.“
„Was?“
„Du wirst daran Schuld sein, wenn es passiert.“
Rory schaute ihre Mutter verwundert an. „Was soll passieren?“
„Er ist tot.“
Mit einem lauten Krachen fiel ein weiteres Fenster zu. Rorys Augen weiteten sich und sie zog scharf die Luft ein. Tot.
„Das glaube ich dir nicht.“, schrie sie schon fast und wich einige Schritte zurück. „Das glaube ich nicht.“ In ihren Augenwinkeln bildeten sich Tränen, sie schaffte es aber nicht ihre Hände zu heben um diese fortzuwischen, da diese wie Blei an ihren Seiten hingen. Er war nicht tot.
„Er ist tot.“, wiederholte ihre Mutter und starrte ihr dabei starr in die Augen.
„Nein.“ Mittlerweile liefen dicke Tränen über Rorys Wange, doch sie konnte sich immer noch nicht rühren. „Ich... er... er kann nicht tot sein. Er... er...“
„Rory er ist tot.“, seufzte ihre Mutter und senkte kurz ihren Blick, bevor sie ihr wieder in die Augen starrte. „Und es ist deine Schuld.“
„Nein.“, brüllte Rory aus voller Kehle und schaffte es endlich ihre Hände zu heben. Sie bedeckte damit ihre Augen und versuchte das Zittern zu unterdrücken. „Nein...“, flüsterte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Du...“, fuhr Lorelai mit kalter Stimme fort und kam einige Schritte auf Rory zu. „Du hast ihn umgebracht.“
„Nein.“, schrie Rory ein weiteres Mal und ballte die Hände an ihren Seiten zu Fäusten. Sie war nicht schuld. Nicht schuld. Unschuldig.
„Du hast ihn in den Tod geschickt.“ Lorelais Stimme zeigte keinerlei Emotionen. Es war als würde sie belanglose Fakten aufzählen. „Du hättest ihn aufhalten sollen.“
„Ich habe es versucht.“, murmelte Rory mehr zu sich selbst, bevor sie dann die Stimme ihrer Mutter zuwandte. „Ich habe es versucht.“, schrie sie und weitere dicke Tränen bahnten sich einen Weg über ihr Gesicht.
„Es war nicht genug.“, seufzte ihre Mutter und schüttelte den Kopf. „Hättest du ihn aufgehalten, wäre das nie passiert.“
„Ich konnte doch nicht ahnen...“, begann Rory doch ihre Stimme versagte und alles was sie zu Stande brachte, war ein harter Schluchzer, der in ihrer Kehle stecken zu bleiben schien. „Ich habe es versucht.“, murmelte sie wieder leise und tat weitere Schritte zurück, weg von Lorelai.
„Sei nicht so eine Heuchlerin.“ Lorelais harte Worte lieÃen Rory aufschrecken und wieder ballten sich ihre Hände zu Fäusten. „Du wusstest genau was passieren wird. Du hast es darauf angelegt.“
„Nein.“, flüsterte Rory.
„Du hast es ihm nicht gesagt. Du hättest es ihm sagen sollen. Du wusstest, wie sehr er Tristan hasst. Du wusstest, wie er auf ihn reagieren würde.“
„Hör auf, bitte...“
„Du hast es auch bei Dean und Logan gewusst und schon damals hast du nichts getan.“
„Bitte hör auf...“, flehte Rory ihre Mutter an, doch diese ignorierte die Worte ihrer Tochter einfach.
„Er hat dich geliebt. Er hat dich geliebt und du hintergehst ihn. Du hast ihn in den Tod geschickt.“
„Ich habe ihn nicht hintergangen.“
„Es wird dich auf immer verfolgen. Du wirst bis an dein Lebensende mit den Schuldgefühlen leben müssen.“ Inzwischen war Lorelais Stimme lauter geworden. „Und jeden Tag wirst du in das Gesicht deines Kindes blicken und seines sehen. Du wirst leiden.“
„Bitte hör auf..., bitte.“, flehte Rory und fiel auf ihre Knie. Mit ihren Händen bedeckte sie wieder ihr Gesicht und durch ihre heftige Schluchzer, begannen ihre Schultern zu beben.
„Er hat dich geliebt.“, wiederholte ihre Mutter wieder und kam auf Rory zu. Kurz vor ihr blieb sie stehen und starrte mit einem kühlen Blick, ohne jegliche Emotionen, herab. „Es ist deine Schuld.“
„Nein.“ Rory schüttelte ihren Kopf und umfasste mit ihren Armen ihren Oberkörper. „Nein.“, flüsterte sie nochmals und hob den Blick zu ihrer Mutter. Diese nickte jedoch nur bestimmt. „Nein.“, schrie Rory nun. Doch Lorelai nickte nur bestätigend weiter, während Rory sie voller Verzweiflung ansah. „Nein. Nein. Nein. Nein. Nein.“, brüllte sie und schüttelte wie wild den Kopf. Lorelai seufzte nur.
„Nein.“, brüllte Rory und schlug ihre Augen auf. Mit einer raschen Bewegung setzte sie sich auf. Jess, der mit einem Buch in der Hand auf der gegenüberliegenden Sitzbank gesessen hatte, war durch ihren plötzlichen Aufschrei aufgeschreckt und hatte das Buch fallen gelassen. Ohne lange zu zögern, stand er auf und kniete vor ihr. „Hey alles...“, begann er wurde jedoch sofort von ihr unterbrochen. „Gehen sie weg.“, schrie sie aus voller Kehle und stieà ihn mit beiden Händen an die Schultern, so dass er zurücktaumelte und sich mit einer Hand auf dem Boden abfangen musste. Rory nutzte diesen Moment und erhob sich von der Sitzbank um auf den Gang zu stürzen. Nur kurze Augenblicke später hatte sich Jess wieder erhoben und war ihr gefolgt. Sie sah sich suchend nach rechts und links um und schien ihn hinter sich gar nicht zu bemerken, bis er ihr mit einer Hand an die Schulter fasste. Abrupt drehte sie sich um und schlug seine Hand weg. „Fassen sie mich nicht an!“, fauchte sie und starrte ihm dabei in die Augen. Jess schien überrumpelt von ihrer Reaktion und bevor er wirklich reagieren konnte, hatte sie sich schon wieder abgewandt und stürmte den Gang hinauf. Suchend sah sie sich nach irgendeiner Möglichkeit um aus der bahn zu kommen. Rüttelte an einer der Türen. Jess, der immer noch geschockt von Rorys Reaktion an genau derselben Stelle stand, wo sie seien Hand abgeschüttelt hatte, erwachte nun langsam aus seiner Trance und eilte Rory schnellen Schrittes hinterher. Kaum hatte Rory bemerkt, dass er sich ihr wieder näherte drehte sie sich ruckartig um und streckte schützend eine Hand vor sich aus.
„Lassen sie mich zufrieden.“, schrie sie ihn wieder an. „Gehen sie weg. Lassen sie mich in Ruhe.“ „Aber...“, versuchte es Jess und trat vorsichtig ein paar Schritte auf sie zu. „Nein.“, brüllte Rory und ballte ihre Hände, die nun lose an ihren Seiten hing, zu Fäusten. „Lassen sie mich in Ruhe. Haben sie verstanden?“ Jess konnte nicht anders, als sie verwundert anzustarren. Rory atmete schwer. Dicke Tränen rannen über ihre Wangen und ihre Augen waren gerötet.
„Können...“, begann sie nun leiser, ruhiger. „Können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ Ihre Augen fanden seine und sie schaffte es tatsächlich diesem Blick standzuhalten. „Bitte?“, flehte sie ihn schon fast an und ihre Gesichtszüge wurden weicher. Jess atmete tief durch und schloss seine Augen. Er wollte, er könnte es. Mit einem Seufzen öffnete er seine Augen wieder und blickte sie starr an.
„Warum?“, fragte er leise und seine Stimme begann zu zittern. Entsetzt starrte sie ihn an. Ihre Augen waren riesig. Eisernes Blau strahlte ihm entgegen und vermischte sich mit seinem warmen Braun. Es war als ob Feuer und Eis aufeinander trafen. Schwarz auf WeiÃ. Heià auf Kalt.
„Sie machen mir Angst.“, flüsterte sie kaum hörbar und senkte ihren Blick, so dass Jess seinen Gedanken aufschreckte.
„Das will ich nicht.“
„Aber sie tun es.“ So als würde es ihre Aussage unterstützen hob sie ihre Arme und verschränkte sie schützend vor ihrer Brust. Jess seufzte nur, senkte seinen Blick und fuhr sich mit einer Hand durch sein zerzaustes Haar. Langsam atmete er tief ein und versuchte sich zu konzentrieren. Vorsichtig hob er seinen Blick wieder, nur um zu sehen, dass sie noch immer mit gesenktem Blick und verschränkten Armen etwa fünf Meter vor ihm stand. Schwer atmend.
„Ist es, weil sie schlecht geträumt haben?“, fragte er zögernd und versuchte ihr in die Augen zu schauen. Vergeblich. Sie rührte sich nicht, erwiderte nichts. Ihre einzige Bewegung war das Zucken ihre Schultern bei jede einzelnen ihrer Schluchzer und er verspürte einen unheimlichen Drang sie einfach zu umarmen und ihr Halt zu geben. Sie wissen zu lassen, dass sie nicht alleine war. Aber er wusste nur zu gut, dass er das nicht konnte. Nicht jetzt.
Und dann hob sie den Kopf. Ihre Augen trafen auf seine und für einen winzigen Moment stockte ihm der Atem. Die Luft schien mit Elektrizität gefüllt, die Spannung unerträglich. Er schluckte schwer.
„Erzählen sie mir etwas von ihnen.“, forderte sie ihn auf und lieà ihre Arme wieder zu ihren Seiten fallen. Jess starrte sie fassungslos an und nur langsam drangen die Worte zu ihm durch.
„Wie bitte?“
TBC
Vorschau
Zitat:Langsam hob er seinen Blick und sah die Frau an, die er erst vor ein paar Stunden kennen gelernt hatte und nun so zerbrechlich vor ihm saÃ. Ihre Hände zitterten und ihr Gesicht war tränenverschmiert und trotzdem konnte er seinen Blick nicht von ihr abwenden. Und doch war es, als ob er Meilen von ihr entfernt war. Als ob eine meterdicke Mauer sie beide trennen würde. Vergeblich würde er versuchen können diese Mauer einzureiÃen. Das Einzige was diese Mauer zu Fall brächte, waren Worte. Worte, die er ihr geben konnte und die sie so dringend benötigte.