11.08.2006, 19:56
Dieses Kapitel widme ich allen Lesern, die auf den Platzhalter verzichten ^^
03.00h-03.45h
„Erzählen sie mir etwas über sich.“, wiederholte sie und strich eine Haarsträhne hinter ihr rechtes Ohr. Immer noch starrte Jess sie fassungslos an. Er hatte mit allem gerechnet. Dass sie ihm sagt, er solle verschwinden. Dass sie abhaut. Dass sie aus Verzweiflung auf ihn einschlägt, aber diese Reaktion hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Und so tat er das, was ihm als Erstes einfiel. Er stimmte zu.
„Okay.“ Es war kaum mehr als ein Flüstern, aber Rory hatte es sofort verstanden. Sie hätte es auch verstanden, hätte er es ihr vom anderen Ende der Welt zugerufen. Langsam löste sich die Anspannung von ihr, verschwand jedoch nicht ganz. Ihre Hände zitterten immer noch und dadurch, dass sie die Ãrmel ihrer Jacke bis über ihre Fingerspitzen zog, versuchte sie diese Tatsache zu verstecken. Ihre Kehle war trocken, ihre Augen gerötet und plötzlich fühlte sie sich müder als Augenblicke zuvor. Mit langsamen Schritten ging sie auf einen der Plätze an der rechten Seite der Bahn zu und lieà sich nieder. Mit jedem Schritt merkte sie, wie seine Blicke ihr folgten. Tiefe Löcher in ihren Rücken bohrten, bei jeder Bewegung, die sie tat. Als sie schlieÃlich saÃ, lehnte sie sich vorsichtig zurück und atmete tief ein. Eine Hand legte sie leicht auf ihren Bauch, während die andere reglos neben ihr lag. Ihr Hinterkopf lehnte gegen die kühle Fensterscheibe der Bahn und sie genoss die Kälte, die von dieser ausging. Erst jetzt bemerkte sie aus ihren Augenwinkeln heraus, dass er einige Schritte auf sie zutat.
„Nicht.“, hauchte sie und er hielt sofort in seiner Bewegung inne. So als hätte er sie verstanden drehte er sich um und lieà sich stattdessen auf einem Platz auf der gegenüberliegenden Seite der Bahn nieder. Dennoch verlieÃen seine Augen niemals sie. Als würde er sicher gehen wollen, sie mit keiner seiner Bewegungen zu verschrecken.
Dann war es still. Jess hatte seine Blick gen Boden gerichtet und versuchte vergeblich einen Anfang zu finden. Einen Anfang von dem, was sie hören wollte. Für ihn war es noch nie leicht gewesen von sich zu erzählen. Andere Menschen an seine Leben teilhaben zu lassen und sich somit in einem gewissen Sinne verletzbar zu machen. Aber das hier war anders. Er tat es nicht für sich selber. Er tat es für jemanden, der es brauchte. Der Nähe brauchte. Vertrautheit. Und er konnte ihr das geben. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich nicht vollkommen nutzlos. Er wurde gebraucht.
Langsam hob er seinen Blick und sah die Frau an, die er erst vor ein paar Stunden kennen gelernt hatte und nun so zerbrechlich vor ihm saÃ. Ihre Hände zitterten und ihr Gesicht war tränenverschmiert und trotzdem konnte er seinen Blick nicht von ihr abwenden. Und doch war es, als ob er Meilen von ihr entfernt war. Als ob eine meterdicke Mauer sie beide trennen würde. Vergeblich würde er versuchen können diese Mauer einzureiÃen. Das Einzige was diese Mauer zu Fall brächte, waren Worte. Worte, die er ihr geben konnte und die sie so dringend benötigte.
Jess atmete tief durch. Er hatte es sich leichter vorgestellt. Ihm kam es vor, als wären seit seinem „Okay.“ Stunden vergangen, dabei waren es nur Minuten. Augenblicke, die er hätte nutzen können um ihr zu helfen. Augenblicke, die er einfach nur dagesessen hatte, in seinen Gedanken vertieft und damit beschäftigt, wie er beginnen sollte. Verschwendete Zeit, die viel zu schnell vorbeistrich. Wie Wasser, das sich seinen Weg aus seiner hohlen Handfläche bahnt, ohne dass er es aufhalten könnte. Und er wusste, wenn er zu lange warten würde, wäre es zu spät. Das war seine Chance. Seine Chance, sich selbst zu beweisen, dass er dies konnte. Ihr zu beweisen, dass sie ihm vertrauen kann.
„Ich war sieben Jahre alt, als ich das erste Mal von zu Hause weggelaufen bin.“ Ihr Kopf schoss in die Höhe und sie blickte ihn erwartungsvoll an. Für einen kurzen Moment stockte er und versank in ihren blauen Augen.
„Ich kann mich sogar genau erinnern warum. Liz, meine Mutter,... sie hatte mir, weil ich die Schnapsflaschen vor ihr versteckt hatte, mein Buch weggenommen. Als Bestrafung, wie sie es nannte.“ Er lachte kurz auf, bevor er fortfuhr. „Ich war so wütend. Ich dachte ich tu ihr einen Gefallen und sie betraft mich dafür. Ich konnte es zu dem Zeitpunkt nicht verstehen.“ Er schüttelte langsam den Kopf, so als würde er es sich selber bestätigen wollen. „Also nahm ich meinen Rucksack und verstaute ein paar Klamotten, Essen und Bücher darin. Noch in der selben Nacht stahl ich mich aus der Wohnung. Sie hat es nicht bemerkt, weil sie ihren Rausch auf der Couch ausgeschlafen hat.“ Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie Liz auf der Couch gelegen hatte. Die Arme über den Rand hängend, ihre Haare zerzaust. Er hatte damals nicht wirklich verstehen können, warum sie so da lag. Aber er hatte schon immer gewusst, dass der Alkohol ein wesentlicher Bestandteil ihres Verhaltens gewesen war.
„Ich kam nicht weit.“, fuhr er fort. „Polizisten fanden mich im Washington Square Park. Ich hab auf einer Bank geschlafen. Hinter mit ein Obdachloser, unter der Bank lauter leere Bierflaschen. Sie sagten, sie hätten ein Kind noch nie so friedlich schlafen sehen.“ Als er den letzten Satz sagte, schwang ein sarkastischer Unterton mit.
„Als sie mich zurückbrachten, schlief Liz noch immer auf der Couch. Sie hat es nicht wirklich mitbekommen.“
„Was für ein Buch war es?“ Ihre Stimme schreckte ihn auf und er blickte sie an. Ihre Augen waren neugierig, wie die eines Kindes und strahlten ihm entgegen. Ein Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.
„Oliver Twist.“
„Ein schönes Buch.“, meinte sie und ihr Blick sank verträumt zu Boden.
„Ja.“ Er verstummte und musterte sie. Sie schien entspannter, gefasster. Ihre Reaktion nachdem sie aufgewacht war, hatte ihm fast schon Angst gemacht. Noch nie hatte er sich in solch einer Situation befunden. Doch anstatt sich verloren zu fühlen, nicht zu wissen was er tun könnte, saà er nun hier. Er saà vor ihr und versuchte zu helfen. Lief nicht weg. Lieà sie nicht alleine. Sein ganzes Leben war er war er davon gerannt und hatte sich nie Problemen gestellt. Die einzige Lösung, die er kannte, die er gelernt hatte war zu fliehen. Alles hinter sich zu lassen und neu zu beginnen. Für ihn war das Logik gewesen. Warum sich mit Problemen aufhalten, wenn man woanders von neuem beginnen könnte? Alles vergessen. Verdrängen und von neuem anfangen. Niemand hatte ihn aufgehalten. Niemand hatte ihm je gesagt, das es falsch ist. Er hatte es selbst erkannt. Er hatte gehandelt. War geblieben.
Ihre Stimme riss ihn wieder aus seine Gedanken. „Am meisten mochte ich Dodger.“
Er lächelte.
TBC
Vorschau :
Muhahaha ^^
03.00h-03.45h
„Erzählen sie mir etwas über sich.“, wiederholte sie und strich eine Haarsträhne hinter ihr rechtes Ohr. Immer noch starrte Jess sie fassungslos an. Er hatte mit allem gerechnet. Dass sie ihm sagt, er solle verschwinden. Dass sie abhaut. Dass sie aus Verzweiflung auf ihn einschlägt, aber diese Reaktion hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Und so tat er das, was ihm als Erstes einfiel. Er stimmte zu.
„Okay.“ Es war kaum mehr als ein Flüstern, aber Rory hatte es sofort verstanden. Sie hätte es auch verstanden, hätte er es ihr vom anderen Ende der Welt zugerufen. Langsam löste sich die Anspannung von ihr, verschwand jedoch nicht ganz. Ihre Hände zitterten immer noch und dadurch, dass sie die Ãrmel ihrer Jacke bis über ihre Fingerspitzen zog, versuchte sie diese Tatsache zu verstecken. Ihre Kehle war trocken, ihre Augen gerötet und plötzlich fühlte sie sich müder als Augenblicke zuvor. Mit langsamen Schritten ging sie auf einen der Plätze an der rechten Seite der Bahn zu und lieà sich nieder. Mit jedem Schritt merkte sie, wie seine Blicke ihr folgten. Tiefe Löcher in ihren Rücken bohrten, bei jeder Bewegung, die sie tat. Als sie schlieÃlich saÃ, lehnte sie sich vorsichtig zurück und atmete tief ein. Eine Hand legte sie leicht auf ihren Bauch, während die andere reglos neben ihr lag. Ihr Hinterkopf lehnte gegen die kühle Fensterscheibe der Bahn und sie genoss die Kälte, die von dieser ausging. Erst jetzt bemerkte sie aus ihren Augenwinkeln heraus, dass er einige Schritte auf sie zutat.
„Nicht.“, hauchte sie und er hielt sofort in seiner Bewegung inne. So als hätte er sie verstanden drehte er sich um und lieà sich stattdessen auf einem Platz auf der gegenüberliegenden Seite der Bahn nieder. Dennoch verlieÃen seine Augen niemals sie. Als würde er sicher gehen wollen, sie mit keiner seiner Bewegungen zu verschrecken.
Dann war es still. Jess hatte seine Blick gen Boden gerichtet und versuchte vergeblich einen Anfang zu finden. Einen Anfang von dem, was sie hören wollte. Für ihn war es noch nie leicht gewesen von sich zu erzählen. Andere Menschen an seine Leben teilhaben zu lassen und sich somit in einem gewissen Sinne verletzbar zu machen. Aber das hier war anders. Er tat es nicht für sich selber. Er tat es für jemanden, der es brauchte. Der Nähe brauchte. Vertrautheit. Und er konnte ihr das geben. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich nicht vollkommen nutzlos. Er wurde gebraucht.
Langsam hob er seinen Blick und sah die Frau an, die er erst vor ein paar Stunden kennen gelernt hatte und nun so zerbrechlich vor ihm saÃ. Ihre Hände zitterten und ihr Gesicht war tränenverschmiert und trotzdem konnte er seinen Blick nicht von ihr abwenden. Und doch war es, als ob er Meilen von ihr entfernt war. Als ob eine meterdicke Mauer sie beide trennen würde. Vergeblich würde er versuchen können diese Mauer einzureiÃen. Das Einzige was diese Mauer zu Fall brächte, waren Worte. Worte, die er ihr geben konnte und die sie so dringend benötigte.
Jess atmete tief durch. Er hatte es sich leichter vorgestellt. Ihm kam es vor, als wären seit seinem „Okay.“ Stunden vergangen, dabei waren es nur Minuten. Augenblicke, die er hätte nutzen können um ihr zu helfen. Augenblicke, die er einfach nur dagesessen hatte, in seinen Gedanken vertieft und damit beschäftigt, wie er beginnen sollte. Verschwendete Zeit, die viel zu schnell vorbeistrich. Wie Wasser, das sich seinen Weg aus seiner hohlen Handfläche bahnt, ohne dass er es aufhalten könnte. Und er wusste, wenn er zu lange warten würde, wäre es zu spät. Das war seine Chance. Seine Chance, sich selbst zu beweisen, dass er dies konnte. Ihr zu beweisen, dass sie ihm vertrauen kann.
„Ich war sieben Jahre alt, als ich das erste Mal von zu Hause weggelaufen bin.“ Ihr Kopf schoss in die Höhe und sie blickte ihn erwartungsvoll an. Für einen kurzen Moment stockte er und versank in ihren blauen Augen.
„Ich kann mich sogar genau erinnern warum. Liz, meine Mutter,... sie hatte mir, weil ich die Schnapsflaschen vor ihr versteckt hatte, mein Buch weggenommen. Als Bestrafung, wie sie es nannte.“ Er lachte kurz auf, bevor er fortfuhr. „Ich war so wütend. Ich dachte ich tu ihr einen Gefallen und sie betraft mich dafür. Ich konnte es zu dem Zeitpunkt nicht verstehen.“ Er schüttelte langsam den Kopf, so als würde er es sich selber bestätigen wollen. „Also nahm ich meinen Rucksack und verstaute ein paar Klamotten, Essen und Bücher darin. Noch in der selben Nacht stahl ich mich aus der Wohnung. Sie hat es nicht bemerkt, weil sie ihren Rausch auf der Couch ausgeschlafen hat.“ Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie Liz auf der Couch gelegen hatte. Die Arme über den Rand hängend, ihre Haare zerzaust. Er hatte damals nicht wirklich verstehen können, warum sie so da lag. Aber er hatte schon immer gewusst, dass der Alkohol ein wesentlicher Bestandteil ihres Verhaltens gewesen war.
„Ich kam nicht weit.“, fuhr er fort. „Polizisten fanden mich im Washington Square Park. Ich hab auf einer Bank geschlafen. Hinter mit ein Obdachloser, unter der Bank lauter leere Bierflaschen. Sie sagten, sie hätten ein Kind noch nie so friedlich schlafen sehen.“ Als er den letzten Satz sagte, schwang ein sarkastischer Unterton mit.
„Als sie mich zurückbrachten, schlief Liz noch immer auf der Couch. Sie hat es nicht wirklich mitbekommen.“
„Was für ein Buch war es?“ Ihre Stimme schreckte ihn auf und er blickte sie an. Ihre Augen waren neugierig, wie die eines Kindes und strahlten ihm entgegen. Ein Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.
„Oliver Twist.“
„Ein schönes Buch.“, meinte sie und ihr Blick sank verträumt zu Boden.
„Ja.“ Er verstummte und musterte sie. Sie schien entspannter, gefasster. Ihre Reaktion nachdem sie aufgewacht war, hatte ihm fast schon Angst gemacht. Noch nie hatte er sich in solch einer Situation befunden. Doch anstatt sich verloren zu fühlen, nicht zu wissen was er tun könnte, saà er nun hier. Er saà vor ihr und versuchte zu helfen. Lief nicht weg. Lieà sie nicht alleine. Sein ganzes Leben war er war er davon gerannt und hatte sich nie Problemen gestellt. Die einzige Lösung, die er kannte, die er gelernt hatte war zu fliehen. Alles hinter sich zu lassen und neu zu beginnen. Für ihn war das Logik gewesen. Warum sich mit Problemen aufhalten, wenn man woanders von neuem beginnen könnte? Alles vergessen. Verdrängen und von neuem anfangen. Niemand hatte ihn aufgehalten. Niemand hatte ihm je gesagt, das es falsch ist. Er hatte es selbst erkannt. Er hatte gehandelt. War geblieben.
Ihre Stimme riss ihn wieder aus seine Gedanken. „Am meisten mochte ich Dodger.“
Er lächelte.
TBC
Vorschau :
Zitat:„Ich habe mich entschieden wie das Baby heiÃen soll.“, hauchte sie leise und er hatte allergröÃte Mühe sie zu verstehen.
„Wie soll es heiÃen?“, fragte er und versuchte es ihr dadurch einfacher zu machen. Sie griff nach seiner Hand. Eine Geste, die ihm kurzfristig den Atem raubte.
„*****.“, sagte sie und ihre Hände begannen zu zittern. „*****. Nach seinem Vater.“
Muhahaha ^^