02.12.2006, 12:41
And here it is:
Kapitel 2
âNichts weiter!â, entgegnete Rory wütend, während sie neben ihr herstapfte. Sie war nicht sauer auf Lorelai, nein sie war ja sogar glücklich über ihr auftauchen, aber sie war sauer auf sich selbst. Auf Jess und den Kuss, mittlerweile bereits die Küsse, die sie verbanden.
Dean hatte sie nie so geküsst und darüber war sie auch unglaublich froh, denn sonst hätte sie ab jetzt jedes Mal das Gefühl Jess und nicht Dean zu küssen.
âNichts weiter, ja? Rory du hast ihn geküsst, ich weià nicht, was da ânichts weiterâ bedeuten soll!â, brauste Lorelai und stieà die Tür zu Lukes Diner auf. âIch habe ihn nicht geküsst, okay? Er... ich... wir...â
âOh, jetzt sind wir schon beim âWirâ! Sag mal wie stellst du dir das vor? Was ist mit Dean? Was soll aus ihm werden? Kannst du ihm das wirklich antun, ich meine...â
âMOM! Hör auf damit, ich habe nichts mit Jess und es wird nichts zwischen mir und Jess geben, klar?â, schrie Rory und rannte rückwärts wieder aus der Tür. Sie wollte allein sein. Wenn sie jetzt mit jemandem über Jess reden würde, würde sie ausflippen.
~*~
âNein! Mit jemand anderem.â Zum ersten Mal an diesem Morgen hielt Luke mitten in der Bewegung inne und versuchte sich zu konzentrieren. âWas meinst du damit?!â, fragte er nach einer Weile und sah Lorelai forschend an.
âSeit wann ist Jess wieder in der Stadt?!â, fragte Lorelai dagegen und Luke wusste sofort um wen es sich handelte. âDu hast sie mit Jess erwischt?!â, fragte er fast brüllend. Im Lokal wurde es totenstill und alle starrten angespannt zu Lorelai und Luke hinüber.
âScht! Es war nicht meine Absicht, okay? Die zwei waren bei dieser riesigen Weide unten am Fluss und da hab ich sie halt stehen sehen. Na ja und Rory hat sich ziemlich hart für den Kuss bedankt!â Die Erinnerung an Rorys Reaktion lieà Lorelai innerlich zusammenzucken. Niemand hatte so etwas verdient. Nicht einmal Jess, auch wenn Lorelai ihn nicht besonders gut leiden konnte.
âWieso, hat sie ihm in die Weichteile getreten?!â
âLUKE! Nein hat sie nicht, sie hat ihm eine geklatscht... und wenn er heute Abend ein blaues Auge hat, weiÃt du, wovon.â Lorelai trank ihren Kaffee und sah Luke abwartend an. âOkay... ich werde mit ihm reden!â, schlug Luke vor und machte sich wieder ans Abtrocknen.
âNein Luke, das wirst du nicht!â, entgegnete Lorelai barsch. âWieso nicht? Er hat es verdient! Man küsst nicht einfach so eine Lorelai Leigh Gilmore!â Luke sah Lorelai durchdringend an. Sie verheimlichte ihm etwas, das konnte er förmlich riechen.
âSie hat ihn geküsst, nicht er sie! Versau es dir nicht schon wieder mit Jess, okay? Er hat das nicht verdient, das weiÃt du genau!â, beruhigte Lorelai ihn, stand auf und ging aus dem Laden.
~*~
âMein Zimmer!â Lorelai stellte ihre Handtasche auf das Board und ging den Flur entlang zu Rorys Zimmer. âHey Schatz! Alles klar bei dir?!â, fragte Lorelai und lehnte sich an den Türrahmen.
âJa, denke schon, wieso? Könntest du mir mal das Shirt da drüben geben, ich muss das noch irgendwie reinkriegen, sonst kann ich morgen vergessen!â
âJa klar... äh was hast du jetzt vor?!â Lorelai reichte Rory das Shirt, während sie sich neben sie aufs Bett setzte und ihr beim Packen zusah.
âIch packe, siehst du doch!â, entgegnete Rory und versuchte den Koffer zuzukriegen. âSicher, du packst! Kannst du mir eine Frage beantworten?!â, fragte Lorelai neugierig. Rory sprang auf den Koffer und versuchte so die Schnallen wenigstens in die Näher der Verschlüsse zu bringen, aber es war so gut wie zwecklos.
âKlar... schieà los.â
âAlso äh... Rory könntest du... würdest du wohl mal bitte kurz aufhören und mich ansehen?!â Rory hielt inne und sah Lorelai mit roten Augen an. âHey! Hast du geweint?!â, fragte Lorelai erschrocken und stand auf.
âIch wollte das nicht, Mom!â, weinte Rory drauf los und warf sich in Lorelais Arme. âSchon okay... ich versteh dich ja!â, beruhigte Lorelai sie. Aber es war nutzlos. Rory weinte immer weiter und klammerte sich an Lorelai fest.
âHey! Hey Mäuschen, komm schon, sag mir, warum du es getan hast, okay?!â, forderte Lorelai nach zehn Minuten sanft. Rory wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und sah Lorelai lange an. Und dann das Bild auf dem Tisch von ihr und Dean.
âAuf Sookies Hochzeit... ich habe Jess gesehen und bin zu ihm rübergegangen, habe ich ihn gefragt, was er hier will und da bin ich einfach ausgeflippt!â
âWas hast du denn gemacht?!â, fragte Lorelai dazwischen, während sie Rory über den Kopf strich.
âIch habe ihn geküsst...â
âWow... das ist... oh man!â Lorelai stand auf und ging ein paar Schritte im Zimmer auf und ab und sah Rory auf einmal vorwurfsvoll an. âWieso hast du das getan? Wieso hast du ihn geküsst, Rory?!â
âIch weià es nicht... es kam einfach so...â
âSo was kommt nicht einfach so! Was ist mit Dean? Ich dachte, du liebst ihn!â
âAber das tue ich doch, das mit Jess war ein verdammt blöder Fehler!â Rory schlug den Koffer zu und stellte ihn auf den FuÃboden, ehe sie die Tür zuwarf und sich aufs Bett legte. Tränen rannen ihre Wange hinab und versperrten ihr die Sicht. Das hatte sie nicht gewollt. Sie wollte sich nicht wegen Jess mit Lorelai streiten, dass hatte sie nicht verdient und er war es nicht wert.
âEs... tut mir leid, okay? Ich... hab etwas überreagiert.â, gab Lorelai zu, doch ihre Tochter hörte ihr gar nicht zu, sie weinte still in ihr Kissen und fragte sich, warum sie das getan hatte.
~*~
Sie erkannte eine männliche Gestalt vor der Tür und beschloss erst zu fragen, mit wem sie es zu tun hatte. âWer ist da?!â
âIch binâs, Jess!â âNa toll, auch das noch! Das der sich noch traut hierher zu kommen.â Lorelai machte die Tür auf und steckte ihren Kopf hindurch. âWas gibtâs?â, fragte sie etwas leiser als gewöhnlich. Sie wollte Rory auf keinen Fall aus dem Zimmer vertreiben, wenn Jess hier war.
âIst Rory da?!â, fragte er sich sichtlich unwohlfühlend. âIch weià nicht, warum sollte sie denn da sein?â, fragte Lorelai stattdessen und trat mit verschränkten Armen vor der Brust vor die Tür, um sie dann hinter sich zu schlieÃen.
âIch will mich entschuldigen!â, erklärte Jess schüchtern, während er von einem Fuà auf den anderen trat. âSorry, Jess! Aber ich denke nicht, dass du hier noch willkommen bist!â, stellte Lorelai klar, drehte sich um und wollte gerade die Haustür schlieÃen, als Jess ein heiseres âAber ich liebe sie!â von sich gab. Lorelai schloss die Augen, atmete tief durch und schloss dann die Tür. Sie konnte nicht auf Jessâ Gefühle Rücksicht nehmen, das war geradezu unmöglich, denn ihre Tochter war jetzt das, um was sie sich Sorgen musste nicht Jess! Auch wenn sie wusste, wie hart es war, abgewiesen zu werden.
~*~
âIch dich auch, Mom! Und keine Angst, ich werde mir schon nicht die überkorrekte Art von Paris aneignen!â, grinste Rory ihre Mutter an und ging dann zum Schalter. Lorelai seufzte und senkte dann den Blick. Sollte sie es sagen, oder sollte sie nicht? Sollte sie warten, bis Rory in Washington angekommen war und sich bei ihr meldete?
Gott, das war alles so kompliziert! âRory!â Die Brünette drehte sich zu ihr um und sah sie fragend an. In drei Minuten war ihr Flieger weg und wenn Lorelai sich nicht beeilte, dann würde Rory auf den nächsten Flieger warten, der erst in zwölf Stunden startete.
âWas ist denn noch?!â, fragte Rory hektisch. âIch... ach egal! Ich liebe dich, SüÃe!â, rief Lorelai noch und sah ihre Tochter in einem langen Gang zum Shuttlebus verschwinden. âUnd er dich auch!â, fügte sie still hinzu und ging.
~*~
âMiss, ist alles in Ordnung mit Ihnen?!â, fragte plötzlich eine Stewardess neben ihr und sah sie mitleidig an. âKlar... alles okay, ich denke, ich bin nur etwas aufgeregt, weil ich gerade nicht wirklich weiÃ, was ich machen soll!â, überlegte Rory laut und sank noch mehr in die Kissen.
âWollen Sie vielleicht einen Tee?!â, fragte die Stewardess freundlich und zog den Tisch mit den Getränken in Rorys Sichtweite.
âSie trinkt lieber Kaffee!â, kam es plötzlich von hinten und Rory fuhr auf. Sie kannte die Stimme, aber sie wollte sie gerade überhaupt nicht kennen. âOh nein! Bitte nicht! Tu mir das nicht an!â, dachte sie nervös und rutschte noch tiefer.
âParis!â, flüsterte sie und verdrehte die Augen. âIhre Freundin?!â, fragte die Stewardess freundlich, wie immer.
âUm Gottes Willen, bloà nicht!â, dachte Rory laut und nahm dankend den Kaffee an, den ihr die Frau hinhielt.
âIn einer Stunde sind wir gelandet, keine Sorge, bis dahin halten Sie es noch aus!â, lächelte sie und fuhr davon. âKlar... mit Paris in meiner Nähe ganz sicher!â
âWas machst du in meinem Flieger?!â, fragte Rory, als Paris sich plötzlich zu ihr setzte. âEntschuldige mal, ich bin ja wohl zuerst eingestiegen und auÃerdem fliegen wir zu zweit nach Washington! Als Team und nicht als Gegner! Es war ja abzusehen, dass wir im selben Flieger sitzen, du wohnst ja nicht gerade weit von Hartford entfernt und...â
âParis! Hör auf, okay? Ich habâs kapiert, ich hab einfach nur keine Lust zu quasseln, also bitte lass mich in Ruhe, okay? Ich muss nachdenken!â, unterbrach Rory Paris scharf und schloss die Augen. Immer wieder schwirrten diese Bilder vor ihr her: Jess, Dean; Dean, Jess! Und wieder: Rory und Jess beim Küssen, Dean und Rory beim Küssen, Rory und Jess; Rory und Jess; Rory und Jess!
Rory riss die Augen auf und trank hastig ihren Kaffee.
âIch hasse das!â, sagte sie wie zu sich selbst und starrte aus dem Fenster. Vermutlich nahm Paris an, dass sie das Fliegen hasste, aber Rory hasste es viel mehr mit sich selbst im Ungewissen zu sein. Und das war sie im Moment. Sie war mit sich im Ungewissen und konnte sich nicht entscheiden, ob sie wirklich eine Entscheidung treffen sollte.
Freundschaft fließt aus vielen Quellen, am reinsten aus dem Respekt