05.10.2008, 11:11
Hey ihr zwei SüÃen!
Vielen lieben dank!
Ich hab lange überlegt, aber die nächsten zwei Teile gibt's im Doppelpack - da hab ihr auch mehr zu lesen
Unterwegs - California, here I come
Jess hatte Portland schon vor Stunden weit hinter sich gelassen. Inzwischen steuerte er direkt auf Eugene zu, von dort aus hatte er sich vorgenommen in Richtung Pazifikküste zufahren und dann geradewegs Richtung Süden.
Je weiter er in den letzten vier Tagen gefahren war, desto klarer war ihm geworden wohin er fuhr.
Ohne es Anfangs drauf angelegt zu haben, steuerte er auf Kalifornien zu.
Die Strecke, durch Montana, Washington und schlieÃlich Oregon, die er gefahren war hatte er bisher noch nie genommen um nach Los Angeles zukommen.
Aber es hatte ihn abgelenkt. Er hatte schon ein paar mal zuvor die Rocky Mountains gesehen, aber noch nie so weit im Norden. Ãber Lewiston, war er schlieÃlich nach Portland gelangt und nun, da Portland schon vor Stunden aus seinem Rückspiegel verschwunden war, blitzten neue StraÃenschilder vor ihm auf.
Eugene 80 Meilen, Nächste Ausfahrt Harrisburg, Eugene 45 Meilen, Nächste Ausfahrt Cheshire, Eugene 20 Meilen, Nächste Ausfahrt Venela.
Jess wechselte den Fahrstreifen. Es dauerte noch etwas bis letztendlich die entsprechende Ausfahrt vor ihm auftauchte. Er steuerte darauf zu und verlieà den Highway.
Ãber kleinere StraÃen umfuhr er Venela und viele kleinere Orte, bevor die Luft die durch das geöffnete Fenster hinein strömte sich langsam veränderte.
Sie wurde feuchter, je näher er den Wäldern kam die Eugene umgaben.
Eugene, eine der Städte in Oregon, die auf seinem Weg Richtung Süden lagen, lag bereits mehr als vier Autostunden hinter ihm, als er seinen Kurs erneut änderte.
Es dauerte eine Weile, aber dann strömte, Minute für Minute, mehr salzige Luft in den Wagen. Er brauchte etwa eine weitere halbe Stunde, bis vor ihm die Küste auftauchte. Ein Schild an der KüstenstraÃe, auf die er Abgebogen war, verriet ihm das er in der nähe von Gold Beach gelandet war und ein weiteres Schild ein paar Meilen weiter die StraÃe entlang, kündigte an, dass er geradewegs auf Crescent City und Eureka, die ersten Städte die es nach der kalifornischen Grenze wert waren, auf Landkarten erwähnt zu werden, zu steuerte.
Er hielt nicht an, obwohl viele Menschen den Anblick, den das Meer bot, einen Halt, eine kleine Pause, unumgänglich machte. Das Meer war nichts besonderes mehr für ihn, trotzdem immer wieder, ohne das er es kontrollieren konnte, schweifte sein Blick nach rechts hinaus aufs Meer.
Erst fiel es ihm kaum auf, doch dann ganz langsam wurde es deutlicher. Die Farbe der Sonne änderte sich. Sie wurde dunkler und ganz langsam, sank sie immer weiter, bis zu dem Punkt an dem es aussah als würde sie das Wasser berühren.
Mit einem kurzen Blick vergewisserte sich Jess das keine anderen Autos in der Nähe waren und fuhr langsam rechts ran. Diesen Anblick konnte selbst er nicht ignorieren. Ein weiterer Tag war zu Ende, wenn auch nicht für ihn, dann für viele andere Menschen, er hatte noch zu viele Kilometer vor sich, um an das Ende des Tages zu denken.
Als er Ausstieg und zur Leitplanke ging, die die StraÃe von der Klippe und dem Meer darunter trennte, hatte das Wasser die Sonne bereits zur Hälfte verschluckt.
Rot und die verschiedensten Violettöne überzogen den Himmel.
Ohne den Blick von dem Szenario vor sich zunehmen, fummelte Jess eine Zigarette aus seiner Tasche und zündete sie an.
Der Qualm den er ausblies färbte sich gelbrot in den letzten Sonnenstrahlen die am Horizont auffuhren.
Kurz darauf war alles was noch an den gerade vergangenen Tag erinnerte ein heller Schimmer, der letztendlich verblasste. Wie viele Menschen, auÃer ihm, hatten diese Szenerie beobachtet? Er war sich sicher, wir er sich über viele andere Dinge sicher war, dass es mehr Menschen waren, als er auf Anhieb schätzte, aber, wie bei vielen anderen Dingen, würde er nie erfahren, ob er recht hatte.
Jess nahm einen letzten Zug seiner Zigarette und schnippte sie über die Leitplanke ins Meer. Sein Zigarettenkonsum hatte sich stark reduziert, aber ganz aufzuhören, kam ihm nie in den Sinn. Hin und wieder musste, wollte er einfach eine Zigarette anzünden, den Rauch inhalieren, den Nikotingeruch an seinen Kleidern kleben haben, für einen Moment der alte Jess sein, dem alles egal war.
Langsam ging er wieder zu seinem Auto. Wenigstens bis nach San Rose wollte er noch kommen, auch wenn es bedeutete noch einige Stunden fahrt vor sich zu haben und er Gefahr lief am Steuer einzuschlafen.
Es gab mehrere Möglichkeit für ihn. Die eine wäre direkt nach Venice zu fahren und seine Freundschaft mit Angus, Chowder, Rufus, Legolas, Caligula, Mudball, General Lee, Jimmy Jam, Terry Lewis und Spot aufzufrischen, in der Hoffnung Sasha zu Hause an zutreffen oder nach Santa Monica zufahren und ohne umschweife Jimmy im Inferno zu überrumpeln.
Seit er vor zwei Tagen die Grenze überfahren hatte, dachte er darüber nach, ohne groÃen Erfolg.
L.A. rückte immer näher und er war sich noch nicht mal sicher ob er überhaupt hier sein sollte.
Als er keine Meile vor der Stadt das Schild für die Ausfahrt nach Santa Monica sah, bog er trotz noch bestehender Zweifel ab.
Ob er jetzt Jimmy oder Sasha als erstes sehen würde, konnte er auch dann noch entscheiden, wenn er nicht mehr auf dem Highway war.
Ihm war voll und ganz bewusst das beide Varianten ihre Vor- und Nachteile hatten. Ein Aufeinandertreffen mit Sasha wäre weniger angespannt, dafür aber mit wesentlich mehr Fragen verbunden und mit Jimmy wäre es das genaue Gegenteil.
Langsam verschwand um ihn herum die fremdere Gegend und wich Gebäuden, StraÃen und Geschäften von denen er ohne schlechtes Gewissen behaupten konnte sie wie seine Westentasche zukennen.
Als er zu der Kreuzung kam an der er hätte Abbiegen müssen um nach Santa Monica zugelangen, fuhr er einfach gerade aus weiter. Die Fragen würden definitiv leichter zu ertragen sein, als die Anspannung seinem Vater wieder einmal aus heiterem Himmel gegenüber zustehen.
Wie lange war es her das er das letzte Mal hier gewesen war? Elf Zwölf Monate, ja, so in dem Dreh auf jedenfalls. Er war nicht lange geblieben, zwei Wochen, und dann hatte seine groÃe Reise begonnen.
Etwa neun Monate davor, hatte er Jimmy zum ersten Mal besucht, nach dem Jimmy in Stars Hollow aufgetaucht war.
Damals war er vier Monate geblieben, bevor er zurück nach New York gezogen war.
Die vier Monate in Kalifornien waren nicht die leichtesten gewesen, aber auch nicht die schwersten. Es hatte viele Reibereien zwischen ihm und Jimmy gegeben, viele Schreiereien, aber alles in allem waren sie gut klargekommen.
Nicht wie Vater und Sohn, genau sowenig wie Freunde, aber immerhin wie gute Bekannte oder Mitbewohner.
An der nächsten Ecke bog Jess ab. Hinter den kleinen Häusern kam das Meer zum Vorschein. Keine hundert Meter trennten ihn noch von seinem Ziel.
Jess fuhr zum StraÃenrand und hielt das Auto an.
Tief durchatmend lieà er sich im Fahrersitz zurück sinken. Ohne mehr als seinen Arm zugbewegen fischte er eine CD vom Beifahrersitz und legte sie in den alten, leicht zerstörten Diskman. Noch, bevor das Lied begann drehte er die Lautstärke hoch.
Venice Beach - I Don‘t Want To Be
„Jess!“ „Sash!“, antwortete er im gleichen Tonfall, während die blonde Frau schon auf das Gartentor zuging.
Die Hunde sprangen wie immer um sie herum, hin und wieder blieb einer stehen und betrachtete den Besucher misstrauisch. Calingula war der erste der Kläffer, der Jess wieder erkannte, als er den Garten betrat.
Sasha beobachtete Jess aufmerksam, wie er durch den Garten ging und das Haus ohne zögern betrat.
Sein Seesack landete ohne Umwege in einer Ecke neben der Tür.
Jess blieb in der Mitte des Raumes stehen und lieà seinen Blick schweifen. Die Clowns auf dem dem Regal an der Wand, die schon mehr zum Flur als zum Wohnzimmer gehörte, schienen sich verdoppelt zuhaben und Jess konnte zwei Katzen ausfindig machen, die er vorher noch nie hier gesehen hatte.
„Was führt dich her?“ Sasha zog die Tür hinter sich zu und schaute Jess gerade heraus an. „Lag auf meinem Weg!“ Jess lieà sich auf die Couch fallen. „Und dieser Weg wäre?“ Sasha kam auf ihn zu. Bevor er antwortete, richtete Jess sich auf und spähte hinter die Couch „Hi Lily!“ Das Mädchen schaute kurz von seinem Buch auf „Hi!“ Jess konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, drehte sich aber wieder zu Sasha „Keine Ahnung, ich bin in der letzten Zeit viel durch die Gegend gefahren.“ Sasha schaute ihn nachdenklich an „Und der Grund dafür ist nicht zufällig ein braunhaariges, blauäugiges Mädchen über das du nie redest!“ „Huh?“ Jess Augen weiteten sich für einen kurzen Moment. „Mach mir nichts vor, Jess. Ich bin eine Frau ich besitze die natürliche weibliche Intuition!“ Jess zog die Augenbrauen zusammen „So wie die Sache mit dem Super Bowl?“ Jetzt schaute Sasha einen kurzen Moment überrascht drein „Ja, genau wie die Sache mit dem Super Bowl“, antwortete sie schlieÃlich „Nur die Sache mit den Haaren und Augen lässt sich damit nicht erklären“, stellte Jess fordernd fest. „Was kann ich dafür, wenn du immer und überall Bücher rumfliegen lässt?“ Sasha lächelte ihn frech an. „Bücher?“ Jess brauchte einen Moment, bis er begriff worauf Sasha anspielte. Das Photo! Jess hatte ein Photo von ihr in seiner Oliver Twist Ausgabe die er... Jess atmete scharf aus... letztes Jahr als er hier war gelesen hatte.
Er merkte das Sasha ihn beobachtete und zuckte schlieÃlich mit den Schultern „Möglich!“ Sasha setzte sich zu ihm auf die Couch „Denkst du nicht es wäre langsam an der Zeit auszupacken?“ Sie schaute ihn skeptisch an „Ich meine erst tauchst du hier vor zwei Jahren auf, warum wissen wir, obwohl ich denke das du etwas verschwiegen hast, dann kommst du knapp ein Jahr später wieder, ohne Erklärungen, ohne das du dich in der zwischen Zeit mal gemeldet hättest, zwei Wochen später haust du wieder ab und jetzt bist du wieder da. Wieder mit einem Jahr Abwesenheit, ohne ein Wort, ohne irgendeine Nachricht.“ Jess lachte bitter „Genau da liegt das Problem!“ „Wo genau?“, fragte Sasha ohne die Absicht nach zulassen, bis sie wusste was sie wissen wollte. ... Was würde Jess zu mir sagen, wenn ich ihn jemals wieder sehe? Ich meine, er ist einfach so abgehauen, keine Nachricht, kein Anruf, nichts, wie könnte er das erklären? Ein Jahr vergeht. Kein Wort, nichts, er kann unmöglich eine gute Entschuldigung dafür haben, richtig?... Jess schüttelte kurz den Kopf, schlieÃlich seufzte er „Einfach verschwinden, sich nicht melden, Menschen verletzen, ihr Leben regelmäÃig ins Chaos stürzen...“ „Du redest nicht von Jimmy und mir“, stellte Sasha trocken fest „Also, wie heiÃt sie?“
Jess lehnte sich im Sofa zurück und schloss die Augen „Rory, sie heiÃt Rory!“ Sasha nickte zufrieden. „Wie wär‘s mit was zu trinken? Reden macht durstig!“ „Bier!“ Jess hatte die Augen immer noch geschlossen und sah nicht wie Sasha wissend grinste. „Cola?“, schlug Sasha vor. Jess verzog nur das Gesicht „Bier!“
„Nur wenn du mir mehr erzählst!“ Jess brummte genervt „Dann doch lieber ‘ne Cola!“ Jess öffnete die Augen und schaute Sasha direkt an, wie sie grinsend vor ihm stand. „Ok, Bier kommt gleich!“ Bevor Jess etwas sagen konnte war Sasha durch die Schwingtür in die Küche verschwunden.
Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, hielt sie in einer Hand eine Flasche Bier für Jess und in der anderen einen Becher mit einer grünlichen Flüssigkeit für sich selbst.
Sie hatte Jess kaum die Flasche in die Hand gedrückt und sich gesetzt, als die Fragerei wieder los ging „Und wer ist diese Rory?“
Jess nahm einen groÃen Schluck von seinem Bier und zuckte mit den Schultern „Ich bin mir nicht so sicher.“ „Mach mir nichts vor! Du hängst hier seit zwei Jahren nach, du musst wissen wer sie ist, oder zumindest was sie für dich ist...“ „Sash!“ Die Haustür würde aufgedrückt „Ich bin...“
Jimmy blieb wie anwurzelt stehen und schaute erst Jess dann Sasha fragend an. „Seit wann... umm... bist du hier?“, wendete er sich an Jess. „Vierzig Minuten oder so.“ Jess atmete erleichtert durch. Wenn Jimmy vieles nicht hatte, perfektes Timing hatte er.
„Ich frag nicht gern...“ Jess schaute Jimmy und Sasha über den Küchentisch hinweg an „... Aber könnte ich von hier aus mal telefonieren?“
Jess war bereits seit zwei Tagen bei seinem Vater und irgendwie war es so als wäre er nicht weggewesen. Anders als in New York, Star Hollow und jedem anderen Ort an dem er mehr als zwei Wochen seines Lebens verbracht hatte. Hier bei Sasha, Jimmy und Lily schien wirklich alles immer beim Alten zubleiben. „Ortgespräch„, fragte Jimmy, nachdem er ein Stück Pizza runtergewürgt hatte. Jess schüttelte den Kopf „New York!“ „Liz?“ „Ty!“ Sasha hatte den Wortwechsel zwischen Vater und Sohn stillschweigend beobachtet, schaltete sich dann aber doch ein „Ty?“ „Eine Freundin, sie war eine Zeit lang mit mir unterwegs, seit Januar lebt sie in New York.“ Jimmy nickte, zwar etwas aus dem Zusammenhang gerissen, trotzdem verstand Jess „Danke!“ Ohne weiter über sein Essen nach zudenken, stand er auf und verlieà die Küche.
Im Wohnzimmer nahm er das tragbare Telefon von der Kommode und setzte sich auf die Couch.
Ohne viel Aufwand zog er einen kleinen Zettel aus seiner Hosentasche und wählte die Nummer die darauf stand.
„Ja?“ Es hatte nicht mal zehn Sekunden geklingelt, bevor am anderen Ende abgehoben wurde. „Hey Todd! Hier ist Jess ist Ty da?“ „Klar, Butt. Sie wartet schon seit ein paar Tagen auf nen Anruf von dir. Wo bist du grade?“ „L.A.!“ „Das wird sie freuen, genug Zeit ihren Kopf in Sicherheit zubringen!“ Jess legte verwirrt die Stirn in Falten. Ihren Kopf in Sicherheit bringen? „Hi Jess!“ Tianas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken „Hi! Was hat die Sache mit deinem Kopf auf sich?“ Jess hörte wie Ty sich vom Hörer wegdrehte und ihrem Freund etwas zurief, allerdings verstand er nicht was, dann wurde ihre Stimme wieder deutlicher „Um... Ja... also...“ Jess unterbrach sie „Ty, was ist los?“ „Ich hab vor ein paar Tagen einen interessanten Bericht gelesen, also der ging über einen Junge... der durch die Staaten fährt. Der Bericht basierte auf... Briefen“ Ty schwieg kurz, in der Hoffnung Jess hätte schon begriffen um was es ging. Anscheinend war das nicht der Fall „Ein Brief geht darum das er ein Mädchen in Dayton sucht, das er einen Tag vorher kennen gelernt hat!“ Jess hätte fast das Telefon fallen lassen. „Wiederhol das!“ Jess‘ Stimme war fast ein flüstern. „Jess, hast du diese Briefe...?“ Schweigen. „Jess, bitte gib mir ne Antwort, denn wenn du es warst muss ich dir noch was erzählen!“ Jess fragte sich ernsthaft was jetzt noch kommen konnte „Mich würde interessieren, wie die zu den Briefen gekommen sind!“ Ein einfaches Ja hätte Tiana wahrscheinlich als antwort gereicht, aber genau dieses kleine Wort wollte nicht so recht. „Also, ich hab mit einer der Autorinnen Telefoniert, sie meinte einer der Briefe sei an die GroÃmutter ihrer Kollegin geraten. Daraufhin hat ihre Kollegin das ganze ins Rollen gebracht.“ „Welche Zeitung?“ Jess brauchte Zeit zum Nachdenken. Ty fragen zustellen war die einfachste Möglichkeit diese Zeit zubekommen „Daily News!“ „Daily News?“ Jess konnte sich nicht erinnern den Namen schon mal gehört zuhaben. Er hörte wie Ty tief durchatmete „Yale Daily News!“
Jess schluckte „Yale?“ „Yale“, kam die leise Antwort von Tiana „Eine der Autorinnen heiÃt Teressa McKenzie die andere R...“ „Rory Gilmore“, beendete Jess den Satz. Warum auch nicht? Das würde Tys Angst um ihren Kopf erklären.
„Woher weiÃt du...“ „Nur geraten“, antwortete Jess ehrlich.
Kurze Zeit herrschte Schweigen weder Tiana noch Jess sagten ein Wort.
„Sie hat mir von dir erzählt!“ Ty war es, die schlieÃlich die Stille brach „Alles.“
Jess atmete tief durch. „Und sie hat mir viel von ihr selbst erzählt und von ihrer Familie, deinem Onkel.“ „Luke?“ Jess klang überrascht. „Er wird heiraten!“ „Was?“ Jess war mit einem Mal wieder er selbst. Er saà aufrecht und wartete darauf dass Ty endlich weiter reden würde. „Rorys Mum. Luke heiratet Rorys Mum!“ Jess fuhr sich mit seiner freien Hand durch die Haare „Du weiÃt nicht zufällig wann?“ Ty dachte kurz nach „Rory sagte irgendwas von - in einer Woche -, das müsste also im Laufe der nächsten zwei drei Tage sein!“ „Ok.“ Jess schwieg kurz „Ty ich meld mich wieder bei dir!“ Ohne auf ein Wort von Ty zu warten legte Jess auf. Er wusste nicht was er fühlen sollte. Er war wütend, wütend das seine Briefe in einer Zeitung veröffentlicht wurden, wütend das Ty ihn verraten hatte, wütend das Rory die Briefe kannte, das sie wusste das er es wegen ihr getan hatte. Er freute sich, er freute sich, weil seine Briefe anklang gefunden hatten, er freute sich das Luke die Frau heiraten würde die er liebte, er freute sich das Rory den Vater bekommen würde den sie verdiente.
Er war traurig, deprimiert, das er kein Teil von all dem war. Er hätte ein Teil davon seien können, schon seit vielen Jahren, aber er hatte es versaut.
Jess hatte Jimmys alte Anlage zu laut aufgedreht, um zuhören wie die Tür des Gästezimmers langsam geöffnet würde. Erst als jemand sachte gegen die Matratze trat, öffnete er die Augen. Sasha stand mit dem Telefon in der Hand vor ihm.
Sie schüttelte den Kopf, bevor sie ihm das Telefon hinhielt „Ruf ihn an!“ „Was?“ Jess setzte sich auf. „Ruf ihn an!“ wiederholte Sasha etwas lauter. „Wen?“
Sasha verdrehte die Augen „Wen schon. Luke!“ Als Jess nicht reagierte, schmiss sie das Telefon einfach neben ihn auf die Matratze und verlieà das Zimmer
Die Sekunden die es dauerte bis jemand abhob, kamen ihm wie Stunden vor.
„Lukes Diner!“ „Onkel Luke!“ „Jess!“ Luke klang völlig perplex. „Ich hab gehört, du heiratest Lorelai!“ Jess war sich nicht sicher ob das der richtige Anfang für das Gespräch war, aber irgendwie musste es anfangen. „Um, ja, in drei Tagen. Hier steht alles Kopf.“ Jess schmunzelte. Small Talk mit Luke war für niemanden leicht, für ihn erst recht nicht. Jess hörte ein knistern, dann wieder Lukes Stimme „Hättest du Lust zur Hochzeit zukommen?“ Jess blinzelte ein paar Mal. Hatte Luke gerade... „Jess, hast du gehört? Würdest du gern zur Hochzeit kommen?“ Ja, Luke hatte gefragt. „Ich bin mir nicht sicher das es eine gute Idee wäre!“ „Lorelai wird nichts dagegen haben und alles andere...“ Jess musste zugeben das er mehr Angst vor dem ‚alles andere‘, als vor Lorelai hatte.
„Ich brauche immer noch einen Trauzeugen“, fügte Luke hinzu. Trauzeuge? Lukes Trauzeuge? Jess rang mit sich selbst. Vor zwei Stunden hatte er sich noch gewünscht Teil von allem zusein und jetzt? „Ich versuche zukommen!“ „Ein versuchen reicht hier nicht, Jess!“ Luke klang ernst. Jess seufzte „Ok, ich wird da sein!“ „Wo bist du?“ „L.A. Ich werde zusehen das ich nen Flug nach Hartford kriege.“ „Ruf mich an, wenn du ankommst. Ich kann...“ „Ja, Luke!“ Jess legte auf.
Es dauerte etwas bis er vollkommen realisierte was er gerade getan hatte. Genauso gut hätte er sein Todesurteil unterschreiben können. Er raufte sich die Haare, bevor er wieder zum Telefon griff und die Nummer der Auskunft wählte.
„Was ist das?“ „Geld!“ „Jimmy!“ Jess schaute erst seinen Vater an und dann unsicher von einer Seite zur andern. „Es reicht für den Flug nach Stars Hollow und wieder hier her, damit du dein Auto hohlen kannst!“ Jess lenkte seine Aufmerksamkeit vom Getümmel um ihn herum wieder auf Jimmy „Ich hab genug!“ Jimmy nickte „Ich weiÃ, aber... Du weiÃt ich hab Liz nie was für dich gezahlt. Sieh es als eine Anzahlung für das was ich dir noch Schulde.“ „Das...“ „Nein, Jess“, unterbrach Jimmy ihn „Keine Wiederrede! Du nimmst es! Spül‘s im Klo runter von du es wirklich nicht willst. Ich nehm‘s auf jeden Fall nicht zurück.“ Jess schaute seinen Vater skeptisch an, letztendlich nickte er und lieà den Umschlag in seiner Lederjacke verschwinden. „Flug 378 nach Hartford, Conneticut startet in dreiÃig Minuten!“ „Ich muss zum Check - In!“
Jimmy schaute seinen Sohn direkt an „Ok, aber pass auf dich auf!“ „Ja, klar!“ Jess nickte seinem Vater zu, drehte sich um und verschwand in dem Gewimmel von Menschen, noch bevor Jimmy ihm ein paar letzte Worte mit auf den Weg geben konnte.
Vielen lieben dank!
Ich hab lange überlegt, aber die nächsten zwei Teile gibt's im Doppelpack - da hab ihr auch mehr zu lesen

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Unterwegs - California, here I come
Jess hatte Portland schon vor Stunden weit hinter sich gelassen. Inzwischen steuerte er direkt auf Eugene zu, von dort aus hatte er sich vorgenommen in Richtung Pazifikküste zufahren und dann geradewegs Richtung Süden.
Je weiter er in den letzten vier Tagen gefahren war, desto klarer war ihm geworden wohin er fuhr.
Ohne es Anfangs drauf angelegt zu haben, steuerte er auf Kalifornien zu.
Die Strecke, durch Montana, Washington und schlieÃlich Oregon, die er gefahren war hatte er bisher noch nie genommen um nach Los Angeles zukommen.
Aber es hatte ihn abgelenkt. Er hatte schon ein paar mal zuvor die Rocky Mountains gesehen, aber noch nie so weit im Norden. Ãber Lewiston, war er schlieÃlich nach Portland gelangt und nun, da Portland schon vor Stunden aus seinem Rückspiegel verschwunden war, blitzten neue StraÃenschilder vor ihm auf.
Eugene 80 Meilen, Nächste Ausfahrt Harrisburg, Eugene 45 Meilen, Nächste Ausfahrt Cheshire, Eugene 20 Meilen, Nächste Ausfahrt Venela.
Jess wechselte den Fahrstreifen. Es dauerte noch etwas bis letztendlich die entsprechende Ausfahrt vor ihm auftauchte. Er steuerte darauf zu und verlieà den Highway.
Ãber kleinere StraÃen umfuhr er Venela und viele kleinere Orte, bevor die Luft die durch das geöffnete Fenster hinein strömte sich langsam veränderte.
Sie wurde feuchter, je näher er den Wäldern kam die Eugene umgaben.
Eugene, eine der Städte in Oregon, die auf seinem Weg Richtung Süden lagen, lag bereits mehr als vier Autostunden hinter ihm, als er seinen Kurs erneut änderte.
Es dauerte eine Weile, aber dann strömte, Minute für Minute, mehr salzige Luft in den Wagen. Er brauchte etwa eine weitere halbe Stunde, bis vor ihm die Küste auftauchte. Ein Schild an der KüstenstraÃe, auf die er Abgebogen war, verriet ihm das er in der nähe von Gold Beach gelandet war und ein weiteres Schild ein paar Meilen weiter die StraÃe entlang, kündigte an, dass er geradewegs auf Crescent City und Eureka, die ersten Städte die es nach der kalifornischen Grenze wert waren, auf Landkarten erwähnt zu werden, zu steuerte.
Er hielt nicht an, obwohl viele Menschen den Anblick, den das Meer bot, einen Halt, eine kleine Pause, unumgänglich machte. Das Meer war nichts besonderes mehr für ihn, trotzdem immer wieder, ohne das er es kontrollieren konnte, schweifte sein Blick nach rechts hinaus aufs Meer.
Erst fiel es ihm kaum auf, doch dann ganz langsam wurde es deutlicher. Die Farbe der Sonne änderte sich. Sie wurde dunkler und ganz langsam, sank sie immer weiter, bis zu dem Punkt an dem es aussah als würde sie das Wasser berühren.
Mit einem kurzen Blick vergewisserte sich Jess das keine anderen Autos in der Nähe waren und fuhr langsam rechts ran. Diesen Anblick konnte selbst er nicht ignorieren. Ein weiterer Tag war zu Ende, wenn auch nicht für ihn, dann für viele andere Menschen, er hatte noch zu viele Kilometer vor sich, um an das Ende des Tages zu denken.
Als er Ausstieg und zur Leitplanke ging, die die StraÃe von der Klippe und dem Meer darunter trennte, hatte das Wasser die Sonne bereits zur Hälfte verschluckt.
Rot und die verschiedensten Violettöne überzogen den Himmel.
Ohne den Blick von dem Szenario vor sich zunehmen, fummelte Jess eine Zigarette aus seiner Tasche und zündete sie an.
Der Qualm den er ausblies färbte sich gelbrot in den letzten Sonnenstrahlen die am Horizont auffuhren.
Kurz darauf war alles was noch an den gerade vergangenen Tag erinnerte ein heller Schimmer, der letztendlich verblasste. Wie viele Menschen, auÃer ihm, hatten diese Szenerie beobachtet? Er war sich sicher, wir er sich über viele andere Dinge sicher war, dass es mehr Menschen waren, als er auf Anhieb schätzte, aber, wie bei vielen anderen Dingen, würde er nie erfahren, ob er recht hatte.
Jess nahm einen letzten Zug seiner Zigarette und schnippte sie über die Leitplanke ins Meer. Sein Zigarettenkonsum hatte sich stark reduziert, aber ganz aufzuhören, kam ihm nie in den Sinn. Hin und wieder musste, wollte er einfach eine Zigarette anzünden, den Rauch inhalieren, den Nikotingeruch an seinen Kleidern kleben haben, für einen Moment der alte Jess sein, dem alles egal war.
Langsam ging er wieder zu seinem Auto. Wenigstens bis nach San Rose wollte er noch kommen, auch wenn es bedeutete noch einige Stunden fahrt vor sich zu haben und er Gefahr lief am Steuer einzuschlafen.
***
Es gab mehrere Möglichkeit für ihn. Die eine wäre direkt nach Venice zu fahren und seine Freundschaft mit Angus, Chowder, Rufus, Legolas, Caligula, Mudball, General Lee, Jimmy Jam, Terry Lewis und Spot aufzufrischen, in der Hoffnung Sasha zu Hause an zutreffen oder nach Santa Monica zufahren und ohne umschweife Jimmy im Inferno zu überrumpeln.
Seit er vor zwei Tagen die Grenze überfahren hatte, dachte er darüber nach, ohne groÃen Erfolg.
L.A. rückte immer näher und er war sich noch nicht mal sicher ob er überhaupt hier sein sollte.
Als er keine Meile vor der Stadt das Schild für die Ausfahrt nach Santa Monica sah, bog er trotz noch bestehender Zweifel ab.
Ob er jetzt Jimmy oder Sasha als erstes sehen würde, konnte er auch dann noch entscheiden, wenn er nicht mehr auf dem Highway war.
Ihm war voll und ganz bewusst das beide Varianten ihre Vor- und Nachteile hatten. Ein Aufeinandertreffen mit Sasha wäre weniger angespannt, dafür aber mit wesentlich mehr Fragen verbunden und mit Jimmy wäre es das genaue Gegenteil.
Langsam verschwand um ihn herum die fremdere Gegend und wich Gebäuden, StraÃen und Geschäften von denen er ohne schlechtes Gewissen behaupten konnte sie wie seine Westentasche zukennen.
Als er zu der Kreuzung kam an der er hätte Abbiegen müssen um nach Santa Monica zugelangen, fuhr er einfach gerade aus weiter. Die Fragen würden definitiv leichter zu ertragen sein, als die Anspannung seinem Vater wieder einmal aus heiterem Himmel gegenüber zustehen.
Wie lange war es her das er das letzte Mal hier gewesen war? Elf Zwölf Monate, ja, so in dem Dreh auf jedenfalls. Er war nicht lange geblieben, zwei Wochen, und dann hatte seine groÃe Reise begonnen.
Etwa neun Monate davor, hatte er Jimmy zum ersten Mal besucht, nach dem Jimmy in Stars Hollow aufgetaucht war.
Damals war er vier Monate geblieben, bevor er zurück nach New York gezogen war.
Die vier Monate in Kalifornien waren nicht die leichtesten gewesen, aber auch nicht die schwersten. Es hatte viele Reibereien zwischen ihm und Jimmy gegeben, viele Schreiereien, aber alles in allem waren sie gut klargekommen.
Nicht wie Vater und Sohn, genau sowenig wie Freunde, aber immerhin wie gute Bekannte oder Mitbewohner.
An der nächsten Ecke bog Jess ab. Hinter den kleinen Häusern kam das Meer zum Vorschein. Keine hundert Meter trennten ihn noch von seinem Ziel.
Jess fuhr zum StraÃenrand und hielt das Auto an.
Tief durchatmend lieà er sich im Fahrersitz zurück sinken. Ohne mehr als seinen Arm zugbewegen fischte er eine CD vom Beifahrersitz und legte sie in den alten, leicht zerstörten Diskman. Noch, bevor das Lied begann drehte er die Lautstärke hoch.
[...] Its going down tonight in this town
Cause they stare and growl [...]
Jess richtete sich wieder auf den lieà den Motor aufheulen, bevor er das Gas durchtrat und die letzten Meter hinter sich brachte Cause they stare and growl [...]
[...]They say This is the city The city of angels
All i see is dead wings
Once you get born youre never the same
So here we are Los Angeles
No angels singing in your valley of unease [...]
*****
All i see is dead wings
Once you get born youre never the same
So here we are Los Angeles
No angels singing in your valley of unease [...]
*****
Venice Beach - I Don‘t Want To Be
„Jess!“ „Sash!“, antwortete er im gleichen Tonfall, während die blonde Frau schon auf das Gartentor zuging.
Die Hunde sprangen wie immer um sie herum, hin und wieder blieb einer stehen und betrachtete den Besucher misstrauisch. Calingula war der erste der Kläffer, der Jess wieder erkannte, als er den Garten betrat.
Sasha beobachtete Jess aufmerksam, wie er durch den Garten ging und das Haus ohne zögern betrat.
Sein Seesack landete ohne Umwege in einer Ecke neben der Tür.
Jess blieb in der Mitte des Raumes stehen und lieà seinen Blick schweifen. Die Clowns auf dem dem Regal an der Wand, die schon mehr zum Flur als zum Wohnzimmer gehörte, schienen sich verdoppelt zuhaben und Jess konnte zwei Katzen ausfindig machen, die er vorher noch nie hier gesehen hatte.
„Was führt dich her?“ Sasha zog die Tür hinter sich zu und schaute Jess gerade heraus an. „Lag auf meinem Weg!“ Jess lieà sich auf die Couch fallen. „Und dieser Weg wäre?“ Sasha kam auf ihn zu. Bevor er antwortete, richtete Jess sich auf und spähte hinter die Couch „Hi Lily!“ Das Mädchen schaute kurz von seinem Buch auf „Hi!“ Jess konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, drehte sich aber wieder zu Sasha „Keine Ahnung, ich bin in der letzten Zeit viel durch die Gegend gefahren.“ Sasha schaute ihn nachdenklich an „Und der Grund dafür ist nicht zufällig ein braunhaariges, blauäugiges Mädchen über das du nie redest!“ „Huh?“ Jess Augen weiteten sich für einen kurzen Moment. „Mach mir nichts vor, Jess. Ich bin eine Frau ich besitze die natürliche weibliche Intuition!“ Jess zog die Augenbrauen zusammen „So wie die Sache mit dem Super Bowl?“ Jetzt schaute Sasha einen kurzen Moment überrascht drein „Ja, genau wie die Sache mit dem Super Bowl“, antwortete sie schlieÃlich „Nur die Sache mit den Haaren und Augen lässt sich damit nicht erklären“, stellte Jess fordernd fest. „Was kann ich dafür, wenn du immer und überall Bücher rumfliegen lässt?“ Sasha lächelte ihn frech an. „Bücher?“ Jess brauchte einen Moment, bis er begriff worauf Sasha anspielte. Das Photo! Jess hatte ein Photo von ihr in seiner Oliver Twist Ausgabe die er... Jess atmete scharf aus... letztes Jahr als er hier war gelesen hatte.
Er merkte das Sasha ihn beobachtete und zuckte schlieÃlich mit den Schultern „Möglich!“ Sasha setzte sich zu ihm auf die Couch „Denkst du nicht es wäre langsam an der Zeit auszupacken?“ Sie schaute ihn skeptisch an „Ich meine erst tauchst du hier vor zwei Jahren auf, warum wissen wir, obwohl ich denke das du etwas verschwiegen hast, dann kommst du knapp ein Jahr später wieder, ohne Erklärungen, ohne das du dich in der zwischen Zeit mal gemeldet hättest, zwei Wochen später haust du wieder ab und jetzt bist du wieder da. Wieder mit einem Jahr Abwesenheit, ohne ein Wort, ohne irgendeine Nachricht.“ Jess lachte bitter „Genau da liegt das Problem!“ „Wo genau?“, fragte Sasha ohne die Absicht nach zulassen, bis sie wusste was sie wissen wollte. ... Was würde Jess zu mir sagen, wenn ich ihn jemals wieder sehe? Ich meine, er ist einfach so abgehauen, keine Nachricht, kein Anruf, nichts, wie könnte er das erklären? Ein Jahr vergeht. Kein Wort, nichts, er kann unmöglich eine gute Entschuldigung dafür haben, richtig?... Jess schüttelte kurz den Kopf, schlieÃlich seufzte er „Einfach verschwinden, sich nicht melden, Menschen verletzen, ihr Leben regelmäÃig ins Chaos stürzen...“ „Du redest nicht von Jimmy und mir“, stellte Sasha trocken fest „Also, wie heiÃt sie?“
Jess lehnte sich im Sofa zurück und schloss die Augen „Rory, sie heiÃt Rory!“ Sasha nickte zufrieden. „Wie wär‘s mit was zu trinken? Reden macht durstig!“ „Bier!“ Jess hatte die Augen immer noch geschlossen und sah nicht wie Sasha wissend grinste. „Cola?“, schlug Sasha vor. Jess verzog nur das Gesicht „Bier!“
„Nur wenn du mir mehr erzählst!“ Jess brummte genervt „Dann doch lieber ‘ne Cola!“ Jess öffnete die Augen und schaute Sasha direkt an, wie sie grinsend vor ihm stand. „Ok, Bier kommt gleich!“ Bevor Jess etwas sagen konnte war Sasha durch die Schwingtür in die Küche verschwunden.
Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, hielt sie in einer Hand eine Flasche Bier für Jess und in der anderen einen Becher mit einer grünlichen Flüssigkeit für sich selbst.
Sie hatte Jess kaum die Flasche in die Hand gedrückt und sich gesetzt, als die Fragerei wieder los ging „Und wer ist diese Rory?“
Jess nahm einen groÃen Schluck von seinem Bier und zuckte mit den Schultern „Ich bin mir nicht so sicher.“ „Mach mir nichts vor! Du hängst hier seit zwei Jahren nach, du musst wissen wer sie ist, oder zumindest was sie für dich ist...“ „Sash!“ Die Haustür würde aufgedrückt „Ich bin...“
Jimmy blieb wie anwurzelt stehen und schaute erst Jess dann Sasha fragend an. „Seit wann... umm... bist du hier?“, wendete er sich an Jess. „Vierzig Minuten oder so.“ Jess atmete erleichtert durch. Wenn Jimmy vieles nicht hatte, perfektes Timing hatte er.
***
„Ich frag nicht gern...“ Jess schaute Jimmy und Sasha über den Küchentisch hinweg an „... Aber könnte ich von hier aus mal telefonieren?“
Jess war bereits seit zwei Tagen bei seinem Vater und irgendwie war es so als wäre er nicht weggewesen. Anders als in New York, Star Hollow und jedem anderen Ort an dem er mehr als zwei Wochen seines Lebens verbracht hatte. Hier bei Sasha, Jimmy und Lily schien wirklich alles immer beim Alten zubleiben. „Ortgespräch„, fragte Jimmy, nachdem er ein Stück Pizza runtergewürgt hatte. Jess schüttelte den Kopf „New York!“ „Liz?“ „Ty!“ Sasha hatte den Wortwechsel zwischen Vater und Sohn stillschweigend beobachtet, schaltete sich dann aber doch ein „Ty?“ „Eine Freundin, sie war eine Zeit lang mit mir unterwegs, seit Januar lebt sie in New York.“ Jimmy nickte, zwar etwas aus dem Zusammenhang gerissen, trotzdem verstand Jess „Danke!“ Ohne weiter über sein Essen nach zudenken, stand er auf und verlieà die Küche.
Im Wohnzimmer nahm er das tragbare Telefon von der Kommode und setzte sich auf die Couch.
Ohne viel Aufwand zog er einen kleinen Zettel aus seiner Hosentasche und wählte die Nummer die darauf stand.
„Ja?“ Es hatte nicht mal zehn Sekunden geklingelt, bevor am anderen Ende abgehoben wurde. „Hey Todd! Hier ist Jess ist Ty da?“ „Klar, Butt. Sie wartet schon seit ein paar Tagen auf nen Anruf von dir. Wo bist du grade?“ „L.A.!“ „Das wird sie freuen, genug Zeit ihren Kopf in Sicherheit zubringen!“ Jess legte verwirrt die Stirn in Falten. Ihren Kopf in Sicherheit bringen? „Hi Jess!“ Tianas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken „Hi! Was hat die Sache mit deinem Kopf auf sich?“ Jess hörte wie Ty sich vom Hörer wegdrehte und ihrem Freund etwas zurief, allerdings verstand er nicht was, dann wurde ihre Stimme wieder deutlicher „Um... Ja... also...“ Jess unterbrach sie „Ty, was ist los?“ „Ich hab vor ein paar Tagen einen interessanten Bericht gelesen, also der ging über einen Junge... der durch die Staaten fährt. Der Bericht basierte auf... Briefen“ Ty schwieg kurz, in der Hoffnung Jess hätte schon begriffen um was es ging. Anscheinend war das nicht der Fall „Ein Brief geht darum das er ein Mädchen in Dayton sucht, das er einen Tag vorher kennen gelernt hat!“ Jess hätte fast das Telefon fallen lassen. „Wiederhol das!“ Jess‘ Stimme war fast ein flüstern. „Jess, hast du diese Briefe...?“ Schweigen. „Jess, bitte gib mir ne Antwort, denn wenn du es warst muss ich dir noch was erzählen!“ Jess fragte sich ernsthaft was jetzt noch kommen konnte „Mich würde interessieren, wie die zu den Briefen gekommen sind!“ Ein einfaches Ja hätte Tiana wahrscheinlich als antwort gereicht, aber genau dieses kleine Wort wollte nicht so recht. „Also, ich hab mit einer der Autorinnen Telefoniert, sie meinte einer der Briefe sei an die GroÃmutter ihrer Kollegin geraten. Daraufhin hat ihre Kollegin das ganze ins Rollen gebracht.“ „Welche Zeitung?“ Jess brauchte Zeit zum Nachdenken. Ty fragen zustellen war die einfachste Möglichkeit diese Zeit zubekommen „Daily News!“ „Daily News?“ Jess konnte sich nicht erinnern den Namen schon mal gehört zuhaben. Er hörte wie Ty tief durchatmete „Yale Daily News!“
Jess schluckte „Yale?“ „Yale“, kam die leise Antwort von Tiana „Eine der Autorinnen heiÃt Teressa McKenzie die andere R...“ „Rory Gilmore“, beendete Jess den Satz. Warum auch nicht? Das würde Tys Angst um ihren Kopf erklären.
„Woher weiÃt du...“ „Nur geraten“, antwortete Jess ehrlich.
Kurze Zeit herrschte Schweigen weder Tiana noch Jess sagten ein Wort.
„Sie hat mir von dir erzählt!“ Ty war es, die schlieÃlich die Stille brach „Alles.“
Jess atmete tief durch. „Und sie hat mir viel von ihr selbst erzählt und von ihrer Familie, deinem Onkel.“ „Luke?“ Jess klang überrascht. „Er wird heiraten!“ „Was?“ Jess war mit einem Mal wieder er selbst. Er saà aufrecht und wartete darauf dass Ty endlich weiter reden würde. „Rorys Mum. Luke heiratet Rorys Mum!“ Jess fuhr sich mit seiner freien Hand durch die Haare „Du weiÃt nicht zufällig wann?“ Ty dachte kurz nach „Rory sagte irgendwas von - in einer Woche -, das müsste also im Laufe der nächsten zwei drei Tage sein!“ „Ok.“ Jess schwieg kurz „Ty ich meld mich wieder bei dir!“ Ohne auf ein Wort von Ty zu warten legte Jess auf. Er wusste nicht was er fühlen sollte. Er war wütend, wütend das seine Briefe in einer Zeitung veröffentlicht wurden, wütend das Ty ihn verraten hatte, wütend das Rory die Briefe kannte, das sie wusste das er es wegen ihr getan hatte. Er freute sich, er freute sich, weil seine Briefe anklang gefunden hatten, er freute sich das Luke die Frau heiraten würde die er liebte, er freute sich das Rory den Vater bekommen würde den sie verdiente.
Er war traurig, deprimiert, das er kein Teil von all dem war. Er hätte ein Teil davon seien können, schon seit vielen Jahren, aber er hatte es versaut.
***
[...] It’s such a sad state of affairs – I don’t care
Look at things long enough until they go away
But they’re still there, aren’t they? [...]
Jess lag auf der Matratze in dem kleinen Gästezimmer. Tys Worte kamen ihm immer wieder ins Gedächtnis, immer wieder stand er in Rorys Wohnheim, immer wieder hörte er Luke der ihm sagte er müsse gehen, immer wieder sah er Lorelai wie sie vor Gypsys Werkstatt auf ihn zugestürmt kommt, dann wieder Luke bei seinem letzten ‚offiziellen‘ Besuch in Stars Hollow, immer wieder und immer wieder. [...] It’s such a sad state of affairs – I don’t care
Look at things long enough until they go away
But they’re still there, aren’t they? [...]
Jess hatte Jimmys alte Anlage zu laut aufgedreht, um zuhören wie die Tür des Gästezimmers langsam geöffnet würde. Erst als jemand sachte gegen die Matratze trat, öffnete er die Augen. Sasha stand mit dem Telefon in der Hand vor ihm.
Sie schüttelte den Kopf, bevor sie ihm das Telefon hinhielt „Ruf ihn an!“ „Was?“ Jess setzte sich auf. „Ruf ihn an!“ wiederholte Sasha etwas lauter. „Wen?“
Sasha verdrehte die Augen „Wen schon. Luke!“ Als Jess nicht reagierte, schmiss sie das Telefon einfach neben ihn auf die Matratze und verlieà das Zimmer
[...] Use your time and memorize the lullaby of the day
Process the data and throw it away
And each little question doesn’t get me thinking
And the lies of my life still buzz around my brain [...]
Jess starrte das Telefon an. Was konnte er schon verlieren? Langsam griff er danach. Es dauerte bis er sich dazu durchringen konnte die Nummer von Lukes Diner zuwählen.Process the data and throw it away
And each little question doesn’t get me thinking
And the lies of my life still buzz around my brain [...]
Die Sekunden die es dauerte bis jemand abhob, kamen ihm wie Stunden vor.
„Lukes Diner!“ „Onkel Luke!“ „Jess!“ Luke klang völlig perplex. „Ich hab gehört, du heiratest Lorelai!“ Jess war sich nicht sicher ob das der richtige Anfang für das Gespräch war, aber irgendwie musste es anfangen. „Um, ja, in drei Tagen. Hier steht alles Kopf.“ Jess schmunzelte. Small Talk mit Luke war für niemanden leicht, für ihn erst recht nicht. Jess hörte ein knistern, dann wieder Lukes Stimme „Hättest du Lust zur Hochzeit zukommen?“ Jess blinzelte ein paar Mal. Hatte Luke gerade... „Jess, hast du gehört? Würdest du gern zur Hochzeit kommen?“ Ja, Luke hatte gefragt. „Ich bin mir nicht sicher das es eine gute Idee wäre!“ „Lorelai wird nichts dagegen haben und alles andere...“ Jess musste zugeben das er mehr Angst vor dem ‚alles andere‘, als vor Lorelai hatte.
„Ich brauche immer noch einen Trauzeugen“, fügte Luke hinzu. Trauzeuge? Lukes Trauzeuge? Jess rang mit sich selbst. Vor zwei Stunden hatte er sich noch gewünscht Teil von allem zusein und jetzt? „Ich versuche zukommen!“ „Ein versuchen reicht hier nicht, Jess!“ Luke klang ernst. Jess seufzte „Ok, ich wird da sein!“ „Wo bist du?“ „L.A. Ich werde zusehen das ich nen Flug nach Hartford kriege.“ „Ruf mich an, wenn du ankommst. Ich kann...“ „Ja, Luke!“ Jess legte auf.
Es dauerte etwas bis er vollkommen realisierte was er gerade getan hatte. Genauso gut hätte er sein Todesurteil unterschreiben können. Er raufte sich die Haare, bevor er wieder zum Telefon griff und die Nummer der Auskunft wählte.
„Was ist das?“ „Geld!“ „Jimmy!“ Jess schaute erst seinen Vater an und dann unsicher von einer Seite zur andern. „Es reicht für den Flug nach Stars Hollow und wieder hier her, damit du dein Auto hohlen kannst!“ Jess lenkte seine Aufmerksamkeit vom Getümmel um ihn herum wieder auf Jimmy „Ich hab genug!“ Jimmy nickte „Ich weiÃ, aber... Du weiÃt ich hab Liz nie was für dich gezahlt. Sieh es als eine Anzahlung für das was ich dir noch Schulde.“ „Das...“ „Nein, Jess“, unterbrach Jimmy ihn „Keine Wiederrede! Du nimmst es! Spül‘s im Klo runter von du es wirklich nicht willst. Ich nehm‘s auf jeden Fall nicht zurück.“ Jess schaute seinen Vater skeptisch an, letztendlich nickte er und lieà den Umschlag in seiner Lederjacke verschwinden. „Flug 378 nach Hartford, Conneticut startet in dreiÃig Minuten!“ „Ich muss zum Check - In!“
Jimmy schaute seinen Sohn direkt an „Ok, aber pass auf dich auf!“ „Ja, klar!“ Jess nickte seinem Vater zu, drehte sich um und verschwand in dem Gewimmel von Menschen, noch bevor Jimmy ihm ein paar letzte Worte mit auf den Weg geben konnte.
some people were concerned about whether the Winchesters survived