16.07.2010, 18:37
Story-Infos/Disclaimer siehe 1. Beitrag.
A/N: Ãhm ja ... ähm ... ich würd lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht ein klein wenig enttäuscht bin. Vorletztes Kapitel und ein Kommentar dazu. Also, herzlichen Dank an das liebe
weil sie an mich gedacht hat.
Andererseits versteh ich es auch gut, schlieÃlich ist jetzt Ferienzeit und wahrscheinlich seit ihr alle weg und genieÃt eure/n Ferien bzw. Urlaub (und bei Sandra hab ich irgendwas von Hochzeitsstress gelesen?
).
Zum Kapitel: "Finale Grande" muss ich wohl nicht erklären was heiÃt, oder? Leider befürchte ich, dass ihr vom Ende etwas enttäuscht sein werdet. Aber nicht vergessen, dass noch ein Epilog folgt.
Das war's auch schon. Wünsch euch viel Spaà beim Lesen!
Und niemals vergessen: Feedback ist Liebe! :herz:
xoxo,
Tina
[/FONT]
Sie schloss die Tür hinter sich und hängte den Schlüssel an das Brett daneben. Dann warf sie die Tasche in die Ecke, befreite sich von Schal, Handschuhen, Wollmütze und Wintermantel und kickte die Schuhe von den FüÃen.
Im Wohnzimmer warf sie sich auf die Couch, wickelte sich in eine warme Decke, schnappte sich die Fernbedienung für den Fernseher und begann Augenblicke später durch die Programme zu zappen.
âWas machst du hier?", ertönte bald darauf eine überraschte Stimme.
âFernsehen", war die kurze Antwort, gerade als sie von ESPN auf ABC wechselte.
âDu wohnst hier nicht einmal! AuÃerdem dachte ich, dass du verreist wärst? Und woher hast du überhaupt den Schlüssel?" Zu der Ãberraschung mischte sich der erste Ãrger. Liz mochte es nicht besonders wenn ihre Tochter sarkastisch war.
âHallo? Ich bin deine Tochter! Zudem lebt in diesem Haus auÃer dir auch noch der andere Teil meiner Erzeugerfraktion, welcher nichts dagegen hat, dass ich hier ab und zu hereinschneie ... Mutter. AuÃerdem: Jess hat auch einen Schlüssel. Finde es nur fair, wenn mir das selbe Privileg zufällt", erklärte Gina gelassen, den Blick stets auf den Bildschirm gerichtet.
âWie geht es ihm? Hast du mit ihm gesprochen? Wie sieht er aus?", ignorierte die ältere Mariano die letzte Aussage ihrer Tochter einfach und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit lieber auf das Befinden ihres Sohnes.
âBeschissen. Jep. Beschissen", antwortete Gina, weiterhin auf den Fernseher fixiert.
âGINA!", entfuhr es ihrer Mutter nun. Gleichzeitig stürmte sie auf das TV-Set zu und zog den Stecker. Die Jüngere befreite sich nun aus der Decke und sprang vom Sofa.
âWas willst du hören, Liz?! Dass ich dort war, sein Händchen gehalten und ihm versprochen habe, dass alles wieder gut wird, so, wie du es gerne hättest?! Das habe ich nämlich nicht und das weiÃt du! Er ist - genauso wie jeder andere in dieser Familie - ein verdammter Sturschädel, dem sein dummer Stolz wieder einmal im Weg steht! Also: Wie geht es ihm? Beschissen, weil er zu stur und zu stolz ist. Habe ich mit ihm gesprochen? Natürlich! Für das bin ich ja nach Italien geflogen! Wie sieht er aus? Wie wird er aussehen, wenn es ihm beschissen geht?", sie machte eine Pause und sah auf die Frau gegenüber. Dann schüttelte sie einmal den Kopf und meinte - nun in ruhiger Stimme: âDu kennst mich. Ich mag es nicht, wenn ich sehe, dass er leidet. Er ist mein kleiner Bruder. Was glaubst du, was ich gemacht habe? Natürlich habe ich mich eingemischt und den beiden Feuer unterm Hintern gemacht", sie seufzte einmal, âMach dir nicht immer so groÃe Sorgen, Mom. Wir sind erwachsen und wir sind wirklich dazu im Stande unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu regeln. Und auch wenn wir stur und stolz und typische Marianos sind, irgendwann geht auch uns der Knopf auf. Manchmal brauchen wir eben etwas länger. Du musst uns in dieser Sache einfach etwas mehr Vertrauen schenken." Und mit diesen letzten Worten ging sie zum TV-Set, steckte das Kabel wieder in die Dose und machte es sich danach wieder auf dem Sofa bequem.
Elizabeth Mariano schwieg für einige Augenblicke und sah sich ihre Tochter an. Es schienen Welten zwischen ihnen zu liegen. Doch sie musste zugeben, dass in den Worten ihrer Tochter die Wahrheit versteckt war: Ihre Kinder waren erwachsen. Ihre Kinder waren dazu im Stande, ihr Leben selbst zu regeln. Mit kleinen StöÃen in die richtige Richtung manchmal. Das war eben das kleine Privileg einer Mutter.
Deshalb seufzte sie jetzt, setzte ein Lächeln auf und erklärte: âGute Arbeit, Gin-Gin." Dann verschwand sie wieder in der Küche, sich sehr wohl darüber bewusst, dass sich der fragende und überraschte Blick ihrer Tochter in ihren Rücken zu bohren schien. Liz hatte beschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen, abzuwarten und zu sehen, was passieren würde. Und das hatte den simplen Grund, dass sie sich in dem Moment, in dem Gina sie - was über zehn Jahre nicht der Fall war - âMom" genannt hatte, ihr nach so langer Zeit endlich wieder etwas näher fühlte und darauf vertraute, dass ihre Tochter ihre Sache gut gemacht hatte.
Es war windig und in der Luft lag dieser Geruch, der Sturm vorher sagte. Rory kannte diese Zeichen. Es waren keine guten Zeichen. Es waren Zeichen, die gegen sie standen.
Sie hatte das Guggenheim Museum an der Fifth Avenue verlassen und wirbelte wild mit den Armen am StraÃenrand, bis endlich - fünf Minuten später - ein Taxi anhielt.
Eine halbe Stunde später war sie am Verzweifeln, denn natürlich hatte sie nicht an das allabendliche Verkehrschaos gedacht. Sie zahlte also den Taxifahrer und hechtete dann zur nächsten Metro-Station.
Durch einen Defekt in der Stromversorgung verlor sie dort eine weitere dreiviertel Stunde.
Rory kam über drei Stunden später am La Guardia International Airport an, als sie geplant hatte, nur um dort dann zu sehen, dass sie den Direktflug nach Nizza gerade versäumt hatte. Sie musste das Ticket für einen Direktflug, das Gina ihr gegeben hatte, also umtauschen.
Doch als sie an den Ticket-Schalter kam, wartete auch schon die nächste Ãberraschung auf sie: Die längste Warteschlange, die sie je gesehen hatte. Doch sie musste es wohl oder übel - was blieb ihr auch anderes übrig - hinnehmen. Als sie endlich an die Reihe kam, sah die Stewardess sie höchst verwundert an, machte sich aber schnell an die Arbeit.
Es dauerte über zwanzig Minuten bis Rory endlich alle ihre Tickets in Händen hielt, da sie in Lissabon umsteigen und weiter nach London musste. Von London ging es dann nach Paris und von da aus würde sie dann endlich nach Nizza weiterfliegen. Es standen ihr - Flug-, Umsteig- und Wartezeiten zusammen gerechnet - gute zwanzig Stunden Reise bevor. Doch das war ihr eigentlich egal. Wenn diese zwanzig Stunden der schnellste Weg nach Italien waren, dann war ihr das nur Recht. Sie wollte nicht weiter unnötig Zeit verlieren.
Das Einchecken und den Sicherheitscheck brachte sie schnell hinter sich. Und dann hieà es warten.
Sie saà in der Flughafenhalle als es im Freien zu stürmen begann. Der Wind begann zu blasen, dass es die Fahnen beinahe von den Mästen riss. Vom Himmel fielen fette, weiÃe Flocken und von dem Wind herumgewirbelt, mischte sich alles zu einem gigantischen Schneesturm zusammen. So etwas hatte Rory noch nie gesehen.
Und genau in dem Augenblick, als ihr jener eine, furchtbare Gedanke durch den Kopf schoss, wurde dieser auch schon wahr: Die Anzeigentafel für die Abflüge wurde für einige Sekunden ganz schwarz. Und als die Buchstaben wieder erschienen schien ihr Herz stehen zu bleiben. Hinter dem Flug nach Lissabon mit United Airlines erschien ein groÃes, fettes CANCELD. Genauso wie hinter jedem anderen Flug.
Für Sekunden verstummte jedes Gespräch, jedes Telefonat, jedes einzelne Wort in der Halle. Und dann brach es los. Menschen stürmten auf den Informationsschalter der verschiedenen Airlines und des Flughafens zu und verlangten nach einer Erklärung. Andere stürmten die öffentlichen Münztelefone, gleichzeitig hämmerten die nächsten mit flinken, aber nervösen Fingern auf die Tasten ihrer Handys ein.
Sämtliche Sitzplätze in der gesamten Flughafenhalle waren binnen weniger Minuten besetzt. Jene, die nicht das Glück hatten einen dieser Plätze zu ergattern, machten es sich auf ihrem Handgepäck oder auf ihren Jacken am Boden gemütlich. Irgendwo, ganz in ihrer Nähe, begann ein Baby zu schreien.
Rory selbst verschlug es für einige Augenblicke den Atem. Sie sah sich aufgeregt um, nicht glauben wollend, was gerade passierte. Sie entdeckte hunderte von Menschen: Familien, Paare, alte Menschen, Reisegruppen, Geschäftsleute. Und alle waren sie hier gestrandet, in der Flughafenhalle des La Guardia International Airports in New York.
Die gestrafften, angespannten Schultern sanken in sich zusammen, sie stützte die Arme auf die Knie, legte das Gesicht in beide Hände und begann hemmungslos zu weinen. Es war ihr egal, dass der Mann neben ihr verwundert einige Sekunden später von ihr wegrutschte. Es war ihr auch egal, dass das Kind gegenüber bei ihrem Anblick auch zu weinen und sogar zu schreien begann. Es war ihr egal, dass ihr Gesicht von Wimperntusche verschmiert sein musste und ihr Haar wie wild in alle Richtungen stand. Es war ihr sogar egal, dass ihre Tränen das Wildleder ihrer neuen Handtasche versauten.
Die Zeichen waren von Anfang an gegen sie gewesen. Der Verkehrsstau, die defekte U-Bahn, der verpasste Flug, die längste Warteschlange ihres Lebens. Und jetzt waren Dank dieses Schneesturms sämtliche Flüge gestrichen. Auf unbestimmte Zeit.
âMach dir nichts draus. Lissabon ist zu dieser Jahreszeit sowieso nicht wirklich sehenswert."
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten war es ihr unmöglich zu atmen. Die Tränen stoppten so schnell, wie sie gekommen waren. Mit ihren Händen versuchte sie die Spuren der Wimperntusche von den Wangen zu streichen, was natürlich fast unmöglich war. Die Notwendigkeit an Atem lieà sie die Luft schlieÃlich hörbar einsaugen. Und endlich hob sie den Blick um sich zu vergewissern, dass sie sich seine Stimme nicht eingebildet hatte.
Er stand nicht vor ihr. Ihre Muskeln verkrampften sich wieder und sie verfluchte sich selbst, weil sie sich aus der Verzweiflung heraus schon Dinge einbildete, die gar nicht existierten.
âFalsche Richtung", erklang da seine Stimme ein weiteres Mal. Sie schoss hoch und drehte sich um.
Und da stand er. Es trennten sie gute zwei Meter und die Stuhlreihe, in der Rory gesessen hatte.
âWas machst du hier?", wollte sie leise erfahren. Es war das Erste, was ihr einfiel. Es war furchtbar. Wie konnte sie das zur BegrüÃung sagen?
âUrlaub?", ging er aber gleich scherzend darauf ein, obwohl ihm eigentlich nicht zum Scherzen zu Mute war. Ihre Anspannung lieà etwas von ihr ab.
âIn deiner zweiten Heimatstadt?", meinte sie daher und lächelte leicht. Sie entdeckte die Ringe unter seinen Augen und merkte, dass sein Gesicht schmaler wirkte. Seine ganze Gestalt schien verändert. Es brach ihr das Herz bei dem Gedanken, dass sie daran Schuld war.
âIch bin auf der Suche." Sie zuckte leicht zusammen, weil er sie mit diesem Satz aus den Gedanken riss. Dennoch war es ihr möglich sofort darauf zu reagieren: âWonach?"
âEiner Frau", lautete seine kurze Antwort. Er konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich vor ihm stand. Er konnte nicht einmal glauben, dass er nach dem Anruf ihrer Mutter in ein Flugzeug gestiegen war - seinen dummen Stolz endlich vergessend - und einen neuen Schwur abgelegt hatte: Er würde nicht ohne Rory nach Italien zurückkehren.
âWelche Frau?", war es nun an ihr seine Grübeleien zu unterbrechen.
Er zuckte scheinbar gelassen mit den Schultern: âDer mein Herz gehört." Er schien so ruhig. So vollkommen mit sich selbst im Klaren. Kein bisschen unsicher.
Ganz im Gegensatz zu ihr. Ihr Herz raste, sie spürte wie ihr Pulsschlag gegen die Haut ihres Handgelenks hämmerte, ihre Knie zitterten und in ihrem Magen hatte sich ein Gemisch aus Gefühlen breit gemacht: Freude. Angst. Aufregung. Angst. Ãberraschung. Angst. Die Oberhand hatte jedoch immer noch das Gefühl, dass sie an jenem Abend, an dem sie seine Ausgabe von Schillers âKabale & Liebe" das erste Mal in Händen hielt, gefühlt hatte. Aufrichtige, einzige, wahre, wir-wollen-zusammen-alt-werden, bis-in-alle-Ewigkeiten-bestehende Liebe.
Sie schnappte nach Luft als er diesen Satz sagte und die Verzweiflung, die sie vor Minuten noch verspürt hatte, war wie weggeblasen. All ihre Sorgen und Ãngste schienen mit diesem einen Satz von ihr abzufallen. Und plötzlich wurde ihr bewusst, dass die Zeichen nicht gegen sie, sondern für sie waren.
âEs tut mir Leid ...", sagte sie daher, â... aber ich glaube, sie sitzt im Flugzeug, das vor drei Stunden gestartet ist, und ist auf dem Weg nach Italien." Wieder umspielte ihre Lippen ein leichtes Lächeln. Und dieses Mal sah sie auch auf Jess' Gesicht ein halbes Grinsen.
âUnmöglich."
âWarum?"
Es dauerte einige Augenblicke bevor er antwortete, weil er sie einfach nur ansehen musste. Er wollte den Ausdruck ihres Gesichts in Erinnerung behalten. Er wollte sich später daran erinnern können, wie ihr diese eine bestimmte Haarlocke ins Gesicht fiel.
âSie steht vor mir." Stille. Selbst die Geräusche der Flughafenhalle um sie beide herum schienen zu verstummen.
Sie traten einen Schritt aufeinander zu und die zwei Meter verkürzten sich auf nur mehr einen. Rorys linkes Knie lag nun auf ihrem Stuhl, während seine Beine beinahe dessen Lehne streiften.
âHi", flüsterte sie dann. Wiederum sekundenlang nichts. Sie spürte, wie sich seine Hand um ihre schloss.
Und dann ...
âHi."
A/N: Ãhm ja ... ähm ... ich würd lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht ein klein wenig enttäuscht bin. Vorletztes Kapitel und ein Kommentar dazu. Also, herzlichen Dank an das liebe
Mariano Girl
weil sie an mich gedacht hat.
Andererseits versteh ich es auch gut, schlieÃlich ist jetzt Ferienzeit und wahrscheinlich seit ihr alle weg und genieÃt eure/n Ferien bzw. Urlaub (und bei Sandra hab ich irgendwas von Hochzeitsstress gelesen?

Zum Kapitel: "Finale Grande" muss ich wohl nicht erklären was heiÃt, oder? Leider befürchte ich, dass ihr vom Ende etwas enttäuscht sein werdet. Aber nicht vergessen, dass noch ein Epilog folgt.

Das war's auch schon. Wünsch euch viel Spaà beim Lesen!
Und niemals vergessen: Feedback ist Liebe! :herz:
xoxo,
Tina
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LINGUEGLIETTA
Die Geschichte, wie ein Wirbelwind auf einen Taugenichts traf ...
Die Geschichte, wie ein Wirbelwind auf einen Taugenichts traf ...
13. Kapitel - Finale Grande
Sie schloss die Tür hinter sich und hängte den Schlüssel an das Brett daneben. Dann warf sie die Tasche in die Ecke, befreite sich von Schal, Handschuhen, Wollmütze und Wintermantel und kickte die Schuhe von den FüÃen.
Im Wohnzimmer warf sie sich auf die Couch, wickelte sich in eine warme Decke, schnappte sich die Fernbedienung für den Fernseher und begann Augenblicke später durch die Programme zu zappen.
âWas machst du hier?", ertönte bald darauf eine überraschte Stimme.
âFernsehen", war die kurze Antwort, gerade als sie von ESPN auf ABC wechselte.
âDu wohnst hier nicht einmal! AuÃerdem dachte ich, dass du verreist wärst? Und woher hast du überhaupt den Schlüssel?" Zu der Ãberraschung mischte sich der erste Ãrger. Liz mochte es nicht besonders wenn ihre Tochter sarkastisch war.
âHallo? Ich bin deine Tochter! Zudem lebt in diesem Haus auÃer dir auch noch der andere Teil meiner Erzeugerfraktion, welcher nichts dagegen hat, dass ich hier ab und zu hereinschneie ... Mutter. AuÃerdem: Jess hat auch einen Schlüssel. Finde es nur fair, wenn mir das selbe Privileg zufällt", erklärte Gina gelassen, den Blick stets auf den Bildschirm gerichtet.
âWie geht es ihm? Hast du mit ihm gesprochen? Wie sieht er aus?", ignorierte die ältere Mariano die letzte Aussage ihrer Tochter einfach und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit lieber auf das Befinden ihres Sohnes.
âBeschissen. Jep. Beschissen", antwortete Gina, weiterhin auf den Fernseher fixiert.
âGINA!", entfuhr es ihrer Mutter nun. Gleichzeitig stürmte sie auf das TV-Set zu und zog den Stecker. Die Jüngere befreite sich nun aus der Decke und sprang vom Sofa.
âWas willst du hören, Liz?! Dass ich dort war, sein Händchen gehalten und ihm versprochen habe, dass alles wieder gut wird, so, wie du es gerne hättest?! Das habe ich nämlich nicht und das weiÃt du! Er ist - genauso wie jeder andere in dieser Familie - ein verdammter Sturschädel, dem sein dummer Stolz wieder einmal im Weg steht! Also: Wie geht es ihm? Beschissen, weil er zu stur und zu stolz ist. Habe ich mit ihm gesprochen? Natürlich! Für das bin ich ja nach Italien geflogen! Wie sieht er aus? Wie wird er aussehen, wenn es ihm beschissen geht?", sie machte eine Pause und sah auf die Frau gegenüber. Dann schüttelte sie einmal den Kopf und meinte - nun in ruhiger Stimme: âDu kennst mich. Ich mag es nicht, wenn ich sehe, dass er leidet. Er ist mein kleiner Bruder. Was glaubst du, was ich gemacht habe? Natürlich habe ich mich eingemischt und den beiden Feuer unterm Hintern gemacht", sie seufzte einmal, âMach dir nicht immer so groÃe Sorgen, Mom. Wir sind erwachsen und wir sind wirklich dazu im Stande unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu regeln. Und auch wenn wir stur und stolz und typische Marianos sind, irgendwann geht auch uns der Knopf auf. Manchmal brauchen wir eben etwas länger. Du musst uns in dieser Sache einfach etwas mehr Vertrauen schenken." Und mit diesen letzten Worten ging sie zum TV-Set, steckte das Kabel wieder in die Dose und machte es sich danach wieder auf dem Sofa bequem.
Elizabeth Mariano schwieg für einige Augenblicke und sah sich ihre Tochter an. Es schienen Welten zwischen ihnen zu liegen. Doch sie musste zugeben, dass in den Worten ihrer Tochter die Wahrheit versteckt war: Ihre Kinder waren erwachsen. Ihre Kinder waren dazu im Stande, ihr Leben selbst zu regeln. Mit kleinen StöÃen in die richtige Richtung manchmal. Das war eben das kleine Privileg einer Mutter.
Deshalb seufzte sie jetzt, setzte ein Lächeln auf und erklärte: âGute Arbeit, Gin-Gin." Dann verschwand sie wieder in der Küche, sich sehr wohl darüber bewusst, dass sich der fragende und überraschte Blick ihrer Tochter in ihren Rücken zu bohren schien. Liz hatte beschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen, abzuwarten und zu sehen, was passieren würde. Und das hatte den simplen Grund, dass sie sich in dem Moment, in dem Gina sie - was über zehn Jahre nicht der Fall war - âMom" genannt hatte, ihr nach so langer Zeit endlich wieder etwas näher fühlte und darauf vertraute, dass ihre Tochter ihre Sache gut gemacht hatte.
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Es war windig und in der Luft lag dieser Geruch, der Sturm vorher sagte. Rory kannte diese Zeichen. Es waren keine guten Zeichen. Es waren Zeichen, die gegen sie standen.
Sie hatte das Guggenheim Museum an der Fifth Avenue verlassen und wirbelte wild mit den Armen am StraÃenrand, bis endlich - fünf Minuten später - ein Taxi anhielt.
Eine halbe Stunde später war sie am Verzweifeln, denn natürlich hatte sie nicht an das allabendliche Verkehrschaos gedacht. Sie zahlte also den Taxifahrer und hechtete dann zur nächsten Metro-Station.
Durch einen Defekt in der Stromversorgung verlor sie dort eine weitere dreiviertel Stunde.
Rory kam über drei Stunden später am La Guardia International Airport an, als sie geplant hatte, nur um dort dann zu sehen, dass sie den Direktflug nach Nizza gerade versäumt hatte. Sie musste das Ticket für einen Direktflug, das Gina ihr gegeben hatte, also umtauschen.
Doch als sie an den Ticket-Schalter kam, wartete auch schon die nächste Ãberraschung auf sie: Die längste Warteschlange, die sie je gesehen hatte. Doch sie musste es wohl oder übel - was blieb ihr auch anderes übrig - hinnehmen. Als sie endlich an die Reihe kam, sah die Stewardess sie höchst verwundert an, machte sich aber schnell an die Arbeit.
Es dauerte über zwanzig Minuten bis Rory endlich alle ihre Tickets in Händen hielt, da sie in Lissabon umsteigen und weiter nach London musste. Von London ging es dann nach Paris und von da aus würde sie dann endlich nach Nizza weiterfliegen. Es standen ihr - Flug-, Umsteig- und Wartezeiten zusammen gerechnet - gute zwanzig Stunden Reise bevor. Doch das war ihr eigentlich egal. Wenn diese zwanzig Stunden der schnellste Weg nach Italien waren, dann war ihr das nur Recht. Sie wollte nicht weiter unnötig Zeit verlieren.
Das Einchecken und den Sicherheitscheck brachte sie schnell hinter sich. Und dann hieà es warten.
~*~*~*~*~
Sie saà in der Flughafenhalle als es im Freien zu stürmen begann. Der Wind begann zu blasen, dass es die Fahnen beinahe von den Mästen riss. Vom Himmel fielen fette, weiÃe Flocken und von dem Wind herumgewirbelt, mischte sich alles zu einem gigantischen Schneesturm zusammen. So etwas hatte Rory noch nie gesehen.
Und genau in dem Augenblick, als ihr jener eine, furchtbare Gedanke durch den Kopf schoss, wurde dieser auch schon wahr: Die Anzeigentafel für die Abflüge wurde für einige Sekunden ganz schwarz. Und als die Buchstaben wieder erschienen schien ihr Herz stehen zu bleiben. Hinter dem Flug nach Lissabon mit United Airlines erschien ein groÃes, fettes CANCELD. Genauso wie hinter jedem anderen Flug.
Für Sekunden verstummte jedes Gespräch, jedes Telefonat, jedes einzelne Wort in der Halle. Und dann brach es los. Menschen stürmten auf den Informationsschalter der verschiedenen Airlines und des Flughafens zu und verlangten nach einer Erklärung. Andere stürmten die öffentlichen Münztelefone, gleichzeitig hämmerten die nächsten mit flinken, aber nervösen Fingern auf die Tasten ihrer Handys ein.
Sämtliche Sitzplätze in der gesamten Flughafenhalle waren binnen weniger Minuten besetzt. Jene, die nicht das Glück hatten einen dieser Plätze zu ergattern, machten es sich auf ihrem Handgepäck oder auf ihren Jacken am Boden gemütlich. Irgendwo, ganz in ihrer Nähe, begann ein Baby zu schreien.
Rory selbst verschlug es für einige Augenblicke den Atem. Sie sah sich aufgeregt um, nicht glauben wollend, was gerade passierte. Sie entdeckte hunderte von Menschen: Familien, Paare, alte Menschen, Reisegruppen, Geschäftsleute. Und alle waren sie hier gestrandet, in der Flughafenhalle des La Guardia International Airports in New York.
Die gestrafften, angespannten Schultern sanken in sich zusammen, sie stützte die Arme auf die Knie, legte das Gesicht in beide Hände und begann hemmungslos zu weinen. Es war ihr egal, dass der Mann neben ihr verwundert einige Sekunden später von ihr wegrutschte. Es war ihr auch egal, dass das Kind gegenüber bei ihrem Anblick auch zu weinen und sogar zu schreien begann. Es war ihr egal, dass ihr Gesicht von Wimperntusche verschmiert sein musste und ihr Haar wie wild in alle Richtungen stand. Es war ihr sogar egal, dass ihre Tränen das Wildleder ihrer neuen Handtasche versauten.
Die Zeichen waren von Anfang an gegen sie gewesen. Der Verkehrsstau, die defekte U-Bahn, der verpasste Flug, die längste Warteschlange ihres Lebens. Und jetzt waren Dank dieses Schneesturms sämtliche Flüge gestrichen. Auf unbestimmte Zeit.
âMach dir nichts draus. Lissabon ist zu dieser Jahreszeit sowieso nicht wirklich sehenswert."
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten war es ihr unmöglich zu atmen. Die Tränen stoppten so schnell, wie sie gekommen waren. Mit ihren Händen versuchte sie die Spuren der Wimperntusche von den Wangen zu streichen, was natürlich fast unmöglich war. Die Notwendigkeit an Atem lieà sie die Luft schlieÃlich hörbar einsaugen. Und endlich hob sie den Blick um sich zu vergewissern, dass sie sich seine Stimme nicht eingebildet hatte.
Er stand nicht vor ihr. Ihre Muskeln verkrampften sich wieder und sie verfluchte sich selbst, weil sie sich aus der Verzweiflung heraus schon Dinge einbildete, die gar nicht existierten.
âFalsche Richtung", erklang da seine Stimme ein weiteres Mal. Sie schoss hoch und drehte sich um.
Und da stand er. Es trennten sie gute zwei Meter und die Stuhlreihe, in der Rory gesessen hatte.
âWas machst du hier?", wollte sie leise erfahren. Es war das Erste, was ihr einfiel. Es war furchtbar. Wie konnte sie das zur BegrüÃung sagen?
âUrlaub?", ging er aber gleich scherzend darauf ein, obwohl ihm eigentlich nicht zum Scherzen zu Mute war. Ihre Anspannung lieà etwas von ihr ab.
âIn deiner zweiten Heimatstadt?", meinte sie daher und lächelte leicht. Sie entdeckte die Ringe unter seinen Augen und merkte, dass sein Gesicht schmaler wirkte. Seine ganze Gestalt schien verändert. Es brach ihr das Herz bei dem Gedanken, dass sie daran Schuld war.
âIch bin auf der Suche." Sie zuckte leicht zusammen, weil er sie mit diesem Satz aus den Gedanken riss. Dennoch war es ihr möglich sofort darauf zu reagieren: âWonach?"
âEiner Frau", lautete seine kurze Antwort. Er konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich vor ihm stand. Er konnte nicht einmal glauben, dass er nach dem Anruf ihrer Mutter in ein Flugzeug gestiegen war - seinen dummen Stolz endlich vergessend - und einen neuen Schwur abgelegt hatte: Er würde nicht ohne Rory nach Italien zurückkehren.
âWelche Frau?", war es nun an ihr seine Grübeleien zu unterbrechen.
Er zuckte scheinbar gelassen mit den Schultern: âDer mein Herz gehört." Er schien so ruhig. So vollkommen mit sich selbst im Klaren. Kein bisschen unsicher.
Ganz im Gegensatz zu ihr. Ihr Herz raste, sie spürte wie ihr Pulsschlag gegen die Haut ihres Handgelenks hämmerte, ihre Knie zitterten und in ihrem Magen hatte sich ein Gemisch aus Gefühlen breit gemacht: Freude. Angst. Aufregung. Angst. Ãberraschung. Angst. Die Oberhand hatte jedoch immer noch das Gefühl, dass sie an jenem Abend, an dem sie seine Ausgabe von Schillers âKabale & Liebe" das erste Mal in Händen hielt, gefühlt hatte. Aufrichtige, einzige, wahre, wir-wollen-zusammen-alt-werden, bis-in-alle-Ewigkeiten-bestehende Liebe.
Sie schnappte nach Luft als er diesen Satz sagte und die Verzweiflung, die sie vor Minuten noch verspürt hatte, war wie weggeblasen. All ihre Sorgen und Ãngste schienen mit diesem einen Satz von ihr abzufallen. Und plötzlich wurde ihr bewusst, dass die Zeichen nicht gegen sie, sondern für sie waren.
âEs tut mir Leid ...", sagte sie daher, â... aber ich glaube, sie sitzt im Flugzeug, das vor drei Stunden gestartet ist, und ist auf dem Weg nach Italien." Wieder umspielte ihre Lippen ein leichtes Lächeln. Und dieses Mal sah sie auch auf Jess' Gesicht ein halbes Grinsen.
âUnmöglich."
âWarum?"
Es dauerte einige Augenblicke bevor er antwortete, weil er sie einfach nur ansehen musste. Er wollte den Ausdruck ihres Gesichts in Erinnerung behalten. Er wollte sich später daran erinnern können, wie ihr diese eine bestimmte Haarlocke ins Gesicht fiel.
âSie steht vor mir." Stille. Selbst die Geräusche der Flughafenhalle um sie beide herum schienen zu verstummen.
Sie traten einen Schritt aufeinander zu und die zwei Meter verkürzten sich auf nur mehr einen. Rorys linkes Knie lag nun auf ihrem Stuhl, während seine Beine beinahe dessen Lehne streiften.
âHi", flüsterte sie dann. Wiederum sekundenlang nichts. Sie spürte, wie sich seine Hand um ihre schloss.
Und dann ...
âHi."
TBC
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~ Love never ends. ~
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