14.10.2008, 10:59
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Stars Hollow - Iâm Coming Home
Als Jess aus dem Augenwinkel das âWelcome to Stars Hollowâ Schild entdeckte, schloss er für einen kurzen Moment die Augen. Er hatte nicht geglaubt, so schnell noch einmal herzukommen. Er fühlte sich überrumpelt, vor nicht mal vierundzwanzig Stunden, hatte er noch mit sich gekämpft, hatte versucht, die Tatsache, das Rory seine Briefe kannte, das ihre Mutter, sein Onkel, halb Stars Hollow sie aller Wahrscheinlichkeit nach kannte, zu verdrängen. Ihre GroÃeltern, Ty, Todd, Steve, Sasha hatte es vermutlich auch mitbekommen, sie bekam alles mit was in ihrem Haus geschah, vor allem, wenn diese Dinge während eines Telefonats zur Sprache kamen.
Er fühlte sich entblöÃt, nackt. Warum?
Er war ein Mensch. Menschen hatten Gefühle, selbst er. Das musste ihnen allen klar sein und doch... Er schien in diesen Briefen nicht er selbst zu sein, nicht in ihren Augen, für viele von ihnen waren sie wahrscheinlich eine einzige Lüge. Nur er wusste es besser und auch Luke schien es zu verstehen. Er hatte ihn nicht darauf angesprochen, würde er wohl auch nicht, wusste er vielleicht doch nichts davon? Eigentlich... Jess atmete tief durch.
âUnd wie fühlt es sich an wieder zu Hause zu sein?â Luke schaute vom Fahrersitz zu ihm rüber. Jess grinste schief und überlegte für einen Moment. Zuhause. Luke hatte recht. Irgendwie. Warum sonst sollte er sich Gedanken darüber machen, was die Leute hier dachten? Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich wie ein Teil eines Ganzen. âGar nicht so schlecht.â Er lehnte sich weiter im Beifahrersitz zurück und betrachtete die kleine Stadt, in der sie inzwischen angelangt waren und die einst die Hölle für ihn gewesen war.
Aber Luke hatte tatsächlich recht, auch wenn er es nicht für möglich gehalten hatte. Er war wieder zuhause.
Luke hatte ihn vor einer halben Stunde am Flughafen in Hartford abgeholt. Die meiste Zeit der Fahrt hatten sie schweigend verbracht, trotzdem war Jess nicht entgangen wie Luke ihn immer wieder kritisch aus dem Augenwinkel musterte.
Alles war so schnell gegangen.
Tianas Anruf, die Tatsache das seine Briefe kein Geheimnis waren und das durch Rory und eine ihrer Studien Kolleginnen. Nicht unbedingt positiv, zu wissen das sie es wusste, aber deswegen war er nicht hier. Er war hier, weil Onkel Luke es endlich geschafft hatte sich seine Gilmore zuangeln.
âWas?â Luke schaute ihn skeptisch von der Seite an, während er den Wagen vor dem Diner zum Halten brachte.
âNichts!â Bevor Luke weiter fragen konnte, sprang Jess aus dem Truck und nahm seinen Seesack von der Ladefläche.
Luke brummte vor sich hin, als auch er aus dem Wagen stieg und noch vor Jess die Treppe zum Diner hochging. Er drückte die Tür auf und wartete darauf das Jess ihm folgte.
Jess war noch nicht mal ganz durch die Tür, als sich bereits alle Augen auf ihn richteten.
Nichts hatte sich verändert. Jess schaute sich offen um, als er Ms. Patty und Babette an einen Tisch nah beim Fenster entdeckte nickte er ihnen mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu. Er genoss es zu sehen wie beide die Geste völlig überrumpelt erwiderten und schlieÃlich die Köpfe zusammen steckten und sich leise unterhielten. Jess drehte sich zu Luke um âIch bring meinen Kram nach oben. Wenn du willst kann ich mich um den Laden kümmern. Du hast sicher noch einiges für die Hochzeit zu tun.â Luke war nicht weniger über das benehmen seines Neffen erstaunt, ebenso wie Patty und Babette keine Minute davor. Alles das Luke zustande brachte war ein kurzes nicken.
Jess machte einen Satz nach hinten, als er wieder nach unten kam und fast in Lane gerannt wäre. Hätte er nicht schnell genug reagiert und ihr die Teller aus der Hand gezogen, hätte sie sie vermutlich fallen lassen. Wie angewurzelt stand sie vor ihm und starrte ihn mit offenem Mund an. âHey Luke!â schrie Jess in Richtung Küche. âJa!â Luke steckte den Kopf aus der Küchentür âWem hast du erzählt das ich komme?â âNur Lorelaiâ, antworte Luke unsicher darüber, was es mit der Frage auf sich hatte, verstand aber sofort als Jess auf eine immer noch erstarrte Lane deutete.
Luke kam auf die beiden zu. Er tupste Lane sachte gegen die Schulter âLane?... Hey Lane!â Keine Reaktion âLane, er ist nur für die Hochzeit hier. Kein Grund wie eine Salzsäule zu erstarren!â Langsam erwachte Lane aus ihrer Trance âUhm... Ãhm...â Sie richtete ihren Blick auf Jess âHallo! Ich... ich muss den Leuten ihr Essen bringen!â Schnell griff sie die Teller aus Jessâ Hand, ohne Jess dabei auch nur einmal direkt anzusehen und machte sich wieder an die Arbeit.
âHuhâ, war alles was Jess weiter dazu sagte, was hätte er dazu auch groà sagen können? Niemand auÃer sein Onkel und seine zukünftige Frau wussten im vornherein, dass er hier sein würde. Diese Tatsache erklärte so einiges und ihm wurde zum ersten Mal eine Sache wirklich bewusst- sie wusste auch nicht das er da war. Er kannte sie, oder wenigstens hatte er immer geglaubt sie zu kennen, ob es wirklich noch zutraf, nach einem ganzen Jahr, konnte er nicht sagen, trotzdem war er sich sicher, ihre Reaktion auf seine Anwesenheit, würde alles andere als angenehm sein. Er schüttelte die Gedanken, an die möglichen Auswüchse ihres ersten Treffens ab, bevor er sich den kleinen Block und einen Stift vom Tresen nahm und anfing Bestellungen aufzunehmen.
âJess?â Eine halbe Stunde war vergangen, seit er das Diner betreten hatte und seit dem hatte Lane so gut es ging vermieden ihm zu nähe zu kommen. Jetzt stand sie direkt vor ihm und schaute ihn direkt an. âJa?â âUmm; also, weià Rory das du hier bist?â Jess schaute sie kurz an und zuckte dann mit den Schultern âDas fragst du besser Luke und Lorelai, aber so wie ich es verstanden habe, hat sie keine Ahnungâ
Lane nickte, bevor sie sich umdrehte und begann das dreckige Geschirr von einem Tisch zu räumen. In ihrem Blick sah Jess deutlich die Angespanntheit, die seine Antwort ausgelöst hatte. Lanes Augen waren auf die Teller und Tassen gerichtet die sie vorsichtig stapelte, aber er war abwesend. Er war sich fast sicher das Lane dabei war, sich seelisch und moralisch auf das einzustellen, was kommen würde. Sie war Rorys beste Freundin, zweit beste, eigentlich, nach Lorelai, es war an ihr Rory einzureden, dass nichts dabei war, wenn er hier war. Luke ist sein Onkel. Luke wird heiraten. Er hatte jedes Recht hier zu sein. Sie durfte ihm keinen Vorwurf machen. Luke war seine Familie, so wie Lorelai ihre war.
âHey Jess!â Luke kam aus dem Vorratsraum Ich muss kurz weg! Hast du alles im Griff?â Jess rollte mit den Augen âNein, Luke, habe ich nicht. Ich habe noch nie in einem Diner gearbeitet und hab keine Ahnung wieâs hier läuft.â âWitzig!â Luke warf seinem Neffen einen strengen Blick zu âIch bin in ein zwei Stunden zurück!â Jess nickte, als Luke den Laden verlieà konnte er sich ein schmunzeln nicht verkneifen.
Sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlend, trat Jess von einem Bein auf das andere. Das Diner hatte vor einer Stunde geschlossen, er hatte geduscht, sich etwas anderes angezogen und dabei hatte er bewusst darauf verzichtet seine Lederjacke anzuziehen, auch seine Haare hatte er nicht wirklich beachtet, was dazu führte das sie nun fast vollständig nach unten hingen und nicht wie sonst in alle möglichen Richtungen abstanden. Aber wie sonst hätte er zeigen sollen, das sich etwas geändert hatte? Der erste Eindruck zählte und er war nicht der Mensch, der im Regelfall einen guten ersten Eindruck hinterlieÃ.
âLuke, muss das wirklich sein?â Jess schaute zu seinem Onkel, der bereit zum gehen an der Tür stand. âJess, besser ihr begegnet euch heute Abend, als Morgen auf der Hochzeit.â âAch ja? Wer sagt das?â Jess kämpfte gegen die aufkeimende Ãbelkeit an, aber je mehr er kämpfte, desto schlimmer schien es zu werden. Wären sie an einem anderen Ort, würden se sich in einem anderen Haus begegnen, wäre es nicht so tragisch, aber so hatte sie den Heimvorteil. Er konnte nicht behaupten diese Erfahrung schon einmal gemacht zu haben. Er konnte nicht behaupten, ihm sei jemals zuvor, bei dem Gedanken einem Menschen, seit langer Zeit, zum ersten Mal wieder zu sehen, schlecht geworden. Wenn er tatsächlich etwas noch nie erlebt hatte, dann das.
Luke atmete laut aus âJess, bitte!â
Jess vergrub die Hände in den Taschen seiner dunkelblauen Jacke und setzte sich in Bewegung. Bewegung tat gut. âDu bist mir was schuldig!â Jess schaute Luke ernst an, während er an ihm vorbei nach drauÃen ging. Bewegung tat gut und die abendliche Sommerluft war noch besser. Sein Kopf fühlte sich mit einem Schlag freier an, als hätte jemand die Wolken vertrieben, die sich den ganzen Tag darin verkrochen hatten und auch die Ãbelkeit lieà nach. Was konnte im schlimmsten Fall passieren?
Schweigend gingen Luke und Jess neben einander her, einen Weg denn Jess nur zu gut kannte, bis sie schlieÃlich das Haus erreicht, vor dem Jess am meisten graute - das Haus der Gilmores.
âBenimm dich!â zischte Luke Jess zu während er die Haustür öffnete und eintrat. Im ersten Moment war Jess irritiert, dass Luke einfach so hineinspazierte, bis ihm wieder einfiel, dass es inzwischen auch Lukes Zuhause war.
âLorelai? Wir sind da!â Jess hörte ein fragendes âWir?â hinter Lorelai, die bereits aus der Küche auf sie zukam. Sie hatten es Rory also nicht gesagt. Er hatte es gewusst. Rorys Heimvorteil war mit einem Mal nicht mehr so groÃ, wie er dachte. Einen wunderbaren Abend hatte er da vor sich.
Lorelai und Luke begrüÃten sich mit einem kurzen Kuss, bevor Lorelai ihre Aufmerksamkeit auf Jess richtete, der in Gedanken versunken auf den Boden starrte. âEs ist nett dich wieder zu sehen!â Lorelai lächelte ihn an. Jess richtete seinen Blick auf, er brauchte einen Moment, bis er in der Lage war zu reagieren.
âLüg nicht so schamlosâ, antwortete er sarkastisch, aber nicht ohne ein spielerisches Grinsen aufzusetzen. Warum wusste er das Lorelai wusste was er damit bezweckte? Lorelai verstand tatsächlich vorauf er hinaus wollte âIch? Ich und lügen? Wohin denkst duâ, spielte sie sein Spiel mit künstlerischem entsetzten mit. Wenigstens das Eis war schon mal gebrochen. Aber wie lange würde es anhalten? Lorelai stand auf der Seite ihrer Tochter, das tat sie immer. Was... noch, bevor er etwas erwidern konnte, bevor er überhaupt seinen Gedanken weiter denken konnte, lieà ein leiser Schrei, vielleicht auch ein entrüstetes Stöhnen, so genau lieà es sich nicht definieren, aus Richtung Küche alle drei herum fahren.
Rory starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an, mit einer Hand den Mund verdeckend. So wie der Schrei nicht zu definieren gewesen war, war auch ihre ganze Körperhaltung kaum einzuschätzen. Ihre Hand wanderte langsam, von ihrem Mund zu ihrem Bauch, wo sich ihre Arme verschränkten. Sie drückte sie so fest an sich, als wollte sie sich selbst Umarmen. Jess hatte keine Ahnung, was in ihrem Kopf vor sich ging. Aber er hatte eine Idee, eine kleine Ahnung. Es konnte sich nicht so sehr von dem unterscheiden, was mit ihm passierte, wenn er an sie dachte. Erinnerungen, an bessere Tage, an schlechtere Tage, an Gefühle, die nicht soweit in der Vergangenheit lagen, wie ihnen lieb war, die immer noch präsent waren, die Briefe, was sie sagten, was sie offen legten, seine Bitte, ihre Antwort, seine Lügen, ihre Leichtgläubigkeit, ihre Hoffnung, dass sie es schaffen könnten, seine Resignation, die Enttäuschung.
Und da war es wieder, sein Gefühl fehl am Platz zu sein.
Jess richtete seinen Blick wieder zu Boden. Warum sagte niemand was? Warum retteten weder Luke noch Lorelai die Situation? Ihnen muss klar gewesen sein was passieren konnte, was passieren würde. Sie mussten darüber geredet haben, darüber nachgedacht haben.
Als Rory, die erste war, die anfing zu sprechen, konnte er nicht anders als seinen Blick zu heben und sie anzusehen. âMum? Was... was macht der hier?â Rory deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Jess. Diese Geste war wohl der einzige Grund aus dem sie sich aus ihrer versteiften Haltung ölte, denn kaum hatte sie gesprochen, nahm sie ihre ursprüngliche Position wieder ein, mit dem unterschied, dass sie Jess ihn direkt anschaute, seinen Blick gefangen hielt, ihm keine Chance gab, in eine andere Richtung zu starren.
Am liebsten hätte er ihr etwas ebenso nettes an den Kopf geschmissen, die Art in der sie er sagte... Es tat weh. Es machte ihn wütend, er hätte wissen müssen, dass ein einzelnes Wort ihm diese Schmerzen zufügen konnte. Er hätte wissen müssen, dass SIE fähig war, ihn mit einem Wort so zu verletzten. Es war nicht das erste Mal. Aber für den Moment und im Sinne der bevorstehenden Hochzeit schien es ihm besser den Mund zuhalten. Er wollte sich nicht streiten, nicht mit ihr, nicht schon wieder. Er hatte sich geändert und so konnte er es beweisen.
Der Ball lag wieder auf ihrer Seite.
âHoney!â Lorelai ging zu ihrer Tochter und legte beruhigend den Arm um sie âEr ist für die Hochzeit hier. Ich wollte es dir sagen aber... es war so viel zu tun. Er wird Lukes Trauzeugeâ, fügte sie noch beiläufig hinzu.
Rory schüttelte den Arm ihrer Mutter ab und schaute sie entsetzt an.
Ihre Stimme war lauter, wie für sie üblich, als sie wieder sprach âUnd andere Dinge sind wichtiger als mir zu sagen, dass mein Ex...â Rory brach ab, als ihr bewusst wurde das eben dieser Exfreund, alles vom dem was sie sagte hören konnte. Sie schaute sich kurz, fast panisch um, ohne ein weiteres Wort stürmte sie durch die Küche in ihr Zimmer. Jess hätte zu gern gewusst, was Rory hatte sagen wollen, aber ihm war klar, dass sie es nie vor ihm sagen würde. Was war es, welchen Grund gab es für sie, so auf ihn zu reagieren? Er war nie ein Mensch mit groÃer Selbstbeherrschung gewesen und sie war das genaue Gegenteil von ihm, also, warum schaffte er es ruhig zu bleiben und sie nicht?
Rory war kein Mensch, der nicht an sich halten konnte. Nur wenn sie Angst bekam, wenn sie nervös wurde, hatte sie ihr Verhalten nicht im Griff. Wovor hatte sie Angst? Warum machte er sie nervös? Es machte keinen Sinn darüber nachzudenken, nicht im Moment. Jess drehte seinen Kopf etwas nach links und sah Luke mit einem deutlichen Ich - Habs - Dir - Doch - Gesagt - Blick an.
Dieser zuckte nur mit den Schultern âUnd jetzt stell dir vor das wäre morgen passiert!â Jess Gesichts Ausdruck veränderte sich, er wurde noch ernster, wenn das überhaupt möglich war. Seine Augenbrauen wanderten etwas nach oben, als er seine Stirn in Falten legte âDu hast damit gerechnet das es so abläuft!â Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Also, hatten sie sich darüber Gedanken gemacht, sie hatten darüber geredet.
âWir haben damit gerechnetâ, kam prompt Lorelais Antwort.
Als Jess und Luke sich eine halbe Stunde später wieder auf den Weg zum Diner machten, war alles wichtige für den nächsten, den groÃen Tag geklärt.
Jess und Luke würden bereits am nächsten Morgen zum Dragonfly fahren und sich dort auf die Trauung vorbereiten und ein letztes Mal kontrollieren, ob alles so war wie es seien sollte.
Unter anderem, dass die Chuppa, direkt am Anfang der Auffahrt stand, damit Lorelai hindurch trat, wenn sie aus der Limousine stieg, die sie von zu Hause abholte und zum Hotel fuhr, ja, ihre Mutter hatte mit gemischt, und, dass er in hellblau und weià gehaltene Türschmuck über dem Haupteingang angebracht war, wo Luke und Lorelai sich das Ja Wort geben würde. Jess war erst über die Auswahl des Ortes überrascht gewesen, aber nach dem Luke, begleitet von einigen sarkastischen Kommentaren von Jessâ Seite, erzählt hatte warum, war es nicht mehr ganz so unnormal, eher schon kitschig.
Jess schenkte der Zeremonie weniger Aufmerksamkeit, als er es vielleicht hätte tun sollen. Im nach hinein konnte er sich nur noch bruchstückhaft an das Gesagte und Geschehene erinnern. ... Es ist schwer eine Gilmore zu lieben, aber... ein Teil von Lukes Eheversprechen, der einzige der ihm im Gedächtnis hängen geblieben ist. Ob Luke überhaupt wusste, das er damit den Nagel of den Kopf getroffen hatte? Dann war Lorelai an der Reihe gewesen. Jess wusste nicht mehr was sie gesagt hatte, aber es musste etwas gewesen sein das Herzen erweichte, den selbst diejenigen die nach Lukes Worten noch keine Tränen aus ihren Augen wischten taten es jetzt.
Er reichte Luke den Ring als er es tun sollte und kaum hatte er es getan, schwenkten seine Gedanken schon wieder in eine andere Richtung.
Seit Rory die Veranda betreten hatte hing sein Blick an ihr. Seine Gedanken drehten sich um sie. Das konnte nicht gesund sein!
Und jetzt stand er hier am Rand der Wiese auf der die Feier stattfand und beobachtete sie, wie sie ihre Mum und Luke beobachtete die langsam zu dem ausgelegten Parkett gingen, um den traditionellen ersten Tanz zu tanzen.
Leise fing die Musik an zu spielen.
Er war hier gewesen, aus freien Stücken, also konnte er auch aus freien Stücken wieder gehen. Luke würde es ihm wohl kaum übel nehmen, oder vielleicht doch?
Wirklich sicher sein konnte er sich eigentlich nicht. Luke hatte ihm so oft verziehen. Hatte ihm immer wieder aus der Klemme geholfen und alles was Jess tun konnte, um sich zu bedanken, war an Lukes Hochzeit teilzunehmen. Wenn er jetzt gehen würde, ohne Luke etwas zu sagen, wäre Luke tatsächlich bereit ihm wieder zu verzeihen? Wäre er vielleicht sogar in der Lage erst gar nicht böse zu werden?
Immerhin Jess wusste, dass Luke mehr wusste als er ihn merken lieÃ. Auch wenn man es Luke nicht ansah, hatte er eine gute Menschenkenntnis und er wusste was in Jess vor sich ging, kannte den Konflikt. Es war der selbe Konflikt wie schon vor einem Jahr. Der Spielball, auf der falschen Seite des Platzes.
Aber, so oder so, er konnte nicht bleiben, konnte es nicht ertragen. Er hasste es sich hilflos zu fühlen, sich zu fühlen, als hätte er keine andere Wahl.
Jess schaute sich noch einmal um, bevor er sich langsam an den Rückzug machte.
âDu warst gestern auf einmal verschwunden!â Luke schaute seinen Neffen besorgt an.
Der winkte ab und lehnte sich im Stuhl nach hinten. Während Luke die Tür eines ehemaligen Apartments hinter sich schloss. âAlles OK?â, fragte er, als er sich wieder zu Jess gedreht hatte. âJaâ, antwortete Jess knapp. Er wollte nicht darüber reden. Zu viele Dinge schossen ihm seit der Hochzeit durch den Kopf.
Hatte er sie verdient? Konnte er es verkraften, noch mal abgewiesen zu werden? Konnte er es ertragen, ihr zuzuhören, während sie ihm erklärte, warum es zwischen ihnen nicht Funktionieren konnte? âUnd was ist mit dir Mr. Lorelai Gilmore? Keine Flitterwochen?â Jess sah seinen Onkel von unten herauf an. Irgendwie, irgendwie, war er stolz. Luke hatte seine Gilmore. Er war sicher im Hafen angekommen, keine gefährlichen Riffe und scharfe Klippen mehr. Keine Gefahr mehr, sich ernsthaft zu verletzen oder sogar zu sterben.
Luke grinste seinen Neffen nur an, ein einfaches, zufriedenes, ein glückliches Grinsen. Er wusste genau, dass das Jess Art war ihm zu gratulieren, auch wenn der sarkastische Ton nicht gerade die Art von Gratulation war, die er sich erhofft hatte.
Aber mit den Jahren gab man sich auch mit weniger, als dem Erwarteten zufrieden, wobei Luke sich nicht ganz sicher war, ob diese Erkenntnis auch auf Jess zutraf âWir fahren gleich los. Lorelai wartet unten. Ich wollte nur noch...â Jess nickte.
âSag Lorelai Herzlichen Glückwunsch von mir!â Jess war sich darüber bewusst, dass es das Erste war, das er zu Luke seit der Hochzeit gesagt hatte, das nicht nach einem schlechten Witz klang.
âDas werde ich!â Luke schaute kurz zu Boden, als würde er überlegen was er als nächsten sagen sollte âWeiÃt du schon wie es für dich weiter gehen wird?â
Jess zuckte mit den Schultern âErst mal nach Kalifornien, um mein Auto abzuholen. Ich hab einen Flug Morgenfrüh um zehn und danach werd ich sehen was passiert!â Es war nicht die ganze Wahrheit, aber er bewarte Luke lieber vor einer genaueren Auskunft. Wenn er Luke erzählt hätte, worüber er nachdachte, er konnte nicht abschätzen wie Luke reagieren würde.
âDu weiÃt, das Apartment steht jetzt leer, also solltest du einen Platz brauchen..., wenn auch nur für ein paar Tage...â Wieder nickte Jess âDanke!â Luke lächelte leicht âIch hab es dir schon mal gesagt, Jess. Ich bin hier Jess, ich bin immer hier und lass dir bloà nicht einfallen, noch mal solange nichts von dir hören zu lassen!â
Jess lachte kurz, schlieÃlich stand er auf und ging auf Luke zu
âSchöne Flitterwochen und tr...â âWag es bloà nichtâ, fiel Luke ihm ins Wort. Beide schauten sich einen kurzen Moment an, bevor sie sich ebenso kurz umarmten. Ihnen Beiden kam es fast vor wie ein Déjà -vu.
âAlso, wir sehen uns?â Luke hatte nicht vor das Thema einfach so fallen zulassen. Er kannte seinen Neffen zu gut, um auf eine klare Antwort zu verzichten. Er wusste das er ihn festnageln musste, sonst würde vermutlich ein weiteres Jahr vergehen, bevor sie sich wiedersahen.
âWir sehen uns!â âThanksgiving?â Jess verdrehte die Augen
âThanksgiving!â antwortete er schlieÃlich. Nicht ganz ohne den Gedanken, dass an Thanksgiving alles anders sein könnte. Vielleicht konnte schon alles anders sein, wenn er im Flieger nach Kalifornien saÃ.
Luke nickte seinem Neffen ein letztes Mal zufrieden zu, bevor er Jess allein in ihrem alten Apartment zurück lieÃ.
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Stars Hollow - Iâm Coming Home
Als Jess aus dem Augenwinkel das âWelcome to Stars Hollowâ Schild entdeckte, schloss er für einen kurzen Moment die Augen. Er hatte nicht geglaubt, so schnell noch einmal herzukommen. Er fühlte sich überrumpelt, vor nicht mal vierundzwanzig Stunden, hatte er noch mit sich gekämpft, hatte versucht, die Tatsache, das Rory seine Briefe kannte, das ihre Mutter, sein Onkel, halb Stars Hollow sie aller Wahrscheinlichkeit nach kannte, zu verdrängen. Ihre GroÃeltern, Ty, Todd, Steve, Sasha hatte es vermutlich auch mitbekommen, sie bekam alles mit was in ihrem Haus geschah, vor allem, wenn diese Dinge während eines Telefonats zur Sprache kamen.
Er fühlte sich entblöÃt, nackt. Warum?
Er war ein Mensch. Menschen hatten Gefühle, selbst er. Das musste ihnen allen klar sein und doch... Er schien in diesen Briefen nicht er selbst zu sein, nicht in ihren Augen, für viele von ihnen waren sie wahrscheinlich eine einzige Lüge. Nur er wusste es besser und auch Luke schien es zu verstehen. Er hatte ihn nicht darauf angesprochen, würde er wohl auch nicht, wusste er vielleicht doch nichts davon? Eigentlich... Jess atmete tief durch.
âUnd wie fühlt es sich an wieder zu Hause zu sein?â Luke schaute vom Fahrersitz zu ihm rüber. Jess grinste schief und überlegte für einen Moment. Zuhause. Luke hatte recht. Irgendwie. Warum sonst sollte er sich Gedanken darüber machen, was die Leute hier dachten? Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich wie ein Teil eines Ganzen. âGar nicht so schlecht.â Er lehnte sich weiter im Beifahrersitz zurück und betrachtete die kleine Stadt, in der sie inzwischen angelangt waren und die einst die Hölle für ihn gewesen war.
Aber Luke hatte tatsächlich recht, auch wenn er es nicht für möglich gehalten hatte. Er war wieder zuhause.
Luke hatte ihn vor einer halben Stunde am Flughafen in Hartford abgeholt. Die meiste Zeit der Fahrt hatten sie schweigend verbracht, trotzdem war Jess nicht entgangen wie Luke ihn immer wieder kritisch aus dem Augenwinkel musterte.
Alles war so schnell gegangen.
Tianas Anruf, die Tatsache das seine Briefe kein Geheimnis waren und das durch Rory und eine ihrer Studien Kolleginnen. Nicht unbedingt positiv, zu wissen das sie es wusste, aber deswegen war er nicht hier. Er war hier, weil Onkel Luke es endlich geschafft hatte sich seine Gilmore zuangeln.
âWas?â Luke schaute ihn skeptisch von der Seite an, während er den Wagen vor dem Diner zum Halten brachte.
âNichts!â Bevor Luke weiter fragen konnte, sprang Jess aus dem Truck und nahm seinen Seesack von der Ladefläche.
Luke brummte vor sich hin, als auch er aus dem Wagen stieg und noch vor Jess die Treppe zum Diner hochging. Er drückte die Tür auf und wartete darauf das Jess ihm folgte.
Jess war noch nicht mal ganz durch die Tür, als sich bereits alle Augen auf ihn richteten.
Nichts hatte sich verändert. Jess schaute sich offen um, als er Ms. Patty und Babette an einen Tisch nah beim Fenster entdeckte nickte er ihnen mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu. Er genoss es zu sehen wie beide die Geste völlig überrumpelt erwiderten und schlieÃlich die Köpfe zusammen steckten und sich leise unterhielten. Jess drehte sich zu Luke um âIch bring meinen Kram nach oben. Wenn du willst kann ich mich um den Laden kümmern. Du hast sicher noch einiges für die Hochzeit zu tun.â Luke war nicht weniger über das benehmen seines Neffen erstaunt, ebenso wie Patty und Babette keine Minute davor. Alles das Luke zustande brachte war ein kurzes nicken.
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Jess machte einen Satz nach hinten, als er wieder nach unten kam und fast in Lane gerannt wäre. Hätte er nicht schnell genug reagiert und ihr die Teller aus der Hand gezogen, hätte sie sie vermutlich fallen lassen. Wie angewurzelt stand sie vor ihm und starrte ihn mit offenem Mund an. âHey Luke!â schrie Jess in Richtung Küche. âJa!â Luke steckte den Kopf aus der Küchentür âWem hast du erzählt das ich komme?â âNur Lorelaiâ, antworte Luke unsicher darüber, was es mit der Frage auf sich hatte, verstand aber sofort als Jess auf eine immer noch erstarrte Lane deutete.
Luke kam auf die beiden zu. Er tupste Lane sachte gegen die Schulter âLane?... Hey Lane!â Keine Reaktion âLane, er ist nur für die Hochzeit hier. Kein Grund wie eine Salzsäule zu erstarren!â Langsam erwachte Lane aus ihrer Trance âUhm... Ãhm...â Sie richtete ihren Blick auf Jess âHallo! Ich... ich muss den Leuten ihr Essen bringen!â Schnell griff sie die Teller aus Jessâ Hand, ohne Jess dabei auch nur einmal direkt anzusehen und machte sich wieder an die Arbeit.
âHuhâ, war alles was Jess weiter dazu sagte, was hätte er dazu auch groà sagen können? Niemand auÃer sein Onkel und seine zukünftige Frau wussten im vornherein, dass er hier sein würde. Diese Tatsache erklärte so einiges und ihm wurde zum ersten Mal eine Sache wirklich bewusst- sie wusste auch nicht das er da war. Er kannte sie, oder wenigstens hatte er immer geglaubt sie zu kennen, ob es wirklich noch zutraf, nach einem ganzen Jahr, konnte er nicht sagen, trotzdem war er sich sicher, ihre Reaktion auf seine Anwesenheit, würde alles andere als angenehm sein. Er schüttelte die Gedanken, an die möglichen Auswüchse ihres ersten Treffens ab, bevor er sich den kleinen Block und einen Stift vom Tresen nahm und anfing Bestellungen aufzunehmen.
âJess?â Eine halbe Stunde war vergangen, seit er das Diner betreten hatte und seit dem hatte Lane so gut es ging vermieden ihm zu nähe zu kommen. Jetzt stand sie direkt vor ihm und schaute ihn direkt an. âJa?â âUmm; also, weià Rory das du hier bist?â Jess schaute sie kurz an und zuckte dann mit den Schultern âDas fragst du besser Luke und Lorelai, aber so wie ich es verstanden habe, hat sie keine Ahnungâ
Lane nickte, bevor sie sich umdrehte und begann das dreckige Geschirr von einem Tisch zu räumen. In ihrem Blick sah Jess deutlich die Angespanntheit, die seine Antwort ausgelöst hatte. Lanes Augen waren auf die Teller und Tassen gerichtet die sie vorsichtig stapelte, aber er war abwesend. Er war sich fast sicher das Lane dabei war, sich seelisch und moralisch auf das einzustellen, was kommen würde. Sie war Rorys beste Freundin, zweit beste, eigentlich, nach Lorelai, es war an ihr Rory einzureden, dass nichts dabei war, wenn er hier war. Luke ist sein Onkel. Luke wird heiraten. Er hatte jedes Recht hier zu sein. Sie durfte ihm keinen Vorwurf machen. Luke war seine Familie, so wie Lorelai ihre war.
âHey Jess!â Luke kam aus dem Vorratsraum Ich muss kurz weg! Hast du alles im Griff?â Jess rollte mit den Augen âNein, Luke, habe ich nicht. Ich habe noch nie in einem Diner gearbeitet und hab keine Ahnung wieâs hier läuft.â âWitzig!â Luke warf seinem Neffen einen strengen Blick zu âIch bin in ein zwei Stunden zurück!â Jess nickte, als Luke den Laden verlieà konnte er sich ein schmunzeln nicht verkneifen.
Sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlend, trat Jess von einem Bein auf das andere. Das Diner hatte vor einer Stunde geschlossen, er hatte geduscht, sich etwas anderes angezogen und dabei hatte er bewusst darauf verzichtet seine Lederjacke anzuziehen, auch seine Haare hatte er nicht wirklich beachtet, was dazu führte das sie nun fast vollständig nach unten hingen und nicht wie sonst in alle möglichen Richtungen abstanden. Aber wie sonst hätte er zeigen sollen, das sich etwas geändert hatte? Der erste Eindruck zählte und er war nicht der Mensch, der im Regelfall einen guten ersten Eindruck hinterlieÃ.
âLuke, muss das wirklich sein?â Jess schaute zu seinem Onkel, der bereit zum gehen an der Tür stand. âJess, besser ihr begegnet euch heute Abend, als Morgen auf der Hochzeit.â âAch ja? Wer sagt das?â Jess kämpfte gegen die aufkeimende Ãbelkeit an, aber je mehr er kämpfte, desto schlimmer schien es zu werden. Wären sie an einem anderen Ort, würden se sich in einem anderen Haus begegnen, wäre es nicht so tragisch, aber so hatte sie den Heimvorteil. Er konnte nicht behaupten diese Erfahrung schon einmal gemacht zu haben. Er konnte nicht behaupten, ihm sei jemals zuvor, bei dem Gedanken einem Menschen, seit langer Zeit, zum ersten Mal wieder zu sehen, schlecht geworden. Wenn er tatsächlich etwas noch nie erlebt hatte, dann das.
Luke atmete laut aus âJess, bitte!â
Jess vergrub die Hände in den Taschen seiner dunkelblauen Jacke und setzte sich in Bewegung. Bewegung tat gut. âDu bist mir was schuldig!â Jess schaute Luke ernst an, während er an ihm vorbei nach drauÃen ging. Bewegung tat gut und die abendliche Sommerluft war noch besser. Sein Kopf fühlte sich mit einem Schlag freier an, als hätte jemand die Wolken vertrieben, die sich den ganzen Tag darin verkrochen hatten und auch die Ãbelkeit lieà nach. Was konnte im schlimmsten Fall passieren?
Schweigend gingen Luke und Jess neben einander her, einen Weg denn Jess nur zu gut kannte, bis sie schlieÃlich das Haus erreicht, vor dem Jess am meisten graute - das Haus der Gilmores.
âBenimm dich!â zischte Luke Jess zu während er die Haustür öffnete und eintrat. Im ersten Moment war Jess irritiert, dass Luke einfach so hineinspazierte, bis ihm wieder einfiel, dass es inzwischen auch Lukes Zuhause war.
âLorelai? Wir sind da!â Jess hörte ein fragendes âWir?â hinter Lorelai, die bereits aus der Küche auf sie zukam. Sie hatten es Rory also nicht gesagt. Er hatte es gewusst. Rorys Heimvorteil war mit einem Mal nicht mehr so groÃ, wie er dachte. Einen wunderbaren Abend hatte er da vor sich.
Lorelai und Luke begrüÃten sich mit einem kurzen Kuss, bevor Lorelai ihre Aufmerksamkeit auf Jess richtete, der in Gedanken versunken auf den Boden starrte. âEs ist nett dich wieder zu sehen!â Lorelai lächelte ihn an. Jess richtete seinen Blick auf, er brauchte einen Moment, bis er in der Lage war zu reagieren.
âLüg nicht so schamlosâ, antwortete er sarkastisch, aber nicht ohne ein spielerisches Grinsen aufzusetzen. Warum wusste er das Lorelai wusste was er damit bezweckte? Lorelai verstand tatsächlich vorauf er hinaus wollte âIch? Ich und lügen? Wohin denkst duâ, spielte sie sein Spiel mit künstlerischem entsetzten mit. Wenigstens das Eis war schon mal gebrochen. Aber wie lange würde es anhalten? Lorelai stand auf der Seite ihrer Tochter, das tat sie immer. Was... noch, bevor er etwas erwidern konnte, bevor er überhaupt seinen Gedanken weiter denken konnte, lieà ein leiser Schrei, vielleicht auch ein entrüstetes Stöhnen, so genau lieà es sich nicht definieren, aus Richtung Küche alle drei herum fahren.
Rory starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an, mit einer Hand den Mund verdeckend. So wie der Schrei nicht zu definieren gewesen war, war auch ihre ganze Körperhaltung kaum einzuschätzen. Ihre Hand wanderte langsam, von ihrem Mund zu ihrem Bauch, wo sich ihre Arme verschränkten. Sie drückte sie so fest an sich, als wollte sie sich selbst Umarmen. Jess hatte keine Ahnung, was in ihrem Kopf vor sich ging. Aber er hatte eine Idee, eine kleine Ahnung. Es konnte sich nicht so sehr von dem unterscheiden, was mit ihm passierte, wenn er an sie dachte. Erinnerungen, an bessere Tage, an schlechtere Tage, an Gefühle, die nicht soweit in der Vergangenheit lagen, wie ihnen lieb war, die immer noch präsent waren, die Briefe, was sie sagten, was sie offen legten, seine Bitte, ihre Antwort, seine Lügen, ihre Leichtgläubigkeit, ihre Hoffnung, dass sie es schaffen könnten, seine Resignation, die Enttäuschung.
Und da war es wieder, sein Gefühl fehl am Platz zu sein.
Jess richtete seinen Blick wieder zu Boden. Warum sagte niemand was? Warum retteten weder Luke noch Lorelai die Situation? Ihnen muss klar gewesen sein was passieren konnte, was passieren würde. Sie mussten darüber geredet haben, darüber nachgedacht haben.
Als Rory, die erste war, die anfing zu sprechen, konnte er nicht anders als seinen Blick zu heben und sie anzusehen. âMum? Was... was macht der hier?â Rory deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Jess. Diese Geste war wohl der einzige Grund aus dem sie sich aus ihrer versteiften Haltung ölte, denn kaum hatte sie gesprochen, nahm sie ihre ursprüngliche Position wieder ein, mit dem unterschied, dass sie Jess ihn direkt anschaute, seinen Blick gefangen hielt, ihm keine Chance gab, in eine andere Richtung zu starren.
Am liebsten hätte er ihr etwas ebenso nettes an den Kopf geschmissen, die Art in der sie er sagte... Es tat weh. Es machte ihn wütend, er hätte wissen müssen, dass ein einzelnes Wort ihm diese Schmerzen zufügen konnte. Er hätte wissen müssen, dass SIE fähig war, ihn mit einem Wort so zu verletzten. Es war nicht das erste Mal. Aber für den Moment und im Sinne der bevorstehenden Hochzeit schien es ihm besser den Mund zuhalten. Er wollte sich nicht streiten, nicht mit ihr, nicht schon wieder. Er hatte sich geändert und so konnte er es beweisen.
Der Ball lag wieder auf ihrer Seite.
âHoney!â Lorelai ging zu ihrer Tochter und legte beruhigend den Arm um sie âEr ist für die Hochzeit hier. Ich wollte es dir sagen aber... es war so viel zu tun. Er wird Lukes Trauzeugeâ, fügte sie noch beiläufig hinzu.
Rory schüttelte den Arm ihrer Mutter ab und schaute sie entsetzt an.
Ihre Stimme war lauter, wie für sie üblich, als sie wieder sprach âUnd andere Dinge sind wichtiger als mir zu sagen, dass mein Ex...â Rory brach ab, als ihr bewusst wurde das eben dieser Exfreund, alles vom dem was sie sagte hören konnte. Sie schaute sich kurz, fast panisch um, ohne ein weiteres Wort stürmte sie durch die Küche in ihr Zimmer. Jess hätte zu gern gewusst, was Rory hatte sagen wollen, aber ihm war klar, dass sie es nie vor ihm sagen würde. Was war es, welchen Grund gab es für sie, so auf ihn zu reagieren? Er war nie ein Mensch mit groÃer Selbstbeherrschung gewesen und sie war das genaue Gegenteil von ihm, also, warum schaffte er es ruhig zu bleiben und sie nicht?
Rory war kein Mensch, der nicht an sich halten konnte. Nur wenn sie Angst bekam, wenn sie nervös wurde, hatte sie ihr Verhalten nicht im Griff. Wovor hatte sie Angst? Warum machte er sie nervös? Es machte keinen Sinn darüber nachzudenken, nicht im Moment. Jess drehte seinen Kopf etwas nach links und sah Luke mit einem deutlichen Ich - Habs - Dir - Doch - Gesagt - Blick an.
Dieser zuckte nur mit den Schultern âUnd jetzt stell dir vor das wäre morgen passiert!â Jess Gesichts Ausdruck veränderte sich, er wurde noch ernster, wenn das überhaupt möglich war. Seine Augenbrauen wanderten etwas nach oben, als er seine Stirn in Falten legte âDu hast damit gerechnet das es so abläuft!â Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Also, hatten sie sich darüber Gedanken gemacht, sie hatten darüber geredet.
âWir haben damit gerechnetâ, kam prompt Lorelais Antwort.
Als Jess und Luke sich eine halbe Stunde später wieder auf den Weg zum Diner machten, war alles wichtige für den nächsten, den groÃen Tag geklärt.
Jess und Luke würden bereits am nächsten Morgen zum Dragonfly fahren und sich dort auf die Trauung vorbereiten und ein letztes Mal kontrollieren, ob alles so war wie es seien sollte.
Unter anderem, dass die Chuppa, direkt am Anfang der Auffahrt stand, damit Lorelai hindurch trat, wenn sie aus der Limousine stieg, die sie von zu Hause abholte und zum Hotel fuhr, ja, ihre Mutter hatte mit gemischt, und, dass er in hellblau und weià gehaltene Türschmuck über dem Haupteingang angebracht war, wo Luke und Lorelai sich das Ja Wort geben würde. Jess war erst über die Auswahl des Ortes überrascht gewesen, aber nach dem Luke, begleitet von einigen sarkastischen Kommentaren von Jessâ Seite, erzählt hatte warum, war es nicht mehr ganz so unnormal, eher schon kitschig.
***
Jess schenkte der Zeremonie weniger Aufmerksamkeit, als er es vielleicht hätte tun sollen. Im nach hinein konnte er sich nur noch bruchstückhaft an das Gesagte und Geschehene erinnern. ... Es ist schwer eine Gilmore zu lieben, aber... ein Teil von Lukes Eheversprechen, der einzige der ihm im Gedächtnis hängen geblieben ist. Ob Luke überhaupt wusste, das er damit den Nagel of den Kopf getroffen hatte? Dann war Lorelai an der Reihe gewesen. Jess wusste nicht mehr was sie gesagt hatte, aber es musste etwas gewesen sein das Herzen erweichte, den selbst diejenigen die nach Lukes Worten noch keine Tränen aus ihren Augen wischten taten es jetzt.
Er reichte Luke den Ring als er es tun sollte und kaum hatte er es getan, schwenkten seine Gedanken schon wieder in eine andere Richtung.
Seit Rory die Veranda betreten hatte hing sein Blick an ihr. Seine Gedanken drehten sich um sie. Das konnte nicht gesund sein!
Und jetzt stand er hier am Rand der Wiese auf der die Feier stattfand und beobachtete sie, wie sie ihre Mum und Luke beobachtete die langsam zu dem ausgelegten Parkett gingen, um den traditionellen ersten Tanz zu tanzen.
Leise fing die Musik an zu spielen.
[...] We talked for hours at a time
Then I came to my senses
Youâre more than a friend
Youâre my perfect lover [...]
Rory fiel es schwer ihre Eltern... hatte sie grad âihre Elternâ gedacht? Es fiel er schwer ihre Eltern im Auge zu behalten, ihren Blick nicht schweifen zu lassen. Sie wusste das er sie beobachtete, wie er es schon den ganzen Tag getan hatte. Sie spürte seinen Blick auf ihrem Körper.Then I came to my senses
Youâre more than a friend
Youâre my perfect lover [...]
[...] And we're gonna stay together for a million years
Itâs the least I can do [...]
Für einen kurzen Moment, gerade so lange das er Zeit hatte es zu registrieren, schaute Rory zu ihm hinüber. Er wollte ihr zu lächeln, aber bevor er überhaupt reagieren konnte hatte sie ihren Blick schon wieder zur Tanzfläche gelenkt. Itâs the least I can do [...]
[...] I'll never be all you want me to But that's all right
I'm gonna make you love me
I'm gonna dry your tears
And we're gonna stay together for a million years [...]
Jess merkte kaum wie die Musik wechselte, er sah nur wie Rory zur Tanzfläche ging, auf halben Weg stieà ihr GroÃvater zu ihr. Gemeinsam gingen sie zu Luke und Lorelai. Richard um mit seiner Tochter den nächsten Tanz zu tanzen, Rory um das selbe mit Luke zu tun. Rory in ihrem langen, einfach geschnittenen hellblauen Brautjungfernkleid.I'm gonna make you love me
I'm gonna dry your tears
And we're gonna stay together for a million years [...]
[...] Somethin' in your eyes, makes me wanna lose myself
Makes me wanna lose myself, in your arms
There's somethin' in your voice, makes my heart beat fast
Hope this feeling lasts, the rest of my life [...]
Als Rory sich mit einer Umarmung von Luke verabschiedete und ihn wieder seiner Frau überlieÃ, löste Jess seinen Blick von ihr. Er hatte genug. Das konnte es nicht sein!Makes me wanna lose myself, in your arms
There's somethin' in your voice, makes my heart beat fast
Hope this feeling lasts, the rest of my life [...]
Er war hier gewesen, aus freien Stücken, also konnte er auch aus freien Stücken wieder gehen. Luke würde es ihm wohl kaum übel nehmen, oder vielleicht doch?
Wirklich sicher sein konnte er sich eigentlich nicht. Luke hatte ihm so oft verziehen. Hatte ihm immer wieder aus der Klemme geholfen und alles was Jess tun konnte, um sich zu bedanken, war an Lukes Hochzeit teilzunehmen. Wenn er jetzt gehen würde, ohne Luke etwas zu sagen, wäre Luke tatsächlich bereit ihm wieder zu verzeihen? Wäre er vielleicht sogar in der Lage erst gar nicht böse zu werden?
Immerhin Jess wusste, dass Luke mehr wusste als er ihn merken lieÃ. Auch wenn man es Luke nicht ansah, hatte er eine gute Menschenkenntnis und er wusste was in Jess vor sich ging, kannte den Konflikt. Es war der selbe Konflikt wie schon vor einem Jahr. Der Spielball, auf der falschen Seite des Platzes.
Aber, so oder so, er konnte nicht bleiben, konnte es nicht ertragen. Er hasste es sich hilflos zu fühlen, sich zu fühlen, als hätte er keine andere Wahl.
Jess schaute sich noch einmal um, bevor er sich langsam an den Rückzug machte.
***
âDu warst gestern auf einmal verschwunden!â Luke schaute seinen Neffen besorgt an.
Der winkte ab und lehnte sich im Stuhl nach hinten. Während Luke die Tür eines ehemaligen Apartments hinter sich schloss. âAlles OK?â, fragte er, als er sich wieder zu Jess gedreht hatte. âJaâ, antwortete Jess knapp. Er wollte nicht darüber reden. Zu viele Dinge schossen ihm seit der Hochzeit durch den Kopf.
Hatte er sie verdient? Konnte er es verkraften, noch mal abgewiesen zu werden? Konnte er es ertragen, ihr zuzuhören, während sie ihm erklärte, warum es zwischen ihnen nicht Funktionieren konnte? âUnd was ist mit dir Mr. Lorelai Gilmore? Keine Flitterwochen?â Jess sah seinen Onkel von unten herauf an. Irgendwie, irgendwie, war er stolz. Luke hatte seine Gilmore. Er war sicher im Hafen angekommen, keine gefährlichen Riffe und scharfe Klippen mehr. Keine Gefahr mehr, sich ernsthaft zu verletzen oder sogar zu sterben.
Luke grinste seinen Neffen nur an, ein einfaches, zufriedenes, ein glückliches Grinsen. Er wusste genau, dass das Jess Art war ihm zu gratulieren, auch wenn der sarkastische Ton nicht gerade die Art von Gratulation war, die er sich erhofft hatte.
Aber mit den Jahren gab man sich auch mit weniger, als dem Erwarteten zufrieden, wobei Luke sich nicht ganz sicher war, ob diese Erkenntnis auch auf Jess zutraf âWir fahren gleich los. Lorelai wartet unten. Ich wollte nur noch...â Jess nickte.
âSag Lorelai Herzlichen Glückwunsch von mir!â Jess war sich darüber bewusst, dass es das Erste war, das er zu Luke seit der Hochzeit gesagt hatte, das nicht nach einem schlechten Witz klang.
âDas werde ich!â Luke schaute kurz zu Boden, als würde er überlegen was er als nächsten sagen sollte âWeiÃt du schon wie es für dich weiter gehen wird?â
Jess zuckte mit den Schultern âErst mal nach Kalifornien, um mein Auto abzuholen. Ich hab einen Flug Morgenfrüh um zehn und danach werd ich sehen was passiert!â Es war nicht die ganze Wahrheit, aber er bewarte Luke lieber vor einer genaueren Auskunft. Wenn er Luke erzählt hätte, worüber er nachdachte, er konnte nicht abschätzen wie Luke reagieren würde.
âDu weiÃt, das Apartment steht jetzt leer, also solltest du einen Platz brauchen..., wenn auch nur für ein paar Tage...â Wieder nickte Jess âDanke!â Luke lächelte leicht âIch hab es dir schon mal gesagt, Jess. Ich bin hier Jess, ich bin immer hier und lass dir bloà nicht einfallen, noch mal solange nichts von dir hören zu lassen!â
Jess lachte kurz, schlieÃlich stand er auf und ging auf Luke zu
âSchöne Flitterwochen und tr...â âWag es bloà nichtâ, fiel Luke ihm ins Wort. Beide schauten sich einen kurzen Moment an, bevor sie sich ebenso kurz umarmten. Ihnen Beiden kam es fast vor wie ein Déjà -vu.
âAlso, wir sehen uns?â Luke hatte nicht vor das Thema einfach so fallen zulassen. Er kannte seinen Neffen zu gut, um auf eine klare Antwort zu verzichten. Er wusste das er ihn festnageln musste, sonst würde vermutlich ein weiteres Jahr vergehen, bevor sie sich wiedersahen.
âWir sehen uns!â âThanksgiving?â Jess verdrehte die Augen
âThanksgiving!â antwortete er schlieÃlich. Nicht ganz ohne den Gedanken, dass an Thanksgiving alles anders sein könnte. Vielleicht konnte schon alles anders sein, wenn er im Flieger nach Kalifornien saÃ.
Luke nickte seinem Neffen ein letztes Mal zufrieden zu, bevor er Jess allein in ihrem alten Apartment zurück lieÃ.
some people were concerned about whether the Winchesters survived