Nachdem ich so lieb gebeten wurde, heute noch einen Teil zu posten, poste ich heute noch einen
Hoffentlich merkt ihr jetzt, was für ein lieber Mensch ich doch bin!!!
Emily öffnete ihre Augen und war für einen Moment verwirrt. Melinda schlief neben ihr, hatte den Arm schützend um sie gelegt. Was tat Melinda in ihrem Bett?
Ganz langsam kamen die Erinnerungen an die letzte Nacht wieder. Alleine hätte sie diese Nacht wahrscheinlich niemals überstanden, doch Melinda war für sie da gewesen, hatte sie in den Arm genommen, sie an sich gedrückt, ihr sanft durch die Haare gestrichen. Stück für Stück hatte sie dann erfahren, was passiert war. Melinda hatte es einfach nicht glauben können, was sie da gehört hatte. Sie hatte sich schreckliche Vorwürfe gemacht, wären sie doch nur in diese Bar gegangen, dann wäre das alles niemals passiert.
Emily setzte sich vorsichtig auf. Sie wollte Melinda nicht wecken. Dabei sah sich in ihrem Zimmer um. Achtlos lag ihr Kleid auf den Boden geworfen, ihre Collier und ihre Ohrringe.
Wie gerne hätte sie einfach vergessen, doch es half nichts. Die Bilder hatten sich in ihre Seele gebrannt, Arthur hatte sich da hinein gebrannt, obwohl er darin nichts zu suchen hatte. Nein, ein Mensch wie er verdiente es nicht, dass sie sich an ihn erinnerte, dass sie sich seinetwegen kränkte. Und doch, schon wieder schossen ihr Tränen in die Augen. Der Gedanke, was in der letzten Nacht alles hätte passieren können, machte ihr Angst. Sie sah Arthurs leblosen Körper vor sich, wie er zu Boden fiel. Hatte sie ihn getötet? Sie wusste es nicht, konnte es nicht mit Gewissheit sagen. Sie hoffte, dass sie ihn nicht getötet hatte, obwohl er es verdient hatte, doch sie wollte nicht zu einer Mörderin werden.
Sanft hob Emily Melindas Arm. Diese brummte nur leise und drehte sich dann um. Emily hielt noch einen Moment inne, ehe sie vorsichtig aufstand. Sie war dankbar, dass Melinda noch ein wenig schlief, dann hatte sie Zeit für sich, konnte das Chaos des gestrigen Abends besser verarbeiten. Sie kniete sich zu ihrem Kleid, hob ihr Collier auf, ganz vorsichtig. Wie hatte sie es nur so unachtsam auf den Boden werfen können? Sanft lieà sie ihre Finger darüber gleiten. Dieses Collier war etwas besonderes, von ihrem Vater an sie. Hopie hatte so etwas niemals bekommen, es zeigte doch, wie viel sie ihrem Vater bedeutete. Sie stand auf und legte es behutsam zurück in sein Schächtelchen. Dann hob sie das Kleid auf und hängte es sauber auf einen Kleiderbügel. Wenn Melinda aufwachte würde nichts mehr an die gestrige Nacht erinnern.
Leise ging Emily ins Bad. Sie duschte noch einmal, in der Hoffnung, dass dann der letzte Schmutz von ihrer Seele gewaschen werden würde. Als sie aus der Dusche trat, umwickelte sie ihren Körper mit einem weiÃen Duschtuch und stellte sich vor den Spiegel. Er war vom Wasserdampf völlig beschlagen und sie versuchte sich darin zu erkennen. Dann näherte sie ihren rechten Zeigefinger dem Spiegel. So etwas hatte sie das letzte Mal als kleines Mädchen von vielleicht fünf Jahren gemacht. Sie begann auf dem Spiegel zu schreiben. Zuerst war es nur eine gerade Linie, doch bald erkannte man, was sie da schrieb. âRichardâ stand in GroÃbuchstaben auf dem Spiegel. Emily musste lächeln, war von sich selbst überrascht. Sie hatte es nicht darauf angelegt, so was zu schreiben und doch, es war geschehen. Und mit einem Mal wurde ihr klar, was ihr im Leben wirklich wichtig war. Arthur zählte nicht, hatte keine Bedeutung, alles was geschehen war, war völlig irrelevant. Richard war wichtig. Er war der Mann ihres Lebens, der Mann, für den sie bestimmt war. Sie machte eine Faust und wischte den Spiegel wieder sauber. Sie betrachtete sich darin und lächelte sich an. Warum dauerte es immer so lange, bis man begriff, wonach man sich eigentlich sehnte?
SchlieÃlich kam sie wieder aus dem Bad. Melinda war inzwischen aufgewacht und sah Emily besorgt an. âSüÃe, wie geht es dir heute?â
Emily lächelte sie an: âGut, ehrlich, es geht mir gut.â Sie unterbrach sich kurz und fügte dann noch etwas leiser hinzu: âIch wäre dankbar, wenn das von gestern unter uns bleiben würde. Es müssen nicht alle wissen, was geschehen ist.â
Melinda begriff nicht ganz, warum Emily das wollte, verstand es nicht. Sie hatte damit gerechnet, dass Emily dieses Schwein anzeigen würde und nun wollte sie einfach schweigen?
âWieso das?â, fragte sie ein wenig bestürzt.
Emily lieà sich auf ihr Bett fallen und murmelte: âDas Leben geht weiter.â Doch sie war nicht mehr wirklich bei der Sache, ihre Gedanken kreisten schon längst um Richard.