Danke für euer FB, freut mich wirklich jedes Mal aufs Neue.
Also mal unter uns, würde nicht jeder in Richards Situation an Pennilyn denken??? Eben.
Und so geht es weiter:
Ihre Körper bewegten sich aneinandergeschmiegt im Takt der Musik. Emily lehnte ihren Kopf schlieÃlich an Richards Brust, hörte seinen Herzschlag. Langsam, regelmäÃig. Es könnte mit ihm so perfekt sein, sie fühlte, dass er der richtige Mann für sie war, der einzige. All die Männer, denen sie in ihrem Leben begegnet war, hatten sie auf irgendeine Weise enttäuscht. Ihr Vater hatte sie ihre ganze Kindheit hindurch kaum beachtet, war nie da gewesen. Ihr Date am Abschlussball, Nolan Brown, war nicht erschienen, hatte sie versetzt, um mit irgendeinem blonden Dummchen auszugehen. Ewig hatte sie auf ihn gewartet, gehofft, dass er doch noch auftauchen würde, sich einfach nur verspätete. Ihre Mutter hatte ihr ein traumhaftes Kleid schneidern lassen, grün und eng anliegend. Wochenlang hatte Emily gefastet, um an diesem Abend gut auszusehen, doch er war nicht gekommen. Es war einer der grauenhaftesten Abende in ihrem Leben gewesen, irgendwann hatte sie dann die Hoffnung aufgegeben, hatte ihr Kleid lieblos auf den Boden geworfen und war ins Bett gegangen. Ihre Mutter hatte dann noch einmal nach ihr gesehen, sie gefragt, ob alles in Ordnung sei. Sie hatte nur gelächelt und genickt, doch sobald das Licht aus war, war die Fassade in sich zusammen gefallen und sie hatte bitterlich geweint, fast die ganze Nacht. Wegen der Demütigung durch Nolan, aus Enttäuschung über den verpatzten Ball.
Auch Arthur hatte sie enttäuscht, sie hatte sich in ihm getäuscht. Der nette Gentleman, der sich mit ihr unterhalten wollte, charmant, witzig. Die bittere Erfahrung, als sie festgestellt hat, dass der Schein oft trügt.. Die schreckliche Angst, die sie dann hatte. Doch nun fühlte sie sich sicher, für einen winzigen Moment konnte ihre Seele zur Ruhe kommen, hatte ein zu Hause gefunden. Doch sie wusste, dass sie bald weiterziehen musste. Richard würde sie nach dem Tanz, spätestens nach dem Abend wieder verlassen, zu Pennilyn zurückkehren und sie würde alleine dastehen, vielleicht noch einsamer als zuvor. Sie atmete tief durch. Ob es besser gewesen wäre, ihn niemals zu treffen? Dieses Gefühl der Geborgenheit, jetzt, wo sie es erlebt hatte, würde sie es nicht mehr missen wollen, sich danach verzehren.
Richard sehnte sich in diesem Moment auch nach etwas, er wollte mit Emily alleine sein, sie ganz für sich haben, sie berühren, ihre weiche Haut liebkosen. Er wusste, dass alle Blicke seiner Freunde auf ihm ruhten, fühlte, wie sie ihm und Emily folgten. Ihre Gedanken konnte er sich gut vorstellen, der Skandal. So kurz nach seiner Trennung von Pennilyn, von der es tausende verschiedene Gerüchte gab, tanzte er mit einer wildfremden Frau. Nein, er wollte sich und Emily nicht länger diesen Blicken aussetzen.
Das Haus der Bruderschaft hatte eine riesige Bibliothek, das war genau der richtige Ort, um mit ihr ungestört zu sein. Als die Musik endete, applaudierten sie kurz, dann bot er Emily seinen Arm an. Sie wusste es, jetzt würde er sie wieder zurück an die Bar bringen, noch ein paar nette Worte mit ihr wechseln und sich dann von ihr abwenden, sich auf die Suche nach Pennilyn machen. Zu ihrer Verwunderung schlug er jedoch eine ganz andere Richtung ein, ging mit ihr durch einen langen Gang und öffnete schlieÃlich eine groÃe, dunkle Türe. Der Raum war nur von einem kleinen Feuer im Kamin beleuchtet. Sie machte einen Schritt vorwärts und hielt den Atem an. Tausende Bücher in hohen Regalen, so viel gesammeltes Wissen. Sie blickte sich um, der ganze Raum war mit dunklem Holz eingerichtet. Vor dem Kamin standen eine Sitzgruppe und ein alter Lehnstuhl. Die Atmosphäre in diesem Raum war einfach perfekt. Und Richard war bei ihr. Er schloss die Türe hinter sich und lächelte Emily an, ging langsam auf sie zu. Ihr Herz raste, doch auch ihr Verstand. Was auch immer gleich passieren würde, es war nicht richtig. Es war wie mit Schokolade, einen flüchtigen Moment Genuss und danach ewige Reue. So wäre es auch mit ihm. Sie war schon viel zu weit gegangen, hatte schon zu viel mit ihm erlebt, zu vieles, das sie wieder und wieder erleben wollte, wonach sie süchtig werden konnte.
Langsam beugte er sich zu ihr, wollte sie küssen, doch Emily drehte ihren Kopf weg, es war besser so, seine Brührungen würden sie schwach machen, sie würde sich nicht mehr wehren können. Zuerst konnte er ihre Reaktion nicht deuten, wusste nicht, was er davon halten sollte. Sie hatte doch so eng mit ihm getanzt und einen Kuss verwehrte sie ihm jetzt? Vorsichtig drehte er ihren Kopf so, dass sie ihn anschauen musste. âWas ist denn los?â, fragte er sie, ein wenig verunsichert. âPennilynâ¦â, meinte sie fast stimmlos. Nun begriff er, sie wusste es noch nicht. Alle Welt hatte es doch bereits erfahren, wie ein Lauffeuer hatte es sich verbreitet, rasch und unaufhaltsam. Seine Mutter, bereits bevor er es ihr persönlich sagen konnte, hatte sie es gewusst, ihn zu Weihnachten bereits in der Türe mit mahnenden Worten begrüÃt. Ihm vorgeworfen, sich nicht gut genug um Pennilyn gekümmert zu haben. âEine solche Frau findest du niemals wieder, Richard, warum hast du sie gehen lassen?â, hatte sie ihn gefragt. Er war einfach dagestanden, hatte nichts zu erwidern gewusst, was hätte er auch sagen sollen? SchlieÃlich war sie gegangen, er hatte alles versucht, was in seiner Macht stand, um sie zu halten, doch sie wollte nicht. Und doch, er war der Schuldige, dabei war sie doch gegangen. Die missbilligenden Blicke seiner Mutter, ihre Vorträge über die Feiertage, über Liebe, Vertrauen und darüber, wie man als Mann um seine Liebe zu kämpfen hatte. Er hatte dazu geschwiegen, sich alles geduldig angehört, war nach den Feiertagen mit Schuldgefühlen nach Hause gefahren. Nicht nur, dass er Pennilyn enttäuscht hatte, er hatte auch seine Mutter enttäuscht. Die Frau, die ihn groÃgezogen hatte, die immer für ihn da gewesen war, die vieles geopfert hatte, nur damit es ihm gut ging, der er zu Dank verpflichtet war. Und nicht einmal diese kleine Freude hatte er ihr bereiten können, eine winzige Hochzeit, mehr wollte sie doch nicht, als ihren Sohn in guten Händen wissen.
Nach den Feiertagen, zurück in New Haven, fühlte Richard ein unbeschreibliches Gefühl der Leere. Er fühlte sich als Versager, es zählte nicht zu seinen Tugenden, mit Niederlagen umzugehen.
Langsam zog er Emily an sich, beuget sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: âEs ist vorbei...â