Lost Soul - Weâre going down
Eine Woche im Krankenhaus.
Eine Woche Ruhe und nun war sie wieder zurück.
Niemand hatte sich darum geschert, wie es ihr zu Hause ergeht.
Niemand wollte es.
Sie musste vom Krankenhaus aus den Bus nehmen.
Niemand war gekommen um sie abzuholen.
Sie hatte kaum die Haustür auf gestoÃen, als ihr etwas gegen den Kopf flog.
Als sie zu Boden sah, erkannte sie das es ein zerknülltes Stück Papier war.
Ein kurzer scheuer Blick nach oben genügte, um zu erkennen was ihr bevorstand.
Es war kalt.
Sie schloss langsam die Tür hinter sich, in der Hoffnung so noch etwas Zeit zu gewinnen, aber egal wie viel Zeit sie gewann, es war nicht genug, es war nie genug.
Ein leises Klicken und Hölle brach über sie hinein.
Wäre sie doch nur gestorben.
One The Road - There's A Light But I'm Alone
"Wenn wir einander nicht haben, werden wir vor Einsamkeit verrückt [...]
Stephen King
Er saà seit mittlerweile über sechs Stunden im Auto.
Er summte leise mit, als Tiny Dancer* im Radio gespielt wurde, ohne es wirklich zu merken.
Den ganzen Tag schon wechselte er permanent zwischen Radio und CD und zum ersten mal lief ein Lied das er kannte und, auch wenn er es nicht gerne zugab, mochte, auf einem der unzähligen Radiosender Amerikas.
[...] handing tickets out for god turnig back she just laugh
the boulevard is not that bad [...]
Dieses Lied bedeutete für ihn all das was er nicht hatte. Ein zu Hause, eine Familie.
Diese eine Szene tauchte vor ihm auf â Almost Famous â wie sie alle im Tourbus sitzen und singen. Singen, weil sie zusammen gehören, weil sie zu Hause sind.
[...] blue jeans baby l.a. lady seamstress for the band
ballerina you must have seen her [...]
Er hatte schon seit Ewigkeiten nicht mehr Ferngesehen und langsam fing er am es wirklich zu vermissen, einfach mal einen Abend lang auf der Couch zu liegen, einen Film zusehen, sich irgendwo Essen zu bestellen, am besten noch zusammenâ¦
Vor ihm tauchte das Hinweisschild der nächsten Ausfahrt auf.
Etwa hundert Meter weiter bog er vom Highway ab.
Wo genau er war wusste er gar nicht, er wusste nur das sein Weg ihn allmählich immer mehr in Richtung Süden trieb und abgesehen davon war die Ausfahrt gerade im rechten Moment gekommen. Rechtzeitig, bevor seine Gedanken ihn weiter zurücktragen konnten. Zurück zu einer Zeit an die er nicht gerne dachte, doch, eigentlich, eigentlich dachte er gern an diese Zeit, aber die Gedanken führten immer unausweichlich dazu, dass seine Stimmung umschlug.
Während er sich seinen Weg bahnte, fing im Radio ein neuer Song an.
Keiner der ihm wirklich gefiel. Country. Er hasste Country, genauso, wie er Folk hasste. Na ja, auch das stimmte nicht so ganz. Es war ein paar Wochen her, da lief ein Countrysong im Radio, der gar nicht so übel gewesen ist. Jess wusste nicht mehr wie er hieÃ, aber die ein oder andere Textzeile war hängen geblieben.
And you got so much going for you going right but I know at 17 itâs hard to see past friday night ... und ...
Youâve got so much up ahead youâll make new friends ... und ... und, was auch immer. Country war Country. Nicht seine Musik, selbst wenn ihm die Texte gefielen nicht.
Er zog den Zigarettenanzünder aus seiner Halterung und stöpselte stattdessen das Verbindungskabel seines Diskmans ein.
Es war keins der neusten Modelle, einer seiner Mitbewohner in New York hatte es besorgt, wo wollte Jess gar nicht so genau wissen. Die Jungs waren nicht übel, aber manchmal fragte sich Jess ernsthaft, was von dem, das sie Tag für Tag taten, tatsächlich legal war. Zum Beispiel glaubte er nicht daran, das sein Diskman von einem LKW gefallen war, so wie Steve erzählt hatte.
Er hatte Steve fünfzehn Dollar in die Hand gedrückt und schon war es seins. Damals hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, wie Steve immer wieder an günstige Elektrogeräte kam. Andererseits, selbst wenn er darüber nachgedacht hätte, zweifelte er daran, dass er aufgrund dessen anders gehandelt hätte. Er hätte das Ding trotzdem gekauft, Punkt!
Er legte eine seiner Metallica CDâs ein und drückte auf Play. Das war besser, viel besser.
***
Es war November und dementsprechend schweinekalt, als sie das Haus verlieÃ.
Sie trug ihre alten verwaschenen Jeans und einen, ihr viel zu groÃen, schwarzen Pullover.
Ihre langen blonden Haare hingen ihr zerzaust über die Schultern.
Es ging nicht mehr. Sie konnte nicht länger bleiben, nicht solange ER da war und das würde er immer sein.
Die Arme fest um sich selbst geschlungen, um sich wenigsten etwas vor der Kälte zu schützen, rannte sie die, ihr seit eh und je bekannten, StraÃen entlang.
Sie würde nicht zurück gehen, niemals, nie, selbst wenn das bedeutete das sie hier drauÃen erfror. Sterben. Sterben war seit langem eine Idee, die immer wieder auftauchte immer wieder, immer, immer wieder.
Aber eigentlich wollte sie nicht sterben, sie wollte Leben, frei von den Qualen die sie erlebt hatte. Frei von IHM.
Sie weinte nicht, das tat sie nie.
Sie schluckte und wenn es zu viel wurde brachte sie die Barrieren mit kleinen Schnitten zum Brechen, wenn sie längere Pausen brauchte waren es auch mal gröÃere Schnitte. Blut. Wenn sie blutete, richtig blutete, hatte sie Ruhe. Ein paar Tage, wenn sie Glück hatte, eine ganze Woche.
Danach war sie bereit für eine neue Runde und die Nächste, und wieder und wieder.
***
Jess war überrascht wie groà die Stadt doch war, wenigsten wusste er mittlerweile den Namen â Bluffton.
Er fuhr seit mehr als einer Stunde durch die teilweise sehr engen und dann wieder breiten StraÃen.
Hier und da gab es Geschäfte, dann wieder kleinere Fabriken, oder zumindest Gebäude, die so aussahen und Wohnhäuser, die Block für Block die StraÃen säumten.
Alte zerfallene Bauten und wie neu aussehende, gepflegte Einfamilien Bungalows.
Langsam hatte er die Schnauze gestrichen voll.
Er hätte auf dem Highway bleiben sollen, das war ihm jetzt klar. Allerdings hätte ihn dann nichts abgelenkt und seine Gedanken wären weiter gelaufen, hätten sich schlieÃlich seiner Kontrolle entzogen und er wäre wieder bei ihr gewesen.
Er war nicht auf dem Highway, Pech oder pures Glück, wie auch immer man es sehen wollte, und irgendwie musste er den bescheuerten Weg zurück finden.
Am besten noch, bevor er zu müde wurde. Müde Autofahren, die Erfahrung hatte er gemacht und wäre dabei fast gegen einen StraÃenpfeiler gerast. Im letzten Moment hatte er den Lenker herum gerissen, was dazu geführt hatte das sein Wagen innerhalb einer Millisekunde quer auf der Fahrbahn stand. Wenigsten war das zu einer Uhrzeit passiert, zu der kaum jemand auf den StraÃen unterwegs war. Kein Mensch, kein anderes Fahrzeug, niemand war dadurch in Gefahr geraten.
Damn it! Er hatte nicht vor die ganze Nacht in dieser Stadt zu vergeuden.
***
Jess riss sein Lenkrad scharf nach links.
Was zur Hölle...
Das Auto drehte sich einmal um seine eigene Achse und blieb dann stehen als wäre nichts geschehen.
Jess starrte mit weitaufgerissen Augen auf das Mädchen, das er fast überfahren hätte.
Er hatte die Fahrertür noch nicht ganz geöffnet als sie schon auf ihn zukam.
ââschuldigung. Ich wollte nur...â âDu wolltest was? Das ich mich zu Tode fahreâ, fuhr er sie an. Jess schnaubte verächtlich. Das letzte was er zur Zeit brauchte war ein Autounfall, ganz zuschweigen von einer Krankenhausrechnung, die vermutlich in die Tausende gehen würde. âIch... ich...â Sie senkte beschämt den Kopf. Ihre blonden Haare bedeckten ihr Gesicht fast vollständig. Sie sah im Licht der Autoscheinwerfer so seltsam aus. So klein, so düster, so verstört. Ein kleines Kind, das im Einkaufszentrum seine Eltern verloren hat und nun einem Fremden gegenüber steht. Ein Reh, ein Rehkitz.
âWas?â Jess klang wieder etwas gefasster. Sie tat ihm leid. Er war kein Mensch der häufig Mitleid hatte, es brauchte viel, um auf ihn mitleiderregend zuwirken, aber dieses Mädchen. Aus irgendeinem Grund hatte sie es im Handumdrehen geschafft.
âIch... Wohin fährst du?â
Jess schaute sie überrumpelt an und zuckte mit den Schultern âKeine Ahnung.â
âKann ich mitfahren?â Sie schaute ihn mit ihren blau-grünen Augen flehend an. Das Rehkitz, nur die Farbe der Augen stimmte nicht.
Erst jetzt fiel ihm ihre verstörte, unruhige Gestik auf. So steif sie ihm im ersten Moment erschienen war, war doch ihr ganzer Körper in Bewegung. Sie verharkte ihre Hände und löste sie wieder, sie biss sich auf die Unterlippe, sie verlagerte ihr Gewicht von einem Fuà auf den andern.
âWohin willst du?â, fragte er zurück ohne sich ablenken zulassen. âWeg!â
Jess verstand nicht wirklich was sie hier drauÃen machte, warum sie überhaupt hier drauÃen war, warum sie nichts bei sich trug, auÃer die Kleidung die sie an hatte, aber sie mitzunehmen konnte nicht wirklich ein Fehler sein, oder? Nicht wirklich, und irgendwie doch.
âHast du Geld?â
Das Mädchen schüttelte niedergeschlagen den Kopf. Die Frage und vor allem die Antwort war so gut wie eine Absage. Sie wusste es. Aber woher hätte sie das Geld nehmen sollen, sie hatte nichts. ER hatte nichts, jeden Cent, den sie vom Staat bekamen, gab er aus. Zigaretten, Schnaps, Bier. Nie blieb auch nur ein Dollar übrig. Ihr Essen bekam sie in der Sozialstation.
Was hatte sie sich nur gedacht? Sie hatte keine Chance, keine Chance zu entkommen, keine Chance zu überleben.
Jess schnaubte kurz, ein Geräusch das er an diesem Abend zu oft machte. Irgendwas stimmte mit ihr nicht, das war ihm klar und er war sich fast sicher, dass es etwas mit der Stadt zu tun hatte, die er keine fünf Minuten zuvor hinter sich gelassen hatte. âSteig ein!â Ohne ein weiteres Wort drehte Jess sich um, stieg wieder ein und schloss die Fahrertür.
Er warf eine fast leere Colaflasche und zwei leere Konservendosen auf den Rücksitz, bevor er die Beifahrertür aufstieà âWas ist jetzt?â
Langsam kam das Mädchen auf den Wagen zu, sie schaute sich noch einmal nervös um, bevor sie einstieg und Jess dankbar anlächelte.
Jess drehte die Autoheizung etwas höher und die Musik im Gegensatz dazu etwas leiser. Sie sah so verfroren aus, aber Jess bezweifelte, dass das nur an den Temperaturen lag, die gerade vorherrschten, irgendwie hatte er das Gefühl, als käme die Kälte aus ihrem innern heraus. Als friere sie schon seit sehr langer Zeit.
âWie heiÃt du überhauptâ, fragte er sie, nachdem sie schon einige Meilen hinter sich gebracht hatten. âTiana, aber sag bitte Ty.â Jess nickte âIch bin Jess, aber sag bitte Jess.â Er grinste sie frech an, kam sich dabei aber schnell ziemlich blöd vor, als er merkte das sie nicht darauf einging, sondern mit glasigen Augen auf ihre Hände starrte.
âBist du müde?â
Keine Antwort, nur ein zaghaftes Nicken.
Ohne den Blick von der StraÃe zu nehmen, griff Jess nach hinten und zog eine graue Wolldecke nach vorne âHier!â
Ty lächelte und griff nach der Decke. Jess vermutete, dass es wohl so etwas wie ein Lächeln aus Dankbarkeit war, das Selbe das sie hatte, als er ihr sagte, sie könne mitfahren. Er beobachtete sie aus dem Augenwinkel, als sie die Decke über sich ausbreitete, sich zur Seite drehte, die Beine anzog und die Augen schloss.
Er sah wie ihr Brustkorb sich allmählich sanfter hob und senkte, sie zitterte nicht mehr so stark und schon nach ein paar Minuten schien es, als sei sie eingeschlafen.
Jess drehte die Heizung wieder etwas runter und konzentrierte sich auf den geisterhaft leeren Highway.
Es war ein langer Tag gewesen und sowie es aussah würde er für ihn noch etwas länger dauern.
Als er Morgen auf den Parkplatz einer Raststätte fuhr hatte er Bluffton weit hinter sich gelassen und die gröÃte Stadt in seiner nähe war laut den StraÃenschildern Dayton.
Wenn er sich nicht total täuschte lag Dayton etwa auf der gleichen Höhe wie Maryland.
Aber für den Moment war ihm das ziemlich egal.
Er drehte den Zündschlüssel und sofort verstummte der Motor.
Er kramte seinen Geldbeutel aus seiner Jackentasche und stieg schlieÃlich aus.
Es dauerte einen kurzen Moment, bis er sich wirklich sicher war, dass seine Beine ihn bis zum Kiosk tragen würden.
Er warf einen kurzen Blick auf Tiana, schloss die Wagentür und ging in Richtung des groÃen, in abartigen Farben bemalten Gebäudes.
Es dauerte knapp zwanzig Minuten zur Toilette zugehen, Baigles und Kaffee zu kaufen und wieder zum Wagen zurück zugehen.
Tiana saà aufrecht auf dem Beifahrersitz und schaute sich suchend um, als sie ihn entdeckte schien sie sich etwas zu entspannen.
Jess öffnete die Fahrertür und reichte ihr einen dampfenden Becher Kaffee und die Tüte mit ihrem Frühstück.
Er selbst blieb noch kurz vor dem Auto stehen.
Er war seit einundzwanzig Stunden unterwegs ohne groÃe Pausen zumachen, allein bei dem Gedanken daran weiter fahren zumüssen fingen seine Augen an zu brennen, von seinen Beinen gar nicht erst zu reden.
"Soll ich fahren?" Ty hielt immer noch ihren Kaffeebecher in der Hand während sie die Beifahrertür hinter schloss.
"Was?" Jess löste seinen Blick von der krummen Antenne seines Autos und schaute das blonde Mädchen überrascht an.
âOb ich fahren soll. Du siehst nicht so aus als könntest du noch lange durchhalten!" "Danke!" Jess verzog gespielt gekünstelt sein Gesicht. Vielleicht war sie doch nicht so seltsam wie er zuerst gedacht hatte, vielleicht hatte sie einfach nur Zeit gebraucht? Und vielleicht war sie es doch, nur das sie besser schauspielern konnte, als sie den Anschein machte. "Kannst du fahren?"
Ty nickte ihm überzeugend zu "Also?" "Ok." Jess zog die Autoschlüssel aus der Tasche seiner Lederjacke und schmiss sie Tiana zu "Aber wehe du baust 'nen Unfall!"
"Keine Angst. Deinem Schätzchen passiert schon nichts!" Jess zog abschätzend die Augenbrauen hoch, während er um die Front herum zur Beifahrerseite ging und einstieg.
Verdammt seltsam, das warâs! Ty, die bis vor fünf Minuten kaum was gesagt hatte, redete auf einmal mit ihm als würden sie sich seit Jahren kennen.
Vielleicht doch eine Psychopatin?
Jess verwarf den Gedanken, bevor er ihn weiterspinnen konnte. Was brachte es ihm schon sich darüber den Kopf zu zermatern? Er hatte sie nun an der Backe. Er konnte sie nicht einfach hier stehen lassen, da musste er jetzt durch. Er war es selbst Schuld, zumindest das war ihm in diesem Moment klar.
Tiana blieb noch einen kurzen Moment vor dem Wagen stehen und leerte ihren Becher, bevor auch sie einstieg. Jess' immer noch durchaus verwundertem Gesichtsausdruck zum Trotz.
"Du hast nicht zufällig ein paar CDâs?", fragte Ty während sie den Wagen anlieà und sich kurz verstohlen umsah.
Jess schnaubte wieder, griff aber nach hinten und zog ohne ein Wort seinen Seesack nach vorn "Was willst du?" "Irgendwas."
"Na toll!" Jess kramte kurz und zog ein paar Cd's heraus "Rancid, Metallica, The Eighty Eights, The Shaggs, The Clash!"
"The Eighty Eights!" Ein kleines lächeln spielte um Ty's Mundwinkel, als sie Jess von der Seite her beobachtete wie er die Cd in Player legte. "Sonst noch wünsche, my Lady?" "Nein, danke!"
Jess strich sich fast schon genervt mit einer Hand durch die Haare.
Er drehte sich zur Rückbank, um den Sack zurück zu legen, schmeiÃen funktionierte nicht, damit hatte er schon seine Erfahrungen gemacht, der Seesack blieb prinzipiell irgendwo hängen, entweder an einem der Vordersitze oder am niedrigen Dach des Wagens, als er sich wieder zurück drehte blieb sein Blick an Tianas Unterarmen hängen.
Was zum ...
Die Ãrmel ihres Pullovers waren ein Stück nach unten gerutscht, als sie das Lenkrad gegriffen hatte, verheilte und neuere Kratzer, oder eher Schnitte, Jess war sich nicht ganz sicher, waren zu sehen. Psychopatin?
Plötzlich schien ihm dieser Gedanke gar nicht mehr so abwegig zu sein. Aber kein Mensch tat sich so etwas ohne Grund an, niemand, der nichts schreckliches erlebt hatte zumindest. Das würde auch erklären, warum sie bei Eiseskälte, nur in Jeans und Pulli, ohne Geld, auf der StraÃe unterwegs gewesen ist.
Langsam streckte er seine Hand aus und griff nach Ty's Handgelenk.
"Was ist das?" Jess hielt immer noch Tianas Handgelenk, während er mit der anderen Hand den Ãrmel weiter hochschob. Er realisierte kaum, dass sein Benehmen mehr als unangebracht war. Er kannte sie kaum, eigentlich überhaupt nicht.
"Das ist wohl kaum deine Sache!" Den Blick nicht von der StraÃe nehmend löste Ty sich harsch aus seinem Griff.
"Oookay!" Jess lieà sich in seinen Sitz zurück sinken "Aber..." "Nichts aber!" Tianas Stimme zitterte deutlich. Ihre Finger waren so fest um das Lenkrad gedrückt, das ihre Knöchel weià hervortraten. Ihre Schulter waren versteift und ihre Augen wanderten unruhig von einer Seite zur andern, und wieder zur StraÃe, wieder nach links, wieder nach rechts, zur StraÃe und wieder und wieder.
"Es geht dich nichts an und FERTIG!" Die letzten Worte schrie sie fast. Jess sah ihr an, wie überrumpelt sie selbst davon war.
Ohne Vorwarnung riss sie den Lenker herum, fuhr an die Seite und hielt an.
Bevor Jess überhaupt reagieren konnte, sprang sie aus dem Wagen.
"Ty, verdammt!" Jess stieà die Tür des Wagens auf und lief Ty hinterher "Warte doch!... Wohin zum Teufel willst du? WeiÃt du überhaupt wo wir sind?" Kopfschütteln. Was sollte er sonst tun? Sie war eine Fremde. Was sollte er sonst sagen?
Ty blieb stehen und deutete vielsagend nach oben.
Weià auf Grün. Noch zwei Meilen bis nach Dayton. Ein StraÃen Schild!
Jess schüttelte den Kopf, diesmal mit wesentlich mehr Unglauben, als Fassungslosigkeit "Und dahin willst du laufen?"
Sie nickte "Und was dann? WeiÃt du wie du an Geld kommst?"
"Nein, aber ich werds rausfinden!" Ty drehte sich wieder um und ging, diesmal langsamen Schrittes weiter die StraÃe entlang. Ihre Schulter immer noch angespannt, als wollte sie Jess damit zeigen, dass sie entschlossen war ihn zu ignorieren.
"Aber vergess ja nicht die Gummis - Gib AIDS keine Chance!", schrie Jess ihr hinter er, bevor auch er sich umdrehte, wütend zurück zum Auto ging und einstieg.
[...] Iâll tell you just how good it can be, this lazy summer
But you got no relief from the pain in your head
And it's hollow and greased and it says that you're dead
But you make fun an [...]
Dieses verdammte Lied! Ohne groà nachzudenken riss Jess den Cd-Spieler vom Armaturenbrett und schleuderte ihn nach hinten, wo er mit einem Knall gegen Rückscheibe prallte, bevor er nicht mehr ganz so gut erhalten auf den Rücksitz fiel.