16.06.2008, 14:52
Bin mal gespannt, ob sich überhaupt jemand werben lässt.
Problem ist es muss relativ schnell gehen, weil es bis Find a Reason nicht mehr so lange hin ist und ich vorher dann ja noch den Teil umschreiben muss.
Aber warum in Gottes Namen verhielt sie sich so? Jess schüttelte verständnislos den Kopf als Tiana vor einem der Häuser in der Napoleon Avenue stehen blieb.
Haus, Haus war nicht das richtige Wort. Palast? Na ja, nicht ganz, aber es war schon dicht dran. Das Gebäude war gigantisch. Zur StraÃe hin, waren der Garten und der Weg zum Eingang abgegrenzt durch einen Metallzaun und ein Tor, das Jess etwa bis zum Hals ging. Folgte man dem kurzen Weg zur Treppe und der kleinen Veranda, begegnete man zwei weiÃen, edel aussehenden Engelstatuen. Das ganze vordere Gebäude war weià gestrichen, mit schwarzen Ornamenten über den weiÃen Fenstern, und einem schwarzen Schild über der Tür - St. Elizabeths -, nach links und rechts erstreckten sich, aus rotem Backstein gebaute Flügel, ebenfalls mit weiÃen Fenstern, wobei die unteren etwas gröÃer waren und alle, im Gegensatz zu denen im vorderen Teil gebogen waren. Das Gebäude wirkte beeindruckend, das musste selbst er zugeben. Es war fast unmöglich alle Einzelheiten auf den ersten Blick zu sehen.
Jess beobachtete Ty einen kurzen Moment, bevor er sich schlieÃlich dazu entschloss endlich zu handeln.
âOk Ty, die Touri- Tour ist zwar ganz interessant aber was zum Henker machen wir hier?â Ty lächelte ihn kurz an, bevor sie sich wieder dem Haus zuwandte
âSt. Elizabeth, das Haus gehörte Anne Rice und war als es gebaut wurde ein Mädchen Internat, danach irgendwann ein Weisenhaus!â âAja.â Jess kratzte sich desinteressiert am Kopf. Ty machte ihn fertig.
âEs spielt eine wichtige Rolle in Memnoch der Teufel und in den Romanen um die Mayfair Hexen!â âUnd noch mal Aja!â
Ty drehte sich zu Jess um und schaute ihn herausfordernd an âErzähl mir bitte nicht du hast noch nie etwas von Anne Rice und ihren Vampire Chroniken gehört!â Jess seufzte. Klar hatte er, aber Vampire interessierten ihn nicht, also warum die Bücher lesen? âIch hab schon davon gehört. Aber ich versteh nicht was daran so interessant sein soll!â, gab er wahrheitsgemäà zurück. Er liebte Bücher. Ja. Aber das bedeutete nicht, das er alles las. Er gab den meisten Büchern zumindest eine Chance, auch Vampirromanen, aber weder die Geschichten von Anne Rice noch eines anderen Vampirautors hatten ihn bisher überzeugt. Dann schaute er sich schon wesentlich lieber Vampirfilme an.
Ty verdrehte nur die Augen und wendete sich wieder dem Haus zu âWir sind in der Stadt der Untoten, der Stadt der Vampire...â âIch dachte immer das wäre Transelvanien!â â... Anne Rice Geburtsstadt...â âTy, lass uns einfach weiter gehen, ok?â Tiana schaute ihn etwas enttäuscht an setzte sich aber letztendlich in Bewegung
âDu bist nur hergekommen in der Hoffnung ein paar billigen Huren zufinden, hab ich recht?â Ohne Jess anzusehen ging sie an ihm vorbei und wechselte die StraÃen Seite.
Es wurde allmählich dunkel als die Beiden wieder am Wagen waren, den sie in der Esplanade Avenue in Nähe des Louis Armstrong Parks geparkt hatten.
Obwohl ziemlich genervt, oder eher gelangweilt hatte Jess die ganze Tour über sich ergehen lassen und das, zu seiner eigenen groÃen Ãberraschung, ohne zu viele sarkastische Kommentare. Er wusste, Ty hatte eine schwere Zeit hinter sich, das was er in den letzten Monaten erlebt hatte, war dagegen ein Pappenstil gewesen, so viel war klar, also hatte er sich insgeheim dazu entschlossen, ihr das ein oder andere durchgehen zu lassen.
Es war an Ty zu fahren also lieà Jess sich, ohne ein Wort auf den Beifahrersitz fallen. Im Moment war er sich nicht sicher was schlimmer war.
Tage lange Fahrerei oder sich einen Tag lang von Ty der die Gegend hetzten zu lassen. Aber, aber was? Ohne das Tiana es merkte entfuhr Jess ein Seufzer. Was? Das WAS war etwas worüber Jess seit einer Weile grübelte.
Im Regelfall war es doch so das Menschen erst nach langer Zeit plötzlich merkten, dass sie sich verändert hatten, oder etwa nicht? Mit Ty in seiner Nähe, schien es bei ihm anders zu sein, er merkte in dem Moment, in der Sekunde, in der er etwas tat, das er vorher nie getan hatte, das er sich verändert hatte.
All diese Dinge hatten mit Ty zu tun. Er hatte keine Gefühle für sie, zumindest darüber war er sich im Klaren. Wie könnte er? Und trotzdem war es so einfach für sie jemand zu sein, der er nie zuvor hatte sein können. Vielleicht lag es einfach daran das sie keine Erwartungen in ihn setzte. Sie erwartete nicht das er seine Arbeit ernst nahm, das er regelmäÃig zur High School ging, das er seinen Abschluss schaffte, das er ehrlich war.
Sie kannte ihn nicht. Für sie war er nicht der Taugenichts, sondern ein netter, relativ anständiger Kerl, der sich Gedanken um sie machte, jemand der keine Fragen stellte, weil er selbst keine Antworten hatte. Jess blinzelte, das knallen der Fahrertür hatte ihn unsanft aus dem Meer seiner Gedanken gerissen. Er sah das Ty den Zündschlüssel ins Schloss steckte, sah wie ihre Lippen sich bewegten, aber er hatte ernsthafte Schwierigkeiten ihren Worten zu folgen, so alles hätte er den wichtigsten Teil eh schon verpasst.
âDieses alte Haus in der Prytannia Street, fand ich wirklich unheimlich.â, redete Ty weiter, bevor der Wagen sich überhaupt richtig in Bewegung gesetzt hatte. Als sie merkte das Jess ihr nicht zuhörte, oder wie sie vermutete nicht zuhören wollte, zog sie mit einer Hand ein Tape aus ihrer rechten Hosentasche und steckte es in den Kassettenspieler. Jess beobachtete sie argwöhnisch von der Seite, wieder etwas anwesender, anwesend genüg um zu realisieren, dass er das Tape nicht kannte. Wo bitte schön hatte sie das Teil her? Es dauerte keine zwanzig Sekunden bis eine Stimme aus den autoeigenen Boxen kam
âWarum?â âWie warum?â Ty schaute kurz von der StraÃe weg, hinüber zu Jess âWarum dieses Tape? Warum nicht einfach mit den CDs zufrieden geben die ich dabei hab.â âDu hast es grad gesagt - DU hast die CDs dabei, nicht ich.â
âSpielt das eine Rolle?â Jess rutschte in seinem Sitz etwas weiter hoch und schaute Tiana an.
Im Hintergrund lief leise Tyâs Tape als Jess sich am nächsten Morgen aus dem Fahrersitz schälte. Heute war das bummeln entgültig vorbei, sie hatten noch fünfzehn, sechszehn vielleicht siebzehn Dollar von ihrem verdienten Geld. Wären sie sparsamer gewesen... Jess fuhr sich mit der Hand durch die Haare und starrte auf den Kassettenspieler. Warum war Ty dieses verdammte Tape so wichtig? Verschlafen schüttelte er den Kopf und drehte sich nach hinten. Ty lag zusammen gerollt auf der Rückbank, die Augen geschlossen. âHey Ty!â Jess drehte sich wieder noch vorn und schaute auf das trübe Wasser des Mississippi vor ihnen. âHmmm?â âZeit aufzustehen!â âHmmm!â Jess konnte nicht dafür aber er musste grinsen. Wennâs ums schlafen ging, war Ty schlimmer als er... Luke würde es ihm nicht glauben, wenn er... Jess räusperte sich âNa los Ty, wir brauchen Geld. Ich seh zu das ich an dem Kiosk weiter oberhalb was zum Frühstücken kriege - Zieh du dich in der Zeit um!â âHmhmm!â
1016 Dekatur - Jess Blick wanderte über die impulsante Front des Restaurants. Ein schicker Laden, fast schon zu schick, trotz des Angebots von typischer Südstaaten Küche inklusive frittiertem Alligator. Er sah förmlich die verliebten Pärchen die am Abend überall in dem Laden bei Candlelight herumsitzen und sich sonst was versprechen würden. Andererseits, wer weià vielleicht war es allem in allem nur nach auÃen hin ein Schnöselrestaurant, vielleicht war es sogar das zur Zeit angesagteste Restaurant bei den Teenies, oder es lief gar nicht.
âWillst du ewig hier rum stehen oder gehen wir rein?â Tiana schaute Jess ungeduldig an. Jess machte nur eine schnelle Bewegung mit dem Kopf bevor er die groÃe Glastür aufdrücke und dicht gefolgt von Ty das The Gazebo Restaurant. âHey, ihr da!â Kaum hatte Jess die Tür hinter sich und Ty geschlossen kam ein Mann auf sie zu. Nicht sehr groÃ, volles Haar. Hatte was von einem Cherokee irgendwie aber auch was Hispanisches oder Italienisch? âWas macht ihr hier?â Jess hielt dem Mann einen Ausschnitt aus der Zeitung vor die Nase. âHat jemand von euch Erfahrungen mit Kellnern?â Jess nickte, im Gegensatz zu Tiana die vehement den Kopf schüttelte. âNa OK, wir brauchen heute ganz dringend jemanden - Du gehst hinter die Bar, Pablo wird dich einführen - fünf Dollar die Stunde, du gehst in die Küche, hilfst Roona, beim Abwasch - drei die Sunde. Bleibt ihr länger?â Jess und Ty zuckten beide gleichzeitig mit den Schultern. Ihr gegenüber nickte âDrei Tage - Spätschicht - sieben bis zwei Nachts - dann kriegt ihr Aufschlag von zehn Dollar pro Abend!â Jess nickte, irgendwie hatte er das Gefühl, selbst wenn er was sagen würde, würde dieser Kerl vor ihm nicht wirklich darauf reagieren. âEure Namen?â âTiana!â gab Ty ohne lange zu überlegen zurück, bei Jess dauerte es etwas länger âJess!â âOk, ich bin Mr. Shinhab. Und jetzt an die arbeit - Wir öffnen in einer Stunde - Du musst es drauf haben bis dahin!â fügte er an Jess gewannt hinzu, bevor er sich umdrehte und in, wie Jess vermutete, Richtung der Küche verschwand. Tiana schaute Jess zweifelnd an âWo sind wir hier gelandet?â Jess zuckte mit den Schultern und deutete hinter Ty, aus der Richtung in die Mr. Shinhab verschwunden war, kamen zwei Mr. Shinhab, abgesehen von der GröÃe, ähnlich sehende Gestalten auf sie zu. âDu kommst mit mir!â Ein Mädchen mit langen dunklen Haaren lächelte Ty freundlich an âIch bin Roona!â Ty erwiderte das lächeln, mehr aus Höflichkeit als aus wirklicher Freude. Sie drehte sich noch mal zu Jess bevor sie Roona in die Küche folgte.
Der 1. Dezember. Jess schüttelte den Kopf. Warum kam ihm das heute andauernd? Es war der 1. Dezember, na toll, was jetzt? Ne Party steigen lassen, weil der 1. Dezember war? Der Tag hatte keine besondere Bedeutung, nicht für ihn zumindest. Weltweit gab es vermutlich Millionen Menschen, die Geburtstag hatten und viele Menschen würden heute sterben, wie an jedem Tag eines Jahres. Jess griff nach der Whiskyflasche in dem Regal hinter der Bar und schüttete etwas davon in ein Glas, um es gleich darauf einem der Gäste zu servieren. Es war erst, oder schon, je nach dem wie man die Sache sah, der zweite Abend im Gazebo und es war gar nicht schlecht. Obwohl er eigentlich nur für sich sprechen konnte. âHey Jess, rück die Flasche raus!â Pablo stand keine zwei Meter neben ihm, bereit einem weiteren Gast Whisky auszuschenken. Whisky, das Gesöff floss hier unten wie Wasser. Jess schob die Flasche über den Tresen in Pablos Richtung âPab, hast du was dagegen wenn ich kurz nach hinten verschwinde?â âGeh schon!â
âPause?â âHuh? Nein, eigentlich nicht!â Ty lächelte Jess an als er an den Spülbecken und Herden vorbei zu ihr kam. Als Jess schlieÃlich neben ihr stand, drehte Tiana sich vom Spülbecken weg und schaute ihn an âKönnten wir morgen Mittag vor der Schicht noch mal ne Tour machen?â Jess schüttelte ohne zu zögern den Kopf âKeine Chance!â âKomm schon Jess!â âNein!â
âIch bin nicht nur hier um zu arbeiten!â Ty klang wütend, fast wie bei ihrem Streit, kurz bevor sie Dayton erreichten. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und kniff die Augen zusammen. Was zum Teufel war jetzt schon wieder los? Jess verstand nicht was in Tianas Kopf vor sich ging. Mal war sie begeistert, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal alleine schaukelte, ein anderes Mal reichten Kleinigkeiten und sie war eingeschnappt. âDann geh doch allein!â Die letzten Tage waren sie gut miteinander ausgekommen um nicht zusagen das sie sich angefreundet hatten. Genau das war passiert, sie sind Freunde geworden, ohne viel über den anderen zu wissen, hatten sie Freundschaft geschlossen. Ihm war es nie besonders leicht gefallen anderen Menschen zu vertrauen und vertrauen war die Grundlage jeder tieferen zwischenmenschlichen Beziehung. So vieles in seinem Leben war schiefgegangen, weil er niemand vertraute, selbst den Menschen, denen er vertrauen wollte... Es ging einfach nicht, oder nicht ohne viele Schwierigkeiten, auÃer bei Ty. Das hieà nicht, dass er über die Jahre nicht gelernt hatte auch anderen zu vertrauen, zum einen gab es da Todd und Steve, seine beiden Mitbewohner aus New York, die er inzwischen durchaus als Freunde betrachtete, obwohl er sie seit Monaten weder gesehen noch mit ihnen gesprochen hatte und es gab Luke. Nach allem was passiert war, nach allem was Luke für ihn getan hatte, nach allem was Luke ihm verziehen hat, war er sich bei seinem Onkel sicherer als bei jedem andern, das er ihm tatsächlich trauen konnte. Aber das alles tat nichts zur Sache. Ty zickte, also warum sollte er sich zusammenreiÃen?
âDu wolltest her, nicht ich!â Er hielt seine Stimme ruhig, aber so wie die Worte zwischen seinen Zähnen hindurch zischten, gab es keinen Zweifel daran, wie er sie meinte. âDu hast mich gefragt wo ich gerne hinwürde!â fauchte Tiana zurück. âDas heiÃt nicht das ich springen muss wenn du pfeifst!â âAch nein? Aber ich muss fragen wie hoch, wenn du was willst, oder wie?â
âWeiÃt du was? Vergiss es!â Jess zuckte desinteressiert mit den Schulter und drehte sich in Richtung der Schwingtür, die zurück zum Gastbereich führte. Ihm war klar, das er den Streit hätte abwenden können, wenn er gewollt hätte, aber hin und wieder musste er Dampf ablassen, auch, wenn es bedeutete einen Streit vom Zaun zubrechen, über nichts zu streiten.
âIch sollâs vergessen? Vergiss du es ! Ich habâs satt mit dir zu diskutieren!â
Jess blieb kurz vor der Küchentür stehen. Er hatte sich wieder zu Ty gedreht und sie konnte sehen wie er genervt die Augen rollte. âWir diskutieren nicht, wir streiten!â Mit seinem letzten Wort verlieà er die Küche.
Jess hatte den ReiÃverschluss seiner Lederjacke geschlossen, als er am nächsten Morgen zurück zum Wagen kam. Der Nebel, der so dicht am Fluss unausweichlich war, war dichter als am Vortag und kälter als am Vortag, nässer als am Vortag. Jess hätte ewig so weiter machen können, aber immer hin hatte er sein Ziel erreicht. Als er die Fahrertür öffnete, saà Ty aufrecht auf der Rückbank und machte sich gerade über ein Sandwich des Vortages her. Sie sah noch nicht mal auf als er sich auf den Sitz niederlieà und die Tür wieder schloss. Langsam öffnete er seine Jacke, ohne ein Wort reichte er Ty ein Buch nach hinten. Sie ignorierte ihn, was sonst, er wollte seinen Arm gerade wieder wegnehmen als sie danach griff. âBlood & Goldâ lies sie laut. Jess gab keine Antwort, jetzt war es an ihm den Beleidigten zu spielen. âWoher hast du das?â Ty schaute in den Rückspiegel um Jessâ Gesicht sehen zukönnen und wartete âJess?â âKiosk!â gab er knapp zurück. Tianas erst erstaunter Blick wurde zu einem breiten Lächeln âDanke!â
Jess erwiderte nichts.
Problem ist es muss relativ schnell gehen, weil es bis Find a Reason nicht mehr so lange hin ist und ich vorher dann ja noch den Teil umschreiben muss.
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New Orleans - Long Day
Ty ging langsam neben Jess her und beäugte aufmerksam die Häuser des Garden Districts. Sie waren seit ein paar Stunden in der Stadt und Jess konnte sich nicht daran Ty jemals so lächeln gesehen zu haben. Jedes Mal, wenn sie in eine weitere StraÃe einbogen leuchteten ihre Augen auf und sie beschleunigte ihren Schritt etwas um sobald sie ganz um die Ecke war kurz stehen zu bleiben und von einer zur andern Seite zu blicken. Das war alles gut und schön. New Orleans - Long Day
Aber warum in Gottes Namen verhielt sie sich so? Jess schüttelte verständnislos den Kopf als Tiana vor einem der Häuser in der Napoleon Avenue stehen blieb.
Haus, Haus war nicht das richtige Wort. Palast? Na ja, nicht ganz, aber es war schon dicht dran. Das Gebäude war gigantisch. Zur StraÃe hin, waren der Garten und der Weg zum Eingang abgegrenzt durch einen Metallzaun und ein Tor, das Jess etwa bis zum Hals ging. Folgte man dem kurzen Weg zur Treppe und der kleinen Veranda, begegnete man zwei weiÃen, edel aussehenden Engelstatuen. Das ganze vordere Gebäude war weià gestrichen, mit schwarzen Ornamenten über den weiÃen Fenstern, und einem schwarzen Schild über der Tür - St. Elizabeths -, nach links und rechts erstreckten sich, aus rotem Backstein gebaute Flügel, ebenfalls mit weiÃen Fenstern, wobei die unteren etwas gröÃer waren und alle, im Gegensatz zu denen im vorderen Teil gebogen waren. Das Gebäude wirkte beeindruckend, das musste selbst er zugeben. Es war fast unmöglich alle Einzelheiten auf den ersten Blick zu sehen.
Jess beobachtete Ty einen kurzen Moment, bevor er sich schlieÃlich dazu entschloss endlich zu handeln.
âOk Ty, die Touri- Tour ist zwar ganz interessant aber was zum Henker machen wir hier?â Ty lächelte ihn kurz an, bevor sie sich wieder dem Haus zuwandte
âSt. Elizabeth, das Haus gehörte Anne Rice und war als es gebaut wurde ein Mädchen Internat, danach irgendwann ein Weisenhaus!â âAja.â Jess kratzte sich desinteressiert am Kopf. Ty machte ihn fertig.
âEs spielt eine wichtige Rolle in Memnoch der Teufel und in den Romanen um die Mayfair Hexen!â âUnd noch mal Aja!â
Ty drehte sich zu Jess um und schaute ihn herausfordernd an âErzähl mir bitte nicht du hast noch nie etwas von Anne Rice und ihren Vampire Chroniken gehört!â Jess seufzte. Klar hatte er, aber Vampire interessierten ihn nicht, also warum die Bücher lesen? âIch hab schon davon gehört. Aber ich versteh nicht was daran so interessant sein soll!â, gab er wahrheitsgemäà zurück. Er liebte Bücher. Ja. Aber das bedeutete nicht, das er alles las. Er gab den meisten Büchern zumindest eine Chance, auch Vampirromanen, aber weder die Geschichten von Anne Rice noch eines anderen Vampirautors hatten ihn bisher überzeugt. Dann schaute er sich schon wesentlich lieber Vampirfilme an.
Ty verdrehte nur die Augen und wendete sich wieder dem Haus zu âWir sind in der Stadt der Untoten, der Stadt der Vampire...â âIch dachte immer das wäre Transelvanien!â â... Anne Rice Geburtsstadt...â âTy, lass uns einfach weiter gehen, ok?â Tiana schaute ihn etwas enttäuscht an setzte sich aber letztendlich in Bewegung
âDu bist nur hergekommen in der Hoffnung ein paar billigen Huren zufinden, hab ich recht?â Ohne Jess anzusehen ging sie an ihm vorbei und wechselte die StraÃen Seite.
Es wurde allmählich dunkel als die Beiden wieder am Wagen waren, den sie in der Esplanade Avenue in Nähe des Louis Armstrong Parks geparkt hatten.
Obwohl ziemlich genervt, oder eher gelangweilt hatte Jess die ganze Tour über sich ergehen lassen und das, zu seiner eigenen groÃen Ãberraschung, ohne zu viele sarkastische Kommentare. Er wusste, Ty hatte eine schwere Zeit hinter sich, das was er in den letzten Monaten erlebt hatte, war dagegen ein Pappenstil gewesen, so viel war klar, also hatte er sich insgeheim dazu entschlossen, ihr das ein oder andere durchgehen zu lassen.
Es war an Ty zu fahren also lieà Jess sich, ohne ein Wort auf den Beifahrersitz fallen. Im Moment war er sich nicht sicher was schlimmer war.
Tage lange Fahrerei oder sich einen Tag lang von Ty der die Gegend hetzten zu lassen. Aber, aber was? Ohne das Tiana es merkte entfuhr Jess ein Seufzer. Was? Das WAS war etwas worüber Jess seit einer Weile grübelte.
Im Regelfall war es doch so das Menschen erst nach langer Zeit plötzlich merkten, dass sie sich verändert hatten, oder etwa nicht? Mit Ty in seiner Nähe, schien es bei ihm anders zu sein, er merkte in dem Moment, in der Sekunde, in der er etwas tat, das er vorher nie getan hatte, das er sich verändert hatte.
All diese Dinge hatten mit Ty zu tun. Er hatte keine Gefühle für sie, zumindest darüber war er sich im Klaren. Wie könnte er? Und trotzdem war es so einfach für sie jemand zu sein, der er nie zuvor hatte sein können. Vielleicht lag es einfach daran das sie keine Erwartungen in ihn setzte. Sie erwartete nicht das er seine Arbeit ernst nahm, das er regelmäÃig zur High School ging, das er seinen Abschluss schaffte, das er ehrlich war.
Sie kannte ihn nicht. Für sie war er nicht der Taugenichts, sondern ein netter, relativ anständiger Kerl, der sich Gedanken um sie machte, jemand der keine Fragen stellte, weil er selbst keine Antworten hatte. Jess blinzelte, das knallen der Fahrertür hatte ihn unsanft aus dem Meer seiner Gedanken gerissen. Er sah das Ty den Zündschlüssel ins Schloss steckte, sah wie ihre Lippen sich bewegten, aber er hatte ernsthafte Schwierigkeiten ihren Worten zu folgen, so alles hätte er den wichtigsten Teil eh schon verpasst.
âDieses alte Haus in der Prytannia Street, fand ich wirklich unheimlich.â, redete Ty weiter, bevor der Wagen sich überhaupt richtig in Bewegung gesetzt hatte. Als sie merkte das Jess ihr nicht zuhörte, oder wie sie vermutete nicht zuhören wollte, zog sie mit einer Hand ein Tape aus ihrer rechten Hosentasche und steckte es in den Kassettenspieler. Jess beobachtete sie argwöhnisch von der Seite, wieder etwas anwesender, anwesend genüg um zu realisieren, dass er das Tape nicht kannte. Wo bitte schön hatte sie das Teil her? Es dauerte keine zwanzig Sekunden bis eine Stimme aus den autoeigenen Boxen kam
[...] if you want to know how to fly high,
then go Now to the place where all the concubines [...]
âTy?â âWas?â âDas Tape - Woher?â âVon nem Kiosk an der Royal Street.â âWann?â âAls du da warst, wo jeder mal hin muss!â Jess nickte und verkniff sich ein übertriebenes Augenrollen âWie viel?â âEinen Dollar!âthen go Now to the place where all the concubines [...]
âWarum?â âWie warum?â Ty schaute kurz von der StraÃe weg, hinüber zu Jess âWarum dieses Tape? Warum nicht einfach mit den CDs zufrieden geben die ich dabei hab.â âDu hast es grad gesagt - DU hast die CDs dabei, nicht ich.â
âSpielt das eine Rolle?â Jess rutschte in seinem Sitz etwas weiter hoch und schaute Tiana an.
[...] transylvanian concubines
you know what flows there like wine
stay here with us it's just fine [...]
âIrgendwie schon.â you know what flows there like wine
stay here with us it's just fine [...]
Im Hintergrund lief leise Tyâs Tape als Jess sich am nächsten Morgen aus dem Fahrersitz schälte. Heute war das bummeln entgültig vorbei, sie hatten noch fünfzehn, sechszehn vielleicht siebzehn Dollar von ihrem verdienten Geld. Wären sie sparsamer gewesen... Jess fuhr sich mit der Hand durch die Haare und starrte auf den Kassettenspieler. Warum war Ty dieses verdammte Tape so wichtig? Verschlafen schüttelte er den Kopf und drehte sich nach hinten. Ty lag zusammen gerollt auf der Rückbank, die Augen geschlossen. âHey Ty!â Jess drehte sich wieder noch vorn und schaute auf das trübe Wasser des Mississippi vor ihnen. âHmmm?â âZeit aufzustehen!â âHmmm!â Jess konnte nicht dafür aber er musste grinsen. Wennâs ums schlafen ging, war Ty schlimmer als er... Luke würde es ihm nicht glauben, wenn er... Jess räusperte sich âNa los Ty, wir brauchen Geld. Ich seh zu das ich an dem Kiosk weiter oberhalb was zum Frühstücken kriege - Zieh du dich in der Zeit um!â âHmhmm!â
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1016 Dekatur - Jess Blick wanderte über die impulsante Front des Restaurants. Ein schicker Laden, fast schon zu schick, trotz des Angebots von typischer Südstaaten Küche inklusive frittiertem Alligator. Er sah förmlich die verliebten Pärchen die am Abend überall in dem Laden bei Candlelight herumsitzen und sich sonst was versprechen würden. Andererseits, wer weià vielleicht war es allem in allem nur nach auÃen hin ein Schnöselrestaurant, vielleicht war es sogar das zur Zeit angesagteste Restaurant bei den Teenies, oder es lief gar nicht.
âWillst du ewig hier rum stehen oder gehen wir rein?â Tiana schaute Jess ungeduldig an. Jess machte nur eine schnelle Bewegung mit dem Kopf bevor er die groÃe Glastür aufdrücke und dicht gefolgt von Ty das The Gazebo Restaurant. âHey, ihr da!â Kaum hatte Jess die Tür hinter sich und Ty geschlossen kam ein Mann auf sie zu. Nicht sehr groÃ, volles Haar. Hatte was von einem Cherokee irgendwie aber auch was Hispanisches oder Italienisch? âWas macht ihr hier?â Jess hielt dem Mann einen Ausschnitt aus der Zeitung vor die Nase. âHat jemand von euch Erfahrungen mit Kellnern?â Jess nickte, im Gegensatz zu Tiana die vehement den Kopf schüttelte. âNa OK, wir brauchen heute ganz dringend jemanden - Du gehst hinter die Bar, Pablo wird dich einführen - fünf Dollar die Stunde, du gehst in die Küche, hilfst Roona, beim Abwasch - drei die Sunde. Bleibt ihr länger?â Jess und Ty zuckten beide gleichzeitig mit den Schultern. Ihr gegenüber nickte âDrei Tage - Spätschicht - sieben bis zwei Nachts - dann kriegt ihr Aufschlag von zehn Dollar pro Abend!â Jess nickte, irgendwie hatte er das Gefühl, selbst wenn er was sagen würde, würde dieser Kerl vor ihm nicht wirklich darauf reagieren. âEure Namen?â âTiana!â gab Ty ohne lange zu überlegen zurück, bei Jess dauerte es etwas länger âJess!â âOk, ich bin Mr. Shinhab. Und jetzt an die arbeit - Wir öffnen in einer Stunde - Du musst es drauf haben bis dahin!â fügte er an Jess gewannt hinzu, bevor er sich umdrehte und in, wie Jess vermutete, Richtung der Küche verschwand. Tiana schaute Jess zweifelnd an âWo sind wir hier gelandet?â Jess zuckte mit den Schultern und deutete hinter Ty, aus der Richtung in die Mr. Shinhab verschwunden war, kamen zwei Mr. Shinhab, abgesehen von der GröÃe, ähnlich sehende Gestalten auf sie zu. âDu kommst mit mir!â Ein Mädchen mit langen dunklen Haaren lächelte Ty freundlich an âIch bin Roona!â Ty erwiderte das lächeln, mehr aus Höflichkeit als aus wirklicher Freude. Sie drehte sich noch mal zu Jess bevor sie Roona in die Küche folgte.
***
Der 1. Dezember. Jess schüttelte den Kopf. Warum kam ihm das heute andauernd? Es war der 1. Dezember, na toll, was jetzt? Ne Party steigen lassen, weil der 1. Dezember war? Der Tag hatte keine besondere Bedeutung, nicht für ihn zumindest. Weltweit gab es vermutlich Millionen Menschen, die Geburtstag hatten und viele Menschen würden heute sterben, wie an jedem Tag eines Jahres. Jess griff nach der Whiskyflasche in dem Regal hinter der Bar und schüttete etwas davon in ein Glas, um es gleich darauf einem der Gäste zu servieren. Es war erst, oder schon, je nach dem wie man die Sache sah, der zweite Abend im Gazebo und es war gar nicht schlecht. Obwohl er eigentlich nur für sich sprechen konnte. âHey Jess, rück die Flasche raus!â Pablo stand keine zwei Meter neben ihm, bereit einem weiteren Gast Whisky auszuschenken. Whisky, das Gesöff floss hier unten wie Wasser. Jess schob die Flasche über den Tresen in Pablos Richtung âPab, hast du was dagegen wenn ich kurz nach hinten verschwinde?â âGeh schon!â
âPause?â âHuh? Nein, eigentlich nicht!â Ty lächelte Jess an als er an den Spülbecken und Herden vorbei zu ihr kam. Als Jess schlieÃlich neben ihr stand, drehte Tiana sich vom Spülbecken weg und schaute ihn an âKönnten wir morgen Mittag vor der Schicht noch mal ne Tour machen?â Jess schüttelte ohne zu zögern den Kopf âKeine Chance!â âKomm schon Jess!â âNein!â
âIch bin nicht nur hier um zu arbeiten!â Ty klang wütend, fast wie bei ihrem Streit, kurz bevor sie Dayton erreichten. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und kniff die Augen zusammen. Was zum Teufel war jetzt schon wieder los? Jess verstand nicht was in Tianas Kopf vor sich ging. Mal war sie begeistert, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal alleine schaukelte, ein anderes Mal reichten Kleinigkeiten und sie war eingeschnappt. âDann geh doch allein!â Die letzten Tage waren sie gut miteinander ausgekommen um nicht zusagen das sie sich angefreundet hatten. Genau das war passiert, sie sind Freunde geworden, ohne viel über den anderen zu wissen, hatten sie Freundschaft geschlossen. Ihm war es nie besonders leicht gefallen anderen Menschen zu vertrauen und vertrauen war die Grundlage jeder tieferen zwischenmenschlichen Beziehung. So vieles in seinem Leben war schiefgegangen, weil er niemand vertraute, selbst den Menschen, denen er vertrauen wollte... Es ging einfach nicht, oder nicht ohne viele Schwierigkeiten, auÃer bei Ty. Das hieà nicht, dass er über die Jahre nicht gelernt hatte auch anderen zu vertrauen, zum einen gab es da Todd und Steve, seine beiden Mitbewohner aus New York, die er inzwischen durchaus als Freunde betrachtete, obwohl er sie seit Monaten weder gesehen noch mit ihnen gesprochen hatte und es gab Luke. Nach allem was passiert war, nach allem was Luke für ihn getan hatte, nach allem was Luke ihm verziehen hat, war er sich bei seinem Onkel sicherer als bei jedem andern, das er ihm tatsächlich trauen konnte. Aber das alles tat nichts zur Sache. Ty zickte, also warum sollte er sich zusammenreiÃen?
âDu wolltest her, nicht ich!â Er hielt seine Stimme ruhig, aber so wie die Worte zwischen seinen Zähnen hindurch zischten, gab es keinen Zweifel daran, wie er sie meinte. âDu hast mich gefragt wo ich gerne hinwürde!â fauchte Tiana zurück. âDas heiÃt nicht das ich springen muss wenn du pfeifst!â âAch nein? Aber ich muss fragen wie hoch, wenn du was willst, oder wie?â
âWeiÃt du was? Vergiss es!â Jess zuckte desinteressiert mit den Schulter und drehte sich in Richtung der Schwingtür, die zurück zum Gastbereich führte. Ihm war klar, das er den Streit hätte abwenden können, wenn er gewollt hätte, aber hin und wieder musste er Dampf ablassen, auch, wenn es bedeutete einen Streit vom Zaun zubrechen, über nichts zu streiten.
âIch sollâs vergessen? Vergiss du es ! Ich habâs satt mit dir zu diskutieren!â
Jess blieb kurz vor der Küchentür stehen. Er hatte sich wieder zu Ty gedreht und sie konnte sehen wie er genervt die Augen rollte. âWir diskutieren nicht, wir streiten!â Mit seinem letzten Wort verlieà er die Küche.
[...] I'll tell you something I am a Woolf but I like to wear sheep's clothing [...]
Jess öffnete die Beifahrertür des Autos und hätte sie am liebsten im selben Moment wieder zugeschlagen. Tiana lag auf dem Rücksitz und schlief und vorne, lief wie die letzten vierundzwanzig Stunden ihr Tape. Langsam reichte es ihm wirklich. Was fand dieses Biest nur an diesem ganzen Vampirkram? [...] I am a bonfire I am a vampire I'm waiting for my moment [...]
Ok, wenn er ehrlich war - Die Musik störte ihn nicht, aber Ty, oder, nein, nicht Ty, sonder der Tag. Dieser ganze beschissene Tag, und als Krönung der Streit. Zeit sich selbst mal wieder auf die Schulter zu klopfen und sich zu Gratulieren, Mr. Mariano. [...]You come on like a drug I just can't get enough
I'm like an addict coming at you for a little more [...]
Jess lieà sich auf den Beifahrersitz fallen und schloss die Autotür, schlafen, einfach nur schlafen. Es dauerte nicht lange bis er eindöste, wirklich schlafen war unmöglich warum auch immer... Und im Hintergrund immer noch, immer wieder, Tyâs Tape I'm like an addict coming at you for a little more [...]
Jess hatte den ReiÃverschluss seiner Lederjacke geschlossen, als er am nächsten Morgen zurück zum Wagen kam. Der Nebel, der so dicht am Fluss unausweichlich war, war dichter als am Vortag und kälter als am Vortag, nässer als am Vortag. Jess hätte ewig so weiter machen können, aber immer hin hatte er sein Ziel erreicht. Als er die Fahrertür öffnete, saà Ty aufrecht auf der Rückbank und machte sich gerade über ein Sandwich des Vortages her. Sie sah noch nicht mal auf als er sich auf den Sitz niederlieà und die Tür wieder schloss. Langsam öffnete er seine Jacke, ohne ein Wort reichte er Ty ein Buch nach hinten. Sie ignorierte ihn, was sonst, er wollte seinen Arm gerade wieder wegnehmen als sie danach griff. âBlood & Goldâ lies sie laut. Jess gab keine Antwort, jetzt war es an ihm den Beleidigten zu spielen. âWoher hast du das?â Ty schaute in den Rückspiegel um Jessâ Gesicht sehen zukönnen und wartete âJess?â âKiosk!â gab er knapp zurück. Tianas erst erstaunter Blick wurde zu einem breiten Lächeln âDanke!â
Jess erwiderte nichts.
some people were concerned about whether the Winchesters survived