wir sind an einem für mich ziemlich wichtigen punkt der geschichte angekommen. vieles muss erst verwirrend werden, um klar zu werden, und um ehrlich zu sein weià ich manchmal nicht, ob ich das ende der geschichte immer noch so will, wie ich es geplant hatte.
aber (auch wenn mir ständig neues einfällt und ich eigentlich dachte, dass das ganze etwas kürzer ausfällt
) ich denke wir sind jetzt ungefähr in der mitte der story. obwohl ich nicht weià wie lang es noch wird
bevor ich das nächste kapitel poste, fehlt deshalb was wichtiges.
ihr herzchen, DANKE!! für euer liebes feedback, euer fleiÃiges lesen und eure ermutigungen. ich freu mich immer so schrecklich, wenn ich eure gedanken dazu lesen kann, und es hat mir auch inzwischen schon wirklich oft geholfen und die geschichte ein bisschen gelenkt, dass ich öfter mal mitbekomme, wie die geschichte wirkt. eure meinung ist mir sehr wichtig, und ich bin echt dankbar, dass ihr euch die zeit nehmt und mir immer mal wieder ein paar (oder auch ab und zu sehr viele) zeilen schreibt
vielsten dank!
und auch an dieser stelle mal ein ganz liebes dankeschön an mel, die von meinen hundert fehlern pro teil schon mal 95 rausfiltert. <3
so. ich fand das müsste mal sein. feedback muss schlieÃlich auch gewürdigt werden
es folgt teil einundzwanzig- viel spaà damit!
Einundzwanzig
2011
„Das war vor vier Wochen.“, schloss Mark seine Erzählung und stellte die inzwischen leere Bierflasche auf den Tisch.
„Ich wusste nicht wirklich, was jetzt ist... also ist es ganz gut, dass sie dir gesagt hat, dass sie meine Ex-Verlobte ist. Dann weià ich jetzt, dass sie wirklich nicht mehr zurückkommt und kann endlich die Bewerbung abschicken, die sie gefunden hatte. Das wird auch höchste Zeit!“
Er stand auf, nahm die Bierflasche vom Tisch und ging in Richtung Küche. Bald darauf kam er zurück und gab ihr eine von zwei Flaschen, die er mitgebracht hatte.
„Also, was brennt dir jetzt auf der Seele, Kieselchen?“
Er grinste, nahm ihr die Flasche noch einmal aus der Hand und öffnete sie, bevor er seine eigene öffnete.
Sie nahm sie wieder entgegen und trank einen Schluck.
„Das ist echt das Ende der Geschichte? Keine fliegenden Verlobungsringe? Kein kaputtes Geschirr? Das war einfach so zu Ende? Nach fast vier Jahren?“
Mark zuckte mit den Schultern und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Ja, das war alles.“
„Also, warum hast du es mir nicht erzählt?“
„Naja... Du hast nicht gefragt. Und als du dann hier vor der Tür standest, wusste ich nicht was eigentlich die Wahrheit gewesen wäre, also hab ich gar nichts gesagt.“
Sie wusste, dass er Recht hatte. Sie hatte nicht gefragt, ihre Gespräche der letzten Jahre hatten nie länger als zehn Minuten gedauert. Wem machte sie eigentlich etwas vor? Sie wussten doch beide, dass sie ihre Freundschaft ziemlich vernachlässigt hatte - auch wenn es immer schien als wäre keine Zeit vergangen, wenn sie sich sahen... was wusste sie schon wirklich von ihm?
„Sag mal, bist du eigentlich wirklich glücklich hier?“, fragte sie schuldbewusst, statt auf seine Feststellung zu antworten.
Er grinste plötzlich, stand auf, um sich neben sie auf das Sofa zu setzen, und legte einen Arm um sie.
„Ja, bin ich. Ich hab das gemacht was ich immer wollte und jetzt hab ich diese Wahnsinnschance mit dem neuen Job – mein Leben könnte nicht besser sein.“
„Und Marlijn? Das steckst du so einfach weg? Du hast sie doch geliebt, oder?“
„Naja, schon. Aber... sei ehrlich, was denkst du von ihr?“
„Soll ich wirklich ehrlich sein?“
Sie wusste, was passieren konnte wenn Freunde eine ehrliche Meinung über eine Person zugaben, die man liebte. Man nahm sich immer vor, die Freundschaft über alles andere zu stellen und auf die Meinung der Freunde zu hören... Und dann plötzlich wollte man doch lieber Lügen hören.
„Ja, bitte. Wahrscheinlich denkst du das gleiche wie ich.“
Sie seufzte.
„Ich denke sie ist verrückt, dass sie so eine kleine räumliche Entfernung als Trennungsgrund sieht. Und ich denke sie ist ganz schön egoistisch, wenn sie dir so einen Job vermiesen will.“
Sie grinste schief und sah ihn abwartend an, bevor sie noch etwas hinzufügte.
„Und ich denke, dass ihr wirklich ziemlich ähnlich seid... aber du als Frau bist ziemlich unattraktiv.“
Er lachte.
„Ja, für dich vielleicht. Aber ganz so logisch wie du sehe ich das wohl nicht.“, gab er dann zu und trank schon wieder den letzten Schluck aus seiner Flasche, wo Anne doch erst knapp die Hälfte ausgetrunken hatte.
Sie nahm ihm die Flasche aus der Hand und stellte sie weg, dann kuschelte sie sich an ihn und setzte den Blick auf, den Simon gern als „getretener-Seehund- Blick“ bezeichnete.
„Mark?“
„Hmm?“
„Tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet hab.“
Er lächelte.
„Mir auch. Wir sind nicht so gut in dieser ganzen Freundschafts-Sache wie wir dachten, oder?“
„Naja... Wir waren auch nie Freunde. Wie sollen wir gut darin sein, wenn wir nie befreundet waren, bevor wir zusammen gekommen sind?“
Er schien einen Moment nachzudenken.
„Egal.“, sagte er schlieÃlich.
„Dieses Mal klappt das besser.“
Simon hatte die Wohnung aufgeräumt und sogar ein bisschen geputzt, bevor er die Tasche mit Annes Sachen unter seinem Couchtisch hervorzog. Alles Mögliche hatte sich über die letzten Monate mal wieder hier angesammelt. Manchmal fragte er sich warum sie nicht gleich in eine WG gezogen waren, aber angesichts der Situation war es wohl klar: Ihre Freundschaft hätte auch das nicht ausgehalten.
Es hätte nicht mal Annes Neugier und seine Reizbarkeit im Bezug auf seinen Vater und seine Kindheitsgeheimnisse gebraucht, um sie zu ruinieren.
Er hätte sich darüber aufgeregt, dass sie Wasserflaschen immer nur halb zudrehte, weshalb sie ständig auf dem Boden zerschellten, wenn man sie am Deckel griff.
Sie hätte sich darüber aufgeregt, dass er die benutzten Handtücher immer auf den Boden fallen lieÃ, statt sie ordentlich aufzuhängen. Und ganz sicher hätten sie sich beide ständig aufgeregt, weil ständig das Toilettenpapier und das Kaffeepulver leer gewesen wären. Und dann hätte er ja ohnehin nur drei Tage überlebt, denn Anne hätte mit Sicherheit trotzdem ihren dicken, permanent im Fellwechsel steckenden Kater mitgebracht.
Nein, über die Frage nach einer WG mit der besten Freundin brauchte er gar nicht nachdenken. Er, Simon, brauchte seine Ruhe. Seine Privatsphäre. Seinen Freiraum.
Es hatte keinen Sinn, jetzt ihre Sachen anzuschauen und sich Gedanken über sie zu machen. Morgen würde er sie bei ihr vorbei bringen, um dann langsam damit anzufangen, sie nicht mehr zu vermissen. Aber jetzt war keine Zeit mehr für Gedanken an sie, denn das penetrante Handyklingeln, das er für seine Chefin eingerichtet hatte, riss ihn buchstäblich aus ihnen heraus.
Im Fernsehen lief eine Dokusoap über irgendeine Hausrenovierung, die schief gelaufen war, Anne hatte zwei Pakete Frühlingsrollen in den Backofen geschoben und Mark trank stumm sein drittes Bier, während er eigentlich über seinen Bewerbungsunterlagen hätte sitzen sollen.
„Du vermisst sie schon, oder? Auch wenn sie die schlimmste Zicke ist, die du je kanntest? Immerhin wolltest du sie heiraten?“
Sie hätte gedacht, dass er jetzt aufschrecken würde, aber anscheinend hatte er ihre Frage erwartet.
„Wollte ich das?“
Er grinste schief und beantwortete dann seine Frage selbst.
„Ja, schon. Sie ist nicht nur zickig, weiÃt du? Sie ist einfach unsicher.“
„Unsicher?“
Ihr ungläubiger Ton kam ihr selbst schon fast spöttisch vor.
„Ich mein, wieso denkst du das?“, verbesserte sie sich und er zuckte mit den Schultern.
„Würdest du sagen, ich bin ein Macho? Oder selbstverliebt?“, fragte er zurück.
„Nun ja... ja, ich denk das bist du. Aber ich kenn dich anders. Schon so lange. Zu mir bist du nicht so. Nur, wenn du weiÃt, dass ich es dir nicht übelnehme. Eigentlich bist du ja nur ein lieber, unsicherer kleiner Junge.“, stichelte sie, nur halb scherzend. Statt sich zu ärgern, nickte er zustimmend.
„Siehst du, jetzt hast du deine Frage selbst beantwortet. Sie ist eben wie ich. Wenn ich sie wär...hätt ich wahrscheinlich genauso reagiert.“
Anne lachte. Marlijn war ihr nicht unbedingt sympathisch gewesen, als sie in Marks Küche stand und sein Leben auseinandernahm, ohne ihm Bescheid zu sagen, nur um dann zu verschwinden ohne sich zu verabschieden. Aber sie hatte auch Mark am Anfang nicht gemocht. Und Mark konnte im Gegensatz zu Marlijn wenigstens mit seinem Aussehen bei ihr punkten...
„Aber andererseits hast du Recht. Sie ist nicht gut für mich wenn sie mir so einen Job vermiesen will, und wahrscheinlich liebt sie mich gar nicht.“, schloss er seinen Gedankengang und trank einen Schluck aus der Flasche, die schon wieder fast leer war. Dann stellte er sie weg, streckte sich auf der Couch aus und legte seinen Kopf auf ihren Oberschenkel.
„Wusstest du, dass du das letzte Mal, als du dachtest, dass ein Mädchen dich nicht liebt, absolut falsch lagst?“, fragte sie und strich geistesabwesend über seinen Kopf.
„Wie meinst du das?“, murmelte er und schloss die Augen.
„So wie ich es gesagt hab. Ich glaub, ich hab dich wirklich geliebt, Mark. Ich war bloà nicht so gut darin, es dir zu zeigen. Bei Simon war das einfacher. Wir waren einfach nur befreundet. Nichts ist leichter als das.“
Er öffnete die Augen wieder und drehte sich so, dass er auf dem Rücken lag und in ihre Augen sehen konnte.
„Und das wird dir jetzt erst klar?“
„Ja, jetzt wo es vorbei ist... merke ich, dass es vorher anders war. Es gab Zeiten, da wollte ich dich ständig anrufen, weil ich dir irgendwas erzählen wollte. Und dann dachte ich, es wäre merkwürdig, wenn ich das tun würde. Und dann hab ich dich einfach gar nicht mehr angerufen, bis ich es nicht mehr vermisst hab, mit dir zu reden.“
„Es ist also jetzt vorbei, ja?“, versicherte er sich. „Und ich hab's ruiniert, weil ich zu ungeduldig mit dir war?“
„Ach quatsch, du hast es nicht ruiniert. Es ist einfach irgendwann vorbei gegangen. Du warst damals nicht glücklich, also haben wir wohl nicht zusammen gepasst. Nicht richtig, jedenfalls.“
Er drehte sich wieder auf die Seite und schloss erneut die Augen.
„Das war mit Abstand die seltsamste Liebeserklärung, die ich je gehört hab. Und die schnellste Zurücknahme einer Liebeserklärung.“, sagte er leise und grinste zufrieden,
während sie von neuem begann, durch seine dichten, braunen Locken zu streichen.
„Ach Mark.“, flüsterte sie und lächelte warm, während er einen Arm um ihre Beine schlang.
„Das war keine richtige Zurücknahme. Du warst der erste, den ich überhaupt geliebt habe. Vielleicht bis jetzt der einzige. Ich werd dich immer ein bisschen lieben, glaub ich.“
Er nickte nur und sie wusste, was er sagen wollte. Vielleicht war das hier der perfekte Moment: Wissen, was man selbst fühlte, wissen, dass man geliebt wurde, wissen, wo man hingehörte. Selbst wenn es nur der Zeitpunkt war, an dem man merkte, dass man doch woanders hin gehörte.
„Simon, hey!“, rief Valerie, als ob sie ihn hier nicht erwartet hätte, bevor sie ihn mit Wangenküsschen begrüÃte.
Es war immerhin seine Wohnung? Leicht verwirrt umarmte er sie kurz, bevor sie sich von ihm löste.
„Ich hab dir was mitgebracht!“, verkündete sie und schwenkte eine Drogeriemarkt-Tüte.
„Ãhm, danke?“
Sie strahlte, nahm ihn am Arm und zerrte ihn durch die Wohnung.
„Nun, du weiÃt doch noch gar nicht was drin ist? Aber ich nehme das einfach mal als Erlaubnis.“
„Erlaubnis?“
„Du wirst schon sehen!“
Sie zog ihren Mantel aus und legte ihn über die Lehne der Couch. Unter dem Mantel kam ein kurzes, knallgrünes Kleid zum Vorschein.
„Haben wir heute Abend noch was vor?“, fragte er verunsichert. Sein Blick folgte ihrer Langen silbernen Kette, die tief in den noch tieferen Ausschnitt fiel.
„Nö, ich hatte nur Lust, mich ein bisschen aufzubrezeln. Ignorier das einfach.“
Das war leichter gesagt als getan! Diese Frau überforderte ihn.
„So, aber jetzt erst mal zu meinem Mitbringsel. Wo ist denn dein Bad?“
Sein Bad. Gab es einen Ort seiner Wohnung, in dem er weniger gern Gesellschaft hatte?