02.12.2005, 22:30
Er durfte Bitten, vermutlich hätte er alles bitten dürfen, Emily hätte ihm wohl nichts abschlagen- Diese Bitte führte jedenfalls dazu, dass sie sich einige Minuten später bereits auf dem Highway Richtung New Haven befanden. Ein merkwürdiges, erdrückendes Schweigen lag zwischen ihnen, denn keiner wagte es, etwas zu sagen. Was sollte auch gesagt werden? Es galt jetzt nur noch zu warten, zu warten, bis die Fahrt endlich vorbei war, zu warten, bis sich endlich ihre Wünsche erfüllten. Richard starrte stur gerade aus auf die StraÃe, drehte seinen Kopf bewusst nicht zu Emily. Ein Lächeln, ein paar oberflächliche Worte, nichts dergleichen schien ihm in dieser Situation angemessen. Die Meilenangaben auf den Tafeln schienen auch nicht weniger zu werden, im Gegenteil, es kam ihm so vor, als würde jemand den Highway laufend verlängern. Egal wie oft er schon hier gefahren war, wie oft er es nicht erwarten hatte können Emily zu sehen, so ewig war keine einzige Fahrt gewesen.
Die vom Mond in einen goldenen Schimmer getauchte Landschaft zog drauÃen vorbei, als Emily aus dem Fenster schaute. Immer wieder das gleiche Bild, die gleichen Bäume und Felder, ähnlich aussehende Häuser, langweilig, einschläfernd. Auch sonst gab es nichts Interessantes zu sehen, leere StraÃen, schlafende Städte und Dörfer. Richard war auch nicht wesentlich unterhaltsamer als die Landschaft um sie herum. Sie seufzte leise und lehnte sich nach vorne, um das Radio anzuschalten. Die neue Nummer von den Beatles lief gerade. Sie fragte sich, ob Richard öfter solche Musik hörte. Bisher hatte sie eher den Eindruck gehabt, dass er ausschlieÃlich klassische Musik hörte. Ihre Eltern hatten Emily jedenfalls verboten die Beatles zu hören. „Verdorbene Musik, nach der in ein paar Jahren ohnehin kein Hahn mehr krähen wird..“, meinte ihr Vater regelmäÃig. Bisher hatte Emily ihm jedes Mal vehement widersprochen und auch Hopie hatte sie bei ihren Protesten tatkräftig unterstützt. Nicht, dass Emily diese Musik wirklich gefallen hätte, doch sie liebte es manchmal ihre Eltern zu provozieren.
Der Refrain dröhnte aus den Lautsprechern:
Baby you can drive my car
Yes, I'm gonna be a star
Baby you can drive my car
and maybe I'll love you.
Zum ersten Mal bezweifelte Emily, dass es sich in der Bedeutung des Textes tatsächlich um Liebe handelte.
Richard schien das gleiche zu denken, seine Gesichtszüge verrieten ihn. Emily konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Gefällt dir das Lied?“, fragte sie schlieÃlich.
„Nein.“, antwortete er ehrlich. „Das ist kein Lied, das ist einfach nur eine Geräuschbelästigung mit Text.“
Sie hätte es sich denken können, amüsierte sich innerlich, hoffte, dass er das nicht allzu sehr bemerkte. „Ein äuÃerst interessanter Text.“, stellte Emily fest, sah belustigt zu Richard. Er nickte nur, konzentierte sich weiter auf die StraÃe. Ãbertriebene Aufmerksamkeit, wie er selbst feststellte, doch sie war notwendig, um sich von Emily abzulenken.
Wie oft hatte er schon an diesem Punkt gestanden, hatte gedacht, sein Leben wäre verwirkt, wenn er sie nicht spüren konnte, doch jedes Mal hatte er sich selbst unter Kontrolle gehalten, hatte sich dafür gehasst, hatte sie dafür gehasst, dass sie ihn weiter herausgefordert hatte. Unzählige Male war er kurz davor gestanden, sich zu vergessen, wollte sie einfach nehmen, doch Erziehung und Erfahrung hatten ihn davon abgehalten. Doch nun war es anders, sie hatte ihm zu deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ihm alles gewähren wollte, was er sich selbst verboten hatte, dass sie sich selbst danach sehnte. Wie konnte man da von ihm noch erwarten, dass er sich beherrschte?
Ihre Lächeln war betäubender als jede Droge dieser Welt, ihre Küsse so unheimlich aufregend, vielversprechend. Die Art, wie ihre Wangen glühten, wenn sie sich aufregte, wie sich ihre Stimme überschlug, wenn sie laut wurde. Das alles liebte er an ihr, das alles forderte ihn heraus, trieb ihn immer wieder zu inneren Kämpfen. Doch in dieser Nacht würden diese Kämpfe ein Ende finden, vorausgesetzt sie würden es jemals nach New Haven schaffen.
Neuerlich begann er an der Richtigkeit seines Vorhabens zu zweifeln, auch wenn Emily ihm überdeutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie es genauso sehr wollte wie er. Wie konnte sie es überhaupt abschätzen, was es wirklich bedeutete? Je mehr man einen Menschen auf Distanz hält, umso weniger weh tut eine Trennung. Hätte er mit Pennilyn nicht geschlafen, wäre sicherlich alles einfacher gewesen. Zumindest redete er sich das oft ein.
Mit der Stripperin hatte er schlieÃlich auch geschlafen, doch das hatte nichts daran geändert, dass er am nächsten Tag froh war, als sie gegangen war. Also sollte es eigentlich auch nichts an seinen Gefühlen für Emily ändern. Eigentlich. Was, wenn er dann noch einmal durch so eine Hölle wie mit Pennilyn gehen musste? Emily würde ihm das niemals antun, sie hatte doch selbst gesagt, dass sie nicht Pennilyn war.
Er seufzte leise, riskierte einen Blick in Emilys Richtung. Sie saà stumm da, schien ihn schon die ganze Zeit beobachtet zu haben, lächelte ihn an. Und da war sie wieder, die Gewissheit, dass Emily nicht Pennilyn war, dass sie ihm niemals sowas antun würde. Gleichzeitig empfand er auch wieder ein Kribbeln in der Magengegend. „Emily...“, setzte er an. „Richard?“, entgegnete Emily, lächelte ihn an. Sie verdiente es, dass er ihr in Ruhe sagte, was er für sie empfand, was ihre Gegenwart für ihn bedeutete. So setzte er kurzerhand den Blinker, fuhr auf die rechte Spur und hielt den Wagen an.
„Emily, ich...“, doch auch dieser Versuch etwas zu sagen scheiterte, denn Emily beugte sich zu ihm und begann ihn sanft zu küssen. Augenblicklich erwiderte er ihren Kuss, wurde mit jedem Augenblick leidenschaftlicher, hatte das Gefühl, es nicht länger ohne sie auszuhalten. Vorsichtig zog er Emily näher an sich, legte seine Hand auf ihr Knie, begann langsam über ihren Oberschenkel zu streicheln. Emily schlang ihre Arme um Richard, drückte sich fester an ihn, merkte aber gleichzeitig, wie sie zunehmend nervöser wurde. Jetzt ging ihr doch alles ein wenig zu schnell. Ihr erstes Mal hatte sie sich anders, romantischer als in einem Auto am Highway vorgestellt. Es sollte etwas ganz Besonderes sein, etwas, woran sie sich immer gerne erinnerte. Die Vorstellung, dass es in ihrer Hochzeitsnacht passieren sollte, hatte sie zwar schon lange aufgeben, dennoch wollte sie es mit dem Mann erleben, den sie später einmal heiraten würde. Und Richard war dieser Mann, mit niemand anderem konnte sie sich vorstellen ihre Zukunft zu verbringen. Alleine deswegen erschien ihr die intime Atmosphäre seines Schlafzimmers passender. Andererseits schien Richard nun endlich dafür bereit zu sein und sie hatte lange genug darauf warten müssen, zu lange. Trotzdem drehte sie nun ihren Kopf zur Seite.
„Was ist...?“, fragte Richard, sah Emily unsicher an. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, küsste seinen Hals, murmelte dabei: „Nicht hier...“
Er musste tief durchatmen. Wie konnte Emily so etwas mit ihm machen? Sie würde ihn wirklich noch völlig um den Verstand bringen, wenn sie so weiter machte. Doch er musste ihr irgendwie Recht geben, sie verdiente besseres. Er nickte stumm,streichelte über ihren Rücken. Emily hob ihren Kopf wieder, küsste Richard ganz vorsichtig, meinte dann: „Wir sind ja gleich bei dir.“ Dann lächelte sie ihn versöhnlich an, rutschte wieder von ihm weg. Richard gab wieder Gas und so fuhren sie weiter in die Nacht.
Die vom Mond in einen goldenen Schimmer getauchte Landschaft zog drauÃen vorbei, als Emily aus dem Fenster schaute. Immer wieder das gleiche Bild, die gleichen Bäume und Felder, ähnlich aussehende Häuser, langweilig, einschläfernd. Auch sonst gab es nichts Interessantes zu sehen, leere StraÃen, schlafende Städte und Dörfer. Richard war auch nicht wesentlich unterhaltsamer als die Landschaft um sie herum. Sie seufzte leise und lehnte sich nach vorne, um das Radio anzuschalten. Die neue Nummer von den Beatles lief gerade. Sie fragte sich, ob Richard öfter solche Musik hörte. Bisher hatte sie eher den Eindruck gehabt, dass er ausschlieÃlich klassische Musik hörte. Ihre Eltern hatten Emily jedenfalls verboten die Beatles zu hören. „Verdorbene Musik, nach der in ein paar Jahren ohnehin kein Hahn mehr krähen wird..“, meinte ihr Vater regelmäÃig. Bisher hatte Emily ihm jedes Mal vehement widersprochen und auch Hopie hatte sie bei ihren Protesten tatkräftig unterstützt. Nicht, dass Emily diese Musik wirklich gefallen hätte, doch sie liebte es manchmal ihre Eltern zu provozieren.
Der Refrain dröhnte aus den Lautsprechern:
Baby you can drive my car
Yes, I'm gonna be a star
Baby you can drive my car
and maybe I'll love you.
Zum ersten Mal bezweifelte Emily, dass es sich in der Bedeutung des Textes tatsächlich um Liebe handelte.
Richard schien das gleiche zu denken, seine Gesichtszüge verrieten ihn. Emily konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Gefällt dir das Lied?“, fragte sie schlieÃlich.
„Nein.“, antwortete er ehrlich. „Das ist kein Lied, das ist einfach nur eine Geräuschbelästigung mit Text.“
Sie hätte es sich denken können, amüsierte sich innerlich, hoffte, dass er das nicht allzu sehr bemerkte. „Ein äuÃerst interessanter Text.“, stellte Emily fest, sah belustigt zu Richard. Er nickte nur, konzentierte sich weiter auf die StraÃe. Ãbertriebene Aufmerksamkeit, wie er selbst feststellte, doch sie war notwendig, um sich von Emily abzulenken.
Wie oft hatte er schon an diesem Punkt gestanden, hatte gedacht, sein Leben wäre verwirkt, wenn er sie nicht spüren konnte, doch jedes Mal hatte er sich selbst unter Kontrolle gehalten, hatte sich dafür gehasst, hatte sie dafür gehasst, dass sie ihn weiter herausgefordert hatte. Unzählige Male war er kurz davor gestanden, sich zu vergessen, wollte sie einfach nehmen, doch Erziehung und Erfahrung hatten ihn davon abgehalten. Doch nun war es anders, sie hatte ihm zu deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ihm alles gewähren wollte, was er sich selbst verboten hatte, dass sie sich selbst danach sehnte. Wie konnte man da von ihm noch erwarten, dass er sich beherrschte?
Ihre Lächeln war betäubender als jede Droge dieser Welt, ihre Küsse so unheimlich aufregend, vielversprechend. Die Art, wie ihre Wangen glühten, wenn sie sich aufregte, wie sich ihre Stimme überschlug, wenn sie laut wurde. Das alles liebte er an ihr, das alles forderte ihn heraus, trieb ihn immer wieder zu inneren Kämpfen. Doch in dieser Nacht würden diese Kämpfe ein Ende finden, vorausgesetzt sie würden es jemals nach New Haven schaffen.
Neuerlich begann er an der Richtigkeit seines Vorhabens zu zweifeln, auch wenn Emily ihm überdeutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie es genauso sehr wollte wie er. Wie konnte sie es überhaupt abschätzen, was es wirklich bedeutete? Je mehr man einen Menschen auf Distanz hält, umso weniger weh tut eine Trennung. Hätte er mit Pennilyn nicht geschlafen, wäre sicherlich alles einfacher gewesen. Zumindest redete er sich das oft ein.
Mit der Stripperin hatte er schlieÃlich auch geschlafen, doch das hatte nichts daran geändert, dass er am nächsten Tag froh war, als sie gegangen war. Also sollte es eigentlich auch nichts an seinen Gefühlen für Emily ändern. Eigentlich. Was, wenn er dann noch einmal durch so eine Hölle wie mit Pennilyn gehen musste? Emily würde ihm das niemals antun, sie hatte doch selbst gesagt, dass sie nicht Pennilyn war.
Er seufzte leise, riskierte einen Blick in Emilys Richtung. Sie saà stumm da, schien ihn schon die ganze Zeit beobachtet zu haben, lächelte ihn an. Und da war sie wieder, die Gewissheit, dass Emily nicht Pennilyn war, dass sie ihm niemals sowas antun würde. Gleichzeitig empfand er auch wieder ein Kribbeln in der Magengegend. „Emily...“, setzte er an. „Richard?“, entgegnete Emily, lächelte ihn an. Sie verdiente es, dass er ihr in Ruhe sagte, was er für sie empfand, was ihre Gegenwart für ihn bedeutete. So setzte er kurzerhand den Blinker, fuhr auf die rechte Spur und hielt den Wagen an.
„Emily, ich...“, doch auch dieser Versuch etwas zu sagen scheiterte, denn Emily beugte sich zu ihm und begann ihn sanft zu küssen. Augenblicklich erwiderte er ihren Kuss, wurde mit jedem Augenblick leidenschaftlicher, hatte das Gefühl, es nicht länger ohne sie auszuhalten. Vorsichtig zog er Emily näher an sich, legte seine Hand auf ihr Knie, begann langsam über ihren Oberschenkel zu streicheln. Emily schlang ihre Arme um Richard, drückte sich fester an ihn, merkte aber gleichzeitig, wie sie zunehmend nervöser wurde. Jetzt ging ihr doch alles ein wenig zu schnell. Ihr erstes Mal hatte sie sich anders, romantischer als in einem Auto am Highway vorgestellt. Es sollte etwas ganz Besonderes sein, etwas, woran sie sich immer gerne erinnerte. Die Vorstellung, dass es in ihrer Hochzeitsnacht passieren sollte, hatte sie zwar schon lange aufgeben, dennoch wollte sie es mit dem Mann erleben, den sie später einmal heiraten würde. Und Richard war dieser Mann, mit niemand anderem konnte sie sich vorstellen ihre Zukunft zu verbringen. Alleine deswegen erschien ihr die intime Atmosphäre seines Schlafzimmers passender. Andererseits schien Richard nun endlich dafür bereit zu sein und sie hatte lange genug darauf warten müssen, zu lange. Trotzdem drehte sie nun ihren Kopf zur Seite.
„Was ist...?“, fragte Richard, sah Emily unsicher an. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, küsste seinen Hals, murmelte dabei: „Nicht hier...“
Er musste tief durchatmen. Wie konnte Emily so etwas mit ihm machen? Sie würde ihn wirklich noch völlig um den Verstand bringen, wenn sie so weiter machte. Doch er musste ihr irgendwie Recht geben, sie verdiente besseres. Er nickte stumm,streichelte über ihren Rücken. Emily hob ihren Kopf wieder, küsste Richard ganz vorsichtig, meinte dann: „Wir sind ja gleich bei dir.“ Dann lächelte sie ihn versöhnlich an, rutschte wieder von ihm weg. Richard gab wieder Gas und so fuhren sie weiter in die Nacht.