Tristan schwenkte gelangweilt das Cocktailglas in seiner Hand und versuchte währenddessen den zwei jungen Männern vor ihm interessiert zuzuhören. Bowman und Duncan waren Freunde aus der Highschool, jedoch keineswegs so intellektuell wie sie es von ihrer Herkunft her sein sollten. Bowmans Vater war ein angesehener Arzt. Duncans Vater arbeitete als Chef einer Kanzlei. Eigentlich war Tristan nur mit ihnen befreundet um seinen Nutzen daraus zu ziehen, hatte ihn doch schon Duncans Vater so manches Mal aus der Patsche geholfen. Der Kontakt zu ihnen verschaffte ihm auÃerdem noch den Zugang zu so manchen Schlüsseln, Drogen sowie Dokumente der Schule. Die Beiden jedoch bemerkten nicht, dass Tristan sie nur ausnutzte. Und selbst wenn, wäre es ihnen egal, hatten sie doch in ihm einen der reichsten und einflussreichsten Söhne der Stadt als Freund.
„Sie hat es doch tatsächlich geschafft mich anzugucken als wäre ich nicht ganz dicht. Könnt ihr euch das vorstellen?“, erzählte Bowman aufgeregt und wirbelte sein Glas dabei gefährlich in der Luft herum. „Ich kannte das Flittchen seit zehn Minuten und sie wirft mir schon solche Sachen an den Kopf. Ich glaube die war nicht ganz dicht.“ Duncan begann zu nicken und klopfte seinem Freund, der nun sein Glas in einem Zug geleert hatte, anerkennend auf die Schulter. „DuGrey kannst du das glauben?“, wendete sich nun Bowman an Tristan und stellte sein Glas vor ihm auf den Tisch ab. „Hm.“, nickte Tristan und lies seinen Blick durch den Saal schweifen. „Das ist doch unglaublich.“, fuhr Bowman fort. „Ist das nicht unglaublich?“ „Unglaublich.“, stimmte nun Duncan ihm bei und nippte an seinem Drink. Tristan entdeckte in der anderen Ecke des Saals ein koreanisch aussehendes Mädchen, das wie versteinert vor einem Kellner stand. In einer Hand hielt sie ein Tablett, welches sich der Kellner nun nahm und in die entgegengesetzte Richtung verschwand. Tristan hatte das Mädchen noch nie gesehen und entschied, dass es wohl die Tochter der neu dazugezogenen Kims sein müsse. Er musste zugeben, dass sich Rory da ein wirklich unschuldiges Opfer ausgesucht hatte. Sie könnte gerade einmal sechzehn Jahre alt sein. Durch ihre Erscheinung in der hochgeschlossenen Bluse und dem knielangen schwarzen Rock wirkte sie noch unschuldiger als sie wahrscheinlich schon war. Die Brille mit schwarzen Gestell unterstrich ihre Schüchternheit noch und als Tristan sah wie sie dem Kellner hinterher sah, wusste er wie das Spiel ablaufen würde. Mit einem Grinsen beugte er sich nach rechts zu Duncan.
„Wer ist das Mädchen dort?“, fragte er diesen und deutete mit der Hand, in welcher er sein Glas hielt, in die Richtung der jungen Frau. Duncan wandte seinen Blick von Bowman ab und folgte dem von Tristan. „Oh das ist die Tochter von den Kims.“, antwortete dieser mit einem leichten Schulterzucken. „Sie heiÃt glaube ich Lane.“ „Lane?“, fragte Tristan nach und zog eine Augenbraue hoch. „Ja. Sie geht nach dem Sommer mit uns auf die Highschool. Abschlussklasse.“ „In der Abschlussklasse? Komm Duncan verarsch mich nicht. Die Kleine ist doch nie im Leben schon achtzehn.“ „Wenn ich es doch sage.“, meinte Duncan nun genervt und nahm einen Schluck von seinem Cocktail. „Wer? Wen meint ihr?“, mischte sich nun auch Bowman in das Gespräch mit ein. „Die Kleine da drüben.“, antwortete ihm Tristan und deutete auf Lane, die nun auf einen Tisch zuging an dem Mrs. Gellar und noch drei andere Personen standen. „Ah, die Neue.“, nickte Bowman wissend. „Was glaubst du? Wie lange wirst du brauchen, DuGrey?“ „Wer sagt, dass ich überhaupt für irgendetwas Zeit brauche?“ „Höre ich da den groÃen DuGrey davon sprechen sein Glück bei dieser jungen attraktiven Frau nicht zu versuchen?“, meldete sich nun wieder Duncan zu Wort und lachte leise. Auch Bowman fing an zu grinsen und wandte sich wieder an Tristan. Dieser lachte nur leicht auf. „Das habe ich nie behauptet. Aber es wäre zu leicht.“ „Bei der Mutter? Leicht? Nie im Leben.“, lachte Duncan. „Warum?“, wollte Tristan nun wissen und nahm erneut einen Schluck von seinem Cocktail. „Hast du sie schon getroffen? Ein Militäroffizier ist ein Dreck gegen die Frau. Ich wunder mich schon, dass sie ihre Tochter alleine in die Kirche gehen lässt.“ „Streng?“ „Streng ist gar kein Ausdruck von dem was ich gehört habe.“ Tristan nickte. „Wenn du eine Herausforderung suchst...“, begann nun Bowman und zeigte bedeutungsvoll in Lanes Richtung. „..da steht sie.“ „Ich werde es mir überlegen.“, meinte Tristan und lieà seinen Blick abermals durch den Saal schweifen, bevor an Rory hängen blieb. Sie hatte es sich an der Bar bequem gemacht und einen Long Island Icetea vor sich stehen. Ihre Handtasche hatte sie neben sich auf der Bar abgelegt und mit einer Hand nahm sie gerade einen Zug ihrer fast schon aufgerauchten Zigarette. Ihr gelocktes Haar fiel offen über ihre Schulter und einer der Träger ihres Kleides war ein kleines bisschen nach unten gerutscht. Bowman und Duncan folgten dem Blick von Tristan und konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Rory sieht heute Abend heià aus.“, stellte Bowman fest und klopfte Tristan auf die Schulter. „Wann ist es denn bei ihr soweit? Immerhin hängst du schon seit fünf Jahren an ihr dran.“ „Halt die Klappe, Bowman.“, sagte Tristan trocken und leerte in einem Zug sein Glas bevor er es auf dem Tisch vor sich abstellte. „Oh empfindlicher Nerv, den du da getroffen hast, Bowman.“, lachte Duncan. „Ich persönlich denke ja, dass es bei ihr nie soweit sein wird.“ „Interessanter Aspekt, Duncan. Aber ich unterstütze deine Theorie nicht. Was wäre, wenn er sie unter Drogen setzt und betrunken macht? Immerhin hätte er da eindeutig eine Chance von eins zu einer Millionen. Besser als jetzt.“, scherzte Bowman weiter und ignorierte den Blick, den ihm Tristan zuwarf. „Jungs, redet nicht über Dinge, die ihr sowieso nicht versteht.“, meinte er nur kurz. Die Beiden heulten kurz auf, bevor sie anfingen in schallendes Gelächter auszubrechen. Tristan überdrehte nur noch kurz die Augen und lieà die Beiden dann stehen, um sich auf den Weg zu Rory zu machen. „Glaubst du er wird es jemals schaffen?“, fragte Bowman seinen Freund, nachdem sich beide wieder gefangen hatten und Tristan bereits die Hälfte seines Weges zu Rory zurückgelegt hatte. „Wahrheit oder Lüge?“, grinste Duncan. „Zuerst die Lüge, dann die Wahrheit.“ „Es ist nur eine Frage der Zeit.“, antwortete Duncan. „Und die Wahrheit?“, fragte Bowman neugierig. „Die Wahrheit, mein Freund, ist...“, begann Duncan und klopfte Bowman auf die Schulter. „Die Wahrheit ist, dass er noch nicht mal in seinen Träumen so nahe an sie rankäme, dass er auch nur das Geringste versuchen könnte.“
Tristan durchquerte langsam den Saal auf seinem Weg zu Rory ohne die Augen von ihr abzuwenden. Ein hämisches Grinsen ging über seine Lippen, als er sie schlieÃlich von hinten erreichte und sich leicht zu ihr runterbeugte, so dass er ihr etwas zuflüstern konnte. „Und...“, fragte er leise und stützte sich mit einer Hand auf der Lehne ihres Barhockers ab. „...schon jemanden flachgelegt?“ Mit einem verschmitzten Grinsen drehte sie sich zu ihm um und nahm einen erneuten Zug von ihrer Zigarette. „Noch nicht. Und du?“ „Ich arbeite dran.“, meinte Tristan locker, zuckte kurz mit den Schultern und lieà sich auf dem Barhocker neben ihr nieder. „Wer ist die Glückliche?“, fragte Rory desinteressiert und nahm einen letzten Zug von ihrer Zigarette, bevor sie diese in einem Aschenbecher vor ihr ausdrückte. „Wieso sollte ich dir das erzählen?“ „Wieso sollte ich dich das fragen?“, meinte Rory bedeutungsvoll und zuckte mit ihren Schultern. „Kenne ich sie?“ „Vielleicht.“, antwortete Tristan leise und begann sich ein paar Erdnüsse aus einer der vielen Schalen auf der Bar zu nehmen. „Nun lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, DuGrey. Sag mir schon wer sie ist.“ Davon überzeugt, dass er sei nun an der Angel hatte, fing Tristan an zu grinsen. Langsam schien es Rory zu dämmern und sie schlug Tristan mit ihrer Hand heftig auf dessen Oberarm. „Doch nicht etwa...?“, fragte sie und zog scharf die Luft ein. Tristan nickte nur und nahm eine weitere Erdnuss aus der Schale. „Das kann nicht dein Ernst sein. Wir sind seit einer halben Stunde auf dieser Party und du denkst schon daran die Neue flachzulegen.“, zischte sie nun und schaute ihn empört an. „Ein bisschen mehr Klasse hätte ich von dir schon erwartet.“ „Sagt die Frau, die an der Neujahrsfeier letztes Jahr einen vierzigjährigen Mann ins Bett zerren wollte.“, seufzte Tristan und wendete seinen Blick nun Rory zu. „Lenk nicht ab.“, fauchte Rory und nahm wütend einen Schluck ihres Long Island Iceteas.
„Hast du sie schon kennen gelernt?“, fragte Tristan und aà eine Erdnuss. „Nein, ich hatte noch nicht die Gelegenheit dazu.“ „Sie sieht unschuldig aus. Eine richtige Jungfrau.“ „Deinem Urteil schenke ich kein Vertrauen mehr, seit du damals gesagt hast der Barkeeper wäre noch Jungfrau. Und im Nachhinein war es ein Gigolo.“ Sie lachte kurz auf. „Nein, DuGrey. Deinem Urteil traue ich schon lange nicht mehr.“ „Warte bis du sie gesehen hast.“, lächelte Tristan leicht und sah sich nun über seine Schulter hinweg um. „Richtig langweilig hier.“, seufzte er nun. „Was hast du erwartet?“ „Ein bisschen mehr als das.“ Tristan bedeutete mit seiner Hand den Saal. „Alles Langweiler und Versager.“ „Gleich gesellt sich gern zu gleich.“, grinste Rory. „Ach, halt doch den Mund.“, fauchte Tristan und wendete sich dann an den Barkeeper. „Hey. Einen Manhattan bitte!“ Der Mann hinter der Bar nickte kurz und Tristan wendete sich wieder Rory zu. „Wann können wir gehen?“, seufzte er. „Du willst nach einer halben Stunde gehen? Ich dachte du hättest deine Herausforderung für heute Abend schon gefunden?“, fragte Rory verwundert und leerte ihr Glas. „Was heiÃt Herausforderung? Ich würde es eher als Ablenkung bezeichnen.“ „Nun gut.“, meinte Rory und erhob sich. „Ich wünsch dir viel Spaà mit deiner Ablenkung. Ich habe wichtigere Dinge zu tun.“ „Was willst du machen?“, fragte Tristan und drehte sich auf seine Barhocker um. „Einen Kellner verführen? Das ist so klischeehaft.“ Rory schenkte ihm nur einen abfälligen Blick und griff nach ihrer Handtasche auf der Bar. „Nein, DuGrey. Ich werde mich nach Paris umsehen.“, grinste sie und strich ihr Kleid gerade. „Du wagst es nicht...“, begann Tristan doch Rory unterbrach ihn sofort. „Oh doch DuGrey. Ich wage es. Viel Spaà noch. Wir sehen uns.“ Und mit einem Zwinkern drehte sie sich um und bahnte sich einen Weg durch die Tische hindurch. Tristan sah ihr noch einige Augenblicke nach, bevor er schlieÃlich von dem Barkeeper darauf aufmerksam gemacht wurde, dass sein Drink fertig war. Mit eine Seufzen drehte er sich um und leerte den Manhattan in einem Zug. Daraufhin stand er von dem Barhocker auf und machte sich auf den Weg zurück zu den Jungs.
TBC