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Registriert seit: 18.10.2004
Danke für euer FB, bin richtig gerührt... Danke! :knuddel:
Naja, hier gehts weiter:
Emily beschloss aus dem angebrochenen Abend noch etwas zu machen, immerhin hatte sie Stunden damit verbracht, sich herzurichten und sie wusste, dass ihre Freundinnen den Abend in der Hemingway-Bar, nicht weit Weg von ihrem College, verbringen wollten.
Wenn sie nun in die Schule fuhr und dort alleine auf ihrem Zimmer wartete, bis die anderen nach Hause kamen und sich selbst quälte, würde das auch nichts an ihrem Problem ändern. Das einzige, wovor sie sich im Moment fürchtete, waren die Fragen ihrer Freundinnen. Sie hatten die letzten Tage so mit ihr gelitten, doch sie hatte nicht nur sich, sondern auch sie enttäuscht.
Melinda hatte Stunden ihrer Zeit geopfert, um mit Emily einkaufen zu gehen, Carol hatte ihr immer zugehört, wenn sie unsicher war. Und Gloria hatte ihr alle möglichen Tipps für den Umgang mit Männern gegeben. Doch all das hatte nichts geholfen, sie war noch immer alleine.
Carol hatte Floyd lieben gelernt, es war nicht zu übersehen, wie glücklich sie mit ihm war, auch wenn es anfangs anders ausgesehen hatte. Eigentlich stand es auÃer Zweifel, dass er bald um ihre Hand anhalten würde, immerhin hatte er sie schon seiner Familie vorgestellt und sie war auch an Weihnachten bei ihm eingeladen. Sie war bereits ein Teil seiner Familie. Nanette ging seit einigen Wochen mit Simon McLaine aus und auch die beiden schienen sich gut zu verstehen, er rief jeden Abend bei ihnen an und führte sie auch jedes Wochenende aus.
An Gloria wollte Emily in diesem Moment nicht denken, sie konnte doch wirklich jeden Mann haben, den sie wollte. Sie wusste, was Männer von einer Frau erwarteten und auch, wenn sie noch keinen Ring am Finger hatte, sie würde bestimmt einen Mann finden, der sie heiraten wollte. Manchmal, in einem stillen Moment, beneidete Emily sie für diese Gabe, denn sie verstand die Männer nicht, wurde nicht schlau aus ihnen. Richard war ein Rätsel für sie, im einen Moment hatte sie das Gefühl gehabt, ihm so nah zu sein, doch im nächsten hatte er sich wieder völlig zurückgezogen, war unantastbar und unnahbar. Irgendwo musste es doch einen Mann geben, der sie verstand, der nur auf sie wartete, mit dem sie alt werden konnte.
Sie stieg aus dem Taxi aus, bemerkte jedoch nicht, dass es ein leicht zu regnen begonnen hatte. Unsicher stand sie vor der Bar. Wollte sie da wirklich hineingehen? Konnte sie ihren Freundinnen sagen, dass sie gescheitert war? Dass sie versagt hatte? Früher oder später würde sie es ihnen doch sagen müssen und sie würde auch sich eingestehen müssen, dass sie verloren hatte.
Pennilyn war die Frau, die Richard wirklich liebte. Sie hatte die einzig richtige Entscheidung getroffen, indem sie gegangen war.
Sie atmete tief ein. Die Umgebung um sie herum wirkte so friedlich, die kalte Nacht breitete einen schützenden Mantel um sie. Für einen kurzen Moment würde die Hoffnung noch leben, in den Köpfen ihrer Freundinnen war sie noch Emily, die Siegerin, Emily, die Richard von sich überzeugt hatte. Gleich würde dieses Bild zerbrechen, vielleicht war das der Gedanke, der sie am meisten daran störte. Es würde amtlich werden, dass sie versagt hatte, dass sie gegen eine andere verloren hatte. Verlieren war noch nie ihre Stärke gewesen. Immer war sie mit anderen im Wettbewerb gestanden und doch hatte sie meistens gewonnen. In der Schule hatte sie es geschafft, Jahrgangsbeste zu werden, im Ballett war sie besser gewesen, als ihre Freundinnen. Sie hatte allerdings mit zwölf Jahren aufgehört, weil es ihr keinen Spaà mehr gemacht hatte, sehr zum Missfallen ihrer Mutter. Ihre Schwester hatte stets in ihrem Schatten gestanden, wenn es um die Gunst des Vaters gegangen war. Auf dem Pferd hatte sie eine bessere Figur gemacht, als ihre Freundinnen, sie war einfach die Siegerin gewesen, bei all diesen kleinen Alltäglichen Wettbewerben. Doch was halfen ihr alle diese flüchtigen Siege?
Sie musste ich eingestehen, dass sie gegen eine anonyme Blonde verloren hatte, die ihr nicht einmal unsympathisch war, und das in dem einzigen Wettkampf, in dem es wirklich um etwas ging.
Kein Mensch würde sie in Zukunft nach ihren Reitmedaillen fragen, oder nach ihren Zeugnissen im Ballett. Auch die Tatsache, dass sie Jahrgangsbeste war, würde ihr letztlich nicht helfen, denn sie plante nicht, die groÃe Karriere zu machen. Sie wollte nicht auf die Uni. Alles, wonach sie sich sehnte und wonach sie beurteilt werden würde, war der Ring an ihrem Finger, der Ring von einem Mann aus gutem Hause. Richard wäre genau dieser Mann gewesen und doch musste sie sich eingestehen, dass sie versagt hatte.
Langsam öffnete sie die Türe und betrat die Bar. Ihre Augen mussten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen, Rauch lag in der Luft und Emily kniff ihre Augen ein wenig zusammen. Es roch in der Bar nach teuren Zigarren und verschiedenen Parfümen. Suchend sah sie sich nach ihren Freundinnen umâ¦