Danke für euer FB :knuddel:, für den nächsten Teil müsst ihr jedoch einen kleinen Aufpreis zahlen, er hat für meine Verhältnisse doppelte Ãberlänge
, aber ich dachte, das muss ich einfach am Stück posten, gehört zusammen und sollte nicht unterbrochen werden...
Pennilyn nahm die Leute, denen sie am Weg zurück zur Party begegnete nur beschränkt wahr. Ihr Gedanken waren bei Richard, der plötzlich vor ihr stand. Ihr Herz begann zu rasen, doch es war anders als sonst. Es war nicht angenehm, sondern fast hysterisch. Für einen Moment befürchtete sie, ihr Herz würde zerreiÃen.
âDa bist du ja, ich hab dich schon überall gesucht. Darf ich dich um diesen Tanz bitten?â, fragte er charmant und lächelte sie an. Pennilyn wusste nicht so Recht, wie sie reagieren sollte, eigentlich wollte sie nur nach Hause, weg von diesem unglücklichen Ort, der ihr die Wahrheit über Richard und Emily offenbart hatte und doch, die Versuchung war da und schlieÃlich erlag sie ihr auch. Ein Abschiedstanz hatte etwas Romantisches an sich. Ihre Körper würden sich ein letztes Mal im Takt der Musik aneinanderschmiegen.
Stumm nickte sie Richard zu. Sie wollte nichts sagen, hatte Angst davor, dass ihre Stimme sie verraten könnte, ihre Angst und ihre Unsicherheit preisgeben könnte. Richard sollte ihr an diesem Abend nichts anmerken. Es würde reichen, wenn er es am nächsten Tag erfuhr, diesen Abend wollte sie in Ruhe dazu verwenden, um sich emotional von ihm zu verabschieden. Für einen flüchtigen Moment würde ihre Welt in Ordnung sein, Richard und sie noch für einen letzten Abend ein Paar.
Galant geleitete er sie in den Wintergarten, wo sie nun ganz alleine waren. Vorsichtig zog er Pennilyn an sich und legte seinen Arm um ihre Taille.
Sie lieà es einfach mit sich machen. Die Situation hatte so etwas surreales, es kam ihr so vor, als würde sie sich selbst beobachten, wie Richard ihren Körper gegen seinen drückte. Sie war eine leblose Hülle in seinen Armen, empfand dabei nichts, denn jede kleine Emotion wäre zu viel gewesen, hätte sie umgebracht. Sie hätte auf der Stelle in seinen Armen zusammensinken müssen. Vor ihrem inneren Auge zogen Bilder vorbei, Bilder aus besseren Tagen, Bilder, die wie Balsam auf ihrer wunden Seele wirken könnten und doch, sie förderten den Schmerz nur noch, schnitten tiefer hinein. Sie erinnerte sich an den Augenblick, als sie Richard zum ersten Mal gesehen hatte. Es war nur ein heimlicher, verstohlener Blick gewesen und doch, er hatte so viel in ihr bewegt. Von dem Augenblick an war sie nie wieder dieselbe gewesen, denn sie hatte gewusst, dass sie füreinander bestimmt waren. Das Schicksal hatte ihn zu ihr geschickt, damit er sie beschützen konnte, vor der Welt, doch vor allem vor sich selbst und ihren eigenen Ãngsten.
Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, sie konnte nicht mehr anders, er war zu schwer, um ihn aufrecht zu tragen. Ihre Erinnerungen drohten sie zu erdrücken, sie versuchte an nichts mehr zu denken, doch es gelang ihr nicht. Immer neue Bilder tauchten vor ihr auf, mit einem einzigen Ziel, sie zu quälen. Richard, wie er sie nach Monaten des unerträglichen Wartens endlich gefragt hatte, ob sie mit ihm ausgehen wolle, ihr erstes Date und schlieÃlich ihr erster Kuss. Es war so unglaublich romantisch gewesen, es war einer der ersten warmen Sommerabende gewesen und sie waren noch spazieren gegangen. Irgendwann waren sie dann an dem kleinen See ihrer Uni angekommen. Am Ufer hatten ein paar Studenten ein Lagerfeuer gemacht gehabt, doch sie hatten sich etwas weiter weg an das Wasser gesetzt. Pennilyn hatte für einen Moment zu den Sternen aufgesehen, irgendwo da oben war ihr Vater und sie hatte gefühlt, dass er sie sehen konnte. Er wäre mit Richard einverstanden gewesen. Richard hatte sie dann gefragt, woran sie gerade dachte. Zuerst war sie unsicher gewesen, ob sie ihm soweit vertrauen konnte, doch als sie in seine Augen sah, wusste sie, dass ihre Seele ein zu Hause gefunden hatte. Und so hatte sie zu erzählen begonnen und Richard hatte sich alles geduldig angehört, ohne viel zu sagen, nur irgendwann hatte er sie näher an sich herangezogen und sie an sich gedrückt. Sie hatte sich so sicher und geborgen gefühlt. So waren sie eine Ewigkeit schweigend nebeneinander gesessen, doch es war kein peinliches Schweigen gewesen, sondern ein vertrautes. Es war einfach nicht notwendig zu reden, sie verstanden einander auch ohne Worte. Irgendwann hatte Pennilyn dann zu Richard aufgesehen und er hatte sie angelächelt. Ein magisches Lächeln, das sie auch heute immer wieder schwach werden lieÃ. Es war wir von Zauberhand gewesen, denn mit einem Mal hatten sie sich geküsst. Ein wunderbarer Kuss, bei dem Gedanken daran hatte sie noch immer ein Kribbeln im Bauch, denn er hatte ihre kühnsten Vorstellungen und Erwartungen übertroffen. Immer mehr Bilder machten sich in ihrem Kopf breit, doch sie wurden alle von einem übertroffen, Richard, wie er Emily ansah, wie er sie küsste. Es hatte sich tief in ihre Seele hinein gebrannt.
Sie ertrug es nicht mehr, konnte ihre Empfindungen nicht länger verbergen. Sie war so gekränkt und verletzt worden, und das von dem Menschen, von dem sie es am wenigsten erwartet hatte. Tränen liefen über ihre Wangen. Dafür hasste sie sich, sie wollte keine Schwäche zeigen und doch, sie konnte nichts dagegen tun, war ihren Gefühlen wieder einmal hilflos ausgeliefert. Sie war eine Gefangene ihrer Emotionen, die sich wie ein Netz um ihre schwache Seele spannen, irgendwann würde sie daran zerbrechen, mit einem leisen Klirren würden die Scherben ihrer geschundenen Seele zu Boden fallen.
Richard bemerkte, dass es Pennilyn schlecht ging und begann ihr mit einer Hand über den Kopf zu streicheln. Wie oft hatte er das schon bei ihr erlebt, sie wurde plötzlich, völlig unvermittelt, von den Erinnerungen an ihren Vater erschlagen, doch er wollte für sie da sein, wann immer das geschah. Sie in den Arm nehmen, trösten. Er liebte diese Frau, was auch immer zwischen ihm und Emily gewesen war, er war froh, dass es vorbei war. Pennilyn war seine Gegenwart und seine Zukunft. Dieses schwache, zerbrechliche Wesen, das er beschützen konnte.
Die Nähe zu Richard war einfach zu viel für Pennilyn, sie wollte nur noch weg, ihn von sich drücken, laufen. Doch er sollte nichts bemerken, nicht heute, nicht so. Es war noch nicht der Zeitpunkt, um der schmerzlichen Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Irgendwann hob sie ihren Kopf und meinte leise zu Richard: âIch möchte nach Hause. Bitte bring mich heim.â Mit verweintem Gesicht sah sie ihn fast flehend an. Er konnte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen, durfte sie nicht weiter quälen, indem er sie so nett behandelte.
âWie du möchtest, Lynnie.â
Einige Zeit später waren sie wieder in New Haven und standen vor Pennilyns Wohnung. Richard sah sie ernst an, sie hatte sich noch immer nicht beruhigt und ihr Gesicht war leicht geschwollen von den vielen Tränen, die sie vergossen hatte.
âDu bist sicher, dass ich nicht bei dir bleiben soll?â, fragte er sie besorgt. Sie sah ihm in die Augen. Wie gerne hätte sie ihn noch herein gebeten und alles vergessen, was an diesem Abend geschehen war, doch sie konnte nicht, wann immer sie die Augen schloss, Richard umarmte Emily, küsste sie. Niemals wieder würde sie das vergessen können. Es würde auf ewig wie ein dunkler Schatten zwischen ihnen stehen.
âRichard, ich denke, es ist besser, wenn du gehst. Ich brauche einfach ein wenig Zeit für mich, um mich wieder zu fangen.â
Er nickte nur stumm, wenn Pennilyn etwas brauchte würde sie zu ihm kommen, da war er sich sicher. Vorsichtig beugte er sich nach vorne, um ihr einen gute Nacht Kuss zu gehen, doch ihre Lippen berührten sich nur flüchtig, Pennilyn zog den Kopf schnell wieder weg. Er sah sie ein wenig erstaunt an, es musste wohl an ihrer Verfassung liegen. Unvermittelt griff Pennilyn nach Richards Hand und drückte sie fest. âDu darfst eines nie vergessen, egal, was passiert, ich werde dich immer lieben, Richard Gilmore.â
Richard war sich nicht ganz sicher, was er mit dieser Information anfangen sollte.
âIch liebe dich auch, Pennilyn.â Er wollte sie in den Arm nehmen, doch sie wandte sich um und schloss ihre Wohnungstüre auf. Ohne zurückzuschauen meinte sie noch: âGute Nacht.â Dann schloss sie die Türe hinter sich. Tränen stiegen ihr erneut in die Augen und sie lehnte sich Halt suchend gegen die Türe, ansonsten wäre sie zusammengebrochen.
Das war also nun ihr letzter Abend als Richards Verlobte gewesen, morgen würde die Welt anders aussehen.