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Registriert seit: 18.10.2004
Danke für euer FB, hab mich bemüht schnell weiter zu schreiben, daher gibts auch heute nen neuen Teil:
Mit einer gleitenden Bewegung stieg Emily aus Glorias Wagen.
âUnd du bist sicher, dass du nicht mitkommen möchtest?â, fragte sie Gloria. Es wäre ihr viel lieber gewesen, wenn noch ein bekanntes Gesicht mitgekommen wäre, doch Gloria schüttelte bestimmt den Kopf und meinte: âGanz sicher, ich treffe mich mit einem Freund⦠gegen zwölf komm ich dann auf die Party nach. Viel Spass, Kleine.â
Noch bevor Emily die Türe ganz zugemacht hatte, stieg Gloria aufs Gas und raste davon. Etwas unsicher stand Emily nun vor dem groÃen Ziegelhaus. An der Türe stand mit goldenen Lettern Sigma Chi. Den Mut hineinzugehen hatte sie noch nicht gefunden. Es war ohnehin schon verwunderlich, dass sie es geschafft hatte, herzukommen. Ohne Glorias Hilfe hätte sie den Nachmittag wahrscheinlich nicht überstanden, denn die ganzen Weihnachtsferien hatte sie an nichts anderes gedacht, als an diese Party. Es war vielleicht ihre letzte Chance vor Richards Hochzeit noch einmal mit ihm zu reden, ihm zu sagen, was sie für ihn empfand.
Musik drang an ihr Ohr, laute, moderne Musik. Vorsichtig öffnete sie die Türe. Sie hatte zwar keine genaue Vorstellung von dem gehabt, was sie erwarten würde, doch es war anders. Junge Männer tanzten mit ihren Freundinnen zu dem neuesten Modetanz, Rock nâ Roll. Emily trat ein und beobachtete das ganze ein wenig. Nein, das war definitiv nicht ihr Tanz, lange würde der sich gewiss nicht halten, viel zu wild und unkonventionell. Kein Tanz für Leute, die etwas auf sich hielten, ebenso die Musik dazu. Einfach kein Stil. Das Gloria so etwas mochte, sie konnte es nicht verstehen.
Suchend sah sie sich in der Menge um. Irgendwo hier war Richard, er war der stellvertretende Präsident der Bruderschaft.
Nach dem Lied wurde die Musik abgestellt und ein junger, charismatisch aussehender Mann, betrat die Bühne.
âDas erste und wichtigste Ziel von Sigma Chi war es immer, ist es, und wird es auch immer sein, junge Männer hervorzubringen, die die Gesamtheit der Dinge erfassen könnenâ¦â
Emily lauschte den ersten Worten. Es war beeindruckend, so etwas einmal miterleben zu dürfen, auf ihrem College gab es vieles, aber sicher keine Studentenverbindungen und ganz sicher keine Bruderschaften. Ihre Aufmerksamkeit lies jedoch ziemlich schnell nach, denn sie wollte die Gelegenheit nutzen, um sich nach Richard umzusehen. Die Menge schwieg, stand still, lauschte andächtig, eine bessere Möglichkeit würde sich nicht bieten. Sie bemerkte, wie ihr Herz zu rasen begann, als sie den Blick durch die Menge schweifen lies. Ihre Hände wurden ganz feucht, sie war ganz offensichtlich nervös, daher atmete sie tief ein. Was sollte sie Richard sagen? Zahlreiche Nächte hatte sie wach gelegen und darüber nachgedacht, verschiedenste Szenarien in ihrem Kopf durchgespielt, doch sie war nie zu einem Ergebnis gekommen, hatte niemals die richtigen Worte gefunden.
Der Mann auf der Bühne schien inzwischen am Ende seiner Rede angelangt zu sein und noch immer war kein Richard in Sicht.
â..und natürlich ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Diese Ideale werden immer von unserer Bruderschaft getragen werden. In diesem Sinne möchte ich euch allen noch einen schönen Abend wünschen. Ehrgeiz, Gerechtigkeit, Freundschaft!â
Die Menge begann zu applaudieren. Emily war ein wenig enttäuscht. Sie hätte Richard sehen müssen, doch er schien nicht da zu sein. Vielleicht war er bei Pennilyn oder sonst irgendwo. Nicht bei ihr, so viel stand fest.
Etwas lustlos machte sie sich auf den Weg zur improvisierten Bar, wo es reichlich Punsch gab. Sie nahm sich ein Glas und hörte eine vertraute Stimme hinter sich:
âGuten Abend, schöne Frau.â
Ihr Herz drohte in diesem Moment zu zerspringen. Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer es war, diese Stimme würde sie unter tausenden erkennen. Sie fühlte eine Gänsehaut am ganzen Körper.
âRichardâ¦â, hauchte sie leise und drehte sich um.