On The Road

Sindy85 schrieb:Big Grin So langsam kommt sie doch dem Rätsel auf die Spur, wird ja auch Zeit, auch wenn sie das nicht wahrhaben will! Big Grin

Mir war wohl irgendwie entfallen, das Ty in NY ist, sorry! Also der Teil war klasse und deine FF wird immer besser!

Liebe Grüße Sindy Big GrinBig Grin

*g* macht ja nix, wenn solche Sachen mal in Vergessenheit geraten.
Wenn du mal einen Blick in den allerersten Post (Kapitelübersicht) wirfst, wirst du sehen das es tatsächlich an der Zeit ist, dass Rory der Lösung näher kommt^^

*****

On The Road - Life Is A Highway

Egal wie oft er sich in den letzten Monaten gewünscht hatte, einfach in sein Auto zusteigen und Detroit und alles was für ihn damit zusammenhing einfach hinter sich zulassen, jetzt wo er wieder in seinem Auto saß, wünschte er sich dorthin zurück.
Aber es gab kein zurück mehr. Der Laden und die Wohnung waren bereits verkauft worden. Sicher er, mehr oder weniger als Alleinerbe, bekam das Geld das dadurch abfiel, genauso wie das Geld, das der Laden in den letzten Monaten gemacht hatte, aber Geld machte nicht glücklich. Es machte das Leben angenehmer, immerhin er musste nicht arbeiten um genug Geld zu haben um sein Überleben zu sichern und um den Sprit zu bezahlen, den er täglich verfuhr.
Trotzdem schon nach weniger als sechs Stunden Fahrt vermisste er Detroit.
Vor zwanzig Minuten hatte er die Grenze nach Indiana überfahren und steuerte im Moment direkt auf Gary zu.
Wenn er weiter fuhr und nicht viele Pausen machte, würde er es vielleicht sogar noch bis nach Chicago, Illinois, schaffen oder mit viel Glück eventuell noch ein Stück weiter, bis an die Grenze von Illinois nach Wisconsin. Wenn er direkt auf der Strecke, entlang des Lake Wisconsin blieb, war es gar nicht so unwahrscheinlich.
Er hatte keine Ahnung warum er diese Strecke fuhr, geschweige denn wo sie ihn letztlich hinführen würde, aber diesen Dingen hatte er im letzten Jahr nie viel Bedeutung zugemessen und irgendwie hat es sich immer als richtig erwiesen.
Zudem war er noch nie so weit im Norden unterwegs, genau genommen war der nördlichste Punkt den er bisher im Laufe seiner Fahrt erreicht hatte Detroit und im Moment wollte er über seine Zeit in Detroit nicht mehr nachdenken, sie lag nun hinter ihm. Wie so viele andere.
Die Fahrt war einsam, einsamer als er seine früheren Fahrten in Erinnerung hatte. Jetzt, nachdem er wusste wie es sein konnte mit Begleitung unterwegs zu sein, zerrte die Einsamkeit schon nach diesen wenigen Stunden an seinen Nerven.
Mit einem schnellen Griff nach vorne drückte Jess das Radio an. Er erwartete nicht einen Sender mit guter Musik zu erwischen, aber zumindest die Stille, die nur gelegentlich von einem anderen Auto, das sich wie er auf diese verlassene Landstraße verirrt hatte, gestört wurde, konnte er damit vertreiben.


***

Die Stunden waren nur schleppend vergangen, aber er hatte sie hinter sich gebracht. Es war bereits zehn Uhr abends als er auf einen kleinen Rastplatz, kurz vor der Bundesgrenze nach Wisconsin, fuhr. Er hatte sich kurz hinter Chicago dazu entschlossen auf Madison zuzusteuern und von dort aus weiter zusehen. Aber die Müdigkeit hatte ihn überrollt und das Risiko nach weiter zufahren, war ihm mit der Zeit zu groß geworden.
Obwohl es Sommer war, lag schon ein düsteres Zwielicht über dem Platz und Jess hätte darauf gewettet das man in dem angrenzten Wald vermutlich noch nicht einmal mehr seine eigene Hand vor Augen sehen konnte, wenn man es darauf anlegte den Wald überhaupt zu betreten.
Er schüttelte kurz den Kopf, bevor er den Motor abwirkte und ausstieg, ein Päckchen Zigaretten und sein Feuerzeug in der Hand.
Es war angenehm warm, zu warm für seine Lederjacke. Er ging ein Stück um seine kleine Schrottkarre herum und setzte sich auf die Motorhaube. Er spürte wie die Wärme des Motors und der erst kürzlich untergegangenen Sonne davon abgegeben wurden. Auch wenn er es nie zugegeben hätte, er vermisste andere Menschen um sich herum. Es ging noch nicht einmal so sehr darum, dass er eine Begleitung für die Fahrt hatte, sondern einfach darum andere Menschen zu sehen, mit ihnen zu reden, auch wenn es nur ein Hallo war.
Er zog eine Zigarette aus dem Päckchen, klemmte sie zwischen seine Lippen und zündete sie an.
Der erste Zug brannte leicht in seiner Kehle, er hatte schon seit Wochen keine mehr geraucht, aber er stört sich nicht daran. Er ließ sich nach hinten gegen die Windschutzscheibe sinken und schloss die Augen.
Die Anspannung die ihn seit dem Morgen nicht verlassen hatte, verflog langsam. Immer wieder zog er an seiner Zigarette und genoss zum ersten Mal an diesem Tag die Stille.


***

„Wo bist du im Moment?“ Tianas Stimme hallte hohl durch den Hörer der öffentlichen Telefonzelle. „North Dakota!“ antwortete er knapp. Lässig lehnte er sich gegen die Glaswand, die ihn von seiner Umwelt abschirmte. „North Dakota? Du bist weit gekommen, das ist eine ganz schöne Strecke für vier Tage fahrt!“ Jess grinste „Da ich niemanden mehr an mir kleben hab, dessen Hobby es ist zu trödeln, geht’s nun mal schneller!“ „Ha Ha! Witzig, Jess!“ Tiana klang verletzt, aber er kannte sie inzwischen gut genug um den künstlichen Klang zu bemerken. Einen Moment herrschte schweigen, nur das leise knarren der Leitung war zu hören. Schließlich ergriff er wieder das Wort „Wie läuft es mit deinem Job?“ „Gut, ich arbeite acht Stunden jeden Tag. Anfangs war es ziemlich stressig aber inzwischen. Der Laden würde dir gefallen. Viele Bücher, Fachzeitschriften und dazu Kaffe, Donuts und den ganzen Kram.“ „Eine richtige Collegebude, huh?“ „Jap.“ Er hörte Ty leise seufzen „Sie ist nur einen Block von der Hudson University entfernt. Es ist ganz cool die ganzen Studenten zu beobachten...“ „Aber du wärst lieber eine von ihnen, anstatt sie zu beobachten“, beendete Jess den Satz für sie. Es dauerte kurz bis Ty antworte „Vielleicht nächsten Jahr!“
„Also“, setzte Jess an „Ich meld mich wieder!“ „Mach das!“
Ohne ein weiteres Wort hängte Jess den Hörer ein und trat aus der Telefonzelle.
Jess schaute kurz die Straße entlang, bevor schließlich hinüber rannte.
Er betrachtete das Diner kurz. Es sah aus wie eines dieser typischen American Diners, wie man sie aus Filmen kannte. Große Fenster die sich über die ganze türkis - blaue Fassade hinweg zogen, das metallene, in der Sonne glänzende Vordach und direkt über dem Eingang der Schriftzug im 50er Style. Randy‘s.
Jess konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen als er die Tür aufdrückte und das Diner betrat. Auch von innen schien es eher eine Filmkulisse zu sein, als ein reales Diner. Entlang den Fenstern und den Seitenwänden waren kleine Sitzbuchten platziert, immer groß genug für vier Personen. Die Bänke waren mit türkisem Leder überzogen. Die Tische aus einem grauen Material das sich kaum definieren ließ, waren mit Tassen, Servietten und Menükarten bedeckt, in der Mitte lag jeweils eine der türkisen Servietten, mit dem Schriftzug ausgebreitet.
Er entdeckte einen leeren Tisch in der hintersten Ecke, direkt neben dem Fenster. Ohne große Umschweife steuerte er darauf zu.
Er ließ sich auf die Sitzbank fallen und nahm die Karte, die im Serviettenhalter steckte zur Hand.
Es dauerte nicht lange bis eine Frau, in einer helltürkisen Uniform und mit einer gläsernen Kaffeekanne in der Hand, auf ihn zu kam „Kaffee?“
Er nickte. Die Frau nahm eine der Tassen, die auf dem Tisch standen und füllte sie mit der schwarzen, dampfenden Flüssigkeit. Als die Tasse fast bis zum Rand voll war, stellte sie die Kanne ab und zog einen Block und einen Kugelschreiber aus ihrer Schürze „Darf‘s sonst noch was sein?“
Wieder nickte Jess „Das Roastbeefsandwich!“ Die Frau schrieb kurz und schaute ihn dann wieder an „Das Sandwich kommt gleich!“
Als sie wieder hinter dem Tresen verschwunden war, ließ Jess seinen Blick schweifen. Am Tresen saß eine junge Frau, neben ihr auf Hocker rutschte ein kleiner Junge unruhig hin und her. Weiter dahinter saßen zwei Arbeiter, beim Mittagessen und einen Tisch neben ihnen saßen ein paar Jugendliche, vielleicht ein zwei Jahre jünger als er und hinter dem Tresen standen zwei Kellnerinnen, ansonsten war der Laden leer. Es dauerte keine fünf Minuten bis die Kellnerin mit einem Teller in der Hand wieder zu ihm kam „Ihr Roastbeefsandwich!“ „Danke! Könnte ich noch etwas Kaffee bekommen?“ „Sicher!“ Die Kellnerin machte ein paar Schritte zurück zum Tresen, wo ihre Kollegin ihr die Kanne schon entgegen hielt. Anscheinend hatten die Beiden heute wirklich nicht viel zu tun.

Der Rest des Tages zog sich für ihn ins unendliche. Nachdem er gegessen hatte war er herum gelaufen und hatte sich die Stadt angesehen. Es war eine Stadt von der Sorte die es Tausende Male in den USA gab.
Keine Besonderheiten, keine Attraktionen, eine öffentliche Bibliothek, eine Grundschule, eine Junior High, die High School war im Nachbarort, so schien es wenigstens.
Da es langsam auf den späten Abend zuging entschloss sich Jess noch einmal das Diner zu besuchen. Als er es diesmal betrat war deutlich mehr los. Die Sitzecken waren vollständig besetzt, oder eher überfüllt. Zum Teil hatten sich acht Jugendliche in eine einzige Bucht gequetscht. Wie sie so überhaupt noch genug Platz hatten, um zu Essen, war Jess ein Rätsel.
Er suchte sich einem Platz direkt am Tresen und Bestellte ein kleines Steak mit Salat und Pommes. Während er auf das Essen wartete zog er ein Buch aus seiner Hosentasche. Be-Bop, Bars und weißes Pulver von Jack Kerouac, eines der Bücher die er in Dottys Regal entdeckt und behalten hatte.
Er kam ein gutes Stück weiter, bevor ein überfüllter Teller vor ihn geschoben wurde.
„Hey Junge!“ Jess schaute irritiert auf. „Ja genau dich mein ich!“ Der Kerl neben ihm grinste ihn schelmisch an. „Dich hab ich noch nie hier gesehen!“ Jess schaute den alten Farmer etwas misstrauisch an „Ich bin nur auf der Durchreise.“ Damit schien für Jess die Unterhaltung beendete zu sein, also wendete er sich seinem Essen zu und fing an hungrig an es zu verschlingen. „Und woher kommst du!“ Jess kaute zu Ende, bevor er sich dem Alten zudrehte „New York, Stars Hollow, Los Angeles, suchen sie sich was aus!“ Er klang gereizt, obwohl er es nicht drauf angelegt hatte. Der Alte zuckte mit den Schultern „Na dann!“ Mit den letzten Worten des Alten war das Gespräch entgültig beendet. Jess wusste, dass er unhöflich war, aber er war, trotz all seiner trüben Gedanken darüber, dass er Menschen um sich brauchte, nicht dazu aufgelegt eine Unterhaltung zu führen.
Seine Einsamkeit und die daraus resultierende miese Laune, war an einem Punkt angelangt, der es ihm unmöglich machte, nicht unhöflich zu sein.
Nachdem Jess zuende gegessen hatte, bezahlte und verließ er das Diner.
Er hatte zwar vor gehabt erst noch ein paar Stunden zu schlafen, bevor es weiter ging, aber mit seiner aktuellen Laune entschied er sich dazu noch ein paar Meilen hinter sich zu lassen, bevor er schlafen ging. Die Grenze zu Montana war nicht mehr so weit entfernt, das konnte er noch schaffen.

some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
Zitieren

Big Grin Stimmt, so lange ist es ja gar nicht mehr!! Big Grin

Ein cooler Teil, das Diner erinnert mich irgendwie an Luke´s!!
Ich bin ja mal gespannt, wie sich alles entwickelt!! Wink

Liebe Grüße Sindy WinkWinkWink
Zitieren

hey
wie immer ein schöner teil, ein bisschen unspektakulär, wenn ich das so sagen darf aber er hat mir trotzdem gut gefallen. wie gesagt ich mag es, wenn es auch solche teile gibt, in denen nicht so viel passiert. bloß fällt es mir da immer schwer ein fb zu geben. aber ich versuch es trotzdem mal Smile

schön finde ich außerdem, dass jess sich immer wieder bei ty meldet. es gibt jetzt also doch endlich eine bezugsperson in seinem leben.
und dass ihm die einsamkeit doch etwas ausmacht mittlerweile gibt mir hoffnung Smile vielleicht fährt er ja doch noch zurück nach stars hollow.

jedenfalls freue ich mich auf den nächsten teil, auch wenn es leider gar nicht mehr so viele teile gibt.
glg
niki

No, I don't wanna be the only one you know
I wanna be the place you call home
Zitieren

Ich find's gut, dass Jess Menschen um sich herum vermisst. Das zeigt auch, dass er sich schon verändert hat und das ist für eine gewisse Person ja entscheident. Wink

Seit ich gelesen hab, wie Jess auf seiner Motorhaube sitzt und eine raucht, hab ich auch Lust dazu, obwohl ich nicht mal Raucher bin. Big Grin Ich konnte mir das richtig gut vorstellen (vor allem, weil ich gerade auch gern einen Sommerabend hätte xD). Und schön, dass er nicht mehr so viel raucht. ^^

Er hat weiterhin Kontakt zu Ty, das ist toll. <33

Honey, I'll be gone before the nightfall.
Zitieren

Sindy85 schrieb:Big Grin Stimmt, so lange ist es ja gar nicht mehr!! Big Grin

Ein cooler Teil, das Diner erinnert mich irgendwie an Luke´s!!
Ich bin ja mal gespannt, wie sich alles entwickelt!! Wink

Liebe Grüße Sindy WinkWinkWink

Siehst du xD. Vielen Dank

schnuffeline schrieb:hey
wie immer ein schöner teil, ein bisschen unspektakulär, wenn ich das so sagen darf aber er hat mir trotzdem gut gefallen. wie gesagt ich mag es, wenn es auch solche teile gibt, in denen nicht so viel passiert. bloß fällt es mir da immer schwer ein fb zu geben. aber ich versuch es trotzdem mal Smile

schön finde ich außerdem, dass jess sich immer wieder bei ty meldet. es gibt jetzt also doch endlich eine bezugsperson in seinem leben.
und dass ihm die einsamkeit doch etwas ausmacht mittlerweile gibt mir hoffnung Smile vielleicht fährt er ja doch noch zurück nach stars hollow.

jedenfalls freue ich mich auf den nächsten teil, auch wenn es leider gar nicht mehr so viele teile gibt.
glg
niki
Vielen Dank für dein FB!
Du hast genau die Aspekte aus dem Teil rausgepickt, die am wichtigsten sind.

Nici schrieb:Ich find's gut, dass Jess Menschen um sich herum vermisst. Das zeigt auch, dass er sich schon verändert hat und das ist für eine gewisse Person ja entscheident. Wink

Seit ich gelesen hab, wie Jess auf seiner Motorhaube sitzt und eine raucht, hab ich auch Lust dazu, obwohl ich nicht mal Raucher bin. Big Grin Ich konnte mir das richtig gut vorstellen (vor allem, weil ich gerade auch gern einen Sommerabend hätte xD). Und schön, dass er nicht mehr so viel raucht. ^^

Er hat weiterhin Kontakt zu Ty, das ist toll. <33

Ja, die Sommerabende, die hab ich dieses Jahr auch vermisst, aber damit wollte ich definitiv niemandem zum Rauchen verführen^^
Vielen lieben Dank für deine Review!

*****

New York - Shut Your Eyes

Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis
ist der Wunsch zu sterben.
Franz Kafka

Vor ihr türmte sich ein riesiger Stapel Zeitschriften auf. Literatur Fachblätter, medizinische Fachzeitschriften, wissenschaftliche Journale und natürlich trivial Magazine a la Seventeen, Voque, Latina, US Weekly und so weiter und so weiter.
Sie arbeitete erst seit zwölf Wochen hier, aber die Dienstage hingen ihr schon jetzt zum Hals raus. Sie war froh den Job hier gefunden zu haben, das war keine Frage. Es war ruhiger als in der Bar, sie hatte Bücher und Leute in ihrem Alter um sich und wichtiger sie verdient fast hundert Dollar mehr pro Woche.
Der Job in der Bar, den Steve ihr besorgt hatte war für den Anfang gut gewesen, aber der Laden hier war einfach mehr ihr Ding, bis auf die kleine Tatsache die Dienstage betreffend, und die Donnerstage, aber Donnerstags war es nicht ihre Aufgabe. Dienstags und Donnerstags bekamen sie die große Magazin Lieferungen. Unmengen an Kisten mit Magazinen, die alle sortiert und in die Regale geräumt werden mussten.
Sie hasste es. Die Kisten waren schwer, die Zeitschriften rutschen einem zu gerne aus dem Arm, wenn man einen zu großen Stapel packte, alles in allem bedeuteten beide Tagen immer ein riesiges Chaos, das selten weniger als fünf Stunden dauerte.
Sie seufzte leise, während sie einen Stapel der neuen Medical Times Ausgabe packte und im Regal anrichtete.
Es war erst neun Uhr morgens und demnach ziemlich ruhig im Coffee Shop. Nur ein paar vereinzelte Studenten, deren Kurse erst später anfingen, saßen verstreut an den kleinen Runden Cafetischen. Vertieft in ihre Lektüren oder ein Essay das sie noch fertig kriegen mussten, den noch dampfenden Kaffee, oder je nach Fall auch Tee, vergessend.

„Fertig?“ Die kleine Rothaarige hinter dem Tresen schaute Ty mit einem frechen Grinsen an. „Fix und fertig!“ Ty schnaubte „Am Donnerstag wird ich hier stehen und dich an Grinsen, wenn du viereinhalb Stunden damit verbracht hast den Mist wegzuräumen!“ „Werd nicht gleich Sauer. Die Arbeit ist nervig, aber wir werden gut bezahlt!“ Ty nickte, während sie sich einen To-Go Cup mit Kaffee füllte.
Ihr Blick schweifte durch den großen, hell gehaltenen Raum, während sie den ersten Schluck trank. „Gleich wird‘s voll!“ „Darauf kannst du wetten!“ Ihr Gegenüber lächelte matt, während beide die Studenten beobachteten die nach und nach hinein strömten und die Tische blockierten. Es war Mittagszeit, also nichts ungewöhnliches, aber Tiana war nicht nach servieren. „Josey?“, fragte sie vorsichtig an „Könntest du die Tische übernehmen?“ Josey verdrehte die Augen „Dafür machst du sie Donnerstag!“ Ty lächelte und nickte „Einverstanden!“
Ohne ein weiteres Wort, trat Josey hinter dem Tresen hervor und ging, bewaffnet mit einem dieser automatischen Dinger zum Bestellungenaufnehmen auf den ersten Tisch zu der ihr ins Auge fiel, während Ty anfing den Gästen, die am Tresen warteten ihre Wünsche zu erfüllen.
Eine gute Sache an dem üblichen Mittaggedränge war das die Zeit schneller vorbei ging, als an den flauen Zwischenzeiten.
Als Tiana das nächste Mal dazu kam auf die Uhr zuschauen, ging es bereits auf drei Uhr zu. Nur noch etwas über zwei Stunden und sie hatte Feierabend. Die Zeit des Tages auf die sie sich, fast immer, am meisten freute.
„Einen schwarzen Tee zum Mitnehmen!“ Der Junge vor ihr schaute etwas unsicher zu ihr hinunter. Er war groß, hatte lockige dunkelbraune Haare und schüchterne braune Augen. Ty konnte sich daran erinnern ihn schon einmal hier gesehen zu haben. Aber er gehörte definitiv nicht zu den Stammgästen. „Sonst noch etwas?“, fragte sie freundlich lächelnd, während sie eine große Tasse auf den Tresen stellte und nach der Kanne mit dem Tee griff. Es war leichter immer eine Kanne Kaffee und eine Kanne mit schwarzen Tee, eventuell noch eine mit Früchtetee, direkt neben der Kasse stehen zu haben. Es sparte Zeit, nur ein Paar Sekunden pro Kunde aber auf den Tag gerechnet, blieb ihren Füßen eine ganz schöne Strecke erspart.
Der Junge schüttelte den Kopf und beobachtete wie der dampfende Tee langsam in die Tasse floss. Er zahlte ohne das Ty überhaupt den Preis genannt hatte und verkrümelte sich ohne ein weiteres Wort an einen Tisch nahe beim Tresen, etwas abseits der anderen Tische.
Tiana konnte nicht anders als gelegentlich zu ihm zu schielen. Es war nicht so das er ihr besonders gut gefiel, oder das sie in irgendeiner Form Interesse an ihm hatte, ihr Interesse gehörte jemanden anderen, darüber war sie sich völlig bewusst, aber trotzdem irgendwas an diesem Jungen, etwas das sie nicht in Worte fassen konnte, ließ sie nicht los.
Junge, sie war sich noch nicht einmal sicher das diese Bezeichnung passte. Er war ein junger Mann, trotzdem irgendwas an ihm wirkte kindlich, jugendlich, bekannt.
Er saß bereits seit fast einer geschlagenen Stunde an seinem Platz, einen Ohrstecker seines MP3 Players im Ohr, der andere hing lose aus dem Ausschnitt seines T-Shirts. Hin und wieder hatte Ty bemerkt wie er mit den Fingern auf der Tischplatte trommelte, bevor er sich bewusst wurde das nicht nur er es hörte, sondern auch der Rest des Cafe‘s. Ty dachte kurz nach, bevor sie sich von ihrem Platz hinterm Tresen löste und langsam auf ihn zu ging. „Kann ich dir noch was bringen?“ Er schüttelte schweigend den Kopf, ohne seinen Blick von der Zeitung zu heben in die er einscheinend vertieft war. Tiana versuchte den Titel zu lesen. Daily News, Ausgabe vom 18. Dezember. Verwundert zog Ty die Augenbrauen zusammen. Warum zum Teufel liest jemand eine Zeitung die über ein halbes Jahr alt war?
„Uhm, Entschuldigung?“ Ty trat rieb sich etwas nervös die Hände „Ich weiß es ist vielleicht seltsam zu fragen, aber warum liest du eine Zeitung vom Dezember letzten Jahres?“
Dieses Mal hob er seinen Blick „Ein Freund hat mir einen Bericht daraus empfohlen!“ „Ah, Ok!“ Ty lächelte etwas peinlich berührt und verschwand wieder hinter dem Tresen.
Als sie keine zehn Sekunden wieder zu ihm hinüber schaute war er verschwunden, nur die Zeitung lag noch auf dem Tisch. Ohne nachzudenken lief Tiana zu dem Tisch griff die Zeitung und stürmte nach draußen. Sie schaute sich um schließlich entdeckte sie ihn keine zwanzig Meter entfernt von ihr auf der anderen Straßenseite. Die Zeitung in der Hand lief sie ihm nach „Hey du!“ Ty rollte die Augen als sich etwa zehn Leute zu ihr umdrehten. Sie rief erneut, mit Erfolg. Anscheinend hatte er ihre Stimme realisiert, oder er war nur, wie viele andere neugierig zusehen wär durch die Straßen New Yorks lief und nach ‚Hey du‘ schrie. „Luca!“ „Was?“ Ty schaute ihn verwirrt an als sie langsameren Schrittes auf ihn zukam. „Ich heiße Luca!“ „Oh!“ Ty atmete ein paar Mal tief durch „Du hast deine Zeitung liegen lassen!“ „Wie du sagst liegen lassen!“ „Huh?“ Der Kerl hatte definitiv den Dreh raus andere zu verwirren. „Nicht vergessen!“, fügte er als Erklärung hinzu. Wieder entfuhr Ty nur ein einfaches „Oh!“. Luca schenkte ihr ein freundliches Lächeln, bevor er sie alleine in dem Gewimmel von Menschen zurückließ und wieder seines Weges ging.

***

Ein Arm legte sich um ihre Hüfte, gerade als sie begonnen hatte die große braune Einkauftüte auszuräumen. Ohne das sie es bewusst bemerkte, breitete sich ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Langsam drehte sie sich um und legte ihre Arme um seinen Nacken. „Hi!“ „Hi!“ Er lächelte ebenfalls, als er ihr einen kurzen Kuss auf den Mund drückte.
Ty‘s lächeln wurde breiter „Du hast nicht zufällig Lust...“ „Klar, hab ich...“ Tiana drückte ihn von sich weg „Nicht das!“ Sie übersah den gespielt enttäuschten Ausdruck auf seinem Gesicht „Ich dachte eigentlich nur daran das du vielleicht die Einkäufe wegräumen könntest.“ „Mir ist aber nicht nach Einkäufe wegräumen!“, flüsterte er, während er sie wieder an sich drückte. „Todd, bitte!“ Sie drückte ihn ohne größere Mühe wieder weg „Tu mir den gefallen!“ Bevor er dazu kam ihr etwas zu erwidern küsste sie ihn wieder „Bitte!“
Todd seufzte „Ok, ok!“ „Danke!“ Tiana drückte ihm einem flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie sich an ihm vorbei schob und in Richtung Sofa ging.
Müde ließ sie sich darauf fallen und legte ihre Füße auf den Tisch.
Erst as sie sich noch tiefer in die Couch rutschen ließ, bemerkte sie das sie immer noch ihre Tasche um die Schultern hängen hatte. Bemüht sich nicht zuviel zu bewegen, legte sie die Tasche ab. Nicht ohne den Zeitungsfetzen zu bemerken der aus der Seitentasche schaute.
Sie hatte gar nicht realisiert das sie die Zeitung eingesteckt hatte. Neugierig zog nahm sie sie heraus.
Erst blätterte sie nur etwas darin herum, schließlich blieb ihr Blick auf einem Artikel haften.
Sie las ihn einmal, dann Nocheinmahl und ein weiteres Mal. Unfähig zu begreifen was sie las. Sie wusste das es nicht seien konnte. Sie wusste das nicht sie das Mädchen in dem letzten Brief sein konnte. Sie wusste das er nicht der Verfasser dieser Briefe seien konnte und trotzdem irgendetwas sagte ihr das es genau so war. Er war Sal Paradise. Er musste es sein! Aber es konnte nicht sein!
„Todd!“ Tiana rief nach ihrem Freund. Die Augen nicht von dem Artikel nehmend. Immer wieder überflog sie die Zeilen. „Was?“ Todd ließ sich neben ihr auf die Couch fallen. „Lies das!“ Ty drückte ihm die Zeitung in die Hand. „Wa...?“ „Nicht fragen, lesen!“
Todd ließ seinen Augen über den Bericht schweifen. Erst war er verwundert, doch Ty bemerkte die Veränderung in seinen Blick. Als er fertig war, reichte er Ty die Zeitung „Also, wenn ich‘s nicht besser wüsste, würde ich sagen...“ „... Jess ist Sal Paradise?“, fragte Ty vorsichtig. Todd zog die Stirn in Falten, nickte dann aber. „Obwohl es eigentlich nicht möglich ist.“ „Ja.“ Ty neckte zustimmend „Aber es klingt so nach ihm. Selbst das was diese Schriftanalytikerin gesagt hat. Es ist einfach so... so typisch Jess... Ich weiß nicht wie ich es sonst sagen soll!“ Diesmal war es an Todd zu nicken „Aber wie gesagt, es ist unwahrscheinlich das die Briefe wirklich von ihm sind!“

Tiana saß, ein aufgeschlagenes Buch auf ihrem Schoß, auf der Couch.
Sie versuchte schon den ganzen Morgen das Buch zulesen, aber es gelang ihr nicht. Immer wieder fiel ihr Blick auf die Zeitung, die immer noch auf dem Tisch vor ihr lag und dann zum Telefon.
Der Gedanke einfach die Autorinnen anzurufen, ihnen zusagen wer Sal Paradise war, hatte sich festgebrannt. Aber sie konnte nicht da anrufen und alles erzählen, ohne vorher mit Jess zusprechen, oder? Es könnte unter umständen Wochen dauern bis sie zum nächsten Mal mit Jess sprechen würde. Vielleicht zu lange. Die Zeitung war eh schon so alt, aber andererseits, Jess würde sie vermutlich Köpfen, sollte er es wirklich sein.
Ty atmete tief durch.
Sie verdrängte den Gedanken in Zukunft kopflos durch die Gegend zu laufen. Überraschender Weise gelang ihr das ganz gut, besser als sich auf ihr Buch zu konzentrieren. Langsam stand sie auf. Die Zeitung in der Hand, ging sie zum Telefon und wählte die Nummer der Redaktion die auf der letzten Seite stand.
Es klingelte einige Zeit, bevor Jemand abhob „Yale Daily News, wie kann ich helfen?“ „Um, Hi! Ich würde gerne mit Teressa McKenzie oder Rory Gilmore sprechen. Es geht um ihren Artikel vom 18. Dezember letzten Jahres!“ „Kleinen Moment!“ Ty hörte ein Piepsen in der Leitung, bevor sich eine andere Stimme meldete „Rory Gilmore.“ „Hi! Ich glaube, oder ich denke ich weiß von wem die Briefe in ihrem...“ „Deinem!“, wurde sie kurz unterbrochen „... In deinem Artikel sind!“ Tiana blinzelte unsicher als vom anderen Ende keine Antwort kam „Hallo?“ „Äh ja...“ Die Stimme hatte einen Klang den Ty nicht definieren konnte „Und diese Person wäre?“ Ty atmete tief durch „Ein Junge Namens Jess Mariano!“ Sie hörte durch den Apparat wie etwas zu Boden fiel, kurz darauf folgte ein Geräusch als hätte jemand die Luft angehalten und dann plötzlich ausgeatmet.

Die Tasse war aus ihrer Hand gerutscht, als das ihr Fremde Mädchen den Namen nannte. Sie zitterte. Alles um sie herum drehte sich. Sie ließ sich zurück auf ihren Schreibtischstuhl fallen und atmete tief durch.
Es fühlte sich an als würde ein Felsblock unbeschreiblichen Ausmaßes ihren Brustkorb zerquetschen.
Es dauerte Sekunden, die sich dahinzogen wie Stunden, bis ihr Atem wieder einsetzte, und der Felsblock zu einem kleinen Knoten schrumpfte, den sie krampfhaft versuchte unterzuschlucken.
„Wie bitte?“, fragte sie mit erstickter Stimme. „Jess Mariano!“, wiederholte ihre Gesprächspartnerin.
Rory spürte wie ihr ganzer Körper sich erneut versteifte, aber sie atmete. Es gab keinen Grund aus dem dieser Name, ein Gefühl in ihr Hervorrief, das dem Sterben gleichkam, oder zumindest glaubte sie, dass Sterben genau so seien musste.
Das hier war ein Traum, ein dummer Traum, nicht mehr. „Und woher...“ Rory wusste sich nicht wie sie die Frage zuende formulieren sollte. „Ich war einige Zeit gemeinsam mit ihm unterwegs.“ Die Antwort auf ihre unbeendete Frage, traf Rory wie ein Schlag in den Magen „Das Mädchen aus dem dritten Brief!“ Sie sagte es mehr zu sich selbst als zu der Person am anderen Ende. Alles passte zusammen. Eigentlich gab es keine Zweifel, nur die Erkenntnis, die über sie hineinstürzte. Kein Felsblock, kein riesiger Stein, sondern die Erkenntnis war es die ihr die Kontrolle über ihren eigenen Körper entzog.
„Ja, genau die. Mein Name ist Tiana, oder Ty.“ Keine Zeit das Gehörte zu verarbeiten, keine Zeit die eigenen Sinne zu entschärfen. Rory schloss die Augen. Sie zitterte immer noch, unfähig es zu kontrollieren. „Tiana, könntest du mir deine Nummer geben? Ich... Ich werde mich später bei dir melden, ich muss jetzt... Ich hab noch etwas anderes vor und... keine Zeit.“ „Kein Problem!“
Kaum hatte Rory die Nummer notiert und das Gespräch beendet, sprang sie auf und stürzte aus der Redaktion.
Mit einer Hand zog sie ihr Handy aus ihrer Hosentasche und wählte ohne drauf zuschauen die Nummer ihrer Mutter.

Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bevor das klingeln von einer Stimme abgelöst wurde „Lorel...“ „Mum! Er ist es! Glaub es oder glaub es nicht. Er ist es! Ich könnte ihn umbringen! Ich meine was fällt ihm ein? Er kann nicht immer versuchen mein Leben zu beeinflussen. Das geht nicht... Es ist nicht fair! Ich lass es immer wieder dazu kommen! Kann er mich nicht endlich in ruhe lassen? Der Kerl ist ein verdammter Stalker! Jess. Jess. Warum er? Die Story meines Lebens. Es hätte die Story meines Lebens sein können, aber nein! Natürlich steckt er dahinter. Er von allen Menschen auf diesem Planeten ist er es!“
Rory lief aus dem Gebäude, hinaus auf den Campus, sie nahm nichts wahr, nicht das sie eine Person nach der anderen anrempelte, nicht das sie die Stufen eher hinabstolperte als sie hinab zu rennen, nicht das die Studenten um sie herum sie anstarrten, ihr hinterher sahen und verständnislos den Kopf schüttelten.
„Was fällt diesem Kerl ein? Also, eins muss man ihm lassen. Ideen hat er! Aber kann er damit nicht jemand anderen hinterlaufen!...“
„Rory...“ „...Ich meine er kann nicht einfach immer wieder auftauchen und alles auf den Kopfstellen und dann wieder verschwinden...“
„Rory...!“ Etwas lauter diesmal. Lorelai versuchte wieder ihre Tochter zu unterbrechen, ohne Erfolg.
„... Er ist so ein Egoist! Ich würde am liebsten alles zusammen schreien. Er ist unmöglich. Ich glaub es nicht. Ich kann es einfach nicht verstehen. Dieses... Dieses...“
Ohne Vorwarnung brach Rory ab. Sie hatte sich auf der Wiese, an Ort und Stelle ins Gras sinken lassen. „Rory, ich glaube nicht das er es darauf angelegt hatte das du die Briefe bekommst!“
Lorelai wusste das normalerweise Rory der rational denkende Teil der beiden war, aber in diesem Fall schien das Blatt sich gewendet zu haben. Lorelai wusste es wohl oder übel nicht sehr glaubhaft war, wenn gerade sie versuchte Jess Marianos Verhalten zu erklären, aber ihr blieb keine andere Wahl, wenn sie ihre Tochter beruhigen wollte „Wie hätte er das machen sollen, Rory? Denk nach! Das kann nicht mehr als ein Zufall sein.“
Rory seufzte „Ich weiß, aber... Mum!“ Rory klang völlig ausgepowert, wenn nicht sogar verzweifelt, so als wäre ihr ganzes Leben über ihr zusammengebrochen, so als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggezogen.
„Was soll ich machen?“ „Woher weißt du mit Sicherheit das er es ist?“ „Das Mädchen das er in dem dritten Brief erwähnt hat angerufen!“ „Einfach so?“ „Um...“
Rory riss ein paar Grashalme aus dem Boden und schmiss sie wieder zurück „Ich weiß nicht!“ „Du hast nicht gefragt?“ Rory seufzte leise, wieder massakrierte sie diese Wiese „Nein, aber ich hab ihr gesagt ich rufe sie zurück!“ „Ok!“ Lorelai klang zuversichtlich, zu zuversichtlich für Rorys Geschmack
„Du gehst jetzt zu einem eurer tollen Kaffeestände, kaufst dir einen Kaffee, beruhigst dich, denkst darüber nach was du von ihr wissen willst und dann rufst du sie an!“ Rory nickte „Ok, danke Mum!“ „Immer, Kiddo!“
Rory nahm ihr Handy vom Ohr, legte auf und schob es zurück in ihre Hosentasche. Nicht sicher wie sie den Tag, oder eher das Telefonat, überstehen sollte.

some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
Zitieren

Big Grin Endlich ist der Groschen gefallen!! Big Grin

Ich hoffe, sie treffen sich bald, auch wenn Lorelai nicht so begeistert ist!!! Wink

Liebe Grüße Sindy
Zitieren

hey
na jetzt hat sie es ja auch kapiert. ich kann es einerseits total gut nachvollziehen, dass sie so aiuflippt, andererseits ist es natürlich wirklich nur zufall gewesen. aber vielleicht sieht sie ja auch anhand der briefe ein, dass jess sich wirklich geändert hat.

und dass lorelai jess verteidigen muss, fand ich irgendwie witzig.

also schöner teil, schön geschrieben und ich freu mich riesig auf den nächsten.
lg

No, I don't wanna be the only one you know
I wanna be the place you call home
Zitieren

Hey ihr zwei Süßen!

Vielen lieben dank!


Ich hab lange überlegt, aber die nächsten zwei Teile gibt's im Doppelpack - da hab ihr auch mehr zu lesen Wink


*****

Unterwegs - California, here I come

Jess hatte Portland schon vor Stunden weit hinter sich gelassen. Inzwischen steuerte er direkt auf Eugene zu, von dort aus hatte er sich vorgenommen in Richtung Pazifikküste zufahren und dann geradewegs Richtung Süden.
Je weiter er in den letzten vier Tagen gefahren war, desto klarer war ihm geworden wohin er fuhr.
Ohne es Anfangs drauf angelegt zu haben, steuerte er auf Kalifornien zu.
Die Strecke, durch Montana, Washington und schließlich Oregon, die er gefahren war hatte er bisher noch nie genommen um nach Los Angeles zukommen.
Aber es hatte ihn abgelenkt. Er hatte schon ein paar mal zuvor die Rocky Mountains gesehen, aber noch nie so weit im Norden. Über Lewiston, war er schließlich nach Portland gelangt und nun, da Portland schon vor Stunden aus seinem Rückspiegel verschwunden war, blitzten neue Straßenschilder vor ihm auf.
Eugene 80 Meilen, Nächste Ausfahrt Harrisburg, Eugene 45 Meilen, Nächste Ausfahrt Cheshire, Eugene 20 Meilen, Nächste Ausfahrt Venela.
Jess wechselte den Fahrstreifen. Es dauerte noch etwas bis letztendlich die entsprechende Ausfahrt vor ihm auftauchte. Er steuerte darauf zu und verließ den Highway.
Über kleinere Straßen umfuhr er Venela und viele kleinere Orte, bevor die Luft die durch das geöffnete Fenster hinein strömte sich langsam veränderte.
Sie wurde feuchter, je näher er den Wäldern kam die Eugene umgaben.

Eugene, eine der Städte in Oregon, die auf seinem Weg Richtung Süden lagen, lag bereits mehr als vier Autostunden hinter ihm, als er seinen Kurs erneut änderte.
Es dauerte eine Weile, aber dann strömte, Minute für Minute, mehr salzige Luft in den Wagen. Er brauchte etwa eine weitere halbe Stunde, bis vor ihm die Küste auftauchte. Ein Schild an der Küstenstraße, auf die er Abgebogen war, verriet ihm das er in der nähe von Gold Beach gelandet war und ein weiteres Schild ein paar Meilen weiter die Straße entlang, kündigte an, dass er geradewegs auf Crescent City und Eureka, die ersten Städte die es nach der kalifornischen Grenze wert waren, auf Landkarten erwähnt zu werden, zu steuerte.
Er hielt nicht an, obwohl viele Menschen den Anblick, den das Meer bot, einen Halt, eine kleine Pause, unumgänglich machte. Das Meer war nichts besonderes mehr für ihn, trotzdem immer wieder, ohne das er es kontrollieren konnte, schweifte sein Blick nach rechts hinaus aufs Meer.
Erst fiel es ihm kaum auf, doch dann ganz langsam wurde es deutlicher. Die Farbe der Sonne änderte sich. Sie wurde dunkler und ganz langsam, sank sie immer weiter, bis zu dem Punkt an dem es aussah als würde sie das Wasser berühren.
Mit einem kurzen Blick vergewisserte sich Jess das keine anderen Autos in der Nähe waren und fuhr langsam rechts ran. Diesen Anblick konnte selbst er nicht ignorieren. Ein weiterer Tag war zu Ende, wenn auch nicht für ihn, dann für viele andere Menschen, er hatte noch zu viele Kilometer vor sich, um an das Ende des Tages zu denken.
Als er Ausstieg und zur Leitplanke ging, die die Straße von der Klippe und dem Meer darunter trennte, hatte das Wasser die Sonne bereits zur Hälfte verschluckt.
Rot und die verschiedensten Violettöne überzogen den Himmel.
Ohne den Blick von dem Szenario vor sich zunehmen, fummelte Jess eine Zigarette aus seiner Tasche und zündete sie an.
Der Qualm den er ausblies färbte sich gelbrot in den letzten Sonnenstrahlen die am Horizont auffuhren.
Kurz darauf war alles was noch an den gerade vergangenen Tag erinnerte ein heller Schimmer, der letztendlich verblasste. Wie viele Menschen, außer ihm, hatten diese Szenerie beobachtet? Er war sich sicher, wir er sich über viele andere Dinge sicher war, dass es mehr Menschen waren, als er auf Anhieb schätzte, aber, wie bei vielen anderen Dingen, würde er nie erfahren, ob er recht hatte.
Jess nahm einen letzten Zug seiner Zigarette und schnippte sie über die Leitplanke ins Meer. Sein Zigarettenkonsum hatte sich stark reduziert, aber ganz aufzuhören, kam ihm nie in den Sinn. Hin und wieder musste, wollte er einfach eine Zigarette anzünden, den Rauch inhalieren, den Nikotingeruch an seinen Kleidern kleben haben, für einen Moment der alte Jess sein, dem alles egal war.
Langsam ging er wieder zu seinem Auto. Wenigstens bis nach San Rose wollte er noch kommen, auch wenn es bedeutete noch einige Stunden fahrt vor sich zu haben und er Gefahr lief am Steuer einzuschlafen.

***

Es gab mehrere Möglichkeit für ihn. Die eine wäre direkt nach Venice zu fahren und seine Freundschaft mit Angus, Chowder, Rufus, Legolas, Caligula, Mudball, General Lee, Jimmy Jam, Terry Lewis und Spot aufzufrischen, in der Hoffnung Sasha zu Hause an zutreffen oder nach Santa Monica zufahren und ohne umschweife Jimmy im Inferno zu überrumpeln.
Seit er vor zwei Tagen die Grenze überfahren hatte, dachte er darüber nach, ohne großen Erfolg.
L.A. rückte immer näher und er war sich noch nicht mal sicher ob er überhaupt hier sein sollte.
Als er keine Meile vor der Stadt das Schild für die Ausfahrt nach Santa Monica sah, bog er trotz noch bestehender Zweifel ab.
Ob er jetzt Jimmy oder Sasha als erstes sehen würde, konnte er auch dann noch entscheiden, wenn er nicht mehr auf dem Highway war.
Ihm war voll und ganz bewusst das beide Varianten ihre Vor- und Nachteile hatten. Ein Aufeinandertreffen mit Sasha wäre weniger angespannt, dafür aber mit wesentlich mehr Fragen verbunden und mit Jimmy wäre es das genaue Gegenteil.
Langsam verschwand um ihn herum die fremdere Gegend und wich Gebäuden, Straßen und Geschäften von denen er ohne schlechtes Gewissen behaupten konnte sie wie seine Westentasche zukennen.
Als er zu der Kreuzung kam an der er hätte Abbiegen müssen um nach Santa Monica zugelangen, fuhr er einfach gerade aus weiter. Die Fragen würden definitiv leichter zu ertragen sein, als die Anspannung seinem Vater wieder einmal aus heiterem Himmel gegenüber zustehen.
Wie lange war es her das er das letzte Mal hier gewesen war? Elf Zwölf Monate, ja, so in dem Dreh auf jedenfalls. Er war nicht lange geblieben, zwei Wochen, und dann hatte seine große Reise begonnen.
Etwa neun Monate davor, hatte er Jimmy zum ersten Mal besucht, nach dem Jimmy in Stars Hollow aufgetaucht war.
Damals war er vier Monate geblieben, bevor er zurück nach New York gezogen war.
Die vier Monate in Kalifornien waren nicht die leichtesten gewesen, aber auch nicht die schwersten. Es hatte viele Reibereien zwischen ihm und Jimmy gegeben, viele Schreiereien, aber alles in allem waren sie gut klargekommen.
Nicht wie Vater und Sohn, genau sowenig wie Freunde, aber immerhin wie gute Bekannte oder Mitbewohner.
An der nächsten Ecke bog Jess ab. Hinter den kleinen Häusern kam das Meer zum Vorschein. Keine hundert Meter trennten ihn noch von seinem Ziel.
Jess fuhr zum Straßenrand und hielt das Auto an.
Tief durchatmend ließ er sich im Fahrersitz zurück sinken. Ohne mehr als seinen Arm zugbewegen fischte er eine CD vom Beifahrersitz und legte sie in den alten, leicht zerstörten Diskman. Noch, bevor das Lied begann drehte er die Lautstärke hoch.
[...] Its going down tonight in this town
Cause they stare and growl [...]
Jess richtete sich wieder auf den ließ den Motor aufheulen, bevor er das Gas durchtrat und die letzten Meter hinter sich brachte
[...]They say This is the city The city of angels
All i see is dead wings
Once you get born youre never the same
So here we are Los Angeles
No angels singing in your valley of unease [...]


*****

Venice Beach - I Don‘t Want To Be


„Jess!“ „Sash!“, antwortete er im gleichen Tonfall, während die blonde Frau schon auf das Gartentor zuging.
Die Hunde sprangen wie immer um sie herum, hin und wieder blieb einer stehen und betrachtete den Besucher misstrauisch. Calingula war der erste der Kläffer, der Jess wieder erkannte, als er den Garten betrat.
Sasha beobachtete Jess aufmerksam, wie er durch den Garten ging und das Haus ohne zögern betrat.
Sein Seesack landete ohne Umwege in einer Ecke neben der Tür.
Jess blieb in der Mitte des Raumes stehen und ließ seinen Blick schweifen. Die Clowns auf dem dem Regal an der Wand, die schon mehr zum Flur als zum Wohnzimmer gehörte, schienen sich verdoppelt zuhaben und Jess konnte zwei Katzen ausfindig machen, die er vorher noch nie hier gesehen hatte.
„Was führt dich her?“ Sasha zog die Tür hinter sich zu und schaute Jess gerade heraus an. „Lag auf meinem Weg!“ Jess ließ sich auf die Couch fallen. „Und dieser Weg wäre?“ Sasha kam auf ihn zu. Bevor er antwortete, richtete Jess sich auf und spähte hinter die Couch „Hi Lily!“ Das Mädchen schaute kurz von seinem Buch auf „Hi!“ Jess konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, drehte sich aber wieder zu Sasha „Keine Ahnung, ich bin in der letzten Zeit viel durch die Gegend gefahren.“ Sasha schaute ihn nachdenklich an „Und der Grund dafür ist nicht zufällig ein braunhaariges, blauäugiges Mädchen über das du nie redest!“ „Huh?“ Jess Augen weiteten sich für einen kurzen Moment. „Mach mir nichts vor, Jess. Ich bin eine Frau ich besitze die natürliche weibliche Intuition!“ Jess zog die Augenbrauen zusammen „So wie die Sache mit dem Super Bowl?“ Jetzt schaute Sasha einen kurzen Moment überrascht drein „Ja, genau wie die Sache mit dem Super Bowl“, antwortete sie schließlich „Nur die Sache mit den Haaren und Augen lässt sich damit nicht erklären“, stellte Jess fordernd fest. „Was kann ich dafür, wenn du immer und überall Bücher rumfliegen lässt?“ Sasha lächelte ihn frech an. „Bücher?“ Jess brauchte einen Moment, bis er begriff worauf Sasha anspielte. Das Photo! Jess hatte ein Photo von ihr in seiner Oliver Twist Ausgabe die er... Jess atmete scharf aus... letztes Jahr als er hier war gelesen hatte.
Er merkte das Sasha ihn beobachtete und zuckte schließlich mit den Schultern „Möglich!“ Sasha setzte sich zu ihm auf die Couch „Denkst du nicht es wäre langsam an der Zeit auszupacken?“ Sie schaute ihn skeptisch an „Ich meine erst tauchst du hier vor zwei Jahren auf, warum wissen wir, obwohl ich denke das du etwas verschwiegen hast, dann kommst du knapp ein Jahr später wieder, ohne Erklärungen, ohne das du dich in der zwischen Zeit mal gemeldet hättest, zwei Wochen später haust du wieder ab und jetzt bist du wieder da. Wieder mit einem Jahr Abwesenheit, ohne ein Wort, ohne irgendeine Nachricht.“ Jess lachte bitter „Genau da liegt das Problem!“ „Wo genau?“, fragte Sasha ohne die Absicht nach zulassen, bis sie wusste was sie wissen wollte. ... Was würde Jess zu mir sagen, wenn ich ihn jemals wieder sehe? Ich meine, er ist einfach so abgehauen, keine Nachricht, kein Anruf, nichts, wie könnte er das erklären? Ein Jahr vergeht. Kein Wort, nichts, er kann unmöglich eine gute Entschuldigung dafür haben, richtig?... Jess schüttelte kurz den Kopf, schließlich seufzte er „Einfach verschwinden, sich nicht melden, Menschen verletzen, ihr Leben regelmäßig ins Chaos stürzen...“ „Du redest nicht von Jimmy und mir“, stellte Sasha trocken fest „Also, wie heißt sie?“
Jess lehnte sich im Sofa zurück und schloss die Augen „Rory, sie heißt Rory!“ Sasha nickte zufrieden. „Wie wär‘s mit was zu trinken? Reden macht durstig!“ „Bier!“ Jess hatte die Augen immer noch geschlossen und sah nicht wie Sasha wissend grinste. „Cola?“, schlug Sasha vor. Jess verzog nur das Gesicht „Bier!“
„Nur wenn du mir mehr erzählst!“ Jess brummte genervt „Dann doch lieber ‘ne Cola!“ Jess öffnete die Augen und schaute Sasha direkt an, wie sie grinsend vor ihm stand. „Ok, Bier kommt gleich!“ Bevor Jess etwas sagen konnte war Sasha durch die Schwingtür in die Küche verschwunden.
Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, hielt sie in einer Hand eine Flasche Bier für Jess und in der anderen einen Becher mit einer grünlichen Flüssigkeit für sich selbst.
Sie hatte Jess kaum die Flasche in die Hand gedrückt und sich gesetzt, als die Fragerei wieder los ging „Und wer ist diese Rory?“
Jess nahm einen großen Schluck von seinem Bier und zuckte mit den Schultern „Ich bin mir nicht so sicher.“ „Mach mir nichts vor! Du hängst hier seit zwei Jahren nach, du musst wissen wer sie ist, oder zumindest was sie für dich ist...“ „Sash!“ Die Haustür würde aufgedrückt „Ich bin...“
Jimmy blieb wie anwurzelt stehen und schaute erst Jess dann Sasha fragend an. „Seit wann... umm... bist du hier?“, wendete er sich an Jess. „Vierzig Minuten oder so.“ Jess atmete erleichtert durch. Wenn Jimmy vieles nicht hatte, perfektes Timing hatte er.

***

„Ich frag nicht gern...“ Jess schaute Jimmy und Sasha über den Küchentisch hinweg an „... Aber könnte ich von hier aus mal telefonieren?“
Jess war bereits seit zwei Tagen bei seinem Vater und irgendwie war es so als wäre er nicht weggewesen. Anders als in New York, Star Hollow und jedem anderen Ort an dem er mehr als zwei Wochen seines Lebens verbracht hatte. Hier bei Sasha, Jimmy und Lily schien wirklich alles immer beim Alten zubleiben. „Ortgespräch„, fragte Jimmy, nachdem er ein Stück Pizza runtergewürgt hatte. Jess schüttelte den Kopf „New York!“ „Liz?“ „Ty!“ Sasha hatte den Wortwechsel zwischen Vater und Sohn stillschweigend beobachtet, schaltete sich dann aber doch ein „Ty?“ „Eine Freundin, sie war eine Zeit lang mit mir unterwegs, seit Januar lebt sie in New York.“ Jimmy nickte, zwar etwas aus dem Zusammenhang gerissen, trotzdem verstand Jess „Danke!“ Ohne weiter über sein Essen nach zudenken, stand er auf und verließ die Küche.
Im Wohnzimmer nahm er das tragbare Telefon von der Kommode und setzte sich auf die Couch.
Ohne viel Aufwand zog er einen kleinen Zettel aus seiner Hosentasche und wählte die Nummer die darauf stand.
„Ja?“ Es hatte nicht mal zehn Sekunden geklingelt, bevor am anderen Ende abgehoben wurde. „Hey Todd! Hier ist Jess ist Ty da?“ „Klar, Butt. Sie wartet schon seit ein paar Tagen auf nen Anruf von dir. Wo bist du grade?“ „L.A.!“ „Das wird sie freuen, genug Zeit ihren Kopf in Sicherheit zubringen!“ Jess legte verwirrt die Stirn in Falten. Ihren Kopf in Sicherheit bringen? „Hi Jess!“ Tianas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken „Hi! Was hat die Sache mit deinem Kopf auf sich?“ Jess hörte wie Ty sich vom Hörer wegdrehte und ihrem Freund etwas zurief, allerdings verstand er nicht was, dann wurde ihre Stimme wieder deutlicher „Um... Ja... also...“ Jess unterbrach sie „Ty, was ist los?“ „Ich hab vor ein paar Tagen einen interessanten Bericht gelesen, also der ging über einen Junge... der durch die Staaten fährt. Der Bericht basierte auf... Briefen“ Ty schwieg kurz, in der Hoffnung Jess hätte schon begriffen um was es ging. Anscheinend war das nicht der Fall „Ein Brief geht darum das er ein Mädchen in Dayton sucht, das er einen Tag vorher kennen gelernt hat!“ Jess hätte fast das Telefon fallen lassen. „Wiederhol das!“ Jess‘ Stimme war fast ein flüstern. „Jess, hast du diese Briefe...?“ Schweigen. „Jess, bitte gib mir ne Antwort, denn wenn du es warst muss ich dir noch was erzählen!“ Jess fragte sich ernsthaft was jetzt noch kommen konnte „Mich würde interessieren, wie die zu den Briefen gekommen sind!“ Ein einfaches Ja hätte Tiana wahrscheinlich als antwort gereicht, aber genau dieses kleine Wort wollte nicht so recht. „Also, ich hab mit einer der Autorinnen Telefoniert, sie meinte einer der Briefe sei an die Großmutter ihrer Kollegin geraten. Daraufhin hat ihre Kollegin das ganze ins Rollen gebracht.“ „Welche Zeitung?“ Jess brauchte Zeit zum Nachdenken. Ty fragen zustellen war die einfachste Möglichkeit diese Zeit zubekommen „Daily News!“ „Daily News?“ Jess konnte sich nicht erinnern den Namen schon mal gehört zuhaben. Er hörte wie Ty tief durchatmete „Yale Daily News!“
Jess schluckte „Yale?“ „Yale“, kam die leise Antwort von Tiana „Eine der Autorinnen heißt Teressa McKenzie die andere R...“ „Rory Gilmore“, beendete Jess den Satz. Warum auch nicht? Das würde Tys Angst um ihren Kopf erklären.
„Woher weißt du...“ „Nur geraten“, antwortete Jess ehrlich.
Kurze Zeit herrschte Schweigen weder Tiana noch Jess sagten ein Wort.
„Sie hat mir von dir erzählt!“ Ty war es, die schließlich die Stille brach „Alles.“
Jess atmete tief durch. „Und sie hat mir viel von ihr selbst erzählt und von ihrer Familie, deinem Onkel.“ „Luke?“ Jess klang überrascht. „Er wird heiraten!“ „Was?“ Jess war mit einem Mal wieder er selbst. Er saß aufrecht und wartete darauf dass Ty endlich weiter reden würde. „Rorys Mum. Luke heiratet Rorys Mum!“ Jess fuhr sich mit seiner freien Hand durch die Haare „Du weißt nicht zufällig wann?“ Ty dachte kurz nach „Rory sagte irgendwas von - in einer Woche -, das müsste also im Laufe der nächsten zwei drei Tage sein!“ „Ok.“ Jess schwieg kurz „Ty ich meld mich wieder bei dir!“ Ohne auf ein Wort von Ty zu warten legte Jess auf. Er wusste nicht was er fühlen sollte. Er war wütend, wütend das seine Briefe in einer Zeitung veröffentlicht wurden, wütend das Ty ihn verraten hatte, wütend das Rory die Briefe kannte, das sie wusste das er es wegen ihr getan hatte. Er freute sich, er freute sich, weil seine Briefe anklang gefunden hatten, er freute sich das Luke die Frau heiraten würde die er liebte, er freute sich das Rory den Vater bekommen würde den sie verdiente.
Er war traurig, deprimiert, das er kein Teil von all dem war. Er hätte ein Teil davon seien können, schon seit vielen Jahren, aber er hatte es versaut.

***


[...] It’s such a sad state of affairs – I don’t care
Look at things long enough until they go away
But they’re still there, aren’t they? [...]
Jess lag auf der Matratze in dem kleinen Gästezimmer. Tys Worte kamen ihm immer wieder ins Gedächtnis, immer wieder stand er in Rorys Wohnheim, immer wieder hörte er Luke der ihm sagte er müsse gehen, immer wieder sah er Lorelai wie sie vor Gypsys Werkstatt auf ihn zugestürmt kommt, dann wieder Luke bei seinem letzten ‚offiziellen‘ Besuch in Stars Hollow, immer wieder und immer wieder.
Jess hatte Jimmys alte Anlage zu laut aufgedreht, um zuhören wie die Tür des Gästezimmers langsam geöffnet würde. Erst als jemand sachte gegen die Matratze trat, öffnete er die Augen. Sasha stand mit dem Telefon in der Hand vor ihm.
Sie schüttelte den Kopf, bevor sie ihm das Telefon hinhielt „Ruf ihn an!“ „Was?“ Jess setzte sich auf. „Ruf ihn an!“ wiederholte Sasha etwas lauter. „Wen?“
Sasha verdrehte die Augen „Wen schon. Luke!“ Als Jess nicht reagierte, schmiss sie das Telefon einfach neben ihn auf die Matratze und verließ das Zimmer
[...] Use your time and memorize the lullaby of the day
Process the data and throw it away
And each little question doesn’t get me thinking
And the lies of my life still buzz around my brain [...]
Jess starrte das Telefon an. Was konnte er schon verlieren? Langsam griff er danach. Es dauerte bis er sich dazu durchringen konnte die Nummer von Lukes Diner zuwählen.
Die Sekunden die es dauerte bis jemand abhob, kamen ihm wie Stunden vor.
„Lukes Diner!“ „Onkel Luke!“ „Jess!“ Luke klang völlig perplex. „Ich hab gehört, du heiratest Lorelai!“ Jess war sich nicht sicher ob das der richtige Anfang für das Gespräch war, aber irgendwie musste es anfangen. „Um, ja, in drei Tagen. Hier steht alles Kopf.“ Jess schmunzelte. Small Talk mit Luke war für niemanden leicht, für ihn erst recht nicht. Jess hörte ein knistern, dann wieder Lukes Stimme „Hättest du Lust zur Hochzeit zukommen?“ Jess blinzelte ein paar Mal. Hatte Luke gerade... „Jess, hast du gehört? Würdest du gern zur Hochzeit kommen?“ Ja, Luke hatte gefragt. „Ich bin mir nicht sicher das es eine gute Idee wäre!“ „Lorelai wird nichts dagegen haben und alles andere...“ Jess musste zugeben das er mehr Angst vor dem ‚alles andere‘, als vor Lorelai hatte.
„Ich brauche immer noch einen Trauzeugen“, fügte Luke hinzu. Trauzeuge? Lukes Trauzeuge? Jess rang mit sich selbst. Vor zwei Stunden hatte er sich noch gewünscht Teil von allem zusein und jetzt? „Ich versuche zukommen!“ „Ein versuchen reicht hier nicht, Jess!“ Luke klang ernst. Jess seufzte „Ok, ich wird da sein!“ „Wo bist du?“ „L.A. Ich werde zusehen das ich nen Flug nach Hartford kriege.“ „Ruf mich an, wenn du ankommst. Ich kann...“ „Ja, Luke!“ Jess legte auf.
Es dauerte etwas bis er vollkommen realisierte was er gerade getan hatte. Genauso gut hätte er sein Todesurteil unterschreiben können. Er raufte sich die Haare, bevor er wieder zum Telefon griff und die Nummer der Auskunft wählte.

„Was ist das?“ „Geld!“ „Jimmy!“ Jess schaute erst seinen Vater an und dann unsicher von einer Seite zur andern. „Es reicht für den Flug nach Stars Hollow und wieder hier her, damit du dein Auto hohlen kannst!“ Jess lenkte seine Aufmerksamkeit vom Getümmel um ihn herum wieder auf Jimmy „Ich hab genug!“ Jimmy nickte „Ich weiß, aber... Du weißt ich hab Liz nie was für dich gezahlt. Sieh es als eine Anzahlung für das was ich dir noch Schulde.“ „Das...“ „Nein, Jess“, unterbrach Jimmy ihn „Keine Wiederrede! Du nimmst es! Spül‘s im Klo runter von du es wirklich nicht willst. Ich nehm‘s auf jeden Fall nicht zurück.“ Jess schaute seinen Vater skeptisch an, letztendlich nickte er und ließ den Umschlag in seiner Lederjacke verschwinden. „Flug 378 nach Hartford, Conneticut startet in dreißig Minuten!“ „Ich muss zum Check - In!“
Jimmy schaute seinen Sohn direkt an „Ok, aber pass auf dich auf!“ „Ja, klar!“ Jess nickte seinem Vater zu, drehte sich um und verschwand in dem Gewimmel von Menschen, noch bevor Jimmy ihm ein paar letzte Worte mit auf den Weg geben konnte.

some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
Zitieren

Big Grin Wow, dann kommt er wohl endlich nach Stars Hollow! Darauf bin ich ja mal gespannt! Wink

Viel passiert und er ist Trauzeuge und das freut mich! Wink

Freu mich auf den nächsten Teil!

Liebe Grüße Sindy
Zitieren

wow vor lauter lauter hab ich glatt verpasst, dass du nen neuen teil rein gestellt hast *schäm*
ich bin grade durch zufall hier rein gestolpert, weil ich mich gefragt hab wann du endlich mal wieder postest und was war, da hab ich tatsächlich einen teil volkommen verpasst. tschuldigung.
jedenfalls ist ja mächtig was passiert in diesem zweiteiler-teil. schön, dass jess trauzeuge ist, ich bin ja mal gespannt was bei der hochzeit alles passiert. dort wird er ja schließlich auf rory treffen... ach ich freu mich schon auf den nächsten teil, den es bestimmt schon bald gibt Big Grin
ich finde es auch schön, dass er endlich wirklich zu jemandem aus seinem alten leben zurück gekehrt ist, ein schritt in die richtige richtung.
und ich war froh, dass du zwei teile gepostet hast, denn als ich den ersten fertig hatte, war ich schon ganz neugierig auf mehr und dann konnte ich direkt weiter lesen *freu*
jedenfalls wie immer schöne teile und ich freue mich auf den nächsten
glg
niki

No, I don't wanna be the only one you know
I wanna be the place you call home
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste