Mary Addams (Twilight)
#1

Titel : Mary Addams
Autor : ordinary
Rating : P-12
Pairing : /

Anmerkung
Die FF entstand bereits letztes Jahr. Da ich inzwischen alle meine längeren Twilight-FF's hier gepostet habe bzw. am posten bin, dachte ich, es wäre an der Zeit auch "Mary Addams" hier zu posten.
Der ein oder andere wird sie evtl. schon auf ff.de gelesen haben, trotzdem freue ich mich über jedes FB und auch über Kritik.


[Bild: maryaddams.jpg]
Inhalt
Im Rahmen einer Geschichtshausaufgabe, kurz nach den Frühjahrferien, durchforstet Bella die Tagebücher ihrer Ur-Großmutter. Ohne zu wissen, was diese für sie bereithalten, beginnt sie zu lesen.
Die FanFiktion spielt während Bis(s) zum Morgengrauen (Twilight), nach dem Angriff von James aber noch vor dem Ball.


[SIZE=2]Kapitelübersicht

(insgesamt 8 Kapitel ; gepostet 8/8)

Prolog

Zeitraffer
Chicago
Gedanken
Vertrauen
Schwierigkeiten
Wiedersehen
Wellen

~~~~~

[Bild: maprolog.jpg]

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Wer brauchte schon eine Klimaanlage, wenn er Edward Cullen hatte?
Sie lächelte. Der Gedanke war so unerwartet gekommen, dass sie nicht anders konnte. Es war wahr.
Der Sommer, obwohl er noch nicht an der Reihe war und so sehr sie ihn auch liebte, hatte sie so schnell, so unerwartet, erreicht, dass es nicht möglich gewesen ist, sich darauf vorzubereiten.
Von einem Tag auf den anderen hatte sich im trüben Forks, eine schwüle Hitze ausgebreitet, die kaum auszuhalten war.
Nicht, das sich die Wolken verzogen hatten. Sie hingen nach wie vor schwer am Himmel und hielten die Sonne davon ab die Welt zu erhellen, zeitgleich trugen sie jeden Abend Gewitter zu ihnen, die am nächsten Morgen mit Nebelschwaden endeten und erneut diese furchtbare Schwüle hinterließen.
Aber nichts desto trotz waren Wolken etwas gutes, solange Wolken da waren, konnte nichts ihren Frieden stören.
Frieden, ja, es war Frieden. Nach allem was seit Januar geschehen war, war es genau das.
Ein Frieden, im Rahmen von sich jeden Tag aufs neue, fast ausschließlich in ihrem Zimmer aufzuhalten, mit ihm an ihrer Seite, ihrer Klimaanlage, ohne das Charlie sie störte. Warum hätte er auch stören sollen, wenn er nicht wusste, dass Edward bei ihr war?
“Was ist los?” Er hatte sich kurz bewegt, seine Position so geändert, dass er nun von oben auf sie hinab sah, seine Arme immer noch um sie geschlungen, als hätte er nicht die Absicht, je wieder loszulassen.
Sein Blick so intensiv, dass ihr keine Wahl blieb, außer ihre Gedanken preiszugeben.
“Du bist eine Klimaanlage!” Einfach und Simpel.
Erst schaute er sie verständnislos an, doch dann änderte sich sein Ausdruck. Er lächelte. Er verstand. “Wir brauchen keine Decke mehr zwischen uns.” Wieder war da dieses Lächeln, das Lächeln, das er so an ihr liebte.
Wann immer sie bisher nebeneinander gelegen hatten, hatte eine Decke, nicht mehr als einen Zentimeter dick, sie von einander getrennt. Ein Zentimeter, der in ihren Augen immer ein Zentimeter zu viel gewesen ist.
Aber nun, da die Temperaturen im April den höchsten Stand, seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erreicht hatten, brauchte sie keine Decke mehr zwischen ihnen, um ihren Körper warm zu halten.
Genauer gesagt, war Edwards Nähe, die Kälte seiner Haut, der einzige Grund aus dem ihre Körpertemperatur auf normalem Niveau blieb und nicht bedenklich anstieg.
Langsam drehte sie sich zur Seite, so dass sie auf dem Rücken lag, bedacht darauf, noch nicht einmal einen Millimeter an Körperkontakt zu verlieren.
“Wann brecht ihr morgen auf?”
Schon am Morgen, während der Fahrt zur Schule, hatte sie bemerkt, dass seine Augen allmählich, Tag für Tag, zu dunkel wurden. Eine kleine vampirische Eigenart, die es, trotz ihrer wiederholten Bestätigung, dass sie keine Angst hatte, schafte ihr kalte Schauer über den Rücken laufen zu lassen.
“Im Morgengrauen.” Er küsste sie auf die Stirn. Seine Lippen so kalt, so erfrischend, auf ihrer Haut. “Emmett holt mich hier ab, sobald Charlie zum Fischen aufgebrochen ist.”
“Das heißt du bleibst heute Nacht hier?”
Ein Lachen, so glücklich, so zufrieden. Sie schaute zu ihm hinauf, unschlüssig was sie davon halten sollte.
“Bella, ich bleibe, bin, jede Nacht hier!”
Sie presste ihre Lippen aufeinander “Außer, wenn du jagen bist.”

Erst am Morgen, als er sie geweckt hatte, hatte sie begriffen, was es bedeutete, dass er die nächsten zwei Tage nicht bei ihr seien würde.
Sie war verloren!
Ihr , immer noch, eingegipstes Bein erlaubte ihr weder ohne größere Schwierigkeiten Hausarbeiten zu erledigen, noch selbstständig an einen Ort zugelangen, der außerhalb eines zehn Meter Radius um ihr Haus lag.
Aber sie sagte nichts. Er musste jagen, so wie sie Essen musste. Hätte sie etwas gesagt, wäre er geblieben und das wollte sie nicht. Doch sie wollte es, eigentlich, aber es war ein egoistischer Gedanke.
Er hatte geduldig gewartet, während sie sich gewaschen und angezogen hatte, wohl in dem Wissen, dass Emmett bereits auf ihn wartete.
Als sie fertig war, hatte er sie und ihre Krücken ohne großen Aufwand gepackt und die Treppen hinab getragen.
Ohne viele Worte hatten er sich verabschiedet, hatte ihr einen Kuss auf die Lippen gehaucht.
Benebelt, aber sich dennoch an die gängigen Umgangsformen erinnernd, hatte sie Emmett kurz zu gewunken, bevor die beiden Vampire aus ihrem Blickfeld verschwunden waren.
Schritt für Schritt war sie, auf ihre Krücken gestützt, in die Küche gehumpelt und hatte sich eine Schüssel Cornflakes gemacht. So einfach wie es sich anhört, hatte es sich allerdings nicht gestaltet. Auf einem Bein ballanzierend hatte sie verzweifelt versucht den Milchbeutel zu öffnen, bevor sie auf die Idee gekommen war, diese Prozedur an den Tisch zu verlagern.
Nachdem sie gegessen hatte, hatte sie in genau dem selben, unsicheren Stand ihr Geschirr gespült.
Eigentlich war es ein Wunder, dass sie, seit sie den Gips hatte, noch nicht gefallen war.
Gerade hatte sie es geschafft die Couch im Wohnzimmer zu erreichen, als ein Klingeln an der Tür, ihr ein aufgebrachtes Stöhnen entlockte.
Sie erwartete niemanden und Alice konnte es nicht sein, da sie sich inzwischen selbst Zutritt verschaffte, insofern Charlie nicht im Haus war.
“Moment!” Sie hoffte ihre Stimme war laut genug, damit wer auch immer an der Tür stand sie hörte. Es klingelte kein zweites Mal, aber genau so wenig hörte sie Schritte vor dem Haus, also, musste ihr Ruf wohl die richtige Lautstarke gehabt haben.
Nach ihrer eigenen Einschätzung, dauerte es eine Ewigkeit, bis sie die Tür erreichte. “Isabella Swan?”
Sie hatte die Tür noch nicht mal ganz geöffnet, als der Mann in der braunen Uniform, sie schon ansprach. “Schuldig.”
“Ein Päckchen für sie.” Er hielt den braunen Karton vor sie, aber ihr Blick verriet ihm ziemlich schnell, dass kaum eine Chance bestand, das sie ihn ihm abnehmen konnte. Wie auch mit zwei Krücken? “Ähm, ich stell ihn einfach...” “...ins Wohnzimmer.” Bella lächelte ihn etwas hilflos an. Ihr Blick folgte ihm, während er den Flur betrat und für einen kurzen Moment im Wohnzimmer verschwand.
Als er sie wieder erreicht hatte, lag in seinem Blick etwas entschuldigendes. “Ich müsste sie bitten hier...” Er zog so eine Art Minicomputer aus seinem Gürtel “... zu unterschreiben.”
Etwas umständlich entledigte Bella sich einer ihrer Krücken. Wenigstens war der gute Paketzusteller freundlich genug, sie für sie zu halten, während sie den seltsamen Plastikstift nahm und ihre Unterschrift auf den Bildschirm kritzelte.
Schneller, als sie es geschafft hatte, vom Wohnzimmer an die Tür zu schleichen, hatte der Mann sich verabschiedet.
Erst als sie wieder im Wohnzimmer war und den Absender auf dem Paket gesehen hatte, hatte sie realisiert, dass sie das Päckchen erwartet hatte.
Diese dumme Geschichtshausaufgabe!
Sie hatte sie völlig vergessen.
Direkt nach den Frühjahrsferien hatten sie sie aufbekommen. Sie sollten einen ihrer Vorfahren über ein besonderes geschichtliches Ereignis befragen oder wenigstens in Erfahrung bringen, wie sich ihre Verwandten damals gefühlt hatten, wie diese Geschehnisse ihr Leben beeinflusst hatten und so weiter.
Sie hatten Zeit bis kurz vor den Sommerferien, genug Zeit also, um es noch eine Weile zu verdrängen.
Bella hatte erst überlegt ihren Dad oder ihre Mum nach der ersten Mondlandung zu befragen, aber diese Idee hatten auch einige ihrer Mitschüler.
Großeltern, die sie über das Leben während des 2. Weltkrieges hätte befragen können hatte sie nicht, außerdem war auch das ein Thema, das von vielen aufgegriffen wurde, einschließlich Pearl Harbor.
Also, hatte sie sich dazu entschlossen, noch etwas weiter in der Zeit zurück zugehen. Sie konnte sich daran erinnern, dass ihre Mutter alte Tagebücher von ihrer Großmutter, Bellas Ur-Großmutter, besaß. Darin würde sich doch wohl was finden lassen?
Immerhin, war die gute Frau vierundachtzig geworden. Nur zwei Jahre hatten ihr gefehlt, um ihre Ur-Enkelin noch kennen zu lernen.
Sie hatte Renée direkt geschrieben und hatte auch prompt Antwort erhalten “Natürlich schicke ich sie dir!”
Ohne zu zögern, öffnete Bella den Karton. Das erste, das ihr ins Auge stach, war ein gefalteter Zettel, der auf dem Bücherstapel lag.
Bella nahm hinaus, klappte ihn auf, völlig im Klaren darüber, das er von ihrer Mutter stammte, obwohl sie die Schrift noch nicht gesehen hatte.

Hallo, mein Schatz.
Es tut mir Leid, das es so lange gedauert hat. Ich hatte es völlig vergessen.
Ich hoffe es ist noch nicht zu spät und die findest darin was du brauchst.
Pass gut auf dich auf.
In Liebe,

Mum

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some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
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#2

klingt interessant, deine Geschichte. Bin gespannt wie es weiter geht =)
Übrigens, schöner Banner, es passt alles super zusammen wie du postest, gefällt mir.. manche machen sich ja nicht so die Mühe, aber ich finde die paar Minuten Zeit sollte man opfern, das macht einfach nen guten Eindruck =)

lg ace


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#3

Hey,
ich bin begeistert, und das nur vom Prolog, was wird dann erst bei dem ersten Kapitel sein?!
Du hast einen tollen Schreibstil.
Der Anfang mit Bella und Edward war super!
Die Story hört sich echt klasse an und ich bin schon gespannt auf die nächsten Kapis.
Also schnell weiter posten. Ich bleib auf alle Fälle dran.

Ach ja wie ace-19 schon gesagt hat, finde den Banner auch super und echt passend.
lg Nadine

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You´ll always be my bella
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#4

ace-19 schrieb:klingt interessant, deine Geschichte. Bin gespannt wie es weiter geht =)
Übrigens, schöner Banner, es passt alles super zusammen wie du postest, gefällt mir.. manche machen sich ja nicht so die Mühe, aber ich finde die paar Minuten Zeit sollte man opfern, das macht einfach nen guten Eindruck =)

lg ace

Vielen Dank.
Ich versuch den Aufbau immer so zu machen, wie ich ihn selbst gerne bei FF's habe, die ich lese. Je übersichtlicher, desto wahrscheinlicher, dass ich überhaupt anfange zu lesen Smile

Mariano Girl schrieb:Hey,
ich bin begeistert, und das nur vom Prolog, was wird dann erst bei dem ersten Kapitel sein?!
Du hast einen tollen Schreibstil.
Der Anfang mit Bella und Edward war super!
Die Story hört sich echt klasse an und ich bin schon gespannt auf die nächsten Kapis.
Also schnell weiter posten. Ich bleib auf alle Fälle dran.

Ach ja wie ace-19 schon gesagt hat, finde den Banner auch super und echt passend.
lg Nadine
Dir auch vielen Dank. Ich hoffe, die FF hält den Erwartungen stand.

~~~~~
[Bild: mazeitraffer.jpg]

12.9.1910
Heute ist mein 9. Geburtstag und von Paul, meinem Bruder, habe ich mein erstes Tagebuch geschenkt bekommen. Ist das nicht toll? ...

Nein, ist es nicht.
Warum wurde ihr erst jetzt bewusst, wie viel Arbeit es bedeutete die Tagebücher nach etwas Interessantem abzusuchen?
Ihre Ur-Großmutter war eine begeisterte Tagebuchschreiberin gewesen und das, bis sie 1923 geheiratet hatte.
Das bedeutete dreizehn Jahre Leben, gebannt in sechs Tagebüchern, jedes einzelne mit etwa zweihundert Seiten. Natürlich war nicht jede Seite vollständig ausgefüllt und trotzdem erschien es Bella zu viel.
Sie ließ sich auf dem Sofa zurückfallen, damit sie ihre Beine, oder wenigstens ihr Gipsbein, auf dem kleinen Couchtisch ablegen konnte.
Aber, was hatte sie schon besseres zu tun, als diese Bücher zu lesen?
Sie hatte nur eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit, um sich draußen aufzuhalten war es eh zu warm und sie würde wohl oder übel bis zum Abend, bis Charlie nach Hause kam, alleine sein.
Einen kurzen Moment betrachtete sie das Büchlein in ihrer Hand.
Es war so offensichtlich, dass es schon mehrere Jahrzehnte auf einem Dachboden, in einem Keller, verstaut in Kisten, gemeinsam mit anderem Kram verbracht hatte und trotzdem war die Schrift, die feine, kindliche Handschrift, noch so deutlich zu lesen, als sei es erst gestern geschrieben worden.

13.9.1910
Mutter und ich waren heute in der Früh im Ort und haben neue Hutbänder gekauft. Zum ersten Mal, seit ich auf der Welt bin habe ich ein Automobil gesehen.
Ein richtiges, echtes Automobil, aber Vater hat mir gesagt, dass sie noch sehr teuer sind.
Wir bekommen aufgrund dessen noch keins.
Jetzt muss ich aber erst mal noch Mutter in der Küche helfen. Heute Abend bekommen wir besuch.


15.9.1910
Gestern habe ich doch tatsächlich vergessen etwas hinein zu schreiben.
Ich habe mit Evelyn gesprochen, sie hat gesagt, in seinem ersten Tagebuch, muss man zu aller erst etwas über sich selbst schreiben.
Ich habe ihr nicht verraten, dass ich das nicht getan habe.
Aber, vielleicht mache ich meinen Fehler noch gut. Morgen, wenn ich nicht so müde bin.


16.9.1910
Ms. Magareth hat mich gerade auf mein Zimmer geschickt, weil ich in ihrer Gegenwart geflucht habe.
Vater und Paul fluchen immer und niemand schickt sie auf ihr Zimmer.
Sie hat gesagt, ich soll über meinen Fehler nachdenken. Ich glaube, Erwachsene müssen so etwas sagen. Wenigstens weiß sie nicht, dass ich hier oben schreibe. Das würde sie mir bestimmt verbieten. Ich soll ja keinen Spaß haben.
Gestern habe ich gesagt, dass ich heute meinen Fehler gut mache. Eigentlich könnte ich es jetzt tun.

Mein Name ist Mary Beth Addams. Mein Geburtstag ist der 12.9.1901.

Ich habe drei ältere Geschwister. Jocelyn ist bereits verheiratet. Paul geht seit diesem Herbst zur Universität und Evelyn ist 15.
Mein Vater ist ein netter Mann. Er arbeitet als Anwalt in einer kleinen Kanzlei und er war es der Ms. Magareth darum gebeten auf mich zu achten, wenn meine Mutter Besorgungen oder Besuche macht.
Er hat gesagt Ms. Magareth hat Manieren und kann sie mir beibringen. Ich mag das aber nicht. Immer gerade sitzen, die Ellbogen nicht auf den Tisch legen und immer in den Spiegel schauen, ob meine Haare noch alle im Zopf sind.
Meine Mutter ist hübsch. Ich sehe so aus wie sie, das sagen ihre Freundinnen immer, wenn sie zum Teetrinken vorbei kommen.
Ich habe die gleichen braunen Haare, wenn die Sonne darauf scheint, sind sie sogar rot.
Oh, oh. Ms. Magareth ruft nach mir.


Wenigstens wusste sie jetzt, dass ihre Haare, die Haare ihrer Mum, definitiv etwas waren, das mit den weiblichen Genen der Familie zusammen hing und das schon seit Generation.
Ein leiser Seufzer entkam ihr, bevor sie ein paar Seiten weiterblätterte.

15.1.1911
Heute haben wir Vaters Geburtstag gefeiert und Jocelyn hat uns erzählt das sie ein Kind erwartet. ...

23.8.1911
Ich kann kaum glauben, dass ich in weniger als einem Monat schon wieder Geburtstag habe. Endlich werde ich zehn, dann darf ich Mutter zu ihren Teestunden begleiten...

12.9.1911
So viele schöne Geschenke, ... Ich habe ausversehen meinen Geburtstagskuchen zu Boden gestoßen, als ich mir selbst Tee nachschenken wollte, ...

Sie ließ die Seiten durch ihre Finger gleiten. Nichts. Nichts, was sie brauchen konnte. Allerdings war ihr geschichtliches Wissen auch nicht so groß, wie es nach Jahren des High School Unterrichts seien sollte.
Gab es so früh im 20. Jahrhundert überhaupt erwähnenswerte Ereignisse?
Etwas zermatert legte sie das erste Buch zur Seite.
Vorsichtig bewegte sie ihr Bein. Über die Stunden hinweg war es eingeschlafen und kribbelte unangenehm, während sie es auf den Boden stellte. Als wäre das Jucken nicht schon genug.
Sie griff das nächste Buch. Direkt auf der ersten Seite standen Daten.
5.6.1914 - 30.5.1917
Bevor sie überhaupt begann, in diesem Buch zu blättern, legte sie es auf den Tisch und rappelte sich auf. Seit gut fünf Stunden hatte sie sich nicht wirklich bewegt, hatte nichts gegessen, nichts getrunken und war auch nicht zur Toilette gegangen.
Jetzt aber, meldeten sich alle menschliches Bedürfnisse zeitgleich zurück.

Es hatte sie fast eine halbe Stunde gekostet, bis sie endlich wieder die Couch erreichte. Ohne viel Zeit zu verschwenden griff sie nach dem Tagebuch und nahm ihre alte Position wieder ein. Gips auf dem Tisch und schön weit im Sofa zurückgelehnt.
Sie übersprang instinktiv die ersten Seiten. Ließ ein Datum nach dem andern vorbeirauschen. 20.6.1914, 21, 22, 23, ... 2.8., 3, 4, ... 26.12.1914, 27, ...

14.2.1915
Morgen ist Evelyns Hochzeit. Ich bin so aufgeregt! Heute war die letzte Anprobe für mein Kleid. Es ist cremefarben. Ein schöner, leichter Stoff. Die Näherin hat extra neue Schnittmuster aus New York kommen lassen.
Das Kleid reicht mir bis zu den Knöcheln, um die Hüfte wird ein schmales, rosa Seidenband gebunden und Evelyns Kleid erst!
Ich bin mir sicher Stanleys Mund wird offen stehen bleiben, wenn er sie
sieht!
Hoffentlich falle ich morgen nicht! Oder schiebe ausversehen meinen Teller vom Tisch! Das wäre so - Ich!
Ich habe heute gehört, wie Mutter zu Vater gesagt hat, dass nach Evelyn, ich wohl die nächste sein werde die geehelicht wird, da Paul wohl nie ein Fräulein finden wird, das seinen überspitzten Vorstellungen entspricht.
Wer weiß, vielleicht hat sie recht?
Aber wie soll ich nur hier, in dieser kleinen Stadt, jemals einen Bräutigam finden?
Evelyn hätte Stanley auch nicht kennen gelernt, wenn Jocelyn sie nicht gebeten hätte mit ihr, John und den Kindern ein paar Tage in Philadelphia zu verbringen.


15.2.1915, 30.3. 1915, ... Bella machte sich nicht die Mühe Seite für Seite umzublättern. So genervt sie auch war, irgendwie hatte sie das Gefühl als würde in diesen Büchern etwas auf sie warten.
Etwas, das sie nicht verpassen wollte, nicht übersehen wollte.

30.5.1917
Wir werden Salisbury verlassen!
Vater hat es mir und Mutter gerade erst erzählt. Er hat eine neue Stellung gefunden. Eine, die besser bezahlt wird, wie er sagt. Über Geld redet man eigentlich nicht, aber schreiben kann ich darüber. Ha!
Wenn meine Eltern wüssten, was ich alles tue, das man eigentlich nicht darf.
Ich bin nicht verdorben. Kein gestraucheltes Kind. Ich mache mir nur hier und da gerne einen kleinen Spaß daraus Regel zu übertreten. Regel, wie - Geh nicht allein nach draußen, wenn es dunkel ist - Es ziemt sich nicht für eine Miss zu rauchen - (Und doch stehle ich mir recht häufig, ein oder zwei von Vaters Zigaretten, um sie mit Charlotte heimlich zu paffen) - Dein Rock muss immer bis über die Knie reichen - (Muss ER NICHT!)...
Diese Dinge habe ich schon immer getan und nun, da ich sechszehn bin... Ach, mein Liebes Tagebuch. Ich schreibe sooft und doch schreibe ich zu selten über die Dinge, die in mir vorgehen, meine Gedanken.
Du bist mein engster Vertrauter und doch weißt du so rein gar nichts über mich. Wie traurig das doch ist, nun, da ich darüber nachdenke.
Nach dem Umzug. Nach dem Umzug, das verspreche ich, wird sich das ändern.
Es wird so viele neue Dinge geben von denen ich dann berichten kann. So viele neue Eindrücke und Gefühle.
Wir werden in eine Großstadt ziehen. Eine richtige Großstadt. Eine Stadt, in der uns an jeder zweiten Ecke ein Automobil begegnen wird und nicht wie hier, alle drei, vier Monate ein einziges.
Vater hat gesagt, vielleicht, jetzt wo er in Chicago mehr Geld verdienen wird und die Kosten gesunken sind, bekommen wir wohl auch eins.
Oh, ich hatte nicht erwähnt, wo wir hinziehen, aber jetzt ist es wohl offensichtlich. Wir ziehen nach Chicago!
So sehr ich mich auch freue. Etwas in mir, sagt mir, das ich Salisbury schrecklich vermissen werde.
Abgesehen von Vater und Mutter leben alle Menschen die mir auch nur im entferntesten am Herzen liegen hier. Was soll ich nur in Chicago tun? Ohne Anna? Ohne Charlotte?

Bella war gerade dabei das Tagebuch, mit dem Gefühl, als sei sie etwas näher an ihr Ziel gelangt, schließen, als die Haustür geöffnet wurde.
“Bells?”
Wer sonst?
“Ich bin hier Dad!” Es dauerte einen Moment bis Charlie das Wohnzimmer betrat.
“Wie war dein Tag, Bella?”
“Langweilig?” Bot sie ihm an. Es war die Wahrheit.
Der Tag, die Stunden, waren verflogen und doch hatte sie sich gelangweilt. Erst der letzte Eintrag, der letzte Eintrag im zweiten Buch, hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt. Mary zog nach Chicago. Chicago, Ed...
“Soll ich uns etwas zu essen bestellen?” Ein kleines bisschen Unsanft und dennoch wirkungsvoll, riss Charlie sie aus ihren Gedanken.
Sie nickte. Kein Zeichen heller Begeisterung auf ihrem Gesicht. Sie konnte den Lieferkram allmählich echt nicht mehr sehen. Seit ihre kleine, vorrübergehende “Behinderung” ihr vieles erschwerte, hatte Charlie es übernommen das Essen zu machen, oder etwas zu bestellen.


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Feedback erwünscht Smile

some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
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#5

Wow, tolle FF. Ich find die Idee mit den Tagebüchern toll und du schreibst wirklich gut.

Und
Zeige Spoiler

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#6

Hey,
arme Bella, das Tagebuch einer 9 jährigen zu lesen ist gräslich. Ich bin sicher da gibts spannenderes xD Ihre Oma war ja wie Bella, ständig Dinge umgestoßen, da wissen wir ja nun von wem Bells ihre ungeschicklichkeit geerbt hat.

Bin wirklich gespannt wies weiter geht, deine IDee ist wirklich fesselnd. Für gewöhnlich wird nur über Beziehungen und deren stress geschrieben, du jedoch schreibst über ganz andere Dinge + die Liebe zwischen Edward und BElls und das ist das geniale daran..

Schreib fleißig weiter, ich will unbedingt weiter lesen =)
LG Linda


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#7

hey..

Du kannst unglaublich gut schreiben. Ich habe mittlerweile schon einige deiner FFs gelesen und ich muss sagen, dass dein Schreibstil sehr meinem Geschmack entspricht.
Du schreibst sehr an die Situation angepasst. Viele neigen zur Übertreibung oder beschreiben etwas ziemlich falsch, doch du kriegst das ziemlich gut hin.

So und jetzt zu dieser Fanfiction.
Die Idee finde ich eigentlich sehr gut. Gegenwart und Vergangeheit zu vereinen.
So wie es scheint ist Tollpatschigkeit wohl verarbbar..Wink
Naja, ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Bellas Urgroßmutter auf Edward treffen könnte..
Was der Geschichte auch eine ernsthafte Storyline geben würde..

Freu mich schon sehr auf eine Fortsetzung..Smile

Lg
Julia

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#8

Chigago, Edward, Edward, Chigago! Ich werde das Gefühl nicht los, das in den Büchern irgendetwas über Edward steht! Smile

Bitte schreibe schnell weiter, die ersten Teile waren schon mal der Hammer!!! Also schnell weiter!! WinkWinkWinkWink

Liebe Grüße Sindy Big Grin
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#9

curlie_angel schrieb:Wow, tolle FF. Ich find die Idee mit den Tagebüchern toll und du schreibst wirklich gut.

Und
Zeige Spoiler
Vielen Dank!
Zeige Spoiler
Hab dein FB bei Neverlost übrigens gesehen, werde darauf antworten, wenn ich den nächsten Teil poste

ace-19 schrieb:Hey,
arme Bella, das Tagebuch einer 9 jährigen zu lesen ist gräslich. Ich bin sicher da gibts spannenderes xD Ihre Oma war ja wie Bella, ständig Dinge umgestoßen, da wissen wir ja nun von wem Bells ihre ungeschicklichkeit geerbt hat.

Bin wirklich gespannt wies weiter geht, deine IDee ist wirklich fesselnd. Für gewöhnlich wird nur über Beziehungen und deren stress geschrieben, du jedoch schreibst über ganz andere Dinge + die Liebe zwischen Edward und BElls und das ist das geniale daran..

Schreib fleißig weiter, ich will unbedingt weiter lesen =)
LG Linda
Dankeschön!
Ich liebe es Kleinigkeiten wie die Ungeschicklichkeit immer wieder aufzugreifen. Ich hab immer das Gefühl dadurch wird eine Geschichte "runder". Macht das Sinn?
Die Beziehung der beiden wurde schon so oft/wird so oft in allen möglichen Varianten be- und verarbeitet, zwischendurch muss einfach mal etwas anderes her Wink

alexis1002 schrieb:hey..
Du kannst unglaublich gut schreiben. Ich habe mittlerweile schon einige deiner FFs gelesen und ich muss sagen, dass dein Schreibstil sehr meinem Geschmack entspricht.
Du schreibst sehr an die Situation angepasst. Viele neigen zur Übertreibung oder beschreiben etwas ziemlich falsch, doch du kriegst das ziemlich gut hin.

So und jetzt zu dieser Fanfiction.
Die Idee finde ich eigentlich sehr gut. Gegenwart und Vergangeheit zu vereinen.
So wie es scheint ist Tollpatschigkeit wohl verarbbar..
Naja, ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Bellas Urgroßmutter auf Edward treffen könnte..
Was der Geschichte auch eine ernsthafte Storyline geben würde..

Freu mich schon sehr auf eine Fortsetzung..Smile
Lg
Julia
Vielen, vielen Dank!
Freut mich, dass du schon mehrere meiner FF's gelesen hast. Es wäre toll auch zu denen deine Meinung zu hören Smile
Ich denke in diesem Teil wird es schon etwas deutlicher, ob due richtig liegst oder nicht.

Sindy85 schrieb:Chigago, Edward, Edward, Chigago! Ich werde das Gefühl nicht los, das in den Büchern irgendetwas über Edward steht!
Bitte schreibe schnell weiter, die ersten Teile waren schon mal der Hammer!!! Also schnell weiter!!
Liebe Grüße Sindy
Hey Sindy!
Von dir hab ich ja schon lange nix mehr gehört Big Grin seit "unterwegs", glaube ich. Freut mich, dass dir die FF gefällt.
Der nächste Teil folgt direkt...

~~~~~
[Bild: machicago.jpg]



Sie hatte Charlie gebeten ihr die Kiste mit den Büchern nach oben zu tragen. Erst war sie sich nicht sicher gewesen, ob es sich lohnte, aber nun, während das Gewitter draußen tobte und die schwere, feuchte Luft ihr das Atmen erschwerte, war sie froh, sie in greifbarer Nähe zu haben.
Wäre doch nur Edward in greifbarer Nähe.
Wenigstens würde sie dann schlafen können. Inzwischen fiel es ihr eh immer schwerer Schlaf zu finden, wenn er nicht da war und das Wetter machte es nicht besser. Es war seltsam, wie sehr sich ihr leben geändert hatte, seit sie nach Forks gekommen war, seit sie ihn kannte.
Es war schrecklicher, als jemals zuvor und zeitgleich so viel besser, glücklicher, befriedigender, einfacher.
Sie schloss kurz die Augen, lauschte dem Donner, dem Regen, der gegen ihr Fenster schlug.
Müde, aber weiter von einer erholsamen Nacht entfernt, als gewöhnlich, richtete sie sich in ihrem Bett auf. Das nächste, das dritte Buch, lag auf ihrem Nachttisch.
Sie knipste die Lampe an, die direkt daneben stand, nahm das Buch zur Hand und schlug es auf.
20.11.1917 - 30.12.1918

20.11.1917
Es ist schändlich, wie lange ich das Schreiben vernachlässigt habe, aber die letzten Monate... so viel ist geschehen. So vieles hat sich verändert, so vieles hatten wir zu tun.
Kurz nach meinen letzten Eintrag, hat es angefangen. Wir haben unseren Umzug geplant, mussten packen. Es war so seltsam, so beängstigend plötzlich in einem leeren Zimmer, einem leeren Haus zu stehen.
Und doch lag eine unglaubliche Spannung, eine unglaubliche Vorfreude in der Luft. Endlich aufbrechen. Salisbury verlassen. Etwas neues erleben, etwas neues kennen lernen.
Allein unsere Reise dauerte über eine Woche und dass, obwohl wir einen Großteil der Strecke mit dem Zug zurücklegten. Wir gastierten ein paar Tage bei Freunden meiner Mutter in Indianapolis, bevor wir die letzten Meilen bis Chicago hinter uns brachten.

Oh, wie unglaublich diese Stadt zuerst auf mich gewirkt hatte. Die Straßen gesäumt von Gebäuden, die höher reichten, als alles was ich bisher gesehen hatte. In meinen Gedanken sah so New York aus, aber wie viel größer, wie viel atemberaubender muss New York sein, wenn Chicago schon so aussah?
Die Wochen, nachdem wir in unserem neuen Haus angekommen waren, waren unorganisiert. Ich denke, dass ist das Wort, das es am besten beschreibt.
Vater musste sofort anfangen zu arbeiten. Seine neue Kanzlei, Kanzlei Mason, heißt sie, glaube ich, hatte gerade erst einen wichtigen Fall zugetragen bekommen. Also, waren Mutter und ich auf uns alleine gestellt.
Es lag an uns, die Helfer anzuweisen, wie das Haus einzurichten war. Es war an uns, eine Haushaltshilfe (Mutter verabscheut das Wort Dienstmädchen) einzustellen. Neue Vorhänge mussten besorgt werden, Teppiche, Decken.
Jeden Tag kamen unzählige Menschen, um vorstellig zu werden und auch wir hatten viele Namen, von Leuten, bei den wir vorstellig werden wollten.
So viele Namen. Kein Wunder, das es mir immer noch Schwierigkeiten bereitet, mich an alle zu erinnern.
Unsere Haushaltshilfe ist ein junges Mädchen, nicht viel Älter als ich und bisher ist sie der einzige Mensch, den ich hier kennen gelernt habe, für den ich so etwas wie Sympathie empfinde.

Die meisten, vor allem die in meinem Alter, sind so, so hochtrabend. Sie leben in dem Glauben, sie seien etwas besseres, nur, weil sie hier geboren worden sind.
Emilia ist anders. Ihre Familie hat kein großes Vermögen und alles in ihrer Persönlichkeit spricht davon, dass sie sich nicht für etwas besseres hält.

Sie begleitet mich oft, wenn ich Besorgungen machen muss und Mutter keine Zeit.
Aber, abgesehen von der Zeit, die ich mit Emilia verbringe, abgesehen von der Zeit die ich mit meiner Mutter verbringe, ist das Leben hier einsam. So einsam, dass ich es nicht beschreiben kann.

Vater arbeitet so viel, ich bekomme ihn kaum noch zu Gesicht. Wie oft habe ich mir schon gewünscht wieder in Salisbury zu sein. Wieder bei Anna und Charlotte. In der Nähe von Jocelyn und Evelyn, meinen Nichten und Neffen, meinen Schwagern. Selbst Paul werde ich sobald nicht wieder sehen.
Der Zauber den Chicago auf mich ausgeübt hat, ist fast vollständig verflogen.
Es spielt keine Rolle, wie viele Automobile ich sehen werde, wie hoch die Häuser sind, ohne Menschen um mich, die ich wirklich mag.


22.11.1917
Immer noch finde ich kaum Zeit mich zurückzuziehen. Die Monate Revuepassieren zu lassen, sie festzuhalten.
Wir alle sind zu sehr mit den Vorbereitungen für den Empfang beschäftigt. Ein Empfang, ist das zu glauben? Nie zuvor hat meine Familie einen Empfang gegeben, keinen in diesem Umfang.
Übermorgen ist es soweit. Alle Menschen, an deren Namen ich mich nur so sporadisch erinnern kann, werden da sein und zahlreiche neue Gesichter dazu.


24.11.1917
Heute ist der große Tag. Eigentlich sollte ich mich fertig machen, aber ich ziehe es vor noch etwas Zeit verstreichen zu lassen. Es wird eine lange Nacht werden.
Ich würde zu gerne wissen, ob alle geladenen Gäste erscheinen werden.
Der Boss meines Vaters und seine Familie werden da sein. Hoffentlich kann ich mir wenigstens ihre Namen merken. Wie peinlich es doch wäre, sie mit falschem Namen anzusprechen, nicht nur für mich. Auch für meinen Vater, meine Mutter.


25.11.1917
Es ist so früh und doch bin ich schon munter. Der Schlaf wollte letzte Nacht einfach nicht zu mir kommen.
Der Empfang. Ich hatte nicht daran geglaubt, dass ich gefallen daran finden würde und doch tat ich es.
Ich habe es sogar geschafft weder mich, noch meine lieben Eltern in eine peinliche Situation zu bringen, wenigstens keine die offensichtlich gewesen ist.
So furchtbar mir das Problem mit den Namen auch erschienen war, war es nicht schwer gewesen allen Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Zum einen stellten meine Eltern mich den meisten Gästen erneut vor, immer darauf bedacht, dabei auch den Namen meines Gegenübers zu erwähnen. Oh, wie gut sie mich doch kannten.
Zum anderen habe ich darauf geachtet, die Namen im Laufe der Gespräche nicht zu erwähnen, bis jemand anderes es zuerst tat.

Bis zum gestrigen Abend, war mir dieses, unser Haus, immer verlassen erschienen, aber mit all diesen Menschen, die die Räume, den Flur, belagerten, konnte ich nicht umhin es in einem neuem Licht zusehen.
Hach, wenn ich ehrlich bin, glaube ich fast, dass es vor allem an einem ganz bestimmten Menschen lag.
Der erste Teil des Abends, war alles in allem uninteressant gewesen. Die gleichen Gespräche, immer wieder, nur jedes Mal mit einem anderen Mr., einer anderen Mrs., einer anderen Ms.
Über Stunden hinweg, habe ich verzweifelt versucht eine Möglichkeit zu finden, für eine Weile, einen kurzen Moment zu entkommen. Nicht vor dem Empfang, sondern einzig und allein vor den Fragen, wie es mir in Chicago gefiel, wie meine Pläne für die Zukunft aussahen.

Schließlich entdeckte ich meinen Vater, er stand im Salon, ein Glas teuren Brandy, den er extra für diesen Anlass hatte besorgen lassen, in der Hand.
Er war so vertieft in das Gespräch mit seinem Gegenüber, das er nicht merkte, dass ich neben ihm stand.
Und dann waren sie plötzlich da. Diese strahlenden, grünen Augen. Ich spürte sie auf meiner Haut, bevor ich sie sah. Es lag nichts in ihnen, was man als anzüglich, als ungehörig hätte beschreiben können. Alles was ich darin sah war Neugierde. Eine Neugierde, die ich, wie ich gestehen muss, teilte.

Ich wusste nicht wer er war, genauso wenig, wie ich wusste, warum er so unbeteiligt bei meinem Vater und seinem Gesprächspartner stand.
Ich hatte keine Zeit, keine Gelegenheit, mir ein Bild seiner restlichen Gestalt zu machen, da mein Vater sich in eben diesem Moment, diesen Sekunden, dazu entschloss meine Anwesenheit zu würdigen.
Er sprach meinen Namen aus, etwas lauter als es nötig gewesen wäre, etwas erfreuter, als er es sonst tat.
Er legte seine Hand auf meine Schulter.
Das tut er immer, wenn er sich sicher sein will, dass ich ihm aufmerksam zu hörte und es funktionierte jedes Mal.

Mit seiner Hand auf meiner Schulter, wendete er sich wieder seinen Gesprächspartner zu. Mr. Mason, der Gründer der Kanzlei, in der er arbeitete und neben ihm sein Sohn, der junge Mr. Mason.
Darauf folgte das übliche, er sagte, er freue sich mich kennen zu lernen. An sich, etwas das man immer sagte, wäre da nicht der kleine Zusatz gewesen. “Dein Vater hat mir bereits so viel von dir erzählt.” Dieser Satz, dieser Satz war verantwortlich dafür, dass mir die Röte ins Gesicht schoss. Nicht, dass ich schnell, häufig, rot wurde, aber dieser Satz... Was hatte mein Vater ihm erzählt?

Instinktiv warf ich einen kurzen Seitenblick zu seinem Sohn. Nichts an seiner Mimik, seiner Haltung hatte sich verändert und doch lag etwas in seinen Augen, etwas das ich erst nicht deuten konnte.
Er lachte! Er lachte über mich! Dessen war ich mir sicher.
Ich spürte wie die Hitze in meinen Wangen weiter stieg.
Schnell, zu schnell, als das es unauffällig gewesen wäre, wendete ich mich von ihm ab, erwiderte Mr. Masons Worte und entschuldigte mich. Frische Luft! Ach, wie sehnte ich mich nach frischer Luft.


Ihr Herz pochte, schlug hart gegen ihren Brustkorb, aber sie war sich nicht sicher warum. Namen. Ein Name, den es wohl tausendfach gegeben hatte zu dieser Zeit, wohl immer noch gab.
All ihrer Zweifel zum Trotz, sprach ihr Körper eine deutliche Sprache, deutlicher als ihr Verstand je sprechen könnte.
Wusste sie nicht inzwischen, dass ihr Körper immer einen Schritt weiter war, als ihr Verstand, wenn es um ihn ging? War es nicht von Anfang an so gewesen?
Ihr Körper wusste schon längst was geschehen würde, wusste es bevor ihr Verstand es überhaupt geschafft hatte, alle Details zu verarbeiten.
Unabhängig von ihrem Bewusstsein, dem Wissen, von dem Konflikt zwischen Körper und Geist, tendierte sie dann doch dazu sich in diesem Fall, im Fall der Fälle, auf ihren Verstand zu verlassen, anstatt auf das dumpfe Schlagen ihres Herzens.

Die Luft tat so gut. Sie kühlte meine Wangen, klärte meinen Kopf.
Und dann war es wieder da, dieses Brennen...


~~~~~

btw
Ich wünsche euch allen Frohe Ostern

some people were concerned about whether the Winchesters survived
and everybody was concerned about whether the car survived [Eric Kripke]
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#10

Hallo :hi:

ich hab jetzt auch mal alle Teile gelesen. Mal wieder unglaublich toll, die FF, bis jetzt, aber ich zweifle nicht daran, dass es so bleibt.

Ich hatte mir schon gedacht, dass
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Aber irgendwie hatte ich das noch gar nicht geschnallt, als von der Kanzlei das erste Mal die Rede war. Erst später ist mir das aufgegangen, dass da ja Mason stand^^.
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Allerdings fände ich die Vorstellung, wenn ich an Bellas stelle wäre etwas seltsam, dass
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Naja ich freu mich schon auf den nächsten Teil und vorallem darauf, was passiert, wenn Edward zu Bella zurückkommt.

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