Feuerfang
#21

Ach, langsam lebt die Geschichte. Toll Smile
Mir gefällt das, dass sie so eigene Rituale haben und die auch pflegen. Und anders sein als die andren, ist auch immer gut.
Bin ja echt gespannt, wie sich das entwickelt, ob wir uns bald in nem Horrorfilm oder in einer Liebesromanze befinden. Also du darfst ruhig bald wieder posten Big Grin

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#22

Abendstern schrieb:das mit den Schränken passt ziemlich gut rein find ich, weil es so ne Art Retourkutsche für sein Einmischen mit ihrer Tasche ist.
Dass die beiden also sozusagen selbstständig und eigentlich unkommentiert im Leben des anderen Herumbewegen, ohne dass sie die dazu aufgefordert werden. (und das rumschnüffeln hat sie ja "heute" noch --> Gedichtbände xD)


auch eine interessante sichtweise - besonders, dass du das mit den gedichtbänden aufgreifst freut mich sehrWink


ich danke fürs feedbackSmile
und ines, mein plan wo es hingeht ändert sich stetig, aber es wird kein horrorfilmWink ...glaub ich^^
hier erstmal ein weiterer teil.

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Drei
2011
Als sie aufwachte, war es noch dunkel. Sie schob die Decke zurück, öffnete das Fenster, neben dem das Bett stand, und kletterte über Simon hinweg, der anscheinend irgendwann in der Nacht umgezogen war. Längst merkte sie es nicht mehr, wenn er sie in der Nacht vorsichtig hochhob und ein Stück zur Seite verlagerte, damit sie beide genug Platz hatten.
Sie merkte nicht, wenn er sich neben sie legte und die Hälfte der Decke klaute, und sie bekam auch nicht mit, wenn er wieder mal in einem seiner wirren Träume die Welt rettete, denn wenn sie nebeneinander schliefen, schienen unbewusste Mächte am Werk zu sein, die trotzdem immer eine Hand breit Platz zwischen ihnen ließen.
Es war nicht so, dass sie sich nicht genügend vertraut hätten – denn beide schliefen nebeneinander tief und fest – und keiner von beiden fühlte sich unwohl, wenn er vom anderen berührt wurde.
Nein, sie brauchten einfach beide ihren Platz, und sie waren beide bereit, diesen einander zu geben - sogar im Schlaf.
Anne blieb einen Moment auf der Bettkante sitzen und beobachtete ihren besten Freund, wie er den Rest der Decke annektierte und sein Gesicht darin verbarg, sodass nur noch sein blonder Haarschopf hervorschaute, der im Dunkeln fast zu leuchten schien.
Dann schob sie ihre Füße in seine wärmenden Filzpantoffeln, schlüpfte leise aus der Tür und verschwand in der Küche.


Simon wurde von der Sonne geweckt, die in sein Gesicht knallte als wollte sie ihn damit gewaltsam aus dem Bett vertreiben. Er brummte und versuchte, sich außer Reichweite der grässlich hellen Sonnenstrahlen zu bringen, doch er stellte fest, dass er ihnen nur entkommen konnte, wenn er aufstand.
Morgenmufflig schloss er das Fenster, aus dem schon seit einiger Zeit Straßenlärm in seine Wohnung drang, den er leider nur im Schlaf wunderbar ignorieren konnte.
Anschließend suchte er mit seinen Füßen nach seinen Pantoffeln und registrierte schließlich, dass er nicht allein geschlafen hatte und seine Pantoffeln wahrscheinlich bereits ohne ihn unterwegs waren.
Er stand auf und wankte barfuß über den Parkettboden, aus der Schlafzimmertür hinaus, durch das Wohnzimmer und in die Küche.
„Morgen...“, grummelte er und nahm die Kaffeetasse entgegen, die ihm Anne wissend entgegenstreckte. Es gab nicht viele Situationen, in denen er weniger sprach als sie, doch die 20 Minuten, nachdem er aufgewacht war, gehörten eindeutig dazu.
„Gut geschlafen?“, fragte sie nur grinsend.
Er trank von dem Kaffee, dann zeigte er auf ihre Füße, die immer noch in seinen Pantoffeln steckten.
„Meine.“, stellte er nur fest und ignorierte ihre Frage, denn in diesem Moment, in dem er sich nach nichts weiter sehnte, als wieder so himmlisch zu schlafen wie noch vor fünf Minuten, erschien diese ihm nur furchtbar gemein.
Sie zog die Pantoffeln aus, hüpfte auf einen Barhocker und drückte die Fußsohlen an dessen kalte Beine. Ihre Füße wurden in diesen gottverdammten Dingern sowieso immer entsetzlich warm.
Simon schlüpfte in die Pantoffeln, stellte seine bereits leere Kaffeetasse auf die Kücheninsel und schlurfte ins Bad.


Zehn Minuten später kam er wieder aus dem Bad, nur mit einem Handtuch bekleidet und immer noch leicht desorientiert. Viele Menschen, unter anderem auch Anne, fanden, dass man nach dem ersten Schluck oder spätestens der ersten Tasse Kaffee am Morgen wach war. Allerspätestens, wenn man zehn Minuten lang geduscht hatte. Simon aber benötigte eine gewisse Zeit, die Anne gern als „tägliche Entwicklungsverzögerung“ verspottete und er selbst als „morgendliche Besinnungsphase“ bezeichnete: Er war grundsätzlich erst nach dem zweiten Kaffee ansatzweise zurechnungsfähig.
„Simon, Schatz, musst du unbedingt deinen tropfnassen Traumkörper so zur Schau stellen?“, fragte Anne, als sie kurz von der Zeitung aufblickte, weil seine Schritte plötzlich verstummt waren und sie ihn mitten in der Küche verortete.
Er antwortete nicht, schüttelte nur den Kopf und ging zurück in sein Zimmer, um sich anzuziehen.
Wenig später kam er zurück und war immerhin schon so weit aufgewacht, dass er sich seinen Kaffee nun selbst einschenken konnte. Er setzte sich auf den zweiten Barhocker, trank ein paar Schlucke und war schließlich in der Realität angekommen.
„Jap, hab ich und ja, es ist meine Wohnung.“, sagte er so plötzlich, dass Anne erschrocken zusammenzuckte. Sie sah ihn fragend an.
„Ja, ich hab gut geschlafen und ja, ich muss meinen tropfnassen Traumkörper so zur Schau stellen, denn ich wohne hier.“, antwortete er auf ihre Fragen, von denen sie schon längst vergessen hatte, dass sie sie gestellt hatte.
Sie grinste. Er war definitiv manchmal noch sonderbarer als sie.
„Also.“ , fing er nun ganz aus dem schweigsamen Modus zurückgekehrt an, „Annie, du schläfst nach deiner 'Date Night' definitiv zu oft hier. Wann hattest du das letzte Mal zwei Dates hintereinander?“
„SIMON!“
Sie war ernsthaft entsetzt über diese Frage. Normalerweise sprach er sie nicht mehr auf ihre misslungenen Dates an, wenn er ein Mal herausgefunden hatte, was schief gelaufen war. Beide informierten einander nicht sehr häufig über ihr Liebesleben, es sei denn, es wurde ernst. Dies wiederum war bei beiden selten der Fall – Anne ließ grundsätzlich nur sehr langsam Nähe zu, was die Männer meist frustrierte, und Simon hatte zwar ständig Freundinnen, entwickelte aber selten ernsthafte Gefühle.
„ANNIE!“, äffte er sie nach und stupste sie in die Seite, dann wurde er ernst.
„Ich weiß, dass ich mich da nicht einmischen soll. Ungeschriebenes Gesetz, oder so. Aber Anne, du siehst nicht glücklich aus, und wenn da nicht mal langsam jemand eingreift, wird das nie was.“
„Und DU fühlst dich jetzt dazu berufen, mir Beziehungsnachhilfe zu geben? Weil das ja bei dir immer so wunderbar klappt, was?“, antwortete sie bissig und rutschte vom Barhocker.
„Nein, weil ich denke, dass wir uns gegenseitig helfen können. Das ist wie bei allem anderen auch - wir sind einfach absolut gegensätzlich. Ich bin ein Meister darin, Beziehungen anzufangen, und du weißt wie man sie hält.“
Wenn sie genau darüber nachdachte, hatte er wahrscheinlich recht. Immerhin hatte sie wenigstens eine langfristige Beziehung vorzuweisen, er hatte es nie über zwei Wochen heraus geschafft.
Aber sie wollte nicht genau darüber nachdenken. Das tat sie nie.
„Nein.“, sagte sie nur, kletterte wieder auf den Barhocker und vertiefte sich erneut in die Zeitung.
Die Diskussion war beendet.


Weil Samstag war, hatten sie beide nichts zu tun. Simon arbeitete nur in der Woche, und Anne studierte noch.
Nachdem sie gefrühstückt hatten und Anne die Zeitung komplett und Simon diese halb gelesen hatte, planten sie den weiteren Tag beim Abwasch.
„Was hast du heute noch vor?“, fragte Anne und trocknete eine Tasse ab, die Simon ihr hinhielt.
„Aufräumen, Altpapier wegbringen, Schuhe kaufen...“, antwortete dieser und spülte einen Teller. „Und du?“
Sie grinste. „Mit dir aufräumen und Schuhe kaufen?“
Er sah sie ungläubig an. Sie hasste Schuhe kaufen mit ihm, weil er unendlich wählerisch war.
„Nie wieder, Simon. NIE WIEDER!“, hatte sie beim letzten Mal gesagt, nachdem er sie durch sämtliche Schuhgeschäfte geschleift hatte, die die Stadt bieten konnte.
„Das willst du wirklich?“, fragte er nach und ließ das Spülwasser ab.
Sie nickte tapfer und räumte die Marmeladengläser zurück in den Kühlschrank.
„Simon!“, brachte sie verwirrt hervor und starrte in den Kühlschrank, der mit Gemüse nur so vollgestopft war. Das hatte sie beim Tisch decken in ihrer Morgenmüdigkeit wohl übersehen, auch wenn ihr das im Nachhinein unmöglich erschien.
Er trocknete seine Hände ab und sah über seine Schulter.
„Oh, ich mache noch mal einen Versuch, gesund zu leben!“
Anne untersuchte den Kühlschrank, vorsichtig, wie um das Gemüse nicht zu zerplatzen, falls sie sich in einem Traum befand und das Gemüse dort aus Seifenblasen gemacht war.
„Simon, das kannst du ja gar nicht alles essen.“, stellte sie fest und hielt drei Porreestangen hoch. „Das wird doch schlecht!“
Sie wühlte sich durch den Kühlschrank, in den außerdem ein Kilo Möhren, Tomaten, Sellerie und Brokkoli gequetscht worden waren.
„Zu viel? Echt?“, fragte Simon, der von Gemüse grundsätzlich keine Ahnung hatte und höchstens mal Bratkartoffeln aß, wenn es die Kartoffeln in Form von Pommes nicht gab.
Anne fragte sich oft, wie er bei seiner seltsamen Ernährung überhaupt genügend Vitamine zu sich nahm und dazu auch noch so gut in Form blieb!
Einer schlimmen Ahnung folgend öffnete sie auch seinen Vorratsschrank. Hier quollen ihr sogleich Kartoffel- und Zwiebelvorräte für mindestens drei Armeen entgegen, und sie drückte rasch die Tür wieder zu, bevor alles auf den Boden purzelte.
„Oh, Simon!“, lachte sie, „Wir gehen heute nicht Schuhe kaufen. Wir kochen Suppe – so viel, dass in dein Gefrierfach für die nächsten vier Wochen keine Tiefkühlpizza mehr passt. Herzlichen Glückwunsch, heute beginnt dein gesundes Leben.“


Zuerst hatten sie doch die Wohnung aufgeräumt und Anne hatte eine Menge Sachen gefunden, die sie dringend wieder mit in ihre Wohnung nehmen musste. Nach und nach wanderten verschiedene Klamotten, drei DVDs, zwei Taschenbücher, eine Thermoskanne, die ein oder andere CD, die er ohnehin blöd fand, und zwei Paar Ohrringe in eine große Tüte, die sie anschließend mit nach Hause nehmen wollte. Küche und Bad waren gewischt, Wohn- und Schlafzimmer gesaugt, sogar die Treppe zur Wohnung hatten sie gefegt, bevor sie sich beide in der Küche einfanden.
„Suppe also?“, fragte Simon noch mal nach, und Anne nickte entschlossen. Sie suchte die vier größten Töpfe heraus, die sie finden könnte, schätzte eine ungefähre Gemüsemenge ab und zeigte auf den Haufen Möhren, Sellerie, Porree, Zwiebeln und Kartoffeln, den sie nach und nach aus Kühl- und Vorratsschrank aufgestapelt hatte.
„Simon?“, versuchte sie seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, da er augenscheinlich bereits wieder in einem Tagtraum versunken war.
Er schreckte auf und sah sie an. „Schälen!“ , befahl sie und grinste.


Wenig später saßen beide mit Schälmessern am Küchentisch und füllten eine Schüssel mit geschnittenem Gemüse, eine mit Kartoffelstückchen und eine kleinere mit gewürfelten Zwiebeln.
Die Schalen wurden von einer Seite der Zeitung aufgefangen, die sie zum Frühstück gelesen hatten.
Simon las die Kurznachrichten, die er beim Frühstück ausgelassen hatte, als Anne plötzlich sprach.
„Simon, wegen heute Morgen...“
„Hmm?“
„Sorry. Ich weiß, dass du das gut meinst, und vielleicht hast du ja sogar recht.“
„Aber du willst nicht darüber reden, weil wir beide so nicht funktionieren.“
Kurz war sie überrascht, dass er genau verstand, was ihr Problem war, dann fiel ihr wieder ein, mit wem sie redete.
„Genau. Du bist mein bester Freund, Simon, aber unsere Freundschaft lebt eben auch davon dass wir uns nicht in das Leben des anderen einmischen. Das ist wie eine unausgesprochene Abmachung: Wenn wir nicht reden wollen, reden wir nicht. Ich frag nicht zu viel über dein Leben vor dem Heim, und du überlässt mir, meine eigenen Dummheiten in der Datingwelt zu machen.“
Sie grinste. Was hart und unpersönlich klang, war doch die einzige Regel, die garantierte dass ihre Freundschaft am Laufen blieb. So war der jeweils andere zwar immer noch die Person, die am meisten von ihnen wusste und der sie am meisten Vertrauen entgegen brachten, aber trotzdem wussten sie längst nicht alles voneinander. Anne fand das völlig in Ordnung.
Er nickte. „Ja, du hast Recht.“, sagte er schließlich und klang doch etwas etwas enttäuscht.
„Kann ich dir trotzdem noch was sagen?“
Sie seufzte und lächelte leicht.
„Du bist einfach nicht für solche Dates gemacht, Annie. Du brauchst eine Freundschaft, bevor du eine Beziehung eingehst. Du brauchst jemanden, der deine Macken versteht und dich nimmt wie du bist, keinen, dem du deine Nummer in 'ner Bar gegeben hast.“
Jetzt lachte sie. „Wo soll ich denn so einen hernehmen, Simon? Etwa dich?“
Auch er lachte, doch dann wurde er wieder ernst. „Nein, ich meine so eine Beziehung wie du damals mit Mark hattest. Ich meine... mit überschminkten Narben, physisch wie psychisch, kommst du nicht weit.“
Anne verdrehte die Augen. „Du kleiner Philosoph.“, sagte sie nur und konzentrierte sich wieder auf die Kartoffel, die sie gerade schälte.
„Versprichst du mir, mal darüber nachzudenken?“
Sie kicherte. „Sieh mich an, ich nehme Beziehungstipps von jemandem an, von dem ich nicht mal den echten Nachnamen weiß!“
Er verzog den Mund. Sie biss sich auf die Lippe, legte das Messer aus der Hand und berührte seine.
„Ja, ich denk drüber nach.“ , versprach sie eilig. Dann nahm sie das Messer wieder auf und beide schälten und schnitten ohne ein weiteres Wort.
„Ich muss noch was erledigen.“, sagte er nach einer Viertelstunde aus heiterem Himmel.
Er stand auf, schnappte sich seine Jacke und zog seine Schuhe an.
Was war denn jetzt los? Anne war verwirrt. Hatte er ihr die Anspielung auf seinen Namen übel genommen? War er beleidigt, weil sie nicht mit ihm über Liebesdinge sprechen wollte? Dachte er, sie vertraute ihm nicht?
Sie blickte auf die Zeitung, in die er vorher beinahe ein Loch gestarrt hatte, und schälte gedankenverloren weitere Kartoffeln. Wollte er, dass sie ging? War das ein Streit gewesen?
In ihrer ganzen Freundschaft hatten sie sich nur ein Mal gestritten. Sie erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen, aber es war über sieben Jahre her.

I'm feeling lonely but what can you do?
It's only when its dark I'm thinking of you.

(Fallulah)
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#23

Jetzt hab ich Huuunger.. Sad


Diesmal hab ich kaum was zu bemängeln, nur

Zitat:Was hart und unpersönlich klang, war doch die einzige Regel, die garantierte dass ihre Freundschaft am laufen blieb


schreibt man in dem Zusammenhang doch groß oder? Unsure

Mir gefällt die Stelle im Bett sehr gut, weil sie in meinen Augen betont, dass die beiden wirkliche Freunde sind und es nicht, wie es manchmal der Fall bei m/w Freundschaften ist, darum geht von irgendjemandem Nähe zu bekommen.


und ähm...
Mark? War das nich der, der sie geärgert hat im Heim?

I need Money for a Unicorn.
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#24

ich habe noch suppe nach annes rezept im gefrierfach, wenn du was brauchstBig Grin
(das nennt man wohl autobiaographischer einfluss Wink )

ja, das mit dem "am Laufen" änder ich mal. ich bin nich so der fan von groß und kleinschreibung, ignorier die im internet (wie jetzt gradBig Grin ) auch oft, konnte ich noch nie und seh es beim drüberlesen auch meist nie. also danke für den hinweis.

und mark... ja, das siehst du richtigWink

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It's only when its dark I'm thinking of you.

(Fallulah)
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#25

Meffi schrieb:Viele Menschen, unter anderem auch Anne, fanden, dass man nach dem ersten Schluck oder spätestens der ersten Tasse Kaffee am Morgen wach war. Allerspätestens, wenn man zehn Minuten lang geduscht hatte. Simon aber benötigte eine gewisse Zeit, die Anne gern als „tägliche Entwicklungsverzögerung“ verspottete und er selbst als „morgendliche Besinnungsphase“ bezeichnete: Er war grundsätzlich erst nach dem zweiten Kaffee ansatzweise zurechnungsfähig.
Hahaha ohhh das erinnert mich so an mich selbst. Das find ich grad das tolle. Jeder kann sich ein wenig in jedem der Charaktere wiederfinden. Wobei ich sagen muss, dass ich eher in Richtung Simon tendiere Big Grin

Hm. Was lässt sich sonst sagen. Ich glaube, ich ahne zu wissen, wie sich die Story ca. entwickelt.
Show Content

Aber Suppe? Selbstgemachte Gemüsesuppe? Ohjeee. Mag ich gar nicht Sad Deswegen noch ein Punkt für Simon Big Grin

Aber cooler Teil, hat mir gefallen.

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#26

Tina, du hast einen neuen fan gewonnen. Der fan nennt sich margie Big Grin
Nur blöd, dass ich erst heute geschnallt habe, dass es mal wiede was zu lesen gibt. Doch besser spät als nie, ne?! :p
Ich finde deinen schreibstil spitze und die geschichte ist verdammt spannend! Also ich bleib dran Top

Sei Du selbst die Veränderung, die du auf der Welt sehen möchtest.
- Mahatma Gandhi
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#27

Wieder spannender Teil und ich binn gespannt wie es weiter geht Big Grin
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#28

dankeschöön ihr fleißigen feedbackerSmile
CoughSweet schrieb:Hahaha ohhh das erinnert mich so an mich selbst. Das find ich grad das tolle. Jeder kann sich ein wenig in jedem der Charaktere wiederfinden. Wobei ich sagen muss, dass ich eher in Richtung Simon tendiere Big Grin

Hm. Was lässt sich sonst sagen. Ich glaube, ich ahne zu wissen, wie sich die Story ca. entwickelt.

du findest dich auch noch mal in anne wieder, ganz sicherBig Grin
was die entwicklung der story angeht, weißt du wohl mehr als ichWink
aber wenn dich an dem kapitel nur die suppe stört find ich das gut :p

gilmoreGirl nr1 schrieb:Tina, du hast einen neuen fan gewonnen. Der fan nennt sich margie Big Grin

sehr schön dass du hergefunden hast <3

Lis schrieb:Wieder spannender Teil und ich binn gespannt wie es weiter geht Big Grin

und wie es weitergeht... seht ihr jetzt. oder besser wie es früher war.Big Grin wir schreiben das jahr 2004Wink


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Vier
März 2004
Das Wasser war eisigkalt und so weit, dass alle ihre Sorgen darin unendlich klein schienen.
Sie genoss das Gefühl, wie die Kälte ihren ganzen Körper einschloss, und glitt unter der Oberfläche des Sees dahin. Die schwachen Strahlen der Märzsonne drangen durch die Wasseroberfläche und vermehrten sich wie durch ein Prisma, ließen ihre Umgebung schimmern. Fast meinte sie, spüren zu können, wie sie sie am ganzen Körper trafen und kitzelten, all ihre Fehler und Narben wurden gleichermaßen schön, im Licht der Sonne so anders und im Wasser von der Welt verborgen.
Anne liebte dieses erste Schwimmen im See, lang bevor alle anderen auch nur einen Fuß ins Wasser tauchen wollten. Es schien, als sei die Zeit zwischen Zufrieren und Abtauen des Sees wie eine Reinigung, als sei das Wasser jeden Frühling frisch und neu, wie ausgewechselt. Und zu dieser Zeit des Jahres gehörte es ihr allein.
Sie tauchte auf, als sie schließlich trotz allem Genuss das Gefühl hatte, vor Kälte fast zu erstarren, und kraulte zum Steg zurück. Zwei Füße, ohne Schuhe, hingen ein paar Millimeter breit über der Wasseroberfläche. Sie griff nach oben an den Steg und stemmte sich aus dem Wasser.
„Hallo.“, hörte sie ihn sagen und wollte sich am liebsten direkt zurück ins Wasser fallen lassen. Mark. Der hatte ihr gerade noch gefehlt!
Sie kletterte trotzdem aus dem Wasser und wickelte rasch das Handtuch um sich herum, um sich vor seinen Blicken zu schützen. „Wieder auf Monsterforschung?“, fragte sie bissig.
„Du weißt übrigens, dass Frankenstein nur der Schöpfer war und nicht das hässliche Viech?“
Sie fuhr sich mit ihrem zweiten, kleineren Handtuch durch das Gesicht, das jetzt ungeschminkt war und die Narbe auf ihrer Wange deutlich hervorblitzen ließ. Im selben Moment wünschte sie, sie hätte es nicht getan. Schnell wickelte sie ihre Haare in das Handtuch und stand auf.
„Warte.“, sagte er plötzlich, „Bitte.“.
Verwirrt setzte sie sich tatsächlich. Was hatte er vor? Hatte er je zuvor in ihrer Gegenwart „bitte“ gesagt? Sie sah ihn argwöhnisch an, erwartete schon einen neuen hinterhältigen Schlag von ihm, für die er doch bekannt war.
„Ich bin gestern sechzehn geworden.“ , sagte er zusammenhangslos und sah ihr in die Augen.
Sie starrte zurück und versuchte, in seinen eisblauen Augen den gewohnten Funken von Boshaftigkeit zu finden, doch sie konnte es nicht.
„Herzlichen Glückwunsch?“, fragte sie vorsichtig, und fragte sich ob sie einen bissigen Satz anfügen sollte und ob es als „sich ausliefern“ galt, wenn sie es jetzt nicht tat.
„Mein Dad hat gesagt, dass man wenn man sechzehn wird... naja ein Mann wird. Dass man dann Verantwortung übernehmen muss und... dass man eben aufhören muss ein Kind zu sein.“
Jetzt war sie wirklich überrascht. Würde das hier der Tag werden, an dem sich alles änderte? Hatte er endlich genug?
Jeder im Heim wusste, dass sein Vater an Krebs gestorben war, und dass seine Mutter die beiden verlassen hatte, als er noch ganz klein war. Jeder wusste, dass sein Vater sein Ein und Alles gewesen war. Aber sie alle kannten das Gefühl, plötzlich ganz allein auf der Welt zu sein, und niemand machte sich viele Gedanken um die Geschichten der anderen. Vielleicht, dachte Anne, war es falsch, jedes Unglück als gleich anzusehen. Waren sie nicht alle auf unterschiedliche Weise unglücklich? Konnte man das Unglück eines anderen ignorieren, weil man selbst nicht viel Glück gehabt hatte? Er sprach mitten zwischen ihre Gedanken.
„Ich war ein Idiot, Anne. Und ein Lügner. Das hört heute auf.“
Einen Moment blieb er still und wartete auf ihre Reaktion, doch sie reagierte nicht.
„Es tut mir leid.“,setzte er neu an.
„Ich hab dich geärgert und genervt und dir immer gesagt du seist hässlich. Aber das stimmt nicht. Ich fand dich nie hässlich.“
„Was?“, fragte sie nur, und zuckte weg, als er seine Hand hob und sie ihrem Gesicht näherte.
Sie schlang das Handtuch fester um sich und wollte aufstehen, aber ihre Beine hatten eine ähnliche Konsistenz wie der grüne Wackelpudding, den es hier nur Samstags gab.
Er stoppte seine Hand mitten in der Bewegung, kurz vor ihrer Haut, sodass sie glaubte, ihn schon fühlen zu können.
„Tut es weh?“, fragte er und legte schließlich einen Finger auf die Narbe, die sich senkrecht über ihre Wange zog.
Seine Berührung fühlte sich an wie hundert kleine Stromschläge, und sie meinte fühlen zu können, wie das Blut in das Narbengewebe zurückkehrte und sie langsam verschwinden ließ. Niemand hatte sie je so berührt, und bei niemandem sonst hätte sie es zugelassen. Warum ausgerechnet bei ihm?

Sie schüttelte den Kopf.
„Diese da?“, fragte er, nahm seine Hand weg und zeigte auf die Narbe an ihrem Hals.
Wieder schüttelte sie den Kopf.
Er sah auf ihre dritte Narbe, die, die sich über ihren Unterarm zog, fuhr mit dem Zeigefinger darüber und nahm ihre Hand.
„Und die?“
„Nein.“, flüsterte sie, ohne Kontrolle über ihre Stimme. „Nein, das tut überhaupt nicht weh.“


Viel später verabschiedeten sie sich an der Treppe unter der flackernden Lampe, bevor er ein Stockwerk höher gehen musste, um zu seinem Zimmer zu gelangen.
Anne blieb noch einen Moment stehen. Sie war noch immer völlig verwirrt. Was war gerade passiert? Wollte sie das? Wie konnte ein Mensch so anders sein, als man dachte?
Sie hatten noch lange am See gesessen, Hand in Hand, erst ohne ein Wort zu sagen, dann leise redend. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie so viel reden konnte, aber sie genoss, dass er ihr zuhörte.
Jetzt waren in ihrem Kopf nur noch Fragen ohne Antworten, ein merkwürdiges mulmiges Gefühl das ihr Herz klopfen und ihren Magen rumoren ließ. Das absurdeste an der Sache war, dass ihr das ganze irgendwie gefiel.
Als sie den Flur betrat, schaltete der Bewegungsmelder das Licht ein und sie sah eine Gestalt auf der Fensterbank sitzen.
„Du bist zu spät.“, sagte Simon. „Fünf Stunden zu spät.“
Siedend heiß fiel es ihr wieder ein. Sie waren verabredet gewesen, hier. Sie wollte nur kurz schwimmen gehen, dann wollten sie sich hier Treffen, vielleicht einen Spaziergang machen oder einfach wie immer zusammen nachdenken und sicher sein.
„Hast du die ganze Zeit hier am Fenster gesessen?“, fragte sie und sah aus dem Fenster hinaus, aus dem man einen wunderbaren Blick auf den Steg hatte.
Er schüttelte den Kopf, dann legte er die Stirn auf die Knie, und sie wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte.
Hatte er alles mit angesehen? Sie fühlte sich mit einem Mal irgendwie verletzt, als hätte er ihr Tagebuch gelesen oder gleich ihre Gedanken. Dieser Moment, den sie mit Mark erlebt hatte, hatte keinen Platz für jemanden anderes - auch nicht für Simon.
Gleichzeitig aber war sie erleichtert, dass sie es ihm jetzt nicht erzählen musste, ja, dass sie überhaupt nicht darüber reden mussten. Er wusste es, sie wusste es, und es gab keinerlei Klärungsbedarf. Simon schien das nicht so zu sehen.
„Er ist ein Idiot.“, sagte er, hob den Kopf von den Knien und sah sie an.
„Weiß ich.“, antwortete sie. „Er weiß das auch. Er hat sich entschuldigt.“
„ Er nennt dich seit fünf Jahren Frankenstein und muss sich dafür nur ein Mal entschuldigen?“
Sie hörte es alles in seiner Stimme. Die Verletzung, dass sie ihn versetzt hatte, die Eifersucht, dass sie den Tag stattdessen mit Mark verbracht hatte, das Unverständnis darüber, dass es ausgerechnet dieser „Idiot“ sein musste, und über allem, klar und deutlich, seinen Ärger über den Betrug der Grundsätze ihrer Freundschaft. Und da kam es auch schon:
„Wir hassen ihn, Annie. Er macht dir das Leben zur Hölle, er verletzt dich permanent und nimmt dir alles weg, was du aus den Augen lässt. Und wer verteidigt dich, wer holt deine Sachen zurück, wer tröstet dich? Und wer lästert mit dir über ihn? Du sagst doch selbst dass er dümmer und verklemmter ist, als die Tür vom Fernsehraum.“
„DU hasst ihn“, platzte sie heraus, „DU findest alles was er sagt so schrecklich verletzend und DU musst mich immer verteidigen. Hab ich dich einmal gebeten, mir meine Sachen zurückzuholen? Bin ich einmal zu dir gekommen, damit du mich tröstest? Er ist genau wie wir, Simon. Er ist unglücklich.“
Sie wusste, dass sie unfair war. Sie hatte ihn nie gebeten, auf ihrer Seite zu sein, aber es war ein unausgesprochenes Abkommen gewesen, wie so vieles zwischen ihnen. Außerdem hatte sie ihn versetzt. Sie wollte sich gerade entschuldigen, als er von der Fensterbank aufstand und ihr antwortete.
„Du bist nicht wirklich so blöd, oder Anne? Er wickelt dich um den kleinen Finger, weil er gut aussieht und tolle blaue Augen hat.“, stellte er fest und verdrehte die Augen.
„In die du eintauchen kannst wie in einen See, oder so.“
„Was hat das denn damit zu tun, wie er aussieht? Was haben denn seine Augen damit zu tun? Bist du nur gemein oder neidisch, dass die Mädels nicht so auf dich fliegen wie auf ihn? Bist du eifersüchtig?“
Simon schnaubte verärgert.
„Es geht nicht um ihn, es geht um dich. Du bist die vernünftige, Annie. Du bist die, die alles weiß, immer ihre Gefühle hinterfragt und genau auswählt, mit wem sie ihre Zeit verbringt.
Ich kenne niemanden, der so selbstsicher ist wie du – und gleichzeitig so leicht zu beeinflussen, anscheinend. Ich mach mir Sorgen, okay?“
„Nein, das ist nicht okay. Das ist meine Sache. Du hast damit nichts zu tun, und wenn du dich nicht so anstellen würdest, dann würde es unsere Freundschaft überhaupt nicht beeinflussen.
Es tut mir leid, dass ich dich versetzt hab. Ich versprech dir dass das nie wieder vorkommt. Aber lass uns nicht streiten, okay? Nicht wegen sowas.“
„Sowas? Es scheint dir doch ziemlich wichtig zu sein, so verwirrt wie du bist! Er wird dich erst aufbauen, und dann wird er dich verletzen. Menschen ändern sich nicht von heute auf morgen. Selbst wenn sie sagen dass sie das tun. Du lebst in einer Märchenwelt, Anne.“
„Nun, dann lass mir mein Märchen. Ich mag das Märchen, und du hast kein Recht, die böse Hexe zu spielen.“
Es reichte ihr. Musste er alles besser wissen als sie? So tun als hätte er die große Ahnung von allem, den einzigen richtigen Plan? Das ließ sie sich nicht gefallen.
„Wenn ich in dieser Sache auf die Fresse fliege, dann lass mich einfach liegen. Das hier ist offiziell mein Problem, und ich brauch dich nicht, um mich wieder aufzusammeln. Verstanden?“
„Annie, ich will doch nur...“
„Weißt du was, Simon? Eigentlich brauche ich dich überhaupt nicht.“
Sie drehte sich um, ging auf ihr Zimmer zu und knallte die Tür, was im Heim strengstens verboten war. Morgen würde sie dafür wahrscheinlich das Geschirr allein abwaschen müssen, aber das war ihr egal.




Er würde später merken, dass er falsch lag, und sich dafür entschuldigen, und sie würde die Entschuldigung annehmen.
Sie würde später erfahren, dass sie eigentlich nicht um Mark gestritten hatten, sondern darüber, ob sich Menschen ändern konnten. Sie würde verstehen, dass sie, weil sie daran glaubte, sein gesamtes Weltbild aus den Fugen gerissen und alte Wunden geöffnet hatte. Und in ferner Zukunft, über sieben Jahre später, würde sie erkennen, dass es immer ein Streitpunkt zwischen ihnen bleiben würde.

I'm feeling lonely but what can you do?
It's only when its dark I'm thinking of you.

(Fallulah)
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#29

Jetzt wissen wir was das damals für ein Streit war. Mann könnte meinen das Simon eifersüchtig war.

Super das es immer so schnell weiter geht Big Grin
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#30

Ich kann mich nur anschließen! Ich denke Simon war eifersüchtig ^^
Wieder ein super Teil! :clap: *weiterlesen will*

Sei Du selbst die Veränderung, die du auf der Welt sehen möchtest.
- Mahatma Gandhi
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