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Lea-Lena schrieb:Ich liege hier und weiß weder wo ich bin, noch was ich hier soll.
Es ist nicht sonderlich hell, aber angenehm warm, denn ein paar Kerzen umgeben mich und meine Brüder. Es riecht so schön nach Rosen… Ich fühle mich wohl. Aber eins verunsichert mich:
Seit Stunden verschwinden immer mehr von meinen Brüdern, keine Ahnung, warum. Ich versuche mich zu konzentrieren und lausche…

Ich höre ein Kratzen auf dem dunklen Holztisch, auf dem ich liege. Was hat das wohl zu bedeuten? Wenn ich doch nur sehen könnte, was dort passiert…
Ich konzentriere mich weiter…
Man hört ein leises und verzweifeltes „Mist!“. Kurz darauf höre ich, wie mein Bruder zerknüllt und weggeworfen wird. Jemand greift nach einem weiteren Bruder von mir.
Ich höre wieder dieses Kratzen auf dem Tisch.
Langsam verstehe ich… Er wird beschrieben! Aber auch er wird wieder zerknüllt und weggeschmissen. Jetzt weiß ich wenigstens, was mit ihnen passiert ist.
Jemand atmet tief ein und wieder aus. „Okay, reiß dich zusammen!“ höre ich leise. So leise, dass es kaum hörbar ist.

Ich spüre, wie jemand nach mir greift und mich zu sich zieht… Oh nein! Jetzt bin ich dran! Hoffentlich schmeißt er mich nicht auch einfach weg… So möchte ich nicht enden…
Ich erschrecke mich, als ich wieder dieses Kratzen höre und es dann auch noch spüre. Doch es ist ganz und gar nicht wie bei meinen Brüdern! Es ist wesentlich leiser. Und es fühlt sich gut an…

Er schreibt ziemlich lange auf mir, aber Angst habe ich nicht mehr. Ich genieße es nur noch, wie er auf mir schreibt.
Er schreibt so sanft auf mir, dass ich mir denken kann, was er schreibt und ich freue mich darüber.

Ich merke, dass er eine Pause macht. Er scheint kurz wegzugehen. Ich rieche Kaffee. Es ist schon ziemlich spät. Wahrscheinlich will er sich mit dem Kaffee wach halten.
Er kommt damit wieder zurück und setzt sich. Ich spüre, wie er ganz langsam und sanft drei Wörter schreibt, dann hört er wieder auf. Ich höre nichts. Er scheint immer noch dazusitzen und nachzudenken. Dann höre ich, wie er zufrieden ausatmet. Er scheint zu lächeln.

Er trinkt den Kaffe in einem Zug aus und steht auf. Ich höre, wie er sich eine Jacke überzieht und die Kerzen ausbläst.
Es ist auf einmal so dunkel… Will er mich hier etwa so liegen lassen? Nein. Ich spüre, wie er mich nimmt und ganz vorsichtig zusammenfaltet. Dann geht er mit mir raus und steckt mich in seine Jackentasche. Was er wohl mit mir vorhat?

Er läuft eine ganze Weile mit mir durch die Straßen.
Es ist kalt. Zum Glück wärmt mich sein Körper.
Ich merke, dass er mit mir in ein Haus geht und mich auf den Boden legt. Dann höre ich ein kurzes Klingeln und er geht weg.
Wo will er hin? Er kann mich doch nicht einfach so hier liegen lassen!

Kurze Zeit später höre ich, wie eine Tür geöffnet wird. Zarte Hände heben mich hoch und bringen mich in eine Wohnung. Ich werde wieder entfaltet.
Kurze Zeit höre und merke ich kaum noch etwas. Nur, dass ich noch in den Händen eines Mädchens gehalten werde. Wahrscheinlich liest sie mich.
Dann höre ich sie weinen. Einige Tränen tropfen auf mich herab, aber ich höre, dass sie lächelt.
Nun weiß ich, dass ich etwas Schönes übermittelt habe.

„Ich dich auch!“ antwortet sie leise.

Sie steckt mich in eine Kiste und ich freue mich, das mein leben einen Sinn hatte.


Seit ich geboren wurde, hatte ich den Traum, als Liebesbrief zu enden…

Leni88 schrieb:Nun liege ich da, tief verborgen im Dunkeln zwischen all den Stapeln von Papier, in einer dunklen Schublade. Kann mich nicht erinnern zum letzten Mal das Tageslicht erblickt zu haben. Ich liege einfach da, noch völlig unbeschrieben und weiß, unbedruckt, ohne einen einzigen Buchstaben, die zu Worten verbunden werden. Es gibt schöne Worte, so liebevoll und dazu gemacht, einem Menschen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Für Worte dieser Art will ich gerne Bote sein. Doch wenn es einmal stürmt und braust, der Schreiber unkontrolliert und böse mit einem heftigen Druck des Stiftes schlimme, verletztende Worte auf mich, auf weißes, reines Papier schreibt, ja, sogar Löcher hineinbohrt, dann wil ich kein Bote sein. Es ist verletzend, auch für mich, wenn man mich öffnet und all die schlimmen Worte, die man nicht wagt, auszusprechen, einem lieben Menschen ins Gesicht geklatscht werden. Er beginnt zu weinen, die getrocknete blaue Tinte beginnt zu zerfließen, es bricht mir das Herz. Oft werde ich in einzelne Stücke zerissen, in die Ecke geschmissen und vergessen. Trage ich daran die Schuld? Ist es mein Vergehen, dass Menschen so gemein sind? Wenn die Antwort darauf "ja" ist, wäre ich lieber ein Baum geblieben.

Java schrieb:Noch nicht einmal die Tinte ist getrocknet, ich spüre sie noch auf meinem Leib fließen, sie gräbt sich in mein Fleisch, und ich werde weggesperrt, eingesperrt, zugeklebt..irgendwo abgelegt. Irgendwo zwischen Anderen, Anderen denen es genauso geht wie mir. Und bald werden wir geholt, wir werden getrennt, wir werden zerstreut in die Ferne gehen, wir werden uns nie wieder sehen, nie wieder beieinanderliegen. Ich werde zerdrückt werden, werde zerknicken und dann von dicken Händen herumgetragen werden. Ich werde zwischen Fremden liegen, die das gleiche Schicksal ertragen müssen wie ich. Wir werden gestopft, gequetscht, und auch wir werden zerrissen. Ich werde mit anderen Fremden herumgetragen, und schließlich werde ich alleine weggeschmissen, werde warten müssen, sehr lange warten, eine ganze Zeit nur warten, und schließlich werden dort wieder Hände sein die mich tragen, die mich ablegen und mich letztendlich brutal aufreißen, die mich in die Ecke schmeißen, mich behandeln als wäre ich bloß ein Brief…

LG-Amy schrieb:Geschlossen. Jetzt wo ich geschlossen wurde, kann meine Reisen endlich losgehen. Lange bin ich einfach nur auf dem Schreibtisch von Emily gelegen, aber nun hat sie mich endlich abgeschickt. Heute Morgen hat sie mich endlich aus der kleinen Schatulle der untersten Lade genommen und mich zur Post getragen. Mit der Eilpost wurde ich verschickt. Nicht, dass ich mir jetzt besser vorkomme, als andere Briefe, aber ich muss was wichtiges sein, wenn ich mit der Eilpost verschickt werde.
Ich hatte noch nicht einmal zeit mich auszuruhen, denn kaum war ich bei den anderen Briefen, kamen wir schon in den Flieger. Dort verbrachte ich lange Zeit ich weiß nicht wie lange, aber es musste schon eine zeit gedauert haben denn als sich der Sack mit den „wichtigen“ Briefen bewegt hat, war es überall schon dunkel.
Mit einem Moped wurde ich dann ausgetragen.
Irgendwo landete ich dann im Postkasten. Dort lag ich Wochen. Neben mir hatten sich schon die Spinnen eingenistet, als endlich jemand kam um mich zuöffnen.
Kurz nachdem ich geöffnet wurde, spürte ich wie Tränen auf mich niederflossen. Es war Fluss voller Tränen. Die Tinte auf mir löste sich auf. Und kurz danach wurde ich zerrissen, das ist das letzte an das ich mich erinnern kann.