63. Teil
Mandy strich sich verlegen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. âHi Paris. Komm doch rein.â
Paris erwiderte ihren Gruà nicht und betrat die Wohnung. Sie sah sich suchend um.
âEr ist noch nicht zurück.â Erklärte Mandy. âEr macht anscheinend wieder Ãberstunden.â
Paris wandte sich zu ihr. âWie war noch mal dein Name?â fragte sie kühl. Sie konnte sich sehr wohl noch erinnern.
âMandy.â
âAch ja, richtig. Erzähl mir mal Mandy, wie lange bist du schon hier?â
âHöchstens eine halbe Stunde. Ich borgte mir vor längerem eine CD aus. Da ich heute sowieso nach New York musste, wollte ich sie ihm vorbei bringen.â Erklärte sie.
Paris verschränkte die Arme und nickte. âHat er denn vergessen abzuschlieÃen?â Ihr Unterton war nicht zu überhören.
âNein. Ich habe einen Schlüssel.â Mandy senkte den Kopf.
âNatürlich.â
âParis...â
âEs ist okay. Es ist doch ganz normal, dass du als seine beste Freundin hier ein und ausgehen kannst.â
âIch gehe wohl besser.â
âAber nein, bleib doch. Vielleicht sollte ich gehen. Ihr habt euch bestimmt viel zu erzählen. Boston ist ja so weit weg.â
âIch wollte jetzt ohnehin gehen. Ich muss noch einiges erledigen. Lass Carlos lieb grüssen.â
âDas mache ich doch gerne.â
Mandy zog ihre Jacke an âAlso dann, bye.â
Lorelai parkte ihr Auto vor dem Haus ihrer Eltern. Sie stellte seufzend den Motor ab und blickte Rory an. âDas war doch ein netter Ausflug. Was haltest du von einem Videoabend?â
âMum. Wir müssen da jetzt hinein gehen.â
âNur noch einen Moment.â
âGut. Aber wehe du versuchst wieder Zeit zu schinden.â
âWeiÃt du was Luke morgen vorhat?â Lorelai sah Rory flehend an.
âLass dich doch überraschen.â
âIch wette Jess weià es, also weiÃt es auch du.â
âVielleicht weià es Jess gar nicht.â
âDu musst es mir sagen. Ich sterbe beinahe vor Aufregung!â
âDu wirst es überleben.â Rory grinste.
âApropos Jess, wie hat er eigentlich reagiert?â
Rory senkte den Kopf.
âDu hast es ihm also noch nicht erzählt?â
âNicht die ganze Geschichte.â
âUnd wie viel davon hast du ihm erzählt?â
âMum. Wir sollten hinein gehen.â
Paris zappte gerade gelangweilt durch das Fernsehprogramm als Carlos das Wohnzimmer betrat.
âDu bist ja schon hier.â
âSieht so aus.â Sie würdigte ihn keines Blickes.
Er setzte sich zu ihr und legte einen Arm um sie. âWie war deine Prüfung?â
âGut.â Sie fixierte noch immer den Bildschirm.
Er nickte grinsend. âWas hast du denn? Der Lift ist repariert. Das müsste dich doch überglücklich stimmen.â
âIch bin nicht so leicht glücklich zu stimmen.â
âDas schaffe ich schon noch.â
âDas bezweifle ich.â
Er strich ihr zärtlich durch die Haare.
Paris sah ihn an. âMandy lässt dich grüÃen.â
âWo seid ihr euch denn begegnet?â
âIn deiner Wohnung. Was für ein Zufall, nicht? Aber eigentlich ist es ja kein Zufall. Sie hat schlieÃlich einen Schlüssel und ist bestimmt oft hier.â
âSie war schon länger nicht hier.â
âWie schade. Wo sie doch einen Schlüssel hat. Warum hat sie eigentlich einen Schlüssel?â
Er wollte sie küssen, sie wich jedoch zurück. âDiesmal klappt das nicht.â
Carlos seufzte. âSie hat eine zeitlang hier gewohnt. Da das Schloss niemals ausgewechselt wurde, passt ihr Schlüssel noch.â
âDas wird ja immer interessanter. Wie lange hat sie denn hier gewohnt?â
âZwei Jahre. Etwas längerâ
âDas war bestimmt eine nette Zeit.â
Er seufzte genervt. âIch werde jetzt duschen gehen.â
âWarum hat sie hier gewohnt?â
âEs gab Gründe. Ich werde mich zu diesem Thema nicht mehr äuÃern.â
Lorelai und Rory betraten das Wohnzimmer.
Emily begrüÃte die beiden lächelnd. âLorelai, Rory. Schön, dass ihr gekommen seid.â
Lore tauschte einen Blick mit ihrer Tochter.
âWo ist denn Grandpa?â erkundigte sich Rory.
âEr ist geschäftlich unterwegs.â Erklärte Emily.
âDas wird ja immer besser.â Flüsterte Lorelai.
âMöchtest du etwas sagen, Lorelai?â
âNein, Mum. Ist schon gut.â
Sie setzten sich auf die Couch.
âRory, es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe. Ich weià nicht was in mich gefahren war. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.â Emily blickte ihre Enkeltochter flehend an.
Rory nickte leicht.
Und was ist mit ihrem Verhalten Luke und mir gegenüber? Lorelai blickte auf ihre Zehenspitzen.
âLorelai. Was diesen Abend betrifft⦠ich denke wie haben beide etwas übertrieben reagiert.â
Nein, nur du. Lorelai schwieg.
âIch kann eure Beziehungen nicht gut heiÃen, da ich bezweifle, dass eure Freunde die Richtigen für euch sind. Ich möchte allerdings nicht, dass unsere Beziehung länger darunter leidet. Deshalb werde ich eure Liebeleien tolerieren.â Ich bezweifle ohnehin, dass diese Beziehungen von Dauer sein werden. Rory ist schlieÃlich noch keine 20 und Lorelais Beziehungen hielten stets nur wenige Monate.
Paris zog sich ihre Schuhe an und ging zur Tür.
âWarte. Bevor wir gehen, möchte ich dir noch etwas geben.â Carlos reichte ihr ein Päckchen.
Sie öffnete es verwundert. âIch liebe das Buch.â Sie lächelte. âEin echter Klassiker.â Sie schlug es auf. âOh mein Gott. Das ist eine Erstausgabe.â Sie sah ihn an.
Er grinste. âDarf ich dich jetzt küssen?â
âWoher hast du das?â Sie blickte ihn fragend an.
âIch verrate meine Quellen niemals.â Er wollte sie an sich ziehen, doch sie wich einen Schritt zurück.
âDu hast es doch auf legale Weise bekommen?â Sie sah ihn misstrauisch an.
âDort gab es keine Alarmanlage, alsoâ¦â
âSei einmal ernsthaft!â
âJa, es war legal.â
âWoher hattest du das Geld?â
âIch bin Teilhaber eines Drogenimperiums.â
Paris seufzte.
âIch arbeite. Es hat weniger gekostet als du annimmst.â
âOkay.â
âDarf ich jetzt?â
âWas?â
âVerdammt, Paris. Ich versuche seit zwei Stunden dich zu küssen.â
Sie küsste ihn. âZufrieden?â
âBeinahe.â
âFalls du jetzt etwas Unanständiges erwartestâ¦â
âAber nicht doch. Zuerst kommt der anständige Teil des Abends.â
Lorelai und Rory betraten das Diner. Als Luke die beiden erblickte, lächelte er.
Sie setzten sich an die Bar. âLuke, wirâ¦â
Bevor Lore den Satz beenden konnte, hatte er ihnen bereits zwei dampfende Tassen Kaffe auf den Tresen gestellt.
âDu bist ein Schatz.â Lorelai lehnte sich vor und küsste ihn.
Er grinste leicht. âWie war das Essen?â
âIm groÃen und ganzen erträglich. Und hast du schon alles für morgen vorbereitet?â
âMorgen?â
âDu weiÃt schon, deine Ãberraschung morgen.â
âWir machen lediglich einen Ausflug. Nähere Auskünfte bekommst du nicht.â Luke grinste und streichelte sanft ihre Wange.
âIst Jessâ¦â
âEr ist oben.â
Rory ging die Treppe zur Wohnung hinauf. Sie fand Jess lesend auf seinem Bett.
Er legte das Buch sofort aus der Hand als er sie sah.
Rory setzte sich zu ihm. âHi.â
Er zog sie an sich. âHi.â
Sie küssten sich zärtlich.
âHi.â Rory lächelte.
âHi.â Jess strich zärtlich durch ihr Haar.
âDu hast gelernt.â Stellte Rory nach einem Blick auf den Titel des Buches fest.
âJa. Die ersten Prüfungen nahen.â
âDu schaffst sie bestimmt. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Wir hatten erst unser herbstliches Picknick im Wald und nächste Woche beginnt schon der Mai. Lanes Gig, Lizâ Hochzeit, die Eröffnung des Hotels, dein Abschluss - die nächsten Wochen werden ganz schön ereignisreich.â
Jess atmete tief durch. âDa gibt es etwas, was ich dich fragen möchteâ¦â
Und da gibt es etwas, was ich DIR unbedingt erzählen muss. Dachte Rory.
64. Teil
Jess nahm Rorys Hand und streichelte zärtlich über ihren Handrücken. Er blickte ihr tief in die Augen.
Seine Augen. Seine unglaublich dunklen Augen haben mich von Anfang an verzaubert. Es ist als würde ich in ihnen versinken.
âMöchtest du mit mir zum Abschlussball gehen?â Er blickte sie erwartungsvoll an.
Rory glaubte sich verhört zu haben. Ihr Jess, der es hasste solche Veranstaltungen zu besuchen, hatte sie gefragt ob sie mit ihm einen Schulball besuchen würde.
âAberâ¦du hasst doch Bälle.â
âDu wolltest, dass wir letztes Jahr den Ball besuchen. Ich, als der Absolvent, und du als meine wunderschöne, atemberaubende Freundin. Tja, du warst wunderschön und atemberaubend, aber ich war der Versager, der nicht einmal selbst die Karten besorgen hatte können. Das möchte ich nun gut machen.â Er grinste.
âDas musst du nicht, Jess.â Sie strich ihm zärtlich durch die Haare.
âIch möchte es aber.â Er zog sie an sich und küsste sie.
Rorys schlechtes Gewissen verstärkte sich. Er ist so lieb zu mir und ich habe ihm noch immer nicht erzählt was gestern passiert ist.
Sie holte tief Luft. âJess, ich muss dir etwas erzählenâ¦â
Er begann ihren Nacken mit Küssen zu bedecken. âMuss das denn jetzt sein?â
Sie seufzte. âJa.â Ihre Stimme klang verzweifelt.
Jess blickte sie verwundert an. âAlles in Ordnung?â
âNein, das heiÃt eigentlich schon. Ich weià es nicht.â
Er legte den Arm um sie. âAlso?â
âIch bin gestern ja früh eingeschlafenâ¦â begann sie zögernd.
âDas hast du mir erzählt.â
âIch habe dir nicht alles erzähltâ¦ich war abends bei Willâ¦â Sie machte eine Pause um tief Luft zu holen.
Er zog seinen Arm zurück. âAch?â
âWirâ¦wir wollten über dieses Buch sprechenâ¦â
âWelches Buch?â
Sie nannte ihm den Titel.
âEin seltsames Werk. Also, wie ging die Geschichte weiter?â
âErâ¦er hatte Filme besorgt und Eis.â
âWie nett.â Meinte Jess sarkastisch. Er wusste selbst nicht warum, aber er hatte Will schon nicht leiden können als dieser sich bei ihm vorgestellt hatte.
âIch war eigentlich schon müdeâ¦â
âAber Rory kann Filmen und Eis nicht widerstehenâ¦â
âJess, lass mich bitte aussprechen. Ich bin beim Fernsehen eingeschlafen. Er sagte, dass er versucht hätte mich zu wecken. Zweimal. Dann hätte er aufgegeben und mich zugedeckt.â
âWie überaus zuvorkommend. Sag mir, wo stand denn eigentlich der Fernseher?â
âIm Wohnzimmer! Ich bin auf der Wohnzimmercouch eingeschlafen! Er hat in seinem Bett geschlafen. Was denkst du eigentlich von mir? Wir sind nur Freunde. Ich bin nur eingeschlafen! Die Sache ist ganz harmlos.â
âGut, und warum hast du es mir dann nicht sofort erzählt?â
Rory blickte ihn verzweifelt an. âEs tut mir leid,â¦ichâ¦â
âRory, ich bin müde. Ich sollte aber noch etwas lernen. Deshalb muss ich dich leider bitten zu gehen.â Er sah sie nicht an.
âJessâ¦â
âBitte, geh jetzt.â
Sie erhob sich langsam. Bei der Tür drehte sie sich nochmals um. âWann beginnen wir morgen zu arbeiten?â
âDas Diner öffnet um sieben.â
âIch werde pünktlich sein. Gute Nacht, Jess.â
Er antwortete nicht und nahm sein Buch wieder zur Hand.
Rory verlieà mit gesenktem Kopf die Wohnung.
65. Teil
Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben. Von der StraÃe war lautes Gelächter zu hören. Die Wände der Wohnung waren sehr dünn. So kam es, dass sich die Geräusche von auÃen mit denen von innerhalb des Wohnhauses mischten.
Carlos drehte die Musik lauter und setzte sich wieder zu Paris auf das Bett.
âSo ist es besser. Der Regen ist ja recht nett, die Leute von drauÃen gerade noch erträglich. Aber der laute Fernseher nebenan ist einfach nur eine Zumutung. Und dann der Lärm von oben! Ist das jede Nacht so?â
âMeistens. Entweder man hört sie laut streiten oderâ¦â
âDu solltest dich auf der Stelle beschweren gehen!â meinte Paris.
âJetzt, sofort?â Er grinste.
âJa, klar. Morgen würden sie es nur abstreiten.â
âIch soll also jetzt hinauf gehen und ihnen sagen, dass sie sich ein neues Bett besorgen müssen?â
âDu kannst auch den Lift nehmen. Jetzt geht er ja endlich wieder. Warum wurde er eigentlich erst so spät repariert?â
âNun, so eine Reparatur kostet Geldâ¦â
âAber ein Lift ist eine Notwendigkeit. Das Haus hat acht Stöcke! Was ist wenn eine alte Dame eine Wohnung im obersten Stockwerk bewohnt?â
âDann muss sie entweder zuhause bleiben oder umziehen.â
âDu hast wohl immer eine Antwort parat.â
âDas ist notwendig wenn man mit dir zusammen ist.â
Paris rollte mit den Augen. âDas Lied ist schön.â Sie sprang auf und drehte die Musik noch ein wenig lauter.
âLauter sollte es aber nicht mehr werden, sonst beschwert sich meine Nachbarin wieder.â
âDie mit dem Fernseher?â
âDie andere.â
âSie sollte sich lieber über die anderen beschweren!â
âSie hört immer nur den Lärm von meiner Wohnung.â
âDas ist Diskriminierung! Du solltest sie anzeigen!â meinte Paris.
âAch, Diskriminierung?â Carlos nickte und unterdrückte ein Grinsen.
âDas darfst du dir nicht gefallen lassen. Es spricht gegen die Menschenrechte aufgrund seiner Herkunft diskriminiert zu werden.â
âSie kommt aus Puerto Vallarta.â
âOh. Weià sie von den Filmen?â
âWelchen Filmen?â
âDiesen absolut Frauen diskriminierenden Filmen, die du für deinen Bruder versteckst.â
âNein. Woher sollte sie denn davon wissen? Ich rede kaum mit ihr.â
âHat sie eine Tochter?â
âWas soll das schon wieder? Ich weià es nicht.â
âVielleichtâ¦â
âParis, bitte. Sie kann mich einfach nicht leiden. Ich weià nicht warum und es interessiert mich auch herzlich wenig. Also könnten wir bitte das Thema wechseln?â
âHat sie sich schon oft beschwert?â
âEs kam ein paar mal vor.â Er seufzte genervt.
âImmer wegen zu lauter Musik?â
âMeistens. Warum ist das so wichtig für dich?â
Paris schwieg.
âHast du dich mit Jamie getroffen?â
âWie kommt du jetzt bitte auf Jamie?â
âKeine Ahnung.â
âNein. Wir haben telefoniert. Wir haben beschlossen Freunde zu werden.â Erklärte sie.
âUnd wie sieht so eine Freundschaft aus?â
âWir telefonieren manchmal, mailen uns. Vielleicht treffen wir uns mal auf einen Kaffee.â
âAch. Wessen Idee war das denn?â
âSeine. Aber ich empfinde diese Idee als sehr gut. Jamie war schlieÃlich mein erster Freund. Mit ihm keinen Kontakt mehr zu haben schiene mir falsch. SchlieÃlich war er lange ein Teil meines Lebens.â
âVerstehe.â
âIch habe mit ihm mein erstes Mal erlebt, für dich mag das nichts besonderes sein, aberâ¦â
âEs ist okay. Ich weià was du meinst.â Er strich ihr zärtlich durch die Haare.
âDu verstehst esâ¦?â
âDas erste Mal wird immer etwas Besonderes bleiben.â
Paris blickte ihn verwundert an. âSo etwas von dir zu hören hätte ich mir niemals gedacht.â
âIch kenne deine Meinung von mir.â
âWer war sie?â
âDie beste Freundin meiner Schwester.â
âDann ist sie älter als du?â
âNein, wir sind gleich alt.â
âWohnt sie in New York City?â
âNein. Sie wohnt in einer kleinen Vorstadt von Mexiko City.â
âWie lange ward ihr zusammen?â
âZwei Monate. Wir trennten uns bevor ich mit meiner Familie in die Staaten kam.â
âZwei Monateâ¦und wannâ¦â
âBei der Abschiedspartyâ¦â
âWas für ein nettes Abschiedsgeschenkâ¦â meinte Paris sarkastisch. âHast du sie je wieder gesehen?â
âSie hat Anita ein paar mal besucht.â Er sah sie nicht an.
Paris biss sich auf die Unterlippe und nickte.
âDas Restaurant war nett, nicht?â fragte er nach einer kurzen Schweigepause.
Warum will er nicht über sie sprechen?
âJa, sehr schön.â Antwortete sie leise.
âIch dachte, es wäre eine gute Idee. Du magst doch italienisches Essen und es ist laut vieler das beste italienische Restaurant der Stadt.â
âEs war eine tolle Idee. Danke.â Sie lächelte leicht.
Carlos nahm Paris Hand. âMach dir wegen ihr keine Sorgen.â
Sie nickte. âWir können gerne öfters dorthin essen gehen.â
Er lächelte. âGerne.â
Paris versuchte auch zu lächeln.
Carlos zog sie an sich und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss erst zögernd, gab sich dann schlieÃlich ihren Gefühlen hin.
Sie sanken sich immer leidenschaftlicher küssend aufs Bett.
Lorelai sah Luke flehend an.
âNein. Du wirst dich bis morgen gedulden müssen.â Er grinste und küsste
sie.
âAber ich werde vor lauter Aufregung nicht schlafen können!â
Rory kam leise die Treppe herunter.
âHey Schätzchen. Luke will mir noch immer nichts sagen. Ich sollte...alles in Ordnung?â
Rory kämpfte gegen die Tränen an und nickte.
âSchatz. Was...?â
âIch will einfach nur nachhause...â Ihre Stimme zitterte.
Carlos bedeckte ihren Körper mit Küssen. Paris genoss seine Berührungen und Küsse. Sie lösten Gefühle in ihr aus, die sie zuvor nicht gekannt hatte. Trotzdem wollte sie nicht ihre eigenen Regeln brechen.
âWir sollten aufhören.â Flüsterte sie.
Er sah ihr tief in die Augen. âWillst du wirklich?â
Nein. Und das weiÃt du ganz genau! âEs ist besser so.â
âFindest du es nicht albern, dass zwei Menschen, die bereits zweimal miteinander geschlafen haben, plötzlich einen Monat damit warten müssen nur weil sie jetzt fest miteinander gehen?â
âDie Regel hat seinen Grund.â Erklärte Paris.
Carlos setzte sich auf. âNatürlich. All deine Regeln sind wohl begründet.â Er klang bitter.
âEs sind unsere Regeln!â
âNein, Paris, das sind sie nicht. Du hast sie aufgestellt und ich muss sie befolgen.â
âNatürlich. Ich bin die Böse und du das arme Opfer!â
âDu vertraust mir nicht. Deshalb hast du die Regeln aufgestellt.â
âDu vertraust mir doch genauso wenig! Ständig fragst du nach Jamie!â
âIch habe vorhin zum ersten Mal nach ihm gefragt. Du bist eifersüchtig auf ein Mädchen, mit dem ich vor acht Jahren zusammen war!â
âDas ist nicht wahr! Ich bin nicht eifersüchtig! Aber bei deiner Vergangenheit dürfte es dich kaum wundern, dass ich dir nicht sofort vertrauen kann!â
âAch? Bei meiner Vergangenheit? Wer von uns beiden hat denn seine erste groÃe Liebe mit seinem High School Schwarm auf einer Studentenparty betrogen?â
Paris starrte ihn fassungslos an. âIch war betrunken!â Sie sprang auf und lief aus dem Zimmer. Er blickte ihr seufzend nach.
Rory kuschelte sich an ihre Mutter. Sie saÃen auf der Wohnzimmercouch. âEr war noch nie zuvor so kalt gewesen.â
âIst es dir lieber wenn ich morgen zuhause bleibe? Wir könnten uns Filme ausleihen, Pizza bestellen,...â
Rory schüttelte den Kopf. Sie wollte nochmals mit Jess reden. AuÃerdem sollte ihre Mutter den kommenden Tag mit Luke genieÃen.
"Ich werde jetzt schlafen gehen." sagte sie leise und ging in ihr Zimmer.
Lore sah ihr traurig nach.
Rory setzte sich auf ihr Bett. Ihr Blick wanderte zu ihrem Nachttisch,
auf dem ihr Handy lag.
Sie überlegte kurz Jess anzurufen, beschloss aber schlieÃlich es zu lassen.
Er hatte nicht gesagt, dass sie morgen nicht kommen solle, also würde sie wie ausgemacht pünktlich im Diner erscheinen.
Paris saà auf der Couch und starrte auf ihre Zehenspitzen.
Carlos setzte sich neben sie. âDas war ein ziemlich idiotischer Streit.â
Sie schwieg.
âRedest du jetzt nie wieder mit mir?â
âFür wen hältst du dich eigentlich?â Sie funkelte ihn wütend an. âAusgerechnet DU wirfst mir vor, dass ich meinen Exfreund betrogen habe! Ausgerechnet du! Das ist eine absolute Doppelmoral!â
âDas war unfair. Es tut mir leid.â
Paris schüttelte den Kopf. âWütend auf mich zu sein, nur weil ich nicht mit dir schlafen wollteâ¦â
âIch war nicht deshalb wütend. Es ist für mich okay, wenn wir nicht miteinander schlafen. Nur das sollte andere Gründe haben als ein Stück Papier.â
âEin Stück Papier? Meine Regeln sind also ein Stück Papier für dich?â
Er seufzte. âEntschuldige, aber ich finde es eben verrückt, dass wir so eine Regel brauchen.â
âDu haltest mich also für verrückt?â
âEin wenig. Aber deine Verrücktheit gehört zu den Dingen, die ich so an dir liebe. Mit dir wird es niemals langweilig.â Er grinste.
âDeshalb bist du also mit mir zusammen.â
âUnter anderem.â
Sie lächelte leicht.
Er streichelte sanft über ihre Wange. Seine Lippen näherten sich den ihren.
âWarte! Was ist mit den Regeln?â
âIch werde mich ihnen so lange unterwerfen bis es dir zu dumm wird.â
âGut. Jetzt darfst du.â Sie lächelte.
âEinen Moment noch. Verspricht du mir, dass du endlich versuchen wirst mir zu vertrauen?â
Sie nickte leicht.
Carlos küsste Paris zärtlich.
âWas sind denn die anderen Dinge, die du an mir liebst?â fragte sie.
âDu meinst auÃer deinen verrückten Phasen? Deine Durchsetzungsfähigkeit, deine Intelligenz, deinen Zynismus, dein Lächeln â auch wenn du es mir leider sehr selten schenkst. Ich unterhalte mich gerne mit dir und zu diskutieren macht immer wieder SpaÃ. Und ich finde es gut, dass du deine eigene Meinung hast. Frauen, die einem Mann ständig recht geben, sind langweilig. Ich liebe deine Augen, dein Haar undâ¦â
âUnd?â Paris blickte ihn erwartungsvoll an.
âWenn ich dir das sage, knallst du mir eineâ¦â Seine Augen glitten über ihren Körper.
Paris sprang entsetzt auf. âDu bist widerlich!â Sie verlieà den Raum.
Carlos blickte ihr grinsend nach. âWohin gehst du?â
âIch ziehe mir meinen Bademantel über!â
Es war noch relativ ruhig in der kleinen Stadt in Connecticut. Von der einen oder anderen Ecke konnte man Menschen reden hören, drei Autos fuhren an Lukes Diner vorbei. Die Sonne war schon jetzt sehr warm, wenn man die Uhrzeit bedachte. Vögel zwitscherten vergnügt, der milde Wind veranlasst ein leichtes Rascheln der Blätter. Es würde ein warmer vorsommerlicher Tag werden. Weitere dieser Tage sollten folgen, allerdings befürchtete man einen drastischen Temperatursturz bereits Anfang Mai.
Rory liebte das Zwitschern der Vögeln, unter normalen Umständen. Heute hasste sie es. Graue Gewitterwolken würden besser mit ihrer Stimmung harmonieren. Der strahlend blaue Himmel schien ihr höchst unpassend.
Es war dreiviertel sieben als sie vor dem Diner stand. Sie wollte hineingehen. Endlich mit ihm reden. Sie blickte unschlüssig durch das Fenster. Es war noch zu früh. Sie hatte keinerlei Lust bei diesem Wetter drauÃen zu warten. Allerdings war ihre Lust zu früh zu erscheinen noch kleiner. Kurz bevor sie sich entschieden hatte, wurde die Tür geöffnet.
âRory, du bist früh. Komm doch rein.â Luke deutete ihr sich zu setzen. âKaffee?â
âDanke, Kaffee wäre jetzt genau das Richtige.â
âWann ist er das denn nicht?â Fragte Jess, der gerade aus der Küche gekommen war.
Rory senkte verlegen den Kopf.
Jess und Luke tauschten einen kurzen Blick. âIch muss noch etwas erledigen bevor ich Lorelai abhole.â Erklärte Letzterer und verlieà nach einem kurzen Abschiedsgruà das Diner.
âHast du Hunger? Du hast bestimmt noch nicht gefrühstückt.â Jess ärgerte sich über seine Verlegenheit.
âIch bin nicht hungrig.â
Jess nickte. SchlieÃlich setzte er sich neben Rory.
âRory, ich habe gestern überreagiert. Es tut mir leid. Es war schon spät, der Stress mit dem Lernen, dann frag ich dich wegen dem Ball und du erzählst mir, du hättest bei diesem Typen geschlafen...das kam so plötzlich. Die Tatsache, dass du bei diesem Kerl, der so offensichtlich etwas von dir will, übernachtet hast, machte mich wütend.â
âEntschuldige, ich hätte es gleich erzählen müssen. Ich weià nicht, warum ich es nicht getan habe. Aber wir sind wirklich nur Freunde, das geht von beiden Seiten aus.â
âIch habe die Blicke gesehen, die er dir zuwarf...â
âDu interpretierst da zu viel rein, Jess. Wir haben gleich anfangs alles geklärt und sind nur Freunde.â Erklärte Rory.
Jess nickte und meinte âIch kann ihn trotzdem nicht ausstehen.â
âDu kennst ihn doch gar nicht.â
Jess zuckte mit den Schultern.
âWir sollten dann beginnen.â
âGanz ruhig, Rory. Sobald der erste Gast kommt, beginnt unser Arbeitstag. Noch nicht einmal Lane ist hier.â
âDas Schild! Wir müssen es umdrehen.â Rory stand schnell auf und lief zur Tür.
âNein.â
Rory sah ihn verwundert an.
Jess deutete auf seine Armbanduhr. âIn zwei Minuten. Komm her.â
Sie ging zurück zu ihm und blickte ihn erwartungsvoll an.
Er zog sie an sich und küsste sie zärtlich.
âSo, jetzt darfst du das verdammte Schild umdrehen.â Er grinste.
Rory lächelte glücklich. âWenn ein Tag so beginnt, kann er einfach nur toll werden.â
âWie dann erst der Abend wird...â er zwinkerte vielsagend.
Lorelai lieà sich auf den Beifahrersitz sinken.
âGuten Morgen.â Luke lächelte.
Sie zog ihn an sich und küsste ihn.
âUnd was für ein Morgen...â Er grinste.
Lorelai lächelte. âEs kann los gehen.â
Luke startete den Motor und fuhr los.
66. Teil (1)
âDas geht zu weit. Es ist acht Uhr früh!â Paris schlug wütend die Decke zurück.
âMusst du so einen Lärm machen? Es gibt Menschen, die schlafen wollen.â
âEben.â Sie sprang auf und lief zum Fenster.
âWas hast du vor?â Carlos ahnte Schlimmes.
âIch verschaffe uns Ruhe!â Sie öffnete das Fenster.
Auf der StraÃe spielten sechs Kinder mit einem Ball. Sie lachten fröhlich, was Paris noch wütender machte.
âKönnt ihr nicht etwas leiser sein? Muss das denn sein, dass man euch bis hier rauf hört?â Herrschte sie die Kleinen an.
Die Kinder sahen sie erschrocken an.
âHaben euch eure Eltern kein Benehmen beigebracht? Wisst ihr was mit so unartigen Kindern passiert, die niemalsâ¦â
âParis, beruhige dich.â Carlos zog sie vom Fenster weg. âSpielt weiter!â
âAber leiser!â
Carlos schloss kopfschüttelnd das Fenster. âSie sind Kinder, Paris. Du kannst nicht verlangen, dass sie nicht spielen.â
âSie können spielen soviel sie wollen. Aber in einer angebrachten Lautstärke.â
âUnd was wäre deiner Meinung nach eine angebrachte Lautstärke?â
âAm besten lautlos.â
âIch hoffe, du hast niemals vor, eigene Kinder zu bekommen.â
âBestimmt nicht.â
âGut.â
Paris rollte mit den Augen. âAlso, was machen wir jetzt? Ich kann nach dem ganzen hier bestimmt nicht mehr einschlafen.â
âDer Kühlschrank ist voll. Bediene dich einfach. Ich muss noch etwas erledigen.â
âAch, und was?â
âIch muss einer Freundin etwas vorbei bringen.â
âUm diese Uhrzeit? Geht das nicht später?â
âNein.â
âGut, dann komme ich mit.â
âWieso willst du mitkommen?â
âWeil ich deine Freunde kennen lernen möchte.â
Carlos seufzte. âSchön. Dann kommst du eben mit.â
Lorelai blickte lächelnd aus dem Fenster. Der Frühling ist einfach die schönste Jahreszeit.
Luke hielt am Ende des Waldweges. âWir sind angekommen.â Er lächelte.
Händchen haltend und in der anderen Hand jeweils einen groÃen Korb und eine Decke tragend, spazierten sie durch die prächtige Natur.
Lorelai war fasziniert von der auÃergewöhnlichen Schönheit der Welt um ihr. Ihre Blicke wanderten strahlend über das satte grün der Wiesen und Bäume und dem Meer von bunten Blüten. Sie fühlte sich wie in einem Paradies. Ihrem eigenen kleinen Paradies.
Sie fanden ein wunderschönes schattiges Plätzchen unter einem riesenhaften Baum.
Luke breitete die Decken aus und sie stellten die Körbe ab.
âHier ist es wundervoll. Wie hast du nur diesen zauberhaften Ort gefunden?â Lorelai lächelte ihren Freund glücklich an.
Luke grinste etwas verlegen und erklärte: âDer Geheimtipp eines Verwandten.â
Lorelai setzte sich. âIch mag deine Verwandten.â Sie grinste.
Er begann langsam den Inhalt der beiden Körbe auszupacken. âZeit zum Frühstücken.â
âEinen Moment noch.â Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn.
Paris stieg aus dem Auto und sah sich um. Die grauen Wohnblöcke unterschieden sich nur durch unterschiedliche Graffiti, die an vielen Stellen schon verblasst waren. Sie versuchte eines zu entziffern. Nachdem es ihr gelungen war, verzog sie angewidert den Mund.
âNette Gegend.â
âWas hast du erwartet?â
âZumindest einen sauberen Gehsteig.â
âDort drüben ist es.â Er deutete auf das Haus gegenüber. âIch muss noch etwas aus dem Kofferraum holen.â
âDürfen wir hier überhaupt parken?â
âWillst du zehn Minuten gehen? In dieser netten Gegend?â Er holte zwei Flaschen aus dem Kofferraum.
âWas ist das?â Paris blickte fragend auf die Flaschen.
âWodka.â
âDu musst einer Freundin um diese Uhrzeit Wodka vorbeibringen?â
âNein, ich hätte ihn ihr schon um sechs Uhr bringen müssen.â
Rory ging in die Küche um das Tablett wieder aufzuladen. Sie stellte es kurz ab und trank aus ihrer Tasse Kaffee. Es war sehr viel los im Diner. Als hätten die Cafes ganz Connecticuts geschlossen. Sie erschrak, als sich plötzlich zwei starke Arme um ihre Hüften legten.
Rory verschüttete etwas Kaffee über die schmale Ablagefläche.
âDu machst deine Arbeit richtig gut.â Jess küsste sie am Ohrläppchen.
Rory spürte einen angenehmen Schauer. Sie stellte die Tasse ab und drehte sich um.
Jess grinste und zog sie an sich.
Rory schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn stürmisch.
âDas brauchte ich. Nun kann ich wieder motiviert weiterarbeiten.â Jess grinste.
Rory lächelte. âWer motiviert dich denn sonst?â
âDas ist verschieden. Lane, Miss Patty, Babette. Und Taylor ist ein richtig guter Küsser.â
Rory verzog bei dieser Vorstellung angewidert den Mund und schmunzelte.
âJetzt müssen wir aber wieder arbeiten. Kirk wird sonst noch wütend, wenn seine Freundin nicht bald ihren Tee bekommt.â Er betonte âseine Freundinâ so wie Kirk es ständig tat, was
Rory zum Lachen brachte.
Plötzlich betrat Lane die Küche. âEntschuldigt, aber die Gäste regen sich über eure Abwesenheit auf und die wildesten Gerüchte was ihr in der Küche machen könntet, kursieren bereits.â Erklärte sie grinsend.
Jess schüttelte den Kopf und ging mit Lulus Tee zurück.
âGanz schön viel los.â Meinte Rory und trank ihren Kaffee aus.
Lane nickte und blickte unsicher zu Boden.
âAlles in Ordnung?â
âNein.â Gab Lane zu.
âDu hast noch nicht mit Mrs. Kim gesprochen?â
âSie würde keinen Alternativvorschlag annehmen. Und Luke würde mir niemals noch länger frei geben. Wenn Lorelai nicht ihre Ãberredungskünste angewandt hätte, würde ich wahrscheinlich keine drei Wochen am Stück frei bekommen. Daves Bekannte rechnen genau in dieser Zeit mit uns! Es ist alles so schwierig!â
âJe länger du die Sache aufschiebst, um so schwieriger wird es werden.â
âIch werde mit Dave zuerst persönlich reden.â
âDu willst es ihm erst nächste Woche sagen?â
âJa, das ist wohl kaum ein Thema für das Telefon.â
Elsa wartete bereits wütend vor ihrer Wohnungstür.
âGuten Morgen, Elsa.â Carlos lächelte.
âSpar die das, Junge.â Elsa rückte wütend ihre Brille zurecht.
Paris blickte sie verwundert an.
âElsa, das ist Paris.â
Elsa streifte diese nur mit einem kurzen Blick und fuhr fort. âWeiÃt du eigentlich wie spät es ist? Oder hast du deine Uhr noch immer nicht auf Ostküstenzeit umgestellt? Es ist fast neun Uhr!â
âEntschuldigen Sie bitte vielmals, Elsa.â
âKommt rein. Aber passt auf die Katzen auf!â
âNatürlich, Elsa.â
Paris betrat zaghaft die Wohnung. Am Boden lagen zahlreiche Decken und Kleidungsstücke verstreut. Dazwischen standen ein paar voll gefüllte Kisten.
âIch sammle für die Wohlfahrt.â Erklärte Elsa, als sie Paris Blicke bemerkte.
Sie gingen in die kleine Küche. Paris sah sich suchend um. Nachdem Elsa den Raum verlassen hatte um etwas zu holen, fragte sie Carlos leise: âHat sie wirklich Katzen?â
Er seufzte. âNein. Tundra starb vor fünf Jahren und Taiga vor zwei Jahren an Altersschwäche.â
âIhre Katzen hieÃen Tundra und Taiga?â
Elsa kam mit einem Kuvert zurück und beäugte die beiden misstrauisch.
âWarum setzt ihr euch nicht? Wolltet ihr etwa in meinen Kästen wühlen?â
Sie setzten sich schnell zu dem kleinen Tisch. Elsa nickte zufrieden und setzte sich ebenfalls.
Nachdem sie sich eine Zigarette angezündet hatte, blickte sie Carlos erwartungsvoll an.
âWorauf wartest du, Kleiner? Denkst du etwa, ich habe den ganzen Tag Zeit?â
Er holte ihr ein Glas und schenkte Wodka ein. Sie roch misstrauisch daran, bevor sie trank.
âWas soll das?â Sie verzog angewidert den Mund.
âIch schwöre, das ist purer Wodka!â
âAber der Falsche!â Sie notierte etwas auf einem Zettel und reichte ihn Carlos. âDas kommt wohl davon, wenn man einen von euch schickt. Ihr habt doch keine Ahnung von Schnäpsen!â
âEntschuldigen Sie.â
âHör auf dich ständig zu entschuldigen. Hol mir lieber meine Medizin!â
âJetzt?â
âWirst du jetzt etwa frech?â
âDer Wodka hat über zehn Dollar gekostetâ¦â
Sie reichte ihm einen Schein. âDer richtige wird mehr kosten.â
âUnd was ist mit dem anderen?â
âDer geht auf deine Kosten, weil du mir nicht zugehört hast und auch noch zu spät gekommen bist.â
âFinden Sie das nicht etwas unfair?â
âSo ist das Leben.â
âSie haben keinerlei Recht dazu, so mit anderen umzugehen.â Mischte sich Paris ein.
Elsa sah sie kurz erstaunt an, warf Carlos dann einen vorwurfsvollen Blick zu.
âElsa, Sie sind eine wunderbare Frau, aberâ¦â
âSpar dir die Schmeicheleien für das Mädchen neben dir. Und jetzt geh endlich! Ich brauche meine Medizin. Die Kleine bleibt hier.â
âAberâ¦â
âWoher sollte ich sonst wissen ob du wieder kommst? Amandas Liebe zu dir hin oder her. Ich vertraue dir bestimmt nicht so blind wie sie es tut!â
âMeint sie Mandy?â Fragte Paris leise.
âIst das okay für dich, wenn du hier wartest? Ich werde mich beeilen.â
66. Teil (2)
Lorelai schloss die Augen und trank genüsslich ihren Kaffee. âDeiner ist einfach der Beste.â Sie lächelte.
âIch habe auch noch eine Thermoskanne mit grünem Tee dabei.â Erzählte Luke.
âHm...schön. GenieÃe ihn.â
Luke grinste und holte tief Luft um etwas zu sagen.
âBitte heute keinen Vortrag über gesunde Ernährung. Den kannst du mir morgen wieder halten.â
Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. Sie kannte ihn einfach zu gut. Ich liebe diese Frau.
âEndlich ist er weg. Jetzt sind wir Frauen unter uns. Ich sage dir, Männer bringen nur Ãrger.â
Elsa bot Paris eine Zigarette an.
âIch rauche nicht.â
âWie heiÃt du nochmals, Kind?â
âParis.â
âDu bist nicht aus New York City.â Stellte Elsa fest.
âNein. Ich komme aus Hartford, wohne aber in New Haven.â
âNew Haven⦠langweilig... ziehe nach New York City.â Riet Elsa
âIch studiere in Yale. Deshalb zog ich nach New Haven.â
âImmer diese jungen Dinger mit dem Studieren. Wie Amanda.â Sie lächelte. âEin wundervolles Mädchen. Kennst du sie?â
âJa.â
Elsa seufzte glücklich. âDie Kleine wird es noch weit bringen. Entschuldige, wie unhöflich von mir. Möchtest du etwas trinken?â
âNein, danke.â Paris sah auf die Uhr. Sie hoffte Carlos würde bald zurück sein.
âWarum fühlst du dich unwohl? Hast du Angst, dass er nicht wieder kommt?â Sie lachte. âKeine Angst. Er würde dich hier niemals zurück lassen. Erzähl mir über dich, mein Kind.â
âIch studiere Medizin.â
âSehr gut. Ich hätte immer gerne studiert.â Erzählte Elsa.
âUnd welche Studienrichtung hätten Sie gewählt?â Erkundigte sich Paris höflich.
âSo viele gab es damals noch nicht. Jetzt kann man ja jeden Unsinn studieren.â Sie schüttelte den Kopf. âIch hätte Literatur und Philosophie studiert.â
âInteressante Fächer.â
âJa, aber gewisse Umstände lieÃen es nicht zu, dass ich studiere.â
âDas tut mir leid.â
âDu bist ein sehr nettes Mädchen. Woher kennst du Carlos? Ich hoffe, dass ihr euch nicht in einer diesen neumodischen Discotheken kennen gelernt habt.â
âNein, ich besuche solche Lokalitäten nicht.â
âSehr vernünftig. Wenn auch recht ungewöhnlich. Wie alt bist du?â
â19. Was spielt das für eine Rolle?â
Elsa strahlte. âDu bist in Amandas Alter. Seid ihr befreundet?â
âNein.â
Die Miene der alten Dame änderte sich schlagartig. âIn welcher Beziehung stehst du zu Carlos?â Elsa schenkte sich den verhassten Wodka nach.
âIch bin seine Freundin.â
Elsa verschluckte sich beinahe.
âAlles in Ordnung?â
âNatürlich, Kind.â Sie nahm Paris Hand und sah sie traurig an. âWirst du mit ihm gehen?â
Paris fühlte sich unbehaglich. Wie konnte er mich nur mit dieser Verrückten alleine lassen?
Sie zog ihre Hand langsam zurück. âNatürlich werde ich mit ihm zurück fahren.â
Elsa schüttelte den Kopf. âDavon spreche ich nicht.â
Zuerst die wieder auferstandenen Katzen und jetzt das. Der Alkohol schadet ihr sichtlich. In diesem Alter noch zu trinken ist höchst unverantwortlich.
âIch bin geistig sehr wohl noch fit, mein Kind.â
Habe ich laut gedacht?
Elsa lächelte nachsichtig. âMan begreift vieles erst, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich bin schon sehr alt, beginne es aber erst jetzt allmählich zu verstehen. Du wirst diesen Moment schon früher erleben. Denke dann an mich, mein Kind.â
Wovon redet sie jetzt schon wieder? Paris seufzte. âHaben Sie eigentlich Kinder und Enkelkinder?â Sie hoffte, dass Elsa auf diesen Themenwechsel einsteigen würde.
Elsa erhob sich langsam, ging zu einem Regal und kam schlieÃlich mit drei Bilderrahmen zurück.
Im ersten befand sich das Bild eines jungen Mädchens mit rotblonden, langen Haar und strahlend grünen Augen.
âIhre Enkeltochter? Sie ist sehr hübsch.â
âAmanda war schon mit elf Jahren wunderschön, nicht?â
âMandy ist Ihre Enkelin?â
Elsa lächelte und reichte Paris das zweite Bild. âSue sah ihrer Schwester sehr ähnlich, findest du nicht?â
âJa, das stimmt.â Paris blickte auf den dritten Rahmen, welchen Elsa in ihrer Hand hielt. Er war leer. Sie warf Elsa einen fragenden Blick zu, wagte jedoch nicht etwas zu sagen.
âDas erste Bild von Amandas Tochter sollte in diesem Rahmen sein.â Erklärte Elsa.
Paris blickte sie verwirrt an. Mandy hat eine Tochter?
âSie sollte Carlosâ Tochter sein.â Elsa blickte auf den Boden.
Lane kam aufgeregt aus der Küche und stürmte zu Jess, der gerade einem Gast an der Bar Bier nachschenkte.
âWir haben keinen Käse mehr!â flüsterte sie.
âWas? Wie ist das möglich?â
âIch weià es nicht! Aber wir haben keinen Käse mehr!â
Rory bekam das Gespräch mit. âKein Problem. Ich laufe schnell zu Dooses.â Bot sie an.
Jess lächelte und küsste sie flüchtig auf die Wange. âDanke.â
âHey, dafür bin ich doch da.â Sie machte sich lächelnd auf den Weg.
Carlos startete sein Auto und fuhr los.
âHattest du jemals etwas mit Mandy?â Fragte Paris plötzlich.
âWie kommst du darauf? Natürlich nicht!â
âEntschuldige.â Wie konnte ich mich nur von einer alten Frau verunsichern lassen, die überzeugt davon ist, dass ihre verstorbene Katze namens Taiga bald Junge bekommen würde?
Das hatte Elsa ihr ohne jeglichen Zusammenhang nach einer politischen Diskussion über den Kalten Krieg erzählt. Danach war Carlos endlich zurück gekommen. Mit dem richtigen Wodka, wie Paris mehr als erleichtert erfahren hatte.
âIch wollte dich noch etwas fragen, Carlos.â
âSeit wann diese unterwürfige Ausdrucksweise? Hat Elsa dich etwa so fertig gemacht? Sie kann anstrengend sein. Am besten du gibst ihr stets recht und zweifelst bloà niemals laut an ihren, wie sie glaubt, weisen Aussagen.â
âRorys beste Freundin hat nächste Woche einen Gig in New York. Ich würde sehr gerne hingehen.â
âDann mach es doch.â
âIch würde mich freuen, wenn du mitkommen würdest.â
âAn welchem Tag tritt sie denn auf?â
âSamstag.â
âIch muss dich also am Freitag zu dieser unnötigen Familienfeier mitnehmen und am Samstag zu einem Gig begleiten? Ist sie wenigstens gut?â
âIhre Band ist wirklich toll.â Meinte Paris.
âUnd heute willst du wirklich unbedingt in diesen Club?â
âJa. Du bist schlieÃlich so oft dort. Also, was ist mit nächstem Samstag?â
âGlaubst du, ich lasse mir den Auftritt einer wirklich tollen Band entgehen?â
Rory suchte ungeduldig nach dem Käse, den Luke stets kaufte.
Nach ein paar Minuten wurde sie schlieÃlich fündig. Sie seufzte und ging schnell zur Kasse.
Am halben Weg stieà sie mit einem jungen Mann zusammen. Die Käsepackungen fielen ihr dabei aus der Hand.
âEntschuldige, ich habe dich nicht gesehen.â Sagte Dean verlegen und wollte sich bücken um den Käse aufzuheben.
âDanke, es geht schon.â Rory schnappte die acht Packungen schnell und ging weiter.
âRory!â
Sie drehte sich seufzend um. Was will er denn schon wieder?
âKönnen wir reden?â
Wir haben nichts mehr zu reden. Das sollte ihm nach dem Streit von damals bewusst sein. âIch habe keine Zeit. Ich arbeite.â
âWie lange arbeitest du?â
âDas weià ich noch nicht. Aber danach verbringe ich den Abend mit meinem Freund Jess.â Rory versuchte so kühl wie möglich zu klingen. Warum ist er hier?
âDas von damals tut mir wirklich leid.â Dean blickte sie flehend an.
âDas sollte es auch.â Rory kehrte ihm den Rücken und ging zur Kassa.
Nach einem gemütlichen Spaziergang durch den Zauberwald, wie ihn Lorelai liebevoll nannte, fuhren sie weiter.
Lorelai lächelte noch immer. Obwohl es gerade einmal früher Nachmittag war, wusste sie schon, dass dies der schönste Tag ihres Lebens war.
Sie beobachtete Luke während der Fahrt. Sie liebte ihn schon seit Jahren. Lorelai strich sanft über sein Knie und seufzte glücklich. Ich bin bestimmt die glücklichste Frau der Welt.
Luke lächelte. Eine angenehme Wärme erfüllte ihn, wie jedes Mal wenn sie ihn berührte, ihn ansah oder er auch nur ihre Stimme hörte. Er hatte noch niemals eine Frau so sehr geliebt, wie er Lorelai liebte. Diese Gefühle überwältigten ihn voll und ganz. Obwohl es gegen seine eigenen Sicherheitsvorschriften verstieÃ, nahm er ihre Hand und lenkte nur mehr einhändig.
Paris beobachtete die fröhliche Stimmung im Central Park.
âUnglaublich wie viele Menschen nichts besseres zu tun haben als ihre Zeit in einem Park zu verschwinden.â Sie schüttelte den Kopf.
Carlos legte grinsend den Arm um sie.
âWeiÃt du, ich bin normalerweise nicht jemand, der Stunden auf einer alten Bank in einem viel zu überfüllten Park verbringt.â
âIrgendwann sollte jeder Dinge tun, die er normalerweise nicht tut.â
âDiese riesige Portion Eis vorhin zählte eindeutig zu solchen Dingen.â
âEs hat dir geschmeckt.â
âEs war das beste Eis, das ich jemals gegessen habe.â Sie lächelte.
Er streichelte sanft über ihre Wange und küsste sie.
âDu schmeckst noch nach Schokolade.â Stellte er fest.
Paris grinste. âDann solltest du nicht aufhören mich zu küssen.â
Carlos zog sie fest an sich und küsste sie wieder.
Luke parkte sein Auto auf einem Parkplatz einer ruhigen Kleinstadt.
Lorelai stieg aus und sah sich verwundert um. âIch kann mich erinnern hier einmal tanken gewesen zu sein. Aber was machen wir beide hier? Dein Tank ist doch voll?â
Luke grinste und nahm ihre Hand. âKomm mit.â
Er führte sie zu einem kleinen Kino und deutete auf die Plakate. âHier zeigen sie dieses Wochenende echte Klassiker...â
Lorelai strahlte fröhlich wie ein kleines Kind, das so eben ein schon lang ersehntes Geschenk erhalten hatte.
âGegenüber ist übrigens ein kleines Cafe. Ich habe mir sagen lassen, das Eis wäre ausgezeichnet. 40 Sorten! Für zwei Uhr haben wir Karten für Breakfast at Tiffanyâs, direkt danach zeigen sie Love Story und Casablanca. Ich verspreche dir, diesmal nicht wieder einzuschlafen.â Er grinste.
Lorelai blickte ihn einen Moment sprachlos an, umarmte ihn dann glücklich. âDu bist der Beste! Ich liebe dich!â Sie küsste ihn stürmisch.
âIch liebe dich auch.â
66. Teil (3)
Kurz nach sieben Uhr schloss Jess das Diner. Es war ein harter Tag gewesen.
Caesar war sofort erschöpft heimgefahren. Lane, Rory und Jess setzten sich an einen der Tische und aÃen einen Burger.
âWas machst du heute noch, Lane?â erkundigte sich Rory.
âWir müssen noch proben. Ich bin schon so aufgeregt.â Sie lächelte leicht.
âIhr werdet toll sein.â Meinte Jess.
âDanke. Ich bin schon auf die anderen Bands gespannt...â
âNeben euch werden sie verblassen.â Rory lächelte ihrer besten Freundin aufmunternd zu. Sie konnte ihre Nervosität verstehen.
Lane und Rory unterhielten sich noch eine Weile über Gott und die Welt. Jess war eher schweigsam, brachte sich höchstens einsilbig mit ein.
Nach einem Blick auf ihre Armbanduhr, meinte Lane schlieÃlich. âSorry, Leute. Ich muss gehen. Brian, Zach und Gil warten bestimmt schon. Darf ich ihnen Burger und Cola mitnehmen?â
Jess nickte.
Paris blieb vor der Tür des Clubs stehen. Laute Musik dröhnte aus den Boxen. Den Rauch konnte man bis vor die Tür riechen.
âWillst du wirklich rein? Wir können auch woanders hingehen.â
âNein, gehen wir hinein. Die Musik ist nicht einmal so schlecht wie ich befürchtete. Leiser könnte sie allerdings sein...â
Er nahm ihre Hand und sie betraten das Lokal. Paris sah sich nach einem freien Tisch um, es waren jedoch bereits alle Tische besetzt.
Carlos steuerte auf einen Tisch zu, an dem drei junge Männer saÃen.
âParis, das sind Ron, Marco und Diego. Ich hole uns schnell etwas zum Trinken. Was möchtest du denn?â
âEin Soda wäre toll.â
âBring ihr lieber ein Bier.â Meinte Marco grinsend.
Nachdem sie die letzten Tische abgewischt hatten, umarmte Rory Jess glücklich.
âDer Tag war richtig toll.â Sagte sie lächelnd.
âEr ist noch lange nicht zu Ende.â Jess grinste. âNimm dir doch noch ein Stück Kuchen. Ich muss noch eine Kleinigkeit oben vorbereiten. In zehn Minuten darfst du kommen.â
âWas wird mich oben erwarten?â Rory blickte ihn neugierig an.
âGeduld ist eindeutig keine Stärke der Gilmore Girls.â Jess verschwand grinsend nach oben.
âWoher bist du denn, SüÃe?â Diego musterte sie interessiert.
âHartford.â
âBist du öfters in New York City?â
âNein.â
âBist du immer so gesprächig?â
âBei einem Idioten, der mir während er seine unnötigen Fragen stellt nicht in die Augen sehen kann, immer.â
Diego tauschte einen Blick mit Marco und Ron. âGanz schön zickig, die Kleine.â
Paris seufzte genervt und sah sich nach Carlos um.
âBist du berufstätig?â erkundigte sich Marco.
âSo prüde wie sie sich benimmt, geht sie gewiss noch auf die High School.â Meinte Diego.
âIch studiere. Ich hoffe, ich muss dir jetzt nicht erklären was das ist.â Paris funkelte Diego wütend an.
âKomm lieber von deinem hohen Ross herunter, Prinzessin. Ich studiere Jus im vierten Semester mit einem Notendurchschnitt von 1,2.â
In diesem Moment kam Carlos zurück. âEndlich.â Paris seufzte erleichtert.
âWo hast du die denn aufgegabelt?â
âEr hat mich nirgendwo aufgegabelt! Ich bin seine Freundin.â
Carlos legte den Arm um sie.
Diego warf ihm einen kurzen Blick zu. âNatürlich.â Die Ironie war nicht zu überhören.
âNimm ihn nicht ernst, er ist mal wieder frustriert.â Erklärte Carlos spöttisch.
âDas wärst du in meiner Situation wohl auch. In zwei Stunden darf ich meine kleine Schwester von irgendeiner Disco abholen! Toller Abend.â Diego seufzte genervt.
âBleib doch einfach hier. Ich hole sie ab.â Marco grinste.
âDas hättest du wohl gerne.â
Rory ging die Treppe zur Wohnung hinauf. Sie war schon ganz aufgeregt was Jess vor hatte.
Langsam öffnete sie die Tür.
Im ganzen Raum waren Kerzen verteilt. Rory ging lächelnd hinein. Eine unbeschreibliche Wärme erfüllte sie. Im Hintergrund lief sanfte Musik. Der Raum wurde durch zwei Duftkerzen von einem wunderbaren Aroma erfüllt.
Jess kam langsam auf sie zu und nahm ihre Hände.
Seine Lippen näherten sich langsam den ihren. Es war ein Kuss voller Leidenschaft.
Er löste sich langsam und führte sie zu seinem Bett. Es war mit Rosenblüten bedeckt.
Er kann ja richtig romantisch sein. Rory lächelte glücklich und küsste ihn.
Jess zog sie fest an sich und begann ihren Nacken mit Küssen zu bedecken.
Rory streichelte sanft durch seine Haare. Die überwältigende Leidenschaft erfüllte sie erneut. Sie küsste ihn stürmisch. Er erwiderte den Kuss ebenso leidenschaftlich. Seine Hände wanderten langsam unter ihr Top. Rory streichelte über seinen muskulösen Oberkörper.
Sie begannen sich langsam gegenseitig auszuziehen.
Sich immer noch küssend sanken sie aufs Bett.
âNicht so ungeduldig.â Jess grinste. âIch habe noch etwas für dich.â
Rory blickte ihn fragend an. Er griff zu einer Flasche. âLeg dich auf den Bauch.â
âWas ist das?â
âMassageöl. Du sollst dich schlieÃlich von diesem harten Tag erholen.â Jess grinste.
Er begann ihren Rücken mit dem Ãl einzureiben und massierte ihn sanft.
Rory musste kurz daran denken was Samantha über Jess Massagetechnik gesagt hatte, schob diesen Gedanken aber sofort wieder beiseite und genoss seine Berührungen.
âDu hast tatsächlich durchgehalten. Hast du etwa Aufputschmittel genommen?â Lorelai grinste Luke fröhlich an.
âIch verstehe nicht wie solche Filme zu Klassikern werden konnten...â
âAch komm schon, Luke. Was machen wir denn jetzt? Die Nacht ist noch jung.â Lorelai küsste ihn.
âIch kenne ein nettes Restaurant...â
âMir ist aber jetzt gar nicht nach Essen.â Lorelai grinste keck.
âIch habe dort für neun Uhr einen Tisch reserviert.â
âDann sollten wir uns beeilen.â Lorelai küsste Luke noch einmal, bevor sie zum Auto gingen.
Rory setzte sich lächelnd auf und umarmte Jess. Sie küsste ihn stürmisch.
âDu bist toll. Ich liebe dich.â Flüsterte sie lächelnd.
âIch liebe dich auch, Rory.â Er küsste sie zärtlich.
Rory Hände glitten über seinen Rücken. Er drückte sie sanft aufs Bett und begann ihren ganzen Körper mit Küssen zu bedecken.
âIch muss dann gehen. Danke, dass du dir morgen Nachmittag für mein Auto Zeit nimmst, Carlos.â Diego erhob sich genervt und verabschiedete sich kurz.
âEndlich.â Meinte Paris leise, nachdem er gegangen war.
âFreu dich nicht zu früh, du wirst ihn schon nächste Woche wiedersehen.â
Paris blickte ihn verwirrt an. âWarum?â
âEr ist mein Cousin.â
Sie seufzte genervt
Plötzlich kam eine junge Frau zu ihrem Tisch. âMarco, schön dich wieder zu sehen.â Sie strahlte.
Marco blickte sie kurz verwirrt an, dann schien ihm wieder eingefallen zu sein, wer sie war.
âCindy. Das ist aber eine Ãberraschung. Ich habe dich vermisst.â
Sie wurde rot. âWirklich?â
âEr spricht nur von dir.â Erzählte Ron.
Ihr Lächeln wurde breiter.
âDas glaubst du ihm doch wohl hoffentlich nicht? Er brauchte fast eine Minute, bis ihm wieder einfiel, wer du bist!â Paris blickte Cindy ungläubig an. Wie kann man nur so dumm sein?
Cindy ignorierte sie und lächelte Marco an. âWollen wir spazieren gehen?â
Er stand auf und tauschte einen kurzen Blick mit Carlos und Ron. âNatürlich.â Er legte den Arm um sie und sie verlieÃen gemeinsam den Club.
Paris warf Carlos einen strafenden Blick zu. âWie kannst du nur so etwas zu lassen?â
âEs geht mich nichts an. Dich übrigens auch nicht.â
Paris blickte wütend auf ihr Glas. Carlos streichelte ihr sanft über den Rücken.
âWillst du gehen?â
Sie zuckte mit den Schultern. âIch komme gleich wieder.â Sie stand auf.
Paris wusch sich gerade die Hände, als sie zwei bekannte Stimmen hörte. Sie drehte sich zu dem Handtrockner, in der Hoffnung, dass die beiden sie nicht bemerken würden.
âIhr wisst ich liebe Männer, die...Paris?â
Paris drehte sich genervt um. âSarah, Samantha. Was für ein Zufall.â
Samantha lächelte süÃlich. âNicht wahr? Du siehst...nett aus.â Sie musterte sie verächtlich.
Und du wie eine Hure. âDanke.â
âParis, das ist Kirsten. Kirsten, das ist Paris â Carlosâ aktuelles Betthäschen.â Erklärte Samantha.
Kirsten wechselte einen Blick mit Sarah. Die beiden gingen weiter, während Samantha vor einem der Waschbecken stehen blieb und ihren Lippenstift nachzog.
Paris blickte sie wütend an. âIch werde dir jetzt etwas sagen, du...â
Samantha wandte sich ihr wieder zu. âParis, spare dir deine Energie lieber für Carlos. Du weiÃt hoffentlich, dass er dich nur benützt?â
Paris ging an ihr vorbei und ergriff gerade die Türschnalle, als Samantha fort fuhr. âDu bist doch so klug. Also warum sollte er es ausgerechnet mit dir ernst meinen? Männer wie er wollen Frauen wie mich.â
âDummchen, die nicht wissen was sie mit ihrem Leben anfangen wollen? Und ich wette, deine Haarfarbe ist nicht das Einzige was künstlich an dir ist.â
Samantha blickte sie grinsend an. âDu tust mir wirklich leid, Schätzchen.â
Paris ballte die Hände zu Fäusten und verlieà wütend den Raum.
Sie kam aufgebracht zurück zu Carlos. âIch möchte gehen!â
âAlles in Ordnung?â
âGehen wir!â
Rory lächelte Jess glücklich an. Sie lagen aneinander gekuschelt im Bett.
âDu bist wunderschön.â Flüsterte er zärtlich.
Sie küsste ihn liebevoll. âIch freue mich schon darauf, wenn wir bald jede Nacht so einschlafen.â
Er nickte. âIch mich auch.â
Lorelai und Luke betraten das obere Stockwerk von ihrem Haus.
âDas war ein toller Tag, danke Luke.â Sie küsste ihn.
âEr muss noch nicht zu Ende sein.â Er grinste.
âWas hast du vor?â
âNun, erst mal duschen und dann, mal sehen...â
âWarum erst dann?â Sie grinste keck. âIch möchte auch duschen...â
Paris stand nachdenklich am Fenster und beobachtete den Regen. Er hatte vor wenigen Minuten begonnen.
Carlos legte die Arme um ihre Hüften. âDu bist so schweigsam. Willst du mir nicht sagen, was passiert ist?â
âNichts.â Sie drehte sich langsam um. Sie wusste selbst nicht genau warum sie sich von Samantha hatte einschüchtern lassen.
âEs tut mir leid, falls diese Idioten dich dumm angemacht haben. Sie sind nicht immer so. Und die meisten meiner Kumpels sind niemals so. Ich wollte wirklich, dass du ein schönes Wochenende hast.â
Paris zog ihn an sich und küsste ihn. Sich immer leidenschaftlicher küssend sanken sie auf das Bett.
66. Teil (4)
Lorelai kuschelte sich an Luke.
âDas mit der gemeinsamen Dusche war eine richtig gute Idee.â Er grinste.
Sie küsste ihn zärtlich. âIch liebe dich, Luke Danes.â
âUnd ich liebe dich, Lorelai Gilmore.â
Er zog sie sanft an sich. Sie küssten sich.
âJetzt sollten wir aufhören.â Carlos schob Paris sanft von sich.
âNein.â Sie küsste ihn.
âDoch.â Er setzte sich auf.
Sie blickte ihn erstaunt an. âWillst du denn nicht mit mir schlafen?â
Er lachte auf. âNatürlich will ich das. Aber kannst du dich noch an gestern erinnern? Deine Regel 87 war dir heilig. Ich weià nicht, was plötzlich mit dir los ist, aber ich habe keine Lust, mir morgen Vorwürfe anhören zu müssen. Du würdest bestimmt wieder mir die Schuld geben. Ich werde das Gefühl nicht los, dass du eben nur mit mir schlafen wolltest aufgrund irgendetwas, das heute Abend passiert ist.â
âDas ist Unsinn.â Paris sah ihm nicht in die Augen.
Carlos seufzte. âDu wolltest doch schon morgen Vormittag zurück fahren, damit du dich für Montag gut genug vorbereiten kannst. Du solltest ausgeschlafen sein.â
Sie nickte leicht und starrte auf die Bettdecke. Er küsste sie sanft.
âWenn du nächste Woche noch derselben Meinung bist, können wir die Regel immer noch brechen.â Er lächelte leicht und umarmte sie.
Jess erwachte durch ein lautes Geräusch. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er verschlafen hatte. Er zog sich leise an um Rory nicht zu wecken und ging hinunter ins Diner. Ãberrascht stellte er fest, dass bereits voller Betrieb war.
Lorelai erblickte ihn plötzlich. âGuten Morgen, Jess. Ich habe Luke überredet, heute deine Arbeit zu übernehmen. SchlieÃlich hattet ihr gestern einen harten Tag, wie Lane mir vorhin bestätigte.â Bevor Jess etwas erwidern konnte, verschwand sie in der Küche, kam aber sofort mit einem gefüllten Tablett wieder. âMeine Tochter ist gewiss hungrig wenn sie aufwacht. Du solltest schnell wieder hinauf gehen. Ich mache diesen Job nämlich deutlich schlechter als du. Wenn Luke dich also sieht, könnte er seine Entscheidung wieder rückgängig machen wollen.â Sie grinste fröhlich.
âDanke.â Jess nickte und kehrte mit dem Tablett zurück zu seiner Freundin, die noch tief schlief.
Carlos kam erst spät abends nachhause. Sein Onkel hatte ihn noch überredet bei seiner Familie Abend zu essen, nachdem er bei Diegos Auto etwas repariert hatte.
Nachdem er den Anrufbeantworter seines Handys abgehört hatte, ging er in sein Schlafzimmer.
Sie hatte es sich auf seinem Bett bequem gemacht und schnenkte ihm ihr vielsagendes Lächeln, als er sie erblickte.
âWarum bist du hier?â
Sie strahlte ihn an. âDein Bruder war hier und lieà mich rein. Wusstest du, dass er eine Freundin hat und...â
âDu hast meine Frage nicht beantwortet. Warum bist du hier?â fiel er ihr ins Wort.
Samantha lächelte. âDu liebst diese Spielchen, nicht wahr?â
Er musterte sie.
âDu hast dieses Kleid immer an mir geliebt. Obwohl, lange trug ich es ja nie.â Sie lachte.
Carlos entdeckte plötzlich das Regelbuch, welches auf ihrer Schoà lag.
âWie kannst du es wagen in meinen Läden zu wühlen?â
âReg dich ab. Du warst so spät. Ich musste mir meine Zeit doch irgendwie vertreiben.â
âIndem du in meinen Läden wühlst?â
Sie seufzte. âDas hatten wir eben.â
âLeg es zurück!â
Sie rollte mit den Augen und gab es zurück in die Lade.
âEine amüsante Lektüre...â Sie lachte. âMeint Paris das ernst?â
Er seufzte. âHat heute keiner Zeit für dich?â
âDoch.â Sie grinste. âWie kommt jemand darauf ausgerechnet dir Regeln aufzustellen? Du haltest dich doch nicht einmal an das Rauchverbot mancher Lokale.â
âBist du fertig?â
âEinen Monat musst du warten. Sie kennt dich wirklich schlecht.â Samantha lachte. âDas alles ist so lächerlich. Bei mir gibt es keine Regeln.â
âDas ist mir bekannt.â
âSeit wann lässt du dir so viel vorschreiben? Sagt sie dir auch was du trinken und essen darfst? Steht das vielleicht in einem zweiten Buch, das ich noch nicht kenne? Wie viele Bücher gibt es denn?â
âSolltest du nicht bei Sarahs neuem Freund sein? Du hast dich doch immer gut mit ihren Freunden verstanden.â
âBesonders mit einem.â Sie grinste. âWir hatten immer viel SpaÃ.â Sie erhob sich langsam und ging auf ihn zu. âIch habe dich die letzten Monate sehr vermisst. WeiÃt du, zwischen uns müsste sich nichts ändern. Mir ist egal, dass du auch mit ihr schläfst. Und sie würde das mit uns niemals erfahren. AuÃer du erzählst es ihr, was du aber niemals tun würdest.â
Sie strich durch ihre langen Haare und stellte zufrieden fest, dass er den Blick noch immer nicht von ihr abgewandt hatte. âEs ist deine Entscheidung, Carlos. Entweder du schickst mich fort und richtest dein Leben nach ihren Vorstellungen. Oder wir haben soviel Spaà wie früher âzügellos, ohne jegliche Regeln und Vorschriften.â
67. Teil (1)
Nach einem schwülen Frühlingstag verabschiedete sich der April mit einem warmen Regenschauer und einem Gewitter, wie es schon seit Jahren keines mehr gegeben hatte.
Bereits am frühen Vormittag zeigte der noch junge Wonnemonat, dass er die Zeit bis zum Sommer nicht unnötig in die Länge ziehen wollte. Wetterstationen berichteten von kommenden Rekordtemperaturen, was die meisten Menschen aber noch nicht allzu ernst nahmen. Mittags war es bereits so heiÃ, dass viele Studenten der Yale University beschlossen ihre Vorlesungen und Seminare zu schwänzen und schon jetzt ins wohlverdiente Wochenende fahren. Andere verbrachten die sonnigen Stunden auf den Wiesen des groÃen Campus oder in einem der zahlreichen Cafes.
âEinfach unglaublich!â Paris stürmte wütend in ihr Zimmer.
Rory, die gerade ihren Rucksack packte, blickte verwundert hoch.
âKaum scheint die Sonne, sitzt man nur mehr zu siebent im Hörsaal! Diese Faulenzer glauben wohl wirklich das Studium ohne Anwesenheit schaffen zu können!â
Rory seufzte und stand auf. âDu hast dich erst letzte Woche beschwert, dass die Hörsäle immer so voll wären, dass man Platzangst bekäme.â
âDie heutige Einheit war sehr wichtig. Wenn einer dieser Faulenzer glaubt, er könne sich nächste Woche meine Mitschrift kopieren, hat er sich getäuscht.â Erklärte Paris wütend.
Rory blickte auf ihre Armbanduhr. Jess sollte schon seit zwanzig Minuten hier sein.
âWann fährst du?â erkundigte sich Paris.
âJess holt mich diesmal ab.â Erzählte Rory.
âUnd er verspätet sich wahrscheinlich wieder. Das ist typisch Mann.â
Rory ging nicht darauf ein. âWann fährst du?â
âGar nicht.â
Sie sah Paris verwirrt an. âWas?â
âEr hat mich die ganze Woche nicht angerufen. Wenn er mich sehen will, muss er sich melden.â Meinte Paris.
âDer eine rief zu oft an, der andere zu selten. Was willst du eigentlich?â
âEr kann zumindest zwei Minuten seiner wertvollen Zeit opfern um seine Freundin anzurufen. Jamie rief mich diese Woche zweimal an!â
âJamie und Carlos sind eben verschieden.â
âOh jaâ¦â Paris seufzte genervt, plötzlich änderte sich ihre Miene. âGlaubst du, hat es einen bestimmten Grund warum er sich nicht gemeldet hat?â
Rory seufzte. Jess, komm bitte endlich! âDas weià ich nicht. Warum rufst du ihn nicht einfach an und fragst ihn?â
âIch rufe ihn sicher nicht an! Darauf wartet er nämlich bestimmt!â
âDann eben nicht.â
âIch werde das Wochenende hier verbringen und lernen! Ich muss sowieso bis übernächste Woche einiges gelesen haben.â Paris ging zu ihrem Schreibtisch und nahm ihre Bücherliste zur Hand. âNa toll!â Sie stöhnte genervt auf. âIch muss kurz in die Bibliothek! Du wirst dann bestimmt noch hier sein, deshalb verabschiede ich mich jetzt noch nicht.â Sie verschwand aus der Wohnung.
Wenige Minuten später klingelte es an der Tür.
âHast du deinen Schlüssel vergessen?â Rory öffnete seufzend.
âWenn ich einen hätte, bestimmt nicht.â Jess grinste.
âEntschuldige, ich dachte es wäre Paris. Hi.â
Er betrat die Wohnung. âEntschuldige meine Verspätung, es gab einen Stau.â
Rory nickte. âIch bin gleich so weit.â
Sie wollte zurück in ihr Zimmer, aber Jess hielt sie sanft am Arm fest. âDu hast etwas vergessen.â Er zog sie an sich und küsste sie.
Rory lächelte. âEntschuldige.â Sie umarmte ihn glücklich.
Er strich ihr zärtlich durch die Haare. âSchon gut.â Jess blickte ihr tief in die Augen.
Ein warmes Glücksgefühl machte sich in ihrem Herzen breit, wie jedes Mal wenn er bei ihr war. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Ihre Lippen näherten sich. Sich leidenschaftlich küssend sanken sie auf die Couch.
âNehmt euch doch ein Zimmer!â
Rory und Jess fuhren auseinander.
âTolles Timing. Kannst du nicht anläuten?â
âDas habe ich. Aber ihr habt es nicht gehört. Da die Tür einen Spalt offen war, bin ich eben herein gegangen.â Erklärte Carlos grinsend.
Rory erhob sich verlegen. âSchon okay, ich muss noch etwas aus dem Zimmer holen. Paris ist noch nicht zurück.â Sie lief in ihr Schlafzimmer.
âDas nächste Mal solltest du einen Socken an die Türschnalle hängen.â Riet Carlos immer noch grinsend.
âHör auf so dämlich zu grinsen!â
âUnmöglich.â Plötzlich fiel ihm etwas ein und seine Miene änderte sich schlagartig. âIch wollte dich etwas Wichtiges fragen. Es geht um Mandyâ¦â
Paris, die gerade die Wohnung betreten hatte, lieà die Tür mit einem Krach ins Schloss fallen.
âWas machst du hier? Jess, nett, dass du vorbeischaust. Rory hat schon seit Stunden auf dich gewartet!â
âIch hole dich ab.â Erklärte Carlos grinsend.
âEs war ein Stau.â Rechtfertigte sich Jess.
âEin Stau! Na so ein Pech! So etwas kann man einplanen!â Paris holte tief Luft und wandte sich wütend an Carlos. âDu tust was? Erst meldest du dich die ganze Woche nicht und dann willst du mich abholen? Glaubst du wirklich, ich fahre mit dir mit?â
âWie hätte ich das einplanen sollen?â Jess blickte Paris genervt an.
âDas glaube ich, ja. Ich hatte diese Woche sehr viel zu tun. Ich muss Geld verdienen. AuÃerdem warst du doch im Lernstress. Ich dachte, da darf ich gar nicht anrufen.â
âDu hättest eine halbe Stunde früher los fahren können! Und duâ¦â
âIch werde dich ab Montag jeden Tag anrufen.â
âDu kapierst wieder einmal nicht worum es eigentlich geht!â
âAnscheinend nicht. Brauchst du noch lange?â
Paris funkelte ihren Freund wütend an. âIch sagte bereits, ich komme nicht mit.â
âGut, dann bleibe ich eben hier.â Er grinste.
Sie ging wutschnaubend in ihr Zimmer. Rory schloss gerade den Zippverschluss ihres Rucksackes.
âWomit haben wir so etwas nur verdient? Wir sollten uns das nicht länger gefallen lassen. Lass uns hier bleiben. Sollen die beiden doch das Wochenende gemeinsam verbringen.â Paris lieà sich wütend auf ihr Bett fallen.
âIch fahre jetzt. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Vielleicht sehen wir uns ja doch morgen beim Gig.â Rory verlieà das Zimmer.
âVerräterin!â rief Paris ihr nach.
Lorelai sah sich suchend im Diner um. Lane, die gerade mit einem vollen Tablett beladen vorbei ging, flüsterte ihr lächelnd zu: âLuke musste nur schnell zu Dooseâs. Setz dich doch.â
Wenige Minuten später kam Luke zurück. Er wirkte gestresst, doch sein angespannter Gesichtsausdruck verwandelte sich schlagartig zu einem Lächeln als er Lorelai an der Bar erblickte
Sie nahm einen groÃen Schluck ihres Kaffees und winkte ihm fröhlich zu.
Luke umarmte sie kurz und küsste sie sanft auf die Wange, bevor er mit einer Einkaufstasche in der Küche verschwand.
Lore sah ihm gespielt empört nach. Als ihr Freund zurückkam, warf sie ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
âWas?â
Lorelai verzog trotzig den Mund. âDu freust dich gar nicht mich zu sehen.â
âNatürlich tue ich das. Wir haben nur sehr viel zu tun heute.â
Lorelai senkte den Kopf.
Luke seufzte und ging zu ihr. Sie blickte ihn erwartungsvoll an.
Er küsste sie zärtlich. âBist du jetzt zufrieden?â
âNein.â Sie schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn. âJetzt.â Lore lächelte.
âLuke, ich warte schon seit zwanzig Minuten auf meine Toast!â rief Kirk verzweifelt.
âEntschuldige. Ich muss wieder arbeiten.â Luke lächelte verschmitzt.
Lore hielt ihn sanft am Arm. âWarte. Ich möchte heute Nachmittag mit Rory einkaufen gehen. Wir suchen nach Kleidern für Lizâ Hochzeit übernächste Woche. WeiÃt du wie man sich im Mittelalter kleidete?â
Luke seufzte. âZieht einfach an was ihr möchtet. Ihr habt doch genug Kleider.â
Nancy kuschelte an Deans Schulter. Sie lagen in seinem Bett in Stars Hollow und blätterten in einem Fotoalbum.
âDu bist unglaublich sportlich.â Hauchte Nancy.
Er nickte leicht verlegen und blätterte um.
âFreust du dich schon auf den Gig morgen?â erkundigte sie sich.
Er antwortete nicht. Sein Blick ruhte auf dem Bild einer hübschen jungen Frau.
Nancy spürte Wut in ihr aufsteigen. Sie atmete tief durch und fragte so unschuldig wie möglich. âWer ist sie?â
âWas? Ãhm...Rory, meine Exfreundin.â
âDu hast von ihr erzählt.â Sie bedeutet ihm offenbar noch immer sehr viel. Nancy lächelte zufrieden.
âWas fragtest du vorhin?â
âIch fragte, ob du dich schon auf den Gig freuen würdest.â
âNatürlich. Ich unternehme doch immer sehr gerne etwas mit dir. Ich bin schon gespannt auf die Band deiner Freundin. Ich freue mich endlich Freunde von dir kennen zu lernen.â
Du kennst sie besser als du ahnst, mein Schatz. âSie freuen sich auch dich kennen zu lernen.â
67. Teil (2)
"Nein, das darf nicht wahr sein! Das muss ein ganz schlechter Scherz sein!â Paris starrte fassungslos auf das Schild, das vor dem Aufzug angebracht war. AuÃer Betrieb.
âFunktionierte der Lift schon einmal länger als eine Woche?â
âKann sein.â
âWas ist das denn schon wieder für eine Antwort?â
âIch weià es nicht. Ich beachte den Lift nicht, da ich immer die Treppe nehme.â Erklärte Carlos.
Paris seufzte genervt und machte sich auf den Weg zum Stiegenaufgang.
Mandy schleckte fröhlich an ihrem Eis. âDas ist doch wirklich peinlich. Denken sie denn wirklich, wir würden nicht ahnen was hier vorgeht?â
âMachen wir einfach das Beste aus unserer trauten Zweisamkeit.â Meinte Will grinsend.
âZuerst kommt ihr schon einen Tag zu früh, dann haben alle vier schon etwas vor⦠ich hasse diese Kuppelaktionen. Wir hätten uns doch alle morgen in New York treffen können.â Mandy schüttelte den Kopf und sah sich am Campus um. Es war unglaublich heià für Anfang Mai. Sie konnte sich nicht entsinnen jemals so viele Studenten auf den Wiesen und in den Cafes gesehen zu haben.
âZahlt es sich aus zu dem Gig zu fahren?â
âIch mag Ronnys Band nicht besonders. Aber Keisha und Mel habe mich davon überzeugt, die langweiligste Person der Welt zu sein und endlich mal wieder etwas unternehmen zu müssen.â Mandy rollte mit den Augen.
Will lachte. âIch finde dich klasse. Warum hat jemand wie du keinen Freund?â
âTja, es soll wohl nicht sein.â Sie zuckte mit den Schultern.
âDas klingt so pessimistisch. Du bist doch noch blutjung.â
âWarum hast du keine Freundin?â
âIch habe da jemanden in Aussicht.â
âWas ist das Problem?â
âIhr Freund.â Erklärte Will.
Mandy runzelte die Stirn. âDas ist wirklich ein Problem. Aber du lernst bestimmt bald ein anderes nettes Mädchen kennen.â
âIch will sie und werde sie auch bekommen.â Meinte Will selbstsicher.
âIch finde es nicht fair sich in andere Beziehungen einzumischen. Stell dir vor...â
âIch brauche mich nicht einzumischen. Das mit den beiden wird bestimmt nicht lange halten. Ich habe den Typen kennen gelerntâ¦â Will lachte auf.
Lorelai und Rory bewunderten sich im Spiegel.
âWir sehen richtig toll aus.â Lobte Lore begeistert.
Auch Rory war über die Wahl ihrer Kleider sehr zufrieden. Was Jess wohl zu diesem Kleid sagen wird. Sie lächelte.
âIch fühle mich so wohl. Ich würde es am liebsten gleich anbehalten.â
âGrandma wäre begeistert...â
Lore seufzte genervt. âWarum musstest du dieses Wort aussprechen? Ich war gerade so gut drauf.â
âWeil es fast halb sieben ist und wir uns beeilen sollten.â Erklärte Rory.
âNoch einen kleinen Moment, bitte!â flehte Lore.
Ihre Tochter seufzte. âNa gut. Aber nur ganz kurz.â
Lorelai musterte sich noch ein letztes Mal lächelnd im Spiegel bevor sie zurück in die Umkleidekabine ging.
âWir haben schon zweimal geklingelt. Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?â Paris blickte Carlos genervt an.
âIch weià nicht genau. Es muss eine Türnummer zwischen 11 und 67 sein.â
âSehr witzig.â Paris rollte mit den Augen.
SchlieÃlich wurde die Tür geöffnet. Eine korpulentere ältere Dame strahlte die beiden fröhlich an. âIhr seid ja schon hier!â Sie umarmte Carlos, danach Paris.
Paris blickte sie verwirrt an und warf Carlos einen fragenden Blick zu.
âParis, das ist meine GroÃmutter...â
Paris reichte ihr höflich die Hand. Die ältere Dame lachte auf und umarmte sie wieder.
âDu hast ein schönes Mädchen mitgebracht.â Lobte sie.
âVielen Dank, Señora Rodriguez.â
âSehe ich denn schon so alt aus? Maria.â
Paris lächelte leicht. âMaria.â Sie mochte die Frau auf anhieb.
âSo ist es richtig. Aber jetzt kommt endlich herein, Kinder. So schön dieser Gang auch sein mag, die Wohnung ist besser. Aber viel zu modern eingerichtet. Zu amerikanisch. Nichts gegen dich, Schätzchen.â
Lane umarmte Dave stürmisch zur BegrüÃung. âIch freue mich so, dass du hier bist.â Sie lächelte.
Dave streichelte zärtlich über ihre Wange.
Sie setzten sich auf die kleine Couch im Wohnzimmer.
Ich muss mit ihr reden. Ich weià nicht wie sie reagieren wird, aber ich muss es versuchen.
Er sah ihr tief in die Augen.
Lane wich seinem Blick seufzend aus. Ich sollte es ihm sagen. So schnell wie möglich.
âLaneâ¦â
âDaveâ¦â
Sie lachten. âDu zuerst.â Lane blickte ihn erwartungsvoll an.
âNein, du.â
âOkayâ¦â Lane atmete tief durch und erzählte vom Geburtstag ihrer GroÃtante und ihrem dreiwöchigen Pflichtbesuch.
Dave seufzte. Es hätte ihn gewundert, wenn Mrs. Kim nicht immer noch einen gewissen Einfluss auf Lanes Leben gehabt hätte. Aber schlieÃlich handelte es sich um einen Geburtstag. Er konnte verstehen, dass sie nach Korea musste.
Plötzlich kam ihm eine Idee. âWann hat sie denn genau Geburtstag?â
âAm dritten Juli. Warum?â Lane blickte ihn fragend an.
âDu könntest einen halb Wochen bleiben und den Rest deines Urlaubs mit mir im Ferienhaus verbringen. Das sind nur zehn Tage, aber immerhin besser als gar nichts.â
Lane senkte den Kopf. Daran hatte sie auch schon gedacht. âDas würde Mrs. Kim niemals erlauben.â Meinte sie traurig.
âAber einen Versuch wäre es doch wertâ¦â
âDave, sie ist -seit sie uns damals erwischte- nicht mehr gut auf dich zu sprechen. Wenn sie also hört, dass ich zehn Tage mit dir verreisen möchte, wird sie auf stur schalten.â
âMein Gott, Lane, du bist erwachsen!â Dave wurde lauter als er eigentlich wollte.
Sie blickte ihn erschrocken an.
âEntschuldige, Lane. Ich meinte es nicht so.â
Lane nickte. âIch weiÃ.â
âWir könnten beide versuchen sonntags mit ihr zu reden.â Schlug Dave vor.
Sie bezweifelte zwar, dass ihre Mutter nachgeben würde, willigte aber trotzdem ein. âWas wolltest du mir sagen?â
âNicht so wichtig.â Jetzt ist wohl der denkbar schlechteste Augenblick sie das zu fragen.
Paris blickte verwundert auf die drei Tische, die im Essraum zu einer Tafel zusammen gestellt worden waren. âWie viele kommen denn?â
âFünfzehn. Alle, die in New York City wohnen.â Erklärte Carlos.
Paris setzte sich zögernd. Sie begann allmählich daran zu zweifeln, dass es eine gute Idee gewesen war mitzukommen.
Plötzlich wurde die Tür mit einem Schwung aufgerissen. âNichts als Stress hat man!â Carlosâ Mutter seufzte genervt.
âDann sag Tante Consuela eben endlich, dass sie die Feier das nächste mal in ihrer eigenen Wohnung machen soll.â
Erst jetzt schien sie ihren Sohn wahrzunehmen. âWir haben mehr Platz. Wie oft muss ich dir das noch erklären? Warum musstest du klingeln? Hast du deinen Schlüssel verloren?â
âNein, vergessen.â
Señora Rodriguez schüttelte den Kopf. Plötzlich fiel ihr Blick auf Paris.
Diese erhob sich höflich und wollte ihr die Hand reichen.
Sie warf ihrem Sohn einen wütenden Blick zu. âHilf deinem Bruder im Wohnzimmer!â
Paris blickte Carlos fragend an. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
âWorauf wartest du? Brauchst du eine Extraeinladung?â
Nachdem er den Raum verlassen hatte, deutete seine Mutter Paris sich zu setzen.
Sie wischte sich kopfschüttelnd über die Stirn und musterte Paris seufzend.
âWie weit bist du?â fragte sie plötzlich.
âWie bitte?â
67. Teil (3)
âIm wievielten Monat bist du, Mädchen?â
Paris glaubte nicht richtig gehört zu haben. Es dauerte einen Moment bis sie sich wieder fing. âIch bin nicht schwanger.â
Señora Rodriguez seufzte erleichtert auf. âHimmel sei Dank!â
âHat Carlos Ihnen denn nicht gesagt, dass ich mitkomme?â Das hätte ich mir ja denken können!
âEr meinte, er würde eine Frau mitbringen. Ich dachte an Mandy. Das süÃe Ding gehört schlieÃlich beinahe zur Familie.â
Paris blickte schweigend auf ihre Zehenspitzen. Ja, die süÃe Mandy... Dachte sie bitter. âEntschuldigen Sie mich bitte kurz.â
"Natürlich, geh nur."
Jess schlug das Buch zu und sah auf die Uhr, welche auf seinem Nachttisch stand. Er hatte bereits vier Stunden gelernt. Jess freute sich schon auf den Moment, indem er sein Abschlusszeugnis erhalten würde.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Luke betrat die Wohnung.
âWillst du nicht eine Pause einlegen?â fragte er. Luke versuchte es zwar zu verbergen, es war ihm jedoch anzusehen wie stolz er auf seinen Neffen war.
Jess strich sich durch die Haare. âIch habe für heute aufgehört.â
Luke nickte. âWas die Hochzeit deiner Mutter betrifft...â
Jess seufzte genervt und blickte auf seine Zehenspitzen. âNicht schon wieder...â
âEs würde ihr soviel bedeuten wenn du sie zum Altar führen würdest.â
âIch sagte, ich werde darüber nachdenken.â
âJess...â
âIst gut. Ich mache es.â Jess seufzte.
âLiz wird sich freuen.â
Paris stürmte in das geräumige Wohnzimmer. âIch muss mit dir reden!â
Carlos sah sie überrascht an. âWas ist denn los?â
Enrico beobachtete die beiden neugierig.
âKönnten wir irgendwo hingehen wo wir ungestört reden können?â Sie warf Enrico einen genervten Blick zu.
âParis, wir haben hier noch einiges zu tun...â
âEs ist aber wichtig!â
âOkay, gehen wir in mein Zimmer.â
âIhr seid echt toll, Leute!â Dave klatschte begeistert.
Lane strahlte fröhlich und blickte zu ihren Bandkollegen. âWir waren wirklich gut. Der Gig morgen wird ein Riesenerfolg!â
âEure Songauswahl ist cool.â Lobte Dave.
âJa, verdammt cool. Es dauerte aber lange bis wir uns geeinigt hatten.â Zach grinste.
âHey, Leute, seid ihr auch so hungrig?â fragte Brian.
âUnd wie. Bestellen wir Pizza.â Schlug Lane vor, worauf alle begeistert zustimmten.
âWie läuft es in Yale, Rory?â erkundigte sich Richard.
âGanz gut.â Rory lächelte.
âNun sei mal nicht so bescheiden. Sie bekam auf eine Philosophiearbeit eine eins!â erzählte Lore begeistert.
âDas ist ja groÃartig!â Emily strahlte voller Stolz.
âEine tolle Leistung. Worum ging es denn in deiner Arbeit?â erkundigte sich Richard.
âUm Kants kategorischen Imperativ.â
âEin wirklich interessantes Thema. Ich hoffe, du hast eine Kopie dieser Arbeit.â
âIch habe sie am Computer abgespeichert. Ich werde sie nochmals ausdrucken und euch nächste Woche mitbringen.â Versprach Rory.
âWunderbar.â Emily lächelte.
âWie läuft es denn mit deinem Hotel, Lorelai?â
âEs gab einige Schwierigkeiten, aber jetzt geht es wieder gut voran, Dad.â
âWunderbar. Wie geht es euren Freunden?â fragte Emily.
Vielen Dank für dein Interesse an meiner Arbeit, Mum. Lorelai nahm einen groÃen Schluck ihres Weines.
âJess und Luke geht es sehr gut. Im Diner läuft es echt toll.â Erzählte Rory.
âHat Jess nicht bald seine ersten Abschlussprüfungen?â
âJa, bald.â Rory sah zu ihrer Mutter.
âEr muss bestimmt viel lernen. Die Schulen verlangen heutzutage immer mehr.â Richard trank von seinem Wein.
âJa, es ist viel Stoff, aber er lernt sehr leicht.â
âWozu macht er sich überhaupt die ganze Mühe wenn er ohnehin nur arbeiten gehen wird?â Emily nippte an ihrem Wein.
Lorelai warf ihrer Mutter einen warnenden Blick zu.
Rory atmete tief durch. âEr hat nicht gesagt, dass er niemals ein College besuchen wird...â
âKind, sei doch nicht so naiv. Glaubst du wirklich, dass er, wenn er einen festen Arbeitsplatz hat, diesen wieder aufgibt um zum College zu gehen?â
âEs besteht auch die Möglichkeit eines Teilzeitjobs. Ich werde auch während den kommenden Semestern zwanzig Stunden pro Woche arbeiten, damit wir uns die Wohnung schneller leisten können.â Rory biss sich auf die Unterlippe. Es war zu spät. Sie hatte es bereits ausgesprochen.
Richard rutschte die Gabel aus der Hand, während Emily sich an ihrem Wein verschluckte. Sie starrten ihre Enkelin ungläubig an.
âEntschuldige, ich glaube ich hatte eben einen Hörfehler. Was sagtest du gerade?" Richard fing sich zuerst wieder.
67. Teil (4)
Carlos schloss die Tür und sah Paris fragend an.
Sie atmete tief durch. âSehe ich aus als wäre ich schwanger?â
Er musterte sie lange.
âHör auf mich so anzusehen!â
âWie?â
âAls hätte ich meinen Verstand verloren!â
âIch hoffe wir mussten nicht nur in mein Zimmer gehen um das zu klären.â
âKannst du mir nicht einfach antworten?â
Er seufzte. âDu siehst nicht aus als wärst du schwanger. Du bist wunderschön.â
âWillst du damit sagen schwangere Frauen können nicht schön sein?â
âDas wollte ich nicht sagen. Du bist zu schlank um....â
âAch, dann sind Schwangere in deinen Augen also dick und korpulentere Menschen automatisch hässlich?â Sie unterbrach ihn wütend.
âDu kannst wirklich anstrengend sein.â
âUnd du beweist mir ständig wie recht ich mit meinem ersten Eindruck hatte.â Sie schüttelte wütend den Kopf und sah sich in seinem Zimmer um. Plötzlich fiel ihr Blick auf eine eingerahmte Urkunde.
Sie trat näher um deren Inhalt lesen zu können. âDu hast einen Debattierwettbewerb gewonnen?â
âWir waren zu dritt.â
âIch hätte dir das gar nicht zugetraut...â
âDeine Ehrlichkeit ist immer wieder eine Freude.â
âIch hätte mir nur nicht gedacht, dass du an so etwas teilgenommen hast.â
âDas war vor beinahe sechs Jahren.â
Sie drehte sich langsam zu ihm. âWarum hast du die High School abgebrochen?â
âMüssen wir jetzt über dieses Thema sprechen?â
âDeine Mutter dachte du würdest Mandy mitbringen...â Nun war es herauÃen. Es hatte Paris schon die ganze Zeit beschäftigt.
âUnd? Sie denkt vieles...â
âSie meinte Mandy gehöre beinahe zu eurer Familie...â
Carlos trat zu ihr und strich ihr sanft durch die Haare. âMandy und ich sind seit acht Jahren befreundet. Mehr als Freundschaft war da nie und wird auch niemals sein.â Er zog sie langsam an sich und küsste sie.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet. âIch will euch ja nicht stören, aber das Essen ist fertig.â
âHat meine rücksichtsvolle Mutter dich geschickt?â
âDu solltest wohl ein richtig schlechtes Gewissen bekommen.â Das Mädchen grinste.
Paris blickte verwundert von dem unscheinbar gekleideten Mädchen zu ihrem Freund.
âParis, das ist meine Cousine Laura. Laura, meine Freundin Paris.â
Laura blickte Carlos kurz verwirrt an, wandte sich schlieÃlich an Paris. âHi, freut mich.â
Paris reichte ihr kurz die Hand. âHallo. Alles Gute zum Geburtstag.â
Laura lächelte. âDanke. Wir sollten jetzt wirklich hinunter gehen.â
âDu kannst es ja kaum erwarten.â Carlos grinste.
âRichtig. Je früher die Feier beginnt, desto früher können wir wieder weg. Ich hab meinen Eltern übrigens schon gesagt, dass du mich fährst.â
âDas lassen sie zu?â
âAlso gegen deine Fahrkünste haben noch nicht einmal die beiden etwas gesagt.â
Rory blickte unsicher zu ihrer Mutter. Sie wünschte die Zeit zurück drehen zu können. Rory hatte alles so ausführlich geplant gehabt. Sie hätten ein ruhiges, sachliches Gespräch zu sechst geführt. Es gab sogar eine Liste mit Argumentationspunkten. Wann diese Unterhaltung stattfinden sollte war noch nicht endgültig entschieden gewesen, nur dass es jetzt noch zu früh dafür war. Und nun war es ihr herausgerutscht.
Ihr GroÃvater räusperte sich plötzlich.
Rory schluckte und atmete tief durch. Sie versuchte ihren GroÃeltern selbstbewusst in die Augen zu blicken. Richard blickte sie erwartungsvoll an. Emily war blass geworden, ihr Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
Lorelai sah ihre Tochter an. Sie wollte ihr helfen, wusste aber nicht wie.
âHab ich euch schon von den Pferden erzählt?â Ihr Versuch, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, scheiterte kläglich.
Emily und Richard ignorierten ihre Tochter. Ihre Augen ruhten noch immer auf ihrer Enkelin.
âGrandma, Grandpa,...â begann diese zögernd.
âEine Wohnung? Du willst mit diesem Taugenichts zusammenziehen?â Emiy schien sich relativ schnell von ihrem Schockzustand erholt zu haben. Sie warf ihrer Tochter einen vorwurfsvollen Blick zu. âWas bist du nur für eine Mutter? Deine Tochter dürfte an so etwas noch nicht einmal denken!â
Richard seufzte und schenkte sich Wein nach.
âMum, ich...â
âDer Junge wird ihr nur Unglück bringen! Und du lässt sie mit ihm wohnen! Was machst du, wenn sie schwanger wird und er sie vor die Tür setzt? Was wird dann aus Rory, aus ihrer Ausbildung?â
Rory blickte verzweifelt zu ihrer Mutter.
âMum, könnten wir bitte in Ruhe darüber reden?â Lorelai versuchte ruhig zu bleiben. In ihrem Inneren jedoch brodelte es gewaltig.
âDa gibt es nichts zu bereden! Rory wird nicht mit diesem Jess zusammenziehen!â Emily stellte ihr Glas Wein mit so einem Schwung ab, dass sie schüttete. âBerta!â rief sie wütend nach dem neuen Hausmädchen, welches so gleich herbei eilte.
âSie haben gerufen, Madam?â
âSchön, dass sie es schon beim ersten Mal hörten. Es wurde Wein verschüttet!â
Berta lief nickend in die Küche und kam mit einer Stoffserviette zurück, die sie eilig über den Fleck legte.
Emily rollte mit den Augen. âRäumen Sie das Essen ab. Wir nehmen den Nachtisch in zehn Minuten im Salon ein!â
âGanz wie Sie wünschen, Madam.â
âMum...â Lorelai wollte ihre Mutter besänftigen.
âWas denn, Lorelai? Hast du keinen Hunger mehr? Schön. Berta, wir essen heute keinen Nachttisch!â
âAber Madam...â begann Berta, die für die Zubereitung des Desserts länger gebraucht hatte als für das restliche Kochen, zögernd.
âHaben Sie irgendwelche Einwände, Berta?â
Das Hausmädchen schluckte. âNein, Madam.â
âDanke. Würden Sie jetzt bitte endlich den Tisch abräumen? Für Faulenzen bleibt Ihnen später noch genügend Zeit.â
âNatürlich. Entschuldigen Sie bitte vielmals, Mrs. Gilmore.â
Während sie den Essraum verlieÃen, begann Richard: âEmily, beruhige dich doch. Lass uns in den Salon gehen und über alles sprechen.â
âSag du mir nicht was ich zu tun habe. Für mich ist das Thema abgeschlossen.â Emily schenkte ihrer Tochter einen kurzen, kalten Blick.
âEmily, nun sei doch vernünftig...â Richard versuchte zu vermitteln.
âVernünftig? Empfindest du Lorelais Idee ihre Tochter mit diesem Jungen zusammenziehen zu lassen etwa als vernünftig...â
âGrandma...â begann Rory leise.
Emily ignorierte sie. âIch habe für heute genug gehört. Ich bin müde und werde nun zu Bett gehen. Gute Nacht.â Sie ging die Treppen zum oberen Stockwerk hinauf, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen.
Richard seufzte. Er wandte sich an seine Tochter und Enkelin. âEntschuldigt. Es ist besser ihr geht jetzt. Es war ein ziemlicher Schock für sie.â
âAber, Dad,...â
âLorelai, bitte. Wir reden nächste Woche.â Er begleitete sie zur Tür.
âWow.â Meinte Rory leise als sie im Auto saÃen.
Lorelai seufzte und sah ihre Tochter traurig an. Wie gern hätte sie ihr diese Szene erspart.
Rory blickte starr aus dem Fenster. âIch habe sie noch nie so erlebt.â
âIch leider schon.â Lorelai nahm die Hand ihrer Tochter und strich sanft über ihren Handrücken.
âIch dachte, sie würde versuchen Jess zu akzeptieren.â Rory senkte traurig den Kopf. Es tat ihr weh, dass der Mann, den sie über alles liebte, so von ihrer eigenen GroÃmutter abgelehnt wurde.
âEmily hat leider ihre eigene Vorstellung über die richtigen Partner für uns. Wie ich sie kenne, hatte sie wahrscheinlich die Hoffnung, dass ihr euch früher oder später wieder trennen würdet. Jetzt wo sie von euren Plänen erfahren hat, ist ihr erst bewusst geworden wie ernst es wirklich mit euch ist. Zusammenzuziehen ist schlieÃlich ein sehr groÃer Schritt.â Erzählte Lorelai.
Rory lehnte ihren Kopf an die Schulter ihrer Mutter. âDenkst du, dass es noch zu früh ist?â
Lorelai nagte an ihrer Unterlippe. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte.
âMum?â Rory klang unsicher.
âIhr seid noch sehr jung. Aber es ist allein eure Entscheidung. Wenn ihr euch wirklich sicher seid, dann solltet ihr es tun.â Lorelai klang nicht so überzeugt, wie sie es gewollt hatte.
Rory nickte. âIch liebe Jess. Und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als mit ihm zusammenzuwohnen. Ich denke, dass wird unsere Beziehung noch mehr vertiefen.â Sie lächelte bei der Erinnerung an den gemeinsamen Urlaub. Sie wollte jede Nacht neben ihm einschlafen und jeden Morgen wieder neben ihm aufwachen.
âWenn du dir wirklich sicher bist, sollte es keine groÃen Probleme geben. Luke und ich werden euch natürlich unterstützen. Wenn alles gut geht, könnt ihr vielleicht schon nächstes Jahr im Sommer eine gemeinsame Wohnung beziehen â laut Lukes Berechnungen. Und was deine GroÃeltern betrifft, solltest du dir keine Sorgen machen. Nächsten Freitag werden Luke und Jess mitkommen und wir sprechen noch einmal mit ihnen.â Lorelai startete den Motor und fuhr los.
Rory nickte. âDanke, Mum.â
âHey, wozu bin ich denn da?â Lorelai lächelte.
Rory erwiderte ihr Lächeln.
âWas hast du denn heute noch vor?â erkundigte sich Lore.
âIch treffe mich noch mit Jess, Lane und Dave. Und du?â
âKlingt toll. Ich treffe mich noch mit Luke.â Lorelai strahlte.
âKlingt super.â Rory freute sich, dass ihre Mutter so glücklich war. Immer wenn sie über Luke sprach oder jemand anders ihn erwähnte, begannen ihre Augen richtig zu leuchten und ihre Lippen umspielte stets ein Lächeln. Auch Luke war es anzusehen, wie sehr er seine Lore liebte. Sie wurden allgemein als das Traumpaar von Stars Hollow bezeichnet. Rory war glücklich, dass ihre Mutter ihre groÃe Liebe gefunden hatte. Und darüber, dass diese Luke war. Rory liebte Luke wie einen Vater. Er war ihr immer mehr ein Vater gewesen als Chris es wahrscheinlich jemals sein könnte.
Rory schreckte aus ihren Gedanken hoch, als ihre Mutter plötzlich einen Freudenschrei ausstieà und das Radio lauter stellte. âDazu habe ich früher immer getanzt! Das waren noch Zeiten!â Sie sang fröhlich bei einem der Lieblingslieder ihrer Jugendzeit mit.
Rory lächelte über Lores Fröhlichkeit und beobachtete wie die Landschaft langsam an ihnen vorbei zog. Sie dachte an Jess. Bald würde sie wieder in seinen muskulösen Armen liegen und die Welt vergessen. Es war Schicksal, dass er in ihr Leben getreten war â dabei war sie sich ganz sicher. Und nächstes Jahr würden sie vielleicht wirklich schon zusammen wohnen. Ihre erste gemeinsame Wohnung. Rory lächelte. Der Rhythmus des Liedes und die vorbeiziehende Landschaft untermalten ihre glücklichen Gedanken an ihre Zukunft mit Jess. Noch ganz leise und beinahe unmerklich schlichen sich die ersten kleinen Zweifel an.
Es war eine groÃe Party gewesen. Eigentlich waren es viele groÃe Partys gewesen. Lore schmunzelte. Emily und Richard hatten bis heute nicht erfahren wie die Partys ihrer Freunde wirklich abgelaufen waren. Es war viel getrunken und getanzt worden. Sie hatten immer sehr viel Spaà gehabt. Chris und sie hatten die Nächte durchgetanzt. Das Lied war eines ihrer Lieblingstanzlieder gewesen. Dann hatte sich plötzlich alles geändert...
Lorelai blickte kurz zu ihrer Tochter, die verträumt aus dem Fenster sah. Ja, es war die Sache wert gewesen. Lore lächelte. Sie liebte ihre Tochter mehr als alles andere auf der Welt.
Ihre Gedanken kehrten wieder zurück auf die Tanzfläche. Chris und sie. Ein klatschender Kreis um die beiden. Sie waren die Stars des Abends, beinahe wie in einem dieser Tanzfilme. Lorelai schmunzelte. Am Ende des Tanzes küsste er sie jedes Mal, was zu einem noch gröÃerem Beifall und Applaus führte.
Chris - letzte Woche hatten sie sich getroffen. Er war völlig aufgelöst wegen der Scheidung gewesen. Sherry wollte das Kind für sich. Er hatte schon einen guten Anwalt. Das Gerichtsverfahren würde in zehn Tagen sein. Lorelai hatte ihm versprochen, immer als Freundin für ihn da zu sein.
67. Teil (5)
Jess war gerade in sein Lieblingsbuch von Hemingway vertieft, als Luke in die Wohnung kam. Sein Neffe sah hoch.
âIch weiÃ, ich habe dir heute frei gegeben. Aber könntest du von Dooses etwas Käse holen? Kirk besteht auf seinen Toast. Im Diner ist die Hölle los.â Luke seufzte erschöpft.
âAber wir schlieÃen in einer halben Stunde...â
âDas ist den Gästen â und am allermeisten Kirk â egal.â
Jess nickte. âIch helfe dir. Du hättest früher etwas sagen können.â Er sprang auf und machte sich auf den Weg zu Taylors Laden.
Luke blickte ihm hinter her. Für einen kurzen Moment huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er blickte seufzend auf die Uhr. Eine halbe Stunde noch. In einer Stunde würde er seine Freundin in die Arme schlieÃen. Er lächelte.
Jess ging den Gang entlang und sah sich suchend um. Taylor hatte anscheinend wieder die Regale umgeordnet. Er erkundigte sich bei einem Verkäufer, der gerade Pastapackungen einschlichtete, wo sich das Kühlfach mit den Milchprodukten befinde. Die Antwort war freundlich, aber kurz und präzise â was Jess sehr erfreute. Taylor pflegte auf einfache Fragen mit Erzählungen und wahren Lobeshymnen auf seine Produkte zu antworten.
Jess seufzte genervt auf als er ankam. Ausgerechnet vor der Stelle des Regals, wo sich die unterschiedlichen Käsepackungen befanden, lehnte ein Pärchen und schmuste heftig.
Er räusperte sich laut, wurde aber ignoriert. âEntschuldigt bitte.â Es klang laut und unfreundlich, aber er hatte es schlieÃlich eilig.
Erst als das Pärchen auseinander fuhr, erkannte er die beiden.
Ich hätte ihn an seiner GröÃe erkennen müssen. Jess musterte Dean und Nancy teils verwundert, teils verächtlich.
âHi Jess.â Nancy zwinkerte ihm zu, was Dean jedoch nicht bemerkte.
Dean blickte Jess wütend an.
âDu stehst mir noch immer im Weg.â Erklärte Jess.
âDas tut mir wirklich leid.â Meinte Dean sarkastisch.
âIch spüre soviel Liebe. Dean, lass ihn doch seinen Käse holen.â Nancy blickte ihren Freund lächelnd an. Dieser tat was sie sagte.
Jess blickte die beiden spöttisch an und nahm vier Packungen Käse aus dem Fach.
âWoher kennst du ihn?â fragte Dean. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, dass sie es war, mit der er Jess vor einigen Monaten vor dem Diner gesehen hatte. Nancy hatte nicht vor ihn daran zu erinnern. Sie wusste es noch ganz genau.
âWir haben Literatur zusammen.â Erklärte Jess.
âAch ja, richtig.â Nancy lächelte.
âMachst du heuer deinen Abschluss, Jess?â Deans Unterton war nicht zu überhören.
âAllerdings.â
âJess ist sehr klug.â Meinte Nancy, was Dean provozierte.
âEr gab mir einmal Nachhilfe in Mathe.â Erzählte Nancy. âUnd noch in ganz anderen Dingen.â
âWie meint sie das?â Dean blickte Jess wütend an.
âFrag sie doch selbst. Nancy konnte schon immer die besten Geschichten erzählen.â Jess schüttelte verächtlich den Kopf und ging zur Kasse.
Dean wollte ihm folgen, Nancy hielt ihn jedoch zurück. âEr ist es nicht wert, Dean. Lass und zu dir gehen und den Abend genieÃen. Und uns auf unser tolles Wochenende in New York freuen.â Sie blickte ihm tief in die Augen.
âWie meintest du das vorhin?â Dean blickte sie verwirrt an.
âIch erzähle dir schon noch alles, mein Schatz.â Sie schenkte ihm ein, ihrer Meinung nach, unwiderstehliches Lächeln.
âHast du denn schon einen Freund?â Maria lächelte ihre jüngste Enkeltochter erwartungsvoll an.
Laura, die gerade dabei war ihre ersten Geschenke zu öffnen, sah sich in der groÃen Runde um. Gerade als sie antworten wollte, sagte ihre Mutter Consuela: âAber, Mama, du kennst doch unsere Kleine. Sie denkt noch nicht einmal an die Liebe. Dafür hat sie auch noch alle Zeit der Welt. Die Schule, das Lernen und ihre Bücher â daran denkt Laura.â
Lauras Vater Roberto nickte stolz.
Ihre Geschwister, Cousins und Cousinen â die in ihr Geheimnis eingeweiht waren â tauschten einen kurzen, unbemerkten Blick.
âNun, du bist ja erst sechzehn...â Maria hätte sich über die Geschichte einer jungen Liebe mehr gefreut. Sie war nun beinahe achtzig Jahre alt und hatte seit dem Tod ihres Mannes vor einigen Jahren kein eigenes Liebesleben mehr gehabt. Es gab sehr wohl einen Mann, für den sie sich interessierte. Aber es galt in ihrem kleinen mexikanischen Heimatdorf als höchst unschicklich, dass eine Witwe ihres Alters noch an die Liebe dachte, geschweige denn noch eine Beziehung führte. Trotz allem liebte sie ihre Heimat und freute sich, dass sie in zwei Wochen wieder heimfahren würde. âTriffst du heute noch Freundinnen?â erkundigte sie sich bei Laura, die ihr wohl â obwohl sie es niemals offen zeigen würde â die Liebste unter ihren zwanzig Enkelkindern war.
Das Mädchen wollte seiner GroÃmutter antworten, diesmal kam ihm jedoch sein Vater zuvor: âLaura darf das ganze Wochenende bei einer Freundin übernachten, weil ihre schulischen Leistungen so hervorragend waren.â
âDanke nochmals, Papa. Wir werden ja groÃteils lernen.â
âAber spann dich auch ein wenig aus.â Bat Consuela.
âNatürlich, Mama. Es gibt ja den Politikkanal.â
Ihre Eltern lachten begeistert.
âIch finde deine Einstellung zur Schule sehr gut. Viele Mädchen deines Alters vernachlässigen ihre Ausbildung vollkommen.â Lobte Paris.
âDanke.â Laura schenkte ihr ein freudiges Lächeln. âWarst du auch auf einer Privatschule?â
âJa, aber auf keiner kirchlichen.â
Laura nickte.
âIch hörte, Sie studieren Medizin?â erkundigte sich Consuela interessiert.
âJa, in Yale.â
âDas ist groÃartig. Ist das Studium schwer?â fragte Roberto.
Laura blickte Paris flehend an. Diese wusste nicht was sie antworten sollte, entschied sich schlieÃlich für den Mittelweg. âNun, es gibt gewisse Hürden, aber diese sind nicht unmöglich zu bewältigen.â
âLaura wird auch Medizin studieren.â Erzählte Consuela. âVielleicht kann sie sich ja einmal Ihre Skripten durchlesen?â
âJa, natürlich. Ich finde es toll, dass du dich für Medizin interessierst.â
âNun, ganz entschieden habe ich mich ja noch nicht...â sagte Laura leise.
âFrüher wolltest du immer professionelle Tänzerin werden.â Maria erinnerte sich schmunzelnd an die 10-jährige Laura, wie sie im Garten mit den älteren Nachbarsjungen Salsa getanzt hatte.
âMama, hör bitte auf meiner Tochter diese Flausen in den Kopf zu setzen!â Consuela blickte ihre Mutter wütend an.
âLaura ist eine Cortez. Sie macht etwas aus ihrem Leben.â Erklärte Roberto bestimmt.
Laura nahm eilig einen Schluck ihrer Cola.
âQuält sie doch nicht jetzt schon so . Sonst wird sie noch wie ich.â Meinte Diego.
âGott bewahre. Das hätte uns gerade noch gefehlt.â Consuela stöhnte auf.
Laura warf ihrem Bruder einen dankbaren Blick zu.
âWie läuft es eigentlich bei dir am College?â Roberto sah seinen Sohn streng an.
âBestens. Ich lerne viel und schnell.â Erklärte Diego.
âUnd du hättest mehr Zeit zum Lernen würde dich dein Cousin nicht in diese zwielichtigen Bars mitschleppen.â Consuela warf Carlos einen wütenden Blick zu.
âHast du jetzt wenigstens schon einen anständigen Job?â Roberto sah seinen Neffen erwartungsvoll an.
âHeute ist mein Geburtstag.â Laura blickte ihren Vater vorwurfsvoll an.
âEntschuldige, Liebes. Heute stehst du allein im Mittelpunkt.â
Laura tauschte ein Lächeln mit Carlos.
âNun kommen wir endlich zum schönen Teil unseres Abends.â Sagte Lore lächelnd, als sie und Rory beim Diner ankamen.
Sie hatten sich beide geduscht und umgezogen bevor sie zu ihren Freunden gegangen waren.
Rory klopfte fröhlich an die Tür. Sie hatte sich schon seit Jess sie mittags nachhause gebracht hatte, darauf gefreut ihn wieder zu sehen. Rory wollte nicht mehr daran denken, was heute Abend vorgefallen war. Nun würde sie Jess sehen und ein paar schöne Stunden mit ihm, ihrer besten Freundin und deren Freund verbringen. Diese Zeit würde nicht einmal ihre GroÃmutter ihr vermiesen können.
âIst wieder alles in Ordnung?â fragte Lorelai leise.
Rory hatte geweint als sie nachhause gekommen waren. Sie hatte es geschafft den Schmerz während der Fahrt zu unterdrücken, aber kaum hatten sie das Haus betreten, war es aus ihr herausgebrochen. Die Wut und der Kummer über das Verhalten ihrer GroÃmutter. Lorelai war kurz davor gewesen ihre Mutter anzurufen, um ihr zu sagen was sie angerichtet hatte. Auf Bitten Rorys hatte sie es gelassen. Ihre Wut auf Emily war trotz allem noch vorhanden und würde so schnell auch nicht vergehen. Wie konnte ihre Mutter ihrem geliebten Baby nur so weh tun? Lorelai seufzte und sah ihre Tochter an.
Rory nickte. âDas wird ein schöner Abend.â Sie lächelte.
Das Lächeln sollte ihre besorgte Mutter beruhigen, doch Lore wusste wie verletzt ihre Tochter war. Sie würde alles tun damit sich ihr Baby besser fühlte. Deshalb erwiderte sie ihr Lächeln. âDas wird er.â Sie drückte Rorys Hand kurz. Sie hatte versprochen nicht mehr über die Auseinandersetzung mit Emily zu reden. Mit dieser Berührung sagte sie ein letztes Mal was sie ihrer Tochter in der letzten Stunde mehrmals gesagt hatte. âVersuch nicht mehr daran zu denken. Mach dir keine Sorgen. Nächste Woche reden wir zu viert mit ihnen. Wir werden unsere Argumentationsliste überarbeiten und danach können meine Eltern nur mehr begeistert von eurem Vorhaben sein.â Natürlich würde es niemals so sein. Lorelai war sich dessen sicher. Aber es genügte schon wenn sie sich ihnen nicht in den Weg stellten. Das würde ein harter Weg werden, aber sie würden es schaffen. Die sagte sich Lore immer und immer wieder.
Rory spürte, dass Lorelai noch immer über âdie Sacheâ â wie sie den Vorfall nur mehr nannten â nachdachte. Sie streichelte sanft über den Handrücken ihrer Mutter. Sie wusste nicht was sie ohne ihre Mum tun würde, sie war der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Sie war immer für sie da gewesen, hatte sie in jeder erdenklichen Weise unterstützt. Und sie hatte immer mitgelitten, so wie sie es jetzt tat. Lore konnte nicht glücklich sein, wenn Rory es nicht war. âMum, wir schaffen das nächste Woche.â Flüsterte sie.
Lore nickte lächelnd. âIch liebe dich, mein Schatz.â
âIch liebe dich auch, Mum.â
Sie hielten sich an den Händen. Sie wussten, was auch immer in ihrem Leben passieren würde, sie würden immer füreinander da sein.
Rory klopfte noch einmal an die Tür. Etwas lauter. Ihre rechte Hand hielt die linke Hand ihrer Mutter.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Luke strahlte seine Mädchen an. Er freute sich die beiden zu sehen. âKommt doch rein.â
Er begrüÃte Lorelai mit einer Umarmung und einem zärtlichen Kuss. Auch Rory umarmte er kurz zu BegrüÃung. Eine seltene Geste, die beide etwas verlegen machte.
âWollt ihr Kaffee? Was für eine Frage, natürlich wollt ihr Kaffee.â Er deutete den beiden sich zu setzen und kam mit zwei riesigen Tassen und der Kaffeekanne wieder.
âÃhm...Luke, wo ist...â
âEr ist noch oben, wird aber jede Minute herunter gekommen. Das habe ich ganz vergessen!â Luke eilte in die Küche.
Rory tauschte einen verwirrten Blick mit Lorelai. âWas ist denn mit ihm los?â
âIch glaube, ich weià es.â Flüsterte Lore.
âWas?â
âWas mit ihm los ist.â
âWas ist es?â
âDas ist gar nicht Luke.â
âUnd wer ist es dann?â
Lorelai wollte antworten, als Luke plötzlich mit zwei Tellern zurück kam, auf denen sich jeweils ein groÃes Stück Kirschkuchen befand.
âIst heute Kirschkuchentag?â
âFür euch schon. Den Rest bekommt ihr zum Mitnehmen.â Luke lächelte verschmitzt und setzte sich neben Lore.
Diese küsste ihn voller Freude.
Rory beobachtete die Szene mit einem Lächeln.
âNehmt euch doch ein Zimmer!â Jess kam grinsend die Treppe herunter und hielt sich eine Hand vor die Augen.
Rory sprang auf und lief auf ihn zu. Er lächelte leicht und zog sie in seine Arme. âIch liebe dich.â Flüsterte sie glücklich und presste ihre Lippen stürmisch auf die seinen
Die Welt schien bei diesem Kuss stehen zu bleiben. Es gab nur mehr sie beide.
Jess entzog sich langsam ihren Armen. âWas für eine BegrüÃung.â Er grinste.
Nachdem Gil nachhause gefahren und Brian und Zach ein Videospiel begonnen hatten, waren Lane und Dave los gegangen. Es war noch ein wenig Zeit gewesen, deshalb hatten sie sich in den Pavillon gesetzt. Lane hatte sich an ihren Freund gekuschelt und sie hatte über ihre Musik und den morgigen Auftritt gesprochen.
Seit ein paar Minuten lehnten sie nun schweigend aneinander und genossen einfach nur die Nähe des anderen. Dave wollte mit Lane schon lange über etwas sprechen. Ihr eine wichtige Frage stellen, die wohl einiges verändern würde. Sowohl wenn ihre Antwort positiv, als auch wenn diese negativ ausfallen würde. Es war ein groÃer Schritt. Dave wusste, würde er es einmal ausgesprochen haben, würde es kein Zurück mehr geben. Er hatte Angst mit ihr darüber zu reden. Andererseits wollte er nichts lieber als das. Dave strich sanft durch das schwarze Haar seiner Freundin. Er atmete dessen Duft ein. Sie hatte wieder das Limonenshampoo verwendet, dessen Geruch er so liebte. Er schloss die Augen. Dave liebte Lane. Er liebte sie wahrscheinlich mehr als er je eine andere Frau geliebt hatte. Seine Lippen näherten sich ihrem Gesicht und berührten sanft ihre rosige, weiche Wange. Sie lächelte und drehte ihren Kopf langsam. Sie spürten den warmen Atem des anderen. Ihre Augen hüllten ihn ein, verschlangen ihn gerade zu. Er nahm nichts mehr um sie herum wahr. Es gab nur mehr sie beide. Ihre Lippen näherten sich. Ein warmer Schauer durchlief ihre Körper als sie ihre Lippen aufeinander spürten.
Dave entzog sich langsam diesem unglaublichen, langen Kuss. Er war sich seiner Sache sicher und wollte sie nun fragen.
Lane hörte zwei Stimmen. Sie richtete sich etwas auf. Plötzlich sprang sie freudig auf. âSie kommen schon!â
âWer?â Dave hatte für einen Moment ganz vergessen, dass sie sich mit Rory und Jess verabredet hatten.
âNa, Rory und Jess!â Lane lachte. Sie zog ihn hoch. Gemeinsam gingen sie ihren Freunden entgegen.
Lorelai studierte Lukes Bücherregal. Ihr Freund war kurz im Badezimmer verschwunden.
Als Luke zurück kam und ein freudiges Quietschen seiner Freundin vernahm, ahnte er Schlimmstes. Seine Befürchtungen bestätigten sich als er seine Freundin auf seinem Bett sitzend mit aufgeschlagenem Fotoalbum auf dem Schoà vorfand.
âOh, nein.â Er stöhnte.
âDas ist so putzig. Bist du aber ein putziger, kleiner Kerl.â Lorelai plapperte entzückt auf ein Foto ein.
Luke setzte sich seufzend neben sie. âLiz hat es mir mitgebracht als sie zuletzt hier war. Ich vergaà es zu entsorgen.â
âDie kleinen Hände und FüÃe!â Lore war ganz verliebt in das Bild des etwa zweijährigen Lukes. Er trug eine dunkelblaue Latzhose und eine schwarze Base Ball Kappe, natürlich verkehrt herum aufgesetzt. âGab es damals noch keine Flanellhemden für Babys?â Sie lachte vergnügt. âSieh dir diese rosigen Wangen an! Noch keine Spur des kantigen, coolen Butch Danes zu erkennen! Bist du aber ein süÃer, kleiner Mann!â
âLore, könntest du bitte aufhören mit dem Bild zu sprechen?â
Lukes Bitte wurde ignoriert. Lorelai streichelte entzückt über die Nase des Kleinkindes.
âOh nein!â Luke lehnte sich seufzend zurück.
Paris setzte sich in Carlos Auto. Es war ein langer Abend gewesen und sie war schon sehr müde. Er setzte sich neben sie. âWir fahren gleich. Laura müsste jeden Moment kommen. Sie wollte unserer GroÃmutter nur noch irgendetwas sagen.â Er lächelte seine Freundin liebevoll an.
âOkay.â Paris gähnte.
Carlos strich über ihre Wange. âWenn du willst, kannst du jetzt schon ein wenig schlafen. Ich wecke dich, wenn wir bei mir sind.â
âEs geht schon.â Paris blickte aus dem Fenster der Beifahrerseite und sah sich nach Laura um.
Sie zuckte zusammen, als plötzlich die Tür hinter der Fahrerseite aufgerissen wurde und Laura ihre Sporttasche auf den Nebensitz schleuderte. âSorry, Leute!â
Sie lieà sich auf den Sitz fallen und schloss eilig die Autotür. âLänger hätte ich es unter diesen Irren wohl nicht mehr ausgehalten. Hast du mal eine Kippe für mich?â Sie blickte ihren Cousin verzweifelt an.
Paris drehte sich entsetzt um. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass es sich um dieselbe Laura handelte, die heute von langen Lernabenden und Gebeten gesprochen hatte, warf sie ihrem Freund einen vorwurfsvollen Blick zu.
Dieser ignorierte es und antwortete. âIm linken Seitenfach. Wo soll es denn hingehen?â
âZu dir. Ich muss mich umziehen. In diesen Klamotten lassen sie mich in keinen Club.â Laura lachte.
âWie Mylady wünscht.â Er fuhr los.
âWas sollte das eigentlich mit der Bibel?â
âWas meinst du, Cousinchen?â
âDu hast mir eine Bibel geschenkt!â
âIch wollte dich nur unterstützen. Eine brave Klosterschülerin kann doch eine neue Bibel in Ledereinband gebrauchen.â
âEs ist eine katholische Privatschule! Merk es dir endlich!â
âWenn du es sagst, Schätzchen.â
âIch hoffe, du hast noch ein anderes Geschenk für mich.â
âHabe ich im Lotto gewonnen? Gut zu wissen. Paris, was haltest du von einer Strandvilla in Acapulco?â
Laura rollte mit den Augen. âHalt die Klappe und steig lieber aufs Gas! Wie haltest du das nur aus, Paris?â
âDas frage ich mich auch oft.â Meinte Paris, worauf Laura zum Lachen begann.
âFrauen.â Carlos schüttelte amüsiert den Kopf.
âWarum hast du deine arme Freundin heute mitgeschleppt? Du hast hoffentlich ein schönes Versöhnungsgeschenk für sie?â
âSie wollte es.â
âNatürlich. Jeder will unsere Familie kennen lernen.â Laura rollte mit den Augen.
âFrag sie doch.â
Laura blickte Paris verwirrt an.
âHast du jetzt endlich genug?â Luke wollte Lore das Album aus der Hand nehmen, diese presste es jedoch fest an ihren Körper.
Ihr Freund seufzte. âLore, bitte.â
âNein, nein, nein.â Lorelai kicherte vergnügt.
Luke lehnte sich über sie und begann sie zu kitzeln.
âDas ist unfair.â Sie lachte. Nach ein paar Minuten gelang es Luke tatsächlich, dass sie das Album kurz los lieÃ. Er nützte seine Chance und schnappte es. Ihre Klagerufe ignorierend schloss er es in einem Kasten ein.
Sie blickte ihn empört an als er zurück kam.
Er setzte sich zu ihr.
âIch will meinen Baby â Luke.â Sagte sie mit verstellter Stimme.
Luke seufzte. Seine Hände streichelten sanft über ihre Arme und seine Lippen berührten die ihren.
âVielleicht hat der alte Luke doch ein paar Vorteile.â Sie grinste ihn frech an.
âDu nennst mich alt?â Er zog sie stürmisch an sich und küsste sie.
Sie erwiderte den Kuss voller Hingabe.
Luke drückte sie sanft auf das Bett und begann ihren Körper mit Küssen zu bedecken.
Paris saà auf der Couch und wartete. Laura war nun schon seit einer halben Stunde im Bad.
Carlos strich ihr sanft durch die Haare. âIch bin froh, dass sie nicht hier wohnt.â Meinte er grinsend.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Laura spazierte fröhlich herein. âUnd?â Sie blickte die beiden erwartungsvoll an.
Paris musterte Laura. Diese trug einen sehr kurzen Rock, High Heels und ein Trägertop. Ihre lockigen Haare fielen ihr offen bis auf die Hüften. Ihre Augen waren dunkel geschminkt, die Lippen blutrot.
âZu gewagt.â Meinte Paris.
Laura grinste und wandte sich an ihren Cousin. âUnd was sagst du?â
âWas willst du hören?â
Laura rollte mit den Augen. âAlex wird mich in wenigen Minuten abholen. Könntest du dich mit deiner Meinung beeilen?â
âDein Freund?â
âJa. Du kennst ihn! Die Feier vor vier Wochen im Six! Du sagtest er wäre nett.â
âHast du etwas mit?â
âNatürlich.â
âGut. Er wird mit dir schlafen wollen. Bist du jetzt zufrieden?â
Laura lächelte. âJa. Wir sind nun schon drei Monate zusammen und...â
Plötzlich klingelte es.
âWie alt ist er nochmals?â fragte Carlos.
âAchtzehn. Benimm dich jetzt bloà nicht wie mein Vater! Wir treffen uns heute mit fünfzehn Freunden und haben es eilig...â
âSchon gut. Warte. Bevor ich es vergesse.â Er reichte ihr ein Kuvert. âDein richtiges Geschenk.â Er lächelte.
Sie öffnete es neugierig. âOh mein Gott!â Sie umarmte ihn glücklich. âDu wusstest wie sehr ich auf dieses Konzert wollte. Danke!â
Es klingelte nochmals.
âJetzt solltest du gehen. Wenn irgendetwas sein sollte, rufst du an, versprochen?â
âNatürlich. Danke, du bist der Beste! Viel Spaà euch beiden noch!â Sie winkte ihnen fröhlich zu und verlieà die Wohnung.
âWie kannst du so etwas unterstützen?â Paris blickte ihren Freund wütend an.
âIch kenne ihren Freund und ich kenne sie. Es gibt keine verantwortungsbewusstere Person als Laura. Glaub mir, ich würde sie mit keinen zwielichtigen Typen los ziehen lassen. Ich vertraue ihr. Sie weià was sie tut.â
Paris schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
âParis, wir wissen was wir tun. Vertrau mir bitte einmal. Wie geht es dir eigentlich? Hast du die Feier einigermaÃen unbeschadet überlebt?â
Sie nickte. âWarum reden sie so mit dir? Deine Mutter und deine Tante machen dich für alles verantwortlich. Ich finde, du solltest...â
âParis, lass es gut sein. Es war immer so und wird immer so sein. Hacken wir einfach das Thema Familienfeste ab, okay?â
Sie nickte.
âDann darf ich es aus dem Buch streichen?â
âWürdest...würdest du mir das Buch bringen?â
Er sah sie kurz überrascht an, holte ihr schlieÃlich das Regelbuch.
Sie nahm es zögernd.
âWas hast du vor?â Er sah ihr erschrocken zu als sie es Seite für Seite zerriss.
âIch glaube, wir schaffen es auch ohne das Buch.â Sie sah ihn ernst an.
Carlos blickte Paris ungläubig an.
âWas denn? Sag bloà dir liegt plötzlich etwas an diesem Papier?â
âParis, du bist müde und...â
âIch habe es getan, weil ich es wollte.â Erklärte sie lächelnd. Sie wollte ihm zeigen, dass sie begann ihm zu vertrauen. Es war noch Misstrauen da. Wahrscheinlich misstraute sie ihm sogar immer noch mehr als sie ihm vertraute. Aber es war ein Anfang.
Er zog sie zu sich hoch und streichelte sanft durch ihre Haare. Sie lächelte zögernd.
Er sah ihr tief in die Augen. Paris Herzschlag wurde schneller als sie seine Lippen auf ihren spürte. Es war ein Kuss voller Leidenschaft.
âWeiÃt du hier ist es eigentlich sehr unbequem.â Flüsterte Paris. Sie war erstaunt über ihre eigenen Worte.
âAch ja? Wüsstest du denn einen Ort wo es bequemer wäre?â Carlos zog sie näher an sich.
Paris wurde etwas verlegen, worüber sie sich noch mehr ärgerte als über ihre Direktheit von vorhin. âWas machst du eigentlich mit mir? Ich rede nur Unsinn!â
Er zog sie lächelnd in sein Zimmer. âDu sagst nur wunderbare, kluge Dinge, Paris.â
âHör auf damit.â Sie entzog sich seinen Armen und setzte sich schnell auf das Bett. âIch sage nicht nur wunderbare, kluge Dinge.â
Er setzte sich zu ihr. âNein, manchmal redest du Unsinn.â Meinte er grinsend.
âWeiÃt du, was? Du bist wirklich unmöglich. Zuerst...â
Er lieà sie nicht aussprechen sondern küsste sie.
âDas war verdammt unhöflich.â Paris blickte ihn sauer an.
âEntschuldige.â Carlos lächelte.
âLass das.â
âWas denn nun schon wieder?â
âDieses Lächeln.â
Er zog sie in seine Arme und küsste sie. Sie strich durch seine Haare und erwiderte den Kuss.
Carlos drückte sie sanft aufs Bett. Er begann ihren Nacken mit Küssen zu bedecken. Seine Hände wanderten langsam unter ihr Top.
Sie genoss es seinen heiÃen Atem auf ihrem Körper zu spüren. Ihre Hände streichelten über seinen muskulösen Körper.
Die beiden gaben sich einer zuvor nicht gekannten Leidenschaft hin. Die Welt um sie schien vergessen. Es gab nur mehr sie beide.
Lane und Dave lagen aneinander gekuschelt in ihrem Bett. Er streichelte sanft über ihren Rücken. âIch liebe dich.â Flüsterte er leise, beinahe lautlos.
Lane lächelte. âIch liebe dich auch, Dave.â
âDu bist das Beste was mir jemals passiert ist.â Dave war kein Romantiker, es kam von ganzem Herzen was er sprach und er empfand es als sehr wichtig, dass sie wusste, was er fühlte.
Sie kuschelte sich glücklich an seine Brust. Lane wollte diesen Moment für immer fest halten. Sie schloss glücklich die Augen und genoss seine Nähe. Lane versuchte die aufkeimende Müdigkeit zu verdrängen. Diese Nacht sollte noch nicht zu Ende sein.
âLane, ich möchte dich etwas wichtiges fragen...â begann Dave zögernd. Er wollte es nun tun. Die wohl schwierigste Frage stellen, die er jemals stellen musste, wollte. Eine Ãbelkeit machte sich in seinem Magen breit, er spürte ein nervöses Kribbeln. Wie würde es weiter gehen, wenn sie nicht seine Meinung teilte? Würde es ein Zurück geben?
âMöchtest du...â Er brach den Satz ab. Ihr Atem war ruhig und gleichmäÃig geworden.
Lane war eingeschlafen.
Der erste Tag des Wonnemonats ging seinem Ende zu. Es war kurz vor Mitternacht als sie vor Lorelais Haus standen. Die Nacht war schwül, es war eine Nacht wie man es höchstens im Hochsommer erwarteten würde. Ein sanfter Wind machte es erträglich sich drauÃen aufzuhalten. Es war sehr ruhig in dem verschlafenen Städtchen in Connecticut. Wenn man genau hin hörte, konnte man das sanfte Rascheln der Blätter und das glückliche Kichern eines jungen Paares vernehmen, das die Liebe und das Leben liebte und zumindest in diesem Moment keine Probleme zu kennen schien. Das groÃe Glück einer jungen Liebe, wie es sich ein jeder Mensch wünschte zu erleben. Ihre Liebe füreinander war gröÃer als alles andere. Wie jedes junge, verliebte Paar, waren sie überzeugt, dass ihr Glück für immer halten, ihre Liebe niemals vergehen würde. So standen sie vor dem Haus ihrer Mutter, eng umschlungen. Ihre Lippen liebkosten die des anderen. Sie lösten sich nur so oft wie es ihre Körper verlangten Luft zu holen. Wie nebensächlich schien es zu atmen. Sie umklammerten einander als hieà den anderen los zu lassen zu sterben.
âIch liebe dich.â Flüsterte Rory.
Jess strich ihr sanft durchs Haar. Er liebte ihre dunklen Haare. Das Mondlicht verlieh ihnen einen wunderschönen, geradezu betörenden Glanz. Seine Lippen suchten ihre rosigen Wangen.
Rory seufzte glücklich. Sie schloss die Augen und konzentrierte alle ihre Sinne auf seine Berührungen.
âDu solltest jetzt hinein gehen.â
Sie wollte diesen Satz nicht hören, öffnete die Augen nicht.
Jess löste sich sanft aus ihrer Umarmung. âRory, es ist spät. Morgen wird ein langer Tag.â
Sie blickte in die dunklen Augen, die sie so sehr liebte. Die Nacht sollte noch nicht zu Ende sein. Sie sehnte sich nach Jess, wollte ihn spüren.
âWillst du mit reinkommen?â Ihre Mutter schlief im oberen Stockwerk, aber das störte sie in diesem Moment nicht.
Jess lächelte. âNormalerweise würde ich zu so einem Angebot nicht nein sagen. Aber es ist wirklich spät. Morgen schläfst du ja bei mir, da können wir das gerne nachholen.â Er grinste verschmitzt.
Jess, plötzlich so vernünftig. Rory war ein wenig enttäuscht, obwohl sie wusste, dass es so am Besten war.
âIch hole dich morgen um vier Uhr ab.â Sagte er.
Sie nickte. âIch freue mich schon.â Ihre Vorfreude galt sowohl dem Wiedersehen mit Jess als auch dem Gig ihrer besten Freundin.
So trennten sie sich schlieÃlich für diese Nacht mit einem letzten Kuss.
Rory blickte ihrem Freund lange nach, bevor sie das Haus betrat. Ihre Gedanken an Jess begleiteten sie in den Schlaf.
So neigte sich der erste Tag des Wonnemonats Mai seinem Ende zu.
Ein Tag verging, wie es 365 mal im Jahr geschah.
Das Leben nahm seinen Lauf. Ein neuer Tag brach an, noch leise und unbemerkt.
Ein neuer Tag, für einsame Herzen wie auch für vereinte.
Sie lagen glücklich in ihren Betten und schliefen. Unterschiedliche Menschen, aber einander doch so ähnlich. Selig voller Glück und Liebe. Der Schlaf der Liebenden. Voller Hoffnung und Glaube an die Ewigkeit der Liebe.
Nichts ahnend von dem was die Zukunft bringen würde. Was ihr Glück zerstören oder vervollkommnen könnte.
Nicht ahnend wie schnell sich ihr Leben verändern würde.
68. Teil (1)
Das Wasser prasselte auf ihren Körper. Sie genoss die Wärme und den wunderbaren Duft, der sie umgab. Sinnlich und betörend stand auf dem Etikett. Sie schmunzelte. Nun wusste sie, warum ihre Mutter dieses neue Duschöl gekauft hatte. Sie schloss die Augen und massierte das Shampoo ein. Eine weitere Empfehlung ihrer Mutter. Jess liebte den Geruch, den ihre Haare nach Verwendung dieses Shampoos hatten. Sie lächelte bei dem Gedanken an ihren Freund.
ââ¦ein weiterer sonniger Hit für einen sonnigen Nachmittagâ¦â
Rory mochte das Lied, zumindest wenn sie sehr gut gelaunt war. Da dies der Fall war, trällerte sie fröhlich mit. Ich werde Mum immer ähnlicher. Sie musste schmunzeln.
âDas war Rupert Holmes mit Escape. Es ist genau drei vor halb vier. Hören Sieâ¦â
Rory erschrak. Jess würde sie um vier Uhr abholen. Sie hatte die Zeit vergessen.
Eilig stieg sie aus der Dusche und wickelte ein Handtuch um ihren Körper.
âMum!â Sie war verzweifelt.
Kurze Zeit später wurde die Tür geöffnet. Lorelai blickte ihre Tochter verwundert an.
âWas ist denn passiert, Schätzchen? Du hast Mummy eine ganz schöne Angst eingejagt...â
âDer Radio, dein duftendes Duschölâ¦ich habe die Zeit vergessen! Ich habe mich noch nicht für ein passendes Gewand entschiedenâ¦meine Haareâ¦Jess wird in einer halben Stunde hier seinâ¦â
Lore nahm sie sanft an den Händen. âJetzt atme erst einmal ganz ruhig durch. Wir schaffen das.â
Will steckte sein Handy seufzend in die Hosentasche.
Mandy saà neben ihm auf der Rückbank von Mels Auto.
âHat sie es noch immer abgeschaltet?â Es interessierte sie nicht, aber sie wollte höflich sein.
Will nickte seufzend.
âWarum hinterlässt du ihr nicht einfach eine Nachricht?â
Er zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern.
âHey, Leute! Seid nicht so trübsinnig! Wir fahren nach New York City!â Mel jauchzte freudig und drehte das Radio lauter.
âWie aufregend.â Mandy rollte mit den Augen und warf Will einen Seitenblick zu.
Dieser lachte daraufhin zum ersten Mal seit der Abfahrt.
âDeine Schwester ist ein richtiges Goldstück. Sieh mal, das hat sie mir gemacht.â Nancy lieà sich elegant am Beifahrersitz nieder und streckte ihren Arm aus.
Dean blickte auf das von Clara geknüpfte Armband auf ihrem Handgelenk. âSie mag dich.â Meinte er lächelnd.
Nancy blickte ihn keck an. âUnd was ist mit dir? Magst du mich auch ein wenig?â
Dean wich ihrem Blick aus und startete den Motor.
Sie sah ihn weiterhin erwartungsvoll an. Es interessierte sie wie weit er gehen würde. Ob er sie belügen würde, damit er sie nicht verlor.
Aber er log nicht. Er schwieg.
Nancy kräuselte die Lippen und sah aus dem Fenster. Er liebte sie nicht. Er liebte Rory. Er würde immer nur Rory lieben. Die Tatsache, welche sie ursprünglich zu ihren Gunsten nutzen wollte. Doch nun hatten sich die Umstände geändert.
âIch denke wir sollten allmählich aufstehen.â
âDenkst du das?â Er zog sie erneut an sich und begann ihren Nacken zu küssen.
Sie löste sich aus seinen Armen. âAllerdings. Den ganzen Tag im Bett zu verbringen ist wohl reinste Verschwendung.â
âBei der verbrauchten Kalorienmenge würde ich das nicht sagen.â
Paris rollte mit den Augen und stand auf. âIch werde jetzt duschen gehen.â
âDarf ich mitkommen?â Carlos grinste.
âNein.â Sie schüttelte empört den Kopf und verlieà das Zimmer.
âDu hast doch getankt?â Lorelai blickte Jess unsicher an.
âNatürlich.â
âDer Reifendruckâ¦?â
âEs ist wirklich alles in Ordnung.â Versprach er. Es fiel Jess sehr schwer ein Grinsen zu unterdrücken.
âOkay.â Lorelai seufzte und blickte auf ihre Armbanduhr. Es war beinahe viertel fünf. âBrauchst du Hilfe, Schatz?â rief sie.
âIch komme schon.â Erklang es vom oberen Stockwerk.
Jess lächelte als er die zarte Stimme seiner Freundin und deren sanfte Schritte hörte.
âDu bist wunderschön.â Lorelais Augen strahlten voller Stolz.
Jess hielt den Atem an als Rory die Treppe hinunterging. Es schien als würde sie schweben.
Er drohte in ihren sanft durch schwarzen Eyeliner betonten Augen zu versinken, konnte den Blick nicht von ihnen wenden.
âHi.â Rory lächelte.
Seine Blicke glitten über ihr seidiges, glänzendes Haar, über das rote, knielange Kleid, welches ihre Figur sehr zur Geltung brachte.
âHi.â Sagte er leise. âDu bist unglaublich schön.â
Sie legte die Arme um seinen Hals und küsste ihn.
Lane ging aufgeregt in dem kleinen Proberaum des Clubs auf und ab. Zach, Brian und Gil hatten sich vor wenigen Minuten auf die Suche nach einer Imbissstube gemacht.
Dave saà auf einem kleinen Stuhl und sah seiner Freundin zu. Sie war schon den ganzen Tag so nervös, was er durchaus verstehen konnte. Nach einem vergeblichen Versuch vormittags â sie hatte ihm nicht richtig zugehört sondern nur über den Gig gesprochen â hatte er beschlossen mit seiner Frage bis nach ihrem Auftritt zu warten. So würde er auch mehr Zeit haben um über die richtige Formulierung nachzudenken.
âIch finde es toll, dass du mitkommst.â Sarah und Samantha setzten sich auf die letzten beiden freien Plätze des U-Bahn Wagons.
Samantha zuckte mit den Schultern. âVielleicht wird es ja doch ganz lustig. Ich habe Karen schon lange nicht mehr gesehen.â
âSie singt wirklich gut.â Erzählte Sarah. âUnd Zachs Band ist einfach klasse.â
Ihre Freundin runzelte die Stirn. âDu sagtest doch dieser Zach wäre aus derselben Kleinstadt wie dieseâ¦wie hieà sie doch gleich? Jessâ Freundin.â
âRory. Ja, sie ist die beste Freundin einer Bandkollegin Zachs.â Erklärte Sarah.
âDie Welt ist wirklich klein.â Samantha grinste. âVielleicht kommt sie ja auch und bringt ihre seltsame Freundin aus Yale mit. Mit den beiden könnte die Party danach tatsächlich lustig werden.â
âWenn die beiden wirklich da sein sollten, werden Jess und Carlos wohl kaum zuhause bleiben.â Vermutete Sarah.
Samantha lehnte sich lächelnd zurück. âDanke. Jetzt freue ich mich richtig auf diese Nacht.â
Lorelai hatte es sich gerade mit einer groÃen Schale Popcorn vor dem Fernseher gemütlich gemacht, als sie plötzlich ein von der Tür kommendes Geräusch vernahm. Sie wurde von einer Panik erfasst.
âRory?!â Sie lief zur Tür, die gerade geöffnet wurde.
Seine Augen lieÃen ihre eben noch da gewesene Besorgnis augenblicklich verschwinden. Sie umarmte ihn strahlend.
âIch dachte, du würdest dich vielleicht freuen wenn ich das Diner schon ein wenig früher schlieÃe und zu dir komme.â Er strich ihr lächelnd über den Rücken. âWie ich sehe, hatte ich recht.â
Sie löste sich sanft aus der Umarmung. âNatürlich freue ich mich. Jetzt muss ich mir die Videos nicht ganz alleine ansehen.â Lore grinste.
Luke stöhnte auf. âIch hätte doch später kommen sollenâ¦â
Sie zog ihn lächelnd ins Haus und schloss die Tür.
âWelche Filme hast du denn ausgeliehen?â erkundigte er sich vorsichtig.
âFootlose und Dirty Dancing.â
Luke seufzte. Er kannte die beiden Filme nicht, bezweifelte aber stark, dass sie ihm gefallen würden.
Lorelai sah ihn flehend an. âBitteâ¦â
âLore,â¦â Er versuchte vergeblich ihren Blick auszuweichen. Sie weiÃ, dass ich alles für sie tun würde â besonders wenn sie mich so ansieht â und das nützt sie gnadenlos aus. Dachte er. Wer kann diesen Augen, dieser Frau schon widerstehen? Er lächelte leicht. âAlso schön. Lass uns beginnen.â Je früher desto besser.
Lorelai jubelte fröhlich und küsste ihn
âBewegt euch!â Jess klopfte ungeduldig auf das Lenkrad.
Rory seufzte. Sie standen bereits seit über einer Stunde im Stau. Es kam ihr jedoch vor als wären es mindestens zehn Stunden gewesen. Die Sonne brannte auf ihrem rechten Arm. Rory kurbelte erneut das Fenster herunter. Eine Klimaanlage wäre ein Segenâ¦
âIch habe dir schon dreimal gesagt, dass du das lassen sollst. Wir werden an diesen Abgasen noch ersticken.â Jess blickte sie mürrisch an.
âDas nächste Mal sollten wir mit meinem Auto fahren.â Schlug sie vor.
âDer Stau wird deshalb nicht kürzer dauernâ¦â
âAber im Auto wird es dann wenigstens nicht wie in einer Sauna sein.â Sie strich sich genervt den Schweià von der Stirn.
âVerdammtâ¦â Jess blickte wütend auf die stehenden Autoschlangen vor und neben sich.
Rory seufzte. Noch mehr als der Stau und die unerträgliche Hitze nervte sein Fluchen. Sie spielte ungeduldig am Autoradio.
âLass das. Die Musik wird davon nicht besser. Ich habe im Handschuhfach ein paar Kassetten.â
Sie einigten sich schnell auf eine Kassette. Rory stellte das Radio etwas lauter und wippte schon etwas fröhlicher im Takt.
Es kam ihnen wie ein kleines Wunder vor als sich das Auto vor ihnen bewegte. Jess wollte gerade stärker aufs Gas steigen als plötzlich wieder alles zum Stillstand kam. âVerdammt! Wir nehmen die nächste Abfahrt, egal in was für einem Nest wir landen.â
Rory seufzte und griff nach ihrem Handy. Sie hatte es den ganzen Tag abgeschaltet gehabt.
Ein kurzes Tonsignal teilte ihr mit, dass jemand auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte.
âHallo Rory. Ich habe schon lange nichts mehr gehört von dir. Nächste Woche gibt es eine Buchmesse in New Haven. Ich dachte, du hättest vielleicht Lust sie mit mir gemeinsam zu besuchen. Ruf mich zurück.â
Rory schaltete ihr Handy wieder ab.
âWer hat dir auf den Anrufbeantworter gesprochen?â erkundigte sich Jess. Seine Blicke waren noch immer wütend auf die stehenden Autos gerichtet.
âMum.â Rory fühlte sich unwohl bei dieser Lüge, wollte aber einen Streit mit Jess aus dem Weg gehen. Der Anruf von Will würde seine ohnehin schon furchtbare Laune kaum verbessern.
âWas wollte sie schon wieder?â fragte er unwirsch.
Der Unterton störte Rory. Ihre Mutter war heute übertrieben besorgt gewesen, aber sie hatte es nur gut gemeint. âNichts Wichtiges.â antwortete sie kühl.
Nancy beobachtete Dean aus dem Augenwinkel. Sie hatte es noch nie erlebt, dass ein Mensch einen Stau so gelassen akzeptierte. Nancy strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und seufzte. Wie würde er wohl reagieren, wenn sie es ihm schlieÃlich sagte? Ein Test, eine Bestätigung zweier Ãrzte - und ihre kleine Welt und damit auch ihr Plan waren zusammengebrochen. Sie wollte Jess, sie hatte immer ihn gewollt. Dean war nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Und jetzt trug sie sein Kind in ihr.
Dave ging gelangweilt die StraÃe entlang. Die Band besprach erneut den genauen Ablauf, sie hatten nicht einmal bemerkt, dass er den Raum verlassen hatte. Er dachte lächelnd an seine nervöse Freundin. Der Gedanke an sie erfüllte sein Herz mit Wärme. Sie war das Beste was ihm jemals passiert war. Er war sich seiner Liebe zu ihr ganz sicher. Es brach ihm jedes Mal beinahe das Herz wenn er sich von ihr verabschieden musste. Er seufzte. Sein Studium würde noch vier Jahre dauern. Er hatte einen guten Teilzeitjob und eine gemütliche Wohnung. Es war alles perfekt bis auf diese eine Sache. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er musste mit ihr reden. Sie liebte ihn, da gab es wohl keine Zweifel. Aber liebte sie ihn genug, dass sie Connecticut, ihre Mutter, ihre Freunde und die Band verlassen würde?
âHey, das Lied liebst du doch?â Mel stellte das Radio auf volle Lautstärke und warf Mandy ein kurzes Lächeln über den Rückspiegel zu.
Mandy grinste vergnügt und sang mit.
Will beobachtete sie lächelnd. Er hätte nicht gedacht, dass sie so gut singen könnte. Seine Blicke glitten langsam über ihren Körper. Sie ist nicht wie Rory, da gibt es keine Zweifel. Dachte er. Aber wenn Steve mit Mel Spaà hat, warum sollte ich mich nicht ein wenig mit Mandy amüsieren?
Mandy entgingen seine anzüglichen Blicke nicht. âHat sie sich schon gemeldet?â fragte sie weniger kühl als sie eigentlich geplant hatte. Er hatte ihr nur wenig von Rory erzählt. Sie wusste nicht wie lange die beiden sich schon kannten. Da er aber von Liebe gesprochen hatte, nahm sie an, dass sie einander schon länger bekannt sein mussten. Das war auch der Grund warum sie über sein oft sehr nervendes Verhalten hinweg sehen konnte. Er tat ihr leid. Sie wusste schlieÃlich wie es war, mit dem Menschen, dem man liebte, nur befreundet sein zu können.
âUnd, wie haben dir die Filme gefallen?â Lore blickte ihren Freund erwartungsvoll an. Sein Schnarchen war nicht zu überhören gewesen.
âSo wenig wie ich befürchtet habe.â Meinte Luke.
âDas ist schade. Fandest du nicht einmal die Schlussszene von Footlose toll? Der Tanz auf der Brücke war doch beeindruckend.â
âDer war ganz gut.â
Lore verkniff sich ein Schmunzeln. âDu hast anscheinend auch ganz gut geschlafen. Erstens haben wir bis jetzt nur Dirty Dancing gesehen. Zweitens ist die Schlussszene von Footlose nicht auf einer Brücke!â Sie lachte.
Luke rieb sich die Augen. âBei so etwas Langweiligem muss man auch einschlafen.â
âDas ist ganz und gar nicht langweilig, sondern absoluter Kult!â korrigierte Lore.
âMan weià anfangs schon wie es ausgehtâ¦â
Lore rollte mit dem Augen und küsste ihn. Er strich ihr sanft durchs Haar.
âWorauf wartest du?â Er deutete auf die zweite Filmhülle. âIch will weiter schlafen.â Luke grinste.
Sie schüttelte ungläubig den Kopf und legte den zweiten Film ein. Luke beobachtete sie lächelnd. Sie ist so wunderschön. Er wusste, dass er sie immer lieben würde. Ihre Beziehung war vollkommen, einfach perfekt. Er wollte sie vertiefen, noch einen Schritt weiter gehen. Luke war nicht sicher, ob Lore dazu schon bereit war, beschloss deshalb noch auf den richtigen Moment zu warten. Nur woher weià man, wann der richtige Moment ist?
Jess fand nach längerem Suchen endlich einen Parkplatz in der groÃen Parkgarage. Er seufzte erleichtert und stellte den Motor ab. âWas für eine Fahrtâ¦â
Rory nickte bloÃ. Sie war sehr ermüdet und hoffte, die Nacht durchhalten zu können.
âRoryâ¦â Jess blickte sie unsicher an. âIch war ziemlich mürrisch..."
Sie umarmte ihn. âIch hatte auch schlechte Laune. Kein Wunder bei diesen Verkehrsverhältnissen⦠aber jetzt sind wir ja da und ein toller Abend kann beginnen.â Sie lächelte.
68. Teil (2)
Paris stand ungeduldig vor dem Eingang des Clubs und blickte sich wütend um. âSie wollten bereits vor einer halben Stunde hier seinâ¦â
âEs gab bestimmt einen Stauâ¦â meinte Carlos.
âDann hätten sie eben früher losfahren müssen. Das ist wieder typisch Mann.â
âVielleicht ist ja Rory gefahrenâ¦â
âRory ist im Gegensatz zu Jess und dir immer pünktlich.â
âEinen Stau könnte selbst sie nicht beeinflussen.â
âHallo.â Rory und Jess gingen gut gelaunt auf die beiden zu.
âEndlich.â Meinte Paris.
âWir standen lange im Stauâ¦â erklärte Rory.
âBist du gefahren?â erkundigte sich ihre Freundin.
âNein.â
âWas habe ich dir gesagt?â Paris warf Carlos einen triumphierenden Blick zu.
âNur noch neunzig Minuten.â Lane atmete tief durch und setzte sich auf die kleine Couch des Proberaums.
Zach ging zu ihr und strich ihr kurz über die Schulter. âWir schaffen das. Der Plattenproduzent wird uns lieben. Die anderen Bands werden neben uns verblassen. Wir haben schlieÃlich den besten Drummer.â Er zwinkerte ihr aufmunternd zu.
âDanke.â Sie lächelte ihn dankbar an und sah sich nach Dave um. Er war vor einiger Zeit verschwunden und noch nicht zurückgekommen.
Und wieder erriet Zach ihre Gedanken. âEr kommt schon wieder. Unsere Besprechungen waren ihm wahrscheinlich zu langweilig.â
âEr wird rechtzeitig da sein.â Brian und Gil waren nun auch zu ihnen gekommen.
Lane strahlte ihre Bandkollegen an. Sie war glücklich solche Freunde zu haben. Die Band war die beste Entscheidung meines Lebens.
âWir holen uns noch etwas zu Trinken. Kommt ihr mit?â fragte Gil.
Zach blickte kurz zu Lane, schüttelte schlieÃlich den Kopf. âWir warten hier.â
Nachdem Brian und Gil gegangen waren, setzte er sich neben sie. âEs läuft wieder sehr gut zwischen dir und Dave.â
âJa.â Lane lächelte.
âDas ist schön. Eine zeitlang ging es dir ja ganz schön schlecht. Wir wussten gar nicht mehr wie wir dich aufheitern sollten.â
âIch hätte euch von Anfang an von ihm und mir erzählen müssen.â
âDas war okay. Wir brauchen alle unser Privatleben.â Zach grinste.
Rory nippte an ihrem Glas und sah sich in dem immer voller werdenden Club um. Sie saÃen auf einem kleinen runden Tisch, der ihnen eine ausgezeichnete Sicht auf die Bühne bot.
âWie spät ist es?â erkundigte sich Paris ungeduldig.
Rory blickte auf ihre Armbanduhr. âKurz vor halb neun.â
âDie Zeit vergeht heute verdammt langsam.â
âAch, tatsächlich?â Carlos grinste.
âHalt dich jetzt bloà zurück!â Paris blickte ihn wütend an.
âWie gut stehen dann die Chancen einer Wiederholung?â
âSchlecht bis ganz schlecht.â Erklärte sie kühl.
âDann müsste es doch relativ egal sein was ich sageâ¦â
Rory und Jess tauschten einen kurzen Blick.
âSollen wir euch alleine lassen?â Jess grinste.
âDas wäre im Moment nicht so gut.â Meinte Carlos.
âWie viele Bands treten denn heute noch auf?â erkundigte sich Paris.
âIch glaube vier oder fünf.â Antwortete Rory.
âDas wird eine lange Nacht.â Jess zog eine Packung Zigaretten aus der Hosentasche.
âMuss das jetzt sein?â Paris blickte ihn wütend an, warf dann Rory einen vorwurfsvollen Blick zu.
âParis, hier ist es sowieso schon verraucht.â Meinte diese nur.
Jess schob Carlos die Packung zu, dieser nahm sich ebenfalls eine Zigarette heraus.
âWisst ihr eigentlich, dass ihr nicht nur euch sondern auch Rory und mich damit umbringen werdet? Nein, wahrscheinlich nur uns. Und dann werdet ihr ewig eine Therapie besuchen müssen um mit dieser Schuld fertig zu werden.â
âWir haben uns bereits nach einem guten Therapeuten umgehört.â Meinte Carlos.
âSchlieÃlich muss man auf alles vorbereitet sein.â Jess grinste.
Paris blickte Rory, welche mühsam versuchte ein Lachen zu unterdrücken, empört an. âDein Freund verleitet meinen zum Rauchen!â
âAlso meine allererste Zigarette hab ich von ihm bekommen.â Verteidigte sich Jess.
âDas ist ja wieder typisch. Wahrscheinlich hast du auch noch Laura dazu verleitet.â Paris blickte Carlos wütend an.
âLaura raucht? Darf man das überhaupt in einer Klosterschule?â Jess grinste.
âDas ist einer der Hauptgründe warum sie vor drei Jahren begonnen hat. Hast du sie eigentlich schon angerufen?â
âWozu? Soll ich mir einen Psalm vorlesen lassen?â
âDu hast ihr ein Date versprochen, wenn sie sechzehn ist. Das erzählt sie mir seit Jahren.â
âWirklich?â Jess überlegte kurz. âRichtig. Das war vor vier oder fünf Jahren. Wir wollten sie nicht auf diese Party mitnehmen. Die Kleine war damals ziemlich vernarrt in mich.â
âJa. Das war verdammt anstrengend.â
âWarum habt ihr sie nicht einfach mitgenommen? Das wäre sinnvoller gewesen als falsche Versprechungen zu machenâ¦â Paris blickte Jess vorwurfsvoll an.
âWenn sie jetzt sechzehn ist, war sie damals noch etwas zu jung für solche Partys.â Gab Rory zu bedenken.
Carlos nickte. âRichtig. Dafür war sie zweimal mit im Kino.â
âDas war furchtbar. Sie redete ununterbrochen. Wessen Idee war es eigentlich sie mitzunehmen?â
âMandys.â
âUnd du kannst Mandy ja nichts abschlagen?â Paris blickte Carlos herausfordernd an.
âNein. Das kann keiner.â
Seine Worte verletzten Paris, sie versuchte es aber zu verbergen.
âMandy hatte immer ihre ganz besondere Ãberredungskunst.â Erklärte Jess.
âErspart uns die Details.â Paris blickte angewidert auf die Tischplatte.
âParis, ich muss dich und deine Phantasien leider enttäuschen, es war eine rein verbale Ãberredungskunst.â
âDas interessiert mich nicht. Entschuldigt mich bitte kurz.â
âWir hätten doch ein wenig früher wegfahren sollen.â Meinte Keisha
Mel strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und blickte zur Bühne. âSo schlecht ist unsere Sicht von diesem Tisch aus gar nicht.â
âIch empfinde meine Sicht als optimal.â Will grinste und zwinkerte Mandy, die ihm gegenüber saÃ, zu.
Mandy seufzte kurz und überging den Annäherungsversuch. âWann treten sie denn auf?â
âIn einer halben Stunde. Sie sind die ersten.â Erzählte Mel fröhlich.
âOkay. Dann gehe ich mich noch schnell frisch machen.â Mandy erhob sich. Sie wollte in Wirklichkeit nur eine Zeit vor Will flüchten, der sie langsam aber sicher zu Nerven begann.
Paris wusch sich gerade die Hände als plötzlich die Tür mit einem Schwung aufgerissen wurde.
Wie sollte es auch anders sein? Sie seufzte als sie die Person erkannte.
âHi Paris. Das ist aber eine Ãberraschung.â Mandy ging lächelnd auf sie zu.
âStimmt. Wir begegnen uns ständig. Woran das wohl liegen mag.â
âEin Bekannter von mir hat heute einen Auftritt mit seiner Band.â Erklärte Mandy.
âWie aufregend.â Paris trocknete ihre Hände ab.
âKennst du auch jemanden, der heute auftritt, oderâ¦â
âJa.â
Mandy nickte. âWie geht es dir sonst so?â
âWunderbar. Alles Bestens.â
âDas ist schön. Hör mal, ich feiere Anfang Juli meinen Geburtstag. Vielleicht möchtest du ja auch kommen?â
âIch brauche keine Mitleidseinladung.â
âIch würde mich ehrlich freuen.â
âWieso?â
Mandy wollte gerade antworten als plötzlich die Tür erneut geöffnet wurde. Paris sah an ihr vorbei und seufzte genervt auf.
âWas hast du denn?â Mandy drehte sich um.
âAlso euch beide hätte ich wohl am wenigsten hier erwartet.â Samantha blickte die beiden spöttisch an.
âAuch wir müssen einmal die Toilette aufsuchen.â Mandy lächelte süÃlich.
âHat Miss Harvard denn überhaupt genug Zeit um einen ganz normalen Club zu besuchen? Ich dachte du wärst jetzt etwas Besseres.â
âEtwas Besseres als du war ich schon immer.â
âHör mal gut zu, meine Liebe. Ich brauche mir nicht alles von dir bieten zu lassen.â Samantha blickte sie wütend an.
âGehen wir, Paris.â Schlug Mandy vor.
âWir könnten doch noch gemeinsam an die Bar gehen und uns ein wenig unterhalten?â Samantha musterte die beiden lächelnd.
âEs gibt nichts worüber ich mich mit dir unterhalten könnte.â Meinte Paris kühl.
âIhr beide habt euch bestimmt mehr zu sagen, das verstehe ich.â
Mandy zog Paris sanft in Richtung Tür. âLass uns gehen. Es hat keinen Sinn.â
âNein.â Stimmte Paris zu.
Gerade als Mandy nach der Türschnalle greifen wollte, meinte Samantha: âParis, du wärst vielleicht eine Spur weniger frustriert wenn du diese eine Regel⦠ich glaube es war 78 oder 87⦠aufheben würdest. Das würde dir gut tun.â