Hallo!
Geht schon weiter
72. Teil
Das kann nicht wahr sein. Jess legte den Hörer auf. Er starrte auf seine Schuhspitzen und versuchte wieder klar zu denken. Plötzlich bemerkte er, dass ihn sechs neugierige Augen beobachteten.
âWas?â Es klang unfreundlicher als geplant.
âWer war das?â fragte Luke.
âIch muss noch lernen. Bald sind meine Abschlussprüfungen. Ich werde pünktlich um viertel sieben bei euch sein.â Sagte Jess an Rory und Lorelai gewandt und ging schnell in die Wohnung.
Lorelai blickte ihren Freund fragend an. Luke zuckte nur seufzend mit den Schultern und begann weitere Bestellungen aufzunehmen. Er nahm sich vor, später mit Jess zu reden.
Jess setzte sich auf sein Bett und nahm ein Buch zur Hand. In Gedanken versunken schlug er es in der Mitte auf.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Rory betrat den Raum.
âJess?â Sie setzte sich zu ihm. âAlles in Ordnung?â Rory blickte ihren Freund besorgt an.
Dieser seufzte genervt. âJa.â
âWer war das?â
Jess wich ihrem Blick aus. Er wollte jetzt nicht darüber sprechen. Rory würde sich bloà wieder zu viele Sorgen machen. âUnwichtig.â
âSo wirkt es aber nicht.â
âRory. In drei Stunden sollen wir bei deinen GroÃeltern sein. Ich muss bis dahin noch lernen.â
Warum verheimlicht er mir schon wieder etwas? Rory senkte traurig den Kopf und nickte. âBis später.â Sie erhob sich langsam.
âHey, warte.â Er hielt sie sanft am Arm fest und küsste sie. âBis dann.â
Kurz nachdem sie den Raum verlassen hatte, nahm er sein Handy zur Hand und wählte eine Nummer. Nach längerem Läuten meldete sich schlieÃlich eine genervte Stimme.
Jess seufzte. âHeyâ¦ja ich weiÃâ¦ich fürchte, ich brauche deine Hilfe â¦â
âIn meinem Handschuhfach sind drei kleine Wasserflaschen, falls du durstig bist.â
âDanke.â Lane lächelte schwach und öffnete das Handschuhfach. Ihr Magen rumorte. Wie würde Dave reagieren, wenn sie plötzlich vor seiner Wohnung stehen würde?
Zach beobachtete sie aus dem Augenwinkel.
Warum tue ich das eigentlich? Er seufzte. Zach wollte, dass sie glücklich war. Und wenn sie das nur mit Dave sein konnte, musste er sie eben zu ihm bringen. âSolltest du hungrig werden, brauchst du es nur zu sagen. Ich kann jederzeit an einer Raststation halten.â
âDanke. Aber wir sollten versuchen, heute noch so weit wie möglich zu fahren.â
Die Fahrt nach Hartford verlief schweigsam. Sogar Lorelai war zu angespannt, wegen des bevorstehenden Gesprächs, um etwas zu sagen.
Rory spielte nervös mit ihren Fingern. Sie ging gedanklich noch einmal die Argumentationsliste durch, die sie in den letzten Tagen gemeinsam mit ihrer Mutter geschrieben hatte.
âBitte, hör dir erst an, was sie zu sagen haben.â Bat Richard.
Emily schüttelte wütend den Kopf. âMein Entschluss steht bereits fest. Rory wird nicht mit diesem Jess zusammenziehen!â Sie ging aufgebracht in seinem Arbeitszimmer auf und ab.
Plötzlich klingelte es an der Tür.
Er war ihr einen flehenden Blick zu.
âIch gehe schon, Loretta!â
Richard seufzte.
Kurz nachdem Lore geklingelt hatte, drehte sie sich zu Luke, Rory und Jess. Sie versuchte so selbstsicher, wie möglich, zu wirken. âAuf in den Kampf.â
Als jedoch plötzlich die Tür geöffnet wurde und sie ihrer Mutter gegenüberstand, schwand ihre Zuversichtlichkeit. âHi, Mumâ¦â
Emilys Miene wirkte steinern. âLorelai, Luke, Roryâ¦â Ihr kalter Blick blieb auf Jess' Gipsarm haften. Emilys Augenbrauen hoben sich kritisch.
âIch bin gestürzt.â Erklärte Jess schnell.
âWobei denn?â Sie sah ihn durchdringend an.
âGrandmaâ¦â begann Rory unsicher.
âMum! Willst du uns hier drauÃen stehen lassen oder dürfen wir hineingehen?â
Emily schenkte ihrer Tochter einen wütenden Blick. âKommt rein.â
Sie folgten ihr schweigend in den Salon.
âLorelai, Rory, Luke, Jess. Schön euch zu sehen.â Richard lächelte leicht. âJess, hatten Sie einen Unfall?â
âEr ist gestürzt.â Erklärte Emily. Der Unterton war nicht zu überhören.
âNun, ähmâ¦wollt ihr etwas trinken? Einen Martini, Lorelai?â
âGerne, Dad.â
Zach parkte vor einem Motel. âDas Gasthaus gegenüber wirkt nett. Ich denke Essen und Schlaf würde uns gut tun.â
âBestimmt.â Lane hatte ihn nur teilweise zugehört. Sie dachte an Dave, an seine traurigen Augen, den Ring.
Was habe ich nur getan?
Das Essen verlief sehr schweigsam. Nachdem Dessert begann Lorelai vorsichtig. âWir würden sehr gerne etwas mit euch besprechenâ¦â
Emily hob eine Augenbraue und nippte von ihrem Wein.
âNatürlich. Lasst uns in den Salon gehen.â Schlug Richard vor.
âKlingt gut, Dad.â Lore blickte ihre Mutter fragend an.
âIhr hättet während des Essens Zeit genug gehabt. Ich bin müde.â
Rory blickte Lorelai flehend an. Diese seufzte. âMum, bitte. Gib uns zehn Minuten!â
âGut. Aber wir bleiben hier.â Emily stellte ihr Glas Wein unsanft ab.
Rory tauschte einen Blick mit Jess. Sie wusste nicht mehr, wie sie beginnen hatte wollen.
âGrandma, Grandpaâ¦Jess und ich sind nun schon mehr als achtzehn Monate zusammenâ¦wirâ¦â Sie holte Luft.
Schlechter Anfang. Verdammt schlechter Anfang. âWirâ¦wir lieben unsâ¦â Fuhr sie stockend fort. Luke und Lorelai tauschten einen unsicheren Blick.
âLiebe?â Emily lachte auf. âIhr wisst doch noch gar nicht, was das ist!â
âNun sei bitte fair, Emily.â Bat Richard sanft.
âFair? Richard, unsere 19- jährige Enkeltochter will mir etwas über Liebe erzählen! Ich weià etwas mehr darüber, als du, junge Dame! Ein gutaussehender Mann macht dir schöne Augen, und schon denkst du es wäre Liebe! Ich kenne Männer wie Jess und ihre Absichten!â
âMrs. Gilmore, ich kann ihnen versichern, dass meine Absichten ihrer Enkelin gegenüber absolut ehrenhaft sind. Ich liebe sie über alles.â Erklärte Jess ruhig. In seinem Inneren brodelte es jedoch gewaltig.
Emilys Mund verzog sich spöttisch. âWie alt sind Sie?â
âIch werde in ein paar Monaten zwanzigâ¦â
âMumâ¦â Lorelai ahnte nichts Gutes.
âSie sind also neunzehn, haben keinen Schulabschluss und sind arbeitslos.â
âEr arbeitet im Diner.â Warf Luke ein.
âIm Cafe seines Onkels eine Stelle zu bekommen ist auch wirklich eine Kunst.â Emily blickte Jess durchdringend an.
âJess macht heuer seinen Abschluss!â erklärte Rory.
âTatsächlich? Können Sie die schriftlichen Arbeiten überhaupt mit der Verletzung aufgrundâ¦Ihres Sturzesâ¦schreiben? Angenommen, Sie machen Ihren Abschluss tatsächlich...was planen Sie danach?"
âIch werde mich in New Haven nach einem Job umhören.â
Emily hob verächtlich die Augenbraue. âDenken Sie denn, dass die Arbeitgeber sie dort bereits sehnsüchtig erwarten?â
âBis ich dort einen Job finde, werde ich bei Wal-Mart arbeiten.â
Emily tauschte einen Blick mit Richard. âNun, mit dem Gehalt sollte eine eigene Wohnung nun wirklich kein Problem sein.â
Lore funkelte ihre Mutter wütend an.
âGrandma, ich werde in den Ferien ebenfalls arbeitenâ¦â
âAuch bei Wal-Mart? Dort scheint die Bezahlung ja ausgezeichnet zu seinâ¦â
âIch habe über die Universität einen Ferienjob bei einer kleinen Zeitung in New Haven erhalten.â Erzählte Rory stolz. Es war nicht leicht gewesen eine Praktikumsstelle zu bekommen.
âDas ist ja groÃartig.â Richard freute sich, dass seine Enkeltochter schon den kommenden Sommer ihr erstes Praktikum bei einer richtigen Zeitung machen würde. âJe mehr berufliche Erfahrungen du sammeln kannst, desto besser für deinen Lebenslauf.â
Luke nickte lächelnd. Auch er war sehr stolz auf Rory.
âEin Ferienjob? Wie willst du dir davon eine Wohnung finanzieren?â
âLuke und ich werden die beiden unterstützenâ¦und Rory möchte auch während des Studiums arbeiten.â
Das haben wir dir schon das letzte Mal erklärt. Dachte Lore verärgert.
âRory und Jess werden erst nächsten Frühling oder Sommer einziehen. Bis dahin haben sie selbst schon einiges zusammengespart und Lore und ichâ¦â
Emily unterbrach Luke und wandte sich an Rory. âWoher willst du wissen, ob ihr in einem Jahr noch zusammen seid?â
âMum, für nichts auf der Welt gibt es Garantieâ¦â
âUnterbrich mich nicht, Lorelai. Rory, ihr seid noch so jung. Sammelt Erfahrungen, macht eure Ausbildung und findet einen vernünftigen Arbeitsplatz. Solltet ihr dann immer noch davon überzeugt sein, dass ihr euch liebt â werde ich die Letzte sein, die sich eurem Traum in den Weg stellt.â
Richard seufzte. âWarum wollt ihr denn schon so früh zusammen leben?â
âIch bin mir sicher, dass Jess und ich noch sehr viele Jahre gemeinsam verbringen werden. Unser gemeinsamer Urlaub hat mir gezeigt, dass es nichts Schöneres gibt als neben ihm einzuschlafenâ¦â Emily rollte mit den Augen.
ââ¦und aufzuwachen. Wir sind so glücklich! Deshalb wollen wir gerne einen Schritt weiter gehen und in eine gemeinsame Wohnung ziehen.â
âBist du dir überhaupt über die GröÃe dieses Schrittes bewusst?â fragte Emily.
âNatürlichâ¦â Rory runzelte die Stirn. War sie sich wirklich im Klaren darüber?
âWas passiert, wenn ihr euch plötzlich beginnt zu nerven? Freiräume sind wichtig. Ihr werdet euch jedoch täglich sehen. Was passiert, wenn es doch nicht klappen sollte? Ein Zurück ist schwer, wenn man den Schritt erst einmal gegangen istâ¦Wie gut kennt ihr euch wirklich?â
Rory spürte einen Druck auf ihrem Herzen.
Was ist, wenn sie Recht hat? Wie gut kenne ich Jess wirklich? Er verheimlicht mir schon wieder etwas. Kann eine dauerhafte Beziehung auf Geheimnissen basieren? Sie schob die Zweifel schnell beiseite.
Ich liebe Jess! Es wird klappen. Ganz bestimmt. Wir lieben uns. Es wird natürlich die einen oder anderen Probleme geben, aber wir werden diese gemeinsam lösen! Der Druck lieà etwas nach. Sie atmete tief durch. âLiebe existiert eben nicht ohne Risiken.â Es klang unsicherer als es klingen hätte sollen. âWir werden zusammenziehen.â
âSo. Dann solltest du dir jemanden anderen suchen, der dein Studium finanziert!â Emily blickte sie wütend an.
âEmily! Ich bezahle ihr Studium und ich bin es auch, der entscheidet, für wie lange!â
Sie schenkte ihrem Ehemann einen zornigen Blick. âRory, ich verbiete dir mit diesem Jess zusammenzuziehen!â
Rorys Augen begannen zu tränen.
Warum versteht sie nicht, wie sehr ich ihn liebe? âDu bist nicht meine Mutter, Grandma, und ich bin erwachsen! Wir wollten nicht deine Erlaubnis, sondern deinen Segenâ¦â
âDiesen werdet ihr niemals bekommen.â Emily erhob sich und verlieà den Raum.
Richard seufzte. âSie wird sich wieder beruhigenâ¦â Sagte er mehr zu sich selbst als zu seinen Gästen.
âEs ist besser, wenn wir jetzt gehenâ¦â Lorelai erhob sich.
âSie hatten nur noch ein Zimmer für heute Nacht.â Erklärte Zach.
Lane und er gingen den schmalen Weg entlang. âDort ist Nummer sieben!â Sie deutete auf eine alte Tür mit schwer leserlicher Aufschrift.
Zach sperrte die Tür auf. âIch bin unglaublich müde.â Meinte er gähnend.
Lane nickte. Sie betraten den dunklen Raum und drehten das Licht auf.
âOh.â Zach folgte Lanes Blick und seine Augen weiteten sich kurz. Das Zimmer besaà nur ein Doppelbett.
Lorelai parkte vor Lukes Diner. Sie brauchte noch einen Kaffee. âMach gleich eine ganze Kanne!â forderte sie ihren Freund, der voraus ging, auf.
âJetzt trinken wir alle mal etwas um auf andere Gedanken zu kommen. Macht euch keine Sorgen. Luke und ich werden euch auf jeden fall unterstützen. Wir brauchen nicht Emilys Segen!â
âDanke, Mum.â Rory umarmte ihre Mutter. Jess lehnte schweigend an ihrem Auto. Emilys Verhalten hatte ihn zwar geärgert, es gab jedoch viel Schlimmeres um das er sich ernsthafte Sorgen machte.
âIch gehe schon mal vor. Kommt einfach nach.â Lore lächelte den beiden aufmunternd zu, bevor sie das Diner betrat.
Rory umarmte Jess. âGrandmas Verhalten tut mir wirklich leid.â
âDu kannst nichts dafür.â Er strich ihr kurz über die Wange und blickte auf seine Uhr.
âGehen wir hinein?â fragte Rory lächelnd. Ihr Körper sehnte sich bereits nach Kaffee.
âIch muss noch etwas erledigen.â Meinte Jess. Es tat ihm leid, sie ausgerechnet jetzt alleine lassen zu müssen, aber es ging nicht anders.
âAberâ¦â Ihr Blick war eine Mischung aus Trauer und Enttäuschung.
âRory, es geht nicht anders.â
âWann wirst du zurück sein?â Sie sah ihn nicht an.
âWir sehen uns morgen früh.â Versprach er.
Rory nickte traurig und küsste ihn flüchtig, bevor sie das Diner betrat.
Er blickte ihr seufzend nach. Nach wenigen Sekunden ging er ein Stück die StraÃe hinunter, wo bereits ein Auto auf ihn wartete.
âNa endlich!â
Jess setzte sich. âEs ging nicht früher.â Erklärte er.
âSagst du mir jetzt endlich, warum ich herkommen musste?â
âDieser kleine W**** will mich verklagenâ¦â
Freu mich schon auf euer FB!
Bussi Selene