Glücksmomente-Macher
Perfekter gehtâs nicht: Bon Jovi im Olympiastadion
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Jawohl, so sollâs sein! Als kurz vorm Finale der mitreiÃende Hit âBad Medicineâ unter groÃem Applaus mit gewaltigem Schlagzeug-Gepolter und einem letzten _Gitarren-Aufbäumen majestätisch in sich zusammenbricht, Jon Bon Jovi sein schweiÃtreibendes Intensivturnen theatralisch vom wilden Zappeln zum Zucken herunterbremst und wir uns zum circa siebten Mal an diesem grandiosen Abend denken, dass man diese Ekstase nun wirklich nicht mehr steigern könne . . . da legt das Quintett aus New Jersey einfach noch einen drauf: die Beat-Nummer âYou Make Me Wanna Shoutâ. Und das vorher schon ausgelassene Olympiastadion steht endgültig Kopf. Nach der fulminanten Drei-Stunden-Show kann man nur den Hut ziehen: Perfekter geht Stadion-Rock nicht!
Der früher oft und gern geschmähte Jon Bon Jovi ist so viel mehr als nur ein sexy Knackarsch mit integriertem Pracht-Sangesorgan, so viel mehr als nur ein Schnulzen-Cowboy für gewisse Stunden: Er ist der zweitbeste Rock-Entertainer der Welt (freilich weit hinter Robbie Williams). Wie sich der geniale Glücksmomente-Macher etwa bei âLay Your Hands On Meâ erst in himmlische Regionen hoch gospelt, anschlieÃend beim treibenden âKeep The Faithâ Gott gleich noch zum Kampf herausfordert, um schlieÃlich das ganze Stadion âFaith!â brüllen zu lassen: Das ist keine Glaubenssache mehr, sondern wunderbar inszenierter Wahnsinn. Mit einem Saitenvirtuosen wie Richie Sambora, der von zartem Gezupf bis zu Godzilla-Gitarrenriffs einfach alles spielen kann, haben Bon Jovi die Sympathien eh schon für sich gewonnen.
Der eigentliche Star des Abends aber ist das Publikum. Wohl dem, der solche Fans hat. Extrem-Schattenboxer Jon Bon Jovi hat seine Gefolgschaft fest im Griff, auch wenn er bei den ersten Nummern noch etwas angestrengt quäkt. Egal! Die Zeiten, in denen man selbst in Musikzeitschriften mehr über die Haarpracht des nicht immer geschmackssicheren Friseur-Sohnes(âHeavy-Metal-Pudelâ) als über seine Musik räsonierte, sind endgültig vorbei. Längst (und voll zu Recht) haben sich einstige Vorbilder der Band wie Bob Dylan oder Bruce Springsteen als Fans von Bon Jovi geoutet. Und sind die Songtexte zuweilen noch so doof: Drei Stunden Rock gewordene Ausrufezeichen (Leb dein Leben Jetzt! Schlaf, wenn du tot bist!) machen einen zum besseren Menschen (zumindest zu einem besser gelaunten). Die Band zeigt sich (bon-)jovial â und gibt reichlich. Klassiker ohne Ende, neues Hartes und munter Nachgesieltes. Ãber die Zweckentfremdung von David Bowies âHeroesâ zur pathetischen Ami-Hymne könnte man noch streiten. Mit âRockinâ All Over The Worldâ und âTwist And Shoutâ jedoch zeigen sich Bon Jovi als des Planeten witzigste Tanzparty-Kombo. Und der kleine Restbestand an früher durchaus berechtigtem Kulurpessimismus wird mit der vereinten Kraft von 220 fetten Lausprecherboschen kurzerhand rückwärts aus dem Stadion geballert. Ganz groÃartig, das alles.
ANDREAS KRIEGER
Quelle: Süddeutsche Zeitung
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Es war der weltweite Durchbruch für den Friseurssohn aus New Jersey. "Slippery When Wet" katapuliert 1986 Jon Bon Jovi samt Band in die Kategorie "Superstars". Das Album bleibt allein in den USA 15 Wochen Nummer 1und wird eines der erfolgreichsten der 80er Jahre. Das war allerdings auch nötig, denn das Vorgängeralbum "7800 Fahrenheit" wurde in den USA zwar vergoldet, die Band stand aber damals trotzdem kurz vor dem Aus, wie Gitarrist Richie Sambora, erläutert:
"`Slippery When Wet` ist richtig in unser Leben geplatzt. Nach `7800 Fahrenheit` haben wir nicht gewuÃt, ob es die Band noch lange geben würde. Mit der Platte war keiner von uns zufrieden. Es gab Probleme: Nach der Tour hatten wir groÃe Schulden. Wir hatten noch eine einzige Chance und das war `Slippery When Wet`. Jon und ich haben uns hingesetzt, zusammen komponiert und es sind ein paar richtig gute Songs dabei herausgekommen."
"Slippery When Wet" bietet alles, was der Rockfreund braucht: knackige Gitarren, die rocken, aber nicht zu heftig wüten, Refrains zum Mitsingen und Melodien, die nicht mehr aus dem Kopf gehen. Perfekt produziert trifft das Album den Geist der Endachtziger: Weg vom Schmuddelimage der Rolling Stones oder von AC/DC hin zum Hochglanzrock. Dazu hat die Band einen Sänger, der bald millionenfach als Poster in Mädchenzimmern hängt. Und der beherrscht die Rolle des Rockstars perfekt: Eine Mischung aus Rocker, netter Schwiegersohn und einsamer Cowboy.
"Slippery When Wet" ist das perfekte Beispiel für Erfolg made in Amerika: Mach' das, was alle anderen machen, aber mach' es besser. Das Album betritt kein musikalisches Neuland und setzt keine neues Trends, es bietet aber zehn Songs, die das haben, was den Rock 'n Roll groà gemacht hat: Energie, Herz und Leidenschaft.
Tom Glas
Quelle: bayern3.de