Ich versteh ganz ehrlich die Welt nicht mehr. Könntet du mich bitte am Kragen fassen und mich fest hochziehen, mich anschreien, mir tausend Mal die Worte ins Gesicht werfen, bis meine Tränen rollen? Ich weine nicht. Trotzdem trauere ich. Es dauert immer, dass tat es schon immer, eine Zeit bis das Messer mein Herz erreicht. Sie ist tot. Ja klar, dass war schon seit sehr langem klar und doch...und doch kann ich es nicht glauben.
Wie der liebe Milton schon bereits sagte:
âDer Geist ruht in sich selbst, und in sich selbst
kann er die Hölle zum Himmel machen, den Himmel zur Hölleâ
Wie ich dir ja bereits erzählt habe, laufe ich seit Tagen auf einem Regenbogen. Jeder Tropfen Regen gleitet an mir herab und ich spüre ihn nicht. Als wäre um mich eine Mauer errichtet, die alles Böse abhält. Ich dachte es wäre gut, es ist gut. Doch langsam fühle ich mich nicht mehr als mich selbst. Ich bin nicht traurig, nicht weil es nicht traurig war, denn das war es auf jeden Fall, sondern weil ich nicht traurig sein kann. Die Mauer um mich herum hilft mir das Böse drauÃen zu lassen, doch sie hat einen Riss bekommen. Einen Riss von dir. Ein Ambos schlägt ständig dagegen, versucht mich dazu zu zwingen, die Tür auf zumachen. Doch ich lasse sie zu, deswegen kann ich dir nicht sagen, dass ich verzweifelt bin, dass ich wegen der Trauer nur noch heulend in meinen Bett liege. Ich kann dir nicht einmal sagen, das eine Träne meine Auge verlassen hat. Denn das wäre es alles gelogen. Doch ich kann dir was anderes sagen, einen Grund für dieses kalte Gefühl meinerseits. Ich weià das du bald Zitronenlimonade machst. Julius Rosenwald gab einmal diesen Rat âWenn du eine Zitrone hast, mach Zitronenlimonade daraus.â
Damit meinte er, dass ein kluger Mann, der sich eine saure Zitrone eingehandelt hat (und dein letzter Teil war hundertprozentig eine saure Zitrone, sagt: âWas kann ich aus meinen Pech lernen? Wie kann ich meine Lage ändern? Wie kann ich aus dieser Zitrone eine Zitronenlimonade machen?â
Ich werde nicht in Selbstmitleid versinken, weil Rory tot ist. So bin ich nicht mehr. Ich habe eine Zitrone. Na und? Ich kenne dich gut genug, dass ich weiÃ, dass du mir bald daraus eine süÃe Zitronenlimonade machst. Ich selbst muss nicht aus dieser Lage finden. Du wirst mir den Weg zeigen.
Lg Seraph_9
Freue mich schon unheimlich auf die Zitronenlimonade