30.09.2005, 22:16
Ich schäme mich schon regelmäÃig wenn ich einen meiner FF-Threads aufsuche, deswegen erwähne ich das am besten überhaupt nicht mehr^^
Danke ihr Lieben, das ist toll wenn sich noch immer neue Leser finden, obwohl die FF nicht mehr am Anfang steht. Also...wow. Ich werd schon wieder verlegen^^
Teil 12
Leise schloss Luke die Wohnungstür auf, doch er bemerkte sofort, dass dies eigentlich gar nicht nötig war. Aus der kleinen Küche tönten aufgebrachte Stimmen, welche îhn dazu veranlassten, auf Zehenspitzen näher zu treten. Normalerweise war er nicht der Typ, der an Türen lauschte und die eigene Familie ausspionierte, aber dort drinnen schien irgendetwas im Gange zu sein. Er spähte durch den schmalen Türspalt.Am Küchentisch saà Liz, seine kleine Schwester. Sie hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben, die Arme auf die Tischplatte gestützt. Und dort, neben der Spüle, stand Lukes Vater. An seiner in sorgenvolle Falten gelegten Stirn konnte Luke unschwer erkennen, dass es ein ernsthaftes Problem zu geben schien...
â...unglaublich verantwortungslos, Liz. Du kannst dir wohl denken, wie enttäuscht ich bin. Aber das ist jetzt Nebensache...wir müssen wohl eine Lösung finden...â
âDad, ich...â sagte seine kleine Schwester mit tränenerstickter Stimme, doch sie wurde sofort unterbrochen.
âWir reden später darüber.â
William Danes bemühte sich, seine Stimme ruhig zu halten, versuchte, jegliche Emotionen aus seinem Gesicht zu verbannen. Ohne seine Tochter noch einmal anzuschauen, stürmte er aus der Küche...und lief dabei direkt in Luke herein, welcher besorgt dastand und seinen Vater lediglich fragend anschaute.
Doch William brummte nur âPass auf deine Schwester auf, Lucasâ und verschwand binnen Sekunden aus der kleinen Wohnung...
Luke versuchte, sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf auÃer Gefecht zu setzen, als er die Küche betrat und sich auf den Stuhl gegenüber von Liz setzte.
âWas ist passiert?â fragte er leise, nachdem er seine Schwester einige Minuten lang stumm beobachtet hatte.
Zuerst schien sie gar nicht richtig zu bemerken, dass er da war. Hastig wischte sie sich einige Tränen von den Wangen, trocknete mit dem Ãrmel ihres Shirts ihre Augen und schniefte noch einmal bis sie es schlieÃlich wagte, ihrem groÃen Bruder in die Augen zu schauen. Obwohl er nur knappe zwei Jahre älter war als sie, war er immer ihr Beschützer gewesen, und sie schaute zu ihm auf. Doch nun bekam sie furchtbare Angst, und sofort wendete sie den Blick wieder ab.
âIch...bin...Oh Gott, wie soll ich das...Luke, du kennst doch Jimmy...oder?â
âDiesen Kerl der sich vorkommt als wäre er der König von Stars Hollow?â, knurrte Luke ungehalten und versuchte gar nicht erst, sich einzureden, dass alles in Ordnung sei.
Denn wenn Jimmy Mariano in eine Geschichte verwickelt war, konnte diese unmöglich ein gutes Ende nehmen. Bei diesem Jungen war Ãrger praktisch vorprogrammiert...
âBitte sag sowas nicht.â
âEs ist aber wahrâ, beharrte er, während seine Miene zunehmend finsterer wurde. Wenn er bedachte, was Liz mit ihren siebzehn Jahren bereits alles angestellt hatte, musste er zugeben, dass es ihn überraschte wie sie es wieder geschafft hatte, ihrem Vater noch mehr Kummer zu bereiten...er war noch nie einfach so aus der Wohnung verschwunden...nicht einmal, als Mom gestorben war....
Luke schluckte kurz. Erst einmal abwarten. Vielleicht...vielleicht war es ja gar nicht so schlimm. Was gab es denn noch, das Liz tun konnte? Sie hatte schon unzählige verruchte Kerle mit nach Hause gebracht (und natürlich war es jedes Mal âDer Eineâ gewesen), schien mit der Schule noch weniger klar zu kommen als jene Teenager, die überhaupt nicht mehr zum Unterricht erschienen und erweckte oft den Eindruck, als würde sie nie aus der Pubertät herauskommen. Sie zickig zu nennen war noch untertrieben, dachte Luke sich nur allzu oft.
âEs ist so, dass...â, ertönte schlieÃlich abermals die Stimme seiner kleinen Schwester, begleitet von einigen halb unterdrückten Schluchzern, âdass ich...ich werde ein Baby bekommen. Mit Jimmy.â
Lorelai gähnte herzhaft und kuschelte noch eine Runde mit ihrem Lieblingskissen, bevor sie sich schlieÃlich in ihrem Bett aufsetze und verschlafen blinzelte.
Es war Dienstagmorgen, und ein Blick auf ihren Wecker verriet ihr, dass sie noch zehn kostbare Minuten hatte. Dann erst würde sie zum Frühstück erscheinen müssen, welches immer pünktlich um sieben Uhr stattfand und ihr jeden Morgen aufs Neue die Laune vermieste.
Aber darüber wollte sie jetzt noch nicht nachdenken. SchlieÃlich hatte sie noch zehn wundervolle Minuten.
Sie senkte ihren Kopf und legte behutsam beide Hände auf ihren Bauch, der sich bereits ein wenig wölbte. Sofort wurde ihr Blick weich, sie war hellwach.
âGuten Morgen, Babyâ, sagte sie leise, als wolle sie das ohne Zweifel noch schlummernde Kind in ihrem Innern auf keinen Fall aufwecken. âGeht es dir gut? Bestimmt. SchlieÃlich kannst du ja friedlich in deiner Mommy hin- und herschaukeln wie es dir gerade passt und bekommst gar nicht mit, was Mommy alles durchmachen darf. Obwohl...Hey, hörst du eigentlich das Gekeife von der guten Emily? Würde mich gar nicht wundern. Die Frau hat echt ein beeindruckendes Stimmorgan, das muss man ihr lassen. Tut mir leid, dass du dir das so oft anhören musst.â
Liebevoll strich sie über ihren Bauch. âWeiÃt du, vor ein paar Wochen fand ich dich noch irgendwie...komisch. Ach komm schon...du würdest auch nicht gerade Freudensprünge machen, wenn du auf einmal herausfinden würdest dass irgend so ein Gummibärchen in dir herumschwimmt. Aber jetzt...jetzt bin ich ganz schön froh, dass du da bist. Mit dir kann man wenigstens vernünftig reden. AuÃerdem bist du doch jetzt sowas wie meine Familie. Meine richtige Familie...
Ich glaube, ich sollte langsam aufstehen. Also...auf in die Hölle, Baby. Wir kriegen das schon hin.â
Und schlieÃlich konnte Lorelai sich tatsächlich dazu durchringen, sich aus dem Bett zu schwingen, ihren Morgenmantel überzuziehen und ins Badezimmer zu schlurfen. Doch bevor sie ihre Zimmertür öffnete, hielt sie noch einmal inne.
âSchlieÃlich sind wir ein Teamâ, flüsterte sie. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
'Jagt mir eine Kugel durch den Kopf. Irgendjemand. Bitte.'
Ungefähr dies waren Lukes Gedanken, als er an diesem Morgen aufwachte. Sofort waren all die Erinnerungen an die letzte Nacht wieder da: Tränen, Gebrüll, Enttäuschung...seine kleine Schwester, die ihm sagte sie sei schwanger. Die meinte, sie würde es schon irgendwie schaffen. Gemeinsam mit Jimmy.
Ihm drehte sich der Magen um bei diesem Gedanken. Dachte Liz ernsthaft, dieser Nichtsnutz könne sich um ein Kind kümmern?
Er musste beinahe lachen bei diesem Gedanken. Das war einfach lächerlich. Jimmy Mariano und ein Kind. Warum vertraute sie das Baby nicht gleich einem Yeti an?
Ein beklemmendes Gefühl überkam ihn, als er daran dachte, wie Liz aufgestanden war und ihren Pullover gerade so weit hinaufgeschoben hatte, dass er ihren Babybauch sehen konnte. Er konnte fast nicht glauben, wie sie ihn so lange hatte verstecken können. Im fünften Monat war sie bereits...
Aber es nützte ja alles nichts. Bald würde sein Dad für ein weiteres Kind die Verantwortung tragen müssen, und Liz...nun, man konnte nur hoffen, dass sie nun endlich vernünftig werden würde...sie durfte jetzt kein Kind mehr sein. Auch, wenn sie erst siebzehn war. Liz musste erwachsen sein.
Luke wusste, dass das schier unmöglich für seine kleine Schwester war. Vermutlich würde sie nie erwachsen werden, und das Schlimme daran war, dass sie selbst das nie einsehen würde. Es war hoffnungslos.
âVicky! Vicky, hier drüben sind wir!â
âVerdammtâ, murrte Lorelai und trottete mit gesenktem Kopf zu ihren drei Freundinnen. Egal, wie angestrengt sie versuchte, sich vor Erika, Melinda und dem restlichen Oberflächlichkeits-Club zu verstecken...entdeckt wurde sie immer wieder.
Ob Madonna sich manchmal auch so fühlte?
Mit einem letzten StoÃgebet Richtung Himmel straffte Lorelai ihre Schultern, schulterte ihren Schulrucksack und stöckelte in diesen wirklich unbequemen, hochhackigen Schuhen zu ihren Freundinnen hinüber. Binnen Sekunden hatte sie ihr perfekt eingeübtes, strahlendes Lächeln aufgesetzt, um sich sofort an Erika wenden zu können.
âVicky ist ein schrecklicher Name. So heiÃt der Hund von unseren Nachbarn. Unser Nachbar ist zwar ein netter alter Mann, aber der Hund ist noch älter, riecht merkwürdig und ist womöglich noch nicht einmal weiblich. Kann man wohl nicht mehr so genau feststellen, wenn man Mr. Whiggey glauben darf. Obwohl der gute Mann geistig auch nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Aber egal. Der Punkt ist: Ich bin erschreckend nicht-alt, rieche hoffentlich wie jeder andere normale Mensch und muss doch sehr darauf bestehen, als weiblich angesehen zu werden.â
Schweigen.
Wie jedes mal, wenn Lorelai mehr als zwei Sätze hintereinander sagte.
Melinda starrte mit einer gewissen Stumpfheit vor sich hin, Ruby stand mit offenem Mund da und versuchte anscheinend noch, diese Flut an Worten zu verarbeiten, Erika dachte scharf über eine Erwiderung, beziehungsweise einen Themenwechsel, nach und Chris grinste nur wissend.
Moment.
Wie war Chris denn nun in diese Szenerie geraten?
Lorelai runzelte die Stirn, als ihr vermeintlicher Freund, welcher anscheinend in irgendwelchen ignoranten Sphären umherschwebte, plötzlich neben ihr stand, einen Arm um ihre Hüfte schlang und sie besitzergreifend an sich zog.
"Was denn,â schnappte Lorelai auch prompt und wand sich aus seinem Griff, âhast du heute morgen Kuschelwasser getrunken?â
Doch selbst das schien ihren Freund nicht zu beirren â im Gegenteil, er nahm voller Enthusiasmus ihre Hand und zog sie in einen mehr oder weniger ruhigen Winkel.
âIch habe nachgedachtâ, flüsterte er aufgeregt, und Lorelai fiel nun mehr denn je auf, dass er wie ein kleiner Junge wirkte, wenn er aufgeregt war. âWir können heiraten. Du und ich.â
Heiraten?
Wo kam das auf einmal her?
âNeinâ, schoss es sofort als Lorelai heraus, mehr aus Reflex als aus Ãberzeugung. Sie war sechzehn, sie würde doch jetzt nicht einfach heiraten!
Und als sie schlieÃlich nach einem kurzen Augenblick ernsthaft über diese Möglichkeit nachgedacht hatte, sagte sie noch einmal âNeinâ, dieses mal um einiges härter und sicherer.
âWarum Nein?â Verwirrung machte sich auf Christophers Gesicht breit.
âWeil...weil...es geht nicht. Ich will nicht heiraten, Chris.â Sie hatte Mühe, sich zu beherrschen. âDu kannst mir nicht einfach einen Antrag machen. Gestern Abend noch hast du mich einfach weggehen lassen, ohne auch nur ein gescheites Wort zu sagen.â
âIch war geschockt, Loreâ, lächelte ihr Gesprächspartner unbesorgt, âich musste das einfach nur...verarbeiten. Verstehst du?â
âWenn ich nicht schon zweimal âNeinâ gesagt hätte, würde ich es jetzt auf jeden Fall tun, aber ich kann ja auch einfach âDas verstehe ich absolut nichtâ sagen. Ist dir vielleicht lieber, wer weiÃ? Aber ehrlich gesagt ist mir das egal. Also: Nein.â
âLuft holenâ, unterbrach Chris sie schlieÃlich uncharmant.
âAch, hör bloà aufâ, entgegnete Lorelai verärgert und riss ihre Hand von ihm weg. âChris, das mit dem Heiraten ist nichts weiter als irgendeine deiner fixen Ideen, die du sowieso nie in die Tat umsetzen würdest.â
Dies war gewiss nicht die Art und Weise, auf die ein ernsthaftes Gespräch enden sollte. Doch für sie gab es schlicht und einfach nichts mehr zu sagen. Er stand wieder da. Sprachlos. Und sie ging.
Danke ihr Lieben, das ist toll wenn sich noch immer neue Leser finden, obwohl die FF nicht mehr am Anfang steht. Also...wow. Ich werd schon wieder verlegen^^
Teil 12
Leise schloss Luke die Wohnungstür auf, doch er bemerkte sofort, dass dies eigentlich gar nicht nötig war. Aus der kleinen Küche tönten aufgebrachte Stimmen, welche îhn dazu veranlassten, auf Zehenspitzen näher zu treten. Normalerweise war er nicht der Typ, der an Türen lauschte und die eigene Familie ausspionierte, aber dort drinnen schien irgendetwas im Gange zu sein. Er spähte durch den schmalen Türspalt.Am Küchentisch saà Liz, seine kleine Schwester. Sie hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben, die Arme auf die Tischplatte gestützt. Und dort, neben der Spüle, stand Lukes Vater. An seiner in sorgenvolle Falten gelegten Stirn konnte Luke unschwer erkennen, dass es ein ernsthaftes Problem zu geben schien...
â...unglaublich verantwortungslos, Liz. Du kannst dir wohl denken, wie enttäuscht ich bin. Aber das ist jetzt Nebensache...wir müssen wohl eine Lösung finden...â
âDad, ich...â sagte seine kleine Schwester mit tränenerstickter Stimme, doch sie wurde sofort unterbrochen.
âWir reden später darüber.â
William Danes bemühte sich, seine Stimme ruhig zu halten, versuchte, jegliche Emotionen aus seinem Gesicht zu verbannen. Ohne seine Tochter noch einmal anzuschauen, stürmte er aus der Küche...und lief dabei direkt in Luke herein, welcher besorgt dastand und seinen Vater lediglich fragend anschaute.
Doch William brummte nur âPass auf deine Schwester auf, Lucasâ und verschwand binnen Sekunden aus der kleinen Wohnung...
Luke versuchte, sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf auÃer Gefecht zu setzen, als er die Küche betrat und sich auf den Stuhl gegenüber von Liz setzte.
âWas ist passiert?â fragte er leise, nachdem er seine Schwester einige Minuten lang stumm beobachtet hatte.
Zuerst schien sie gar nicht richtig zu bemerken, dass er da war. Hastig wischte sie sich einige Tränen von den Wangen, trocknete mit dem Ãrmel ihres Shirts ihre Augen und schniefte noch einmal bis sie es schlieÃlich wagte, ihrem groÃen Bruder in die Augen zu schauen. Obwohl er nur knappe zwei Jahre älter war als sie, war er immer ihr Beschützer gewesen, und sie schaute zu ihm auf. Doch nun bekam sie furchtbare Angst, und sofort wendete sie den Blick wieder ab.
âIch...bin...Oh Gott, wie soll ich das...Luke, du kennst doch Jimmy...oder?â
âDiesen Kerl der sich vorkommt als wäre er der König von Stars Hollow?â, knurrte Luke ungehalten und versuchte gar nicht erst, sich einzureden, dass alles in Ordnung sei.
Denn wenn Jimmy Mariano in eine Geschichte verwickelt war, konnte diese unmöglich ein gutes Ende nehmen. Bei diesem Jungen war Ãrger praktisch vorprogrammiert...
âBitte sag sowas nicht.â
âEs ist aber wahrâ, beharrte er, während seine Miene zunehmend finsterer wurde. Wenn er bedachte, was Liz mit ihren siebzehn Jahren bereits alles angestellt hatte, musste er zugeben, dass es ihn überraschte wie sie es wieder geschafft hatte, ihrem Vater noch mehr Kummer zu bereiten...er war noch nie einfach so aus der Wohnung verschwunden...nicht einmal, als Mom gestorben war....
Luke schluckte kurz. Erst einmal abwarten. Vielleicht...vielleicht war es ja gar nicht so schlimm. Was gab es denn noch, das Liz tun konnte? Sie hatte schon unzählige verruchte Kerle mit nach Hause gebracht (und natürlich war es jedes Mal âDer Eineâ gewesen), schien mit der Schule noch weniger klar zu kommen als jene Teenager, die überhaupt nicht mehr zum Unterricht erschienen und erweckte oft den Eindruck, als würde sie nie aus der Pubertät herauskommen. Sie zickig zu nennen war noch untertrieben, dachte Luke sich nur allzu oft.
âEs ist so, dass...â, ertönte schlieÃlich abermals die Stimme seiner kleinen Schwester, begleitet von einigen halb unterdrückten Schluchzern, âdass ich...ich werde ein Baby bekommen. Mit Jimmy.â
Lorelai gähnte herzhaft und kuschelte noch eine Runde mit ihrem Lieblingskissen, bevor sie sich schlieÃlich in ihrem Bett aufsetze und verschlafen blinzelte.
Es war Dienstagmorgen, und ein Blick auf ihren Wecker verriet ihr, dass sie noch zehn kostbare Minuten hatte. Dann erst würde sie zum Frühstück erscheinen müssen, welches immer pünktlich um sieben Uhr stattfand und ihr jeden Morgen aufs Neue die Laune vermieste.
Aber darüber wollte sie jetzt noch nicht nachdenken. SchlieÃlich hatte sie noch zehn wundervolle Minuten.
Sie senkte ihren Kopf und legte behutsam beide Hände auf ihren Bauch, der sich bereits ein wenig wölbte. Sofort wurde ihr Blick weich, sie war hellwach.
âGuten Morgen, Babyâ, sagte sie leise, als wolle sie das ohne Zweifel noch schlummernde Kind in ihrem Innern auf keinen Fall aufwecken. âGeht es dir gut? Bestimmt. SchlieÃlich kannst du ja friedlich in deiner Mommy hin- und herschaukeln wie es dir gerade passt und bekommst gar nicht mit, was Mommy alles durchmachen darf. Obwohl...Hey, hörst du eigentlich das Gekeife von der guten Emily? Würde mich gar nicht wundern. Die Frau hat echt ein beeindruckendes Stimmorgan, das muss man ihr lassen. Tut mir leid, dass du dir das so oft anhören musst.â
Liebevoll strich sie über ihren Bauch. âWeiÃt du, vor ein paar Wochen fand ich dich noch irgendwie...komisch. Ach komm schon...du würdest auch nicht gerade Freudensprünge machen, wenn du auf einmal herausfinden würdest dass irgend so ein Gummibärchen in dir herumschwimmt. Aber jetzt...jetzt bin ich ganz schön froh, dass du da bist. Mit dir kann man wenigstens vernünftig reden. AuÃerdem bist du doch jetzt sowas wie meine Familie. Meine richtige Familie...
Ich glaube, ich sollte langsam aufstehen. Also...auf in die Hölle, Baby. Wir kriegen das schon hin.â
Und schlieÃlich konnte Lorelai sich tatsächlich dazu durchringen, sich aus dem Bett zu schwingen, ihren Morgenmantel überzuziehen und ins Badezimmer zu schlurfen. Doch bevor sie ihre Zimmertür öffnete, hielt sie noch einmal inne.
âSchlieÃlich sind wir ein Teamâ, flüsterte sie. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
'Jagt mir eine Kugel durch den Kopf. Irgendjemand. Bitte.'
Ungefähr dies waren Lukes Gedanken, als er an diesem Morgen aufwachte. Sofort waren all die Erinnerungen an die letzte Nacht wieder da: Tränen, Gebrüll, Enttäuschung...seine kleine Schwester, die ihm sagte sie sei schwanger. Die meinte, sie würde es schon irgendwie schaffen. Gemeinsam mit Jimmy.
Ihm drehte sich der Magen um bei diesem Gedanken. Dachte Liz ernsthaft, dieser Nichtsnutz könne sich um ein Kind kümmern?
Er musste beinahe lachen bei diesem Gedanken. Das war einfach lächerlich. Jimmy Mariano und ein Kind. Warum vertraute sie das Baby nicht gleich einem Yeti an?
Ein beklemmendes Gefühl überkam ihn, als er daran dachte, wie Liz aufgestanden war und ihren Pullover gerade so weit hinaufgeschoben hatte, dass er ihren Babybauch sehen konnte. Er konnte fast nicht glauben, wie sie ihn so lange hatte verstecken können. Im fünften Monat war sie bereits...
Aber es nützte ja alles nichts. Bald würde sein Dad für ein weiteres Kind die Verantwortung tragen müssen, und Liz...nun, man konnte nur hoffen, dass sie nun endlich vernünftig werden würde...sie durfte jetzt kein Kind mehr sein. Auch, wenn sie erst siebzehn war. Liz musste erwachsen sein.
Luke wusste, dass das schier unmöglich für seine kleine Schwester war. Vermutlich würde sie nie erwachsen werden, und das Schlimme daran war, dass sie selbst das nie einsehen würde. Es war hoffnungslos.
âVicky! Vicky, hier drüben sind wir!â
âVerdammtâ, murrte Lorelai und trottete mit gesenktem Kopf zu ihren drei Freundinnen. Egal, wie angestrengt sie versuchte, sich vor Erika, Melinda und dem restlichen Oberflächlichkeits-Club zu verstecken...entdeckt wurde sie immer wieder.
Ob Madonna sich manchmal auch so fühlte?
Mit einem letzten StoÃgebet Richtung Himmel straffte Lorelai ihre Schultern, schulterte ihren Schulrucksack und stöckelte in diesen wirklich unbequemen, hochhackigen Schuhen zu ihren Freundinnen hinüber. Binnen Sekunden hatte sie ihr perfekt eingeübtes, strahlendes Lächeln aufgesetzt, um sich sofort an Erika wenden zu können.
âVicky ist ein schrecklicher Name. So heiÃt der Hund von unseren Nachbarn. Unser Nachbar ist zwar ein netter alter Mann, aber der Hund ist noch älter, riecht merkwürdig und ist womöglich noch nicht einmal weiblich. Kann man wohl nicht mehr so genau feststellen, wenn man Mr. Whiggey glauben darf. Obwohl der gute Mann geistig auch nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Aber egal. Der Punkt ist: Ich bin erschreckend nicht-alt, rieche hoffentlich wie jeder andere normale Mensch und muss doch sehr darauf bestehen, als weiblich angesehen zu werden.â
Schweigen.
Wie jedes mal, wenn Lorelai mehr als zwei Sätze hintereinander sagte.
Melinda starrte mit einer gewissen Stumpfheit vor sich hin, Ruby stand mit offenem Mund da und versuchte anscheinend noch, diese Flut an Worten zu verarbeiten, Erika dachte scharf über eine Erwiderung, beziehungsweise einen Themenwechsel, nach und Chris grinste nur wissend.
Moment.
Wie war Chris denn nun in diese Szenerie geraten?
Lorelai runzelte die Stirn, als ihr vermeintlicher Freund, welcher anscheinend in irgendwelchen ignoranten Sphären umherschwebte, plötzlich neben ihr stand, einen Arm um ihre Hüfte schlang und sie besitzergreifend an sich zog.
"Was denn,â schnappte Lorelai auch prompt und wand sich aus seinem Griff, âhast du heute morgen Kuschelwasser getrunken?â
Doch selbst das schien ihren Freund nicht zu beirren â im Gegenteil, er nahm voller Enthusiasmus ihre Hand und zog sie in einen mehr oder weniger ruhigen Winkel.
âIch habe nachgedachtâ, flüsterte er aufgeregt, und Lorelai fiel nun mehr denn je auf, dass er wie ein kleiner Junge wirkte, wenn er aufgeregt war. âWir können heiraten. Du und ich.â
Heiraten?
Wo kam das auf einmal her?
âNeinâ, schoss es sofort als Lorelai heraus, mehr aus Reflex als aus Ãberzeugung. Sie war sechzehn, sie würde doch jetzt nicht einfach heiraten!
Und als sie schlieÃlich nach einem kurzen Augenblick ernsthaft über diese Möglichkeit nachgedacht hatte, sagte sie noch einmal âNeinâ, dieses mal um einiges härter und sicherer.
âWarum Nein?â Verwirrung machte sich auf Christophers Gesicht breit.
âWeil...weil...es geht nicht. Ich will nicht heiraten, Chris.â Sie hatte Mühe, sich zu beherrschen. âDu kannst mir nicht einfach einen Antrag machen. Gestern Abend noch hast du mich einfach weggehen lassen, ohne auch nur ein gescheites Wort zu sagen.â
âIch war geschockt, Loreâ, lächelte ihr Gesprächspartner unbesorgt, âich musste das einfach nur...verarbeiten. Verstehst du?â
âWenn ich nicht schon zweimal âNeinâ gesagt hätte, würde ich es jetzt auf jeden Fall tun, aber ich kann ja auch einfach âDas verstehe ich absolut nichtâ sagen. Ist dir vielleicht lieber, wer weiÃ? Aber ehrlich gesagt ist mir das egal. Also: Nein.â
âLuft holenâ, unterbrach Chris sie schlieÃlich uncharmant.
âAch, hör bloà aufâ, entgegnete Lorelai verärgert und riss ihre Hand von ihm weg. âChris, das mit dem Heiraten ist nichts weiter als irgendeine deiner fixen Ideen, die du sowieso nie in die Tat umsetzen würdest.â
Dies war gewiss nicht die Art und Weise, auf die ein ernsthaftes Gespräch enden sollte. Doch für sie gab es schlicht und einfach nichts mehr zu sagen. Er stand wieder da. Sprachlos. Und sie ging.