Getting Along
âUnd ihre Ãbelkeit?â Dr. Esperanza hatte Rorys Akte vor sich aufgeschlagen und trug jede Veränderung darin ein. âIst seit ein paar Wochen wie weg geblasen und davor hat sich eigentlich nur noch auf Ãbelkeit beschränkt. Erbrechen musste ich mich schon seit der neunten Woche etwa, nicht mehr.â âGut. Und Blutungen, alles wie gehabt?â Rory nickte âWie schon gesagt, die letzte hatte ich, kurz bevor feststand das ich Schwanger bin.â âGibt es sonst irgendetwas? Essgelüste?â âBisher nicht und auch sonst hatte ich bisher keine der üblichen Schwangerschaftsbeschwerden. Nein, Stopp, ich bin öfters Müde. Acht Stunden Schlaf, sind noch nicht einmal annährend genug für mich.â âHaben sie ihren Eisenspiegel noch einmal kontrollieren lassen?â Dr. Esperanza überflog ihre Notizen âEs könnte sein das die vierwöchige Einnahme des Präparates nicht genug war.â
Rory schüttelte den Kopf âSeit meinem letzten Termin, war ich nicht mehr bei Dr. Atkin.â âDann werden wir das übernehmen. Das Labor kann dann auch gleich noch einen kurzen Blick auf ihren Hormonspiegel werfen. Normalerweise, machen wir nur eine Untersuchung des Hormonstatus, wenn es Schwierigkeiten gibt, aber so können wir gleich ausschlieÃen das Schwierigkeiten auftreten werden.â âOk.â Rory beobachtete kleinlaut wie Dr. Esperanza zu einen kleinen Schränkchen ging das hinter ihrem Schreibtisch in einer Ecke stand und aus einer der Schubladen eine Spritze zog.
Rory schaute Weg als die Ãrztin ihr den Oberarm abband und eine Vene suchte.
Ihr Unterkiefer schmerzte, als sie die Zähne zusammenbiss. Während sie deutlich die Kanüle spürte die ihre Haut durchstach.
âFertig!â Dr. Esperanza drückte einen kleinen Wattebausch auf den Einstich âFest draufdrücken. Ich mache ihnen gleich ein Pflast...â Das Klopfen an der Tür unterbrach die Ãrztin mitten im Satz âJa, bitte!â
Die Arzthelferin die Rory heute am Empfang begrüÃt hatte öffnete die Tür âEntschuldigen sie die Störung. Ein Mr. Mariano, wartet drauÃen.â
Rory schluckte. Als sie merkte das die Ãrztin sie anschaute, schüttelte sie den Kopf âIch will ihn nicht hier haben.â âAngelina, sagen sie ihm er soll drauÃen warten. Bei der Untersuchung kann er leider nicht dabei sein!â Angelina nickte. Keine zwei Sekunden später war die Tür wieder geschlossen.
Dr. Esperanza wirkte tief in Gedanken versunken, während sie um den Schreibtisch herum, zurück zu ihrem Stuhl ging âSie wissen das sie Stress in jedem Fall vermeiden sollten?â
Rory antwortete nicht sondern starrte nur auf ihre Hände. Ohne das sie es merkte, fing sie an mit ihrem Fuà zuwippen.
âMs. Gilmore. Ich weià es ist nicht leicht. Aber sie sind sich im klaren darüber, dass er ein anrecht hat, zuwissen was mit seinem Kind ist? Wie die Entwicklung verläuft?â
âKann ich gehen?â Rory sah aus, wie ein kleines Kind, dass Angst davor hatte eine Spritze zubekommen und deshalb so schnell wie möglich wieder nach Hause wollte. Dr. Esperanza nickte âAber reden sie mit ihm und vergessen sie nicht sich einen neuen Termin zu hohlen, sagen wir, für in drei Wochen.â âOk. Auf Wiedersehen.â âAuf Wiedersehen.â Die Ãrztin folgte mit ihrem Blick ihrer Patientin, die ohne sich umzudrehen das Sprechzimmer verlieÃ.
Zum ersten Mal seit Wochen, war Rory wieder Schlecht, richtig Schlecht. Ihr Magen schlug Purzelbäume, während sie zögernd den Flur entlang, zur Anmeldung ging.
Sie musste ihren Blick nicht heben als sie um die Ecke bog, um zu wissen das er an der Tür auf sie wartete. Für den ersten Moment entschied sie sich ihn zuignorieren. âAngelina?â Rory stand vor dem Tresen und wartete darauf das die Arzthelferin reagierte. âWie kann ich ihnen helfen?â âIch brauche einen neuen Termin, etwa in drei Wochenâ, antwortete sie leise. Ich spürte seinen Blick in ihrem Nacken und es war alles andere als unangenehm. Sie vermisste ihn, sie vermisste ihn mit jeder Faser ihres Körpers. Sie liebte ihn mit jeder Faser ihres Körpers. Sie wusste das nur ihr Verstand sie davon abhielt zu ihm zurück zugehen. Was war eine Beziehung wert ohne Vertrauen, ohne die Gewissheit sich auf den anderen verlassen zukönnen?
Rory nahm dankend den Zettel in die Hand, auf dem ihr Termin vermerkt war.
Sie atmete tief durch, bevor sie sich endlich der Tür zuwandte.
âRory...â Sie winkte ab bevor er überhaupt wirklich angefangen hatte âDrauÃenâ, erklärte sie wortkarg, während sie bereits die Tür aufdrückte und an ihm vorbei die Praxis verlieÃ.
âWarum wolltest du nicht das ich reinkomme?â Jess war stehen geblieben. Er starrte auf Rorys Rücken, hoffte das sie sich umdrehen würde. Er sah wie ihre Schultern sich straften und dann langsam wieder sanken, sah wie sie tief durchatmete, während sie sich zu ihm drehte âDu konntest nicht reinkommen, ich...â âRory, du weiÃt so gut wie ich, dass das nicht stimmt!â âDann stimmt es halt nicht!â Rory schüttelte patzig den Kopf.
Jess biss die Zähne zusammen âDu kannst mir nicht Vertrauen, ok. Aber nimm mir nicht die Chance dir das Gegenteil zu beweisen.â âDas Gegenteil beweisen?â Sie versuchte angestrengt die Wut in ihr zu unterdrücken, die Verzweiflung nicht gewinnen zu lassen âJess, ich habe dir diese Chance gegeben und du hast alles wieder zu Nichte gemacht. Wie soll ich dir wieder vertrauen, wenn du jede Chance im Sande verlaufen lässt?â Rory starrte ihn mit geweiteten Augen an âSag mir wie!â Ihre Stimme war mehr ein flehen, als ein wütendes aufbrausen, das Jess erwartet hatte. âSchlieà mich nicht aus dem Leben meines Kindes aus. Lass mir die Möglichkeit für es da zu sein.â Er schaute ihr direkt in den Augen und es brach ihm fast das Herz. Es waren nicht mehr die Augen in die er noch vor einem Monat geschaut hatte. Ihr Blick war distanziert, nicht kühl, nicht abweisend, aber distanziert. âDie Möglichkeitâ, platzte es aus Rory hinaus âDie Möglichkeit ist nicht genug. Mein Dad hatte die Möglichkeit, dein Dad hatte die Möglichkeit.â âDein Dad und mein Dad sind Trottelâ, feuerte Jess zurück. âUnd was bist du dann?â Rory ignorierte die Menschen um sie herum. Wollte sie nicht sehen, wollte sich nicht der Gewissheit hingeben das alle Blicke auf sie gerichtet, alle Köpfe ihnen zugewandt waren.
Jess zuckte mit den Schultern. Nicht im Stande ihr eine Antwort zugeben, mit der er und vor allem sie zufrieden sein würde.
Rory wartete, hoffte das er noch etwas sagen würde. Aber es kam nichts. Rory unterdrückte ein verzweifeltes Schluchzen, atmete tief durch, wartete noch einmal. Nichts. Enttäuscht lieà sie die Schultern hängen. Kein weiteres Wort wurde gesprochen, als sie sich schlieÃlich vom Fleck rührte und zur StraÃe ging, um keine Minute später in ihrem Auto davon zufahren.
Jess schaute dem Wagen, schaute ihr nach, bis sie im Getümmel New Yorks nicht mehr auszumachen war.
Lorelai rüttelte ihrem Man verschlafen an der Schulter âLukey?â âHmm.â âLukey, du...?â Luke richtete sich langsam auf. âWarum gehst du nicht?â âMüde. Kalt. Nacht. Dunkel. Treppeâ, murmelte Lorelai vor sich hin, während sie versuchte das anhaltende Klingeln des Telefons aus ihrem Bewusstsein zu vertreiben. Sie hörte wie Luke neben ihr geschlagen brummte. Kurz darauf spürte sie das senken und heben der Matratze und dann endlich nach schier endlos erscheinenden Minuten, hörte sie seinen schweren Schritt auf dem FuÃboden, als er sich im Dunkeln zur Zimmertür vortastete.
Sie war gerade wieder an dem Punkt, an dem sie spürte wie ihrer Glieder langsam schwerer wurden und der Schlaf sie langsam hinüber zog, als mit einem Mal ein grelles Licht durch ihre Lieder drang. Lorelai stieà einen schrillen Fluch aus, bevor sie sich blinzelnd aufrichtete âWas soll das ?â
Luke hielt ihr das Telefon hin âRory, sie klingt... uff... Verwirrt.â âOh.â Lorelai räusperte sich in der Hoffnung ihre Stimmbänder zu wecken. Ihr Besorgnis unterdrückend, nahm sie den Hörer aus Lukes der Hand âHey SüÃe. Was ist los?â
âJess.â âHmm, ok.â Lorelai zog wartend eine Augenbraue hoch. âEr... Ich... Es...â âRory.â Lorelai unterbrach ihre Tochter âIch weià es ist zwei Uhr Nachts, aber könntest du versuchen ganze Sätze zu formulieren? Subjekt, Prädikat und den ganzen andren Kram, du weiÃt schon.â âEr kam heute zu meinem Termin bei Dr. Esperanza, ich weià noch nicht mal woher er wusste das ich einen Termin und er hat gesagt... Oh Gott. Er hat soviel gesagt. Ich kann ihm nur ich glauben. Und jetzt kann ich nicht schlafen, weil ich nicht weià was ich machen soll. Mommy, was soll ich machen?â Lorelai warf Luke einen Hilfe suchenden Blick zu âDu willst das ich dir sage was du machen sollst, im Bezug auf Jess?â âJa!â Luke sah Lorelai und schüttelte den Kopf. Es war nicht an ihnen den Beiden zu sagen was sie tun sollten. Wenn er ehrlich war, hatten sie sich seiner Meinung noch sowieso schon zuviel eingemischt. Hätte er Jess nicht nach Stars Hollow gezehrt, sähe jetzt vielleicht alles anders aus. Besser oder Schlechter, sei dahin gestellt.
âHoney, ich kann dir nicht sagen was du tun sollst.â Lorelai seufzte âAber ich kann dir sagen wie ich die Sache sehe.â âOkâ, antwortete Rory zögernd. Lorelai atmete tief durch âDu weiÃt ich hab Jess nie wirklich gemocht. Aber ich bin mir sicher das er sich geändert har, nicht ganz, aber trotzdem zum positiven. Er hat in den letzten zwei Jahren viel getan das mich überrascht hat und ich denke das wird er auch weiterhin... wenn man ihm die Gelegenheit gibt. Ich bin mir sicher er kann ein guter Vater sein, aber wenn alles was er erlebt hat, alles was er sieht, alles was er zuhören kriegt, ihm das Gegenteil klarmachen will, wird er nie an den Punkt kommen es beweisen zukönnen.â âUnd du meinst ich soll ihm die Möglichkeit geben?â âDas liegt bei dir, Rory!â Lorelai hörte ihre Tochter enttäuscht schnauben âGute Nacht, Mum.â
âDas wird schon.â Tiana schaute ihr gegenüber mitleidig an âSie...â âTy, hör auf!â Jess erhob sich von dem Sessel in seinem Wohnzimmer. Unruhig tigerte er durch den Raum. Seinen kaum angefangen Essay auf dem Tisch, völlig vergessend.
âWarum?â Tiana legte alles an Ãberzeugungskraft in ihre Stimme âDu probierst es einmal und gibst auf? Ihr streitet euch und du ziehst den Schwanz ein? Komm schon, Jess, das kann nicht alles gewesen sein. Das bist nicht du!â
Jess hielt mitten in seinem Gang inne und warf Ty einen vernichtenden Blick zu âWoher zum Teufel, willst du das wissen?â Ty schüttelte mit einem schmalen Grinsen auf den Lippen den Kopf. âWas? Ist es jetzt auf einmal witzig?â âNein. Aber hast du wirklich schon alles vergessen?â âWas vergessen?â
Ty stand langsam auf, ohne weiter auf Jess zu achten der ihr nur verwirrt nachsah, ging sie zu einem der groÃen Bücherregale. Es dauerte nicht lange bis sie fand was sie suchte. âHier!â Wenig zärtlich klatschte sie Jess das Buch gegen die Brust âDas wird dir helfen.â Jess nahm das Buch. Er musste den Titel nicht sehen, um zu wissen welches Buch es war âIch muss es nicht lesen. Ich weià was drin steht, immerhin hab ICH es geschrieben!â Jess funkelte Ty an, während er im selben das Buch in die nächste Ecke feuerte. âAnscheinend weiÃt du nicht was drin stehtâ, konterte Tiana im gleichen Tonfall âSonst würdest du dich nicht aufführen wie der letzte Arsch!â âWie soll ich mich bitte sonst aufführen?â Resignierend warf Jess die Arme in die Luft. âWie jemand der genug Verstand hat, solche Situationen zu meistern.â Sie machte eine theatralische Pause âWie jemand der weiÃ, was eine Freundschaft, eine Beziehung, eine Familie wert ist!â
Jess setzte gerade an Tiana erneut etwas an den Kopf zu knallen, wurde aber durch das Telefon davon abgehalten.
Tiana beobachtete ihn, wie er gereizt nach dem Hörer griff und ein etwas zu lautes âJa?â in den Hörer schleuderte. âHuh.â Jess Miene veränderte sich schlagartig. âSicher. Wo?â Sie sah wie er stumm nickte, ein hoffnungsvolles Grinsen spielte um seine Mundwinkel. âOk, ich bin gleich da.â Jess legte den Hörer zurück an seinen Platz âObwohl ich die Unterhaltung mit dir sehr genossen habe. Musst du jetzt leider gehen. Auf Wiedersehen, Ty!â Jess packte das etwas überrumpelte Mädchen bei den Schultern und schob sie in Richtung Tür. âHey!â Ty befreite sich aus Jess griff âWir haben in zwanzig Minuten einen Kurs!â âDer fällt für mich heute aus.â Jess ging zurück zum Couchtisch und räumte Tys Kram zusammen, nur um ihr keine Minute später ihre Tasche in die Hand zudrücken.
Ty stand schon in der von Jess, freundlicher weise, geöffneten Tür, als sie sich noch einmal zu ihm umdrehte âUnd jetzt erzähl mir noch schnell, wer am Telefon war.â Jess reagierte nicht darauf, sondern für fort die Tür zuschlieÃen. âRaus mit der Sprache!â Ty stemmte sich gegen die Tür âIch will wissen, wer es wert ist, dass du mich deswegen rauswirfst.â
Jess fuhr sich mit der Hand durch die schwarze Mähne, amüsiert betrachtete er Ty, die ihn mit groÃen fragenden Augen von unten herauf anschaute. âRoryâ, antwortete er knapp und drückte mit einer letzten kurzen Anstrengung die Tür entgültig ins Schloss.
Rory starrte einige Zeit auf ihr Handy, lieà es in ihrer Handtasche verschwinden und atmete tief durch. Sie war sich nicht ganz sicher ob sie das richtige getan hatte. Sie würde sich nie ganz sicher sein können, auÃer wenn er... auÃer wenn er es schaffte sie zu überzeugen. Ihren Verstand dazu zubringen ihm zu vergeben. âKann ich ihnen noch etwas bringen?â Der Kellner war wie aus dem nichts aufgetaucht. Rory hob erschrocken ihren Blick âUhm,... Ja, bitte noch einen Kaffee.â Der Kellner lächelte freundlich und war kurz darauf wieder im inneren des Cafes verschwunden. Rory nahm den letzten Schluck aus ihrer Kaffeetasse und lieà ihren Blick schweifen.
Die StraÃen waren wie immer überfüllt. Auto neben Auto, Menschen die an einander vorbei hasteten ohne auch nur einmal den Blick zuheben. Frauen und Männer die ihr Mittagessen in Pappkartons mit sich rumtrugen, andere die Geschäftig ihren Cappuccino aus ToGo Cups schlurften, während sie am Handy mit Kunden diskutierten. Alles in allem ein ganz normaler Mittag in New York. Manchmal wünschte Rory sich, niemals hier her gekommen zu sein, an anderen liebte sie das Leben hier.
Heute war es irgendwas dazwischen. Sie hatte den ganzen Morgen im Büro verbracht, ohne wirklich mit ihrer Arbeit voranzukommen. Die ganze Zeit geisterte ihr das nächtliche Gespräch mit ihrer Mutter durch den Kopf und das mit einem Mal hatte sie eine Entscheidung gefällt. Sie hatte sich eine Verlängerung ihrer Mittagspause erbeten und dann war sie hier hergekommen. Ein kleines Cafe, direkt auf der anderen StraÃenseite der Zeitung. Sie hatte ihn angerufen und jetzt wartete sie. âIhr Kaffee.â Der Kellner der sie wenige Minuten zuvor so erschreckt hatte schob vorsichtig die Tasse auf den Tisch. âDanke!â Rory schaute ihm nach, wie er zu einem der anderen Tische ging und die Bestellung aufnahm und sie wartete, wartete und hoffte.
Er versuchte sich auf alles zu konzentrieren, nur nicht auf das was vor ihm lag.
Sein Blick wanderte zu den Autos die sich vor ihm stauten. Nervös trommelte er mit den Fingern auf seinem Lenkrad.
Ein Blick in den Rückspiegel verriet ihm das die Schlange hinter ihm immer länger wurde. Er hasste New York zu dieser Zeit, zumindest was den Verkehr betraf. Er haste New York zu jeder Tageszeit. Er beugte sich ein Stück nach vorn und griff nach einem der Regler am Radio, bis die Musik schlieÃlich ein Level erreicht hatte, das keine anderen Geräusche zu lieÃ. ...With the plastic eyeballs, spray-paint the vegetabiles Dog food stalls with the beefcake pantyhose Kill the headlights and put it in neutral... Er atmete erleichtert aus. Als die Ampel einige Meter vor ihm auf Grün sprang. Das letzte was er wollte, war sie lange warten zu lassen. Sie hatte angerufen. Sie war bereit mit ihm zureden und er durfte es nicht versauen. ...Someone came in sayinâ Iâm insane to complain ... Jess fuhr bei der nächsten Kreuzung nach Links. Er kannte diesen Weg auswendig. Es dauerte keine zwei Minuten mehr, bis er links von ihm die grüne Markise mit der grauen geschwungenen Schrift entdeckte. Er lieà seinen Blick kurz über die Parkplätze schweifen und entdeckte einen freien Stellplatz keine zwei Meter vom Cafe entfernt. Er fuhr in die Parklücke und schaltete den Motor ab. Er klimperte mit dem Schlüsselbund in seiner Hand und atmete tief durch, erst dann stieà er die Tür auf und stieg hinaus.
Er musste sie nicht suchen, sein Blick fand sie wie von selbst. Sie saà an einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen, direkt neben dem Eingang. Langsam ging Jess auf sie zu âHey Rory!â Sie drehte ihren Kopf in einen merkwürdigen Winkel nach oben âHi!â --
Eine merkwürdige Spannung breitete sich aus, kaum das die beiden sich begrüÃt hatten. Unschlüssig stand Jess neben den Tisch. Immer wieder machte er den Ansatz auf den freien Stuhl zuzusteuern und lieà es dann doch bleiben.
Rory hatte ihren Blick wieder gesenkt und betrachtete ihre Hände, die krampfhaft die Tasse umschlungen.
Keiner von beiden wusste was er sagen sollte. Wie sie anfangen sollten.
Minuten strichen dahin, bevor Jess sich endlich aus seiner Position los riss und sich auf den Stuhl, gegenüber von Rory sinken lieÃ.
Der Kellner kam und Jess bestellte mit leiser Stimme ein Wasser.
Sein Mund war trocken, der Schluck tat weh. Er hatte das Gefühl erst wieder sprechen zu können, wenn er etwas zu trinken bekam. Er hätte einem Bier zwar den Vorrang gegeben, aber Mittags um eins, war nicht die richtige Zeit dafür.
Rory spürte das Jess sie ansah, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen aufzusehen.
Warum musste das so schwer sein? Sie hatte ihn angerufen, hatte ihn gebeten zu kommen und jetzt schaffte sie es noch nicht einmal ihn anzusehen.
Der Kellner stellte unbemerkt von den beiden Gästen das Glas Wasser auf den Tisch. Erst als er sich schon wieder umgedreht hatte bemerkte Jess das Glas vor ihm. Gierig griff er danach und nahm einen groÃen Schluck, froh das trockene Gefühl zumindern, auch wenn es nicht ganz verschwand.
âRory, warum hast du angerufen?â Jess wusste worum es ging, aber es war an ihr das Thema anzusprechen. Zu sagen was sie wollte, dachte.
âIch...â Rory hob langsam ihren Blick, vermiet es aber gekonnt ihm in die Augen zusehen. âIch... Es tut mir leid.â Jess schüttelte ablehnend den Kopf âDir muss nichts leid tun.â Er versuchte Rorys Blick einzufangen, erhaschte aber nichts weiter als ihr Spiegelbild im Fenster des Cafes. âDoch, muss es. Du...â, kopfschüttelnd brach Rory ab. Sie wusste nicht wie sie diesen Satz zuende bringen sollte. Du hattest recht? Du hast nicht falsch gemacht? Das war es nicht was sie sagen sollte. Du hast die Chance verdient?
Rory atmete tief durch. Diesmal war sie es die ihm in die Augen sah âEs ist nicht mein Recht dir dein Kind vorzuenthalten. Selbst jetzt, wo es noch nicht geboren ist, nicht.â âIch hätte nicht gehen sollen.â Jess verlor sich fast in dem blau ihrer Augen. Er vermisste es sich darin zu verlieren, jeden ihrer Gedanken darin lesen zu können. Rory lächelte schwach âDu bist wieder da.â âLuke hat mich zurück gezehrt.â âDu hast mir davor gesagt das du wieder kommst.â Du hast mir nicht geglaubt.â Schuldbewusst brach Rory den Blickkontakt ab âWir haben so lange gebraucht es, uns, wieder hinzubekommen. Ich habe solange gebraucht um dir wieder zu vertrauen und du hast einfach alles zunichte gemacht. Wie hätte ich dir glauben können?â Jess schloss die Augen und nickte zaghaft âIch hätte mir auch nicht geglaubt.â
Stille zog wieder über die beiden hinweg. Seit Wochen, war es das erste mal das sie redeten. Nicht stritten, redeten. Das erste Mal das sie sich ansehen konnten, ohne das es sich anfüllte als würde jemand mit einem Messer in ihren Innereien herumstochern.
âIch hab in drei Wochen wieder einen Termin, bei Dr. Esperanza. Würdest du mitkommen?â Rory nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Jess schaute sie einen Moment lang an und nickte dann âSicher.â Rory erwiderte sein Nicken. âIch will dich nicht ausschlieÃen. Ich kann nur nicht... Ich kann nicht...â Nervös fing Rory an mit ihrem Fuà zuwippen âIch...â âDu kannst nicht mit mir zusammen sein.â Jess nahm es Rory ab den Satz zuende zuführen. Er verstand sie. Er gab es nicht gerne zu, aber er verstand sie. Rory nickte âNoch nicht. Vielleicht nie wieder, aber das ist kein Grund dich nicht ein Teil der Schwangerschaft und ein Teil des Lebens deines Kindes sein zulassen.â Sie atmete tief durch âDu hattest recht damit. Unsere Vater waren, sind, Trottel, aber wir müssen nicht so werden wie unsere Eltern. Wir können selbst bestimmen wie und wer wir seien wollen.â
Jess lächelte Rory an und nickte âIch bin nicht wieder mein Vater und ich bin nicht wie dein Vater. Ich will nicht so sein!â âIch weiÃ.â Rory lächelte ebenfalls.
Jess nahm den letzten Schluck seines Wassers und setzte das Glas wieder ab âIch muss zur Uni.â Rory nickte âIch denke es wird eh Zeit für mich wieder ins Büro zugehen.â Beide brauchten etwas, bevor sie sich von ihren Plätzen losrissen. âWenn was ist, ruf mich an!â Jess stand direkt vor Rory und schaute sie durchdringend an. âMach ich. Bis dann!â Rory schob sich an Jess vorbei und ging langsam in Richtung StraÃe.
Jess blieb noch eine Weile stehen und schaute ihr nach bis sie im Gebäude auf der anderen StraÃe verschwunden war. Er hätte sie gerne umarmt, sie geküsst, aber sie waren nicht zusammen, sie war nicht seine Rory. Nicht im Moment, vielleicht nie mehr.