02.06.2006, 17:54
[Bild: withyoubn.jpg]
Der Raum war auch diesen Abend wieder voller Leute, genau wie gestern. Die Kinderdisko hatte gerade begonnen und sie sah wie Cecilia und Sara lachend mit den Kindern tanzten. Sara war nicht anzumerken, sie war so fröhlich wie immer. Auch Jeremie, Aden und Felix machten dort mit und so ging sie an die Bar und bestellte sich etwas zu trinken. Said war nirgendwo zu sehen und sie stand nun alleine in diesem riesigen Saal an der Bar. Auch Karim oder Saskia sah sie nicht. Die Kinder tanzten gerade auf ein spanisches Kinderlied, indem sie das Alphabet lernten. Es verging eine ganze Weile bis die Kinderdisko beendet war, anschlieÃend kam der Clubtanz. Wieder war Said nicht zu sehen, nur Sara und Cecilia standen mit einigen Animateuren auf der Bühne. Encarna hatte aber keine Lust mitzutanzen und war froh, als die drei Kleinen angelaufen kamen und nach etwas zu trinken fragten. Der Kellner hinter dem Tresen wusste schon was sie wollten und ehe sie bestellen konnte standen die Getränke schon da.
Dann wurde es dunkel im Saal, das einzige Licht war ein Spotlight, das auf den Vorhang der Bühne leuchtete. Es ertönte eine Musik, die sie nicht kannte, dann trat Said zusammen mit Sara auf die Bühne. Beide hatten sich umgezogen. Er trug einen Smoking, während sie ein langes, rotes, funkelndes Abendkleid anhatte. Sie begrüÃten die Gäste in den unterschiedlichsten Sprachen und erklärten wie die Show ablaufen würde. Die erste Nummer die sie ankündigten war Karim, der das Lied âÃber sieben Brücken musst du gehenâ zum Besten gab. Er hatte eine unglaublich gute Stimme und ein Raunen ging durch den Saal, gefolgt von stürmischem Applaus als er fertig war. Dann trat Sara auf und sang âIf thatâs what it takesâ von Celine Dion . Encarna erinnerte sich, dass Athina irgendwann erzählt hatte, dass sie und Sara das oft im Duett sangen. Bei den ersten Takten hörte sie wieder Athina, die sagte âAchte auf den Textâ. Sie musste sie unbedingt einmal fragen, was es damit auf sich hatte, denn sowohl Sara, als auch Said hatten diesen Satz schon des Ãfteren gesagt, immer zueiander. Es schien eine Art besondere Kommunikation innerhalb der Familie zu sein, sie musste unbedingt Athina fragen. Vorher achtete sie aber auf den Text des Liedes, das Sara jetzt sang. Und während sie sang wusste sie genau welchen Teil Athina normalerweise sang, sie hörte es.
(Sara)
Youâre the bravest of hearts, youâre the strongest of souls
Youâre my light in the dark, youâre the place I call home
You can say itâs all right, but I know youâre breaking up inside
I see it in your eyes
Even you face the night afraid and alone
Thatâs why Iâll be there
When the storm rises up when the shadows descend
Evâry beat of my heart, evâry day without end
Evâry secon I live, thatâs the promise I make
Baby, thatâs what Iâll give if thatâs what it takes
(Athina)
You can sleep in my arms, you donât have to explain
When youâre hearts crying out, baby, whisper my name
âCause Iâve reached out for you when the thunder is crashing up above
youâve given me your love
When you smile like the sun that shines through the pain
Thatâs why Iâll be there
When the storm rises up, when the shadows descend
Evâry beat og my heart, evâry day without end
I will stand like a rock, I will bend till I break
Till there is no more to give, if thatâs what it takes
I will risk everything, I will fight, I will bleed
I will lay down my life, if thatâs what you need
Evâry second I live, thatâs the promise I make
Baby, thatâs what Iâll give, if thatâs what it takes.
(Beide)
Through the wind and the rain, through the smoke and the fire
When the fear rises up, when the waveâs ever higher
I will lay down my heart, my body, my soul
I will hold on all night and never let go
Evâry second I live, thatâs the promise I make
Baby, thatâs what Iâll give, if thatâs what it takes.
Als Sara fertig war brach wieder Applaus los, auch sie war sehr gut gewesen. Said stand neben an der Bühne und fixierte seine Tochter traurig. Als sie Saids Blick sah, verstand sie zum ersten Mal, dass diese Texte wirklich eine Botschaft hatten. Dieses Lied beschrieb die Beziehung die Athina und Sara zueinander hatten. Wenn es drauf ankommen würde, würden die beiden Schwestern füreinander sterben. Ihr fielen in groben Zügen wieder die Texte der Lieder ein, auf die sie aufmerksam gemacht worden war. Athina hatte sie förmlich mit der Nase darauf gestoÃen, aber sie hatte es nicht verstanden. Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie beschloss sich die Texte noch einmal genau anzuschauen wenn sie sie fand und Zeit dazu hatte. Es erschien ihr jetzt völlig logisch dass in jedem Lied, das ihr vorgespielt worden war eine Botschaft lag, manchmal versteckt, manchmal ganz offen wie jetzt. Natürlich konnte das niemand der Touristen wissen, woher denn.
âEntschuldigung, sind Sie Encarna?â fragte plötzlich jemand neben ihr. Im ersten Moment sah sie nicht wo die Stimme herkam, dann entdeckte sie eine blasse, dunkelhaarige Frau, die in ihrem Rollstuhl neben dem Barhocker stand, auf dem Encarna saÃ. Corinna. Es konnte nur sie sein, denn sonst saà niemand im Rollstuhl. Allerdings hatte diese Frau nicht die geringste Ãhnlichkeit mehr mit dem Mädchen vom Foto. Encarna erschrak fast ein wenig wie mitgenommen die junge Frau aussah. Im ersten Moment wusste sie nicht was Corinna so wirken lieÃ, bis ihr das passende Wort einfiel. Sie wirkte schwermütig und einfach traurig. Ihre Augen waren glanzlos und sie hatte dunkle Augenringe.
âJa, ja ich bin Encarna. Und Sie müssen Corinna sein.â
âJa, genau. Athina schickt mich. Ich soll Ihnen sagen, dass es ihr schon viel besser geht.â Die Art und Weise wie Corinna das sagte lieà nicht den geringsten Zweifel daran dass es eine Lüge war.
âWürde es Ihnen etwas ausmachen wenn wir uns nach vorne setzten, in die Sessel. Es ist etwas anstrengend mich so mit Ihnen zu unterhalten, weil ich immer nach oben schauen mussâ sagte sie als nächstes und Encarna war es peinlich, dass sie nicht von selbst darauf gekommen war. Etwas unsicher schob sie dann den Rollstuhl an den Stuhlreihen der Gäste vorbei nach vorne. Corinna schaffte es dann alleine sich in den Sessel zu ziehen und lächelte dabei gequält. Sie unterhielten sich über das Wetter, die Arbeit im Hotel und Corinnas Job als Psychologin. Währendessen traten verschiedene Animateure mit Liedern auf, aber das war kein Vergleich zu dem wie die Geschwister sangen.
âWar Said schon dran?â fragte Corinna unvermittelt nach einer halben Stunde.
âSaid singt?â Encarna war überrascht.
âJa, er ist gar nicht mal schlecht. Aber er singt immer das Selbe.â Corinna verdrehte die Augen.
âWas denn?â
âIch glaube nicht dass sie es kennen. Es ist von einem deutschen Sänger. Er heiÃt Herbert Grönemeyer und der Titel des Liedes lautet `Mehr geht leider nicht`. Er hat es irgendwann mal gehört und dann gesungen, mit dem Hinweis dass er es uns, seinen Kindern widmet. Aber eigentlich weià jeder dass er Rana damit meint.â Wie sie das sagte klang nicht böse, sondern eher anerkennend. Encarna fühlte sich bestätigt, die Lieder bedeuteten etwas. Sie war gespannt auf den Text und auf Saids Sangeskünste, doch der nächste der auftrat war wieder ein Animateur. âWie geht es Athina wirklich?â fragte sie Corinna einfach und hoffte dass sie ihr etwas genauer Auskunft geben würde. Und dass sie die Wahrheit sagte. Corinna grinste als sie die Frage stellte und schaute sie verblüfft an. âWissen sie dass sie die erste sind die Athinas Lügen auf Anhieb durchschaut. Manche von uns schaffen es bis auf den heutigen Tag nicht und sie warf Cecilia und Isabelle einen verächtlichen Blick zu. Die beiden waren gerade dabei die Kinder ins Bett zu schicken, was ihnen aber nicht richtig gelingen wollte.
âTim meint die Medikamente schlagen nicht mehr so gut an wie früher. Die Infektionen häufen sich und da sie das meistens überspielt und nicht in die Klinik geht, wo sie eigentlich mal für ein paar Wochen hingehört, wird es nicht besser.â
âAber sie war doch in der Klinik. Das ist zwar schon etwas her aber Laila hatte Said angerufen und ihm gesagt dass Athina mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus liegtâ, versuchte Encarna das richtig zu stellen.
âDas war doch genauso gelogen, wie dass es ihr jetzt gut geht. Das sie eine Lungenentzündung hatte stimmt, aber der Rest ist Quatsch.â
âAber Laila hat dochâ¦â
âWenn Athina Laila sagen würde sie solle Said anrufen und ihm erzählen dass sie geheilt wäre und die nächsten Monate im Weltall verbringen würde, würde Laila das auch tun. Nie im Leben würde Laila sich gegen Athina stellen. Jeder andere, aber nicht Laila, niemals.â Die Vorstellung war so absurd dass Corinna lachen musste.
âUnd was ist mit Sara? Ich habe erlebt wie sie in Spanien Athina verboten hat in eine Disko zu gehen. Sie hätte sie doch in die Klinik schicken müssen!â Encarna gab nicht auf.
âSara wäre wohl die Einzige gewesen die vielleicht etwas hätte erreichen können, aber wenn es um Krankenhäuser geht ist selbst sie machtlos. Und da sie Athina nie verraten würde, lügt sie Baba genauso an wie Laila. Früher hat Sophie manchmal ein Machtwort gesprochen. Aber seit der Kontakt so schlecht ist, hilft auch das nicht mehr, im Gegenteil.â
âHeiÃt das, dass sich niemand traut Athina in eine Klinik zu bringen, wenn sie es nicht will, es aber dringend notwendig wäre?â Das war nicht zu fassen. Was war mit den anderen? Irgendwer musste doch Einfluss auf Athina haben.
âWenn sie es so ausdrücken wollen: Nein, es gibt niemanden. Saskia und ich nicht, Karim, Sara und Laila sowieso nicht. Cecilia und Ricky halten sich raus und Isabelle ist es einfach egal.â Ungläubig schüttelte Encarna den Kopf.
âWas hat Isabelle eigentlich für ein Problem mit Athina? Warum sie mich nicht mag weià ich, aber was ist mit ihrer Schwester?â
âSie ist eifersüchtig. Und das schon immer. Deshalb kann sie mit Athina uns Sara nichts anfangen. Es war schon so als sie klein waren, aber seit Mama weg ist, hat sie jeden Realitätssinn verloren wenn es darum geht. Manchmal glaube ich, sie hasst die beiden regelrecht. Athina weil sie soviel Aufmerksamkeit bekommt und Sara gibt sie die Schuld am Scheitern der Ehe unserer Eltern.â Encarna hätte gerne noch mehr erfahren, aber Said betrat die Bühne und sang tatsächlich das Lied von dem Corinna gesprochen hatte. Schon nach den ersten Zeilen war Encarna nun endgültig klar dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
Du holst mich aus den Wolken, stellst mich auf den Boden zurück
Dir was vorzumachen ist schwierig, du liest in meinem Gesicht
Ich lieb, dich, ich lieb dich
Mehr geht leider nicht
Du lachst mir Mut zu, wann immer ichâs brauch
Du lachst mir Mut zu, und alles andere, alles andere tust du auch
Ist nicht nur dass ich dich liebe
Ist nicht nur dass ich dich mag
Ich wüsste wirklich nicht, wo ich ohne dich bliebe
Ohne dich keinen Tag
TBC
Der Raum war auch diesen Abend wieder voller Leute, genau wie gestern. Die Kinderdisko hatte gerade begonnen und sie sah wie Cecilia und Sara lachend mit den Kindern tanzten. Sara war nicht anzumerken, sie war so fröhlich wie immer. Auch Jeremie, Aden und Felix machten dort mit und so ging sie an die Bar und bestellte sich etwas zu trinken. Said war nirgendwo zu sehen und sie stand nun alleine in diesem riesigen Saal an der Bar. Auch Karim oder Saskia sah sie nicht. Die Kinder tanzten gerade auf ein spanisches Kinderlied, indem sie das Alphabet lernten. Es verging eine ganze Weile bis die Kinderdisko beendet war, anschlieÃend kam der Clubtanz. Wieder war Said nicht zu sehen, nur Sara und Cecilia standen mit einigen Animateuren auf der Bühne. Encarna hatte aber keine Lust mitzutanzen und war froh, als die drei Kleinen angelaufen kamen und nach etwas zu trinken fragten. Der Kellner hinter dem Tresen wusste schon was sie wollten und ehe sie bestellen konnte standen die Getränke schon da.
Dann wurde es dunkel im Saal, das einzige Licht war ein Spotlight, das auf den Vorhang der Bühne leuchtete. Es ertönte eine Musik, die sie nicht kannte, dann trat Said zusammen mit Sara auf die Bühne. Beide hatten sich umgezogen. Er trug einen Smoking, während sie ein langes, rotes, funkelndes Abendkleid anhatte. Sie begrüÃten die Gäste in den unterschiedlichsten Sprachen und erklärten wie die Show ablaufen würde. Die erste Nummer die sie ankündigten war Karim, der das Lied âÃber sieben Brücken musst du gehenâ zum Besten gab. Er hatte eine unglaublich gute Stimme und ein Raunen ging durch den Saal, gefolgt von stürmischem Applaus als er fertig war. Dann trat Sara auf und sang âIf thatâs what it takesâ von Celine Dion . Encarna erinnerte sich, dass Athina irgendwann erzählt hatte, dass sie und Sara das oft im Duett sangen. Bei den ersten Takten hörte sie wieder Athina, die sagte âAchte auf den Textâ. Sie musste sie unbedingt einmal fragen, was es damit auf sich hatte, denn sowohl Sara, als auch Said hatten diesen Satz schon des Ãfteren gesagt, immer zueiander. Es schien eine Art besondere Kommunikation innerhalb der Familie zu sein, sie musste unbedingt Athina fragen. Vorher achtete sie aber auf den Text des Liedes, das Sara jetzt sang. Und während sie sang wusste sie genau welchen Teil Athina normalerweise sang, sie hörte es.
(Sara)
Youâre the bravest of hearts, youâre the strongest of souls
Youâre my light in the dark, youâre the place I call home
You can say itâs all right, but I know youâre breaking up inside
I see it in your eyes
Even you face the night afraid and alone
Thatâs why Iâll be there
When the storm rises up when the shadows descend
Evâry beat of my heart, evâry day without end
Evâry secon I live, thatâs the promise I make
Baby, thatâs what Iâll give if thatâs what it takes
(Athina)
You can sleep in my arms, you donât have to explain
When youâre hearts crying out, baby, whisper my name
âCause Iâve reached out for you when the thunder is crashing up above
youâve given me your love
When you smile like the sun that shines through the pain
Thatâs why Iâll be there
When the storm rises up, when the shadows descend
Evâry beat og my heart, evâry day without end
I will stand like a rock, I will bend till I break
Till there is no more to give, if thatâs what it takes
I will risk everything, I will fight, I will bleed
I will lay down my life, if thatâs what you need
Evâry second I live, thatâs the promise I make
Baby, thatâs what Iâll give, if thatâs what it takes.
(Beide)
Through the wind and the rain, through the smoke and the fire
When the fear rises up, when the waveâs ever higher
I will lay down my heart, my body, my soul
I will hold on all night and never let go
Evâry second I live, thatâs the promise I make
Baby, thatâs what Iâll give, if thatâs what it takes.
Als Sara fertig war brach wieder Applaus los, auch sie war sehr gut gewesen. Said stand neben an der Bühne und fixierte seine Tochter traurig. Als sie Saids Blick sah, verstand sie zum ersten Mal, dass diese Texte wirklich eine Botschaft hatten. Dieses Lied beschrieb die Beziehung die Athina und Sara zueinander hatten. Wenn es drauf ankommen würde, würden die beiden Schwestern füreinander sterben. Ihr fielen in groben Zügen wieder die Texte der Lieder ein, auf die sie aufmerksam gemacht worden war. Athina hatte sie förmlich mit der Nase darauf gestoÃen, aber sie hatte es nicht verstanden. Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie beschloss sich die Texte noch einmal genau anzuschauen wenn sie sie fand und Zeit dazu hatte. Es erschien ihr jetzt völlig logisch dass in jedem Lied, das ihr vorgespielt worden war eine Botschaft lag, manchmal versteckt, manchmal ganz offen wie jetzt. Natürlich konnte das niemand der Touristen wissen, woher denn.
âEntschuldigung, sind Sie Encarna?â fragte plötzlich jemand neben ihr. Im ersten Moment sah sie nicht wo die Stimme herkam, dann entdeckte sie eine blasse, dunkelhaarige Frau, die in ihrem Rollstuhl neben dem Barhocker stand, auf dem Encarna saÃ. Corinna. Es konnte nur sie sein, denn sonst saà niemand im Rollstuhl. Allerdings hatte diese Frau nicht die geringste Ãhnlichkeit mehr mit dem Mädchen vom Foto. Encarna erschrak fast ein wenig wie mitgenommen die junge Frau aussah. Im ersten Moment wusste sie nicht was Corinna so wirken lieÃ, bis ihr das passende Wort einfiel. Sie wirkte schwermütig und einfach traurig. Ihre Augen waren glanzlos und sie hatte dunkle Augenringe.
âJa, ja ich bin Encarna. Und Sie müssen Corinna sein.â
âJa, genau. Athina schickt mich. Ich soll Ihnen sagen, dass es ihr schon viel besser geht.â Die Art und Weise wie Corinna das sagte lieà nicht den geringsten Zweifel daran dass es eine Lüge war.
âWürde es Ihnen etwas ausmachen wenn wir uns nach vorne setzten, in die Sessel. Es ist etwas anstrengend mich so mit Ihnen zu unterhalten, weil ich immer nach oben schauen mussâ sagte sie als nächstes und Encarna war es peinlich, dass sie nicht von selbst darauf gekommen war. Etwas unsicher schob sie dann den Rollstuhl an den Stuhlreihen der Gäste vorbei nach vorne. Corinna schaffte es dann alleine sich in den Sessel zu ziehen und lächelte dabei gequält. Sie unterhielten sich über das Wetter, die Arbeit im Hotel und Corinnas Job als Psychologin. Währendessen traten verschiedene Animateure mit Liedern auf, aber das war kein Vergleich zu dem wie die Geschwister sangen.
âWar Said schon dran?â fragte Corinna unvermittelt nach einer halben Stunde.
âSaid singt?â Encarna war überrascht.
âJa, er ist gar nicht mal schlecht. Aber er singt immer das Selbe.â Corinna verdrehte die Augen.
âWas denn?â
âIch glaube nicht dass sie es kennen. Es ist von einem deutschen Sänger. Er heiÃt Herbert Grönemeyer und der Titel des Liedes lautet `Mehr geht leider nicht`. Er hat es irgendwann mal gehört und dann gesungen, mit dem Hinweis dass er es uns, seinen Kindern widmet. Aber eigentlich weià jeder dass er Rana damit meint.â Wie sie das sagte klang nicht böse, sondern eher anerkennend. Encarna fühlte sich bestätigt, die Lieder bedeuteten etwas. Sie war gespannt auf den Text und auf Saids Sangeskünste, doch der nächste der auftrat war wieder ein Animateur. âWie geht es Athina wirklich?â fragte sie Corinna einfach und hoffte dass sie ihr etwas genauer Auskunft geben würde. Und dass sie die Wahrheit sagte. Corinna grinste als sie die Frage stellte und schaute sie verblüfft an. âWissen sie dass sie die erste sind die Athinas Lügen auf Anhieb durchschaut. Manche von uns schaffen es bis auf den heutigen Tag nicht und sie warf Cecilia und Isabelle einen verächtlichen Blick zu. Die beiden waren gerade dabei die Kinder ins Bett zu schicken, was ihnen aber nicht richtig gelingen wollte.
âTim meint die Medikamente schlagen nicht mehr so gut an wie früher. Die Infektionen häufen sich und da sie das meistens überspielt und nicht in die Klinik geht, wo sie eigentlich mal für ein paar Wochen hingehört, wird es nicht besser.â
âAber sie war doch in der Klinik. Das ist zwar schon etwas her aber Laila hatte Said angerufen und ihm gesagt dass Athina mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus liegtâ, versuchte Encarna das richtig zu stellen.
âDas war doch genauso gelogen, wie dass es ihr jetzt gut geht. Das sie eine Lungenentzündung hatte stimmt, aber der Rest ist Quatsch.â
âAber Laila hat dochâ¦â
âWenn Athina Laila sagen würde sie solle Said anrufen und ihm erzählen dass sie geheilt wäre und die nächsten Monate im Weltall verbringen würde, würde Laila das auch tun. Nie im Leben würde Laila sich gegen Athina stellen. Jeder andere, aber nicht Laila, niemals.â Die Vorstellung war so absurd dass Corinna lachen musste.
âUnd was ist mit Sara? Ich habe erlebt wie sie in Spanien Athina verboten hat in eine Disko zu gehen. Sie hätte sie doch in die Klinik schicken müssen!â Encarna gab nicht auf.
âSara wäre wohl die Einzige gewesen die vielleicht etwas hätte erreichen können, aber wenn es um Krankenhäuser geht ist selbst sie machtlos. Und da sie Athina nie verraten würde, lügt sie Baba genauso an wie Laila. Früher hat Sophie manchmal ein Machtwort gesprochen. Aber seit der Kontakt so schlecht ist, hilft auch das nicht mehr, im Gegenteil.â
âHeiÃt das, dass sich niemand traut Athina in eine Klinik zu bringen, wenn sie es nicht will, es aber dringend notwendig wäre?â Das war nicht zu fassen. Was war mit den anderen? Irgendwer musste doch Einfluss auf Athina haben.
âWenn sie es so ausdrücken wollen: Nein, es gibt niemanden. Saskia und ich nicht, Karim, Sara und Laila sowieso nicht. Cecilia und Ricky halten sich raus und Isabelle ist es einfach egal.â Ungläubig schüttelte Encarna den Kopf.
âWas hat Isabelle eigentlich für ein Problem mit Athina? Warum sie mich nicht mag weià ich, aber was ist mit ihrer Schwester?â
âSie ist eifersüchtig. Und das schon immer. Deshalb kann sie mit Athina uns Sara nichts anfangen. Es war schon so als sie klein waren, aber seit Mama weg ist, hat sie jeden Realitätssinn verloren wenn es darum geht. Manchmal glaube ich, sie hasst die beiden regelrecht. Athina weil sie soviel Aufmerksamkeit bekommt und Sara gibt sie die Schuld am Scheitern der Ehe unserer Eltern.â Encarna hätte gerne noch mehr erfahren, aber Said betrat die Bühne und sang tatsächlich das Lied von dem Corinna gesprochen hatte. Schon nach den ersten Zeilen war Encarna nun endgültig klar dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
Du holst mich aus den Wolken, stellst mich auf den Boden zurück
Dir was vorzumachen ist schwierig, du liest in meinem Gesicht
Ich lieb, dich, ich lieb dich
Mehr geht leider nicht
Du lachst mir Mut zu, wann immer ichâs brauch
Du lachst mir Mut zu, und alles andere, alles andere tust du auch
Ist nicht nur dass ich dich liebe
Ist nicht nur dass ich dich mag
Ich wüsste wirklich nicht, wo ich ohne dich bliebe
Ohne dich keinen Tag
TBC