Franny schrieb: „Der Test… war… p… positiv. Du bist zu 99,999998% … Rory´s… Vater.“
Kapitel 8
Ein scheinbar endloser Schweigemoment trat ein. Zumindest dachte Lorelai, dass dieser Moment ewig dauerte. In Wirklichkeit waren es gerade mal 2 Sekunden, bis Luke fragte: "Das ist ein Scherz, hab ich Recht?" Seine Stimme klang leicht panisch. Lorelai antwortete nicht, aber ihr Blick sagte mehr als tausend Worte. Luke schluckte hörbar und vergewisserte sich: "Bist ... bist du dir sicher? Ich meine, wie kann das möglich sein? Rory ist mir noch nicht einmal ähnlich! Weder äuÃerlich noch vom Verhalten her! Sie hat deine Kaffeesucht, sie ist genauso stur wie du, sie mag keinen Tee und sie hat deine Augen! Das kann einfach nicht sein...!" Diese Worte musste Lorelai erstmal verarbeiten; Luke glaubte ihr nicht.
"Ich hätte es mir auch nicht geglaubt.", dachte sie.
"Aber wie kann ich ihn von der Wahrheit überzeugen? Ach, natürlich. Die Ergebnisse von Vaterschaftstest." Sie holte einen an sie adressierten Umschlag aus ihrer Tasche. "Hier. Ãberzeug dich selber." Er nahm den Brief, öffnete ihn und begann zu lesen. Er bewegte dabei den Mund, wahrscheinlich um den Inhalt besser verstehen zu können und seine Augen weiteten sich bei jeder Zeile ein bisschen mehr.
Während er las, wurde Lorelai immer nervöser. Sie fragte sich, wie es weiter gehen sollte. Klar, Rory würde geschockt sein, aber bei ihren 18 Jahren konnte man schon denken, dass sie das verkraften würde. Was Lore allerdings mehr Sorgen bereitete, waren die Angst vor Lukes Reaktion und wie die Veränderungen ihre Freundschaft beeinflussen würde. Sie hatte gehofft, dass Luke zwar anfangs noch überrumpelt sein würde, aber dass die beiden dieses "Problem" dann gemeinsam bewältigen und sich dann vielleicht näher kommen würden. Ihre Gefühle für Luke hatte sie nicht vergessen. Im Gegenteil; sie sind sogar stärker geworden. Sie hatte wahnsinnige Angst davor, dass sie ihn eventuell verlieren könnte und das wollte sie um jeden Preis vermeiden.
Die Stille wurde langsam unerträglich, deswegen sagte Lore: "Es ... es tut mir leid, Luke." Er sah von dem Brief, den er bestimmt 5 Mal gelesen hatte, auf und sah Tränen in Lorelais Augen glitzern. "Es ist alles meine Schuld. Hätte ich nicht darauf bestanden, dass du mir die Telefonnummer zeigst, wären wir jetzt nicht in dieser Situation. Wenn ich nicht immer meinen Willen durchsetzen wollen würde, wäre manches mit Sicherheit einfacher. Es tut mir so unendlich leid."
Luke antwortete nicht sofort, sondern nahm Lorelai in den Arm. Während sie all das sagte, bahnten sich immer mehr Tränen ihren Weg über Lorelais Wangen; als Luke sie dann in seine Arme schloÃ, fing sie an, bitterlich zu weinen. Er streichelte ihr behutsam über den Rücken und drückte sie fest an sich. Lorelai hatte ihre Gefühle während der letzten Tage erfolgreich verdrängen können, doch in Lukes Armen merkte sie erst, wie durcheinander und verzweifelt sie war. Sie hatte in den vergangen 18 Jahren unbewusst alle angelogen; Rory, ihre Eltern, Chris, ja sogar sich selbst. Sie war immer davon überzeugt gewesen, dass Chris Rorys Vater war, doch die Ãberzeugung hatte sich auf einmal in Luft aufgelöst.
Eine einzige Telefonnummer, nein eigentlich eine einzige Nacht vor knapp 19 Jahren hatte ihr jetziges Leben vollkommen verändert. All das ging ihr durch den Kopf, während sie, dicht an Luke geschmiegt, auf seinem Sofa saÃ.
Nachdem ihre Tränen getrocknet waren, Lukes Hemd aber pitschnass war, löste Lore sich aus der Umarmung und wartete auf Lukes Antwort, die auch ziemlich schnell kam: "Lorelai, das ist nicht wahr und das weiÃt du auch. Wenn überhaupt jemand Schuld hat, dann wohl wir beide. Aber das stimmt auch nicht. Die eine Nacht damals war für dich bestimmt nicht die beste und für mich auch nicht, sonst hätten wir nicht soviel getrunken. Was passiert ist, ist nun mal passiert und das können wir jetzt auch nicht mehr ändern. Wenn ich ehrlich bin, bin ich sogar ein bisschen froh! Ich war sowieso schon immer stolz auf Rory und jetzt bin ich noch stolzer, wenn das überhaupt noch geht. Sie ist das netteste und klügste Mädchen, das ich kenne und ich bin stolz darauf, dass sie meine Tochter ist. Und wenn du jetzt Angst hast, dass unsere Freundschaft dadurch beeinflusst wird, hast du dich getäuscht. Wir haben ein Kind zusammen und ich denke, das schweiÃt uns mehr zusammen, als dass es irgendwas zwischen uns kaputt machen würde." Lorelai hatte wieder Tränen in den augen. Doch dieses Mal waren es Tränen des Glücks, der Erleichterung.
Sie hatte sich verschiedene Reaktionen vorgestellt, doch diese übertraf ihre Erwartungen bei weitem. Lore fiel Luke um den Hals und drückte ihn fest an sich. "Ich bin so froh, dass du das so siehst.", flüsterte sie. "Danke, Luke." Sie hielten einander noch eine Weile fest, ehe Lorelai sich von ihm löste und sagte: "Ich werde dann jetzt mal nach Hause gehen. Ich habe ein bisschen Schlaf bitter nötig." Sie stand auf und ging langsam zur Tür, doch sie hielt noch mal inne, bevor sie sie öffnete. "Luke? Kannst du mir vielleicht noch einen Kaffee für unterwegs machen? Der in New York kommt an deinen einfach nicht ran." Als wenn sie gewusst hätte, dass er ihr einfach nichts abschlagen konnte, schenkte sie ihm noch ihr schönstes Lächeln. Luke stand auf und ging mit ihr runter in den Laden. "Junkie...", nuschelte er leise in seinen nicht vorhandenen Bart.
Das Diner war so gut wie leer und es schien, als hätte keiner bemerkt, dass die beiden lächelnd runter kamen. Luke machte Lore einen Kaffe fertig und gab ihr den Becher. "Hier, der geht geht aufs Haus." sagte er schmunzelnd. "Ach, hab ich hier jemals bezahlt?", gab sie ebenfalls mit einem leichten Grinsen im Gesicht zurück.
"Machs gut, Luke."
"Ja, du auch. Bis dann."
"Bis dann." Und schon war Lore zur Tür raus und machte sich auf den Weg nach Hause.