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Normale Version: Nachtigallen (Dark)
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Selene

Lillian drückte die Hand ihrer Freundin. „Deine Worte halfen mir damals sehr, weißt du das?“
Elena wich ihrem Blick aus. „Interessant, wie wir uns verändern, nicht?“ Plötzlich hielt sie inne und zwang sich zu einem Lächeln. „Heute ist dein Geburtstag, Cara, lass uns über schönere Dinge sprechen. Wann ist deine Abschlussfeier? Emilio und ich werden selbstverständlich kommen. Ich weiß noch nicht, was ich tragen soll...denkst du, mein schwarzes Kleid ist zu schäbig?“
„Elena...“, Lillian zögerte.
Die Freundin hielt irritiert inne, schließlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. „Nein...nein, Lillian, sag mir sofort, dass du zumindest zu deiner Abschlussfeier gehen wirst! Dass du nicht zu diesem albernen Ball willst, okay, aber die Abschlussfeier...das ist doch eine Erinnerung fürs Leben!“
Lillian senkte den Kopf und räusperte sich leise. „Ich habe bereits angerufen und gesagt, dass ich mein Zeugnis morgen Vormittag abholen werde.“ Sie blickte der Freundin in die Augen. „Verstehst du nicht? Ich gehöre dort nicht hin. Das habe ich niemals. Ich gehöre nicht zu ihnen.“
Elena runzelte die Stirn. „Was sagt Ana dazu?“
„Sie akzeptiert es. Sie ist nicht unbedingt sehr erfreut darüber, aber sie akzeptiert es. Was sollte sie auch sonst tun?“
Elena seufzte leise, beschloss aber das Thema zu wechseln. „Arturo ist so wundervoll zu dir. Ich hoffe, du weißt dein Glück zu schätzen.“
„Weil er mir beim Aufdecken half? Das ist anderswo selbstverständlich.“ Lillian zwinkerte.
„Sei nicht so dumm. Du kannst dich verdammt glücklich schätzen. Er liebt dich seit eurer ersten Begegnung.“

Der silberne Mondschein reflektierte am Glas des alten Fensters. Lillian fixierte das scheinbar magische Licht und versuchte den pochenden Schmerz zu ignorieren. Sie lehnte sich an die kühle Lehne des Holzstuhls. Plötzlich kam er aus dem Schatten des hinteren Teils des Ladens hervor. Sie sah ihn nicht an. Nicht einmal, als er ihr den kalten Beutel reichte, welchen sie sich mechanisch auf die geschwollene Lippe presste.
„Kanntest du ihn?“ Arturo setzte sich ihr gegenüber.
„Er ist mein Exfreund.“
„Reizend.“ Er fuhr sich durchs Haar. „Hat er das öfters gemacht?“
„Warum interessiert dich das?“ Ihre Stimme klang gleichgültig.
„Ich weiß nicht. Vielleicht will ich ein Buch darüber schreiben.“ Er seufzte.
„Ihr seid doch alle gleich.“
„Gut zu wissen. Und wer genau sind wir?“ Arturo blickte sie herausfordernd an.
Lillian zuckte mit den Schultern. Sie wollte sich erheben, ein schmerzhafter Stich im Kopf ließ sie jedoch wieder zurück sinken.
„Willst du etwas trinken? Wasser? Tee? Kaffee? Dein Körper braucht Flüssigkeit.“
„Woher willst du das wissen? Bist du Arzt?“ Lillian strich sich den Schweiß von der Stirn und fixierte einen imaginären Punkt auf dem Boden.
Arturo seufzte leise und verschwand erneut im Dunklen, ehe er mit einem Glas Wasser zurückkam. „Trink.“, forderte er sie auf und stellte es auf den kleinen Tisch. Neben das Glas legte er eine Tablette. „Nimm die.“
„Was ist das?“
„Pures Wasser aus der Wasserleitung.“
Lillian runzelte die Stirn. „Ich meine die Tablette.“
„Vielleicht sollte ich wirklich ein Buch schreiben.“ Arturo schüttelte den Kopf. „Man nennt es Aspirin.“
Sie nahm die Tablette unsicher in die Hand, ehe sie sie schließlich schluckte und Wasser nachtrank.
„Du bist Ana Vasquez’ Enkeltochter, nicht?“
Lillian zuckte mit den Schultern. „Ist das von Bedeutung?“
„Wir sind uns schon ein paar Mal begegnet. Du warst auch mit Esteban befreundet.“
Plötzlich wich etwas Kälte von Lillians Stimme. „Elena ist meine beste Freundin.“
Arturo nickte. „Warum haben wir uns niemals richtig unterhalten?“
Lillian zuckte mit den Schultern. „Wozu?“ Der kühle Klang war zurückgekehrt.
„Ich weiß nicht. Ich hätte es nicht zugelassen, dass dein Freund dich so behandelt.“
„Für wen hältst du dich eigentlich?“
„Ich weiß nicht. Der Platz als undankbare Zicke ist auf jeden fall schon vergeben.“
Lillian verschlug es einen Moment die Sprache. „Was erwartest du von mir?“
„Nichts moralisch verwerfliches, keine Sorge. Ich erwarte lediglich etwas Freundlichkeit.“
Lillian biss sich auf die Unterlippe und blickte auf ihre Schuhspitzen. „Es...“ Sie seufzte leise. „...es tut mir leid. Es war keine schöne Nacht.“
Arturos Gesichtszüge wurden sanfter. „Kann ich irgendetwas für dich tun?“
„Was willst du tun? Ihn umbringen?“
„Warum warst du mit so einem zusammen?“
Lillian zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hatte ich es ja nicht anders verdient.“
Arturo betrachtete sie Stirn runzelnd. „Was redest du da? Niemand hat das verdient. Ich würde meine Freundin niemals so behandeln. Ein Mann, der seine Frau liebt, würde sie niemals verletzen.“
Lillian seufzte. „Ich bezweifle, dass er mich jemals geliebt hat. Aber was ist schon Liebe? Nur ein Wort. Ein Wort, das viel zu oft, viel zu schnell gesagt wird.“
Arturo folgte dem Impuls ihre Hand zu ergreifen, Lillian schreckte jedoch zurück, bevor er sie berühren konnte.
„Was soll das?“, fuhr sie ihn an.
„Entschuldige.“ Er biss sich auf seine Unterlippe und betrachtete sein Gegenüber zögernd. Ein unangenehmes Schweigen entstand, welches schließlich von Lillian gebrochen wurde. „Es gibt in der Tat noch etwas, dass du für mich tun könntest...“ Ihre Stimme klang brüchig.
Arturo blickte sie erwartungsvoll an.
„Ich kann meiner Großmutter so nicht unter die Augen treten. Lässt du mich hier übernachten? Ich werde gleich morgen früh zu Elena gehen. Jetzt wäre es zu spät. Ich möchte den Kleinen nicht wecken.“
Arturo nickte. „Wenn du mir etwas versprichst...“
Sie musterte ihn misstrauisch. „Was?“
„Egal was er dir erzählen sollte, gib ihm nie wieder eine Chance.“
Lillian schüttelte den Kopf. „So eine bin ich nicht.“
Arturo nickte. „Gut. Ich kenne Typen wie ihn. Sie tun es immer wieder.“
Sie seufzte leise, blickte ihm schließlich nur sehr zögernd in die Augen. „Danke.“
Er betrachtete sie nachdenklich. Fragte sich, was das Leben dieser jungen Frau angetan hatte. „Wie heißt du?“, erkundigte er sich schließlich.
„Lillian.“
„Mein Name ist Arturo. Meine Großtante ist Marta Soler Ferre. Möglicherweise kennst du sie über deine Großmutter.“
„Ich weiß nicht.“ Lillian zuckte mit den Schultern. „Wir haben nicht mehr viele Kontakte. Dir ist sicherlich bekannt, was über meine Mutter gesprochen wird.“
„Mir ist egal, was über andere gesprochen wird. Ich gebe nicht viel auf das Gerede von den Leuten. Sonst wäre mein eigener Ruf kaum so schlecht.“ Arturo zwinkerte ihr zu. „Es ist schade, dass wir uns unter diesen Umständen näher kennen lernen.“
„Hältst du es für passend, unter diesen Umständen zu flirten?“ Lillian runzelte die Stirn.
„Ganz und gar unpassend. Vielleicht wäre es ein anderes Mal passender. Wie wäre es mit nächstem Wochenende?“
„Ist das dein ernst oder versuchst du zu scherzen?“ Ihre Stimme wurde kühler.
„Mit so etwas scherze ich nicht.“
Lillian betrachtete ihn misstrauisch. „Du kennst mich nicht. Und wenn du denkst, ich wäre leicht zu haben, muss ich dich leider enttäuschen.“
„Hat dir schon jemand gesagt, dass du außergewöhnlich schwierig bist?“
Sie wandte sich von ihm ab und betrachtete die vollen Regale. „Arbeitest du hier?“
„Manchmal.“ Er musterte sie nachdenklich. „Was ist mit dir?“
„Ich gehe noch auf die High School. In der Nähe vom Central Park.“
„Gute Lage. Ich bin gerne dort.“
Plötzlich veränderte sich etwas an Lillians Gesichtszügen. „Ich war früher oft mit meinen Eltern dort. Es ist der einzige Platz an dem ich diesen Frieden verspüre.“

Lillian schüttelte den Kopf. „Damals hasste er mich gewiss. Ich war richtig zickig, obwohl er nur nett sein wollte.“
Elena zuckte mit den Schultern. „Ach Cara, er hat dich doch immer verstanden. Meist sogar besser als ich.“
„Nein. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er mich nicht versteht.“
„Frauen und Männer werden sich niemals vollkommen verstehen. Das macht den Reiz erst aus.“ Elena schmunzelte.
Lillian lächelte. „Weißt du, wo wir uns wieder begegneten? Er passte mich drei Tage später abends am Schulweg ab und fragte, ob ich mit ihm ein wenig durch den Central Park spazieren möchte.“
„Reagiertest du erneut so unfreundlich?“
Lillian lachte. „Schlimmer. Aber schließlich kam ich mit ihm. Wir unterhielten uns über irgendetwas Oberflächliches. Das Wetter oder so.“

„Der Klimawandel bereitet meiner Großmutter große Sorgen.“ Lillian runzelte die Stirn und betrachtete das Pärchen, welches an der Parkbank vorbei ging.
„Er hätte den Menschen vor dreißig Jahren schon Sorgen bereiten sollen. Dann hätte man vieles verhindern können.“, meinte Arturo.
„Eher verzögern. Aber ja, wahrscheinlich hast du recht.“
Arturo musterte sie aufmerksam. Sein Blick blieb schließlich an ihrem Rucksack hängen. „Wie war’s in der Schule?“
„Was?“ Lillian musterte ihn irritiert.
„Das Thema war mir zu ernst.“
„Es war wie immer.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Eineinhalb Jahre noch, dann habe ich es hinter mir. Ich kann es kaum erwarten.“
Er lächelte. „Ich finde es gut, dass du die Schule beendest.“
Lillian blickte ihn an. „Ich möchte studieren. Das geht nicht ohne Abschluss.“
„Was denn?“
„Literatur.“
Seine Augen weiteten sich. „Was willst du mit Literatur anfangen?“
Lillian zuckte mit den Schultern. „Vielleicht nehme ich auch Jura dazu.“
„Dann wirst du ja richtig gefährlich für alle, die ein Plagiat veröffentlichen wollen.“
„Sehr witzig.“
Arturo grinste.
„Früher wollte ich Tänzerin werden. Und Sängerin.“, erzählte Lillian.
Er musterte sie. „Kannst du denn tanzen?“
Sie runzelte die Stirn. „Auch wenn meine Haut hell ist, bleibe ich Lateinamerikanerin! Wir sind die besten Tänzer der Welt.“
Arturo grinste. „So hübsch und auch noch so bescheiden.“ Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. „Wann erwartet dich deine Großmutter zurück?“
Lillian zuckte mit den Schultern. „Ich denke, in ein, zwei Stunden.“ Sie musterte ihn misstrauisch. „Wieso?“
„Das reicht.“ Er erhob sich schnell. „Komm.“
„Nein...wohin?“ Lillian runzelte die Stirn. Sie wich nicht zurück, als er ihre Hand ergriff und sie hochzog. „Du wirst es schon noch rechtzeitig erfahren.“

„Er brachte mich ins La Palma.“
Elena runzelte die Stirn. „Du lieber Himmel...“

„Was machen wir hier?“ Lillian betrachtete die kleine Bar mit der bröckelnden Fassade Stirn runzelnd.
„Na was wohl?“ Er zog sie grinsend in den verrauchten Raum, aus welchem schnelle Merenguemusik erklang.
Lillian starrte auf die tanzenden Paare. „Du willst hier doch nicht etwa tanzen? Siehst du nicht, wie sie uns ansehen? Wir drücken den Altersdurchschnitt um mindestens zwanzig Jahre nach unten. Wer sind diese Leute und warum haben sie um diese Uhrzeit Zeit zu tanzen? Es ist gerade Mal sieben Uhr.“, flüsterte sie ihm zu.
Arturo betrachtete sie amüsiert. „Hast du Angst, dass der Hüftschwung der Señoras besser ist als deiner?“
„Hier ist es eng und verraucht...und schau dir die Wände an...ist das Schimmel?“
Arturos Augen weiteten sich. „Für so ein stolzes Prinzesschen hätte ich dich nicht gehalten. Tanzt du etwa nur in schäbigen Clubs, die mindestens ebenso verraucht sind? Vor welchen gelegentlich Schlägereien oder Schlimmeres stattfinden?“
„Arturo sieh mich an. So kann ich nicht tanzen.“ Sie blickte an ihrer alten, verwaschenen Jeans und den Turnschuhen hinab.“
„Die besten Tänzer der Welt tanzen immer und überall.“ Arturo grinste vergnügt. „Warum hast du Angst davor, mit mir zu tanzen?“
„Mein Rucksack...“ Lillians Stimme hob sich erfreut. Sie war erleichtert über diesen Einfall. „...er könnte einstweilen gestohlen werden...oder soll ich etwa mit ihm tanzen?“
Arturo lachte. „Das wäre doch eine Herausforderung.“ Er griff nach ihrem Rucksack. und stellte ihn auf die Theke der kleinen Bar.
„Fernando, würdest du darauf aufpassen?“
Der ältere Mann nickte. „Natürlich. Wie heißt deine schöne Freundin, Arturo?“ Er betrachtete Lillian aufmerksam.
„Ihr Name ist Lillian.“
„Ich bin nicht seine...“, begann Lillian, hielt jedoch inne, als Arturo sie auf die kleine Tanzfläche und damit aus der Hörweite des Mannes zog.
„Also...“ Er betrachtete sie lächelnd. „Zeig mir, was du drauf hast.“
Lillian musterte ihn unsicher und fragte sich, wohin dieser Abend wohl noch führen würde.
Arturo legte den Arm um ihre Hüfte und zog sie enger an sich. Er grinste, als sie sich versteifte. „Mach ich dich nervös?“
„Nein, ganz und gar nicht.“ Lillian hob das Gesicht stolz und schloss einen Moment die Augen um den Rhythmus zu fühlen. Ihre Bewegungen kamen aus tiefstem Herzen, dennoch schienen sie an jenem Abend blockiert. Es verging ein Lied, ehe sich ihre Muskeln lockerten und ihr Körper unter seinen Händen zu schmelzen begann. Lillian ließ es zu, dass er sie während der Tänze immer näher an sich zog. Sein Atem auf ihrem Hals schien wie eine Droge. Erfüllend, aber auch gefährlich. Dennoch wollte sie mehr. Sie wurden eins mit der Musik, Lillian schien zu schweben. Ein leichtes Lächeln begann ihre Lippen zu umspielen. Er erwiderte es mit einer Intensität, welche ihr mit einem Mal einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Sie begann zu zittern, obwohl ihr Körper vor Hitze glühte. Seine Hände schmerzten auf ihrer Haut, gleichzeitig schien es ohne sie aber unmöglich zu atmen. Lillian rang nach Luft und ließ es zu, dass Arturo die Kontrolle über sie übernahm. Ihr Körper schien seinem zu folgen. Sich auf der Tanzfläche mit ihm zu vereinen. Irgendwann hatten zwei andere Tanzpaare aufgehört zu tanzen und betrachteten das Vorgehen interessiert.
Erst der abrupte Abbruch der Musik riss Lillian und Arturo zurück in die Realität. In die kleine verrauchte Bar, in welcher sich vor allem Mittvierziger und -fünfziger aufhielten, welche versuchten ihren meist arbeitslosen und wenig chancenreichen Alltag beim Tanz zu vergessen. Lillian starrte in Arturos dunkle Augen, sie schien darin gefangen. Auch er brauchte einige Sekunden, um wieder zu Bewusstsein zu gelangen. Lillians Muskeln spannten sich an, als sie sich von ihm löste. Ihre Beine zitterten. Sie wandte sich langsam ab und ging zur Bar, wo Fernando sie bereits grinsend zu erwarten schien. Er reichte ihr den Rucksack. „Ganz schön heiß.“ Er zwinkerte.
Lillians Wangen glühten. Sie wollte etwas erwidern, doch ihr Hals schien wie ausgetrocknet. Sie räusperte sich. „Ein Glas Wasser bitte.“
Er reichte es ihr. „Macht einen Dollar.“
Lillian nickte abwesend und griff nach ihrer kleinen Geldbörse.
„Das übernehme ich.“ Arturo wich ihrem Blick aus und reichte Fernando eine Münze.
Der Mann nahm sie grinsend entgegen.
Lillian nippte benommen an ihrem Glas Wasser. Eine plötzliche Übelkeit überkam sie.
„Alles in Ordnung? Du wirkst so blass.“
Lillian nickte abwesend. Arturo betrachtete sie aufmerksam. „Vielleicht solltest du deinen Traum der Tanzkarriere noch nicht aufgeben.“
Sie leerte das restliche Wasser in einem Zug. „Ich muss nachhause.“
Arturo nickte, als hätte er mit keiner anderen Antwort gerechnet. Sie verließen die Bar, ohne sich nochmals umzusehen. Als Lillian eine Richtung ansteuern wollte, ergriff Arturo jedoch ihren Arm und zog sie in eine andere. Sie begann zu zittern, gab jedoch dem Verlangen nach ihm zu folgen. Arturo hielt vor einem alten Wohnbau. Lillian zögerte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Zeigst du mir deine Wohnung?“, fragte sie plötzlich.
Er sah sie nicht an, deutete auf ein altes Auto. „Das ist meins. Ich bringe dich nachhause.“
Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Sie nickte benommen und sank auf den Beifahrersitz.
Arturo drehte das Radio auf. „Gefällt dir die Musik?“
Lillian antwortete nicht. Kurz bevor sie die Wohnung erreichten, hielt sie das Schweigen und die Spannung zwischen ihnen nicht mehr aus. „Ist es, weil ich erst siebzehn werde? Ich weiß, dass du ein paar Jahre älter bist als ich. Es ist nicht wichtig.“
Arturo bremste wenige Meter vor Anas Wohnung. „Lillian...“ Er musterte sie nachdenklich. „Hätte ich dich in meine Wohnung mitgenommen, hätte es keine zwei Sekunden gedauert, ehe ich dir die Kleidung vom Körper gerissen hätte. Du hättest jeden Respekt vor mir verloren. Und ich vor dir.“
Lillian blickte ihn fassungslos an. „Was redest du da?“
„Ich weiß, wie Ricardo dich behandelt hat. Ich will nicht, dass du mir einmal den Vorwurf machst, ich hätte deine Situation ausgenützt.“ Arturo betrachtete sie Stirn runzelnd.
Lillian wandte sich von ihm ab und stieg aus dem Auto.
„Lillian...“
Sie drehte sich zögernd um.
„Ich hätte nichts lieber getan, als dich mit zu mir zu nehmen.“
Lillian schüttelte den Kopf und wandte sich von ihm ab.
„Ich bin am Freitag im Club. Sag mir, dass du auch kommen wirst.“
Sie erlangte ihre Fassung wieder. „Mal sehen.“ Ohne sich nochmals nach ihm umzudrehen betrat sie das Wohnhaus.

„Wow...“ Elenas Augen funkelten. „Du solltest öfters Geburtstag haben...davon hast du mir noch nie erzählt.“ Ein breites Grinsen überzog ihr Gesicht. „Ganz schön scharf. Ich werde Arturo nie wieder ansehen können, ohne daran zu denken.“ Sie zwinkerte.
Lillian lachte. „Wie enttäuscht ich damals war.“
„Aber an jenem Freitag...du warst doch im Club, oder?“
„Ich kam erst nach Mitternacht, rechnete nicht damit, dass er noch da war. Doch er war da.“ Lillian grinste.
„Und?“ Elena nippte an ihrem Kaffee und blickte die Freundin erwartungsvoll an.
„Es war ziemlich heiß.“
„Gibt es dazu heiße Details?“
„Chili.“
„Wie bitte?“ Elena runzelte die Stirn.
„Wir unterhielten uns über Essen.“
„Und...?“
„Und gar nichts. Wir unterhielten uns wie alte Freunde. Ich wollte ihm nicht zeigen, wie sehr mich sein Verhalten gekränkt hatte und er war wohl erleichtert deshalb.“
„Okay. Und wann ist es endlich dazu gekommen?“
„Du bist ganz schön neugierig, Cara. Vielleicht ist es ja noch gar nicht dazu gekommen.“
Elena lachte. „Okay, du musst es mir nicht erzählen. Entschuldige. Es geht mich nichts an.“

Lillian las die Namen der Türschilder ab und lief die nächste kleine Treppe hinauf. Als sie das richtige Schild entdeckte, klopfte sie an die Tür. Es dauerte fünf Minuten, ehe ihr geöffnet wurde. Arturo musterte sie verwundert. „Was machst du denn hier?“
Sie trat ein, ohne dazu aufgefordert worden zu sein und zog eine CD aus ihrer Tasche. „Du wolltest sie dir doch ausborgen. Damit ich sie am Samstag nicht vergesse, bringe ich sie dir heute schon.“
Arturo schloss die Tür hinter ihr. „Danke.“ Er musterte sie eingehend. Sein Blick blieb schließlich an ihren Hüften hängen, welche von der engen Hose zur Geltung gebracht wurden. Er wandte sich schnell ab. „Willst du etwas trinken?“
„Nein.“ Lillian schüttelte den Kopf und trat näher. Ihr Blick war auf seine Augen gerichtet, welche sie in einen eigenartigen Bann zogen. Ihre Arme schienen zu brennen, als sie sie um seinen Hals schlang. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um den Größenunterschied zwischen ihnen zu verringern. Lillian presste ihre Lippen auf seine. Ein Blitz durchfuhr ihren Körper und brachte ihre Glieder zu erzittern. Arturo zog sie näher an sich. Seine Hände begannen ihren Rücken zu streicheln. Als sein Atem schwerer wurde, löste sie sich lächelnd von ihm. „Ich muss jetzt gehen.“ Sie wandte sich von ihm ab und ging auf die Tür zu. Arturo blickte ihr irritiert nach, hinderte sie jedoch nicht daran.

„Das war gemein.“, meinte Elena.
Lillian lachte. „Aber es zeigte seine Wirkung...“
Ihre Freundin betrachtete sie neugierig.
„Lass es mich so ausdrücken, am folgenden Samstag tanzten wir nicht sehr lange.“ Sie zwinkerte. „Vielleicht war auch diese sexuelle Spannung zwischen uns einer der Gründe, warum wir uns auf keine richtige Beziehung einlassen wollten, sondern einfach nur sehr gute Freunde blieben, die auch miteinander schliefen. Aber der Hauptgrund war, dass wir Angst hatten. So nahe wir uns körperlich kamen, so weit hielten wir uns emotional auf Distanz. Es war sicherer, einfacher. Ich habe auch jetzt noch Angst, große Angst. Doch so konnte es nicht mehr weitergehen. Dafür waren unsere Gefühle einfach zu stark.“
Elena lächelte. „Wow. So offen hast du noch nie über deine Gefühle gesprochen.“
Lillian erwiderte ihr Lächeln. „Ich glaube, ich liebe ihn.“
„Das wird ja immer besser.“ Elena entwich ein freudiges Quietschen. „Hast du ihm das gesagt?“
Lillian schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht. Dazu bin ich noch nicht bereit. Noch nicht.“
Elena betrachtete sie lächelnd und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihre Freundin glücklich würde. Zumindest eine von ihnen sollte ihr Glück leben dürfen. Und niemandem anderen vergönnte Elena es so sehr, wie ihrer Schwester.

Selene

Hallo!

Da meine Geschichte zeitlich und örtlich auf mehreren Ebenen spielt, habe ich schon ein paar Kapiteln begonnen bzw. fertig geschrieben, welche erst später kommen sollen. Das kommende ist eines davon. Ich hätte es eigentlich erst als übernächstes gepostet, aber ich dachte mir, wenn ich es schon so lange habe, kann ich es auch jetzt schon posten.

Freu mich auf Feedbacks.
Bussi Selene



44. Teil

Los Angeles

Penelope blickte sich in dem geräumigen Salon um. Er erinnerte sie an ihr früheres Leben. Die Möbel waren in mediterranen Stil gehalten, die Wände in warmen Tönen gestrichen. Sie strich sich eine ergraute Haarsträhne aus der Stirn und blickte auf eines der Bilder auf der Wandseite gegenüber der Ledercouch. Es zeigte das alte Haus der Dominguez in einem Vorort Bogotás. Penelope hatte viele Jahre dort verbracht. Es war ihr Zuhause gewesen, und selbst wenn sie es aus traurigen Gründen verlassen hatte müssen, ein Teil ihres Herzens vermisste ihre Zeit als Kindermädchen und Haushälterin. Die Tür knarrte ein wenig, als sie geöffnet wurde. Penelope betrachtete Eduardo Stirn runzelnd, als er eintrat und sie lächelnd begrüßte. Als sie ihn zuletzt gesehen hatte, war er fünfundzwanzig gewesen. Sie stellte fest, dass er sich in den letzten achtzehn Jahren äußerlich sehr verändert hatte. Jedoch keineswegs zum Negativen. Wie sein Vater einst, war auch er noch mit Anfang vierzig ein sehr attraktiver Mann.
Penelopes Gatte James hatte nicht verstanden, warum sie unbedingt Eduardos Bitte nachgehen musste, ihn zu besuchen. Sie erhob sich langsam und erwiderte seine Umarmung zur Begrüßung. Eduardo war wie ein Sohn für sie, trotz allem, was passiert war. Doch das hatte James nie verstanden. Eduardo betrachtete sie lächelnd. „Möchtest du Rotwein? Den trinkst du doch noch gerne?“
Penelope nickte. „Ja, bitte.“
Er schenkte ihnen ein und nahm ihr gegenüber, in einem Lehnstuhl, Platz. „Wie geht es dir?“, fragte er, als hätten sie sich erst letzte Woche zuletzt gesehen. Als wäre niemals etwas zwischen ihnen vorgefallen. Als wäre er immer noch der kleine Junge, der, nachdem sie ihm eine Geschichte erzählt hatte, in ihren Armen eingeschlafen war.
Penelope lehnte sich an das weiche Leder der Couch und nippte an dem Wein. Eduardo beobachtete sie aufmerksam. Etwas Seltsames lag in seinem Blick. Penelope runzelte die Stirn. War es Unsicherheit? Angst? „Es geht mir gut.“, antwortete sie schließlich.
„Wie geht es deinem Gatten?“
Penelope fuhr mit der Zungenspitze über die Lippe. Der Wein hatte einen bitteren Nachgeschmack. Wie diese Situation. „Es geht ihm sehr gut.“
Eduardo nickte. „Das freut mich.“ Er lächelte kurz. Es war kein ehrliches Lächeln, das wusste Penelope. Eduardo hatte ihr niemals verziehen.
„Das mit deinem Vater tut mir Leid.“ Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. „Mein Beileid.“
Plötzlich veränderte sich etwas in Eduardos Augen. War es nur Schmerz über den Verlust seines Vaters? „Danke.“ Er nickte leicht und entzog ihr langsam seine Hand. „Ich bin froh, dass du gekommen bist.“
„Das war doch selbstverständlich.“ Ihre Stimme hatte einen sanften Ton bekommen.
„War es das?“ Er betrachtete sie Stirn runzelnd.
Penelope nickte. „Ja.“
„Warum warst du nicht auf der Beerdigung?“
Sie seufzte leise. „Ich konnte es nicht.“
„Hat er dich daran gehindert?“
Penelope runzelte die Stirn. „Sein Name ist James. Nein, er hat mich nicht daran gehindert.“
„Weiß er es?“
Sie wich seinem Blick aus. „Ich habe es ihm nie erzählt...aber ich denke, er hat es immer gewusst.“
Eduardo fixierte sein Weinglas. Eine geradezu unheimliche Stille entstand. Penelope begann zu frösteln. „Du hast ein sehr schönes Haus.“, sagte sie schließlich, um die Kälte des Schweigens zu brechen.
Er sah auf. Für einen Moment schien beinahe so etwas wie Dankbarkeit in seinen Augen aufzublitzen. „Ich wusste, dass es dir gefallen würde. Du hast diesen Stil schon immer geschätzt.“
Sarah hätte es auch gefallen. Penelope versuchte den Gedanken zu verdrängen. Doch es gelang nicht. Sie sah Sarahs Gesicht vor sich. Den Ausdruck in ihren Augen. Penelope unterdrückte die Tränen. Sie nippte an ihrem Wein und atmete tief durch. „Lebst du alleine hier?“, fragte sie schließlich, nur um irgendetwas zu sagen.
Eduardo nickte. „Ja. Das ist im Moment besser so.“ Er runzelte die Stirn. „Es gibt noch einen anderen Grund, als den Tod meines Vaters, warum ich dich gebeten hatte zu kommen. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Unsere letzte Begegnung war alles andere als schön.“
Penelope betrachtete ihn aufmerksam. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr ihr Herz. „Nein, das war sie nicht.“
„Es hat mir immer sehr Leid getan, dass diese Sache die letzten Jahre zwischen uns gestanden hat. Es wäre schön, könnten wir das bereinigen.“
Penelope wich seinem Blick aus. Ein schwerer Druck begann ihr Herz zu erfassen. Sie hob den Kopf. „Ich habe dir unseren Streit vergeben. Für alles andere musst du dich nicht vor mir rechtfertigen, sondern vor Gott.“
Eduardo lehnte sich zurück und betrachtete sie Stirn runzelnd. „Ich wüsste nicht, wofür ich mich rechtfertigen sollte. Zudem hat dein Gott noch nie irgendetwas für mich getan, wozu sollte ich mich also an ihn wenden?“
Penelope schüttelte den Kopf. „Du kannst mir nichts vormachen. Ich sehe es in deinen Augen. Sie erzählen mir mehr, als du möchtest. Das haben sie schon immer.“
„Du gibst mir noch immer die Schuld an allem, habe ich Recht? Ich war es nicht, der plötzlich spurlos verschwand!“
Penelope musterte ihn lange. Plötzlich durchfuhr sie eine dunkle Ahnung. Sie zuckte zusammen. „Du weißt es. Du weißt, was mit ihr passiert ist. Du hast sie gefunden.“
Eduardo blickte ihr in die Augen. „Ich habe Sarah seit jenem Abend nie wieder gesehen.“
Penelope betrachtete ihn aufmerksam. Er wirkte ehrlich. Doch etwas teilte ihr mit, dass er nicht die Wahrheit gesprochen hatte.
mensch du kannst echt toll schreiben.....mach weiter so super kapitel
lg
Gurke

Selene

Hallo!

Vielen Dank Smile

Freut mich, dass dir die Kapiteln so gut gefallen haben. Ich habe bis Sonntag etwas Stress, werde aber versuchen, zumindest nächste Woche wieder ein neues Kapitel zu posten.

Freu mich natürlich über weitere Feedbacks Wink

Bis bald,
schönen Tag noch,
Bussi Selene
Hey Süße
Ich wollte nur sagen, dass ich die Kapitel schon gelesen habe aber ich wahrscheinlich erst nächste Woche oder höchstens Sonntag dazu komme, dir Fb zu schreiben.
Hab dich lieb Anne
EDIT:
So jetzt kommst du endlich zu deinem verdienten Fb und ich habe meine Liste dann komplett.
Moments of Life [X]
Nachtigallen [X]
Ewig blüht der Lotos [X]

Ich weiß bald langsam nicht mehr, was ich zu dir oder deiner Geschichte oder deinen Schreibstil sagen soll. Du kannst einfach so genial schreiben. Deine Beschreibungen der verschiedensten Sachen sind so detailliert und Realitätsgetreu, dass man sich einfach in diese Welt reinversetzen kann und die Personen hautnah erleben kann. Die verschiedenen Charaktere von dir sind einfach nur genial beschrieben und irgendwie weiß man immer im voraus schon, was sie alles nächstes tun werden, weil man sich irgendwie schon mit diesen indifiziert und sie einfach nur schon auswendig kennt.

Deine beiden Teile waren einfach klasse. Ich mache mir aber immer noch Sorgen um Ana. Irgendetwas stimmt nicht mir ihr. Irgendetwas verheimlicht sie Lillian. Ich bin schon gespannt darauf, wann du es uns verrätst. Ich finde es gut, dass Liliian von den Briefen und den Treffen mit Eduardo erzählt hat. Auch die Reaktion von Ana fand ich einfach klasse.
Der Geburtstag war wunderschön und das Geschenk von Ana, Emilio und Elena war einfach schön. Und dann die Geschichte von Lillian und Arturo war einfach klasse. Vor allem die Szene in der Tanzbar fand ich klasse und irgendwie musste ich an den Film Dirty Dancing 2 denken. Ich weiß nicht, ob du den Film schon mal gesehen hast.
Vor allem die letzte Erinnerung war einfach nur gemein von Lillian. Aber ich fand das einfach nur klasse.
Der zweite Teil war auch klasse. Vor allem die Beschreibung der Charaktere war einfach nur genial. Ich bin mal gespannt ob Eduardo Penelope erzählt, dass er Lillian getroffen hat. Vor allem wäre ich auf die Reaktion von ihr gespannt.

Ich freu mich schon wieder auf einen neuen Teil von dir meine Süße.
Stress dich aber nicht.
Hab dich lieb Anne

Selene

Hallo meine Süße :knuddel:

Danke für dein wunderbares Feedback! Ich hab mich total darüber gefreut.
Freut mich, dass dir meine Geschichte so gefällt.

Zitat:Ich weiß bald langsam nicht mehr, was ich zu dir oder deiner Geschichte oder deinen Schreibstil sagen soll. Du kannst einfach so genial schreiben. Deine Beschreibungen der verschiedensten Sachen sind so detailliert und Realitätsgetreu, dass man sich einfach in diese Welt reinversetzen kann und die Personen hautnah erleben kann. Die verschiedenen Charaktere von dir sind einfach nur genial beschrieben und irgendwie weiß man immer im voraus schon, was sie alles nächstes tun werden, weil man sich irgendwie schon mit diesen indifiziert und sie einfach nur schon auswendig kennt.

Freut mich, dass mir das gelungen ist. Bin diesbezüglich oft etwas unsicher und denke mir oft im nachhinein "das und das hätte ich besser schreiben können."

Zitat:Ich bin schon gespannt darauf, wann du es uns verrätst.

Es dauert noch etwa vier oder fünf Kapiteln, bis ihr es erfahren werdet.

Zitat:Vor allem die Szene in der Tanzbar fand ich klasse und irgendwie musste ich an den Film Dirty Dancing 2 denken. Ich weiß nicht, ob du den Film schon mal gesehen hast.

Den Film kenne ich, ja. Gefällt mir gut, musiktechnisch sogar besser als der "erste" (eigentlich muss man sie als zwei eigenständige Filme betrachten),von der Handlung her finde ich aber den ersten besser. Der zweite hätte zwar eine tolle Handlung, mit der Revolution im Hintergrund und so, aber sie war meiner Meinung nach nicht ausgefeilt genug. Wie gefällt dir der Film?

Zitat:Ich bin mal gespannt ob Eduardo Penelope erzählt, dass er Lillian getroffen hat. Vor allem wäre ich auf die Reaktion von ihr gespannt.

Dazu mal so viel: Penelope und Lillian werden sich aufjedenfall im Laufe der Geschichte kennenlernen. Dauert aber noch ein wenig.

@alle: So hab wieder ein ziemlich langes Kapitel im Gepäck, hoffe es gefällt euch. Hatte es schon länger geschrieben, aber es sollte erst an dieser Stelle kommen (bzw. war es kurz für noch ein wenig später geplant, bin aber draufgekommen, dass es jetzt besser passt). Es wird das erste von zwei Kapiteln in der Vergangenheit sein, ehe es wieder in der Gegenwart weiter geht.

Freu mich schon auf eure Feedbacks.

Hab euch lieb
Bussi Selene

Selene

45. Teil

Sarah

New York City, 1978

„Bitte legen Sie Ihre Sicherheitsgurte an!“ Die freundliche Stimme der dunkelhaarigen Stewardess schreckte Sarah aus ihrem Schlaf. Sie blickte sich verwirrt um, ehe sie schließlich den Sicherheitsgurt schloss. Eduardo beobachtete sie lächelnd und nippte an seinem Sektglas. Sarah erwiderte seinen Blick und zupfte sich das Haar und die Kleidung zu Recht. In ihrer gestrigen Euphorie war ihr die unterschiedliche äußerliche Erscheinung zu den anderen Fluggästen gar nicht aufgefallen. Sie flogen erste Klasse, den meisten Passagieren war dies auch anzusehen. Sie waren fast alle deutlich älter als Eduardo und Sarah. Und anders als für das Mädchen, schien der Flug für sie alltäglich und beinahe langweilig zu sein. Sarah war ganz aufgeregt gewesen, als sich die Maschine gehoben hatte. Dasselbe Gefühl beschlich ihr Herz, als es nun zu sinken begann. Sarahs Augen tränten vor Freude, als sie die Freiheitsstatue, geborgen in der strahlenden Morgenröte, erblickte. Sie drückte Eduardos Hand und schmiegte sich an seine Schulter. „Das ist einfach unglaublich.“, flüsterte sie atemlos. Er legte den Arm um sie und küsste sie sanft auf die vor Freude geröteten Wangen. Mit seiner Umarmung wurde Sarah von einer Hitzewelle erfüllt, welche sie von dem traumhaften Ausblick ablenkte. „Ich liebe dich.“ Sie blickte ihm in die Augen und wiederholte ihre Worte. „Ich liebe dich so sehr.“
Er zog sie enger an sich. „Gefällt es dir?“
Sarah lachte unter Tränen. „Das ist weit untertrieben.“
Eduardo nickte. „Das ist gut...“ Seine Stimme senkte sich verschwörerisch. „Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn wir erst in einer Woche nach Kolumbien fliegen und ich dir ein wenig die Stadt zeige?“
Sarahs Augen weiteten sich überrascht. „Aber wie ist das möglich? Du wusstest doch erst seit vorgestern, dass wir heute ankommen würden. Wir bekommen gewiss kein Zimmer mehr, morgen ist schließlich Weihnachten. Möchtest du nicht mit deiner Familie feiern?“
Er strich über ihre Wange. „Das tue ich doch. Du bist meine Familie.“ Er küsste sie zärtlich, ehe er weiter sprach. „Mein Vater hat hier wichtige Klienten. Ich habe angeboten, ein Geschäftsgespräch zu übernehmen. Natürlich sind meine Eltern ein wenig enttäuscht, dass wir erst nach Neujahr kommen, aber sie werden es überleben.“
Sarah runzelte die Stirn. „Wie reagierten sie, als du von unserer Hochzeit erzähltest?“
Eduardo wich ihrem Blick aus. „Um ehrlich zu sein, müssen sie sich erst an den Gedanken gewöhnen. Doch das werden sie, sei dir gewiss. Sie werden dich lieben, wie sollten sie auch anders?“ Er lächelte. Sarahs Gesichtszüge entspannten sich. „Allerdings ist unsere standesamtliche Hochzeit für sie nichts wert. Wir werden Anfang Februar kirchlich heiraten. Ich hoffe, das ist auch in deinem Sinne?“
Sarah nickte. „Natürlich.“ Sie war nicht religiös, schon gar nicht katholisch, doch sie würde alles tun, damit Eduardos Familie auch die ihre werden würde. „Ich bin sehr nervös.“, gestand sie plötzlich.
„Das musst du nicht, mein Engel.“ Eduardo betrachtete sie lächelnd. „Es wird alles in bester Ordnung sein. Wir werden das glücklichste Leben führen, das du dir vorstellen kannst.“
„Ich habe Angst, dass mein Spanisch zu schlecht ist. Was, wenn ich vor Aufregung kein Wort herausbringe?“
„Du hast dich doch schon sehr verbessert und unsere letzten Briefe waren beinahe nur noch in Spanisch geschrieben, mach dir also keine Sorgen. Am besten lernt man eine Sprache sowieso erst im jeweiligen Land. Aber wenn es dich beruhigt, können wir uns diese Woche auf eine rein spanische Kommunikation beschränken.“ Er strich ihr über die Wange. „Mach dir keine Sorgen.“
Sarah nickte leicht und wandte den Blick wieder aus dem Fenster. Die Maschine rollte auf der Landebahn an anderen Flugzeugen vorbei. Sarah las die Namen der Fluglinien mit regem Interesse und staunte über die Größe des Flughafengeländes. Als sie schließlich ausstiegen, ergriff sie lächelnd Eduardos Hand und schloss für einen Moment die Augen. Sie beschloss diesen Augenblick, der den Beginn ihres neuen Lebens markierte, niemals zu vergessen.
Vor dem Flughafen wartete bereits ein großer schwarzer Wagen auf sie. Eduardo begrüßte den Fahrer wie einen alten Freund und stellte Sarah sofort als seine Frau vor. Dieser musterte das Mädchen überrascht, schüttelte ihm schließlich überschwänglich die Hand. „Es freut mich, Sie endlich kennen zu lernen, Señora.“ Sein Spanisch war beinahe akzentfrei, dennoch war zu erkennen, dass es sich dabei nicht um seine Muttersprache handelte. Die weitere Kommunikation verlief auf Englisch, welches Sarah sehr gut beherrschte. Der Fahrer wandte sich wieder an Eduardo. „Soll ich euch gleich ins Plaza fahren?“
Eduardo tauschte einen kurzen Blick mit Sarah, deren Augen sich staunend geweitet hatten. Er unterdrückte ein Lachen. „Ja, wir wollen das Gepäck erst mal im Zimmer verstauen und meine Frau muss sich wohl noch von dem Schock erholen, dass ich ihr nichts Besseres bieten kann, als das Plaza.“
Der Fahrer musterte Sarah lächelnd und zwinkerte. „Am besten du verlässt ihn, ehe er sich zu sehr an dich gewöhnt hat. Möchtest du mit mir kommen? Mein Appartement in Brooklyn ist gemütlicher als die alte Hütte.“
„Bring sie bloß nicht auf falsche Gedanken, Nick.“ Eduardo lachte.
Nick zuckte mit den Schultern. „Die wird sie ohnehin haben, nachdem sie mich gesehen hat. Du kannst wieder verschwinden, Eduardo. Lass uns alleine.“ Er wandte sich an Sarah, welche noch immer etwas unsicher blickend zwischen den beiden stand. „Wie alt bist du?“
„Sechzehn.“
Nick schenkte Eduardo einen kurzen Seitenblick, nickte schließlich. „Hast du eine ältere Schwester?“
„Nein. Ich bin ein Einzelkind. Wieso?“
„Du fragst mich, wieso?“ Nick lachte und blickte zu Eduardo, welcher schon etwas genervt mit den Augen rollte und das Gepäck im Auto verstaute. „Können wir endlich? Hör auf mit meiner Frau zu flirten, Nick, sonst kannst du das Trinkgeld vergessen!“
„Ich dachte, das wäre ein Freundschaftsdienst? Seit wann bezahlst du mich?“
Eduardo zuckte mit den Schultern. „Dann eben nicht. Wenn du das Geld nicht willst...“ Er wandte sich an Sarah. „Steig schon mal ein, mein Engel.“ Sarah folgte seinen Worten und ließ sich auf die weiche Lederrückbank des Autos sinken. Sie beobachtete Eduardo und Nick, welche noch ein paar Worte wechselten. Ersterer zog ein kleines, dunkelblaues Büchlein aus der Jackentasche und reichte es letzterem, welcher es scheinbar sehr eilig in der Tasche seines Mantels verschwinden ließ. Schließlich stiegen die beiden jungen Männer ebenfalls in das Auto. Während der Fahrt bewunderte Sarah die großen Gebäude und langen Straßen, welche sie nur aus dem Fernsehen kannte. Als sie eine Ampel erreichten, begann es plötzlich zu schneien. „Wann ist denn dein Geschäftsgespräch?“, erkundigte sich Sarah.
Nick warf Eduardo, welcher am Beifahrersitz saß, einen kurzen Seitenblick zu. „Heute Mittag, ein Uhr, im Waldorf Astoria.“
Sarah nickte. „Möchtest du, dass ich dich begleite? Oder wäre das unpassend?“
Eduardo warf Nick einen kurzen Blick zu, welchen Sarah nicht zu deuten vermochte, ehe er antwortete. „Du würdest dich gewiss sehr langweilen. Ich denke, es wäre besser, wenn du entweder im Hotel bleibst oder dir ein wenig die Stadt ansiehst.“
„Okay, du hast wahrscheinlich Recht.“ Sarah wandte den Blick wieder auf die vorbeiziehenden Gebäude. Plötzlich erstarrte sie. Das Hotel wirkte in der Realität noch prächtiger als in Filmen. „Wow.“, entfuhr es ihr.
Eduardo grinste. „Ich hoffe, meine Wahl ist zu deiner Zufriedenheit ausgefallen.“
Nick hielt vor dem Eingang. Kurz nachdem sie ausgestiegen waren, kamen ihnen schon Pagen entgegen, welche die Koffer abnahmen. Sarah folgte ihnen zögernd in das große Gebäude, bestaunte jeden Raum, jedes Möbelstück, jedes Gemälde. Nachdem sie und Eduardo eingecheckt und sich von Nick verabschiedetet hatten, stiegen sie in den Lift. Ihre Suite lag im obersten Stockwerk. Eduardo hatte eines der größten Zimmer bekommen, welches aus einem Flur mit Garderobe, einem geräumigen Bade-, einem Schlaf- und einem Wohnzimmer bestand. Sarah blickte sich unsicher um und stellte ihren kleinen Rucksack, ein Geschenk Ilses zu ihrem fünfzehnten Geburtstag, auf der breiten Ledercouch ab. „Werden noch andere Leute hier wohnen?“
Eduardo lachte. „Ist es dir zu groß?“
Sie schmunzelte. „Ich werde wohl einen Plan benötigen.“
Er zog sie an sich. „Ich werde ihn dir gleich nachher zeichnen.“
„Wonach?“
„Danach.“ Er küsste sie. „Was hältst du davon, wenn wir das Gepäck später auspacken?“
Sarah runzelte die Stirn. „Möchtest du gleich in die Stadt?“
Eduardo lachte. „Nein, mein Engel. Ich will es genießen, vollkommen ungestört mit dir zu sein.“
Ihre Wangen röteten sich augenblicklich. Er musste sie für ein dummes kleines Mädchen halten, welches unfähig war, Andeutungen zu verstehen. „Jetzt?“ War alles, was sie hervorbrachte. Sie hatten erst einmal miteinander geschlafen. Sarah hatte Angst seinen Ansprüchen nicht gerecht zu werden, wenn er auch niemals eine Andeutung in diese Richtung gemacht hatte.
Er nickte. „Außer natürlich, du ziehst es vor, erst einmal auszupacken oder die Stadt unsicher zu machen.“
Sarah zögerte. „Das können wir auch später.“, meinte sie schließlich.
Eduardo lächelte. „Sarah...“ Er fuhr durch ihr Haar. „...ich würde dich nie zu etwas drängen.“
Sie nickte. „Ich weiß.“
Eduardo küsste sie nochmals zärtlich. „Ich will nur, dass du glücklich bist.“
„Das bin ich.“ Sarah lächelte. „Wirklich.“ Sie zitterte leicht vor Nervosität, als sie aus der Jacke schlüpfte. „Lass es uns nur ein wenig langsamer angehen, okay?“
Eduardo nickte. „Was hältst du von einem heißen Schaumbad? Es war ganz schön kalt da draußen.“
„Das klingt toll.“ Sarah lächelte und entspannte sich wieder ein wenig.
Eduardo ging ins Badezimmer, wenige Sekunden später vernahm Sarah das Rinnen von Wasser. Ihr Mund wurde trocken, als sie sich langsam zu entkleiden begann. Nur mehr in Unterwäsche betrachtete sie sich Stirn runzelnd in dem Spiegel, welcher neben der Garderobe angebracht war. Sie hatte ein wenig zugenommen seit dem letzten Jahr und dadurch weiblichere Proportionen bekommen. Dennoch fand sie sich zu unförmig, so ganz anders als die Frauen in den Filmen oder ihre Buchheldin Melissa.
„Sarah?“
Sie drehte sich erschrocken um.
Eduardo betrachtete sie lächelnd. „Du kannst schon ins Badezimmer...“
Sarah biss sich unsicher auf die Unterlippe. „Danke.“
„Ist irgendetwas?“
„Nein.“ Sie wollte schnell an ihm vorbei, als er sie sanft festhielt und in die Arme zog.
„Du würdest es mir doch sagen, wäre etwas nicht in Ordnung?“
„Natürlich. Ich bin nur etwas...verunsichert...“
Er drehte sie zu sich und hob ihr Kinn. „Weshalb?“
„Es ist nicht wichtig...“
„Oh doch, das ist es.“
Sarah seufzte leise. „Ich hatte nur einen dummen Gedanken...wirklich sehr, sehr dumm...“ Sie wich seinem Blick aus.
„Und zwar?“
Sie lachte nervös, um ihre Sorgen ins Lächerliche zu ziehen. „Mir kam nur ganz kurz der Gedanke, dass du mich körperlich nicht mehr attraktiv finden könntest, weil ich mich etwas verändert habe.“
Eduardo hob die Augenbrauen und schüttelte den Kopf. „Versteh das bitte nicht als respektlos, aber das ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe.“
Sarah lachte gekünstelt. „Ich weiß. Der Flug war lange...“
Er nahm ihr Gesicht sanft zwischen die Hände. „Sarah, du bist die schönste Frau, die mir jemals begegnet ist und du wirst von Tag zu Tag immer bezaubernder. Deine innere Schönheit übertrifft jedoch sogar noch deine äußere. Bald komme ich mir richtig minder neben dir vor. Findest du mich denn noch attraktiv?“
Sie löste sich grinsend aus seinen Armen. „Wie kommst du darauf, dass ich das je getan habe?“
Er blickte sie gespielt beleidigt an und hob sie hoch. Sie versuchte vergeblich sich aus seinen Armen zu befreien, als er sie aus dem Raum trug. „Wohin gehen wir?“
Eduardo antwortete nicht und setzte sie sanft auf dem großen Bett im Schlafzimmer ab. Er drückte sie auf das weiche Laken und begann ihren Nacken mit Küssen zu bedecken. Als er sich zu dem Verschluss ihres BHs tastete, schob sie ihn sanft von sich. „Das Badewasser wird kalt.“
„Du musst dich fürs Baden sowieso ausziehen.“, meinte er zwinkernd, setzte sich jedoch sogleich auf und half ihr hoch.
Sarah küsste ihn nochmals, bevor sie ins Badezimmer verschwand. Dort entkleidete sie sich rasch und stieg in das noch immer sehr warme Wasser. Sie schloss lächelnd die Augen und sog den Duft des Schaums ein. Plötzlich vernahm sie leise Schritte. Sie öffnete die Augen und blickte geradewegs in Eduardos, welcher sie zärtlich betrachtete. Plötzlich bemerkte sie, dass er lediglich ein Handtuch umgebunden hatte. Sie runzelte die Stirn. „Was hast du vor?“
„Ich gehe nur duschen. Es sei denn, du bist der Meinung, die Badewanne ist groß genug für uns beide.“
Sarah blickte zur Dusche und schließlich zum Rand der Badewanne, welche beinahe doppelt so groß war wie jene in dem Hotel in Stockholm. Sie setzte sich etwas auf. „Du kannst reinkommen, aber...“ Ehe sie zu Ende gesprochen hatte, hatte er sein Handtuch schon fallen gelassen und sich ihr gegenüber gesetzt. Sie runzelte die Stirn. „Du bist ja ganz schön schnell...“
„Hey, es war schließlich verdammt kalt da draußen.“ Er tastete nach ihren Füßen und streichelte sie sanft, ehe er sich zurücklehnte und Sarah zärtlich betrachtete. „Du bist so wunderschön...Und ich Idiot habe auf den Sekt vergessen. Das hier sollte perfekt sein.“
Sarah lachte leise. „Das ist es doch.“ Sie schüttelte den Kopf. „Außerdem darf ich noch keinen Alkohol trinken, schon gar nicht in diesem Land.“
„Ich hätte dich gewiss nicht verpetzt.“
„Das ist nett.“ Sie spielte mit einer Schaumblase. „Woher kennst du eigentlich diesen Nick?“
Eduardo runzelte die Stirn. „Wir kennen uns schon ewig. Sein Vater lebte in seiner Jugendzeit ein paar Jahre in Kolumbien und war der beste Freund meines Vaters.“
„Wie ist dein Vater so? Erzähl mir mehr von ihm. Ich weiß noch kaum etwas.“
Eduardo musterte sie nachdenklich. „Er ist manchmal etwas schwierig.“, antwortete er schließlich.
Sarah wollte noch etwas sagen, spürte jedoch, dass es besser wäre, das Thema zu wechseln. „Können wir heute zum Times Square gehen? Ich wollte schon immer dort hin.“
Eduardo lächelte. „Alles, was du möchtest, meine Liebste. Diese Woche wird ab morgen nur uns beiden gehören. Komm her.“
Sarah zögerte ein wenig, setzte sich aber schließlich zu ihm. Er schloss die Arme um ihre Taille und küsste sie sanft auf die Wange. Sie lehnte sich lächelnd an seine Brust und schloss die Augen. „Ich liebe dich.“, flüsterte sie glücklich.
Seine Finger zeichneten die Konturen ihres Körpers nach, jede Berührung verursachte ein angenehmes Kribbeln in ihrer Haut. Ihr Herzschlag wurde schneller. Eduardo strich über ihre Wange und berührte schließlich ihr Kinn um ihren Kopf zu sich zu drehen. Er küsste sie sanft. „Ich liebe dich auch.“
Sarah drehte sich langsam um und schlang die Arme um seinen Hals. Sie drohte erneut in den Tiefen seiner Augen zu versinken. „Ich hoffe, dass es immer so sein wird. Am liebsten würde ich niemals wieder weg von hier.“
Eduardo strich sanft durch ihr feuchtes Haar. Für einen Moment schien es Sarah, als wirke er nachdenklich, doch schließlich schenkte er ihr ein Lächeln. „Es wird immer so sein. Ich werde dich mein Leben lang lieben.“
Sarah lächelte. „Ich habe immer von der großen Liebe geträumt, mein Leben lang. Doch es ist viel schöner und vollkommener, als ich jemals zu hoffen gewagt hätte.“
Eduardo nickte. „Ich weiß genau, was du meinst.“ Er zog sie näher an sich und küsste sie stürmisch. Sarah erwiderte den Kuss mit einer bisher unbekannten Innigkeit.
Erst als das Badewasser abgekühlt war, lösten sie sich voneinander. Eduardo ließ das Wasser aus, während Sarah aus der Badewanne stieg und in einen der weichen Bademäntel schlüpfte. Er machte es ihr gleich und zog sie ins Schlafzimmer. Dort sanken sie erneut in die weichen Laken, als plötzlich das Telefon klingelte. Eduardo seufzte leise und entschuldigte sich. Er ließ Sarah nicht aus den Augen, als er sich aufsetzte und nach dem Hörer griff. „Ja?“, meldete er sich genervt.
Sarah lachte leise über seinen Tonfall. Er zwinkerte ihr zu und tastete mit der anderen Hand nach dem Gürtel ihres Bademantels, mit welchem er zu spielen begann. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. „Und wo ist das Problem? Es hieß doch gestern drei Uhr Nachmittags? Wenn sie zu unfähig sind, Termine einzuhalten, ist das nicht unsere Schuld...Nein...Nein, ich bin noch eine Woche in New York City...Das ist vollkommen unmöglich...Hör mal, José hat das schon oft genug gemacht, er benötigt mein Hilfe nicht mehr. Und jetzt lass mich endlich meine Flitterwochen feiern!“ Eduardo legte Kopf schüttelnd auf. „Entschuldige, mein Engel.“ Er seufzte leise.
Sarah setzte sich Stirn runzelnd auf. „Alles in Ordnung?“
„Ja, mach dir keine Sorgen. Sie verkraften es nur nicht, wenn ich einmal länger weg bin und tun so, als würde ohne mich alles zusammenbrechen, nur um mir ein schlechtes Gewissen zu machen!“ Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr.
„Du bist einfach eine wertvolle Arbeitskraft.“ Sarah lächelte besänftigend.
Eduardo zog sie näher an sich. „Ich muss leider bald gehen. Soll ich dich in einer Einkaufsstraße absetzen?“
Sarah schüttelte den Kopf. „Lieber nicht. Ich verirre mich hier noch. Aber ich bin ohnehin etwas müde und werde hier auf dich warten.“
Er nickte und musterte sie grinsend. „Okay, aber zieh dir bloß nicht mehr an.“
Sie lachte. „Mal sehen.“
Eduardo küsste sie sanft, ehe er sich erhob. „Du kannst dir jederzeit etwas vom Zimmerservice bestellen und dich beim Kühlschrank bedienen. Am Abend führe ich dich zum Essen aus, danach können wir noch ein wenig das New Yorker Nachtleben erkunden, wenn du möchtest.“
Sie nickte lächelnd. „Ich freue mich darauf.“
Nachdem er sich verabschiedet und das Zimmer verlassen hatte, kuschelte sich Sarah in die weiche Bettdecke und schaltete den Fernseher ein. Sie zappte über zahlreiche Talkshows, Serien und Weihnachtsfilme. Schließlich stoppte sie bei einem Film, welchen sie jährlich mit ihrer Großmutter und Mutter gesehen hatte. Ein Fernsehsender hatte ihn stets am Morgen des vierundzwanzigsten Dezembers gespielt. Sarah starrte auf die bunten Bilder, die schließlich verschwammen. Ihre heißen Tränen bildeten ein Muster auf der Decke. Die Seile zogen sich so eng um ihr Herz, dass sie nach Luft ringen musste. Sie hustete. Einerseits war sie glücklich bei Eduardo zu sein. Sie war sich ihrer Liebe sicherer, als jemals zuvor. Andrerseits war da dieser Dolch, welcher sich immer wieder schmerzhaft in ihr Herz bohrte, wenn sie an ihr Zuhause, an Ilse und Maja, erinnert wurde. War es wirklich richtig gewesen, was sie getan hatte? Sarah hatte es die letzten Stunden erfolgreich verdrängt, doch jetzt brach alles aus ihr heraus. Sie presste das Gesicht auf das Kissen und schluchzte laut. Gleichzeitig schämte sie sich auch für ihr Verhalten und war zum ersten Mal dafür dankbar, dass Eduardo gerade nicht hier war. Sarah schaltete den Fernseher aus und legte die Fernbedienung auf den Nachttisch. Wie mussten Ilse und Maja wohl reagiert haben, als sie ihre Briefe gelesen hatten? Würden sie ihr jemals vergeben können? War ihre Hochzeit dieses Opfer wert gewesen? Hätte es keine andere, für alle zufrieden stellende, Lösung gegeben? Sarah runzelte die Stirn und verwischte die Tränen. Ihre Hand zitterte, als sie nach dem Telefonhörer griff. Sie wählte zögernd die ihr altbekannte Nummer. Es dauerte sehr lange, ehe ein Freizeichen ertönte. Sarah hielt den Atem an und spielte unruhig mit dem Telefonkabel. „Ja?“ Sarah erschrak, als sie die brüchige Stimme Majas erkannte. Ihr Mund wurde trocken, sie schluckte schwer. „Wer ist da?“ Plötzlich veränderte sich die Stimme, sie wurde weinerlich, fast hysterisch. „Sarah? Bist du das?“ Maja wurde lauter. „Sarah, bitte sprich mit mir! Wo bist du? Um Himmels Willen, wo bist du?“ Sie begann zu schluchzen. „Komm bitte nachhause, lass uns über alles sprechen. Warum hast du das nur getan? Sarah?! Bitte sag doch etwas!“
Sarah legte den Hörer auf, ohne jemals etwas gesagt zu haben. Sie vergrub ihr Gesicht im Polster und begann erneut hemmungslos zu schluchzen. Schließlich wählte sie eine andere Nummer. Nach einigen Minuten ertönte die verschlafene Stimme Maikas. „Hallo?“
Sarah atmete tief durch. „Maika...“ Sie flüsterte beinahe.
„Sarah?“ Maika klang mit einem Mal hellwach. „Oh mein Gott, Sarah! Wie geht es dir? Wo bist du? Wieso bist du einfach verschwunden? Es geht dir doch gut?“
Sarah versuchte die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken. „Es tut mir leid...es tut mir leid, dass ich mich nicht verabschiedet habe...es ging alles so schnell...“
„Du hast ihn also wirklich geheiratet? Wo seid ihr gerade?“
„In New York City.“ Sarah war erleichtert, dass es ihr endlich gelang, mit fester Stimme zu sprechen. „Wir werden eine Woche bleiben.“
„New York?! Wie ist es dort? Es muss großartig sein! Bitte schick mir eine Karte!“
Sarah gelang ein Lächeln. „Na klar...Ich habe noch nicht viel gesehen, bin noch im Hotel. Eduardo hat gerade ein Geschäftsgespräch.“
„Das ist alles so aufregend! Bitte schreib mir und erzähl mir alles. Lass bloß kein Detail aus!“
„Das werde ich.“
„Hast du die Freiheitsstatue gesehen?“
„Ja. Bei der Landung.“
„Wie ist sie?“
„Hoch.“ Sarah schmunzelte. „Beeindruckend. Wirklich fantastisch.“
„Seid ihr in einem bekannten Hotel?“
Sarah schluckte. „Nein...ich denke nicht.“ Sie wusste selbst nicht genau, weshalb sie nicht die Wahrheit sprach. Auf jeden fall erschien es ihr als angenehmer diesbezüglich zu lügen.
„Ich freue mich ehrlich für dich. Du wirst bestimmt sehr glücklich werden. Ich wünsche euch das Allerbeste!“
„Danke.“ Sarah lächelte. „Bist du meiner Mutter oder Großmutter zufällig begegnet?“ Ihre Stimme begann zu zittern.
Maikas Stimme senkte sich. „Meine Mutter ist deiner Großmutter heute am Markt begegnet. Sie erzählte nur, dass sie ungewöhnlich blass gewesen wäre. Sie sprachen aber nicht miteinander, meine Mutter war in Eile.“
Sarah versuchte die Tränen zurückzuhalten. „Ich hoffe, sie können mir jemals verzeihen.“
„Gib ihnen Zeit...“ Plötzlich veränderte sich ihre Stimme. Es klang ängstlich, fast weinerlich. „Sarah...bitte bleibt noch ein wenig in New York City...bitte.“
Sie runzelte die Stirn. „Warum?“ Ein leises Rascheln ertönte vom anderen Ende der Leitung.
„Lest ihr in eurem Liebesrausch keine Zeitungen? Hört ihr keine Nachrichten? In Kolumbien ist es im Moment äußerst gefährlich...“
„Ach Maika...wo ist es das nicht?“
„Versprich mir bitte vorsichtig zu sein!“
Sarah lächelte leicht und nickte. „Natürlich. Aber sorge dich bitte nicht. Eduardo passt schon auf mich auf. Versprochen.“
Maikas Stimme klang wieder besänftigter. „Du hast so ein Glück. Ich hoffe, eines Tages eben so glücklich zu werden, wie du es bist!“
„Das wirst du, bestimmt. Ich muss jetzt leider aufhören. Aber ich werde dir bald schreiben, okay?“
„Okay. Ich freue mich.“
„Maika, wenn du meine Mutter siehst...“ Sarah hielt inne.
„Ja?“
„Nichts. Vergiss es bitte wieder.“
„Sarah...“

Selene

„Bis bald, Maika, ich vermisse dich.“ Sarah hatte aufgelegt, ehe die Freundin antworten konnte. Sie erhob sich langsam und ging zu dem kleinen Kühlschrank. Sarah nahm eine Mineralflasche heraus und setzte sich wieder auf das Bett. Plötzlich klingelte das Telefon. Sie runzelte die Stirn. Zögernd griff sie nach dem Hörer. „Ja?“
„Hallo mein Engel.“
Sarahs Herz machte einen Sprung. Sie warf lächelnd einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Hi...“ Sie räusperte sich leise. „Ist das Gespräch schon zu Ende?“
„Es wird leider etwas länger dauern, deshalb rufe ich dich an...“
„Okay...“ Sarah versuchte die leichte Enttäuschung zu verbergen.
„Wir werden uns erst abends sehen können, aber die nächsten Tage werden allein dir gehören. Sei um sieben Uhr fertig, wir treffen uns vor dem Hotel.“
Sarah runzelte die Stirn. „Was hast du vor?“
Eduardos Stimme wurde sanfter. „Lass dich überraschen.“
Sarah lächelte. „Soll ich etwas Bestimmtes anziehen?“
„Ein Abendkleid wäre wohl angebracht.“
„Was?“ Sarah erschrak. Ihr schönstes Kleid glich nicht annähernd einer feinen Abendkleidung.
Er lachte. „Mach dir keine Sorgen. Ziehe einfach an, was du möchtest. Du sollst dich wohl fühlen. Ich möchte eine strahlende Braut an meiner Seite.“
„Die hast du.“
Nachdem sie aufgelegt hatten, sprang Sarah eilig auf und durchwühlte ihre drei Koffer nach einem passenden Kleid. Sie entschied sich schließlich für ein schlichtes schwarzes, welches sie im vorletzten Herbst mit Maja gekauft hatte.
„Wozu brauche ich das?“, hatte sie gefragt.
Ihre Mutter hatte gelächelt. „Jede Frau braucht ein schwarzes Kleid. Du kannst es zu verschiedenen Anlässen tragen.“
Sarahs Herz begann erneut schwermütig zu werden. Sie versuchte den Gedanken an ihre Familie zu verdrängen und zog ihr Lieblingsbuch aus dem Koffer. Sarah ließ sich auf das Bett sinken und schlug es auf. Plötzlich fielen ihr die schwarzen Buchstaben auf der ersten, unbedruckten, Seite auf.
Von deiner Großmama, Weihnachten 1974
Sie hatte vergessen gehabt, dass ihr ausgerechnet Ilse das Buch über Melissa geschenkt hatte. 1974. Sarah schüttelte den Kopf. War dies möglich? Konnte es tatsächlich schon vier Jahre her sein? Sie hatte das Buch unzählige Male gelesen, die Worte ihrer Großmutter jedoch nur ein einziges Mal. Plötzlich schien alles so unwirklich. Das Hotel, New York, ihre Hochzeit. Hatte sie nur geträumt? Würde sie gleich in ihrem Kinderzimmer in Stockholm aufwachen? Vor kurzem hatte sie noch im Park gesessen und von Melissas Leben geträumt. Dann war Eduardo in ihres getreten. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie an ihn dachte. Hätte ihr jemand vor zwei Jahren mitgeteilt, dass sie nun verheiratet und auf dem Weg in ihre neue Heimat sein würde, hätte sie ihn ausgelacht. Sarah blätterte in dem Buch, bis sie zu ihrem Lieblingskapitel gelang. Erst als es zu dämmern begann, blickte sie auf ihre Armbanduhr. Es war bereits fünf Uhr. Sie sprang erschrocken auf und lief ins Badezimmer. Es gab noch viel zu tun, schließlich wollte sie an diesem Abend besonders schön für Eduardo sein. Er sollte seine Entscheidung nicht bereuen müssen. Sarah lächelte, als sie einen kleinen Radio im Badezimmer erblickte. Sie suchte nach einem Sender mit moderner Musik und stieg in die Dusche. Als sie kurz nach halb sieben die Hotellobby betrat, entgingen ihr die Blicke nicht, welche ihr zugeworfen wurden. Sie strich den Saum ihres Kleides zu Recht und zupfte nochmals an den Haarsträhnen, welche sie nach außen geföhnt hatte.
„Guten Abend.“, begrüßte sie einer der Rezeptionisten strahlend, als sie den Schlüssel abgab. „Wie geht es Ihnen?“
„Wunderbar.“, antwortete Sarah lächelnd. „Danke. Und Ihnen?“
„Nun sehr gut, danke der Nachfrage. Planen Sie heute noch etwas Bestimmtes? Darf ich Ihnen ein Restaurant empfehlen?“
„Mein Mann wird mich gleich abholen. Er kennt sich hier sehr gut aus, aber trotzdem vielen Dank.“
Der Rezeptionist nickte. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“
Sarah schenkte ihm ein kurzes Lächeln, bevor sie zum Ausgang trat. Sie schloss den Zippverschluss ihres Mantels und betete innerlich, dass das Kleid nicht zu sehr zerknittern möge. Durch die Glastür beobachtete sie die vorbeifahrenden Autos, die vorbeigehenden New Yorker und die anderen Touristen, welche immer wieder stehen blieben, um Fotos zu machen. Nach einer Weile näherte sich eine schwarze Stretchlimousine dem Hotel. Sie hielt vor dem Eingang. Sarah presste die Nase neugierig an die Glasscheibe. Schließlich beschloss sie nach draußen zu gehen, um das Geschehen genauer beobachten zu können. Eduardo würde ohnehin bald kommen. Aus der Limousine trat ein sehr elegant gekleideter Mann und ging zur hinteren Autotür. Sarah strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und beobachtete neugierig, wie die Tür geöffnet wurde. Sie stellte sich vor, wie sie Maika davon schreiben würde, dass sie einen echten Filmstar gesehen hatte. Vielleicht war es aber auch ein ranghoher Politiker. Das wiederum könnte Ilse interessieren. Ein kurzer Stich durchfuhr ihr Herz, als sie an ihre Großmutter dachte, welche jede Information über Prominente, vor allem Politiker und Mitglieder der Königshäuser, gierig aufsog und wissend an ihre Freundinnen weitergab.
Als Sarah den Mann erkannte, welcher aus der Limousine stieg, weiteten sich ihre Augen ungläubig. Er hatte sie bereits gesehen und ging geradewegs auf sie zu. „Du bist ja schon da...“ Er küsste sie sanft.
„Eduardo...“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Das ist alles viel zu viel, das hättest du nicht tun müssen...“
Er lachte. „Keine Angst, ab morgen werden wir auch mit der U-Bahn fahren. Aber heute Abend wollte ich dir etwas Besonderes bieten.“
Sarah runzelte die Stirn. „Nichts ist wunderbarer für mich, als bei dir zu sein. Egal wo.“
„Das ist gut, denn die Limousine hat mir so viel Geld gekostet, dass wir wohl für den Rest unseres Lebens unter einer Brücke schlafen werden müssen.“ Als er Sarahs besorgten Blick sah, legte er schmunzelnd den Arm um ihre Taille und führte sie zu der Limousine. Der Chauffeur öffnete sogleich die Tür. „Guten Abend, Mrs. Dominguez.“
Sarah schenkte ihm ein kurzes Lächeln, bevor sie sich von Eduardo in den Wagen ziehen ließ.
Sie blickte sich staunend um. „Da ist ja sogar eine kleine Bar...“
Eduardo reichte ihr ein Glas Sekt und zog sie enger an sich. „Auf uns. Dass unsere Liebe ewig halte.“ Er hob sein Glas und sie stießen an. Sarah nippte zaghaft an ihrem. Als die kühle Flüssigkeit ihre Lippen berührte, lächelte sie leicht. „Wohin fahren wir?“
„Erst einmal ein wenig durch Manhattan, damit du das Lichtermeer sehen kannst. Ich denke, das sollte jeder einmal erlebt haben.“
Sarah schmiegte sich an seine Schulter und blickte aus dem Fenster. „Ich liebe dich...aber du musst all diese Dinge nicht für mich tun...“
„Gerade deshalb macht es mir Spaß.“ Eduardo nahm ihr das Sektglas aus der Hand und stellte die Gläser auf eine Abstellfläche. Er zog sie sanft in die Arme und küsste sie.

Gegen halb acht hielt die Limousine vor dem Eingang eines Restaurants. Eduardo reichte dem Chauffeur zwei Geldscheine und bat ihn, in drei Stunden wiederzukommen. Er ergriff Sarahs Hand und führte sie zu der prächtigen Eingangstür, welche rotgold verziert war. Im Eingangsbereich standen bereits einige Menschen, welche darauf warteten, dass ihnen ein Tisch zugewiesen wurde. Drei Frauen tummelten sich fürsorglich zwischen den Gästen, um ihnen die Mäntel abzunehmen. Während sie darauf warteten, dass sie zu dem reservierten Tisch geführt wurden, blickte sich Sarah staunend in dem hellen Raum um. Die anderen Gäste wirkten sehr fein gekleidet, beinahe als würden sie einen Ball besuchen. Sie blickte Stirn runzelnd auf sich herab und bereute ihre Kleiderwahl augenblicklich. Eduardo entging ihr besorgter Blick nicht. Er beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte. „Weißt du, was das Zweitbeste an diesem Abend ist? Dass mich alle Männer um meine Begleitung beneiden.“
Sein heißer Atem auf ihrem Nacken verursachte eine Gänsehaut. Sarah lächelte. „Und was ist das Beste?“
Er küsste sie zärtlich. „Dass ich dich auch mit nachhause nehmen darf.“
Sarah lachte leise.
Wenige Minuten später führte sie schließlich ein großer grauhaariger Mann zu ihrem Tisch. Sarah fühlte sich noch immer unwohl, steuerte deshalb hastig auf einen der Stühle zu. Je schneller sie sitzen würde, umso schneller würden sich die eingebildeten Blicke der anderen Gäste wieder von ihr abwenden. Gerade als sie nach dem Stuhl greifen wollte, wurde dieser von dem grauhaarigen Mann zurückgezogen. Sie musterte ihn verwirrt und überlegte schon sich auf einen anderen der vier Stühle zu setzen, als der Platzanweiser ihr schließlich aufmunternd zulächelte. „Bitte, Miss.“ Er deutete ihr sich zu setzen.
Sarah spürte die aufkeimende Röte. Ihre Wangen schienen regelrecht zu brennen. Sie blickte sich nervös um, und überlegte, den großen Saal und New York City augenblicklich wieder zu verlassen. Schließlich ließ sie sich zögernd auf den weichen Stoff sinken. „Entschuldigen Sie. Ich...ich war noch nicht in...in einem so feinen Restaurant.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und drehte ihren Kopf soweit, dass sie Eduardo nicht mehr aus dem Augenwinkel sehen konnte.
Der Platzanweiser lächelte. „Ich hoffe, dieses Restaurant entspricht Ihrem Geschmack.“
Sarah nickte. „Es ist wundervoll.“
Er verneigte sich kurz und nickte Eduardo zu, ehe er den Tisch verließ.
Sarah seufzte leise, als sie sich zu ihrem Mann wandte. „Entschuldige...“
Eduardo lächelte. „Es ist doch alles in Ordnung.“ Er griff nach ihrer Hand.
Wenige Minuten später erschien ein junger Mann in feiner Kleidung. Er reichte ihnen zwei Speiseekarten, welche die anderer Restaurants um ein Vielfaches an Größe zu übertreffen schien. Während Sarah versuchte die große Karte auf möglichst bequeme Art zu halten, betrachtete Eduardo sie lächelnd und bestellte etwas in französischer Sprache.
Der Kellner lächelte. „Natürlich, Sir. So wie immer.“ Er kehrte ihnen lächelnd den Rücken.
„Was hast du bestellt?“, flüsterte Sarah.
Eduardo griff nach ihrer Hand und küsste sie. „Den besten Wein des Hauses.“
Sarah nickte und blickte auf die Speisekarte. Vor ihr begannen sich die Buchstaben zu einem undurchschaubaren Chaos zu mischen. Sie runzelte die Stirn und senkte erneut die Stimme: „Ich beherrsche Englisch, nun ist mir aber so, als hätte ich noch nie von dieser Sprache gehört.“
Eduardo nickte. „Eine in der Tat kompliziert geschriebene Karte. Ich brauchte auch eine gewisse Zeit, um diese hochtrabenden Formulierungen wirklich zu verstehen. Das erste...“
In diesem Moment kam der Kellner mit einer Flasche Wein zurück. „Bitte, Sir.“, unterbrach er Eduardos Worte und schenkte ihm ein wenig ein. Eduardo nickte lächelnd und schwenkte das Glas sanft, ehe er von der dunklen Flüssigkeit nippte. „Vorzüglich.“
Der Kellner nickte zufrieden und lehnte sich über den Tisch, um auch Sarah einzuschenken. Diese runzelte unsicher die Stirn, ließ es jedoch geschehen. Eduardo beobachtete sie, während sie das Glas hob und versuchte, es ebenso elegant zu schwenken, wie er es zuvor getan hatte. Sarah zögerte, als sie es an ihre Lippen führte, nippte aber schließlich an der unbekannten Flüssigkeit. Sie fuhr mit der Zunge über die Lippe und stellte das Glas ab. Plötzlich bemerkte sie, dass der Kellner noch immer bei ihrem Tisch stand und sie erwartungsvoll musterte.
„Vorzüglich.“, wiederholte sie Eduardos Worte, obwohl eine leichte Übelkeit ihren Magen umschlang.
Der Kellner lächelte. „Es freut mich, dass er Ihrem Geschmack entspricht.“ Er deutete eine Verbeugung mit dem Kopf an, ehe er sich vom Tisch entfernte.
Sarah schenkte Eduardo ein unsicheres Lächeln. „Ich muss das alles erst lernen...“
Er betrachtete sie zärtlich. „Keiner wird dich jemals zu etwas zwingen. Wenn du den Wein nicht möchtest, ist das in Ordnung.“
Sarah nickte leicht und betrachtete wieder die Buchstaben auf ihrer Speisekarte.
„Darf ich dir etwas empfehlen?“, fragte Eduardo.
Einige Minuten später kam ein anderer Kellner um die Bestellung aufzunehmen. Eduardo bestellte für sich und Sarah dieselben Gerichte. „So viel?“, flüsterte sie überrascht, als der Mann wieder außer Hörweite war. „Wie soll ich denn drei Gänge essen?“
„Mindestens vier.“, verbesserte Eduardo. „Man bekommt zuerst einen Gruß des Hauses. Und vielleicht willst du ja später noch eine Nachspeise.“
Sarah runzelte die Stirn. „Ist das so üblich? Essen die Leute immer so viel?“
Er lachte. „Sieh dich mal um. Die Portionen sind winzig und manche Teller werden halbvoll wieder abserviert.“
Sarah ließ den Blick über die Menschen in ihrer Umgebung schwenken. „Aber ist das richtig?“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Die Hälfte des Essens wird entsorgt, während anderswo Menschen verhungern...“, beendete sie schließlich den Satz. Als sie Eduardos Falte auf der Stirn bemerkte, schlug sie die Augen nieder. Gewiss hatte sie etwas furchtbar Dummes gesagt und ihn zudem auch noch beleidigt. „Entschuldige. Ich weiß, du bist nicht so. Deine Familie tut so viel für andere Menschen...“ Sie musterte ihn unsicher. Eduardos Mutter Emilia und seine Schwester Isabel arbeiteten manchmal ehrenamtlich in einem Altenheim oder Waisenhaus, während Salvador, Eduardo und Isabels Gatte Pedro bereits zahlreiche Hilfseinrichtungen mitfinanziert hatten. Aber dennoch, dieser Luxusüberfluss schien Sarah ungerecht. „Aber sieh dir die anderen hier an. So stolz und hochmütig. Ich wette, sie haben noch nie an ihre ärmeren Mitmenschen gedacht.“
Eduardo betrachtete sie Stirn runzelnd. „Woher willst du das denn wissen? Wer sagt denn, dass jeder in diesem riesigen Saal ein egoistischer Snob ist?“ Er griff nach ihrer Hand. Seine Stimme wurde sanfter. „Sarah, mein Engel. Ich möchte nicht mit dir streiten. Aber überleg doch, wir sind aufgrund eines bestimmten Anlasses hier. Unserer Hochzeit. Hast du schon einmal daran gedacht, dass andere aus ähnlichen Gründen hier sein könnten? Für viele ist der heutige Abend ein einmaliges Erlebnis.“ Er streichelte sanft über ihren Handrücken. „Siehst du das Mädchen dort?“ Er deutete auf einen Tisch in ihrer Nähe. Sarah folgte der Richtung, in welche sein Finger wies. Das Mädchen nippte strahlend an seinem Glas und sagte etwas. Links neben ihm saß eine Frau etwa Ende dreißig, welche ihm sehr ähnlich sah. Rechts daneben eine schon etwas ältere Dame, welche dem Mädchen gerade lächelnd über die Wange strich. „Sehen sie so aus, als würden sie täglich so speisen?“
Sarah betrachtete die drei Stirn runzelnd. Das Mädchen stand plötzlich auf und umarmte zuerst die Jüngere, dann die Ältere. Ein kurzer Stich durchfuhr Sarahs Herz. „Sie ist in meinem Alter...wahrscheinlich feiern sie ihren Geburtstag...“ Der Salon schien sich plötzlich in den gemütlichen Raum der kleinen Pizzeria zu verwandeln. Der Kellner brachte drei große Pizzen an den Tisch. Ilse klatschte in die Hände, als er sie abstellte. „Die sind ja riesig!“
Sarah sog lächelnd den Duft ein. Ihre Mutter strich ihr zärtlich über den Handrücken und flüsterte. „Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz.“
Ein schmerzhafter Druck erfasste Sarahs Herz. Sie wandte sich von der glücklichen Familie am Tisch ab. Menschen, die sie gar nicht kannte, aber doch so gut zu kennen schien.
„Alles in Ordnung?“ Eduardo betrachtete sie besorgt.
Sarahs Lippen wurden trocken. Sie wich seinem Blick aus. „Ich rief meine Mutter an...heute Nachmittag...“ Sie hob zögernd den Kopf. Eduardos Miene hatte sich verändert, doch Sarah vermochte sie nicht zu deuten.
„Warum?“, fragte er.
„Ich hatte einfach das Bedürfnis. Eduardo, ich bin einfach gegangen, ohne mich zu verabschieden. Meine Mutter und Großmama waren die wichtigsten Menschen in meinem Leben.“
„Was hat sie gesagt?“
Sarah schüttelte den Kopf. „Sie war verzweifelt. Ich war unfähig zu sprechen, doch sie wusste, dass ich es war, die anrief.“
Eduardo betrachtete sie nachdenklich. „Bereust du es?“ In seiner Stimme schwang eine unheimliche Mischung aus Schmerz und Wut. „Wenn du möchtest, lassen wir die Ehe gleich morgen annullieren und du nimmst das nächste Flugzeug zurück nach Stockholm.“
Sarah blickte ihn ungläubig an. „Das ist nicht dein ernst...“ Sie schüttelte den Kopf und versuchte die Tränen zu unterdrücken. „Du bist nicht fair. Du kehrst in den Schoß deiner Familie zurück, während ich meine verlasse. Das alles kam so plötzlich. Ich habe sie so verletzt wie nie zuvor. Sie werden mir vielleicht niemals vergeben. Es zerreißt mein Herz, wenn ich mir vorstelle, wie sehr sie meinetwegen leiden. Wie sehr ihre gebrochenen Herzen schmerzen.“
Eduardo erhob sich langsam und ging zu Sarah. Er legte die Arme um ihren zitternden Körper und küsste ihre feuchten Wangen. „Sarah, mi amor, es tut mir so leid. Ich war ein egoistischer Idiot, habe nur an mich gedacht. Für mich gibt es keine schlimmere Vorstellung, als dich wieder verlieren zu können.“ Er hob ihr Kinn. „Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, lass es mich wissen. Ich tue, was immer du möchtest.“
Sarah schüttelte den Kopf. „Du weißt doch, dass ich dich über alles liebe. Ich möchte dich auch nicht verlieren. Wie kannst du nur so etwas denken? Wie kannst du das auch nur eine Sekunde lang gedacht haben?“
„Mi angel, es tut mir von Herzen leid. Bitte verzeihe mir.“ Eduardo nahm ihre Hände in seine. „Sag, dass du mir vergibst.“
Sarah nickte langsam. „Bitte zweifle nie wieder an meiner Liebe zu dir.“
„Das werde ich bestimmt nicht.“ Er strich sanft durch ihr Haar. „Ich habe eine Idee. Wir laden deine Familie im Sommer ein. Sie können so lange bleiben, wie sie möchten. Wir haben genügend Platz. Was sagst du?“
Sarah hob den Kopf und blickte ihm in die Augen. Ihre Gesichtszüge begannen sich zu entspannen. „Wäre das möglich?“
„Natürlich. Nichts wäre mir eine größere Freude.“
„Ich habe Angst, dass sie mich nicht sehen wollen. Dass sie mir nicht vergeben werden.“ Sarah begann erneut zu zittern. Eduardo strich ihr über die Wange. „Sie werden es verstehen. Schreib ihnen, ruf sie an, so oft du möchtest.“
„Denkst du, dass sie es irgendwann tatsächlich verstehen werden?“ Sie runzelte unsicher die Stirn.
„Darauf gebe ich dir mein Wort.“
Sarah begann Hoffnung zu schöpfen. Wenn Maja und Ilse erst sahen, wie glücklich sie und Eduardo waren, würden sie sich für sie freuen und einsehen, dass er ihr Schicksal war. Sie würde ihnen jede Woche schreiben und anrufen. Sie würden sich nicht zu sorgen müssen. Sarah lächelte. Alles würde gewiss gut werden. Sie küsste Eduardo sanft, bevor er sich wieder auf seinen Stuhl setzte. „Danke.“, flüsterte sie. „Ich hoffe, ich habe dich nicht erneut in Verlegenheit gebracht. Was wohl die Leute gedacht haben, als ich zu weinen begann?“ Sarah runzelte die Stirn.
„Was hat dieser egoistische Idiot nur diesem engelsgleichem Wesen angetan?“ Eduardo musterte sie zerknirscht. „Du hast mich nicht in Verlegenheit gebracht, wenn, dann war ich es selbst.“
Sarah wollte etwas erwidern, als ein Kellner mit zwei Tellern kam und den Gruß aus der Küche ankündigte. Während des Essens begann Eduardo ihr zukünftiges Leben in Kolumbien in den schillerndsten Farben auszumalen. Sarah betrachtete ihn lächelnd und bat innerlich darum, dass sie immer so glücklich sein mögen.
Nach der Nachspeise nahm Eduardo sie sanft am Arm. Sie verlangsamte ihre Schritte irritiert, als sie bemerkte, dass sie nicht den Ausgang, sondern den Tisch ansteuerten, an welchem das Mädchen mit ihrer Mutter und Großmutter saß. Vor wenigen Minuten hatten Kellner eine riesige Torte mit siebzehn Kerzen serviert. Ein Geschenk des Hauses. Das Mädchen ließ sich gerade lächelnd die Schokolade auf der Zunge zergehen, als es Sarah und Eduardo bemerkte. Die drei musterten das Paar neugierig.
„Entschuldigen Sie bitte die Störung.“ Eduardo schenkte ihnen ein Lächeln und ignorierte Sarahs verwirrten Blick. „Wir vernahmen, dass ihre wunderschöne Tochter heute Geburtstag feiert.“ Er wandte sich an das Mädchen, welches ihn verlegen musterte. „Herzlichen Glückwunsch.“
Sarah schenkte dem Mädchen ein Lächeln.
„Danke.” Eine Röte überzog seine Wangen.
Eduardo lächelte und wandte sich an die beiden Frauen. „Darf ich fragen, wie Sie angereist sind?“
Die ältere der beiden Frauen wies schmunzelnd auf ihr fast leeres Weinglas. „Mit dem Taxi. Ist wohl besser so.“
Eduardo nickte und wandte sich wieder an das Mädchen. „Weißt du, meine bezaubernde frisch angetraute Frau war noch nie in dieser aufregenden Stadt und würde sie gerne ein wenig erkunden. Das macht man wohl am besten auf altbekannte New Yorker Manier mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Nun ist jedoch das Problem, dass da draußen eine Limousine auf uns wartet...“
Die Augen des Mädchens und Sarahs weiteten sich gleichzeitig.
„...da aber nun mal schon alles bezahlt wurde, brauchen wir jemanden, der statt uns fährt, sonst wäre der Chauffeur wohl ziemlich beleidigt.“ Eduardo runzelte die Stirn. „Er ist ein sehr netter Mensch, das könnte ich nicht verantworten. Hast du vielleicht einen Vorschlag, wie wir dieses Problem lösen könnten?“
Die Augen des Mädchens begannen zu funkeln. Es warf seiner Mutter und Großmutter einen flehenden Blick zu. „Eine Limousine! Bitte!“
Die Mutter betrachtete Eduardo Stirn runzelnd. „Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll...“
Sarah schenkte ihr ein Lächeln. „Bitte. Es wäre uns eine Freude.“ Sie wandte sich an das Mädchen. „Ich wurde mit so viel Glück belohnt, ich möchte andere daran teilhaben lassen.“ Sie strich Eduardo zärtlich über den Arm, ihr Herz brannte voller Liebe zu ihm, auch wenn sie wusste, dass er das alles vor allem für sie tat.
Die Frau lächelte schließlich und nickte. „Danke.“
„Vielen, vielen Dank.“ Das Mädchen strahlte.
„Wir haben zu danken.“ Eduardo lächelte.
„Möchtet ihr vielleicht ein Stück Torte?“ Das Mädchen deutete auf das Dessert. „Sie ist wirklich köstlich und viel zu viel für uns.“
Die Frauen nickten. „Setzen Sie sich doch ein paar Minuten zu uns.“
Eduardo tauschte einen Blick mit Sarah, welche nickte. „Okay, ich gebe nur schnell dem Chauffeur bescheid.“
Die fünf saßen noch etwa eine Viertelstunde gemeinsam an dem Tisch, ehe sich Sarah und Eduardo verabschiedeten. „Ich wünsche Ihnen alles Gute.“, sagte die jüngere Frau nochmals zum Schluss.
Auf dem Weg zur U-Bahn Station, gingen Sarah und Eduardo an zwei älteren Männern vorbei, welche an einer Hausmauer lehnten. Sie trugen sehr alte, dünne Kleider und hatten die Arme schützend um ihre Körper gelegt. Ihre Lippen hatten einen bläulichen Ton.
Sarahs Augen begannen zu tränen. Sie umschloss Eduardos Arm fester. Er bemerkte ihren Blick und blieb stehen. „Du weißt, wie viel Elend es auf der Welt gibt, Sarah. Wir können nicht jeden retten.“, flüsterte er. Sie nickte. „Ich weiß...es ist nur, werden sie diese Nacht überleben, oder die folgende? Es ist doch so kalt.“ Eduardo betrachtete sie seufzend, nickte schließlich und zog seine Geldbörse aus der Tasche. Er reichte beiden Männern einen hundert Dollar Schein.
Die beiden blickten ihn irritiert aus leeren Augen an, ehe sie begriffen. „Möge Gott Sie segnen!“, sagte einer. Eduardo zog Sarah weiter zum Stiegenabgang. „So erleben sie zumindest den Weihnachtsmorgen.“ Er legte den Arm um ihre Taille und schob sie sanft nach vor, als die Bahn einfuhr. „Danke.“, sagte Sarah, während sie einstiegen. Sie fanden zwei freie Plätze im hinteren Teil des Wagons. Eduardo zog sie fest an sich. „Amorcita, was machst du nur mit mir?“ Er küsste sie zärtlich. Als die U-Bahn los fuhr, fühlte Sarah, dass ihr neues Leben nun endgültig begonnen hatte.

Selene

Hallo ihr Lieben :knuddel:

Auch wenn noch kein Feedback kam, möchte ich das neue Kapitel schon posten, da ich in nächster Zeit sowohl für das Forum, als auch fürs Scheiben, weniger Zeit haben werde, und es deshalb länger bis zu einem neuen Kapitel dauern könnte.

Freu mich schon auf eure Feedbacks, aber stresst euch nicht, ich weiß ja, dass ihr momentan genauso unter Stress steht wie ich.

Schönen Abend noch und gute Nacht!
Bussi Selene




46. Teil

Rosa

Die lachsfarbenen Wände des Raumes wurden von eingerahmten Fotografien und Kreidezeichnungen geschmückt. Rosa hatte sie in der vergangenen Stunde sechs Mal gezählt. Die fünfzehn Fotografien zeigten Frauen verschiedenen Alters mit ihren Kindern oder einzelne Aufnahmen von Babys. Dazwischen und daneben zeigten Naturzeichnungen die Schönheit fiktiver Welten. Auf der Wand gegenüber von Rosa, links neben der Tür zum Empfangsraum und Ausgang, hingen diverse Informationsplakate. Im Warteraum standen drei Tische mit mehreren Stapeln mehr oder weniger aktueller Zeitschriften und Magazine, welche hauptsächlich medizinische Themen beinhalteten. An den Wänden und um die Tische standen zwanzig Stühle, von welchen nun nur mehr fünf besetzt waren. Neben Rosa saß eine Frau etwa Mitte vierzig, welche in einer Zeitung blätterte. Ihre Augen wanderten eilig über die Zeilen, ihre Finger zitterten unruhig, als sie die Seite wendete. Das Medium schien für die Frau lediglich als Täuschung zu dienen. Als Täuschung vor den anderen Patientinnen, aber auch vor ihr selbst. Sie schien ihre Nervosität mit solcher Verzweiflung verbergen zu wollen, dass sie nur noch offensichtlicher wurde. Die Frau versagte in ihrer erwählten Rolle. Rosa ließ den Blick zu einer etwa Fünfzehnjährigen schweifen, welche scheinbar gelangweilt einen Punkt auf dem Boden fixierte. Welche Rolle mochte sie wohl zu spielen? Wer waren diese Frauen in dem Wartezimmer jener gynäkologischen Praxis? Welche Geschichten hatten sie wohl erlebt? Was ging tatsächlich in ihrem Inneren vor? Rosa liebte es seit ihrer Kindheit Menschen zu beobachten und sich aus verschiedenen Details ihre Geschichten zusammenzuweben. Eine vollkommen unnötige und unhöfliche Angewohnheit., hatte ausgerechnet ihre Mutter getadelt, welche glaubte, die Bewohner Spanish Harlems besser zu kennen, als jeder andere. Rosas Lust an dem Gedankenspiel hatte jedoch mit den Jahren nachgelassen, weshalb sie es kaum mehr spielte. An jenem Tag diente es lediglich ihrer eigenen Ablenkung von dem Schicksal, welches sich noch in der nächsten Stunde entscheiden sollte. Auch Rosa spielte nur eine Rolle.
Sie sah irritiert hoch, als die Tür zum Behandlungsraum geöffnet wurde. Eine ältere Frau trat mit einem zumindest scheinbar gleichgültigen Gesichtsausdruck heraus. Wenige Minuten später ertönte eine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher, welche Rosa aufforderte einzutreten. Die junge Frau erhob sich eilig, wurde jedoch mit einem Mal von einem Schwindel erfasst, welcher sie dazu zwang, nochmals auf den Stuhl zu sinken. Sie blickte sich unsicher um, doch niemand schien etwas registriert zu haben. Zögernd erhob sie sich schließlich und näherte sich der Tür auf der rechten Seite. Rosa glaubte ihren Herzschlag zu hören, als sie die Türklinge hinunter drückte und den hellen Raum betrat.
Dr. White sah nur kurz hoch und widmete sich wieder einem Formular, welches er gerade ausfüllte. Rosa schloss langsam die Tür.
„Setzen Sie sich.“ Der Arzt legte den Kugelschreiber zur Seite und wies auf den Stuhl ihm gegenüber.
Rosa folgte seinen Worten. „Guten Tag...“ Sie reichte ihm die Hand.
„Wie geht es Ihnen, Mrs. Marquez?“
Ihre Lippen wurden trocken, sie räusperte sich leise. „Den Umständen entsprechend. Ich muss gestehen, dass ich sehr nervös bin.“
Dr. White nickte und musterte sie konzentriert. „Wollen Sie ein Glas Wasser?“
Rosa schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich...ich möchte es nur endlich wissen...“
Der Arzt schlug einen schwarzen Ordner auf und zog zwei Blätter aus einer Glassichtfolie. „Hat Sie jemand begleitet oder sind Sie alleine gekommen?“, fragte er nachdenklich.
Rosa runzelte die Stirn. Was sollte diese Frage? Waren die Ergebnisse so schlecht, dass er annahm, sie würde es vorziehen, ihrem Leben mit einem Sprung aus dem Fenster seiner Praxis ein Ende zu setzen? „Ich bin alleine gekommen. Mein Mann arbeitet heute lange.“
„Verstehe.“ Dr. White nickte langsam.
„Dr. White, ich möchte nicht unhöflich sein, aber...“ Rosa vollendete den Satz nicht. Es war auch gar nicht notwendig. Der Arzt nickte erneut, diesmal entschlossener. Seine Augen bekamen einen sanften Ausdruck, er senkte seine Stimme. „Mrs. Marquez, ihre Eierstöcke sind unterentwickelt.“ Er räusperte sich und begann Rosa ihre physische Situation genauer zu erklären. Doch sie konnte dem Schwall an Fremdworten bald nicht mehr folgen. Eine rasende Unruhe machte sich in ihrem Herzen breit. Sie spürte eine aufkeimende Übelkeit.
„Was bedeutet das?“ Sie wusste nicht, ob sie ihn gerade unterbrochen hatte. „Werde ich niemals Kinder bekommen können?“ Rosa kannte die Antwort, als sie in seine Augen sah. Augen voller Mitgefühl, und Mitleid.
„Mrs. Marquez...“
Rosa versuchte die heraufkeimenden Tränen zurückzuhalten. Sie begann zu zittern.
„Um ehrlich zu sein, ist die Wahrscheinlichkeit vom jetzigen medizinischen Standpunkt aus äußerst gering, dass Sie jemals Kinder gebären werden...“ Dr. White biss sich auf seine Unterlippe. Als er die Tränen auf Rosas Wangen bemerkte, ergriff er ihre Hand. Doch Rosa bemerkte die tröstende Geste, die sanften Worte, mit welchen er sie zu beruhigen versuchte, nicht. Ihre Seele schien die körperliche Hülle verlassen zu haben. Sie fand sich wieder in einer fernen Vergangenheit. Rosa als Fünfjährige, wie sie auf die Nachbarskinder aufpasste. Als Siebenjährige mit ihrer Lieblingspuppe. Vor bunten Zeichnungen sitzend, alle zeigten sie mit ihren zukünftigen Kindern. Rosa hatte schon von eigenem Nachwuchs geträumt, bevor sie sich noch für Jungs interessiert hatte. Plötzlich befand sie sich in einer ungewissen, dunkelgrauen Zukunft, in welcher sie Ana würde erklären müssen, dass etwas mit ihrer Tochter nicht stimmte. Dass ihr Körper fehlerhaft war. Jorge würde sich von ihr abwenden und nach einer Frau suchen, welche ihm ein Kind schenken könnte. Eine ferne Stimme drang plötzlich zu Rosa durch. Sie wehrte sich zuerst widerwillig, kehrte aber schließlich zurück in den matten, fehlerhaften Körper in der großen Arztpraxis in Brooklyn.
„Mrs. Marquez, ich verstehe, dass das ein großer Schock für Sie ist, doch Sie dürfen nicht vergessen...“
Rosa erhob sich langsam. „Entschuldigen Sie, ich...ich muss raus hier...“ Sie glaubte in dem Raum, der nun nichts Freundliches mehr zu haben schien, zu ersticken.
Dr. White nickte verständnisvoll. „Mrs. Marquez, ich empfehle Ihnen...“
Doch Rosa hatte das Zimmer bereits verlassen und verließ eilig die Arztpraxis. Der Stiegenabgang begann vor ihren Augen zu verschwimmen. Sie stützte sich mit einer Hand am Geländer ab und wischte mit der anderen hektisch über ihre Wangen. Rosa stolperte zweimal beinahe, als sie die knarrende Treppe hinunterlief. Sie riss die schwere Tür auf und rang nach Luft. Doch das Bild, welches sich ihr vor dem Gebäude bot, schien ihre blutenden Wunden nur noch mit Salz zu füllen. Die Verschwörer hatten sich versammelt, um sie zu sehen, um mit ihren Kinderwägen und Schwangerschaftsbäuchen auf ihren fehlerhaften Körper zu weisen.
„Ist sie denn immer noch nicht schwanger?“, fragte Consuela Moldavo, gierig darauf an neue Informationen zu kommen, welche sie, wie ein Raubtier ihr Opfer, gnadenlos verschlingen würde.
Ana senkte die Stimme,, um die schlafende Tochter im Nebenraum nicht zu wecken. „Wenn die Zeit reif ist, wird sie ein Kind gebären.“
Consuelas Stimme wurde nun ebenfalls leiser. „Hat sie sich schon einmal untersuchen lassen? Vielleicht stimmt ja irgendetwas nicht...“
Anas Stimme bekam einen wütenden Unterton. „Was redest du da schon wieder? Mit dem Körper meiner Tochter ist alles in bester Ordnung! Sieh sie dir doch an! Die Jugend und Schönheit in Person, vor Gesundheit nur so strotzend.“
Doch Rosa schlief nicht. Sie hatte jedes Wort verstanden.
Die junge Frau ging durch den verschneiten Park. Sie fröstelte, wusste aber, dass die Ursache dafür nicht das Wetter war. Neben ihr gingen zwei Frauen etwa in ihrem Alter. Eine schluchzte herzzerreißend. Rosa erkannte sie als eine der Patientinnen, welche kurz vor ihr dran gewesen waren. „Was soll ich nur machen? Verdammt! Warum musste das ausgerechnet mir passieren? Wir haben doch an alles gedacht. Mike wird ausflippen. Was ist mit meinem Studium, dem Job? Ich möchte das alles nicht aufgeben! Verdammt, ich bin erst einundzwanzig und möchte auch noch etwas leben, bevor ich ein schreiendes Balg am Hals habe!“
Rosa warf ihr einen ungläubigen Seitenblick zu. Erneut musste sie lernen, wie ungerecht diese Welt doch zu sein schien. Sie verspürte einen Moment die Lust einen harten Schneeball nach der undankbaren Frau zu werfen. Schließlich besann sie sich aber wieder. Diese Frau konnte immerhin nichts für Rosas Schmerz. Rosa verließ den kleinen Park eilig und dachte über die Untersuchungsergebnisse nach. Hatte es möglicherweise einen Irrtum gegeben? So etwas kam schließlich vor. Dr. White mochte zwar der beste Gynäkologe Brooklyns sein, aber auch er war nicht fehlerfrei. Vielleicht sollte sie eine zweite und auch dritte Meinung einholen. Ein schwacher Hoffnungsschimmer erleichterte den erstickenden Schmerz ihres Herzens. Es war noch nicht alles verloren. Gewiss würde sie eines Tages mit ihrem Baby im Arm Kopf schüttelnd an diesen schwarzen Tag denken. Weder Jorge noch Ana wussten, dass die Ergebnisse bereits da waren. Dabei würde es Rosa auch belassen, bevor sie nicht eindeutige Gewissheit hatte. Aufgrund des Planes schon etwas optimistischer gestimmt, verwischte sie ihre letzten Tränen und betrat das nächste Cafe an der Straßenecke. Das war es, was sie nun dringend brauchte. Schwarzen Kaffee und ein Stück Torte, welche ihrem Körper zeigten, wie lebendig und stark er in Wirklichkeit war. Sie setzte sich an einen gemütlichen kleinen Tisch gegenüber der Eingangstür. Während sie das heiße Getränk an ihre Lippen setzte, blätterte sie in einer Zeitung. Als sie auf einen Artikel über Fehldiagnosen in Krankenhäusern stieß, fühlte sie sich in ihrem Selbstbetrug bestätigt. Denn auch wenn Rosa es sich oberflächlich erfolgreich eingeredet zu haben schien, kannte ihr Herz die Wahrheit.
Sie versank in einen anderen Artikel, als plötzlich die Tür geöffnet wurde und ein Mädchen das Cafe betrat. Rosa betrachtete es aufmerksam. Es trug sein längeres, blondes Haar zu einem Zopf gebunden. Seine blauen Augen blitzen unsicher, als es sich zögernd umsah.
In dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, schenkte Rosa ihm ein Lächeln. Das Mädchen erwiderte es dankbar und näherte sich ihrem Tisch. „Entschuldige, mir ist etwas richtig Dummes passiert...“ Ihre Stimme war hell und melodisch, der Akzent verlieh ihr nur noch einen verlockenderen Charme. „...ich...ich habe mich verlaufen und auch noch meinen Stadtplan in irgendeinem Geschäft verloren...oder auch schon in der U-Bahn...“ Das Mädchen runzelte unsicher die Stirn.
„Wohin willst du denn?“, fragte Rosa.
Das Mädchen nannte ihm den Namen eines Restaurants sowie die Straße, in welchem sich dieses befand.
Rosa nickte und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Das ist ganz in der Nähe. Du gehst einfach die Straße hinunter, biegst dann die dritte nach links und dann die erste nach rechts.“, erklärte sie. „Ein sehr gutes Restaurant übrigens.“
Das Mädchen lächelte erleichtert. „Vielen Dank. Du bist ein Engel...“ Als Rosa eine abwehrende Geste mit der Hand machte, fuhr es fort. „Doch, ich meine das vollkommen erst. Nicht auszudenken, was möglicherweise passiert wäre, hätte ich mich noch weiter verlaufen...“ Es runzelte die Stirn. „New York ist toll und aufregend, aber eindeutig viel zu groß für mich.“
Rosa lächelte. „Das wird schon, je länger du da bist, desto besser wirst du dich auch auskennen. Oder verbringst du hier nur deine Weihnachtsferien?“
Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein...meine Flitterwochen...“ Es lächelte etwas verlegen, als Rosas Augen einen irritierten Ausdruck bekamen. „Ich muss los, er wartet bestimmt schon auf mich. Danke nochmals.“
Rosa nickte. „Ich freue mich, dass ich dir helfen konnte. Eine gute Tat versüßt so schwarze Tage wie diesen.“ Dies war keine Floskel, Rosa meinte es von Herzen. Denn das Lächeln des Mädchens, das strahlende Leben in seinen Augen, hatte ihr etwas gegeben, etwas mitgeteilt. Es schien, als wäre die Fremde mit ihrer sanften Stimme zu ihrem Herzen durchgedrungen.
Das Mädchen runzelte die Stirn. „Weißt du, meine Großmutter sagte immer, es gäbe nur schwarze Tage, wenn wir sie zu diesen machen. Du kannst aus fast allem Positives ziehen, wenn du es nur möchtest. Wenn sich eine Tür schließt, öffnen sich zwei neue. Du musst nur hindurch gehen.“ Es lächelte aufmunternd. „Ich wünsche dir alles Gute.“
Rosa erwiderte das Lächeln. „Genieße deine Zeit in New York und alles Gute für die Zukunft!“
Ihre Blicke begegneten sich nochmals, als das Mädchen lächelnd das kleine Cafe verließ. Rosa wollte es sich zuerst nicht eingestehen, aber es war die Fremde gewesen, welche den trügerischen Hoffnungsschimmer in ihrem Herzen zumindest für eine gewisse Zeit zu Realität werden ließ. Alles würde sich zum Guten wenden.
Als Rosa sich auf dem Heimweg befand und das Mädchen den ersten Löffel der Suppe im Restaurant zu sich nahm, dachten sie schon nicht mehr aneinander. Ihre Begegnung war nur sehr kurz gewesen, zwar von positivem Nutzen für beide, doch schien sie weiter nicht bedeutend. Man traf täglich schließlich auf Hunderte von Menschen, von welchen man den Großteil nicht einmal wirklich wahrnahm und auch nicht wieder sah. Auch Rosa und das Mädchen sollten sich nie wieder begegnen, dennoch würden sie Jahre später durch das Schicksal miteinander verbunden werden.
Hey Süße
Erst einmal tut es mir Leid, dass ich dir zum letzten Teil kein Fb gegeben habe. Ich habe den Teil aber gelesen und fand ihn einfach klasse. Vor allem wie sich Eduardo um Sarah kümmert ist einfach klasse.
Der letzte Teil war einfach nur traurig.
Mir tut Rosa so Leid. Vor allem die Gedanken die sie hatte, als sie an Ana und Jorge gedacht hatte. Besonders den über Jorge fand ich sehr traurig. Aber zum Glück hat es sich ja nicht so rausgestellt. Er ist ja trotzdem bei ihr geblieben. Vorrausgesetzt sie hat es ihm natürlich erzählt, wovon ich aber stark ausgehe.
Und dann die Szene im Café. Ich bin ja stark der Meinung, dass dieses Mädchen Sarah war. Auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnere, ob Sarah blondes Haar hat. Aber der Satz am Ende hat meinen Verdacht noch mehr verstärkt.
Stress dich nicht zu sehr damit einen neuen Teil zu posten. Das Studium ist schließlich wichtiger. Aber wenn du Ablenkung brauchst, kannst du ja ein wenig weiter schreiben xD
Ich freu mich auf jeden Fall über einen neuen Teil und warte geduldig auf ihn.
Hab dich lieb Anne
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