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Selene

Hallo meine Süßen :knuddel:

Vielen, vielen Dank für eure Feedbacks!

Hab mich sehr darüber gefreut!

Ich wollte euch nur kurz mitteilen, dass ich es heute leider doch nimma schaffen werde den neuen Teil fertigzustellen. Aber er kommt morgen, gemeinsam mit Re-FB Smile

Hab euch lieb.

Schönen Abend noch

Bussi Selene

Selene

Hallo meine Süßen :knuddel:

Vielen, vielen Dank nochmals für eure tollen Feedbacks! Freut mich, dass euch meine Geschichte so gefällt.

Eigentlich wollte ich den neuen Teil ja noch gestern am späteren Abend posten, aber ich hatte Probleme mit der Internetverbindung. Deshalb kommt er erst jetzt.

Ich hoffe, er gefällt euch. Freu mich, wie immer, sehr über Feedbacks!

Bussi Selene



24. Teil

Lillian

Spanish Harlem, 2000

Die Musik dröhnte an ihrem Ohr. Der Club war gesteckt voll. Lillian und Elena waren schließlich näher an die Lautsprecher gerückt, als weitere Personen zu dem Tisch hinzugekommen waren.
Arturo unterhielt sich seit einiger Zeit mit zwei Freunden, ließ die junge Frau jedoch nicht aus den Augen. Er spürte, dass es ihr nicht gut ging. Je mehr Lillian lachte und vorgab fröhlich zu sein, umso weniger glaubte er ihr das Theater.
Sie wich seinem Blick aus und fixierte das halbvolle Glas. Lillian hatte mehr Alkohol konsumiert als normalerweise. Ihr Kopf brummte, sie fühlte sich schwindlig. Die drückende Unruhe war jedoch nicht verschwunden.
„Lillian?“
Sie musterte ihre Freundin Elena Stirn runzelnd. „Entschuldige. Hast du etwas gesagt?“
„Möchtest du gehen?“
„Wie bitte?“ Lillian fasste sich an ihr Ohr und warf dem Lautsprecher einen genervten Blick zu.
Elena lehnte sich zu ihr und hob den Ton so, dass der gesamte Tisch für einen Moment zu ihr blickte.
„Möchtest du gehen?“
„Das kann nicht dein Ernst sein?“ Antonio legte den Arm um Lillian, welche sich sofort daraus befreite.
„Ich bringe euch beide nachhause, wenn ihr möchtet.“ Arturo musterte sie besorgt.
„Was soll der Unsinn? Niemand möchte nachhause. Wir sind hier um uns zu amüsieren. Die Nacht ist noch jung...“ Elena seufzte leise und warf ihrer Freundin einen Seitenblick zu. „...außerdem bist du mir noch einen Tanz schuldig, Arturo.“
„Kannst du überhaupt noch tanzen?“ Antonio blickte spottend auf das Glas vor Lillian.
Sie erhob sich und warf ihm ein süffisantes Lächeln zu. „Mit einem richtigen Mann sicherlich.“
Ein paar seiner Freunde lachten. Antonio warf ihr einen gekränkten Blick zu, befreite sich jedoch schnell wieder aus der Starre. „Wenn du schon erwachsen wärst, würde ich dir schon zeigen, dass ich ein richtiger Mann bin.“
Lillian rollte mit den Augen. „Müssen wir dieses Gespräch tatsächlich fortsetzen?“ Von Elenas besorgten, dunklen Augen gefolgt ging Lillian zur anderen Seite des Tisches und blieb vor Arturo stehen. „Das Lied ist perfekt.“
Er musterte sie kritisch, erhob sich aber schließlich ebenfalls und zog sie zu einer der kleinen Theken.
„Was soll das? Ich will tanzen.“
Er ignorierte sie und schenkte Mercedes, der einzigen weiblichen Barkeeperin des Clubs, ein kurzes Lächeln. „Wir bekommen ein Glas Wasser.“
„Was?“ Lillian schüttelte den Kopf.
Mercedes wandte ihre Augen nicht von Arturo ab, während sie Wasser in das Glas füllte. „Bitte.“ Sie reichte es ihm lächelnd.
„Vielen Dank, Mercedes.“ Er erwiderte ihr Lächeln.
Lillian rollte mit den Augen. „Wer soll das trinken?“
Erneut wurde sie ignoriert. „Wie viel bin ich dir schuldig?“
„Was?“ Mercedes’ Errötung war trotz des sehr gedämpften Lichtes sichtbar. Lillian stieg genervt von einem Fuß auf den anderen. „Entschuldige. Einen Dollar.“
Arturo reichte ihr ein paar Münzen. „Stimmt schon so.“
Sie zählte nach. „Vielen Dank.“
Arturo verabschiedete sich kurz und zog Lillian zu einem der kleinen Stehtische. „Trink das.“ Er reichte ihr das Glas.
„Was soll das? Ich will tanzen, nicht trinken.“
Er seufzte. „Was ist eigentlich los mit dir? Sorgen in Alkohol zu ertränken passt doch sonst so überhaupt nicht zu dir. Wir hätten heute nicht weggehen müssen. Ich hätte meinen Freunden abgesagt und wir hätten einfach zusammen sitzen und reden können.“
„Vielleicht möchte ich das gar nicht. Vielleicht habe ich es satt, dass ihr euch um mich sorgt.“
„Lillian.“ Sein Ton wurde härter. „Trink das.“
Sie runzelte die Stirn und leerte das Glas in einem Zug. „Zufrieden? Und was hat das nun gebracht? Mein Leben ist noch immer ein einziger Scherbenhaufen!“
Er ergriff ihre Hand, sie erzog sie ihm jedoch sogleich.
„Lass mich doch einfach in Ruhe und geh zu dieser Mercedes. Sie wünscht sich gewiss nichts sehnlicher, als dass du es ihr sofort hinter der Theke besorgst.“
Arturo schüttelte den Kopf. „Antonio hatte recht. Du benimmst dich im Moment in der Tat wie ein kleines Mädchen.“ Seine Stimme hob sich. „Ich kann nichts dafür, dass du so viel Leid erfahren musstest. Nicht ich habe es dir zugefügt! Also lass deine Wut nicht an mir aus!“
„Ich bin also nur ein kleines Mädchen für dich? Warum gibst du dich dann eigentlich noch mit mir ab?“
Seine Augen hatten einen kalten Ausdruck bekommen. Er konnte seine Wut nicht mehr zurückhalten. „Was ist eigentlich los mit dir? Ich kann nichts dafür, dass dich deine leiblichen Eltern zur Adoption freigaben und Ana sowie Rosa und Jorge dir das verheimlicht haben! Ich trage keinerlei Schuld an deinem Schmerz!“ Er ignorierte die stummen Tränen, welche über ihre Wangen rannen und fuhr fort. „Elena und ich, wir wollten dir nur helfen, für dich da sein. Aber das lässt du ja nicht zu. Du behandelst Menschen wie es dir gerade passt! Erst lässt du sie sehr nahe ran, dann weist du sie wieder ab und stoßt sie brutal von dir! Das kannst du nicht machen! Du kannst nicht einmal das Hilfe suchende Mädchen und dann die unnahbare Prinzessin spielen! Verdammt, Lillian, es gibt noch andere Menschen als dich auf der Welt! Und weißt du was, gerade nervst du mich gewaltig. Ich hatte dich sehr viel reifer eingeschätzt. Das wird dich jetzt höchst wahrscheinlich belustigen, aber ich hatte sogar einmal geglaubt, dass wir beide zu einer ernsthafteren Beziehung fähig wären, als zu dieser zwielichtigen Geschichte, die wir führen!“
„Was redest du da?! Du willst eine ernsthafte Beziehung führen? Wir schliefen lediglich ein paar Mal mit einander! Das machst du doch auch mit Yolanda, Carla und wahrscheinlich auch mit dieser Mercedes. Wahrscheinlich sind es sogar noch mehr.“
„Es ist mehr als das zwischen uns gewesen, und das weißt du. Und ich habe nicht...“ Er hielt inne. „Das hat doch sowieso keinen Sinn! Werde erwachsen. Und lass deine Launen in Zukunft an jemanden anderen aus!“ Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, kehrte er dem Stehtisch den Rücken und ging zurück zum Tisch.
„Warte.“ Brachte Lillian unter Tränen hervor, er hörte es jedoch nicht mehr. Sie fasse sich schluchzend an den Kopf, welcher nun noch mehr zu dröhnen schien als zuvor. Der schwere Druck auf ihrem Herzen nahm ihr die Luft zum Atmen. Lillian rannte aus dem Club und ließ sich auf den kalten, verstaubten Gehsteig sinken. Sie vergrub das Gesicht in den Händen. Ihr Körper zitterte, nicht nur aufgrund der Kühle der Nacht.

„Lillian?“
„Arturo?“ Es war kaum hörbar. Sie hob den Kopf, blickte aber in zwei andere Augen. Dunkle Augen, welche sie höhnisch musterten.
Er reichte ihr die Hand. Sie wusste nicht warum, aber sie ließ sich von ihm hoch ziehen.
„Du erkennst mich doch noch?“
„Natürlich, Ricardo.“ Sie wich dem Blick ihres Exfreundes aus. Die Übelkeit in ihrer Magengegend wurde stärker. Sie atmete tief durch.
„Soll ich dich nachhause bringen?“ Er strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht.
Sie brachte nur ein leichtes Nicken zustande.
Ricardo musterte sie gleichgültig und schob sie zu seinem Auto. Sie ließ sich langsam in den Sitz sinken, die Augen halboffen ins Leere gerichtet.
Er beobachtete sie Kopf schüttelnd. „War wohl etwas zu viel heute?“
Lillian antwortete nicht.
Ricardo startete den Motor. „Ich hätte mir nach unserer letzten Begegnung nicht gedacht, dass du noch mal in mein Auto steigen würdest. Arturo gefällt das bestimmt nicht.“
„Ist doch egal.“
„Seid ihr denn nicht mehr zusammen?“
Sie presste die Augen zusammen und atmete tief durch. „Bring mich einfach nachhause.“
Er legte die rechte Hand auf ihr Knie. „Die Nacht ist doch noch jung. Wir könnten auf alte Zeiten anstoßen.“
Sie schob seine Hand erbost von sich. „Lass mich hier aussteigen. Sofort.“
Er grinste. „Sonst was? Du kannst doch nicht einmal mehr deine Augen offen halten! Außerdem kann ich es unmöglich verantworten dich hier aussteigen zu lassen. Hier laufen zu viele Kerle herum, die nur auf so ein hübsches Ding wie dich warten.“
„Mir ist sehr schlecht. Wahrscheinlich muss ich mich jeden Moment übergeben. Es wäre dir, und vor allem deinem geliebten Auto, also geraten mich einfach aussteigen zu lassen.“
Ricardo hielt tatsächlich an. Lillian atmete erleichtert auf, als sie den Wohnblock erkannte.
„Denkst du wirklich, irgendein normal denkender Mann hätte dich heute angefasst? Hast du schon mal in den Spiegel geblickt?“ Er lachte verächtlich. „Steig aus. Ich würde mich schämen, würde mich jemand mit dir sehen.“
„Warum hast du mich dann überhaupt mitgenommen?“
Er ging nicht darauf ein. „Sieh der Realität ins Auge, Kleine. Ich hatte das, was ich wollte, schon vor langer Zeit bekommen. Mehr wollte ich nicht. Du gehörst nicht hier her. Die Männer hier werden immer nur eines von dir wollen. Zu mehr bist du nicht zu gebrauchen. Geh zurück nach Brooklyn.“
Lillian öffnete die Autotür und erhob sich zitternd. Sie verwischte die Tränen nicht. „Ich hasse dich. Eines der Dinge, die ich in meinem Leben wirklich bereue, ist dich kennen gelernt zu haben!“ Sie knallte dir Autotür zu.
Ricardo startete sogleich den Motor und fuhr los.
Lillian sank auf die Stufen zu ihrem Wohnhaus. Der Druck im Magen wurde stärker. Sie lehnte sich vor und gab ihm nach. Danach vergrub sie ihr Gesicht schluchzend in den Händen. „Warum hast du mich vor zehn Jahren nicht einfach mitgenommen, Mamá?“ Presste sie unter Tränen hervor. „Warum bin ich nicht mit euch im Auto gesessen?“ Ihre Stimme versagte.

Elena fand sie eine halbe Stunde später in derselben Position vor dem Haus vor. „Lillian!“
Ihre Freundin hob den Kopf.
„Ich bin fast gestorben vor Angst!“ Lillian erkannte Elenas geröteten Augen im schwachen Schein der Straßenlaterne. Ihre Freundin setzte sich eilig zu ihr und schloss sie in die Arme. „Wie bist du hergekommen?“
„Ricardo hat mich heimgeführt.“
„Wie bitte?“ Elena blickte sie verständnislos an. „Von Arturo nimmst du keine Hilfe an, aber von Ricardo lässt du dich heimführen? Hast du schon vergessen, was er dir vor über einem Jahr angetan hat?“ Ihre Augen weiteten sich erschrocken. „Er hat doch nicht wieder...“
„Nein!“ Lillian fuhr ihr ins Wort. „Er...er hat mich nur heimgebracht.“ Ihre Stimme zitterte. Sie verschwieg das Gespräch, zu sehr schmerzte es sie.
Elena schüttelte den Kopf und musterte ihre Freundin besorgt. „Ich glaube es einfach nicht, dass du dich von ihm hast nachhause bringen lassen.“
„Ich...ich musste einfach nur weg.“ Lillians Augen tränten erneut.
Ihre Freundin nickte. „Du hättest Arturo fragen können. Oder einen von den anderen. Aber ausgerechnet Ricardo...“
„Er hat es angeboten.“
Elena seufzte leise. „Ich bin froh, dass nichts passiert ist.“
„Dafür wäre ich ihm nicht mehr gut genug gewesen. Arturo bin ich auch nicht mehr gut genug.“ Sie vergrub ihr Gesicht schluchzend an Elenas Brust. Diese strich ihr sanft über den Kopf. „Was redest du denn da? Er sorgt sich so sehr um dich.“
„Wir haben gestritten. Er ist wütend auf mich und möchte nichts mehr mit mir zu tun haben...“ Presste sie unter Tränen hervor.
„Ach Süße, ich denke, das alles war einfach nur zuviel für dich. Das wird auch Arturo verstehen. Er ist auch nur ein Mann. Lass ihn ausspinnen, dann kommt er ganz von selbst wieder. Glaub mir.“
Lillian schüttelte den Kopf. „Das wird er nicht.“ Sie löste sich von ihrer Freundin. „Und ich kann es ihm nach dem heutigen Abend noch nicht einmal verübeln.“ Sie erhob sich zitternd. „Ich kann so nicht hinein gehen.“ Sie blickte verzweifelt auf die Eingangstür. „Großmutter bekommt einen Herzinfarkt, wenn sie mich so sieht.“
„Uns fallt schon etwas ein.“ Elena schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und erhob sich ebenfalls. Sie ergriff die Hand ihrer Freundin und drückte sie.
„Wie bist du eigentlich her gekommen?“
Elena rang mit sich selbst. „Arturo hat mich geführt.“ Antwortete sie schließlich wahrheitsgemäß. „Er bringt Pedro heim, dann holt er mich von hier um mich zu meiner Wohnung zu fahren.“
Lillian atmete tief durch und nickte leicht. Er war nicht zu ihr gekommen. Es hatte ihn nicht interessiert, was passiert war. Wie sie nachhause gekommen war.
Als sie die Wohnung betraten, fanden sie Ana und Emilio schlafend auf der Couch vor.
„Geh ins Bad.“ Sagte Elena schnell und umarmte ihre Freundin kurz. Diese folgte schweigend.
Lillian drehte zitternd das Licht auf. Sie schloss die Tür und ging zum Spiegel, welcher über dem Waschbecken angebracht war. Ein Schreck erfasste sie, als sie ihr Spiegelbild wahrnahm. Ihre Augen waren stark geschwollen, ihr Haar zersaust, ihre Haut blasser als sonst. Rosa würde sich schämen. Lillian gelang es nur mühsam die Tränen zu unterdrücken.
Sie wusch das Gesicht mit kaltem Wasser und trug etwas Make up auf. Als sie das Nebenzimmer betrat, schien es, als wären Ana und Emilio erst gerade erwacht. Sie warf Elena einen dankbaren Blick zu.
Als ihre Freundin mit ihrem kleinen Sohn gegangen war, ging Ana sogleich zu Bett.
Lillian sank auf ihr Sofa. Sie ignorierte die Notiz, welche Ana auf einen Zettel geschrieben und auf den kleinen Tisch gelegt hatte und stand nochmals auf um den dicken Umschlag aus dem kleinen Kasten zu holen. Zitternd sank sie wieder auf den weichen Stoff und zog den Schnellhefter aus dem Kuvert. Es waren sehr viele Seiten, mit Sarahs fein geschwungener Schrift. Lillian atmete tief durch, als sie begann die ersten Worte zu lesen.



Edit: Hab noch einen kurzen Teil geschrieben. Ich hoffe, er gefällt euch.


25. Teil

Pasadena

Penelope beobachtete ihren Enkelsohn lächelnd. Es war schon zehn Uhr Abends, er sollte eigentlich schon längst schlafen. Aber mit seinem Charme war es ihm gelungen, seine Großmutter davon überzeugen, etwas länger fernsehen zu dürfen. Nach dem Film hatte ihm Penelope noch aus seinem Lieblingsbuch vor gelesen. Obwohl Nick sich heftig dagegen gewehrt hatte, waren ihm schließlich seine müden Augen zugefallen und er war eingeschlafen.
Penelope küsste ihn sanft auf die Stirn und machte die Nachtischlampe aus. Leise verließ sie das Kinderzimmer und sank in ihren Schaukelstuhl im Gästezimmer. Darlene und Chris würden bald zurückkommen. Sie kamen niemals später als halb elf Uhr nachhause. Penelope lächelte. Sie vergötterte ihre Schwiegertochter. Noch mehr liebte sie aber Chris, welcher seinem Vater, James, so glich. Es war niemals ein Problem für sie gewesen, dass sie mit ihrer großen Liebe keine eigenen Kinder mehr bekommen hatte können. Sie hatte den damals bereits zwanzigjährigen Chris sofort in ihr Herz geschlossen und ihn als ihren Sohn angenommen. Auch für ihn war sie mehr Mutter, als seine leibliche, welche vor vielen Jahren einfach wortlos gegangen und niemals zurückgekehrt war.
Penelope griff nach dem Brief in ihrer Rocktasche, welchen sie vor wenigen Tagen erhalten hatte. Sie faltete ihn auseinander und las ihn erneut. Ihr Blick wanderte aus dem Fenster, auf die grüne Palmenallee. Penelope seufzte leise, als sie an ihre Vergangenheit dachte. Sie war schon achtundvierzig gewesen, als sie ihrer Heimat den Rücken gekehrt hatte. Ein Teil ihres Herzens war jedoch immer in Südamerika geblieben. Trotz der Vorfälle ihrer letzten Jahre. Sie blickte erneut auf die schwarze Tinte und dachte an Salvador. Was für ein gut aussehender und charmanter Mann er doch gewesen war. Wie gut er sie und wie schlecht er seine eigene Frau doch behandelt hatte. Nach einem schweren Schicksalsschlag war Penelope in sehr jungen Jahren in den Haushalt Salvador Dominguez’ eingetreten. Penelope verband sehr zwiespältige Gefühle mit dieser Zeit. Sie hatte sowohl als Kindermädchen, als auch später als Haushaltshilfe, beinahe dreißig Jahre dort gearbeitet. Penelope hatte eine sehr innige Beziehung zu den Kindern gehabt, besonders zu Salvadors jüngstem Sohn, dessen unterschiedliche Lebensphasen sie miterlebt hatte. Seine Geburt, seine ersten Schritte, seine Schulzeit, sein Eintritt ins Berufsleben und schließlich seine Hochzeit, sowie die Geburt seines Kindes. Penelope runzelte die Stirn und seufzte leise. Er war Salvador am ähnlichsten. Immer hatte er nach Höherem gestrebt, war süchtig nach Besitz und Prestige gewesen. Dinge schienen ihn nur so lange interessiert zu haben, bis er sie schließlich besessen hatte. Er war ständig auf der Suche gewesen. Hatte in einer Welt gelebt, welche er sich selbst kreiert hatte. Es war seine Überlebensstrategie gegen den mächtigen, dunklen Schatten seines Vaters gewesen. Penelopes Augen tränten, als sie auf den Brief blickte. Die Sätze waren sehr kurz gehalten. Salvador war vor wenigen Monaten, im Alter von siebzig Jahren, verstorben. Sein jüngster Sohn hatte sie in kurzen, unpersönlichen Sätzen davon in Kenntnis gesetzt und um ein Treffen gebeten. Penelope strich über die Briefmarke des Kuverts, welches sie ebenfalls noch in ihrer Rocktasche aufbewahrt hatte. Der Poststempel war einfach zu entziffern. Los Angeles. War er absichtlich vor wenigen Jahren in ihre Nähe gezogen? Sie war ihm schließlich mehr Mutter gewesen, als seine leibliche es ihm jemals hätte sein können. Penelope dachte an ihre letzte Begegnung und wunderte sich, dass er sich überhaupt dazu überwinden hatte können, wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen. Ein eiskalter Schauer rann über ihren Rücken, als sie sich dem Ausdruck seiner Augen entsann. Penelope dachte an das Mädchen mit dem goldenen Haar. Sie seufzte leise. Sarah hatte versprochen zu schreiben. Ihr mitzuteilen, wo sie war, wie es ihr ging. Penelope hatte ihr die Adresse einer vertrauenswürdigen Freundin gegeben. Doch kein Brief war jemals zu María gelangt. Penelopes Augen begannen zu tränen. Sie hatte alles in ihrer Macht stehende für die junge Frau und das Kind getan, doch offenbar kläglich versagt. Es verging kein Tag, an dem sie nicht mit Angst daran dachte, was ihnen wohl passiert sein konnte.
Wie, du hast noch gar kein Fb?
Na dann, nichts wie los...
Finde den Teil echt klasse, wahnsinnig gut.
Ich wüsste zu gerne was zwischen Lillian und Ricardo passiert ist, hoffentlich bestätigt sich mein Verdacht nicht.
Ich hoffe auch dass Elena Recht behält und Arturo irgendwann wiederkommt.
Aber am allerliebsten wüsste ich gerne was Sarah alles geschrieben hat...
Du weisst, ich liebe deine FF über alles und ich werde niemals aufhören sie zu lesen...
Schreib ganz schnell weiter. Hab leider nicht so viel Zeit im Moment. Eventuell erweitere ich diesen Beitrag später, sag dir aber dann bescheid.
Freu mich auf jeden neuen Teil, hdl, daniela
hey selene
schön dass es wieder einen neuen teil von dir gibt
aber mittlerweile komme ich schon ein bissl durcheinander mit den ganzen namen..kannst du vll,wenn du zeit hast irgendwann mal so eine übersicht machen?das wäre echt nett von dir
nun aber zu den teilen
lillian ist ja echt schräg drauf gewesen..aber das mit den alkohol und die probleme vergessen hilft manchmal echt..aber nicht meistens
selene schrieb:„Was ist eigentlich los mit dir? Ich kann nichts dafür, dass dich deine leiblichen Eltern zur Adoption freigaben und Ana sowie Rosa und Jorge dir das verheimlicht haben! Ich trage keinerlei Schuld an deinem Schmerz!“ Er ignorierte die stummen Tränen, welche über ihre Wangen rannen und fuhr fort. „Elena und ich, wir wollten dir nur helfen, für dich da sein. Aber das lässt du ja nicht zu. Du behandelst Menschen wie es dir gerade passt! Erst lässt du sie sehr nahe ran, dann weist du sie wieder ab und stoßt sie brutal von dir! Das kannst du nicht machen! Du kannst nicht einmal das Hilfe suchende Mädchen und dann die unnahbare Prinzessin spielen! Verdammt, Lillian, es gibt noch andere Menschen als dich auf der Welt! Und weißt du was, gerade nervst du mich gewaltig. Ich hatte dich sehr viel reifer eingeschätzt. Das wird dich jetzt höchst wahrscheinlich belustigen, aber ich hatte sogar einmal geglaubt, dass wir beide zu einer ernsthafteren Beziehung fähig wären, als zu dieser zwielichtigen Geschichte, die wir führen!“

ich finde es gut,dass arturo lillian mal so angefahren hat und ihr endlich mal die wahrheit ins gesicht geschrien hat...fand es auch süß,als arturo gesagt hatte,dass er sich ne ernsthaftere beziehung mit lillian vorstellen könnte
hoffentlich klärst du vll auch bald auf,was zwischen lillian und ricardo passiert ist...ich habe ne vermutung,will sie aber noch nicht sagen
elena ist echt ne klasse freundin...aber hoffentlich renkt sich das bald wieder zwischen lillian und arturo ein
und jetzt bringst du schon wieder ne neue person mit ins spiel...penelope..also kannste sie wohl sarah und ihr kind..also lillian(wenn ich es noch richtig in erinnerung habe)...bin mal gespannt wie sie noch weiter mit in der geschichte vorkommt
freu mich auf jeden fall schon über einen neuen teil von dir,aber lass dich nicht hetzen
mfg anneCool

Selene

Hallo meine Süßen :knuddel:

Vielen Dank für eure Feedbacks! Hab mich so darüber gefreut! Schön, dass euch die Teile so gut gefallen haben!


Lava schrieb:kannst du vll,wenn du zeit hast irgendwann mal so eine übersicht machen?das wäre echt nett von dir

Ja, klar Smile Gleich vorweg, es sind nicht alle vorgekommenen Personen für die weitere Handlung wichtig, bzw. es kommen manche (wie z.B. Mercedes) auch kaum mehr vor. Ich werde jetzt Mal die handlungstragenden Personen, die man bis jetzt schon kennt, auflisten. Bestimmte Infos lasse ich aber noch bewusst weg Wink
  • Sarah: leibliche Mutter Lillians
  • Maja: Sarahs Mutter
  • Ilse: Sarahs Großmutter
  • Eduardo: Sarahs Freund
  • Penelope: Sarahs Freundin, ehemalige Haushälterin der Dominguez
  • Salvador und Emilia: Schwiegereltern Sarahs
  • Oksana: arbeitete im Krankenhaus, in welchem auch ihre Mutter tätig war, als Sarah Lillian im November 1982 zu ihnen brachte. Diese vetraute ihr einen Umschlag an und bat um Wahrung ihrer Anonymität
  • Alex: Oksanas Ehemann
  • Rosa und Jorge: Lillians Adoptiveltern
  • Ana: Mutter Rosas
  • Arturo, Elena, Antonio: Freunde Lillians
  • Emilio: Sohn Elenas
  • Ricardo: Lillians Exfreund
  • Yolanda: Bekannte Lillians. Ihre Familie ist mit jener Arturos befreundet

Ich hab weitergeschrieben, hoffe, euch gefällt der neue Teil. Freue mich wieder sehr auf eure Feedbacks!

*hel* Bussi Selene



26. Teil

Lillian

Spanish Harlem

Lillians Finger zitterten. Sie fuhr sich über die brennenden Augen und fixierte erneut die geschwungenen Buchstaben. Worte einer Frau, welche sich als ihre leibliche Mutter bezeichnete. Lillian dachte an Rosa und Jorge. Würden sie es wollen, dass sie die Schriften las? Wollte sie selbst die Worte, welche eine fremde Frau an sie richtete, überhaupt kennen?
Ein schmerzhafter Druck umfasste Lillians Herz. Sie las nur eine der Seiten. Immer und immer wieder. Der Inhalt änderte sich nicht.


Meine liebste Tochter,

Du ahnst nicht, wie schwer es mir fällt, diese Worte zu schreiben. Ich möchte dir so viel sagen, doch ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht, wo ich beginnen könnte.

Vielleicht beginne ich mit dem schönsten Tag meines Lebens.
Du bist in den frühen Morgenstunden eines kühlen Junitags geboren. Der Himmel war sternenklar. Ein sanfter Wind wehte durch die dicken Blätter der Palmen.

Penelope, meine geliebte Freundin und Vertraute, war bei deiner Geburt dabei. Auch dein Vater erschien pünktlich. Seine Augen funkelten vor Freude, als die Krakenschwester dich ihm reichte. Ich durfte dich erst danach halten.
Es war ein wunderbares Gefühl dich in meinen Armen zu wiegen. Du warst so klein und zart. Ich hatte stets das Gefühl dich vor allem, jeder kleinen Fliege, schützen zu müssen.

Dein Vater konnte es kaum erwarten, dich nachhause zu bringen um dir dein Kinderzimmer zu zeigen. Auf deinem Gitterbett hing ein kleines Schild, welches die jüngste Tochter Isabels - deine Cousine Alicia - gebastelt hatte. Darauf waren bunte Tiere, Sonne und Mond gezeichnet. Darüber hatte ihr älterer Bruder, Miguel, deinen vollen Namen in goldenen Lettern geschrieben: Lillian Penelope Dominguez Turunen.

Turunen war der Mädchenname meiner Mutter, Maja. Ich hatte diesen nach der Scheidung meiner Eltern angenommen. Dabei hatte ich es auch belassen, nachdem sie ein zweites Mal geheiratet hatten, aber ich möchte dir für den Anfang nicht zu viel zumuten. Unsere Familiengeschichte ist lange und kompliziert, und du sollst nur das Wichtigste erfahren.

Deine Großeltern väterlicherseits, Emilia und Salvador, kamen wenige Stunden nach deiner Geburt in das Krankenhaus nach Bogotá um dich zu begrüßen. Kurz danach folgten deine Tante Isabel und deine Onkeln mit ihren Familien. Auch die Freunde deines Vaters und deren Frauen ließen nicht lange auf sich warten. Alle berührten sie deinen weißen Porzellanteint und dein helles Haar. Sie sprachen mit dir, und auch wenn du ihnen nicht antworten konntest, du schienst jedes einzelne Wort verstanden zu haben.
Als sie am Nachmittag essen gingen und mich zwei Stunden mit dir alleine ließen, sang ich dir das Lied vor, welches ich schon von meiner Mutter gelernt hatte. Diese hatte es einst von meiner Großmutter, Ilse Turunen, gelernt.

Es war ein vollkommener und wunderschöner Tag. Als du mich abends anlächeltest, hatte er sein perfektes Ende gefunden.

Viele Frauen sagen, eine Geburt wäre schmerzvoll und grausam. Doch ich empfand es als unglaubliches Wunder.

Du bist ein Wunder, geliebte Tochter. Ich hoffe, dass du deinen Weg gehen kannst und nicht meine Fehler wiederholen wirst.

Sei stark, Lillian. Träume, aber vergiss dabei niemals zu leben.


Lillian presste die Augen zusammen und schlug den Schnellhefter zu. Sie war die Tochter von Rosa und Jorge. Lillian gab die Schriften zurück in den kleinen Kasten und sank wieder auf das Sofa. Wer war diese Frau, welche sich ihre Geschichte von der Seele geschrieben hatte um sich für ihre Entscheidung rechtzufertigen? Vermischte Gefühle umfassten Lillians Herz. Erneut wünschte sie zu erwachen. Aus dem dunklen Alptraum. Sie wollte wieder sieben Jahre alt sein. Mit ihren geliebten Eltern am Wohnzimmertisch sitzen und stundenlang Brettspiele spielen. Musik hören und lachen. Den Geschichten ihrer Mutter lauschen.
Warum hatten sie es ihr verschwiegen? Warum hatte Sarah sie weggegeben? Laut der ersten Seite ihrer Schriften hatte es doch Menschen gegeben, welche sie gewollt, geliebt hatten. Hatte Sarah aus reinem Egoismus gehandelt? Was war geschehen?
Lillian dachte an die langen Abende vor dem Kamin. Rosa hatte sie in ihren Armen gehalten. Sie liebevoll auf die Stirn geküsst und erzählt. War das alles nur Illusion gewesen?
Lillian hatte ihre Eltern stets bewundert, zu ihnen aufgeschaut. Ihr Herzenswunsch war es gewesen, so wie Rosa zu werden, obwohl sie stets gewusst hatte, dass sie ihr niemals würde das Wasser reichen können. Auch Anas Tochter war nur ein Mensch gewesen, mit Fehlern. Doch diese Tatsache konnte Lillians Herz nicht akzeptieren, wenn auch ihr Verstand anders darüber zu denken vermochte. Mit Rosa und Jorge hatte sie stets eine vergangene Zeit verbunden, welche makellos und himmlisch gewesen war. Sie war glücklich gewesen. Nicht einmal acht Jahre ihres Lebens war ihr dieses Glück vergönnt gewesen. Lillian war nie wieder nach Brooklyn gefahren. Sie vermied es so weit wie möglich über ihre Eltern zu sprechen. Zu sehr schmerzte sie der Verlust. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie geglaubt hatte, jede Sekunde an dem Druck ihres Herzens ersticken zu müssen. Sie hatte gespürt, wie sich die schweren Seile fester um ihr immer schwächer pumpendes Herz gezogen hatten. Sie hatten es in tiefe Gewässer gerissen. Dunkle Gewässer, ohne Grund. Das salzige Wasser war in ihre Lungen gedrungen, sie war ohnmächtig geworden. In einem gewissen Sinne war sie aus dieser Ohnmacht niemals erwacht. Lillian konnte nicht vergessen zu leben. Ein Teil von ihr hatte vor zehn Jahren beschlossen damit aufzuhören.
Blut rann über ihr linkes Handgelenk. Sie lockerte die Faust nicht. Lillian spürte keinen Schmerz mehr. Genauso wenig wie die heißen Tränen, welche auf ihr Kleid tropften. Das Kleid Rosas.
Lillian war alleine gewesen. In dem Auto. Die Frauen, welche sie abgeholt hatten um sie nach Spanish Harlem zu bringen, hatten sich Kaffee geholt und das Mädchen einfach im Auto gelassen. Lillian hatte sich auf dem Parkplatz umgesehen. Zuletzt war sie dort zwei Tage zuvor mit ihrem Vater gewesen. Jorge und sie hatten in dem Cafe gegessen. Lillian hatte die Menschen beobachtet, welche an dem Fenster des Autos vorbei gingen. Kinder mit ihren Eltern. Die Frauen des Jugendamtes waren erst nach Jahren, so schien es, zurückgekommen.
„Wo ist Mamá? Wo ist Papá? Fahren wir zu ihnen?“
Die Beamtinnen hatten einen Blick gewechselt. „Wir fahren zu deiner Grandma.“
„Sind Mamá und Papá dort?“
Lillian atmete tief durch. Sie zitterte, als sie an den Blick der älteren der beiden Frauen dachte. Ihre Stimme. „Ja.“ Sie hatten es zu Anas Aufgabe gemacht.
Das Vertrauen Lillians in Menschen war mit diesem Tag sehr abgeschwächt.
Ihr Herz hatte blutend in salzigen Gewässern getrieben, als es den scheinbar einzigen Rettungsanker gefunden hatte. Lillian hatte eine schützende Mauer errichtet. Um überleben zu können. Sie hatte überlebt, hatte es jedoch in gewisser Weise auch nicht.
Lillian dachte an Ana. Ihre Großmutter hatte ihr alles gegeben, war stets für sie da gewesen. Doch so würde es nicht immer sein können, das wusste Lillian.
Sie dachte an Elena, ihre beste Freundin. Niemals würde sie ihr das zurückgeben können, was sie von ihr erhalten hatte.
Sie dachte an Arturo. Sie kannten sich schon lange, ihre erste bewusste Begegnung hatte jedoch erst vor über einem Jahr statt gefunden. Es war eine verregnete Nacht gewesen. Sie hatte mit Ricardo Schluss gemacht. Er hatte sie schlecht behandelt, sie nur ausgenützt, über sechs Monate lang. Es war ihr zu spät bewusst geworden. Ricardo hatte vorgegeben, sie wirklich zu lieben. Lillian hatte ihr Herz begonnen zu öffnen, nur ein wenig, dennoch war es zu viel gewesen. In jener Nacht hatte sie die Beziehung beendet und damit seinen Stolz verletzt. Sie hatten auf offener Straße lautstark gestritten. Da sie ihm verbal überlegen war, hatte er versucht sich mit den einzigen Waffen zu wehren, die er besessen hatte. Arturo hatte sie in der dunklen Seitengasse entdeckt, er war gerade von einem Treffen mit Freunden gekommen. Er hatte sich für Lillian eingesetzt und das Schlimmste verhindert. Sie waren danach Stunden lang in dem kleinen Laden gesessen und hatten geredet. Seitdem hatten sie sich immer häufiger getroffen. Immer mehr Gemeinsamkeiten entdeckt. Lillians Herz hatte wieder gewagt sich zu öffnen. Dennoch, der Verlust ihrer Eltern und die Beziehung mit Ricardo hatten es zu sehr verletzt um die wachsenden Gefühle wirklich zu lassen zu können. Lillian hatte Angst. Angst vor Schmerz. Vor allem aber Angst davor wieder alleine gelassen zu werden. Sie schluchzte, als sie an die letzte Begegnung mit Arturo dachte. Er hatte mit jedem Wort recht gehabt, das wusste sie. Er hatte sie verlassen, bevor sie ihre tatsächlichen Gefühle zu ihm hatte verstehen können.
Hi, meine Süsse... :knuddel: .
Ich habe gesehen dass du mir Fb gegeben hast. Aber ich konnte es einfach noch nicht lesen. Denn du bist duerst drann. Erst dein neuer, wundervoller Teil und dein Fb.
Ich finde es ist ein ser schöner aber auch ser trauriger Teil, den du heute gepostet hast. Sarahs Schreiben war so wunderschön, ich hatte Tränen in den Augen bei dem Gedanken dass Lillian nur wenige Monate bei dieser wundervoll-liebenden Mutter bleiben kann.
Ich denke Rosa und Jorge haben ihr bestes getan und Lillian sollte einsehen dass jeder Mensch das Recht und oftmals auf das Bedürfnis hat, einen Fehler zu machen.

Der ganze Teil ist so unbeschreiblich schön geworden, ich weiss gar nicht was ich dazu sagen sollte... aber es gibt einige Abschnitte die es lohnt hervor zu heben:

Zitat:Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie geglaubt hatte, jede Sekunde an dem Druck ihres Herzens ersticken zu müssen. Sie hatte gespürt, wie sich die schweren Seile fester um ihr immer schwächer pumpendes Herz gezogen hatten. Sie hatten es in tiefe Gewässer gerissen. Dunkle Gewässer, ohne Grund. Das salzige Wasser war in ihre Lungen gedrungen, sie war ohnmächtig geworden. In einem gewissen Sinne war sie aus dieser Ohnmacht niemals erwacht. Lillian konnte nicht vergessen zu leben. Ein Teil von ihr hatte vor zehn Jahren beschlossen damit aufzuhören.

Ich kann mir kaum vorstellen was das für ein Gefühl sein muss. Ich habe das Glück in einer zwar nicht sehr reichen, aber dennoch liebenden und wundervollen Familie aufgewachsen zu sein.
Ich denke Lillian hatte dieses Glück, doch es wurde ihr genommen. Wenn man es mir nehmen würde, ich wüsste nicht was ich täte. Womöglich das gleiche wie sie? Aber ich denke, diese Beschreibung trifft es. Es passt einfach. Wie die Faust aufs Auge. Wie der Ring an den Finger, wie man in Südamerika zu sagen Pflegt.

Zitat:Lillian war alleine gewesen. In dem Auto. Die Frauen, welche sie abgeholt hatten um sie nach Spanish Harlem zu bringen, hatten sich Kaffee geholt und das Mädchen einfach im Auto gelassen. Lillian hatte sich auf dem Parkplatz umgesehen. Zuletzt war sie dort zwei Tage zuvor mit ihrem Vater gewesen. Jorge und sie hatten in dem Cafe gegessen. Lillian hatte die Menschen beobachtet, welche an dem Fenster des Autos vorbei gingen. Kinder mit ihren Eltern. Die Frauen des Jugendamtes waren erst nach Jahren, so schien es, zurückgekommen.
„Wo ist Mamá? Wo ist Papá? Fahren wir zu ihnen?“
Die Beamtinnen hatten einen Blick gewechselt. „Wir fahren zu deiner Grandma.“
„Sind Mamá und Papá dort?“
Lillian atmete tief durch. Sie zitterte, als sie an den Blick der älteren der beiden Frauen dachte. Ihre Stimme. „Ja.“ Sie hatten es zu Anas Aufgabe gemacht.
Das Vertrauen Lillians in Menschen war mit diesem Tag sehr abgeschwächt.

Das ist ja wohl echt der Hammer. Wie kann man ein Kind das gerade seine Eltern verloren hat, und es noch nicht einmal weiss, also gar keine Ahnung hat warum das passiert, einfach in weinen Wagen sperren, ohne Erklärungen. Wie kann man so schmalos, so bodenlos lügen?
Sie ist doch nur ein kleiner Vogel. Im Nest zurückgelassen und verloren schluchtzend abgeschoben, ohne auch nur darüber nachzudenken. Glücklicherweise ist es Ana, die sie aufnimmt.

Zitat:Ihr Herz hatte blutend in salzigen Gewässern getrieben, als es den scheinbar einzigen Rettungsanker gefunden hatte. Lillian hatte eine schützende Mauer errichtet. Um überleben zu können. Sie hatte überlebt, hatte es jedoch in gewisser Weise auch nicht.

Wieder so eine wunderschöne Metapherähnliche Stelle. Ich liebe das bei deinen Geschichten. Es ist so wunderschön zu wissen dass, zumindest für eine Kurze Zeit, Lillian am Hafen ankam, und trotz der Drohung zu ertrinken, allen Stürmen stand hielt. Es ist bewundernswert, wie stark sie ist. Sie erinnert mich an Carol, aus Schneeflocken.

Zitat:Sie schluchzte, als sie an die letzte Begegnung mit Arturo dachte. Er hatte mit jedem Wort recht gehabt, das wusste sie. Er hatte sie verlassen, bevor sie ihre tatsächlichen Gefühle zu ihm hatte verstehen können.

Wow. Ich denke wir alle überschätzen Lillian so unendlich. Sie ist doch im Grunde nur ein Kind, dass am liebsten zurück in die Vergangenheit würde. Am liebsten in Mamás Arme vergraben und die blöden Jungs, die sie beim spielen ärgerten, von Papá schimpfen lassen...
Ich finde es zwar toll, dass Arturo sich auf mal verteidigt und sie zurecht weist wenn es zu viel wird. Aber irgend einer der beiden sollte den ersten Schritt wagen. Am besten beide, auf neutralem Boden. Ich wünsche es ihnen aus tiefstem Herzen.

Ich wüsste gerne war die Waffe Ricardos sind. Denn wenn ich daran denke woran ich denke... wird mir übel.

So, das ist mein Fb. Ich hoffe ich habe alles artgerecht behandelt. Es ist einfach nur toll, wie du alles bis ins Detail beschreibst. Ich hoffe, du schreibst bald möglichst weiter.
bye, ich drücke dich ganz fest, daniela
P.S: Du weisst ja... grüsse an Lillian. Sie packt das schon. Smile
Hey meine Süße!

Sorry das ich bei den letzten teilen kein Fb gegeben hab aber du warst einfach zu schnell^^

Ich weiß auch nicht...Im moment bin ich echt total angeknackst was mein Gefühlsleben betrifft. Ich hab voll die Tränen in den Augen.
Du schaffst es immer wieder. Ich find es gut das Arturo sie so angefahren hat. Es war nötig. Und doch versteh ich die Männer einfach nich.
Ich sag dir auch warum....du musst nur mal bei icq on kommen :-)

Lillian tut mir so leid. Es muss total schlimm sein. ICh kann es mir garnicht vorstellen. Ich bin schon so gespannt, was alles passiert ist. Mit Sarah und allen.

Lass uns nicht zu lange warten.

Hdl Zora

Selene

Hallo meine Süßen :knuddel:

Wow, vielen, vielen Dank für eure Worte! Es freut mich, dass euch meine Geschichte so gut gefällt. Ihr motiviert mich so sehr, deshalb habe ich heute früh gleich weiter geschrieben und stelle jetzt den neuen Teil online.

Ich hoffe, er gefällt euch. Wie immer freue ich mich schon sehr auf eure Feedbacks! :freu:

Hab euch lieb und wünsch euch einen schönen Tag!

Bussi Selene



27. Teil

Sarah

Stockholm, 1977

Die Sonne strich sanft durch ihr Haar. Mit einem seligen Lächeln ließ sich Sarah auf das große dunkelblaue Handtuch sinken. Sie schob die Sonnenbrille zu Recht, drehte das Radio, welches sie in das grüne Gras, zwischen zahlreiche bunte Pflanzen, gestellt hatte, etwas lauter und nippte an ihrem Glas Coca Cola. Als ein neuer Hit von Abba folgte, wippte sie in Takt und blätterte in einem Magazin, welches ihre Mutter mitgebracht hatte. Sie hatte auf Maja gehört und die letzten beiden Wochen so weit ausgekostet, wie es nur möglich gewesen war. Sarah hatte sich mit Freundinnen getroffen, war mit ihrer Mutter und Großmutter einkaufen und essen gegangen. Dennoch hatte sie dreimal pro Woche einen Brief an Eduardo geschrieben. Sie vermisste ihn immer noch, nützte Majas Ratschlag lediglich, weil es ihr half nicht ständig an ihn denken zu müssen. War sie Mittags zuhause, wartete sie immer noch ungeduldig auf den älteren Briefträger, welcher der Familie Turunen seit Jahrhunderten die Post zu bringen schien. Kam sie erst Abends nachhause, sah sie sofort die Post durch, welche Ilse meist desinteressiert auf den Küchentisch gelegt hatte. Ihre Großmutter erhielt nur Werbesendungen und hin und wieder eine Karte ihrer jüngeren Schwester Inga. Diese pflegte jedoch in ihren Worten an Ilse hauptsächlich über Gott und die Welt zu nörgeln, weshalb die Ältere die Post von ihr sogar manchmal einfach ungelesen verschwinden ließ.
An diesem Tag vergaß Sarah die Zeit. Sie schreckte aus ihren Gedanken, als der Briefträger plötzlich vor ihr stand.
„Entschuldige.“ Er sah verlegen zur Seite. Es war ihm sichtlich unangenehm, Ilses Enkeltochter lediglich in ihrem schwarzen Badeanzug bekleidet zu sehen. „Die Klingel funktioniert nicht...ich hörte Musik aus dem Garten...das Tor war nicht verschlossen...“
“Schon gut.“ Sarah winkte lächelnd ab und wickelte das Handtuch um ihren Körper. Erst nun wagte der ältere Mann ihr wieder in die Augen zu sehen.

„Ich habe ein Paket.“ Erklärte er und zog eine große, braune Schachtel aus seiner riesigen, blauen Umhängetasche.
Sarah nickte. Ihre Mutter hatte schon oft Katalogbestellungen aufgegeben. Meist war sie nicht zuhause gewesen und Sarah hatte für sie unterschrieben.
Der ältere Mann zog einen riesigen Block aus der Tasche. „Ich bekomme eine Unterschrift von dir.“
Sarah nickte erneut mechanisch. „Meine Mutter bestellt zu viel.“ Versuchte sie die trockene Situation aufzuheitern.
„Was?“ Er runzelte die Stirn und warf einen genaueren Blick auf das Paket. „Hier steht nicht Maja, sondern Sarah Turunen.“
Ein Blitz durchfuhr sie. Sarah begann zu taumeln. Sie lehnte sich vor um die Briefmarke besser sehen zu können, der Briefträger verdeckte diese jedoch mit seinem Arm.
Wahrscheinlich von meinem Vater. Sagte sie sich. Er versuchte es schließlich immer mal wieder ihre Liebe zu erkaufen, in dem er ihr ein neues Buch oder eine Platte schickte. Die gedanklichen Worte führten jedoch nicht zum gewünschten Ergebnis. Ihr Herz raste, ihre Hände wurden feucht. Ihre Finger zitterten, als sie ihre Unterschrift auf den Papierbogen setzte. Der Briefträger musterte sie Stirn runzelnd. „Alles in Ordnung?“
„Ja, klar.“ Sie mühte sich um ein Lächeln und blickte ungeduldig auf das Paket. „Die Hitze. Ich war wohl zu lange in der Sonne...“
Der Mann nickte. „Du solltest einen Hut tragen. Oder zumindest in den Mittagsstunden hinein gehen.“
„Sie haben vollkommen Recht...“ Sarah unterdrückte ein Seufzen.
„Wie ich jung war, gab es diese Hitze noch nicht...“ Er schüttelte den Kopf. „Unsere Sommer waren heiß, aber nicht so glühend. Wir sind oft ans Meer gefahren. Um uns zu erfrischen. Ich kenne deine Großmutter schon länger. Wir sind zur selben Zeit aus Finnland emigriert. Aber das hat Ilse dir gewiss schon einmal erzählt.“
„Ja.“ Sarah lächelte und blickte sehnsüchtig und ängstlich zugleich auf das Paket.
„Nun gut. Ich muss weiter.“ Er reichte Sarah das Paket, welche es zitternd ergriff. Erst als er wieder außer Sichtweite war, wagte sie es einen Blick auf die Briefmarke und den Poststempel zu werfen. Schweden. Ihr Vater hatte ihr Krieg und Frieden geschickt. Die Enttäuschung lastete auf ihrem Herzen wie ein schwerer Stein. Sieben Wochen. Sie hatte seit sieben Wochen nichts von Eduardo gehört. Sarah unterdrückte die Tränen. Sie packte ihre Sachen und ging in ihr Zimmer. Dort ließ sie sich seufzend auf ihr Bett fallen und starrte auf die Decke. Hatte sie sich tatsächlich so in ihm getäuscht? Sie wollte es einfach nicht glauben.
Es schienen Jahre vergangen, als Ilses Stimme durch das Haus hallte. „Sarah? Bist du zuhause?“
Sarah seufzte leise und erhob sich. Ihr Körper zitterte immer noch aufgrund der Last ihres Herzens. Sie besah sich kurz im Badezimmerspiegel, bevor sie die Küche betrat.
Ilse saß gerade über ein Kochbuch gebeugt am Küchentisch und blickte nicht noch, als ihre Enkeltochter den Raum betrat. „Ich möchte, dass wir heute gemeinsam Abendessen kochen. Als Überraschung für deine Mutter. Sie muss heute etwas länger arbeiten, wie du weißt.“
Sarah nickte. „Okay.“
„Hol schon mal Eier und Mehl.“
Das Mädchen folgte wortlos.
Ilse sah hoch. „Sarah? Warte!“
Sarah hielt inne und drehte sich um. „Ja?“
„Du warst doch nicht wieder den ganzen Tag in deinem Zimmer?“
„Nein.“ Antwortete die Enkeltochter wahrheitsgemäß.
„Ich warte auf eine Paketsendung...“ Ilse schüttelte den Kopf. „Es hätte schon vor einer Woche ankommen müssen. Es war wohl auch heute nicht dabei...“
„Nein. Es kam nur ein Paket von Vater.“ Sie seufzte.
Ilse kräuselte die Lippen. „Was schickt er denn diesmal?“
„Ein Buch und ein paar bedeutungslose Zeilen.“ Sarah zuckte mit den Schultern. Zu Ilse konnte sie bezüglich ihrer Meinung über ihren Vater vollkommen ehrlich sein.
Die Großmutter rollte mit den Augen. „Ruf ihn kurz an.“ Sagte sie schließlich.
Sarah runzelte die Stirn.
„Wenn du dich so selten bedankst, wirft das ein schlechtes Licht auf dich und unsere Erziehung. Willst du ihm diesen Triumph gönnen?“
„Nein.“ Sarah nickte. „Ich werde ihn anrufen, sobald wir gekocht haben.“
Ilse blickte auf die Küchenuhr. „Mach es jetzt. Du kannst mir danach schon noch genug helfen.“
Sarah folgte und ging in das kleine Vorzimmer, in welchem das Telefon stand. Sie wählte die Nummer langsam und bat, dass niemand zuhause sein möge. Doch die Stimme ihres Vaters meldete sich bereits nach wenigen Sekunden. „Ja?“
„Hallo...“ Begann Sarah zögernd. „Hier ist Sarah.“
„Sarah? Was für eine nette Überraschung. Wie geht es dir?“
„Es geht...“
„Das ist schön. Hast du mein Paket erhalten?“
„Ja, vielen Dank.“
„Du hast das Buch doch noch nicht?“
Sarah seufzte. „Nein.“
Es wurde ruhig in der Leitung.
„Wie geht es dir?“ Fragte Sarah schließlich höflich.
„Gut. Astrid sitzt gerade neben mir. Sie lässt dich grüßen.“
„Danke.“ Sarah hatte die derzeitige Freundin ihres Vaters nur einmal gesehen. Das hatte genügt, um sich ein Urteil über sie zu bilden.
„Ich werde ihr auch von dir Grüße bestellen. Möchtest du vielleicht kurz mit ihr sprechen?“
„Liebend gern.“ Sarah gelang es nur mit Mühe den Unterton zu verbergen. „Aber ich muss leider gleich weg. Wir haben einen Tisch reserviert. Wenn wir zu spät kommen, wird er vergeben.“
„Dann eben das nächste Mal. Sag mal, hast du Lust uns Ende August zu besuchen?“
Sarah seufzte leise. „Ich werde mich diesbezüglich noch melden.“
„Mach das. Ich hab dich lieb. Bis bald, Spätzchen.“
„Bis bald.“ Sie legte Kopf schüttelnd auf.
Als sie zurück in die Küche kam, vernahm sie plötzlich das Klingeln des Telefons. Sie rollte mit den Augen. „Wahrscheinlich Vater. Entweder es ist ihm noch etwas eingefallen, oder er will überprüfen, ob ich die Wahrheit gesagt habe. Laut meiner Worte gehen wir nämlich nun essen, ein Tisch wartet auf uns.“
„Geh bitte ran, Sarah.“ Ilse klang hektisch. „Ich kann jetzt nicht. Es könnte jemand wegen meiner Bestellung anrufen. Sollte es dein Vater sein, hat deine Mutter eben mal wieder ewig im Badezimmer gebraucht...“
Sarah unterdrückte ein Seufzen. Sie hasste diese Lügen. Doch sie hatte auch keinerlei Interesse daran, jemals wieder eine Beziehung zu ihrem Vater aufzubauen. Wenn sie gewusst hätte, was er wenige Jahre später für sie tun würde, hätte sie womöglich gar nicht angerufen.
„Turunen.“ Sie versuchte so hektisch wie möglich zu klingen. Schließlich mussten sie doch weg. Sarah war sich sicher, dass es ihr Vater sein würde. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er anrief, nachdem sie bereits telefoniert hatten.
„Sarah?“ Die Stimme klang leiser und ferner, als die ihres Vaters geklungen hatte.
Sarahs Magen krampfte sich zusammen. Ihr Herz begann erneut zu rasen. Das konnte nicht sein, sie musste träumen.
„Eduardo?“ Ihre Stimme wurde heiser. Sie räusperte sich.
„Es ist schön, deine Stimme zu hören. Wie geht es dir?“
Sie seufzte lächelnd. „Bestens.“
„Hast du meinen Brief erhalten? Ich habe ihn vor zehn Tagen gesendet.“
Sarah hielt sich an dem kleinen, hölzernen Kasten, auf welchem das Telefon stand, fest. „Nein, leider.“ Ihre Stimme zitterte. Er hatte ihr geschrieben. Er hatte angerufen.
„Ich hoffe, dass du ihn bald erhalten wirst. Es tut mir leid, dass ich nicht eher schreiben konnte. Es gab hier ein paar Probleme...Danke für deine wundervollen Briefe. Ich habe jeden einzelnen erhalten.“
Sarah musste lächeln. „Bitte.“
„Du hast eine unglaubliche Art zu schreiben, ich glaube, tief in dein Herz zu blicken. Danke, dass du es mir so öffnest...“
Seine Stimme war sanfter geworden.
Sie spürte, wie eine glühende Röte ihr Gesicht überzog.
Sarah wusste nicht, was sie sagen sollte, wollte diesen Moment nicht zerstören. Andererseits wollte sie auch etwas Unglaubliches sagen. Eduardo sollte nicht denken, dass sie sich nur schriftlich ausdrücken konnte.
„Sarah?“
„Ja?“
„Du fehlst mir.“
Ihre Augen begannen zu tränen. „Du mir auch.“
„Jeder Tag ohne dich ist eine Qual. Wären deine Briefe nicht, ich wüsste nicht, wie ich die Stunden überstehen sollte.“
„Wann...wann werden wir uns wieder sehen?“
Sie hörte ein leises Rascheln. „Dein Geburtstag ist ein Samstag. Ich werde am Donnerstag davor ankommen und eine Woche bleiben. Früher geht es leider nicht. Ich hoffe, du bist mir nicht böse. Aber ich werde dir schreiben. Mindestens einmal die Woche, und ich werde wieder anrufen.“
„Nein, ich bin dir nicht böse. Wie könnte ich?“ Sie lächelte. „Ich freue mich. Auf jeden Anruf, auf jeden Brief. Und auf Dezember. Ich...ich kann es gar nicht mehr erwarten.“
„Die Zeit wird schnell vergehen. Ich liebe dich, mein schöner Engel.“
„Ich...ich liebe dich auch!“ Sarahs Stimme überschlug sich.
„Ich muss aufhören, es wird schon sehr teuer. Ich melde mich bald wieder.“
„Ja, okay. Bis...bis bald.“
Sarah fühlte sich noch schwindelig, als sie zurück in die Küche ging. Ihr Herz raste immer noch.
„Wer war das? Das hat ja lange gedauert.“
„Svenja.“ Sarah wich dem Blick ihrer Großmutter aus.
„Ihr jungen Dinger solltet euch lieber öfters an der frischen Luft treffen als zu telefonieren!“

Sarah erhielt wenige Tage später tatsächlich den ersten Brief von Eduardo. Diesem folgten viele weitere. Eduardo hatte diesbezüglich Wort gehalten. Er rief sie auch alle zwei Wochen an. Zu Zeitpunkten, wo sie alleine zuhause war. Sarah hatte nie wieder mit Maja über Eduardo gesprochen. Ilse durfte es noch nicht erfahren, sie würde es nicht verstehen. Sarah hatte ihren Freundinnen von ihrer Beziehung erzählt, diese hatten ihr jedoch kein Wort geglaubt.

So saß Sarah beinahe täglich stundenlang auf ihrem Bett um seine Briefe zu lesen. Immer und immer wieder. Seine Worte waren voller Leidenschaft und Liebe. Sie schienen Sarah nicht mehr los zu lassen.

Als der erste Schnee fiel, rief Eduardo ein letztes Mal vor ihrem Wiedersehen an um die Uhrzeit zu bestätigen.

Sarah verbrachte die folgenden zwei Wochen unruhig und nervös.
Sie spürte, wie sehr sich ihr Leben verändert hatte und wie sehr es sich noch verändern würde.
Sarah war sich allerdings noch nicht bewusst, in welche Richtung der neue Weg sie tatsächlich führen sollte.

Als sie in der Flughafenhalle auf ihn wartete, las sie seinen letzten Brief. Immer und immer wieder.

Liebste Sarah, mein zauberhafter Engel,

Tausende Kilometer trennen uns noch. Ich kann es kaum erwarten, wieder in deine schönen Augen zu blicken, deine sinnlichen Lippen zu küssen.

Du fehlst mir so sehr, es macht mich krank.

Es vergeht kein Tag, an welchem ich nicht an dich denke. Dein helles Lachen, die Art wie du dein Haar aus deinem Gesicht gestrichen hast.

Noch ein Monat ohne dich zu betrachten, ohne dich in die Arme zu nehmen und küssen zu dürfen.

Du bist so schön, meine Liebste, so sinnlich und zauberhaft. Du machst mich glücklich, berührst mich tief in meinem Herzen.

Das Schicksal hat uns vereint und wird uns nicht mehr trennen.

In Liebe,
Eduardo

Ihr Herz raste vor Freude, als sie seine Worte las. Es war sein bisher kürzester Brief gewesen. In den meisten hatte er auch von seinem Alltag, seinem faszinierenden Leben, geschrieben. Seine Worte hatten mehrere Seiten gefüllt und Sarah in einen regelrechten Bann gezogen. Manchmal hatte er auch Fotos mitgeschickt.
Sie liebte jeden einzelnen seiner Briefe und konnte ihr Glück gar nicht fassen.
Erst Jahre später sollte sie verstehen, dass er genau das geschrieben hatte, was sie hatte lesen wollen.
Wow. Das ist echt der Hammer. Du schaffst es, dass ich alles was um mich herum passiert, vergessen kann. Die Wut auf meine Mitbewohnerin verfliegt, sobald ich die ersten Zeilen lese. Ich denke, nichts kann schlimmer sein, als deine Worte nicht mehr zu lesen. Meine Angst vor der Prüfung morgen früh, ist wie weg geblasen.

Es ist wunderschön, zu hören dass Sarah sich nicht mehr in ihr Zimmer einsperrt. Ihr Vater... ich weiss nicht was ich von ihm denken soll. Ich hoffe doch du klärst bald auf was zwischen Sarah und ihm passieren wird.

Zitat:Sarah unterdrückte ein Seufzen. Sie hasste diese Lügen. Doch sie hatte auch keinerlei Interesse daran, jemals wieder eine Beziehung zu ihrem Vater aufzubauen. Wenn sie gewusst hätte, was er wenige Jahre später für sie tun würde, hätte sie womöglich gar nicht angerufen.

Was meinst du damit? Auf den ersten Blick klingt es nach etwas positivem. Aber wenn sie ihn deshalb nicht angerufen hätte, muss es ja etwas negatives sein. Du spannst mich echt auf die Folter. Motz Big Grin

Zitat:Erst Jahre später sollte sie verstehen, dass er genau das geschrieben hatte, was sie hatte lesen wollen.


Was meinst du damit? Ist Eduardo am Ende nicht ganz so verliebt wie er vorgibt zu sein? Wird er Sarah sehr weh tun?
Aber ich finde solche Sätze sollen, müssen sein. Sie kreiren intrige, aufregung, adiction.... solche Dinge. Man will sofort weiter lesen, wissen was als nächstes kommt. Süsse, du schaffst es besser als so manch fertig geschriebenes Buch, mich in deinen Bann zu ziehen und mich niemals wieder los reissen zu können. Erstens weil ich das nicht will. Und zweitens, weil ich es nicht kann.
Es ist wundervoll zu wissen, da ist eine Geschichte, die lässt dich nicht los. Du solltest echt Romane schreiben.
Wer weiss, vielleicht sehe ich eines Tages Fern, und sehe dich den Literatur Nobelpreis eintgegen nemen. Big Grin
Womöglich wirst du eine Art Leo Tolstoi, nur auf deutsch, und in weiblich. Vielleicht sehe ich in ein paar Jahren Fern, und höre wie Elke Heidenreich im ZDF deine Bücher predigt und bewundert. Und vielleicht sitze ich in einigen Jahren am Computer und bestelle mir deine Bücher bei Amazon.de
Das wär's doch, oder?
Du hast meine Bewunderung, mein Kopf, meine Augen und mein Herz in diese Geschichte vertieft. Und du solltest echt wissen: du bist ganz grosse klasse. :knuddel:
Ich fiebere schon auf den neuen Teil hin... hoffe dass er bald kommt. Confusedabber: :freu:
hdl, daniela
da ist man einen tag nicht online und dann gibt es schon wieder zwei wunderbare teile
erst einmal danke für deine kleine übersicht..das hat mir sehr geholfen..ich glaube,jetzt kommt ich auch nicht mehr so durcheinander
aber nun zu dem ersten teil:
der brief von sarah war einfach nur wunderschön geschrieben...ich hatte richtige tränen in den augen
also war der vater von lillian also ein sohn von salvador für den penelope gearbeitet hat?ist das richtig?wenn ja,bin ich ganz stolz auf mich^^
aber ich kann liliian verstehen,dass sie sagt,dass rosa und jorge ihre eltern sind...würde ich auch sagen,wenn sie mich aufgezogen haben
und dann diese erinnerung von ihr..das war so traurig

und nun der zweite teil:
endlich hat sarah antwort von eduardo bekommen
und er hat sie sogar angerufen..das fand ich total süß
aber warum ihre freunde ihr nicht glauben versteh ich nicht...naja..vielleicht auch nur eifersüchtig^^
der letzte brief von eduardo war einfach nur wunderschön
aber der letzte satz macht mir angst..was hast du nur schon wieder vor?
freu mich auf jeden fall über einen neuen teil von dir
mfg anneCool
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