So, nach etlichen Wochen und wieder einem schmerzhaften Verlust später, habe ich weitergeschrieben!
Seid mir nicht böse, der Teil gefällt mir überhaupt nicht!
Aber jetzt wird es nicht zu lange dauern, bis ein neuer Teil kommt... hoffe ich!
Ich beeil mich auf jeden Fall, versprochen!
Also...urteilt selber! Ãber FB jeglicher Art freue ich mich sehr!
Hegdl
Teil 61
Die nächsten Tage vergingen in eisigem Schweigen. Keiner wollte Jess noch einmal auf seine Pläne anreden, stumm verfolgten alle, wie er jeden Tag ein wenig mehr in seine Taschen packte, kein Wort sprach und dann für Stunden einfach von der Bildfläche verschwand; wohin er ging, wusste keiner von ihnen, doch jeder hatte so eine gewisse Ahnung.
Jess selber fühlte sich in seiner Haut immer unwohler. Er spürte die vorwurfsvollen Blicke der anderen in seinem Rücken, er spürte ihre Angst und ihre Sorge, doch er konnte und wollte sie nicht beruhigen. Statt dessen verschwand er lieber... so war es einfacher, er musste sich nicht mit ihnen auseinandersetzen, musste ihnen keine Fragen beantworten und keine Anschuldigungen über sich ergehen lassen. Er dachte, dass es für alle so am besten wäre.
Auch an seinem vorletzten Tag in Stars Hollow war es nicht anders. Wieder war er früh, sehr früh sogar, aufgewacht, hatte sich wie in den letzten Tagen ans Fenster gesetzt und den Kopf in die noch kühle Luft hinausgesteckt, bis ihm der kalte Morgenwind Tränen in die Augen trieb. Man konnte den Herbst und den herannahenden Winter schon riechen und die kalten Krallen des Windes gruben sich in seine Haut. Doch er genoss es. So paradox es auch klingen mochte, er genoss dieses Gefühl... er brauchte es, es gab ihm die Gewissheit, noch am Leben zu sein.
Vorsichtig schloss er nach einigen Minuten das Fenster wieder, zog sich leise an, um niemanden zu wecken und verlieà noch im Dunkeln das Haus. Automatisch fanden seine FüÃe mittlerweile schon den Weg, den er jeden Tag beschritt, wichen gekonnt Wurzeln und Steinen aus, während er selber mit den Gedanken schon wieder ganz wo anders war. Wie jeden Tag blieb er einige Momente lang stehen, hielt inne, als er an den Steg trat, versank in schönen, wie schmerzlichen Erinnerungen. Es fiel ihm jeden Tag schwerer sich aus dieser Starre zu lösen, zu oft wollte er einfach in den Erinnerungen verweilen. Doch auch heute löste er sich, lieà sich langsam auf den Steg sinken, die Beine frei hängend über dem dunklen Wasser. Manchmal, wenn der Wind leicht das Wasser bewegte, meinte er, noch einmal ihr Gesicht zu sehen. Und jedes Mal fröstelte es ihn, als würde ein Schatten an ihm vorüberziehen.
Auch heute tauchte ihr Gesicht im Wasser auf, doch etwas war anders. Ihr engelsgleiches Gesicht war von einem Schatten überzogen und ihre Augen hatten eine tiefe Traurigkeit angenommen und es schien Jess, als wolle sie ihn bitten nicht zu gehen... es sich anders zu überlegen, hier zu bleiben, an ihrem Ort. Doch so schnell wie dieses Bild aufgetaucht war, so schnell war es auch wieder verschwunden und er versuchte sogleich sich einzureden, dass es nur eine Einbildung gewesen war.
Früher als sonst kehrte er ins Haus zurück, zu sehr hatte ihn Rorys Gesicht verunsichert. Er hatte sich immer wieder versucht einzureden, dass er das Richtige tat, dass sie ihn zumindest verstehen würde.
‚Würde sie das wirklich?‘ fragte eine kleine Stimme in seinem Kopf, leise zwar, doch sehr hartnäckig. Unwirsch schüttelte er den Kopf, strich sich über die Stirn und versuchte diesen Gedanken zu verdrängen. Er hatte seine Entscheidung getroffen... übermorgen würde er in diesen Bus steigen, der ihn in eine ungewisse Zukunft bringen würde... und keiner konnte ihn jetzt noch davon abhalten.
Den restlichen Tag zog er sich in sein Zimmer zurück, wollte mit niemandem sprechen, nichts essen und einfach nur seine Ruhe haben. Nicht einmal auf das wütende Drohen von Alex, noch auf das sanfte Flehen Janets reagierte er. Er zog sich die Decke über den Kopf, legte das Kissen darüber und versuchte erneut, sich ein wenig Schlaf zu holen. Er ahnte, dass er davon bald nicht mehr viel haben würde.
"So ein sturer Dickschädel!" fluchte Alex zum wiederholten Mal und war der geschlossenen Tür einen wütenden Blick zu.
"Na sowas... der Topf hält dem Kessel vor, dass er schwarz ist!"
murmelte Janet so leise, dass auÃer ihr nur Lorelai es hören konnte, welche sofort in leises Gekicher ausbrach, was ihr einen verständnislosen Blick von Luke einbrachte. Doch Lorelai konnte nicht antworten und schüttelte nur den Kopf, noch immer in dem Versuch, das Kichern zu unterdrücken.
"Ich meine... was denkt er sich denn? Morgen ist sein letzter Tag hier und er geht uns vollkommen aus dem Weg!" schimpfte Alex weiter, Lorelais Gekicher völlig ignorierend.
Luke legte ihm vorsichtig die Hand auf die Schulter und dirigierte ihn leicht Richtung Küche. Er ahnte, was in seinem Neffen vorging und so schwer es ihm auch fiel, sie mussten Jess wohl diese Zeit geben. Genau das erklärte er auch Alex, der sich nur widerwillig beruhigen wollte. Immerhin ging es hier um Jess‘ Zukunft, so schwarz diese auch aussehen mochte. AuÃerdem lastete noch etwas anderes auf seinem Herzen und er wusste, dass er es nun bald aussprechen würde müssen... je eher desto besser. Er holte tief Luft, während er sich auf einen Küchenstuhl sinken lieÃ, blickte in die Runde und setzte zum Reden an.
"Ich muss mit euch reden!"
Sofort hatte er die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der anderen, deren Blicke deutlich verrieten, dass sie Angst hatten, vor dem, was nun womöglich kommen würde. Sie alle hatten Jess‘ Ankündigung nicht vergessen, die mit fast den gleichen Worten begonnen hatte.
"Schieà los!" platzte es aus Lorelai heraus, die es sichtlich nicht mehr aushielt, noch länger auf die Folter gespannt zu werden.
"Nun... jetzt, wo Jess in die Armee geht... ich denke... nun ja... wird es für Janet und mich Zeit zurückzugehen..."
Lorelai und Luke blickten sich bestürzt an... daran hatten sie gar nicht gedacht, die beiden waren in den letzten Wochen einfach zu einem fixen Bestandteil geworden. Wieder war es Lorelai, die die Stille durchbrach.
"Aber... das ist doch Blödsinn! Wir wollen nicht dass ihr geht!" ihre Stimme klang schon fast trotzig, was ein leichtes Lächeln auf Alex‘ Gesicht auslöste. Ihn freuten diese Worte wirklich... so ungern er es auch zugab (in dieser Beziehung war er eben wie Jess) er hatte die Stadt und ihre Bewohner fest ins Herz geschlossen, vor allem Lorelai und Luke. Er blickte seine Schwester kurz an, die ihn mit flehendem Blick anschaute. Auch sie wollte nicht weg, das konnte man deutlich sehen.
Zögerlich zuckte er mit den Schultern.
"Nun ja... ich meine... ich will ja auch nicht..."
Lorelai lieà ihn gar nicht ausreden, sondern fiel ihm an dieser Stelle sofort ins Wort
"Na dann wäre das ja geregelt... Janet kann hier auf die Stars Hollow High gehen und du kannst Luke im Laden helfen!" ein Lächeln lag auf ihren Lippen und das allein war schon Grund genug für Alex hier zu bleiben. Schon zu lange hatte Lorelai nicht mehr gelacht... und wenn er sie glücklich machen konnte, indem er mit Janet hierblieb... dann würde er bleiben!
"AuÃerdem ist die Luft hier viel besser als in New York!" fügte er noch grinsend hinzu und machte sich dann auf den Weg zum Telefon, um es seiner Mutter mitzuteilen.