So da es fast Mitternacht ist, poste ich den neuen Teil jetzt noch. Das Kapitel ist nicht beta gelesen und ich hatte auch keinen Nerv mehr, drüber zu sehen. Falls also irgendwelche Fehler auftreten, ihr dürft sie ruhig behalten.
Bin nur froh, dass dieser Tag bald zu Ende ist.
LG Emerson Rose
Teil 31
Als Sarah das Bewusstsein wiedererlangt und unter bohrenden Kopfschmerzen die Augen öffnet, findet sie sich liegend auf dem Boden vor. Um sie herum hört sie aufgeregte Stimmen. Eine davon ist ganz nah und obwohl sie nur verschwommen sieht und es Schmerzen bereitet, dreht sie den Kopf und erkennt ihre Schwester Alyson.
âHey SüÃe, hörst du mich?â
Sarah nickt leicht.
âBleib ganz ruhig liegen. Der Notarzt kommt gleich.â
âWas ist mit dem Baby. Er ist so ruhigâ, flüstert Sarah unter offensichtlich groÃen Anstrengungen.
âBitte reg dich nicht auf, aber wahrscheinlich wird euer Sohn heute noch auf die Welt kommen.â
âEs ist doch viel zu früh, viel zu frühâ, murmelt sie leise, bis die Dunkelheit gnädigerweise erneut seinen Schleier über sie legt.
âIch weià Sarah, ich weiÃ.â Alyson schluchzt und wischt sich die Tränen von den Wangen, die ihre Augen inzwischen in Strömen verlassen.
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âGibt es schon etwas Neues?â Anthony Hemmingwell wirkt abgehetzt, als er aus dem Fahrstuhl steigt und am OP-Eingang seine Tochter und David erblickt.
Letzterer schüttelt nur resigniert den Kopf, während Alyson die derzeitigen medizinischen Informationen der Ãrzte in einfache Worte fasst.
âDas Baby ist schon da. Jetzt versuchen sie die inneren Blutungen bei Sarah zu stoppen. Mit groÃer Wahrscheinlichkeit ist die Milz gerissen. Eine leichte Gehirnerschütterung durch den Aufprall, aber das ist das geringste Problem.â Alyson wundert sich selbst, wie ruhig sie das sagt, denn in ihrem Inneren brodelt es.
David dagegen trägt seine Angst und Sorge offen zur Schau. Wie ein Tiger im Käfig läuft er die Distanz zwischen den Wänden zu beiden Seiten immer wieder hin und her. Den Worten von Alyson hört er kaum zu.
Seine Unruhe wächst langsam ins Unermessliche, seit dem Moment, als ihn eine von Sarahs Mitstudentinnen aus der Vorlesung geholt hat. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend hatte er den aufgeregten Worten der Italienerin Alessa kaum folgen können und war augenblicklich blass geworden, als er registrierte was passiert war. Jetzt spannen ihn die Ãrzte bereits seit zwei Stunden auf die Folter, lassen ihn aber weder zu seinem Sohn, noch können sie ihm genaue Auskunft über den Zustand von Sarah gebenâ¦
Ein dumpfer Knall reiÃt Alyson und Anthony aus ihrer Unterhaltung. David hat seine Faust gegen die Wand geschlagen und lässt sich jetzt mit tränenverschleiertem Blick auf einem der Stühle nieder. Sein rechter Handballen blutet durch den Aufprall, aber er bemerkt es kaum.
âDavid?â Alyson hockt sich vor ihren Schwager und versucht ihn durch sanftes Schütteln in die Gegenwart zu befördern. âBitte hör mir zu. Es wird bestimmt alles wieder gut.â Sie will David keine Angst einjagen, denn die Gesichter der Rettungssanitäter hatten Bände gesprochen.â
âUnd was wenn nicht?â flüstert David und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. âDas Baby ist sieben Wochen zu früh dran, von dem Sturz mal ganz abgesehen. Ich will sie nicht verlieren. Weder Sarah noch unseren Sohn. Das könnte ich nicht ertragen.â
âDu wirst sie nicht verlieren. Sarah ist zäh, sie packt es. Und euer Sohn, klar er hat nicht den idealen Start, aber es ist auch nicht aussichtslos. Die Ãrzte tun ihr Bestes, damit es ihm gut geht. Hab Vertrauen und noch etwas Geduld.â
âDann frage ich mich, warum sie mich nicht zu ihm lassen. Niemand sagt etwas, alle haben nur ausweichende Antworten parat. Aber ok, ich warte. Bleibt mir ja doch nichts anderes übrig.â
âFein.â Alyson atmet auf, dass sie David fürs erste beruhigt hat. âIch hole rasch was für deine Hand. Bin gleich wieder da.â
Sie steht auf und geht zum Schwesternzimmer, wo sie auf Lucy Arketh trifft.
âHi Alyson. Was machst du denn hier? Ist was passiert?â Lucy hat mit einem Mal ein ganz ungutes Gefühl.
âSarah hatte in der Uni einen Unfall. Sie wird gerade operiert. Ich dachte, du wärst dabei. Das Baby ist auch schon geboren, aber niemand kann oder will uns genaueres sagen. David ist drauÃen und geht bald die Wände hoch.â Alyson redet ohne Punkt und Komma.
âGlaub ich gern.â Lucy bleibt nach auÃen hin professionell und ruhig. In ihrem Kopf jedoch überschlagen sich gerade die Gedanken.
âPass auf. Ich habe gerade keine Patienten, also etwas Zeit und werde mich umhören, ob ich was in Erfahrung bringen kann. Ich verspreche, es dauert nur ein par Minuten.â
âDanke dir.â
âNicht dafür. Bis gleich.â
Lucy verschwindet Richtung Kinderfrühchenstation und Alyson lässt sich Verbandsmaterial von den Schwestern geben.
âWar das eben Lucy?â fragt David nach, als sie mit Mull und Pflaster wieder zurück ist.
âJa, sie fragt für uns auf der Station nach. Nicht mehr lang und wir wissen mehrâ, antwortet Alyson und verbindet vorsichtig die Hand.
Wenige Minuten später ist Lucy zurück.
âDavid? Hi.â Sie setzt sich neben ihn.
âHi. Und, gibt es etwas Neues? Wie geht es Sarah und dem Baby?â
âSarah wird immer noch operiert. Aber beruhige dich, es wird alles gut. Die Blutungen konnten gestoppt werden. Sie wird wieder vollkommen gesund. Um euren Sohn kümmern sich gerade mehrer Ãrzte und Schwestern. Dem ersten Anschein nach hat er den Unfall den Umständen entsprechend gut überstanden. Aber er ist sehr klein und die Lungen sind unter anderem noch nicht vollständig ausgereift. Das bereitet meinen Kollegen zurzeit am meisten Sorgen.â
âUnd wann kann ich zu ihm.â David wird mit jedem Wort von Lucy unruhiger und besorgter. Denn soviel weià auch er, in der 33. Schwangerschaftswoche geboren zu werden, ist nicht gerade der ideale Start ins Leben. Im Gegenteil.
âSobald du darfst, hole ich dich ab. Es wird nicht mehr lange dauern. Am besten, ihr geht solange in den Warteraum.â
âEine gute Idee. Danke für alles Lucyâ, klinkt sich jetzt Tony in das Gespräch mit ein.
âKeine Ursache. Bis gleich.â Die junge Ãrztin nickt noch einmal aufmunternd und geht zurück auf die Stationâ¦
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Nach einer weiteren halben Stunde des Wartens, ist es soweit. Ãngstlich und aufgeregt steht David gemeinsam mit Lucy vor der riesigen Glasscheibe, die einen ersten Einblick auf die Frühgeborenenstation gewährt.
âBevor wir jetzt dort reingehenâ, erklärt die Ãrztin leise, âsolltest du einige Dinge wissen. Hinter der ersten Tür befindet sich ein kleiner Raum, wo du dir einen der Kittel aus dem Regal überziehst und die Hände wäschst. AnschlieÃend werden sie desinfiziert und dann erst darfst du auf die eigentliche Station. Das Immunsystem bei so kleinen Babys ist sehr anfällig und wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen.
Die Maschinen und Apparate werden dich im ersten Moment vielleicht erschrecken, dir wahrscheinlich sogar Angst einjagen, aber sie sind wichtig und notwendig. Wenn wir drin sind, erkläre ich sie dir genauer. Bist du bereit?â
David nickt nur, während er in den kleinen Bettchen etwas auszumachen versucht, das ein Baby ist. Ãberall Schläuche, Sonden, blinkende Lichter und jede Menge Knöpfe und Schalter. Ein eiskalter Schauer rinnt über seinen Rücken, wenn er daran denkt, dass auch sein Sohn dort liegt. Es ist so unwirklich.
âDann komm.â Lucy lässt ihm weiter keine Zeit zum nachdenken, sondern geht voran in den besagten ersten Raum, wo David mechanisch, alles nach vorheriger Absprache durchführt. Ansonsten ist sein Hirn wie leergefegt. Einzig und allein diese Schritte, vom Ankleiden bis zum durchschreiten der zweiten Tür, laufen wie eine Dauerschleife in seinem Kopf ab. Immer und immer wieder.
Endlich ist der alles entscheidende Schritt getan. David empfangen unbekannte Geräusche vom leisen piepsen bis zum schrillen Läuten ist alles dabei. Dazu die scheuÃlichen Gerüche nach Krankenhaus, die ihm hier noch intensiver in die Nase steigen.
Vor dem letzten Inkubator im Raum bleibt Lucy schlieÃlich stehen und nickt kurz der Schwester zu, die gerade einige Werte kontrolliert und auf das Krankenblatt schreibt.
âSo, wir sind da.â Vorsichtig öffnet sie eine Klappe des glasähnlichen Kastens.
âHey kleiner Mann, hier ist dein Daddy. Habt ihr euch eigentlich schon für einen Namen entschiedenâ, fragt sie David und schiebt ihn in Richtung der kleinen Ãffnung.
Dieser nickt kaum merklich.
âFein, dann hole ich Stift und Zettel.â
âOk.â Zaghaft steckt David seine Hand in den Inkubator und streicht über das kleine Köpfchen des Babys.
âOh mein Gottâ, murmelt er dabei immer wieder. Sehr klein ist das richtige Wort. Gerade mal eine Hand voll Mensch.
âEs sieht schlimmer aus, als es ist. Glaub mirâ, reiÃt Lucy ihn aus seinen Gedanken und gibt ihm Bleistift und ein kleines Schild.
âHier bitte. Das Geburtsgewicht und die GröÃe habe ich schon eingetragen. Jetzt bist du dran.â
Wieder nur ein angedeutetes Nicken. Die Zahlen auf dem Stück Papier verschwimmen langsam zu einer grauen Masse vor Davids Augen, als er das liest und realisiert, was er insgeheim befürchtet hat. Schwarz auf weià steht es vor ihm. Gewicht: 1610 gr., GröÃe 43 cm. Seine Hand zittert fast unkontrollierbar, als er durch den Tränenschleier hindurch die beiden anderen Zeilen ausfüllt.
Familienname:
Hemmingwell
Vorname:
Liam Stuart
Darauf hatten Sarah und er sich erst vor wenigen Tagen geeinigt. Liam, weil er ihnen gefiel und Stuart nach Sarahs GroÃvater in England.