Ich weiss, es ist noch nicht Sonntag, obwohl wenn ich hiermit fertig bin, vielleicht schon. Dabei sollte ich langsam ins Bett gehen, immerhin muss ich morgen früh um sechs wieder raus zur Arbeit. Na seis drum. Ich werde es überstehen.
Kurzes Re-FB und dann gehts weiter.
@Anne
Zitat:und wehe du schreibst nicht weiter...ich möchte unbedingt, dass du die ff zu ende bringst...egal wieviele leser du hast
Ich werde weiterschreiben, darauf kannst du dich verlassen. Aber wenn ich sehe, dass sich über hundert Leute innerhalb einer Woche die Story ansehen (Klicks) und nur 3 FBs :heul: da sind, das ist echt frustrierend und macht mich auch irgendwie etwas wütend
. Der Tread von Karana hat also nicht wirklich viel bewegt.
Zitat:ich hoffe aber,dass emily keine schäden oder krankheiten hat wie sarah
Das erfährst du in diesem Teil. Also fein weiterlesen.
Danke für dein FB.
@Selene
Zitat:Zitat:
„Wer hat den Namen ausgesucht?“
„Ich Dad. Du weiÃt bestimmt auch warum.“
Habe ich vll. etwas nicht mitbekommen oder vergessen? Bin zur Zeit etwas gestresst und dadurch verwirrt. Hieà Jilliens Mutter, also Sarahs GroÃmutter, Emily? Oder erfahren wir erst das Motiv für den schönen Namen des Babys?
Sorry das ist irgendwie nicht so richtig zur Sprache gekommen. Ich habe ja noch nach einem Namen damals gesucht und bei der Auswahl ist meine Schwester drauf gekommen, das Baby könnte genauso wie Sarahs Mom mit 2. Vornamen heissen. Dass sie Jillien Emily Hemmingwell hies, habe ich auch nur einmal erwähnt, bei dem Kapitel auf dem Friedhof. Die Gravur auf dem Stein. Na ja und Hope, die Hoffnung, das sagt wohl einiges aus, nach der ganzen Sache mit Liam.
@Derya
Zitat:Heyyy
das war ein toller teil!
Klasse, das die Wohnung nun fertig ist!
Die FF ist echt toll, ich freu mich immer wieder über einen neuen Teil!
Liebe GrüÃe
Derya
Freut mich, dass der Teil wieder so gut angekommen ist bei dir. War auch sehr fleiÃig die Woche über und kann euch nun Kapitel 45 vorstellen. Gerade eben erst fertig gestellt und noch nicht beta gelesen. Etwaige Fehler möge man mir also verzeihen oder mich darauf aufmerksam machen. Ich bin immer sehr dankbar was das anbelangt. Wie versprochen, ist der Teil heute auch länger als letzte Woche. Eigentlich sogar der längste Teil, den ich bisher geschrieben habe. Ich hoffe mal, ich erschlage euch nicht mit zu viel Detailkram und für alle Leser, die medizinisch fit sind, ich hoffe es stimmt zum GröÃtenteil.Viel Spaà also.
Teil 45
Dass die letzten Nächte schlaftechnisch reichlich kurz ausgefallen sind, merkt David am nächsten Morgen, als um kurz nach sechs der Wecker klingelt. Grummelnd öffnet er erst ein Auge, schlägt mit der Hand nach dem Verursacher dieser nervenden Töne und dreht sich noch mal um. Das zweite Läuten einige Minuten später, ist zwar melodischer, kann aber nicht so schnell zum Schweigen gebracht werden. Denn das kleine Radio steht auf der Küchenanrichte. Womit David gezwungen ist, aus dem Bett zu kriechen.
Langsam schlurft er ins Bad und stellt sich erst mal unter die Dusche. Das heiÃe Wasser lockert seine verspannte Rückenmuskulatur und weckt die Lebensgeister. Bei den Gedanken an das vergangene Wochenende huscht ein breites Lächeln über sein Gesicht und der bevorstehende Tag sieht gleich viel freundlicher aus. Auch wenn der Blick aus dem Fenster nicht unbedingt ebensolches Wetter verspricht. Ein eisiger Wind weht um die Häuser. Es regnet und der Himmel sieht nach Weltuntergangsstimmung aus.
Trotzdem muss David raus in die Kälte bis zur nächsten U-Bahn Haltestelle, die ihn zu seiner Schule bringt. Zum Glück nicht weit weg.
In der Highschool angekommen, geht es auf direktem Weg zum Direktor. Die Sekretärin schaut von ihrem PC hoch und begrüÃt David.
„Darf man gratulieren Mr. Hannigan?“ Sie kennen sich an dieser eher kleinen Privatschule, weià von den privaten Ereignissen und hat das breite Lächeln ihres Gegenübers richtig gedeutet.
„Ja seit Samstag Früh ist Emily Hope auf der Welt. Gesund und munter.“
„Das freut mich. Sie können jetzt zu Mr. Welling rein“, schickt sie David mit einem Blick auf die Telefonanlage ins Nebenzimmer.
„Mr. Hannigan? Was kann ich für sie tun?“ Der Direktor, ein Mittfünfziger mit vollen graumelierten Haaren und gütigen Gesichtszügen, erhebt sich und reicht David zur BegrüÃung die Hand. „Setzen sie sich doch.“
„Sie haben mir doch angeboten, nach der Geburt meiner Tochter eine Woche Extra-Urlaub zu bekommen“, kommt David gleich auf den Punkt.
„Ja das stimmt.“
„Diese freien Tage bräuchte ich jetzt. Emily ist dieses Wochenende geboren.“
„Meinen Glückwunsch. Sind Mutter und Kind wohlauf? Alles gesund?“ Mr. Welling ist ehrlich erfreut.
„Danke. Ja es geht Sarah und dem Baby den Umständen entsprechend gut. Sie bleiben noch diese Woche in der Klinik. Darum würde ich den Urlaub ab nächsten Montag in Anspruch nehmen wollen. Wenn es in Ordnung geht. Meine Freundin muss ihre Semesterarbeit noch fertig schreiben und benötigt dafür einige ruhige Stunden. Währenddessen ich mich um unsere Tochter kümmere. Und natürlich, damit wir uns zu dritt etwas einleben können.“
„Ja, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als unser Ãltester geboren wurde. Mit einem Baby im Haus verändert sich plötzlich alles. So ein kleines Lebewesen will rund um die Uhr versorgt sein. Egal ob es morgens um zehn ist oder nachts um drei.“ Direktor Welling gerät ins Schwärmen.
„Das kann ich nur bestätigen. Emily hat gleich in der ersten Nacht eindrucksvoll gezeigt, wie sie uns auf Trab halten kann. Darum hoffe ich, dass sie sich in der einen Woche halbwegs gut eingewöhnt.“
„Viel Erfolg dabei. Eine Sache wäre da allerdings noch…“
„Wenn es um den Unterrichtsstoff während meiner Abwesenheit geht, die Unterlagen sind fast fertig.“
„Sehr gut. Aber ich habe eine ganz andere Frage. Ihr Arbeitsvertrag bei uns ist, wie sie wissen, auf ein Jahr begrenzt. Könnten sie sich vorstellen mit ihrer Familie hier nach Washington her ziehen?“
„Tja, ich weià nicht so recht. Sarahs Familie, wir haben eine Wohnung mit im Haus. Es ist also immer jemand da, falls was sein sollte…“ David windet sich wie ein Fisch am Angelhaken. War es richtig seinem derzeitigen Brötchengeber von der neuen Stelle zu erzählen. Besser nicht. Der Vorwand mit Sarahs Familie sollte eigentlich reichen.
„Ich will ehrlich sein. Ihre Vorgängerin, Miss Willows, möchte ganz gegen ihre erste Aussage, wieder hier anfangen zu arbeiten. Natürlich möchten wir sie als Kollegen auch nicht verlieren.“
„Das heiÃt also, sie überlassen mir die Entscheidung, ob ich bleiben möchte, oder nicht?“
„Ja genau.“
„Dann verstehen sie mich jetzt bitte nicht falsch Mr. Welling. Die Arbeit an ihrer Schule gefällt mir ausgezeichnet, das Kollegium ist sehr nett und das ganze Umfeld stimmt auch. Aber mein Leben und das meiner Familie sind in Boston zu Hause. Die Gewissheit, nach dem Jahr dorthin zurückkehren zu können, lässt mich die Wochen allein besser überstehen. Aber vollständig bin ich erst, wenn ich wieder endgültig bei Sarah und Emily sein kann. Deshalb habe ich mich bereits anderweitig beworben und fange ab September an einer integrativen Grundschule in Boston an.“
Es ist raus und David fällt der buchstäbliche Stein vom Herzen. Er hasst Geheimnisse und Lügen, erst recht, vor seinem Vorgesetzten. Doch Mr. Welling reagiert ganz anders als erwartet.
„Dann brauch ich also kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich Miss Willows für das kommende Schuljahr wieder einstelle.“
„Ahm, nein das geht in Ordnung“, stottert David herum und ist leicht perplex.
„Fein. Ich werde sie nachher gleich anrufen und ihnen Mr. Hannigan wünsche ich alles Gute für sich und ihre Familie.“
„Danke“, kann David gerade noch sagen, dann ist er auch schon drauÃen. Es wird ohnehin Zeit. Die Schüler der Abschlussklasse warten auf ihn…
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In Boston wird Sarah derweil von einer Untersuchung zur nächsten gefahren. Das Blutbild vom Vorabend hat erhöhte Entzündungswerte ans Tageslicht gebracht. Das Fieber kommt also nicht von ungefähr.
Gerade verlässt sie in Begleitung einer Krankenschwester die Radiologie, als John Wyle sie einholt.
„Hallo schöne Frau“, begrüÃt er Sarah, grinst verschmitzt und wendet sich dann an die Schwester. „Ich übernehme schon. Danke.“
Hi John, was verschafft mir die Ehre?“ fragt Sarah, während sie langsam den Flur zu den Aufzügen entlang gehen.
„Lucy hat mich gebeten, einen Blick auf deine Testergebnisse zu werfen. AuÃerdem bin ich nachher bei Emilys Untersuchungen dabei.
„Deine Frau hat mir schon gesagt, dass sie noch einiges mit ihr vorhaben.“ Angst schwingt in Sarahs Stimme mit.
„Wir wollen nur sichergehen, dass Emily ok ist und spätere Ãberraschungen ausschlieÃen.“
„Ich weiÃ. Es kann schlieÃlich nicht so weitergehen, dass sie sich jeden Abend die Seele aus dem Leib brüllt und kaum zu beruhigen ist. Schlafen Babys in Emilys Alter nicht den gröÃten Teil des Tages?“
„Meistens schon. Gerade deshalb wollen wir herausfinden, ob ihr etwas fehlt. Bis dahin ruhst du dich am besten etwas aus. Wir sehen uns nachher.“
John bringt Sarah noch bis zu ihrem Zimmer und geht dann weiter zur Neugeborenenstation.
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Der Nachmittag zieht sich für Sarah ewig in die Länge. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Alyson versucht ihre Schwester zu unterhalten bzw. abzulenken. Schlafen kann oder will Sarah nicht, doch für die Ãbersetzung fehlt ihr die Kraft. Das Fieber ist trotz der prophylaktischen Antibiotikagabe noch nicht gesunken.
Endlich, am frühen Abend, betreten Lucy Arketh, John Wyle und Dr. Zimmermann, die Stationsärztin der Neonatologie, das Zimmer.
Sofort wird Sarah noch etwas unruhiger und mulmiger zumute. Denn damals nach Liams Geburt waren es keine guten Nachrichten, die sie überbrachte. Aber Emily ist nicht Liam. AuÃerdem wirkt die Ãrztin sehr entspannt und lächelt Sarah aufmunternd zu, was damals nicht der Fall war.
„Miss Hemmingwell, es freut mich sie wieder zu sehen“, begrüÃt Dr. Zimmermann Sarah dann auch, bevor sie John das Wort überlässt.
„Zu allererst, entspann dich Sarah. Laut der Testergebnisse hast du eine leichte Bronchitis. Also nichts, was wir nicht mit den richtigen Medikamenten in den Griff kriegen. Alle anderen Ergebnisse waren ohne Befund und ich denke, du wirst dich in einigen Tagen wieder besser fühlen.“
„Und was ist mit Emily. Wie geht es ihr?“ Sarahs eigene Diagnose ist für sie eher nebensächlich. Die Sorge und Ungewissheit um Emily dagegen wächst langsam ins Unermessliche.
„Eure Kleine hat sich tapfer gehalten und prima mitgemacht“, fasst Lucy zusammen und schaut dabei noch einmal in ihre Akte. Die Werte sind alle in Ordnung, der leichte Gewichtsverlust nach der Geburt ist auch normal. Wir konnten also bisher keine Ursachen für ihre nächtlichen Schreiattacken finden. Das einzige, was jetzt noch ansteht, ist eine Augenuntersuchung, zu der wir deine Einverständniserklärung brauchen.“ Dabei reicht Dr. Zimmermann Sarah ein zweiseitiges Formular.
„Ich verstehe nicht ganz. Was haben Emilys Augen mit der ganzen Sache zu tun und warum muss ich dazu extra unterschreiben?“
„Wir sind uns nicht sicher“, versucht Dr. Zimmermann zu erklären. „Aber Emily reagiert auf Lichtverhältnisse anders als sie normal sollte. Dazu ihre Medikamenteneinnahme auch während der Schwangerschaft. Die Netzhaut ist äuÃerst empfindlich. Besonders wenn sie zu viel oder zu wenig Sauerstoff bekommt. Eigentlich wird diese Augenuntersuchung nur bei Frühchen vorgenommen, die beatmet werden müssen. Doch ich glaube, dass es vielleicht sozusagen Licht ins Dunkel bringt. Das einzige Problem besteht darin, Emily muss völlig still liegen, was fast unmöglich ist. Darum bekommt sie ein leichtes Beruhigungsmittel und dann die Augentropfen, um die Pupillen zu vergröÃern. AnschlieÃend haben wir ungehindert Einsicht in ihre Augen und auf die Netzhaut.“
„Und wenn sie dabei etwas feststellen.“
„Dann hoffen wir, etwas dagegen unternehmen zu können. Andererseits entwickeln sich die Augen im Laufe der Zeit noch. Es ist also alles offen.“
„Ok.“ Sarah schluckt den Klos und die aufsteigenden Tränen hinunter, schaut noch mal auf das Papier in ihren Händen und fragt dann. „Muss ich gleich unterschreiben?“
Lucy schüttelt den Kopf. „Nein lass dir Zeit, lies dir alles in Ruhe durch und schlaf drüber wenn du der Meinung bist, die Entscheidung nicht gleich treffen zu können. Sobald du soweit bist, sind wir es auch.“
„Danke. Ich würde jetzt viel lieber zu Emily.“
„Das verstehe ich. Die Kleine musste lange genug auf ihre Mom verzichten. Wir sehen uns dann morgen oder übermorgen.“ Dr. Zimmermann und John verlassen schon mal den Raum, während Lucy den Rollstuhl aus der Ecke holt und Sarah dann auf die Neugeborenenstation fährt.
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Eine gute Stunde später hat Sarah die Aufregung und den Stress des Tages fast vergessen. Müde aber glücklich sitzt sie in einem Schaukelstuhl und wiegt Emily, die auf ihrer Brust ruht, in den Schlaf. Unablässig streichelt sie dabei über das kleine Köpfchen, hört ihr leises Atmen und betrachtet die winzigen Händchen näher. An jedem fünf Fingerchen mit bisher kaum sichtbaren Fingernägeln. Stundenlang könnte sie Emily beobachten, streicheln und entdeckt ihr Mädchen dabei immer wieder neu.
Schon jetzt hat Emily genauso braune Augen wie ihr Vater, die sie seit ihrer Flasche Milch nur noch ab und zu mal öffnet. So als wolle sie schauen, ob sie immer noch bei ihrer Mom ist. Denn die vergangenen Stunden waren nicht wirklich lustig. Immer wieder wurde sie abgehorcht, vom Rücken auf den Bauch gedreht, durch Sonden an Maschinen angeschlossen, die nicht gerade leise waren und einmal sogar an einer äuÃerst schmerzhaften Stelle gepiekst. Und das alles von ihr völlig fremden Menschen. Einfach nicht zu fassen!
„Hey Prinzessin, über was denkst du so angestrengt nach? Hmm?“
Emily hat sich im Halbschlaf etwas angespannt, die Stirn in Falten gelegt und die kleinen Hände zu Fäusten geballt.
„Was auch immer du gerade träumst, ich bin bei dir mein Schatz. Dein Daddy, du und ich sind endlich eine Familie und nichts und niemand kann uns jetzt mehr trennen. Denn wir lieben dich über alles. Du kannst ohne Sorge schlafen, ich passe auf dich auf.“
Sarahs leise Worte zeigen Wirkung. Die Anspannung weicht aus Emilys Körper und ein Lächeln umspielt ihre Mundwinkel. Ja, hier gehört sie hin. Der vertraute Geruch, die Stimme, der beruhigende Herzschlag. Ihre Mom…
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Am nächsten Tag in der Mittagspause ruft David in Boston an. Am Nachmittag des Vortages waren noch keine Ergebnisse da und am Abend Sarah nicht in ihrem Zimmer. Kein Wunder also, dass David eine äuÃerst unruhige Nacht hinter sich hat und jetzt die wenigen Minuten zwischen zwei Schulstunden für ein kurzes Telefonat nutzt.
„Na wie geht es meinen beiden Hübschen?“ fragt er, als am anderen Ende abgehoben wird und Sarah sich meldet. Im Hintergrund hört er es leise glucksen und brabbeln. AuÃerdem zwei weitere Stimmen, die er nicht auf Anhieb zuordnen kann.
„Hi Schatz. Wir können nicht klagen. Emily bekommt seit gestern Abend hyperallergene Milch. Die scheint sie besser zu vertragen. Die Nacht war relativ ruhig, haben die Schwestern gesagt. Gerade sind Eliza und James hier und üben schon mal für die Zukunft.“
Sarah schaut beim telefonieren zu ihren Freunden rüber, die ganz verzückt Emily in James Arm betrachten.
„Na dann pass auf, dass sie sie nachher nicht aus Versehen mitnehmen.“
„Sobald ich aufgelegt habe, werde ich ihnen Emily gleich wieder entreiÃen, versprochen“, flachst Sarah.
„Und wie geht es dir mein Sonnenschein? Was sagen die Ãrzte?“
„Nicht viel. Eine leichte Bronchitis, aber John meint, es ist nichts ernstes. Das Fieber ist auch bereits etwas gesunken.“
„Das sind doch gute Neuigkeiten.“
„Ja schon, aber..“
„Was aber?“ David kann die Angst in Sarahs Stimme nur allzu deutlich hören
„Dr. Zimmermann möchte bei Emily noch eine Augenuntersuchung durchführen und ich muss dazu ein Formular unterschreiben. Wegen der Teilnarkose. Ich wollte mir dir darüber nur reden, bevor ich irgendwas tue.“
„Wenn die Ãrzte der Meinung sind, der Test ist notwendig, dann sollten wir ihnen keine Steine in den Weg legen.“
„Ok, dann gebe ich die Unterlagen nachher ab. Es ist ja im Endeffekt nur eine Routineuntersuchung, um mögliche Netzhautschäden ausschlieÃen zu können. Nur Dr. Zimmermann macht mich nervös. Gegen dieses Gefühl kann ich mich einfach nicht erwehren.“
„Ich verstehe deine Sorgen, aber Liam war damals sehr krank. Das ist Emily nicht. Die Ãrzte wollen einfach nur das Beste für sie. AuÃerdem hat sie es dann geschafft. Oder müsst ihr länger im Krankenhaus bleiben?“
„Bis jetzt wurde nichts Gegenteiliges gesagt. Am Freitag darfst du uns abholen.“
„Fein, ich fahre gleich nach dem Mittag los und kann nur hoffen, dass es nicht wieder so lang dauert, wie vergangenen Freitag.“
„Wir werden auf jeden Fall auf dich warten. Dad hat sich zwar angeboten, aber das erste Mal unsere neue Wohnung betreten, diesen Augenblick möchte ich allein mit dir und unserer Tochter teilen.“
„Das möchte ich auch. Jetzt wird es allerdings Zeit für mich. Die Pause ist fast um. Meine Schüler warten. Grüà Eliza und James von mir und gib Emily einen Kuss. Ich liebe dich mein Sonnenschein.“
„Ich liebe dich auch. Bye David.“
Jetzt, da Sarah mit der Entscheidung nicht mehr allein ist, nimmt sie sich die Formulare vom Nachtschrank und setzt nach einem leisen Seufzer ihren Namen unter das Dokument. Eliza hat das Gespräch teilweise mitbekommen und schaut jetzt zu ihrer besten Freundin rüber.“
„Alles in Ordnung SüÃe“
„Ahm ja, ja. Alles bestens. David war am Telefon. Ich soll euch schön grüÃen.“
„Danke.“
„Sag mal, könnt ihr kurz auf Emily acht geben. Ich bringe nur rasch etwas weg. Geht ganz schnell.“
„Ja kein Problem. Ich glaube fast, James möchte sein erstes Patenkind gar nicht wieder hergeben.“ Dabei sieht Eliza ihren Freund schmunzelnd an, der nur entschuldigend grinst.
„Was soll ich machen. Emily hat mich einfach verzaubert.“
„Und dich bereits um ihren niedlichen, kleinen Finger gewickelt. Ich weiÓ, lächelt Sarah und verlässt dann das Zimmer.
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Nach der Abgabe des Formulars ist der Rest reine Routine. Die Augenuntersuchung wird für Donnerstagvormittag angesetzt und Sarah sitzt, wie bereits am Montag, auf glühenden Kohlen.
Immer wieder schaut sie auf den kleinen Wecker, dessen Zeiger sich im Schneckentempo vorwärts zu bewegen scheinen. Das reinste Folterinstrument. Vor ihr auf dem kleinen Schreibtisch liegen ein Schnellhefter und daneben ein aufgeschlagenes Wörterbuch. Ihre Semesterarbeit, die eigentlich viel weiter sein sollte. Immerhin ist in knapp vier Wochen Abgabetermin. Aber Sarah fühlt sich einfach nur elend. Nicht wegen dem Fieber, ihre Temperatur ist seit dem Abend wieder normal. Es ist mehr die Angst vor einer Hiobsbotschaft, als die Sorge, dass bei der Untersuchung etwas schief geht. Langsam hat sie dieses nervenaufreibende Warten so satt und kann mittlerweile gut nachvollziehen, was ihr Dad immer durchstehen musste, wenn sie mal wieder im Krankenhaus war.
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Es ist kurz nach dem Mittagessen, welches Sarah kaum angerührt hat, als Lucy mit Emily auf dem Arm, ihr Krankenzimmer betritt.
„Alles Ok“, lächelt sie und Sarah fällt ein ganzes Gebirge vom Herzen, als sie ihre Tochter an sich nimmt. Emily öffnet nur kurz ein Auge, gähnt dann herzhaft und schläft ungerührt weiter.
„Die Teilnarkose wirkt noch etwas nach, aber spätestens in einer Stunde ist sie wieder putzmunter und quietschfidel. Und wahrscheinlich hungrig.“
„Wäre ich auch, wenn man mir die Flasche Milch zum Frühstück verweigert hätte.“ Zärtlich drückt Sarah ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. Ihre Augen leuchten dabei mit ihrem Lächeln um die Wette.
„Und es ist wirklich alles ok?“ fragt sie Lucy und setzt sich auf die Bettkante.
Die junge Ãrztin zieht sich einen Stuhl heran, bevor sie spricht.
„Die Netzhautuntersuchung, auf die es uns in erster Linie ankam, war ohne Befund. Allerdings sieht es so aus, als wäre Emily hochgradig nachtblind. Wir haben vor dem eigentlichen Test verschieden Lichtverhältnisse ausprobiert. Normalerweise zieht sich die Pupille bei extremer Helligkeit zusammen und öffnet sich, je dunkler es wird. Wie die Linse bei einer Kamera. Emily Augen jedoch tun das nur bis zu einem bestimmten Punkt. Und das dürfte auch der Grund sein, warum sie in der Nacht so unruhig ist und häufig schreit. Mag sein, dass es sich noch verwächst, aber eine regelmäÃige Kontrolle ist auf jeden Fall sinnvoll und angebracht. Spätestens wenn Emily anfängt, ihre Welt auf eigene Faust zu erkunden.“
„Was bedeutet das für uns als Eltern. Müssen wir irgendetwas beachten?“
„Nicht viel. Sorgt für eine ständige Lichtquelle in Emilys Nähe und beobachtet, wenn es soweit ist, ob sie gezielt nach ihren Spielsachen greift oder oft daneben fasst. Alles andere wird die Zeit zeigen.“
„Danke Lucy. Für alles.“ Die Worte der Ãrztin haben Sarah weitestgehend beruhigt, auch wenn ein Rest Sorge bleibt. Aber es ist richtig, die Zukunft können sie jetzt ohnehin noch nicht beeinflussen.
„Nicht dafür.“ Lucy steht auf, packt ihre Unterlagen zusammen und wendet sich zur Tür. „Wir sehen uns morgen noch zur Abschlussuntersuchung und dann spricht nichts dagegen, dass ihr nach Hause. Alle anderen Nachsorgetermine für dich und Emily schreibe ich dir dann auf. Bis dahin noch einen schönen Tag.“
„Ok. Bye.“ Sarah schaut Lucy kurz nach und dann auf Emily in ihren Armen. „Hast du gehört mein Engel, wir dürfen nach Hause. Zu Grandpa Anthony und Grandma Jenny und Scoutch und deinen vielen Tanten und Onkel…“
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„Hallo mein Sonnenschein.“
Es ist doch fast sieben Uhr geworden, aber jetzt steht David im Türrahmen und strahlt Sarah an.
„Hi. Komm rein. Wir sind gleich soweit.“
Das lässt sich David natürlich nicht zweimal sagen. Flink gibt es Sarah einen Kuss und setzt sich dann neben sie. Emily trinkt gerade den letzten Rest Milch aus ihrer Flasche und hat die Augen nur noch halb offen. Nachdem sie den Tag über ihre Mom auf Trab gehalten hat, wird es jetzt Zeit für eine anständige Mütze voll Schlaf. Auch wenn man dabei das Abendessen halb verpennt.
Neben dem Bett steht eine rosa und gelb karierte Babyschale und auf dem Wickeltisch liegen Jacke, Mütze und Handschuhe bereit. Alles in GröÃe 50. Auch wenn Emily in der einen Woche hier im Krankenhaus zugenommen hat und nun 2900 gr. wiegt, sie ist immer noch nur 48 cm groà und damit ein zierliches kleines Mädchen.
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„Möchtest du sie anziehen?“ Sarah hat Emily mittlerweile auf die Decke gelegt und schaut ihren Freund jetzt erwartungsvoll an.
Dieser zuckt nur einmal mit der Wimper. „Ãhm, klar.“
Etwas unbeholfen und vorsichtig kleidet David seine schlafende Tochter an. Es ist eben doch ein kleiner Unterschied ob es sich, wie bei dem Vorbereitungskurs, den er in Washington besucht hat, um eine Puppe handelt oder um einen lebendigen Menschen. Aber er meistert seine neue Aufgabe mit Bravur.
Sarah sucht währenddessen die letzten Sachen im Zimmer zusammen und verstaut sie in ihrer kleinen Reisetasche. Noch ein Rundblick. David trägt die Babyschale mit Emily, Sarah den Handkoffer. Es kann losgehen.
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